Skull-Ranch 6 - Frank Callahan - E-Book

Skull-Ranch 6 E-Book

Frank Callahan

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Beschreibung

Pferdediebe

Die Dunkelheit hat sich über das Land gesenkt wie ein schwarzer Schleier. Es ist Nacht geworden im Bluegrass Valley, und keiner der Menschen auf John Morgans Ranch ahnt, dass schon bald wieder der Teufel los sein wird. Wie lautlose Schemen bewegen sich zwei Männer durch das Tal. Sie gleichen schleichenden Pumas, als sie sich den Korrals der Skull-Ranch nähern.
Die zwei sind auf der Flucht. Sie haben geraubt und gemordet, und sie müssen alles auf eine Karte setzen, um dem Galgen zu entrinnen. Sie brauchen Pferde, frische, ausgeruhte Tiere. Der Zufall hat die beiden Banditen ins Bluegrass Valley geführt. Und sie wissen nicht, dass sie drauf und dran sind, einem Tiger auf den Schwanz zu treten ...

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Inhalt

Cover

Impressum

Pferdediebe

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2018 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Faba/Bassols

eBook-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-8326-3

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Pferdediebe

von Frank Callahan

Die Dunkelheit hat sich über das Land gesenkt wie ein schwarzer Schleier. Es ist Nacht geworden im Bluegrass Valley, und keiner der Menschen auf John Morgans Ranch ahnt, dass schon bald wieder der Teufel los sein wird. Wie lautlose Schemen bewegen sich zwei Männer durch das Tal. Sie gleichen schleichenden Pumas, als sie sich den Korrals der Skull-Ranch nähern.

Die zwei sind auf der Flucht. Sie haben geraubt und gemordet, und sie müssen alles auf eine Karte setzen, um dem Galgen entrinnen zu können. Sie brauchen Pferde, frische, ausgeruhte Tiere. Der Zufall hat die beiden Banditen ins Bluegrass Valley geführt. Und sie wissen nicht, dass sie drauf und dran sind, einem Tiger auf den Schwanz zu treten …

Wie zwei lautlose Schemen bewegen sich die beiden Männer durch das hüfthohe Gras. Dunkelheit hüllt sie ein. Die funkelnden Sterne gleichen Diamanten auf einem schwarzen Samtkissen.

Von irgendwoher kommt der klagende Ruf eines Käuzchens. Die beiden Männer verhalten und lauern in die Nacht.

Nur wenige hundert Yards entfernt sind die Umrisse eines Ranchgebäudes zu erkennen. Hinter einem Fenster im Erdgeschoss brennt Licht.

Jorge Bandura fährt sich durch seinen verwilderten Vollbart.

Er wendet sich seinem Kumpan Slim Whitey zu.

»Der Pferdekorral ist da drüben, Slim«, flüstert er. »Da klauen wir uns ein paar Gäule. Und dann werden wir dem verdammten Aufgebot eine Nase drehen.«

Die beiden Halunken gleiten fast lautlos auf den Korral zu. Es ist nicht das erste Mal, dass sie Pferde stehlen, und schon nach wenigen Minuten haben sie mit ihren Lassos zwei prächtige Pferde eingefangen.

Die beiden Halunken ziehen die Tiere hinter sich her und befinden sich bald außerhalb des Korrals.

Sie haben sich kaum auf die Pferderücken geschwungen, als eine harte Stimme aufklingt:

»Nur keine falschen Bewegungen, Gentlemen!«

Die beiden Pferdediebe sitzen wie erstarrt auf den tänzelnden Tieren. Sie sehen einen hochgewachsenen Mann, der wie ein Schatten aus der Dunkelheit aufgetaucht ist.

Drohend ist ein Revolver auf sie gerichtet. Der Mann hinter dem Revolver sieht so aus, als könne er mit der Waffe auch hervorragend umgehen.

Und dieser Bursche ist Chet Quade, einer der wichtigsten Männer der Skull-Ranch. Ein Mann, der schon fast alle Tricks gelernt hat und dabei manche bittere Lektion schlucken musste.

Sein harter Blick ist auf die beiden Pferdediebe gerichtet, die sich in diesen Sekunden vor ihrem ersten Schock erholt haben. Jorge Bandura beginnt sogar zu grinsen, während sich seine rechte Hand vorsichtig dem Revolver nähert. Da es die abgewandte Seite von Quade ist, kann dieser die Bewegung mehr ahnen, als sehen.

»Los, runter von den Pferden«, schmettert Chet Quades Stimme in die Stille. »Und denkt daran, dass ihr bei der geringsten falschen Bewegung zwei tote Pferdediebe seid. Ich …«

Die beiden Outlaws setzen in diesem Moment alles auf eine Karte. Sie treiben die beiden Pferde brutal an, die hochsteigen und dadurch ihre Reiter verdecken.

Chet Quade schießt nicht. Das Risiko ist ihm zu groß. Er denkt an die kostbaren Pferde. Deshalb wirft er sich mit einem kühnen Sprung zur Seite und entgeht so den Pferdehufen, die auf die Stelle treffen, wo er gerade noch stand.

Die beiden Banditen haben längst ihre Revolver gezogen und feuern auf Quade, der sich über den Boden rollt und so dem heißen Blei entgehen kann.

Immer noch schießend, jagen die beiden Pferdediebe in die Dunkelheit hinein und werden innerhalb von wenigen Augenblicken von ihr verschluckt.

Chet Quade erhebt sich fluchend, senkt seinen Revolver und läuft zum Ranchhaus hinüber, wo sein gesatteltes Reitpferd steht. In ihm ist eine grimmige Wut, weil er sich von den beiden Hombres wie ein Anfänger hat hereinlegen lassen.

Einige Männer kommen ihm entgegen.

John Morgan, der Boss der Skull-Ranch lässt seine Winchester sinken, als er Quade erkennt.

»Was ist los Chet?«, fragt der ehemalige Major der Konföderierten-Armee. »Warum ballerst du hier durch die Gegend? Gibt es einen neuen Indianeraufstand?«

Chet Quade grinst, obwohl er vor Wut fast platzt. Und dann berichtet er, was passiert ist. Und er verschweigt dabei auch nicht die Fehler, die er selbst gemacht hat.

Und schließlich sagt er:

»Ich hole die Tiere zurück, John. Es war ja auch mein Fehler. Hätte ich mich nicht überlisten lassen, dann …«

Er verstummt schulterzuckend, wendet sich ab und geht zu seinem Pferd. Er schwingt sich wie ein Indianer in den Sattel und dies ist auch kein Wunder, denn Quade ist zu einem Viertel Comanche. Seine Großmutter war eine Comanche-Squaw.

Gleich darauf verschwindet Chet Quade in der Dunkelheit. Bald verklingen die Hufschläge seines Pferdes.

John Morgan nickt mehrmals. Er weiß, dass der ehemalige Revolvermann seinen Fehler wieder gutmachen wird.

»Na, hast du ausgeschlafen, Smoky?«, fragt John Morgan und mustert den Ranch-Koch von der Seite.

Doc Smoky gähnt. Dabei legt sich sein verwittertes Piratengesicht in zahlreiche Falten. Er schiebt seinen alten Lederhut in den Nacken und macht den Mund zu.

»Sicher, Boss«, grinst der Oldtimer. In seinen Falkenaugen funkelt es belustigt. »Wir haben Brazos’ Geburtstag zünftig gefeiert. Es wundert mich nur, wo unser Riesenbaby bleibt.«

John Morgan schüttelt leicht den Kopf.

»Er ist noch nicht aufgetaucht. Auch Shorty nicht. Hoffe nur, dass die beiden Jungs sich nicht übernommen haben, denn ich habe einen Auftrag für euch.«

Doc Smoky grinst und zeigt dabei seine braunen Zähne. Er ist stolz darauf, trotz seines Alters noch keine einzige Zahnlücke zu haben.

»Auftrag?«, fragt er grinsend. »Fein, Boss. Wird uns gut tun, endlich wieder einmal eine andere Luft zu schnuppern, obwohl wir uns natürlich hier auf der Ranch sehr wohl fühlen.«

John Morgan nickt und blickt dann auf einen schwergewichtigen Mann, der um die Ecke des Ranchhauses biegt und sich dabei den Kopf hält, als leide er unter großen Schmerzen.

»Heiliger Rauch«, stöhnt der Riese von einem Mann. »In meinem Schädel muss sich ein ganzes Bienenvolk niedergelassen haben. Da drinnen summt und dröhnt es. Möchte nur wissen, was du in den Whisky getan hast, Pfannenschwenker?«

Doc Smoky kratzt sich am Kopf und wirft dem Cowboy einen beschwörenden Blick zu, denn dieser hat John Morgan überhaupt noch nicht gesehen.

John Morgan hat einige Mühe, ein Lächeln zu unterdrücken.

»Du hast wohl zuviel gefeiert, Brazos?«, fragt er dann mit lauter Stimme.

Brazos fährt herum und presst beide Hände gegen die Ohren. Ein trockenes Würgen kommt aus seiner Kehle. »Wie die Posaunen von Jericho«, stöhnt er dann. »Heh, Boss, warum schreien Sie so?«

Ehe der Boss der »Bull-Skull-Ranch« etwas entgegnen kann, taucht ein weiterer Mann auf.

Er sieht aus wie ein unscheinbarer Wicht, ist sehr klein und watschelt wie eine Ente heran.

Es ist Shorty.

Er und Brazos sind die dicksten Freunde, die man sich überhaupt vorstellen kann. Sie haben schon viele Abenteuer gemeinsam erlebt und reiten seit vielen Jahren zusammen.

Und sie haben mit John Morgan vor Monaten den rauen Trail gewagt, als dieser eine Rinderherde von Kansas bis hierher in dieses herrliche Blaugrastal im Herzen Colorados trieb.

Der kleine Shorty bleibt stehen und mustert seinen Freund, der ungefähr zwei Köpfe größer ist als er.

»Es ist immer dasselbe, Boss«, sagt er grinsend zu John Morgan. »Unser Großer da will immer beim Trinken mithalten. Was dabei herauskommt, sehen Sie nun. Ich hatte Brazos aber gewarnt. Ich ahnte, dass er diese Pumaspucke nicht vertragen würde, doch wie so oft wollte er wieder einmal nicht auf mich hören.«

Brazos knurrt in diesem Moment wie ein Bär, dem man einen vollen Honigtopf weggenommen hat. Doch dies kann den kleinen Cowboy nicht beeindrucken.

Shorty stellt sich auf die Zehenspitzen und klopft seinem großgewachsenen Freund lässig auf die Schulter.

»Nimm’s nicht so tragisch, alter Junge«, klingt sein helles Stimmchen auf.

»Genug, Jungs«, sagt nun John Morgan. »Ich habe einen Auftrag für euch, und ihr werdet euch innerhalb weniger Minuten auf die Socken machen, sonst werde ich verdammt ungemütlich.«

Die drei Männer nicken, während ihre Gesichter ernst werden. Sie blicken John Morgan an.

»Ich habe in Salida einen Mustang gekauft, und zwar schon vor drei Wochen. Ein Rassepferd, das der Vater einer Zucht werden soll. Ich konnte den Mustang nicht mitnehmen, da ich das Geld noch nicht flüssig hatte. Ihr sollt dieses Tier in Salida abholen und bezahlen.«

Shorty grinst und blickt Brazos an.

»Ich dachte immer, dass Brazos hier den Zuchthengst abgeben soll«, sagt er ernst.

Das Gesicht des bulligen Cowboys bekommt die Farbe einer überreifen Tomate. Seine gewaltige Hand saust nach vorn und packt den kleinen Shorty am Hemdkragen.

Der Cowboy stößt einen gellenden Schrei aus, als er plötzlich den Boden unter den Füßen verliert.

Doc Smoky handelt schnell. Er tritt Brazos so fest gegen das Schienbein, dass dieser Shorty loslässt und gleichzeitig, wie ein indianischer Medizinmann auf einem Bein herumzuhüpfen beginnt.

John Morgan wird ärgerlich.

»Wenn ihr nicht sofort vernünftig werdet, Jungs«, schreit er, »dann werdet ihr mich einmal richtig kennen lernen.«

»Schon gut, Boss«, meint Doc Smoky. »Wir reiten sofort los. Was soll denn dieser Teufelshengst kosten?«

»Zweitausend Dollar, Smoky. Bring mir nur das Geld wohlbehalten nach Salida, sonst ist das Tier für uns verloren. Noch einmal kann ich diese Summe nicht aufbringen.«

Die drei Cowboys nicken.

»Sie können sich auf uns verlassen, Boss«, verspricht der Oldtimer. »Wir bringen das Pferd wohlbehalten zur Ranch.«

Eine halbe Stunde später sind die drei Cowboys unterwegs auf dem Weg nach Salida.

Chet Quade muss sich schon wieder eingestehen, dass er die beiden Pferdediebe unterschätzt hat. Sie haben es so geschickt verstanden, ihre Spuren zu verwischen, dass der ehemalige Revolvermann nur sehr langsam vorwärtskommt.

Längst ist es Tag geworden.

Leichter Bodennebel hüllt den einsamen Reiter ein, der durch die unwegsame Wildnis von Colorado reitet. Die ersten Strahlen der aufgehenden Sonne fallen flach über das wilde Land.

Chet klettert aus dem Sattel.

Dann läuft er einige Schritte zu Fuß und hofft, endlich einen Hinweis zu finden, der ihn weiterbringen wird.

Chet Quade bückt sich in diesem Moment, denn er hat einen Stein entdeckt, der aus seiner Vertiefung hervorgerissen worden war. Diese Bewegung rettet ihm das Leben.

Die ihm zugedachte Kugel fährt nur um Haaresbreite an seinem Kopf vorbei und schmettert gegen einen Felsbrocken. Dann rollt auch schon der Donner der Explosion heran.

Der ehemalige Revolvermann kennt keine Schrecksekunde. Blitzschnell wirft er sich zu Boden und rollt sich dann hinter einem Felsvorsprung, während die Stelle, an der er gerade noch gelegen hat, von heißem Blei umgepflügt wird.

Chet Quade hat seinen Revolver gezogen. Vorsichtig späht er hinter dem Felsen hervor, muss jedoch sofort wieder seine Nasenspitze zurücknehmen, denn eine Kugel wimmert heran und klatscht gegen den Felsbrocken.

»Hell and devil«, flucht Quade. Er weiß, dass er dem Tod nur ganz knapp entgangen ist. Wenn der heimtückische Schütze nur wenige Sekundenbruchteile früher geschossen hätte, dann wäre es um Quade geschehen gewesen.

Er weiß nun auch, dass er nicht nur mit Männern zu tun hat, die Pferde gestohlen haben, sondern mit zwei ganz hartgesottenen Burschen, denen ein Menschenleben nicht viel gilt.

Sekunden werden zu Minuten. Quade kauert noch immer hinter seiner Deckung. Längst sind die Schüsse verstummt. Heiß brennt die höher steigende Sonne in Chets Nacken.

Chet Quade fühlt eine brennende Ungeduld durch seinen Körper ziehen. Doch er weiß auch, dass eine unvorsichtige Bewegung sein sicheres Ende bedeuten kann.

Wahrscheinlicher aber ist, dass die beiden Pferdediebe schon längst ihre Flucht fortgesetzt haben.

Quade wartet noch einige Minuten, ehe er seinen Stetson auf den Revolverlauf stülpt und diesen dann über den Felsen hebt. Kein Schuss fällt. Die trügerische Ruhe hält an.

Quade blickt zu seinem Pferd hinüber, das dort an einigen Grashalmen zupft, die ihr kümmerliches Dasein zwischen einigen Felsspalten fristen.

Chet pfeift seinem Pferd, das den Kopf hebt, mit den Ohren zu wackeln beginnt und dann herantrabt. Dabei stößt es ein zufriedenes Wiehern aus, als freue es sich, seinen Herrn gesund und munter vorzufinden.

Der zweite Mann der Skull-Ranch schwingt sich in den Sattel und reitet zu der Stelle hinüber, von wo die hinterhältigen Schüsse gefallen waren.

Chet Quade ist voller Konzentration und hält seinen Revolver in der Faust.

Er findet auch bald die Stelle, von wo aus auf ihn geschossen worden war. Leere Patronenhülsen verraten den Ort.

Der stahlharte Kämpfer sucht nach weiteren Spuren und findet diese auch. Die beiden Pferdediebe müssen hier eine kurze Rast eingelegt haben.

Und er war ihnen genau vor die Läufe der Gewehre geritten.

Chet Quade nimmt erneut die Verfolgung auf. Er wird jedoch diese Hundesöhne keine Sekunde länger unterschätzen. Dies hat er sich in den letzten Minuten geschworen.

»Zuerst genehmigen wir uns ein paar Drinks, Jungs«, klingt Brazos’ tiefe Stimme auf. »Ich gebe einen aus. In ein paar Stunden sind wir in Salida. Ist jemand von euch schon einmal in diesem Ort gewesen?«, fragt der bullige Cowboy.

Doc Smoky schiebt seinen riesigen Lederhut in den Nacken und schüttelt dann den Kopf.

»No, mein Bester. Ich bin noch niemals in meinem Leben in Salida gewesen. Und mit den Drinks wird es auch nichts, Brazos.«

Brazos wirft dem Koch der »Bull-Skull-Ranch« einen schiefen Blick zu, dann stößt er ein meckerndes Gelächter aus, das an einen Ziegenbock erinnert.

»Das ist doch nicht dein Ernst, Smoky«, feixt er. »Ich verbrenne innerlich und du willst, dass ich mir keinen hinter die Binde kippe. Sag mir ganz schnell, dass es einer deiner verdammt komischen Scherze gewesen ist.«

Smoky grinst über sein verwegenes Piratengesicht.

»Du bist ja noch immer voll von der gestrigen Geburtstagsfeier. Ein Schluck würde genügen, und dann hätten wir die Bescherung. Nein, mein Lieber, schlag dir nur diese Gedanken wieder aus dem Kopf. Daraus wird nichts.«

Ehe Brazos etwas entgegnen kann, vernehmen die beiden Streithähne den erschrockenen Aufschrei von Shorty und fahren herum. Sie sehen ihren Gefährten, der beide Hände in Schulterhöhe hebt und wie erstarrt im Sattel sitzt.

Dann erkennen sie auch den Grund. Ihre Gesichter werden fahl wie Leichentücher, denn vor ihnen sind drei Burschen aufgetaucht, die ihre Halstücher vor Mund und Nase gezogen haben.

Die Revolver in den Fäusten reden eine eindeutige Sprache. Und diese rauen Gesellen sehen ganz danach aus, als können sie mit den Colts auch umgehen.

Die drei Cowboys der Skull-Ranch blicken in hart funkelnde Augenpaare. Der Atem des Todes weht zu ihnen herüber. Sie wissen, dass ihr Leben an einem seidenen Faden hängt.

»Nehmt nur eure Patschhändchen in die Höhe, Jungs«, knarrt eine dunkle Stimme. »Gut, so ist es richtig. Und denkt daran, dass wir euch mit Blei füllen wie eine Weihnachtsgans, wenn ihr auch nur eine unvorsichtige Bewegung macht.«

Doc Smoky nickt.

»Sicher, Jungs«, sagt er und versucht, seine Stimme unter Kontrolle zu bekommen. »Wir sind friedliche Cowboys, die ihres Weges ziehen. Sehen wir vielleicht nach großen Reichtümern aus?«

Der Koch der »Bull-Skull-Ranch« lächelt verzerrt. Dabei lässt er keinen Blick von diesen rauen Gesellen.

»Wir nehmen auch ›kleine‹ Reichtümer, Alter«, knurrt der eine Bandit, über dessen Handrücken sich eine tiefe Narbe zieht. Unwillkürlich prägt sich Doc Smoky dies ein.

»Los, runter von den Gäulen!«, befiehlt einer der anderen Banditen. »Bewegt euch ein bisschen schneller, Jungs. Wir haben nicht viel Zeit, wie ihr euch denken könnt. Vamos, Amigos!«

Was bleibt den drei Cowboys anderes übrig, als sich aus den Sätteln zu schwingen? Sie fluchen dabei, und Doc Smoky denkt an die zweitausend Dollars, die er in seinem Stiefelschaft versteckt hat.

Wie armselige Sünder stehen sie da, während zwei der Banditen die Satteltaschen durchwühlen, jedoch kein Geld finden. Dann werden die Taschen der drei Cowboys geleert.

Doch es sind auch nur einige Dollarmünzen, die dort zum Vorschein kommen.

Einer der Wegelagerer kratzt sich mit dem Revolverlauf unterm Kinn. In seinen Augen funkelt heißer Zorn.

»Fehlanzeige«, knurrt ein anderer. »Diese Kerle da sind arm wie Kirchenmäuse. Hätten wir uns eigentlich denken können.«

Doc Smoky nickt bejahend und zuckt dann leicht zusammen, als er den gierigen Blick des Burschen sieht, der an seinen fast neuen Stiefeln hängen bleibt.

Heiliger Rauch, denkt Smoky, hoffentlich hat es dieser Hundesohn nicht auf meine Stiefel abgesehen, denn dann findet er auch noch die zweitausend harten Bucks.

Doch es ist schon geschehen.

»Zieh deine Stiefel aus, Großvater«, zischt der Bandit. Sein Colt zuckt leicht nach vorn, um seine Worte zu unterstreichen. »Die Dinger sind fast neu und werden mir bestimmt passen.«