Skull-Ranch 8 - Frank Callahan - E-Book

Skull-Ranch 8 E-Book

Frank Callahan

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Beschreibung

Golden-City-Queen

Wenn Alexandra Gräfin Potemkin im rauchigen Saloon erscheint, werden harte Männer weich. Die "Queen von Golden City" schlägt sie alle in ihren Bann. Wenn sie singt, ist es für die rauen Burschen wie ein Zipfel vom Paradies. Und keiner im überfüllten Saloon ahnt, dass der Teufel hinter der Lady her ist.
Der Teufel heißt Raoul Jimmenez. Er hat geschworen, sich an Alexandra zu rächen. Die "Queen von Golden City" soll sterben. Auch Doc Smoky schwärmt von der rassigen Gräfin. Sein Boss John Morgan kann es kaum noch ertragen. Aber das Schicksal bringt sie zusammen - den furchtlosen Besitzer der Skull-Ranch und die "Queen von Golden City". Und John Morgan stellt dem Teufel ein Bein ...

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Inhalt

Cover

Impressum

Golden-City-Queen

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2018 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Faba/Norma

eBook-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-8410-9

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Golden-City-Queen

von Frank Callahan

Wenn Alexandra Gräfin Potemkin im rauchigen Saloon erscheint, werden harte Männer weich. Die »Queen von Golden City« schlägt sie alle in ihren Bann. Wenn sie singt, ist es für die rauen Burschen wie ein Zipfel vom Paradies. Und keiner im überfüllten Saloon ahnt, dass der Teufel hinter der Lady her ist. Der Teufel heißt Raoul Jimmenez. Er hat geschworen, sich an Alexandra zu rächen. Die »Queen von Golden City« soll sterben. Auch Doc Smoky schwärmt von der rassigen Gräfin. Sein Boss John Morgan kann es kaum noch ertragen. Aber das Schicksal bringt sie zusammen. Den furchtlosen Besitzer der Skull-Ranch und die »Queen von Golden City«. Und John Morgan stellt dem Teufel ein Bein …

In den leicht schrägliegenden Augen des hageren Mannes beginnt es zu funkeln, als er auf die schöne Frau blickt, deren dünnes Kleid sich wie eine zweite Haut um den makellosen Körper spannt.

Sie hat das großäugige Gesicht einer Göttin. Die dunklen Augen sind ohne Furcht auf den Eindringling gerichtet, der mit gezogenem Revolver wenige Schritte von ihr entfernt steht.

Der Lärm der Mainstreet dringt durch die geöffneten Fenster herein. Irgendwo fallen Schüsse. Reiter galoppieren vorbei. Staub wabbert hinter ihnen auf.

Die Dämmerung legt ihre dunklen Schleier über Golden City. Die Goldgräberstadt in den Bergen Colorados erwacht zu ungestümem Leben.

Alexandra Gräfin Potemkin hat sich erhoben. Um ihre vollen Lippen legt sich ein herbes Lächeln.

»Hallo, Mister«, sagt die schöne Frau mit hartem, slawischen Akzent. »Wollen Sie nicht lieber das Schießeisen wegstecken? Oder haben Sie Angst vor mir?«

Der Fremde, der ganz in schwarzes Leder gekleidet ist, wird plötzlich unsicher. Der Lauf des Peacemakers senkt sich. Ein verlegenes Lächeln teilt seine Lippen.

»Sorry, Ma’am«, sagt der Fremde dann mit staubtrockener Stimme. »Ich bin leider nicht zu meinem Privatvergnügen hier eingedrungen. Ich habe den Auftrag, Sie zu töten.«

Die schöne Frau nickt leicht.

Ihr langes Haar, das poliertem Kupfer gleicht, fächert über die nackten Schultern. Unmerklich straffen sich die festen Brüste unter dem dünnen Kleid.

Sie zuckt leicht mit den Schultern. »Raoul Jimmenez hat es wohl immer noch nicht aufgegeben, einige Killer hinter mir herzujagen. Er kann es nicht verwinden, dass er mich nicht haben konnte. Und nun sind Sie in seinem Auftrag gekommen, um mich zu töten?«

Der schwarzgekleidete Revolvermann nickt staunend. Für ihn ist es einfach unfassbar, dass die schöne Frau keine Angst oder Furcht zeigt.

»Darf ich Ihnen einen Drink anbieten?«, fragt Alexandra Gräfin Potemkin lächelnd. Langsam geht sie zu einem kleinen Wandschrank hinüber, nimmt zwei Gläser und eine Flasche mit goldbraunem Whisky aus einem Regal und geht zu dem kleinen Tisch zurück.

Sie bewegt ihren schlanken Körper mit der Geschmeidigkeit einer Katze. Dem Killer fallen bald die Augen aus dem Kopf, als er die weißlichen Rundungen der Gräfin mit gierigen Blicken verschlingt.

Alexandra schenkt zwei Gläser ein, dann setzt sie sich in den weichen Sessel und schlägt die Beine übereinander.

»Setzen Sie sich, Mister. Ich laufe Ihnen nicht davon. Ich wusste, dass mich Jimmenez’ langer Arm irgendwann erreichen würde. Schlagen Sie den letzten Wunsch einer zum Sterben verurteilten Frau nicht aus. Bitte, Mister!«

Alexandra Potemkin lächelt. Ihre Lippen wirken verführerisch und lockend. Sie erzählen von den verborgenen Leidenschaften, die in dieser bildschönen Frau schlummern.

Sie deutet auf einen Sessel gegenüber.

Der Revolvermann blickt die schöne Frau unsicher an. Alexandra hat längst erreicht, was sie wollte.

Sie will diesen Mann – der ihr Mörder sein soll – zum Staunen bringen, verzaubern. Sie will ihn in Atem halten, um so vielleicht eine kleine Chance zu bekommen, der tödlichen Kugel zu entgehen.

Sie tut alles mit kühler Berechnung, denn sie ist eine Abenteurerin und Glücksjägerin, die längst ihre Lektionen in dieser rauen Welt gelernt hat.

Der schwarzgekleidete Killer setzt sich. Noch immer hält er den Revolver in der Faust. Die drohende Mündung ist nach wie vor auf Alexandra gerichtet.

Ein lockendes Lächeln legt sich auf ihre Lippen. Ihr Oberkörper strafft sich leicht. Lässt die prachtvollen Formen ihrer Brüste noch stärker zur Geltung kommen.

Der Kehlkopf des Gunners tanzt auf und ab, scheint zu einem selbstständigen Wesen geworden zu sein. Auf seinem hageren Gesicht macht sich ein Lächeln breit.

»Gewiss trinke ich einen Whisky mit Ihnen, Ma’am«, sagt der Revolvermann. »Ich bedaure von ganzem Herzen, dass gerade ich Sie töten soll. Ich persönlich habe nichts gegen Sie, doch ich muss meinen Auftrag ausführen. Sie werden das doch verstehen?«

Die Gräfin nickt.

»Sicher, Mister. Ich mache Ihnen ja auch keinen Vorwurf. Ich möchte auch nicht um Gnade flehen, denn es hätte wahrscheinlich keinen Sinn. Genießen wir noch die letzten Minuten.«

Ihre gepflegte Hand greift nach dem gefüllten Whiskyglas. Wieder lächelt sie verführerisch ihrem Gegenüber zu.

»Cheerio, Mister.«

Sie prosten sich zu.

Alexandra nimmt nur einen kleinen Schluck, während der Schießer die Hälfte seines Glases leert und es dann mit einem harten Ruck zurückstellt.

»Haben Sie sonst noch einen Wunsch, Ma’am?«, fragt er grinsend und leckt sich über die aufgesprungenen Lippen. Seine Kleidung ist grau von Staub und überdies verschwitzt.

Ein langer Ritt scheint hinter diesem Mann zu liegen, der von einem mexikanischen Schurken den Auftrag erhalten hat, Alexandra zu ermorden.

Wieder strafft sich der Körper der schönen Frau. Das lange Kleid klafft plötzlich über den Knien. Sie scheint es nicht zu bemerken. Wie unbeabsichtigt streicht sie sich durch das lange, kupferrote Haar.

Der gekaufte Killer greift erneut nach dem Glas. Er trinkt fast wie ein Verdurstender. Seine Augen beginnen noch ekstatischer zu funkeln. Der Revolver liegt locker in der Faust des Mannes; die Mündung ist längst zur Seite gerutscht.

»Eigentlich hätte ich noch einen Wunsch«, sagt die Gräfin plötzlich, so, als habe sie lange überlegen müssen. Es gelingt ihr, eine zarte Röte auf ihr ebenmäßiges Gesicht zu zaubern.

Der Schießer schiebt seinen Hut in den Nacken. Er scheint vergessen zu haben, dass er eigentlich gekommen ist, um die Frau ins Jenseits zu schicken.

»Ich erfülle Ihnen jeden Wunsch«, stößt der schwarzgekleidete Fremde hervor. »Wie könnte ich einem solchen Prachtweib, wie Sie es sind, einen Wunsch abschlagen?«

Alexandra Gräfin Potemkin erhebt sich langsam. Regungslos steht sie vor dem Fremden, der sie aus weit aufgerissenen Augen anstarrt. Sein Blick flackert.

Er atmet keuchend, als Alexandra einen Knopf ihres Kleides öffnet. Dann einen weiteren.

Das siegessichere Lächeln der Gräfin verstärkt sich.

Innerhalb weniger Augenblicke würde der Mann wie Wachs in ihren Händen sein. Der Killer hätte nur eine Chance gehabt, wenn er sofort geschossen hätte.

Der Fremde hat sich ebenfalls erhoben. Mit weit aufgerissenem Mund steht er da, blickt auf Alexandra, die nun auch den letzten Knopf geöffnet hat und dann das Kleid zu Boden fallen lässt.

Sie steht wie eine griechische Göttin vor dem Mann, der nach Luft ringt. Sein Gesicht ist gerötet; er bläst die Luft durch die Nase wie ein erregter Stier.

Seine Revolverhand hängt schlaff herunter, mit ihr auch der Lauf der Waffe.

Die Lady, die für sich in Anspruch nimmt, russischem Hochadel zu entstammen, nähert sich dem Schießer wie eine Pumakatze.

Ihre Lippen sind leicht geöffnet. Der Fremde fühlt die betörende Nähe des schönen Körpers.

Dann kann sich der Killer nicht mehr beherrschen. Er lässt die Waffe fallen und umklammert die schöne Frau wie ein Ertrinkender. Er zieht sie an sich, während seine Lippen ihren Mund suchen.

Ekel durchzieht den Körper der Gräfin, als sie die rauen Lippen spürt. Ihre Wangen röten sich von den Bartstoppeln des Mannes.

Sie macht sich schwer in seinen Armen. Die beiden sinken zu Boden.

Doch dann erstarrt der Killer.

Er spürt den harten Druck einer Revolvermündung in seinem Bauch. Für Sekundenbruchteile ist er wie gelähmt, bis er endlich begreift, dass er hereingelegt worden ist.

Er will hochfahren, doch der Druck der Revolvermündung verstärkt sich.

»Keine falsche Bewegung, Mister!«, zischt Alexandras herbe Stimme. »Und hoffen Sie nur nicht, dass ich nicht abdrücke.«

Sie kommt auf die Beine. Wie eine Rachegöttin mit blitzenden Augen und einem harten Lächeln auf den Lippen steht sie vor dem überlisteten Killer.

Der Gunner taumelt auf die Beine und starrt in die Mündung seines eigenen Revolvers. Der Hahn ist gespannt, und die Gräfin macht den Eindruck, als könne sie mit der Waffe umgehen.

»Umdrehen«, befiehlt die schöne Frau. »Los, umdrehen, Mister, wenn Sie nicht wollen, dass ich abdrücke.«

Der Mann schluckt.

Nichts mehr ist von seiner Überlegenheit geblieben. Er hat diese Partie verloren. Nochmals streift sein Blick die schwellenden Formen der Frau, ehe er sich mit einem resignierenden Grinsen abwendet.

Alexandra Gräfin Potemkin hat nur darauf gewartet. Sie schlägt ihm den Revolverlauf über den Schädel. Aufstöhnend wankt der Gunner ein paar Schritte nach vorn, greift sich an den Kopf und fällt dann auf die Knie.

Die Gräfin schlägt nochmals zu und gibt ihm damit den Rest. Der schwarzgekleidete Revolvermann fällt aufs Gesicht.

Erleichterung macht sich auf dem Gesicht der schönen Frau breit.

Sie zieht sich ihr Kleid über, dann öffnet sie die Zimmertür und beginnt, gellend um Hilfe zu rufen.

Doc Smoky hebt unwillig den Kopf, als er Hufschläge vernimmt, die sich rasch nähern. Vorsorglich greift er nach seiner alten Schrotflinte.

Sein faltiges Gesicht bekommt einen nachdenklichen Ausdruck. Er schiebt den riesigen Lederhut in den Nacken und starrt auf den Fremden, der wenige Yards entfernt sein erschöpftes Pferd zügelt.

»He!«, ruft der Fremde. »Nimm deinen Schießprügel weg, Alter. Der Duft des Kaffees hat mich angelockt! Wäre dir sehr dankbar, wenn du einen Schluck für einen müden Reiter übrig hättest.«

Der Ranchkoch der Bull-Skull-Ranch gibt sich zufrieden. Er stellt das Schrotgewehr neben sich und blickt dem Fremden entgegen, der bereits aus dem Sattel geklettert ist und heranstiefelt.

»Hal Clement«, grinst der Mann, der ungefähr dreißig Jahre alt ist und Cowboykleidung trägt. »Schön, hier in dieser Einöde jemanden zu treffen.«

Er wirft einen Blick auf den Chuckwagen, wo Doc Smoky das Essen bereitet. Einige hundert Yards entfernt weiden Rinder.

»Wusste gar nicht, dass es hier in diesem herrlichen Tal eine Ranch gibt«, fährt der Cowboy fort und nimmt dankend den Becher mit dem heißen Kaffee an, den ihm Doc Smoky reicht.

»Dies hier ist das Land der Bull-Skull-Ranch«, sagt der Oldtimer, und Stolz schwingt in seiner Stimme mit. »Der Besitzer ist John Morgan. Er kommt aus Alabama. Er hatte schon immer von diesen herrlichen Blaugrastälern Colorados gehört. Wir werden bald die größte Ranch im Territorium haben.«

Der Cowboy nickt.

»Wird nicht einfach sein«, meint er dann. »Hier in dieser Gegend herrscht noch ein verdammt rauer Wind. Außerdem muss man sich mit den Kiowas einigen. Ihr Häuptling Big Nose soll eine verteufelt schlaue Rothaut sein.«

Doc Smoky nickt.

»Wir schaffen es, denn wir sind eine ausgezeichnete Mannschaft. Wohin führt dich dein Weg, Hal?«

»Ich will nach Gushole und dann weiter. Komme gerade aus Golden City, habe mir dort den Wind um die Nase wehen lassen. Mann, in diesem Nest ist was los. Hast du schon einmal etwas von der Gräfin gehört? Sie nennt sich die Queen von Golden City. Heiliger Rauch, das ist ein Superweib.«

Die letzten Worte des Cowboys klingen fast andächtig. Er leckt sich über die Lippen. Sein Gesicht rötet sich leicht. Dann nickt er, um seine Worte zu bekräftigen.

»Die hat Formen«, sagt Hal Clement mit verklärtem Blick. Seine beiden Hände zeichnen ein Fantasiegebilde in die Luft, dass der Oldtimer die Stirn runzelt.

»Na, nun übertreib mal nicht, mein Junge«, krächzt er. »So ein Frauenzimmer gibt es nicht einmal in deiner Fantasie. Bin selbst schon weit herumgekommen, doch du machst mich richtig neugierig. Meinen nächsten Urlaub werde ich dann wohl in Golden City verbringen müssen.«

Der Cowboy beginnt zu grinsen. »Dafür dürftest du schon ein wenig zu alt sein. Hättest überhaupt keine Chancen, an diese Frau heranzukommen. Da haben es ganz andere Jungs versucht, und sie bissen dabei auf Granit.«

Doc Smokys Augen beginnen zu funkeln.

»Sag das nicht!«, krächzt er. »Euch jungen Burschen würde ich noch etwas vormachen. Ich bin einmal Mormone gewesen und hatte sieben Frauen. Sieben Frauen gleichzeitig. Jawohl, jetzt staunst du, was? Heiliger Rauch, ich habe sie alle glücklich gemacht. Die konnten gar nicht genug von mir bekommen. So ist das. Und ich wette jeden Betrag, dass diese Queen von Golden City auf mich fliegen wird, wie ein Bär auf einen Honigtopf.«

Der Oldtimer ist außer Atem gekommen, während der junge Cowboy mit weit offen stehendem Mund dasteht.

»Sieben Frauen«, murmelt er dann. »Das nehme ich dir nicht ab. Das schafft ja überhaupt keiner. Sechs, okay, Alter, dann hättest du wenigstens sonntags Ruhe gehabt. Aber sieben Frauen …«

Doc Smoky grinst.

»Yeah«, knurrt er. »Der eine hat’s, der andere eben nicht. Doch nun muss ich mich wieder um mein Essen kümmern, denn sonst zerreißen mich meine Jungs in der Luft, wenn sie hungrig angestürmt kommen.«

Hal Clement nickt verstehend. »Danke für den Kaffee«, sagt er. »Sieben Frauen, Alter. Ich glaube doch, dass du mich da ganz gehörig auf den Arm genommen hast.«

Smoky grinst nur.

Er blickt dem jungen Cowboy nach, der zu seinem Pferd geht und sich kopfschüttelnd in den Sattel zieht.

Hal Clement kommt nochmals herangeritten. Er kratzt sich hinterm Ohr. »Hör mal zu, Alter. Wie wäre es, wenn du mir noch erzählen würdest, wie du deine sieben Frauen wieder losgeworden bist«, sagt er und beginnt zu grinsen.

Doc Smoky ist sprachlos.

»Das geht dich überhaupt nichts an«, murmelt er überrascht. »Ist meine Privatangelegenheit.«

Hal Clement nickt enttäuscht.

»Hab mir schon gedacht, dass du damit nicht rausrücken willst. Wenn du dem nächsten Hombre dein Lügenmärchen erzählst, dann denk dir auch dafür einen passenden Schluss aus, Großvater.«

Ehe der Oldtimer zornig reagieren kann, reißt der Cowboy sein Pferd herum und jagt auflachend davon. Der Ranchkoch wird von einer großen Staubwolke eingehüllt und flucht hinter dem Davonreitenden lange her.

Dann geht er nachdenklich zu seinem Chuckwagen zurück.

»Er hat recht«, murmelt er. »Werde mir da wirklich was einfallen lassen müssen.«

Als sich der weinrote Vorhang öffnet, verstummt das Stimmengewirr im Dancing Palace von Golden City mit einem Schlag. Über hundert Augenpaare richten sich auf die kleine Bühne, die nur schwach beleuchtet ist.

Dort steht sie: Alexandra Gräfin Potemkin, die seit Tagen nur noch die Queen von Golden City genannt wird.

Ein Stöhnen geht durch die dichten Reihen der Männer. Funkelnde Augen richten sich auf die schöne Frau, die sich unbeweglich wie eine Statue den lüsternen Blicken aussetzt.

Sie trägt ein enganliegendes grünes Flitterkleid, das stark zu ihren roten Haaren kontrastiert. Ihre lockenden Formen werden auf das Vorteilhafteste zur Geltung gebracht.

Sinnend blickt sie über die vielen Männer, die sie anstaunen und angaffen.

Noch immer herrscht eine erdrückende Stille. Keiner der vielen Bewunderer der schönen Frau wagt, sich zu bewegen, geschweige den Mund aufzumachen.

»Hallo, Jungs!«, ruft die Gräfin mit rauchiger Stimme.

Damit ist der Bann gebrochen.

Die wilde Meute unten im Dancing Palace beginnt zu johlen, zu pfeifen und zu schreien. Man versteht sein eigenes Wort nicht mehr. Der Lärm ist unbeschreiblich.

Dann hebt die Queen von Golden City eine Hand. Sofort tritt Ruhe ein.

Alexandra Gräfin Potemkin lächelt. »Schön, dass ihr alle gekommen seid, meine Freunde! Wir wollen diesen Abend gemeinsam verbringen. Ich singe euch nun ein Lied von einem Cowboy, der sein Mädchen verlassen musste, weil ihn das große Glück in der Fremde lockte.«

Ohrenbetäubender Beifall klingt auf.

Die Gräfin nickt der Kapelle zu, die aus fünf Mexikanern besteht. Dann klingen wehmütige Gitarrentöne durch den Dancing Palace. Eine Trompete setzt ein.

Die Queen von Golden City beginnt zu singen. Obwohl die schöne Frau keine ausgebildete Sängerin ist, liegt in ihrer rauchigen Stimme das gewisse Etwas, das die rauen Jungs in ihren Bann zieht.

Mit offen stehenden Mündern und verzückten Gesichtern lauschen sie der Gräfin, die auch an diesem Abend die Männerherzen verzaubert.

Wieder setzt frenetischer Beifall ein, als sie endet. Die hartbeinigen Kerle unten im Saal wollen sich überhaupt nicht mehr beruhigen. Immer mehr Männer drängen zu den Pendeltüren herein. Es riecht nach Schweiß, Alkohol und Tabaksqualm.

Erneut beginnt die Gräfin zu singen.

Es ist ein einfaches Lied, das von einem Mädchen erzählt, das seit vielen Jahren auf ihren Liebsten wartet.

Auch diesmal nimmt die rassige Frau die Beifallstürme lächelnd zur Kenntnis.