Skull-Ranch 93 - Frank Callahan - E-Book

Skull-Ranch 93 E-Book

Frank Callahan

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Beschreibung

Wie dunkle Schatten bewegen sich fünfzehn Reiter durch die Nacht. Ihre Gesichter werden durch Halstücher verdeckt. Hin und wieder blitzen Gewehre im fahlen Mondlicht auf.
"Wir sind da, Jungs", flüstert Jago Wayborn, der Anführer der Outlaws, und sitzt ab. Auch die anderen Banditen schwingen sich aus den Sätteln und verstecken ihre Pferde.
"Wir gehen nach Plan vor. Ich glaube nicht, dass mehr als vier Cowboys bei der Herde wachen. Die Männer von der Skull-Ranch werden ein blutiges Wunder erleben..."


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Inhalt

Cover

Blutzoll

Vorschau

Impressum

Blutzoll

von Frank Callahan

Wie dunkle Schatten bewegen sich fünfzehn Reiter durch die Nacht. Ihre Gesichter werden durch Halstücher verdeckt. Hin und wie‍der blitzen Gewehre im fahlen Mond‍li‍c‍h‍t auf.

»Wir sind da, Jungs«, flüstert Jago Wayborn, der Anführer der Outlaws, und sitzt ab. Auch die anderen Banditen schwingen sich aus den Sätteln und verstecken ihre Pferde. »Wir ge‍hen nach Plan vor. Ich glaube nicht, dass mehr als vier Cowboys bei der Herde wa‍chen. Die Männer von der Skull-Ranch wer‍den eine blutige Überraschung erleben ...«

»Die Hälfte von euch schleicht sich zum Lagerfeuer, die anderen nehmen sich die Herdenwächter vor. Geschossen wird nur, wenn es unbedingt nötig ist. Dieser Skull-Rancher kann ein paar hundert Rinder verschmerzen. Wenn wir aber einige seiner Leute umlegen, dann wird er uns mit seiner restlichen Mannschaft folgen. Alles klar, Jungs?«

Die Viehdiebe nicken. Bestimmt grinsen einige der Strolche hinter den vorgeschobenen Halstüchern. Es ist nicht der erste Coup, den sie drehen. Sie sind ein eingespieltes Team. Und bisher haben sie immer und überall kräftig abgesahnt.

Sie sind alle davon überzeugt, dass sie mit den wenigen Cowboys spielend fertig werden. In einer Entfernung von ungefähr dreihundert Yards erkennen sie ein fast niedergebranntes Lagerfeuer, das wie ein rotes Auge zu ihnen herüber funkelt.

Zweihundert Rinder weiden in diesem kleinen Seitental. Sie sollen die Beute der Rustler werden, die sogar schon Abnehmer für das Rindfleisch gefunden haben. In den wilden Goldgräberstädten Colorados benötigt man immer Frischfleisch, das manchmal sogar zu fast unerschwinglichen Preisen gehandelt wird.

»Dann vorwärts, Jungs!«, ruft Jago Wayborn und setzt sich geschmeidig wie eine Raubkatze in Bewegung. Seine Leute folgen ihm. Bald teilen sich die Männer, schleichen auf das Lagerfeuer und auf die Rinderherde zu.

Mitternacht ist vorüber. Hin und wieder klingt das Muhen einiger Longhorns zu ihnen herüber. Der klagende Ruf eines Käuzchens durchdringt die nächtliche Stille.

Jago Wayborn führt fünf seiner Männer zu dem kleinen Lagerfeuer hinüber, das von einigen Büschen umgeben ist. Sie erkennen schon aus größerer Entfernung einige dunkle Körper, die in Decken eingewickelt um das Feuer liegen.

Der Boss der Rustler-Bande grinst zufrieden und zieht seinen Revolver aus dem Holster. Seine Partner verteilen sich, umstellen das kleine Camp der Cowboys und schleichen sich dann näher.

Als sie sich dem Feuer nähern und sich auf die in Decken gehüllten Körper zubewegen, erschallt plötzlich eine harte Stimme.

»Nehmt schon die Flossen hoch, Jungs. Ihr habt uns gewaltig unterschätzt. Bei uns gibt es nur heißes Blei zu erben!«

Für Bruchteile von Sekunden stehen die sechs Viehdiebe wie erstarrt. Es ist ein Schock für sie, denn sie hatten nicht in ihren kühnsten Träumen erwartet, in eine Falle zu geraten. Sie wissen nun, dass sie sich in den Cowboys von der Skull-Ranch mächtig getäuscht haben.

In diesem Moment peitschen Schüsse drüben bei der Herde auf. Es sieht so aus, als wären dort die übrigen Viehdiebe ebenfalls in eine Falle geraten.

Jago Wayborn handelt entschlossen. Er wirft sich zu Boden und drückt noch im Fallen seinen Revolver ab. Das heiße Blei fährt in eine der Decken, unter denen der Banditenboss einen der schlafenden Cowboys vermutet. Erst in dieser Sekunde kapiert er, dass die Decken nur ausgestopft sind.

Auch seine Männer schießen, wollen es nun auf die harte Art und Weise erledigen. Von den Bäumen, die das Camp umgeben, blitzt es nun auf. Dort haben sich die Skull-Cowboys versteckt.

Und sie schießen voll unerbittlicher Härte auf die Viehdiebe, die überhaupt nicht begreifen, dass ihr Plan schon längst gescheitert ist.

Es bleibt ihnen nichts anderes übrig, als schnell die Flucht zu ergreifen. Aufschreiend und fluchend laufen sie wie die Hasen davon. Als sie die Pferde erreichen, nähern sich auch die anderen Rustler, die bei der Herde ebenfalls eine bleihaltige Abfuhr erhalten haben.

Jago Wayborn blickt auf seinen reichlich zerzausten Haufen. Die meisten der Burschen haben Streifschüsse abbekommen. Zwei der Viehdiebe hat es schwerer erwischt.

Ihre Hemden sind rot vor Blut. Stöhnend und jammernd halten sie sich an den Sattelhörnern fest.

Die Skull-Boys haben längst das Feuer eingestellt. Sie machen auch nicht den Fehler, den Rustlern folgen zu wollen, und bleiben hinter ihren Deckungen.

Jago Wayborn reitet los. Aber er wird sich für diese Niederlage rächen...

Ein indianerhaft wirkender und sehr schlanker Mann schiebt sich hinter einer Birke hervor und senkt seinen Revolver.

Chet Quade, der Vormann der Skull-Ranch, nickt seinen Cowboys zu, die nun alle aus ihren Verstecken hervortreten. Auch von der Weide reiten Cowboys heran.

»Ist jemand von euch verletzt?«, fragt der ehemalige Revolverkämpfer.

Ein kleingeratener Cowboy sieht seinen Vormann grinsend an und schlägt seine Faust in den Handteller, dass es nur so klatscht.

»Den verdammten Viehdieben haben wir aber kräftig in die Suppe gespuckt, nicht wahr?«, ruf Shorty. »Die werden sich nicht mehr so schnell sehen lassen.«

Brazos, der hünenhafte Ranchschmied, tritt neben seinen kleinen Freund. Auch er grinst lässig und sagt: »Den Kerlen haben wir aber ganz schön Feuer unter den Hintern gemacht.«

Die umstehenden Cowboys nicken alle. Man sieht ihnen an, dass sie sich über den errungenen Sieg freuen.

Chet Quade wendet sich an einen noch jungen Cowboy, der ihn fragend anblickt.

»Du reitest zur Ranch und sagst dem Boss, dass alles geklappt hat. John Morgan wird schon voller Ungeduld auf diese Nachricht warten. Sag ihm auch, dass keiner unserer Jungs auch nur einen Kratzer abbekommen hat.«

Jimmy Twodance, einer der Youngster der Skull-Mannschaft, nickt und stiefelt zu seinem Pferd. Er schwingt sich in den Sattel und jagt auf schnellen Hufen davon.

»Wir dürfen trotzdem nicht in unserer Wachsamkeit nachlassen, Leute«, sagt Chet Quade zu den übrigen Cowboys. »Haltet Augen und Ohren offen. Es besteht immerhin die Möglichkeit, dass die Outlaws nochmals auftauchen und sich für die erlittene Niederlage rächen wollen.«

Die Cowboys nicken und denken an den Hass, den die Viehdiebe nun auf sie haben müssen. Und gegen eine Kugel aus dem Hinterhalt ist keiner von ihnen gefeit.

»Ich werde den Rustlern folgen, Jungs«, sagt Chet Quade noch. »Vielleicht erfahre ich, wo sie ihr verborgenes Camp haben. Dann können wir sie dort ausräuchern.«

Die Cowboys zerstreuen sich, nehmen ihre Wachplätze wieder ein oder reiten zu der weidenden Rinderherde hinüber.

Chet winkt Brazos und Shorty zu sich heran.

»Euer Tipp ist Gold wert gewesen, Jungs«, sagt er anerkennend. »Wäret ihr nicht so aufmerksam gewesen, dann hätten die Viehdiebe kräftig abgesahnt. Und mit zwei oder drei Cowboys wären die Hundesöhne spielend fertig geworden.«

»Danke für die Blumen, Chet«, grinst Shorty. »Als wir zwei dieser Burschen heute Mittag hier herumschleichen sahen, ahnten wir schon, dass da einiges läuft.«

Chet Quade nickt nur, holt sich ein Pferd und reitet davon. Es dauert auch nicht lange, dann entdeckt er die Fährten der geflüchteten Viehdiebe.

Vorsichtig folgt er den Spuren, die aus dem kleinen Seitental ins Bluegrass Valley hinausführen. Sanfter Wind lässt die Grashalme an ein wogendes Meer erinnern.

Zwei Meilen ziehen sich die Fährten durch das Blaugras-Tal, ehe sie in einen kleinen Canyon hineinführen, der sich bald öffnet und den Reiter wieder ausspuckt.

Der Vormann der Skull-Ranch ist bald von hohen Murray-Kiefern und Colorado-Zedern umgeben. Niedriges Buschwerk und Farne umsäumen den schmalen Reitweg, der sich durch die Bergwildnis der Rocky Mountains zieht.

Chet Quades Winchester liegt vor ihm über dem Sattelhorn. Er weiß, dass es für ihn hart werden kann, sollten die Rustler einen oder auch zwei Mann zurückgelassen haben.

Hinter jedem Baum oder hinter jedem Busch können die Burschen lauern und das Feuer auf ihn eröffnen.

Eine halbe Stunde später gleitet Chet Quade aus dem Sattel. Er ist an einer Wegkreuzung angelangt. Und hier haben sich die Rustler getrennt, sind in drei verschiedenen Richtungen davongeritten.

Chet hat damit gerechnet. Und er weiß auch, dass die drei Reitertrupps sich bald nochmals aufteilen werden, bis höchstens nur noch jeweils zwei Reiter zusammenbleiben.

Der Ranchvormann überlegt, welcher Fährte er folgen soll, als sein Pferd plötzlich warnend schnaubt und die Ohren stellt.

Er wirft sich zu Boden und rollt sich in einen Haselnussstrauch hinein.

Schüsse peitschen auf. Heißes Blei furcht die Stelle, an der Chet noch vor wenigen Sekunden gestanden war. Dumpf wehen die Schussexplosionen heran.

Sein Pferd kreiselt herum, als wolle es sich in den Schweif beißen, und rast dann davon. Chet weiß, dass sich das Tier nach wenigen Yards wieder beruhigen wird.

Chet schiebt sich einige Yards zur Seite, denn nun wird der Haselnussstrauch unter Beschuss genommen. Zweige knicken unter den Geschossen. Blätter rieseln zu Boden.

Quade reißt seine Winchester hoch und jagt dann Kugel um Kugel zu den aufzuckenden Feuerlanzen hinüber, die hinter einigen Bäumen hervorbrechen.

Und er ist nicht nur mit seinem Revolver ein As, sondern kann auch mit seiner Winchester so gut umgehen, wie eine liebe alte Tante mit ihren Stricknadeln.

Als er einen heiseren Schrei vernimmt, der sogar die berstenden Schüsse übertönt, weiß er, dass wenigstens eines seiner Geschosse ein Ziel gefunden hat.

Das gegnerische Feuer verstummt. Auch Chet senkt seine Winchester. Eine Wolke von zähem, übelriechendem Pulverdampf umgibt ihn. Chet schiebt sich hinter den dicken Stamm einer Douglas-Fichte und späht zu seinen Gegnern hinüber.

Es müssen wenigstens zwei Rustler sein, die es auf sein Leben abgesehen haben. Und Chet Quade ist nun einmal kein Mann, der sich mit halben Sachen abgibt.

Er will diese beiden Burschen erwischen, die so heimtückisch aus dem Hinterhalt auf ihn geschossen haben.

So schleicht er vorwärts und verursacht dabei kaum Geräusche. Ein Indianer hätte es nicht besser machen können. Es zeigt sich wieder einmal, dass in den Adern des Ranchvormanns Indianerblut fließt. Seine Großmutter ist eine Comanchen-Squaw gewesen.

Chet nähert sich schnell der Stelle, von wo aus die beiden Banditen auf ihn gefeuert haben. Längst hält er sein Gewehr in der linken Hand und hat seinen Revolver gezogen.

Und wer den ehemaligen Revolverkämpfer kennt, weiß, dass er mit dem Colt die Hölle loslassen kann.

Zwischen den Bäumen und Sträuchern rührt sich nichts mehr. Chet glaubt, dass sich die beiden Rustler abgesetzt haben.

So ist es auch.

Wenige Sekunden später vernimmt er Hufschläge, die sich rasch entfernen. Chet Quade holstert seinen Revolver. Er schleicht zu der Stelle hinüber, von wo aus auf ihn geschossen wurde. Er findet leere Patronenhülsen und auch dunkle Blutstropfen auf dem weichen Moospolster.

Nun hat er den Beweis, dass einer der beiden Outlaws verwundet ist. Chet eilt zu seinem Pferd, das seinen Kopf an seiner Schulter reibt und zieht sich dann in den Sattel.

Er reitet los, findet auch bald die Hufspuren der beiden Halunken und nimmt die Verfolgung auf.

Zwei Stunden später ist der Vormann der Skull-Ranch mit all seinem Können am Ende. Er muss sich eingestehen, dass er die Fährten der beiden Banditen verloren hat.

So beschließt er, zur Skull-Ranch zu reiten. Der Morgen dämmert bereits, als er die Ranchgebäude aus den wogenden Bodennebeln auftauchen sieht.

General Lee, der Deutsche Schäferhund, springt ihm bellend entgegen, achtet aber darauf, nicht in die Nähe der Hufe des Rappwallachs zu kommen.

Chet springt im Ranchhof aus dem Sattel und führt das Pferd zum Stall hinüber, wo er es versorgt. Doc Smoky, der Koch der Skull-Ranch, steht vor dem Küchentrakt und blickt Chet grinsend an.

»Na, du Heldensohn«, sagt er. »Bist du wieder einmal auf dem Kriegspfad gewesen?«

»Du hast es erkannt, Alter. Ehe du mir aber meinen Bauch mit Fragen löcherst, solltest du mir lieber eine Tasse von der schwarzen Brühe geben, die du als Kaffee bezeichnest.«

»Dann komm mit rein, Chet. Der Kaffee ist bereits fertig. Du musst dich aber selbst bedienen. Schinken und Eier brutzele ich dir gleich. Dann muss ich mich sputen, um das Frühstück für die anderen Jungs fertig zu kriegen. Die sind sonst aus dem Häuschen, wenn sie nichts zwischen die Beißerchen bekommen.«

Chet trinkt eine Tasse Kaffee und leert dann den Teller mit Eiern und Speck, den ihm der Oldtimer hingestellt hat. Der Schäferhund aber steht ihm Türrechteck und blickt verlangend auf eine große Wurst, die Doc Smoky in der Hand hält.

Und dann passiert es auch schon.

Der Alte hat für einen kurzen Moment nicht auf General Lee geachtet, der durch die Luft fliegt, Doc Smoky die Wurst aus der Hand reißt und dann mit gewaltigen Sprüngen aus dem Küchentrakt ins Freie hetzt.

Doc Smoky aber steht da, als wäre der Blitz dicht neben ihm eingeschlagen. Ehe er aber eine seiner großen Bratpfannen schnappen und dem Schäferhund folgen kann, sagt Chet Quade grinsend: »Lass nur den General in Frieden. Der musste doch einfach zuschnappen, wenn du ihm dauernd mit der Wurst vor der Nase herumwedelst.«

Doc Smokys verwittertes Piratengesicht legt sich in tausend Falten. Zornig schiebt er seinen riesigen Lederhut in den Nacken und starrt Chet aus funkelnden Augen an.

»Diese räuberische Bestie werde ich noch eines Tages erschlagen. Oh, das werde ich dem Hundevieh heimzahlen. Darauf kann er sich verlassen. Das hat er nicht umsonst getan.«

»Reg dich wieder ab, Alter. Manchmal habe ich direkt den Eindruck, dass du General Lee nicht richtig abfütterst.«

»Was?«, staunt der Oldtimer. »Das lasse ich mir aber nicht nachsagen, Chet. Dieser Bursche ist noch schlimmer, als Brazos. Der könnte den ganzen Tag nur fressen. Früher ist General Lee noch selbst auf die Jagd gegangen und hat...«

»... dir hin und wieder eine mächtig dicke Ratte angeschleppt, die er gegen deine Leckereien eintauschen wollte!«, ruft Chet Quade lachend und erhebt sich.

Dann verschwindet er und lässt den Oldtimer zurück, der ihm wütend hinterherblickt.

Chet stiefelt zum Ranchhaus hinüber. Staub wölkt unter seinen hochhackigen Stiefeln auf. Die ersten Strahlen der aufgehenden Sonne fallen über die Berghänge des Bluegrass Valleys und tauchen es wie in flüssiges Gold.

Ein großgewachsener Mann, mit energischem Kinn und stahlgrauen Augen tritt in diesem Moment auf die Veranda. Ein freundliches Lächeln teilt seine Lippen, als er Chet erkennt.

»Hallo, Boss!«, ruft Quade. »Ich hoffe nur, dass meine Ankunft dich nicht aus dem Bett getrieben hat.«

John Morgan winkt ab.

»Jimmy Twodance hat mir schon berichtet, dass ihr den Viehdieben einen heißen Empfang bereitet habt. Und wie ich dich kenne, bist du den Hundesöhnen bestimmt gefolgt. Hast du etwas ausrichten können, Chet?«

Der Ranchvormann schüttelt den Kopf. Dann berichtet er mit wenigen Worten von seiner missglückten und erfolglosen Verfolgungsjagd.

»Nimm's nicht so tragisch, mein Junge«, sagt John Morgan und legt Quade eine Hand auf die Schulter. »Die Hauptsache ist, dass dich die Kerle nicht erwischt haben. Ich schätze, dass die Banditen es nicht nochmals versuchen werden. Die haben nun gemerkt, dass mit uns nicht gut Kirschen essen ist.« John Morgan lächelt.

»Ehe du an deiner Matratze horchst, solltest du Mary-Lou ›Gute Nacht‹ sagen. Meine Tochter wartet schon seit langem darauf, dass du endlich auftauchst.«

Chet nickt und will ins Haus treten, als ihn die Stimme des Ranchbosses nochmals einholt.

»Jimmy hat einige private Dinge in Golden City zu erledigen, Chet. Hast du etwas dagegen, wenn ich ihn zwei Tage freistelle?«

»Natürlich nicht, Boss. Bei Jimmy müssen wir wenigstens nicht damit rechnen, dass er sich betrinkt oder einen Saloon auseinander nimmt. Das kann man leider nicht von unseren anderen Haudegen sagen«, sagt Chet Quade trocken. »Ich glaube manchmal, dass George Rockwell, der Marshal von Golden City, unsere Jungs lieber gehen als kommen sieht.«

»Auch wir sind keine Heiligen, Chet«, schmunzelt John Morgan. »Unsere Jungs sind schon richtig. Die müssen sich hin und wieder einmal austoben, wenn sie wochenlang nur hinter Rinderschwänzen hergeritten sind.«

John Morgan nickt seinem Vormann zu und stiefelt dann zum Küchentrakt hinüber, um sich schon vor dem Frühstück eine Tasse Kaffee zu genehmigen.

Als die letzten beiden Reiter aus den Sätteln geklettert sind, erhebt sich Jago Wayborn und tritt vor seine Gefährten hin. Er mustert sie der Reihe nach und sieht meistens nur verbissene und enttäuschte Gesichter.

»Nun lasst mal die Köpfe nicht so hängen, Jungs. Es hat nun einmal nicht geklappt. Die Cowboys müssen irgendwie Wind von unserem Vorhaben bekommen haben und stellten uns eine prächtige Falle. Wir haben trotz allem Glück im Unglück gehabt. Das werdet ihr doch alle einsehen. Wir sind noch relativ glimpflich davongekommen, obwohl einige von uns schon ein paar Kratzer abgekriegt haben.«

Jago Wayborn wippt auf den Zehenspitzen und hat beide Hände in die Hüften gestützt. Sein bis übers Kinn hängender Texanerbart wippt im Takt dazu.

Auf seinem scharfgeschnittenen Gesicht mit einer gewaltigen Hakennase zeigt sich nun wieder ein lässiges Lächeln.

»Wir geben natürlich nicht auf, Jungs. So schnell lassen wir uns nicht die Butter vom Brot nehmen. Ihr kennt mich alle und wisst, dass ich immer für schnelles Geld gesorgt habe.«

Die meisten Männer der Banditenbande nicken. Zufrieden fährt Jago Wayborn fort: »Uns bleibt nun nichts anderes übrig, als unsere Wunden zu versorgen und für ein paar Tage von der Bildfläche zu verschwinden. Dann werden wir es diesen Sattelquetschern heimzahlen. Wir holen uns die Herde und werden sie zu einem ganzen Haufen Bucks umwandeln. Seid ihr damit einverstanden?«

Nun nicken sie alle und vergessen für kurze Zeit ihre Wunden, die sie sich bei dem nächtlichen Unternehmen eingehandelt haben.

»Wir lagern im Moment zwei Meilen von einer Goldgräberstadt entfernt, Jungs. Der Name der Ortschaft ist Golden City. Wir werden nun nacheinander losreiten und vereinzelt in die Stadt einsickern. In zwei Tagen treffen wir uns in der Abenddämmerung wieder hier an diesem Platz. Verhaltet euch friedlich in der Town und legt euch mit dem Sheriff oder dem Marshal nicht an, falls es überhaupt einen Gesetzeshüter gibt. Habt ihr sonst noch irgendwelche Fragen, Jungs?«

Die Männer des rauen Rudels schütteln die Köpfe. Einer nach dem anderen reitet dann davon.