Skull-Ranch 78 - Hal Warner - E-Book

Skull-Ranch 78 E-Book

Hal Warner

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Beschreibung

Roy Gidding sieht die Gestalten verschwommen im Wasserspiegel des kleinen Creeks, der sich hier am Fuß des Berges zu einem Becken gestaut hat. Indianer! Der hochgewachsene, breitschultrige Mann mit dem ausdruckslosen Pokerface bleibt völlig ruhig.
"Nicht umdrehen!", raunt er seinen Gefährten zu, während er unauffällig hinter seinem Pferd in Deckung geht. "Wir werden beobachtet, Freunde!"
Es ist nicht der erste Zwischenfall mit Rothäuten, seit der Outlaw mit seinen Kumpanen beim Straßenbau untergetaucht ist. Und die Postkutschen-Linie wird noch mehr Blut kosten...


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Inhalt

Cover

Todesfahrt ins Bluegrass Valley

Vorschau

Impressum

Todesfahrt ins Bluegrass Valley

von Hal Warner

Roy Gidding sieht die Gestalten verschwommen im Was‍serspiegel des kleinen Creeks, der sich hier am Fuß des Berges zu einem Becken gestaut hat. Indianer! Der hoch‍gewachsene, breitschultrige Mann mit dem ausdruckslo‍sen Pokerface bleibt völlig ruhig.

»Nicht umdrehen!«, raunt er seinen Gefährten zu, während er unauffällig hinter seinem Pferd in Deckung geht. »Wir werden beobachtet, Freunde!«

Es ist nicht der erste Zwischenfall mit Rothäuten, seit der Outlaw mit seinen Kumpanen beim Straßenbau unterge‍taucht ist. Und die Postkutschen-Linie wird noch mehr Blut kosten ...

Levi Duggan hebt den Kopf. Er war soeben dabei ein Wasserfass zu füllen.

»Von wem?«, fragt er beunruhigt.

»Rothäute! Hinter uns, auf dem Hügel. Mach weiter, verdammt! Sie dürfen nicht merken, dass wir sie schon entdeckt haben.«

Duggan flucht unterdrückt. Man kann seinem bleich gewordenen Gesicht ansehen, dass er Angst bekommen hat und sich in seiner Haut plötzlich nicht mehr wohlfühlt.

Auch Rob North wird nervös. Er ist ein gedrungener Bursche mit krausen Haaren, einer platten Nase und wulstigen Lippen. Hätte er nicht helle Haut, könnte man ihn glatt für einen Schwarzen halten.

»Jetzt sehe ich sie auch!«, flüstert er, indem er wie gebannt ins Wasser starrt, auf dessen leicht gekräuselter Oberfläche sich der mit Buschwerk bewachsene Hügel spiegelt. »Das können nur Kiowa sein, verflucht!«

Die flache Kuppe ist fast kahl. Dort sitzen, gerade auf Distanz eines Gewehrschusses, vier halbnackte Krieger auf ihren struppigen Mustangs und beobachten in regloser Haltung die drei nun nicht mehr ahnungslosen Weißen.

Roy Gidding sagt nichts mehr. Geduckt verschwindet er hinter einen knorrigen Baum, in den Fäusten seine Spencer, die er rasch aus dem Scabbard gezogen hat.

Er betätigt den Ladehebel, hebt das Gewehr an die Wange und zielt auf die nackte Brust eines Kiowa, bekommt sie genau vor die Mündung und krümmt den Finger am Abzug.

Knallhart bricht sich der Schuss.

Doch die Kugel geht wider Erwarten ins Leere. Ein Sonnenstrahl muss sich auf dem Gewehrlauf reflektiert und die Indianer gewarnt haben. Jedenfalls haben sie blitzschnell ihre Pferde gewendet und sind von der Bildfläche verschwunden.

Nur noch eine gelbliche Staubwolke hängt über dem Platz, an dem sie soeben noch zu sehen waren.

Mit einer Verwünschung lässt Gidding die Spencer sinken, lauscht sekundenlang dem klopfenden Hufschlag, der sich eilig nach Norden entfernt.

»Los, ihnen nach!«, ruft er dann unternehmungslustig. »Wir schnappen uns die Schufte!«

Er läuft zu seinem Pferd und schwingt sich in den Sattel, während sich seine Gefährten nicht entschließen können, seinem Beispiel zu folgen.

»Na, was ist?«, herrscht er sie an. »Habt ihr Angst vor ein paar stinkenden Rothäuten? Wenn es sein muss, jage ich sie allein zur Hölle!«

Da springen auch Duggan und Rob North auf ihre Pferde und folgen Gidding, der sein Tier hart antreibt.

Er kommt aus den Sawatch Mountains, ein großer, sehniger Mann, dessen Gesicht so verwittert ist wie die zerklüfteten Felsen ringsum. Er trägt abgeschabte Hirschlederkleidung und eine alte Fellmütze mit einem baumelnden Waschbärenschwanz. Seine Waffen scheinen auch schon bessere Tage gesehen zu haben, obwohl sie tadellos gepflegt sind.

Sein verwildertes Aussehen, zu dem seine Bartstoppeln noch beitragen, täuscht. Wer in seine Augen blickt, weiß sehr schnell, dass es ein Fehler wäre, diesen erfahrenen Bergläufer zu unterschätzen.

Ein Mann, so hart wie die Wildnis selbst.

Neben seinem Pferd, mit dem er wie verwachsen scheint, läuft ein großer, einem Wolf sehr ähnlicher Hund her.

Und dieser Hund bleibt augenblicklich stehen, als der Reiter jetzt anhält und in das weite Tal hinunterblickt, das sich hier, in den Ausläufern des Gebirges, den Augen des Beschauers öffnet.

Es ist das Bluegrass Valley. Ein gewaltiges Becken mit wogenden blauschimmernden Grasflächen, denen es seinen Namen verdankt. Durchbrochen von kleineren und größeren Waldinseln, silberklaren Creeks und kleinen Seen, und umschlossen von den grandiosen Bergen Colorados, die wie Monumente in den Himmel ragen.

Früher konnte der Mann in Hirschleder, wenn er auf diesem Weg aus den Bergen kam, auf der Nordwestseite des Tales weidende Antilopen und anderes Wild sehen. Jetzt ist dies nicht mehr der Fall.

Er sieht Menschen statt Wild, klein wie Punkte von hier oben aus betrachtet. Und vor allem sieht er das helle Band, das die Prärie wie eine frische Narbe durchschneidet.

Da unten wird eine Straße gebaut. Eine Straße, auf der bald die erste Postkutsche rollen soll, um die wenigen Ansiedlungen rings um das Bluegrass Valley, die bis dahin oft nur schwer zu erreichen waren, mit der Außenwelt zu verbinden.

Ja, Wells Fargo hat beschlossen, in diesem fernen Teil Colorados eine Zweiglinie zu eröffnen und damit für die Bewohner dieser Gegend sowohl eine Verbindung ins Grand Mesa-Land zu schaffen als auch eine nach Pueblo, wo es einen Anschluss an die Eisenbahn nach Denver gibt, der Hauptstadt Colorados.

Es ist bereits alles vermessen, die Strecke mit Pfählen genau abgesteckt. Und nun sind Arbeitstrupps dabei, das geplante Vorhaben zu verwirklichen.

Dem Mountain-Mann sind die Pläne von Wells Fargo nicht unbekannt. Trotzdem staunt er, wie weit der Bau der Straße bereits fortgeschritten ist. Sie durchzieht schon den größten Teil des Tales und wird bald den Einschnitt zwischen den Bergen erreichen, auf dem man nach Hotdog City kommt.

Und wenn ihn nicht alles täuscht, sind an einem kleinen See im Norden des Bluegrass Valley einige Männer damit beschäftigt, aus frisch gefällten Bäumen ein stabiles Blockhaus zu errichten. Dort soll anscheinend eine Station für den Pferdewechsel entstehen.

Der wettergegerbte Raubwildjäger seufzt. Fast wehmütig denkt er an die Zeit zurück, als dieses prächtige Land noch völlig unberührt war, als es noch ausschließlich von Indianern durchstreift wurde und er es als erster Weißer betrat.

Ein weißer Fleck auf der Landkarte war es zu jener Zeit, seit der sich eine Menge verändert hat. Anstelle von Bisons weiden nun Rinder im Tal, die Longhorns der Skull-Ranch, die von ihrem Besitzer John Morgan vor einigen Jahren mühsam aufgebaut wurde.

Er selbst hat damals dem Rancher dieses Tal gezeigt.

Nach John Morgan kamen noch andere Siedler und vor allem die Goldgräber, von denen sich mittlerweile viele entschlossen haben, für immer im Land zu bleiben.

Und, nicht zu vergessen, die hübsche Schafzüchterin Myriam, die er nicht mehr missen möchte.

Nun soll also das Bluegrass Valley für den Postkutschenverkehr erschlossen werden.

Der erfahrene Pelzjäger weiß, dass die Postlinie diesem Land nicht nur Vorteile bringen wird, sondern auch ihre Schattenseiten hat. Auf alle Fälle wird es in Zukunft ziemlich unruhig werden.

Doch der Jäger weiß auch, dass er den Lauf der Dinge nicht aufhalten kann, und er ist bereit, die fortschrittliche Entwicklung, die die Ausbreitung der Zivilisation nun mal mit sich bringt, möglichst positiv zu sehen.

Schon will er sein Pferd wieder antreiben, als ein Gewehrschuss die paradiesische Stille der Natur zerreißt.

In harten Wellen rollen die Echos heran und verebben irgendwo in der rauen Gebirgslandschaft.

Dann ist es wieder still. Der Jäger weiß, dass die Kugel nicht ihm gegolten hat, sondern in größerer Entfernung abgefeuert wurde, an einer Stelle unten im Tal, die er von hier aus nicht einsehen kann.

Doch er spürt instinktiv, dass der Schuss keine harmlose Ursache hat.

»Komm, General Lee!«, ruft er dem prächtigen Schäferhund zu. »Wir wollen nachsehen, was da passiert ist. Bleib aber dicht in meiner Nähe, sonst bekommst du womöglich eins auf den Pelz gebrannt!«

Entschlossen treibt er sein Reittier vorwärts und folgt dem in Windungen talwärts führenden Pfad.

Noch hat er keine hundert Yards zurückgelegt, als im Bluegrass Valley erneut Schüsse krachen. Und diesmal sieht der Reiter auch, wem sie gelten.

Vier Indianer, die vor ein paar weißen Verfolgern auf der Flucht sind, jagen auf flinken Mustangs dem Nordrand des Tales entgegen und ducken sich dabei tief über die Pferdehälse. Sie scheinen keine Konfrontation zu suchen, sondern die Absicht zu haben, in einem nahen Canyon unterzutauchen.

Schon sieht es aus, als würden alle rechtzeitig in Deckung gelangen. Da bringt einer der Verfolger einen Zufallstreffer an. Zufallstreffer deshalb, weil der Vorsprung der Kiowa ziemlich groß ist und ein genaues Zielen auf dem Rücken eines galoppierenden Pferdes kaum möglich.

Der Mustang des am Schluss reitenden Kriegers steilt hoch und bricht dann zusammen, als habe ihn eine Keule gefällt. Der Reiter wird aus dem Sattel katapultiert. Schwer stürzt er zu Boden, überschlägt sich auf den Steinen und bleibt regungslos liegen.

Erst jetzt wollen seine Gefährten sich zum Kampf stellen. Ohne eine Deckung zu haben, zügeln sie in halber Höhe eines Hanges ihre Pferde und nehmen die Verfolger unter Beschuss.

Doch nur einer von ihnen besitzt ein Gewehr – ein altes Modell. Die anderen haben nur Pfeil und Bogen zur Verfügung.

Prompt reagieren die weißen Gegner, indem sie am Fuß des Hanges aus den Sätteln springen, sich hinter einen niedrigen Felswall kauern und mit aufgelegten Gewehren auf die ungedeckten Kiowa feuern.

Da ergreifen die Söhne der Wildnis endgültig die Flucht. Sie sind hier empfindlich im Nachteil, können nichts gewinnen, aber jeden Augenblick ihr Leben verlieren. Hart treiben sie ihre Mustangs an und jagen die Geröllhalde hinauf.

Wenig später sind sie im Canyon verschwunden.

Der vom Pferd gestürzte Krieger rührt sich nicht. Er beginnt sich erst wieder zu regen, als sich ihm Roy Gidding mit angeschlagenem Gewehr nähert. Hinter Gidding steigt Duggan nach oben.

Der Mann mit der Waschbärenmütze beobachtet mit angespannter Miene und schmalen Augen. Er ist leider viel zu weit entfernt, um etwas unternehmen zu können. Nein, er kann es nicht verhindern, falls diese Kerle dem Kiowa den Rest geben wollen.

Doch sie töten ihn nicht. Sie reißen den noch immer halb Betäubten hoch und zerren ihn zu den Pferden.

Und dann schlingen sie ein Lasso um seine Brust, steigen wieder in die Sättel und geben den Tieren die Sporen, wobei Gidding den Gefangenen nachschleift, als dieser schon nach wenigen Schritten den Halt verliert und stürzt.

Taleinwärts jagen sie, schreiend und johlend. Anscheinend ist dies ein wilder Spaß für sie.

Der Mountain-Mann hat für solche Späße kein Verständnis. Was er aus der Ferne mitverfolgt hat, erweckt seinen Zorn und drängt ihn dazu, diesen Burschen hart auf die Zehen zu treten.

Obwohl das Gelände abschüssig ist und man sich bei einem Sturz alle Knochen brechen kann, treibt er sein Reittier heftig an. Er kann die Gefahr jetzt nicht berücksichtigen, darf keine Zeit verlieren, wenn er nicht zu spät kommen will. Denn für den gefangenen Indianer geht es um Leben und Tod.

Die Baukolonne hört zu arbeiten auf, als ihre Gefährten, die Wasser holen sollten, mit ihrem Gefangenen herangejagt kommen. Pickel oder Spaten in den Händen, blicken sie auf den noch ziemlich jungen Indianer, der am Lasso brutal mitgeschleift wird und schließlich erschöpft liegen bleibt, als Roy Gidding seinen schnaubenden Hengst zügelt.

»He, wo habt ihr denn die Rothaut erwischt?«, ruft ein untersetzter Bursche überrascht. »Haben die Schüsse etwa ihm gegolten?«

»Wem denn sonst? Hast du vielleicht gedacht, wir haben auf Karnickel geschossen?« Gidding steigt vom Pferd, schlingt die Zügelenden ums Sattelhorn und schaut sich wie einer, der bewundert werden will, im Kreis der Straßenbauer um.

»Und ich dachte schon, es gibt in dieser Gegend gar keine Indianer«, sagt ein anderer Mann.

»War ein Irrtum von dir.« Gidding lacht und tritt neben den Gefangenen, der seinen Atem keuchend in den Sand bläst.

»Los, steh auf, du Skunk!«, ruft er und versetzt ihm einen Tritt.

Als der Indianer nicht reagiert, packt er ihn mit beiden Fäusten und reißt ihn auf die Beine.

»Ich bin dafür, dass wir ihn aufhängen. Zur Abschreckung für seine Stammesbrüder, falls sie die Absicht haben sollten, ins Tal zu kommen. Der Baum da drüben«, er zeigt mit dem Kopf auf eine vom Blitz getroffene Zeder, »der ist genau richtig, schätze ich.«

»Ja, dort kann man ihn schon von weitem sehen«, pflichtet Levi Duggan ihm bei. »Diese verdammten Indsmen sollen nur wissen, was ihnen blüht, wenn sie sich aus den Bergen wagen.«

Niemand erhebt einen Einspruch, obwohl dem einen oder anderen der Männer anzumerken ist, dass sie das Vorhaben ihrer Gefährten nicht billigen. Aber Gidding und seine Freunde lassen ihnen gar keine Zeit, ihre Meinung zu sagen.

Mit vereinten Kräften schleppen sie den gefangenen Kiowa zu dem abgestorbenen Baum, werfen das Lasso um einen starken Ast und legen dem Indianer die Schlinge um den Hals.

Der Gefangene wehrt sich nicht. Er weiß, dass es keinen Sinn hat. Und er zeigt auch keine Furcht vor dem Tod. Nur Hass ist in seinen Augen, die als einziges noch zu leben scheinen; denn seine Züge sind maskenhaft starr.

Die anderen Männer sind den Lynchern gefolgt, umringen jetzt den Baum, der auf einer kleinen Anhöhe steht.

»Ob es auch wirklich richtig ist?«, bricht einer von ihnen mit heiserer Stimme das Schweigen. »Ich meine, was ihr da im Sinn habt.«

»Klar ist es richtig!«, ruft Levi Duggan. »Roy weiß immer, was er tut. Oder kennst du nicht das alte Sprichwort, dass dir nur eine tote Rothaut nicht mehr gefährlich werden kann?«

Roy Gidding grinst dazu. Er ist der einzige, der unter dem hassvollen Blick des Indianers nicht erschauert. Und Mitleid kennt er erst recht nicht.

»Schöne Haare hast du«, sagt er grinsend. »Die werde ich dir abschneiden, wenn du tot bist. Man kann eine prächtige Hutschnur daraus flechten.«

Nach diesen Worten nimmt sein hartes Gesicht einen entschlossenen Ausdruck an.

»Well, dann schicken wir ihn in die Jagdgründe, Freunde. Kommt, und lasst ihn uns hochziehen!«

Die drei Kerle greifen nach dem Lasso und wollen ihr ganzes Gewicht daran hängen, um den jungen Kiowa auf der anderen Seite des Astes in die Höhe zu ziehen.

In diesem Augenblick peitscht ein Schuss auf, klatscht über ihren Köpfen eine Kugel in den Baum, dass die morsche Rinde nach allen Seiten davonspritzt.

Keiner hat den herannahenden Reiter bemerkt. Erst jetzt, als sie betroffen die Köpfe wenden, werden sie auf ihn aufmerksam.

Er hat in geringer Entfernung sein Pferd gezügelt und richtet sein durchgehebeltes Gewehr auf sie. An seiner Seite kauert der wolfsähnliche Hund.

»He, müssen Sie unbedingt diese Vorstellung stören?«, ruft Gidding, der sich von seiner Überraschung als erster erholt.

»Ich will sie nicht nur stören, sondern verhindern«, antwortet der Fremde ruhig.

Gidding grinst wölfisch. »Und Sie glauben, dass Sie das schaffen? Mann, übernehmen Sie sich nur nicht! Es könnte leicht sein...«

»Halt! Lassen Sie die Finger vom Eisen! Sonst sind Sie der erste, der hier ins Gras beißt! Ich meine es ernst!«, fügt der Mountain-Mann warnend hinzu.

Mit einem unterdrückten Fluch zieht Gidding die Hand von seinem Colt, den er unbemerkt ziehen wollte, zurück und starrt den Reiter böse an.

»Verflucht, wer sind Sie überhaupt?«, knurrt er. »Wer sind Sie, dass Sie uns vorschreiben wollen, was wir zu tun und zu lassen haben?«

»Mein Name ist Leroy Spade«, antwortete der in Leder Gekleidete. »Ich will mich hier nicht aufspielen, sondern verhindern, dass ihr eine große Dummheit begeht. Eine Dummheit, die euch teuer zu stehen kommen würde.«

»So, meinen Sie?« Gidding lacht gehässig.

»Ich bin sogar überzeugt davon.« Leroy streift mit einem kurzen Blick den jungen Indianer, in dessen Augen wieder ein Hoffnungsschimmer glimmt. »Was hat euch der Kiowa getan, dass ihr ihn baumeln lassen wollt?«

»Er und seine Kumpane wollten uns beim Wasserholen überfallen und umbringen. Mich und meine zwei Freunde«, sagt Gidding und weist auf Duggan und North, die mit beteuernder Miene nicken.

Doch Leroy Spade beeindruckt das nicht. Er schenkt diesen Männern keinen Glauben.

»Wenn sie wirklich die Absicht gehabt hätten, euch umzubringen, würdet ihr jetzt wahrscheinlich nicht mehr leben«, entgegnet er. »Der Fehler liegt sicher bei euch.«

»Eh, Sie reden wie ein Indianerfreund!«

»Ja, ich bin ein Freund der Kiowa. Und ich weiß, dass sie es niemals hinnehmen würden, wenn ihr einen von ihnen aufknüpft. Noch dazu grundlos. Also seid vernünftig, Leute, und nehmt dem Gefangenen die Schlinge ab!«

Ehe sich jemand entschließen kann, der Aufforderung Folge zu leisten, nähert sich ein Reiter auf einem Apfelschimmel. Ein Hüne von Gestalt, mit rotblonden Haaren und einem roten, breitflächigen Gesicht.

»Verdammt, was ist hier los?«, ruft er, während sein Blick die Szene überfliegt und dann auf Leroy Spade haften bleibt.

»Sind Sie hier der Boss?«, erkundigt sich der Raubwildjäger.

Der Hüne, der sein Pferd zügelt, nickt.

»Ja, ich bin der Anführer des Bautrupps. Hillward Duncan ist mein Name. Und Sie?«

Leroy nennt seinen Namen und erklärt: »Ihre Leute wollten diesen Kiowa hängen. Ich habe ihnen soeben klarzumachen versucht, dass dies ein schlimmer Fehler wäre. Ich hoffe, Sie schließen sich meiner Auffassung an, Mr. Duncan.«

»Auf jeden Fall.« Der rotblonde Ire nickt, schiebt sein massiges Kinn dann energisch nach vorn und befiehlt: »Los, nehmt dem Indianer die Schlinge ab!«

Widerwillig kommt Roy Gidding dem Befehl nach.

Wenn der junge Kiowa jetzt Erleichterung verspürt, so zeigt er es nicht. Er tritt aus dem Kreis der um den Baum versammelten Männer und bleibt abwartend neben Leroy Spade stehen, der sich ein wenig aus dem Sattel beugt, ihm im Dialekt der Kiowa eine Frage stellt, seine Antwort abwartet und sich dann wieder an den Boss der Straßenbauer wendet.

»Er sagt, dass er und seine Stammesbrüder keine schlechten Absichten hatten. Die vier Kiowa waren als Späher unterwegs, sind lediglich neugierig gewesen, was im Tal vor sich geht. Ihre Leute waren es, die mit einem Angriff begonnen haben.«

»Verdammte Lüge!«, schreit Gidding. »Sie glauben diesem roten Strolch doch nicht mehr als uns?«

»Schweigen Sie!«, ruft Duncan. »Gehen Sie besser wieder an Ihre Arbeit! Das gilt für euch alle hier!«

Die meisten Männer verlassen den Platz und kehren an die nahe Baustelle zurück.

Leroys Haltung hat sich entspannt. Längst hat er auch sein Gewehr sinken lassen.

»Ich danke Ihnen, Mr. Duncan«, sagt er lächelnd, während er die Waffe nun ins Scabbard zurückschiebt.