Skull-Ranch 9 - Frank Callahan - E-Book

Skull-Ranch 9 E-Book

Frank Callahan

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Beschreibung

Treck der Verlorenen

Noch zwanzig Meilen muss der Wagentreck zurücklegen, dann haben die Siedler ihre neue Heimat erreicht. Fruchtbares Land wird ihnen eine bessere Zukunft sichern, so hoffen die Farmer. Doch ihr Friede wird brutal zerstört, als der Sohn des Treckführers des Mordes beschuldigt wird. Schon wartet der Galgen auf den jungen Clayde Runway, da tauchen drei Männer von der Skull-Ranch im Siedlercamp auf. Brazos, Shorty und Doc Smoky haben eine Viehherde verkauft und befinden sich auf dem Heimweg zu ihrer Ranch im Bluegrass Valley. Doch das Hängen eines Unschuldigen ist Mord. Und den müssen die Männer von der Skull-Ranch mit allen Mitteln verhindern ...

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Inhalt

Cover

Impressum

Treck der Verlorenen

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2018 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Faba/Bassols

eBook-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-8411-6

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Treck der Verlorenen

von Frank Callahan

Noch zwanzig Meilen muss der Wagentreck zurücklegen, dann haben die Siedler ihre neue Heimat erreicht. Fruchtbares Land wird ihnen eine bessere Zukunft sichern, so hoffen die Farmer. Doch ihr Friede wird brutal zerstört, als der Sohn des Treckführers des Mordes beschuldigt wird. Schon wartet der Galgen auf den jungen Clayde Runway, da tauchen drei Männer von der Skull-Ranch im Siedlercamp auf. Brazos, Shorty und Doc Smoky haben eine Viehherde verkauft und befinden sich auf dem Heimweg zu ihrer Ranch im Bluegrass Valley. Doch das Hängen eines Unschuldigen ist Mord. Und den müssen die Männer von der Skull-Ranch mit allen Mitteln verhindern …

Die Tür öffnet sich knarrend und fliegt dann mit einem harten Schlag gegen die Wand. Im Türrahmen wird die gedrungene Gestalt eines Mannes sichtbar.

Seine Augen verengen sich drohend, dann kommt ein wütender Aufschrei aus dem sich öffnenden Mund. Die gewaltigen Hände ballen sich zu Fäusten.

»Auseinander!«, brüllt Mark Whitington mit sich überschlagender Stimme. »Auseinander, ehe ich mich vergesse!«

Der wütende Mann bleibt vor dem jungen Paar stehen, das dicht nebeneinander auf einem alten Sofa sitzt und sich an den Händen hält.

Clayde Runway erhebt sich langsam. In seinem jungenhaften Gesicht zuckt es. Nur langsam verliert sich der überraschte Ausdruck in seinen blauen Augen.

Da schießt auch schon die Faust von Mark Whitington nach vorn, trifft die Schulter des jungen Mannes, der durch die Wucht des Schlages einige Yards zurückgetrieben wird, über einen Stuhl stolpert und schwer zu Boden schlägt.

»Hör auf, Vater!«, ruft Cynthia Whitington. »Wir haben nichts Unrechtes getan. Lass Clayde in Frieden.«

Mark Whitington wendet sich seiner Tochter zu. Sein ganzer Körper bebt vor Zorn und Grimm.

»Geh auf dein Zimmer, Cynthia«, befiehlt er mit harter Stimme. »Geh, oder du bekommst die schlimmste Tracht Prügel deines Lebens. Das muss ich wohl in den letzten Jahren versäumt haben. Schätze, dass ich gerade noch rechtzeitig zurückgekommen bin.«

Tränen rinnen über Cynthias bleiche Wangen. Hart pressen sich ihre vollen Lippen aufeinander. Die schulterlangen, blonden Haare umrahmen ihr ovales Gesicht mit der kleinen Stupsnase und den himmelblauen Augen.

»Bitte, Vater«, fleht sie schluchzend. »Lass Clayde und mich in Frieden. Wir lieben uns und möchten heiraten.«

Mark Whitington schnappt keuchend nach Luft, während sein Gesicht große Ähnlichkeit mit einer überreifen Tomate bekommt.

»Heiraten«, keucht der Mann. »Heiraten, das kommt überhaupt nicht in Frage. Dieser Tramp wird dich nicht bekommen. Auf keinen Fall. Schlag dir das nur aus dem Kopf, Tochter. Könnte ja jeder hergelaufene Kerl kommen!«

Die letzten Worte brüllt Mark Whitington mit sich überschlagender Stimme. Sein drohender Blick richtet sich auf den jungen Mann, der inzwischen wieder auf die Beine gekommen ist.

Cynthia läuft zu ihrem Vater, packt ihn am Arm und versucht, den bulligen Mann zurückzuhalten, der sich erneut auf Clayde Runway stürzen will. Er schüttelt die Hand seiner Tochter wie eine lästige Fliege ab.

Mit geballten Fäusten geht er auf Clayde zu, der beide Arme anwinkelt.

»Hören Sie auf, Mr. Whitington!«, ruft er bittend. »Wir können doch in Ruhe miteinander sprechen. Ich möchte Cynthia wirklich heiraten. Ich liebe sie von ganzem Herzen, und auch das Girl erwidert meine Gefühle.«

Mark Whitington, dem der General Store in Redstone gehört, lacht schallend.

»Heiraten!«, brüllt er. »Ihr kennt euch doch erst seit ein paar Tagen. Daraus wird nichts. Ich lasse nicht zu, dass du meine Tochter unglücklich machst. Und jetzt werde ich dich aus meinem Haus hinausprügeln, mein Junge. Du wirst diese Schläge dein ganzes Leben nicht vergessen!«

Mark Whitington greift wie ein gereizter Büffelbulle an, dem man ein rotes Tuch unter die Nase gehalten hat. Doch sein gewaltiger Hieb verpufft wirkungslos, denn der junge Mann wirft sich gedankenschnell zur Seite.

Der Storebesitzer setzt nach, und diesmal hat er Glück. Seine Faust trifft Clayde am Kopf, der einen erstickten Schrei ausstößt und voller Wucht gegen die Zimmerwand taumelt, als hätte er einen Tritt von einem Pferd bekommen.

Cynthia schreit gellend auf, will ihrem Vater in die Arme fallen, doch der stößt sie nur heftig zur Seite.

Mark Whitington schlägt erneut auf den jungen Mann ein, der eine Reihe von schweren Hieben einstecken muss, ehe er sich wehrt. Und dann hat er großes Glück, denn er trifft den Storebesitzer mit einem kräftigen Schlag genau am Kinn.

Der bullige Mann bleibt plötzlich wie erstarrt stehen; sein Gesicht wird wächsern, dann kippt er zur Seite, als habe man ihm den Boden unter den Füßen weggezogen.

Clayde Runway ist selbst überrascht von seinem Schlag. Verlegen wischt er sich über den Mund. Langsam beruhigt sich sein keuchender Atem.

Cynthia beugt sich über ihren Vater und tätschelt sanft seine Wange. »Er ist bewusstlos«, sagt sie. »Hätte ich dir gar nicht zugetraut, Clayde. Du solltest schnell verschwinden, denn wenn Daddy wieder zu Bewusstsein kommt, wird er wie ein Berserker zu wüten beginnen.«

Clayde Runway nickt und reibt sich über die aufgeschlagenen Knöchel seiner rechten Hand. Dann tritt er zu dem jungen Mädchen und nimmt sie stumm in seine Arme.

Sie presst sich so fest gegen ihn, als wolle sie ihn niemals wieder loslassen.

»Komm mit mir, Cynthia«, sagt er dann ruhig und lächelt zärtlich. »Ich kann dir vorerst nicht viel bieten, denn ich bin nur der Sohn von armen Siedlern, die hoffen, hier in Colorado bald ein fruchtbares Fleckchen Erde zu finden. Doch ich bin noch jung und kann arbeiten wie ein Pferd. Wir würden es schaffen, wir beide. Ganz bestimmt. Wir heiraten und bauen uns eine gemeinsame Zukunft auf.«

Cynthia löst sich von Clayde und tritt einige Schritte zurück. Ihr Blick fällt auf den bewusstlosen Vater.

»Seit Mutters Tod ist es immer schlimmer mit Vater geworden«, seufzt sie leise. »Er ist mit sich und der Welt unzufrieden. Ich habe viel mitgemacht in den letzten Jahren. Ich weiß aber nicht, ob ich so einfach davonlaufen kann.«

Clayde lächelt. Sein Gesicht wirkt plötzlich älter und gereifter, als er dem hübschen Girl zunickt.

»Du verlässt ihn ja nicht für immer. Unser Wagentreck, der hier vor der Stadt Redstone einige Tage verweilt, zieht höchstens nur noch zwanzig Meilen weiter. Dann haben wir unser Ziel erreicht. Was sind schon zwanzig Meilen, Liebling? Du kannst deinen Vater immer besuchen. Und er wird sich bestimmt an den Gedanken gewöhnen, dass ich sein Schwiegersohn geworden bin. Komm mit mir. Der Treck bricht in spätestens zwei Stunden auf.«

Cynthia Whitington entschließt sich rasch. Sie wirft ihrem bewusstlosen Vater noch einen kurzen Blick zu, dann geht sie mit Clayde in ihr Zimmer, um ein kleines Bündel zu packen.

Einige Minuten später verlassen sie das Haus und verschwinden in der samtenen Schwärze der Nacht.

»Los, hoch mit euch, ihr verdammten Schlafmützen«, krächzt Doc Smokys Stimme. »Vielleicht wird es bald, sonst schütte ich euer Frühstück in das Feuer.«

Der Ranchkoch der Skull-Ranch grinst über sein verwegenes Piratengesicht und zieht seinen riesigen Lederhut fester in die Stirn. Dann schielt er zu seinen beiden Gefährten hinüber, die wenige Schritte vom knisternden Lagerfeuer entfernt noch immer eingerollt in ihren Decken liegen.

Aromatischer Kaffeeduft durchzieht das kleine Camp. Morgennebel liegt über der Prärie. Die ersten Sonnenstrahlen fallen flach über das bergige Land.

»Immer dasselbe«, sagt der Oldtimer und spuckt in das Feuer. »Diese Sattelflöhe sind einfach nicht wach zu bekommen. Hätte ihnen doch rechtzeitig die Whiskyflasche wegnehmen sollen.«

Schnarchtöne dringen an Doc Smokys Ohren. Brazos und Shorty, zwei Cowboys der Skull-Ranch schnarchen um die Wette. Und dieses »Konzert« ist wirklich nichts für empfindsame Ohren.

Die drei »Skull-Männer« befinden sich auf dem Heimweg zu ihrer Ranch, die in einem wunderschönen Blaugrastal inmitten Colorados liegt. Noch vor gar nicht allzu langer Zeit wurde das Tal von John Morgan und seiner Crew in Besitz genommen.

Smoky, Brazos und Shorty haben eine kleine Viehherde nach Warning Town getrieben und dort zu Bargeld gemacht, das auf der Skull-Ranch dringend gebraucht wird.

Doc Smoky spuckt nochmals aus, dann tritt er zu seinen beiden Gefährten. Grinsend beugt er sich über Brazos. »Indianer!«, brüllt er dem bulligen Mann ins Ohr. Die Reaktion kommt augenblicklich.

Brazos fährt hoch, als hätte er einen Eimer eiskalten Wassers über den Kopf bekommen. Er greift nach seiner Winchester und richtet sie noch schlaftrunken auf Doc Smoky, der einen entsetzten Schrei ausstößt und sich zu Boden wirft.

»Mach das nicht noch mal, du verrückter Pfannenschwenker«, grinst Brazos dann. Dicke Muskelstränge zeichnen sich unter seinem prallsitzenden Hemd ab.

Er reibt sich die Augen und schnuppert dann wie ein Bär, der den Duft von Honig in die Nase bekommen hat.

»Aha, der Kaffee ist fertig, Smoky, du kannst dich wieder erheben, oder hast du dir vor Schreck in die Hosen gemacht?«

Der Oldtimer sitzt noch immer verkrümmt am Boden. Der große Schlapphut ist ihm übers Gesicht gerutscht. Er brabbelt etwas Unverständliches, erhebt sich dann fluchend und bleibt krumm und bucklig stehen.

Shorty wickelt sich in diesem Moment aus seiner Decke. Der kleine, krummbeinige Cowboy ist das genaue Gegenteil des bulligen Brazos. Vielleicht verstehen die beiden sich aus diesem Grund so gut, denn sie ergänzen sich immer wieder.

»Was ist das denn für ein grauenhafter Lärm?«, beschwert sich der kleine Cowboy und gähnt, als wäre er seit vierundzwanzig Stunden nicht mehr zum Schlafen gekommen.

Er wirft seinen beiden Gefährten einen strafenden Blick zu und holt sich dann eine Tasse Kaffee.

»Schmeckt ausgezeichnet, Smoky«, meint er dann. »He, Alter, warum stehst du so komisch da? Ist was?«

Doc Smoky lächelt verzerrt. Sein lederhäutiges Gesicht wird noch faltenreicher.

»Ich … ich … oh, verdammt … Muss ein Hexenschuss oder so etwas Ähnliches sein. Verdammt noch mal, Brazos, du hättest mich ja auch nicht so zu erschrecken brauchen.«

Der bullige Brazos grinst.

»Fragt sich, wer wen wohl mehr erschreckt hat? Komm her, Alter. Ich ziehe dich gerade. Habe ich schon öfters gemacht.«

Doc Smoky weicht mit entsetztem Gesicht zurück.

»Lass bloß deine Pranken von mir, Großer. Es wird schon wieder werden.«

Eine halbe Stunde später brechen sie ihr kleines Camp ab. Brazos und Shorty wuchten Doc Smoky in den Sattel, denn alleine schaffte er es nicht.

Zusammengekrümmt sitzt der Oldtimer auf seinem Pferd. Jede Bewegung tut ihm weh.

»Was machen wir nur mit ihm?«, fragt Shorty und lacht. »Der geht uns ein wie ein Kalb, das man zu früh von der Mutter getrennt hat. Wir müssen ihn zu einem Doc bringen.«

Doc Smoky grinst säuerlich.

»Wenn mich nicht alles täuscht, dann liegt dort zwischen den Hügeln eine kleine Stadt«, meint Brazos und fährt sich mit der Zunge über die Lippen. »Bestimmt gibt es dort einen Doc, der diesen Tattergreis wieder auf Vordermann bringt. Und wir genehmigen uns in der Zwischenzeit einen Drink im Saloon. Na, ist das kein prächtiger Vorschlag?«

Shorty ist ebenfalls begeistert. Nur Doc Smoky grinst säuerlich, denn er kann sich immer noch kaum bewegen.

Sie reiten los.

»Und wenn mich jemand von euch beiden nochmals Tattergreis nennt, dann schütte ich ihm ins nächste Essen soviel Abführmittel, dass er den ganzen Tag nicht mehr hinter den Büschen hervorkommt.«

Brazos und Shorty sehen sich an, wagen jedoch nicht zu grinsen, denn sie kennen Doc Smoky genau.

»Schon gut, Smoky«, sagt Brazos versöhnlich. »Wir sorgen schon dafür, dass es dir bald wieder besser geht.«

Die sterbende Nacht ist in ein schmutziges Grau übergegangen, als Clayde Runway und Cynthia Whitington den Wagentreck erreichen, der aus ungefähr zehn Wagen besteht, die von Ochsengespannen gezogen werden.

Das kleine Lager ist bereits abgebrochen. Ungefähr acht Tage lang haben die Leute des Trecks hier Rast machen müssen, denn Mrs. Riders ist Mutter geworden.

Und nun soll es weitergehen. Noch zwanzig Meilen sind die Siedler von ihrer neuen Heimat entfernt.

Die Ochsen sind bereits eingespannt. Wagendeichseln knarren. Männer laufen hin und her und reden durcheinander. Zwischen den Wagen streicht ein Schäferhund herum, der plötzlich den Kopf hebt und dann auf Clayde zustürmt und den jungen Mann beinahe umwirft, so stark ist die Wiedersehensfreude.

»Hallo, Caesar«, sagt er und umarmt den Hund und krault dann sein struppiges Fell. »Du hast mich vermisst, nicht wahr? Darf ich dir Cynthia vorstellen?«

Der Deutsche Schäferhund löst sich von der Seite des jungen Mannes und trottet langsam auf Cynthia zu. Witternd hebt er die Schnauze und schnuppert dann an dem jungen Mädchen, das ein wenig skeptisch dasteht und nicht so richtig weiß, wie es sich verhalten soll.

Dann beginnt Caesar mit dem Schwanz zu wedeln, und Cynthia lächelt erfreut.

»Sie mag dich, Cynthia«, sagt Clayde. »Du brauchst mich gar nicht so erstaunt anzusehen. Jawohl, Caesar ist eine Sie. Sie hat erst vor ungefähr acht Wochen geworfen. Ein Junges überlebte. Nachher wirst du es bestaunen können. Komm jetzt, ich will dich meinen Eltern vorstellen.«

Cynthia nagt an ihrer Unterlippe. Ihr Blick wird ängstlich, doch Clayde lacht nur.

»Sie werden dich nicht beißen, Liebes. Ich habe ihnen schon von dir erzählt, und sie wissen, dass ich große Stücke von dir halte.«

Die beiden jungen Menschen gehen auf einen der großen Siedlerwagen zu. Ein schon älterer Mann hantiert zwischen dem Gespann, während eine ältere, verbraucht wirkende Frau vom Kutschbock herunter auf das junge Paar blickt.

»Das ist sie, Mutter«, sagt Clayde einfach. »Sie wird mit uns kommen und bald meine Frau werden.«

Susan Runways mütterliches Gesicht beginnt zu strahlen. Sie reicht Cynthia ihre abgearbeitete Hand. Der Druck ist herzlich.

»Willkommen bei uns, Tochter«, sagt sie herzlich. »Ich hoffe nur, dass du dir diesen Entschluss gut überlegt hast.«

»Habe ich, Mrs. Runway«, erklingt Cynthias zarte Stimme. »Ich liebe Clayde und will ihm eine gute Frau sein.«

Harold Runway ist hinzugekommen. Sein etwas grobschlächtiges Gesicht wird von buschigen Augenbrauen umrahmt. Er trägt einen wallenden Vollbart, der bis zur Brust reicht.

Er wirft seinem Sohn einen forschenden Blick zu und nickt dann bedächtig.

»Und ich hoffe, mein Sohn, dass auch du dir alles reiflich überlegt hast. Du bist noch sehr jung, gerade den Windeln entwachsen. Meinen Segen hast du.«

Er schaut Cynthia an.

»Willkommen, Tochter. Dich erwartet nicht gerade ein bequemes Leben. Die Frau eines Farmers zu sein ist hart und voller Mühsal. Doch ich bin sicher, dass ihr es schaffen werdet.«

Sie nickt nur, blickt dann auf die Schäferhündin, die sich neben sie geschoben hat und an ihrer Hand schnuppert.

In diesem Moment dröhnen donnernde Hufschläge auf, die den Erdboden erzittern lassen.

Es sind ungefähr zwei Dutzend Reiter, die sich aus den wabernden Nebelmassen hervorschälen und wie Gespenster wirken, die aus dem Nichts auftauchen.

Etwas Bedrohliches geht von diesen Männern aus, die heranjagen und erst dicht vor den Siedlerwagen ihre Pferde hart herumreißen.

Cynthia erkennt an der Spitze der Männer den Town Marshal Ken Roosbottom, der ein grimmiges Gesicht macht, aus dem Sattel springt und herangestiefelt kommt.

Die Siedler scharen sich zusammen, wirken irgendwie verängstigt, als sie die drohend auf sie gerichteten Gewehre und Revolver erblicken.

Harold Runway geht dem Marshal entgegen.

»Was gibt es, Marshal?«, fragt er geradeheraus und hält dem harten Blick des Gesetzeshüters stand.

Marshal Roosbottoms Gesicht wirkt hart und verkniffen. Tiefe Linien graben sich um seine Mundwinkel.

»Ich habe es immer gewusst, dass wir nichts als Ärger mit euch bekommen werden«, schnappt die bissige Stimme des Marshals. »Wir hätten euch gleich zum Teufel jagen sollen.«

Harold Runways Gesicht verzieht sich missbilligend. Er holt tief Luft, während sich seine Hände zu Fäusten ballen.

»Lassen Sie Luft ab, Marshal«, grinst er dann. »Erzählen Sie uns, was Sie hier wollen und warum Sie mit einer solchen Streitmacht hier aufgekreuzt sind?«

»Mord!«, stößt Ken Roosbottom hervor. »Gemeiner, hinterhältiger Mord. Und den Täter werde ich mit Sicherheit unter euch finden, denn der Schuft wurde gesehen.«

Harold Runway wird grau im Gesicht. Erregtes Gemurmel wird unter den anderen Siedlern laut.

»Wenn das ein Scherz sein soll, Marshal, dann ist er nicht besonders gut gewesen«, klirrt Runways Stimme.

»Kein Scherz, Mister.«

Der Marshal schiebt sich an Harold Runway vorbei und bleibt dann vor Cynthia Whitington und Clayde Runway stehen.

Sein Blick bohrt sich in die Augen des jungen Mannes, der nur verständnislos mit den Schultern zuckt und dies alles nicht verstehen kann.

»Du bist verhaftet, mein Junge«, knarrt Roosbottoms kalte Stimme. Er zieht mit einer gleitenden Bewegung seinen Revolver und richtet ihn auf Clayde, der erschrocken zurückweicht.

Marshal Roosbottom wendet sich an Cynthia.

»Was tust du überhaupt hier?«, fragt er scharf. »Steckst du vielleicht mit diesem Kerl unter einer Decke?«

Cynthias Gesicht läuft rot an.

»Dein Vater wurde ermordet«, fährt der Marshal rücksichtslos fort. »Erstochen in seiner eigenen Wohnung. Und dieser junge Mann wurde beobachtet, wie er mit einer noch unbekannten Person das Haus verlassen hat.«

Nun ist es heraus.

Cynthia Whitington hat das Gefühl, als werde sie von einer dunklen Wolke verschlungen. Alles beginnt, sich um sie zu drehen. Nur noch aus weiter Ferne vernimmt sie die erregten Stimmen der Männer, merkt nicht, dass sie zu Boden sinkt. Einige Siedlerfrauen kümmern sich sofort um das junge Mädchen.

Clayde steht sprachlos da, kann das alles nicht glauben, was der Marshal da von sich gegeben hat. Und doch muss es wahr sein, denn sonst wäre er nicht mit diesem riesigen Aufgebot von wild um sich blickenden Bürgern der Stadt Redstone erschienen.