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Im Laufe der nächsten Generation wird sich Afrika südlich der Sahara drei großen, in Wechselbeziehung stehenden, Herausforderungen gegenüberstehen. Die Bevölkerung wird sich bis 2045 auf 2 Milliarden verdoppeln. Dann werden mehr als die Hälfte der Afrikaner in Städten leben. Und diese meist jungen Leute werden miteinander und mit der Welt durch mobile Geräte verbunden sein. Diese Situation ist eine riesengroße positive Energie für Veränderung, sofern sie ordentlich geplant ist. Aber ohne Wirtschaftswachstum und Arbeitsplätze, könnte dies zu einer politischen und sozialen Katastrophe führen. Bei diesem Bevölkerungswachstum wird das bisherige Klientel-System sowie das Durchwursteln nicht mehr funktionieren. Wenn die Staatsführer an der Macht bleiben wollen, müssen sie einen dynamischeren Weg finden, um Wirtschaftswachstum zu fördern. Dies ist eine Beschreibung einer sich rasch ändernden Regien aus eigener Erfahrung; So wird Afrika erfolgreich ist ein Handbuch, das aufzeigt wie Wirtschaftswachstum, neben den üblichen Vorschlägen, generiert werden kann und wie Arbeitsplätze auf dem gesamten Kontinent geschaffen werden können.
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Seitenzahl: 557
Veröffentlichungsjahr: 2020
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‘Endlich ein Buch über das ‘Wie’ und nicht das ‘Was’, um das Schicksal der Menschen in Afrika zu verbessern. Die Führer sollten es lesen und lernen.’ Mmusi Maimane, Vorsitzender der Demokratischen Allianz, Südafrika
‘So wird Afrika erfolgreich versteht die Schnittmenge von Menschen, Politik, Städten und Staaten und ist der Leitfaden für fundierte Entscheidungen für ein besseres Afrika.’ Mondli Makhanya, Herausgeber von City Press
‘Ich wünschte, ich hätte dieses Handbuch gehabt, als ich Präsident von Malawi war. Es bietet nicht nur überzeugende Argumente für das, was zu tun ist, sondern auch praktische Beispiele und Schritte, wie man die Dinge erledigt.’ Joyce Banda
‘Dies ist ein zeitgemäßes und wichtiges Buch. Das Pro-Kopf-BIP Afrikas sinkt nun, und damit weicht die Region wieder einmal vom Rest der Menschheit ab. Afrikas Staats- und Regierungschefs stehen vor der Wahl zwischen der Bewältigung des wirtschaftlichen Wandels und der Bewältigung der Krise, oder sie werden von politischen Veränderungen überwältigt. Für diejenigen, die klug genug sind, Ersteres zu wählen, ist dieses Handbuch ein wertvoller Leitfaden.’ Paul Collier, Oxford University
‘Jenseits von Hype und Klischees, eine Blaupause für ein wohlhabendes Afrika.’ Donald Kaberuka, ehemaliger Präsident, African Development Bank
‘So wird Afrika erfolgreich ermöglicht es, Länder als Unternehmen zu betrachten und zu skizzieren, und zeigt praktische Entscheidungen für den Erfolg auf.’ Neal Froneman, Sibanye Gold
‘Dieses Buch liefert die notwendige Hardware für jeden politischen Entscheidungsträger.’ Tendai Biti, ehemaliger Finanzminister, Zimbabwe
‘So wird Afrika erfolgreich sollte im Aktenkoffer jedes afrikanischen Führers liegen. Das Buch beantwortet das ‘Warum’ und ‘Wie’ der Entwicklungsbilanz Afrikas und bestätigt, was fortschrittliche Stimmen gesagt haben: Afrika ist wegen der Mittelmäßigkeit, mit der es geführt wurde, in Schwierigkeiten geraten. Erfreulicherweise zeigt es, dass unser Kontinent durchaus noch zu reparieren ist, indem es praktische Empfehlungen gibt, die wir jetzt umsetzen müssen.’ Raila Odinga, ehemaliger Premierminister, Kenia
‘So wird Afrika erfolgreich ist ein Wegweiser für Praktiker und Wissenschaftler für das Afrika-Geschäft, mit vergleichenden Einblicken und Vor-Ort-Erfahrungen in Sektoren, die das Wirtschaftswachstum und die Entwicklung auf dem gesamten Region vorantreiben, und deckt dabei wichtige Strukturen und Themen ab, die den Kontext von Afrikas ‘neue Normalität’ formen, das ist ein wichtiger und zeitgemäßer Beitrag.’ Lyal White, Gordon Institute of Business Science, Universität von Pretoria
‘Prägnante Einblicke, eine unschätzbare Synthese aus Feldforschung und erstklassiger Analyse.’ Gilbert Houngbo, ehemaliger Premierminister, Togo
‘Dieses herausragende Buch überzeugt davon, dass Demokratie und Entwicklung unteilbar sind: Wenn die Politik zerbrochen ist, ist es, als würde man versuchen, ein Haus auf Sand zu bauen.’ Hakainde Hichilema, ehemaliger Präsidentschaftskandidat, Sambia
‘Wenn es nur ein einziges Buch gibt, das Sie in diesem Jahr lesen, dann soll es So wird Afrika erfolgreich sein. In der Beschreibung von internationalen Fallbeispielen ist dieses Buch von unschätzbarem Wert. Sein Beitrag ist es, genau zu veranschaulichen, wie und wann man die kritischen Komponenten von Leadership, Policy und Führungsrecht erhält.’ Erastus Mwencha, Stellvertretender Vorsitzender, Kommission der Afrikanischen Union
‘lim’ uze ushay’etsheni!’ – Pflüge bis du auf einen Felsen triffst!
Vorwort
Danksagungen
Über die Autoren
Akronyme und Abkürzungen
Einleitung
Teil 1: Der Zustand des afrikanischen Volkes, Institutionen und Strukturen
1 Menschen und Städte
2 Demokratie und Entwicklung
3 Infrastruktur
Teil 2: Der Zustand der afrikanischen Wirtschaft
4 Landwirtschaft
5 Bergbau
6 Verarbeitendes Gewerbe
7 Dienstleistungen
8 Technik
Teil 3: Afrika zum Funktionieren bringen
9 Mobilisierung von Ressourcen, Risikominimierung von Investitionen
10 Erfolgsplanung
11 Führung und Umsetzung
Schlussfolgerung
Erläuterungen und Hinweise
Stichwortverzeichnis
Dieses Buch ist eine Anleitung, um die Fähigkeit Afrikas zu verbessern, Wirtschaftswachstum und die Schaffung von Arbeitsplätzen zu generieren. Eine solche Blaupause ist besonders in einer Zeit erforderlich, in der afrikanische Länder, von denen viele noch immer arm sind, sich auf einen massiven Bevölkerungszuwachs und dementsprechend eine steigende Zahl von Jugendlichen einstellen müssen, die nach einer Beschäftigung suchen.
Wir sind zuversichtlich, was die Aussichten der afrikanischen Länder angeht, aber nur, wenn jetzt tatsächlich harte Entscheidungen getroffen werden. Der alte ‘Business-as-usual’- Ansatz der Regierungen und der Führung muss sich ändern, wenn sie mit Afrikas bevorstehenden Bevölkerungsboom Schritt halten wollen. Reformen erfordern grundlegende Veränderungen in der Funktionsweise der afrikanischen Volkswirtschaften. Das bedeutet, offen zu sein für die internationale Zusammenarbeit, Handel und Kapital anstatt Hilfe, da sie mehr auf Unternehmen als personalisierte und klientelistische Systeme angewiesen sind, während das Ziel von Regierung und Politik darin bestehen sollte, eher das Wachstum des privaten Sektors und nicht das des öffentlichen Sektors zur Umverteilung zu fördern.
Allen diesen Initiativen liegt das Gebot der Stunde für ein Gefühl der Dringlichkeit, Arbeitsplätze zu schaffen, zugrunde, bevor die Bevölkerungswelle die afrikanischen Gesellschaften überrollt.
Auch wenn der Kontinent in den 2000er Jahren beeindruckende wirtschaftliche Wachstumsraten. von rund 5 Prozent verzeichnete, hat sich nicht genug verändert. Zum einen war dieses Wachstum größtenteils nicht das Ergebnis verbesserter Regierungstätigkeit, sondern vielmehr das Ergebnis eines starken Anstiegs der Rohstoffpreise, der durch die stark steigende chinesische Nachfrage gestützt wird.
Jetzt, in Zeiten, in denen die Rohstoffpreise rückläufig sind, kommen Bedenken auf, dass viele afrikanische Länder in den ‘fetten’ Jahren nicht genug getan haben, um politische und ökonomische Regierungspraktiken ihres Landes zu reformieren. Als Warren Buffett berühmterweise anmerkte, ‚Erst wenn die Ebbe kommt, entdecken Sie, wer in den letzten Jahren nackt geschwommen ist.’
Dabei geht es nicht nur um Wirtschaftswachstum. Ein weiterer Maßstab für den Erfolg der afrikanischen Reform liegt in der Stabilität ihrer Gesellschaften. Seit 1990 war der Kontinent der Ort mit zwei Dritteln der konfliktbezogenen Todesfälle weltweit.1 Auch herrscht hier noch große Armut. Mehr als 40 Prozent der Afrikaner leben in extremer Armut2.
Trotz dieser Realitäten hat es sich bisher als schwierig erwiesen, die alte Methode zu ändern, wie man Afrikas Wirtschaft lenken kann. Die Trägheit spiegelt den Rückzug der Demokratie und ‘Misgovernance’ wider - wenn die Regierung effizient arbeitet, nur für eine Elite.3 In diesem Umfeld werden die Anreize für die Vorteile der Liberalisierung der Volkswirtschaften durch die Vorteile einer Bewahrung der Dinge, so wie sie sind, aufgewogen, da die Eliten leicht zur Verwaltung und Ablenkung von internationalen oder anderen negativen Anreizen fähig sind, die darauf abzielen, den Wandel zu fördern.
Jedoch werden die Führer, die heute die Weitsicht und die Vision haben, um die notwendigen Entscheidungen für Veränderungen zu treffen, in Zukunft für den Wohlstand und die Stabilität bekannt werden, die sie ihren Ländern gebracht haben.
In der Zwischenzeit werden Machthaber, die an den alten Wegen festhalten, die weitere Verarmung ihrer Nationen erleben und in ihrer eigenen Herrschaft bedroht sein. Der arabische Frühling zeigt, wie sich die Lage in den letzten Jahren verändert hat, als Jugendliche merkten, dass sie keine Zukunft hatten, und ihre Länder in wenigen Wochen umstürzten und destabilisierten. Schnell können solche Spannungen übergreifen, bis hin zum politischen Kollaps. Die Bedrohung ist besonders gravierend, da die Macht durch die rasche Verbreitung des Mobilfunks immer mehr in den Händen der einzelnen Bürger liegt.
Es scheint unvermeidlich, dass die Anzahl der gescheiterten Staaten in Afrika - bereits jetzt die größte in der Welt – zunehmen wird, wenn die Staats- und Regierungschefs nicht die bevorstehenden Herausforderungen annehmen, die sich aus dem zu erwartenden großen Bevölkerungswachstum ergeben, mit dem damit einhergehenden Leiden und Chaos, die den institutionellen Zusammenbruch begleiten. Ähnlich verhält es sich mit anderen kritischen Herausforderungen, mit denen Afrika konfrontiert ist, einschließlich der Anpassung an den Klimawandel, der Verbesserung des Status der Frauen und der Verringerung der Ungleichheit. Das kann nur dann angegangen werden, wenn die Staaten in ihrer Wirtschaftsleistung wachsen und mehr Arbeitsplätze schaffen. Andernfalls wird die demographische Krise allumfassend und jede andere Maßnahme vereiteln.
Unsere Analyse basiert auf der vor 12 Jahren begonnenen Feldarbeit in ganz Afrika, als die Brenthurst-Stiftung gegründet wurde. Unser Buch betont die Forschung, die seit dem Rückgang der Rohstoffpreise durchgeführt wurde, der in den USA 2014 begann.
Es werden sowohl statistische Analysen als auch Fallstudien verwendet, um die Herausforderungen für den Wohlstand in Afrika und die Strategien zu beschreiben, die andernorts in der Welt verfolgt werden, und die erfolgreich die Armut bekämpft haben. Sie berücksichtigt die sehr realen Herausforderungen, denen sich Regierungschefs auf dem ganzen Kontinent gegenübersehen, wenn sie versuchen, Verbesserungen in ihren Ländern zu erreichen. Wir glauben auch, dass die Reflexion von vergleichenden internationalen Fallstudien aufgrund der anhaltenden Fortschritte der Länder, die wir als Beispiele anführen, lehrreich ist.
Eines der gravierendsten Defizite postkolonialer afrikanischer Regierungen ist die Tatsache, ihrer Isolation. Die Herausforderungen Afrikas sollten im Zusammenhang mit den universellen Normen und Praktiken, und nicht als isolierte oder einzigartige Probleme angesehen werden. Vor nicht langer Zeit befanden sich schließlich viele asiatische und lateinamerikanische Länder unter Umständen, die dem heutigen Afrika sehr ähnlich waren.
Ob es nun darum geht, eine Industriepolitik zu konzipieren oder Gerechtigkeit durch Wachstum zu erreichen, Afrika muss das Rad nicht neu erfinden: Vieles lernt man aus den Erfahrungen, die Andere in der Vergangenheit gemacht haben.
Wir haben uns dafür entschieden, das Buch nach Sektoren zu strukturieren, einschließlich Bergbau und Landwirtschaft, Infrastruktur, Dienstleistungen, Fertigung, Planung und Lieferung. Diese sektorale Analyse ist wichtig, weil die Governance-Bilanz eines Landes die Anhäufung einer Vielzahl von Entscheidungen ist, die in verschiedenen Bereichen getroffen wurden. Oftmals ist es einfacher zu erkennen, wie sich staatliche Maßnahmen auf die Volkswirtschaften auswirken, indem man gemeinsame wirtschaftliche Herausforderungen in der gesamten Region überprüft. Die Sektoren, die wir hier untersuchen, sind die wichtigsten für Afrika. Wir analysieren die kritischen Aspekte afrikanischer Volkswirtschaften von den ältesten und traditionellsten Sektoren bis zu den Bereichen, in denen Unternehmer an den neuesten Formen der Technologieentwicklungen teilnehmen.
Am Anfang eines jeden Kapitels finden Sie eine kurze Zusammenfassung der Schlüsselschritte zum Erfolg, sowie die Herausforderungen und Chancen der afrikanischen Staaten. Das Schlusskapitel fasst alle sektoralen Vorschläge zusammen, um einen umfassenden Plan für die afrikanischen Führer zu erstellen.
Diese Struktur und die Lösungen, die wir gefunden haben, spiegeln die Vielfältigkeit der Autorenschaft wider. Die eine Hälfte des Teams besteht aus langjährigen Mitarbeitern, Greg Mills und Jerey Herbst. Sie werden für dieses Projekt von Major General (rtd) unterstützt.
Dickie Davis, der über mehr als drei Jahrzehnte Erfahrung mit der Umsetzung der Entscheidungen von Politikern unter vielfach schwierigen Verhältnissen von Bosnien bis nach Afghanistan hatte, und der einen Großteil seines post-militärischen Lebenswerks dem Afrika südlich der Sahara widmete. Schließlich der ehemalige nigerianische Präsident Olusegun Obasanjo, der wohl mehr als jeder andere lebende Afrikaner Erfahrung mit den scharfen Kanten der Herausforderungen hat, mit denen Afrika konfrontiert ist und war.
Wir haben von einem zweitägigen Seminar der Konrad-Adenauer-Stiftung im August 2016 profitiert, als mehr als 30 politische Entscheidungsträger, Akademiker und Wissenschaftler und privatwirtschaftlichen Führungskräfte - alle aus Afrika oder mit beträchtlichen Erfahrungen in verschiedenen Teilen des Kontinents - das Manuskript rezensierten und viele wichtige Beobachtungen und Anregungen machten. Sie haben unsere Erkenntnisse enorm bereichert. Obwohl wir uns sicherlich nicht in allen Punkten einig waren, bekräftigte dieser intensive Workshop unsere Sicht auf die großen Chancen für signifikantes Wachstum und Armutsbekämpfung, die realisierbar sind, wenn afrikanische Führer die notwendigen schwierigen Entscheidungen treffen, und der im Gegensatz dazu stehenden ungewissen Zukunft der Länder, wenn jetzt keine dramatischen Schritte unternommen werden.
Die Brenthurst-Stiftung, unsere gemeinsame institutionelle Zugehörigkeit, wurde von der Familie Oppenheimer im Jahr 2005 gegründet. Ihr Ziel ist es, Afrikas Wirtschaftsleistung zu stärken. Viele der Erfahrungen und Lektionen, die in diesem Buch beschrieben werden, stammen aus der Arbeit mit einer großen Anzahl von afrikanischen und anderen Regierungen, da wir uns bemüht haben, praktische politische Lösungen zu entwickeln und internationale Best Practices herauszufinden.
Bei der Brenthurst-Stiftung hatten wir das Glück, mit vielen hervorragenden Leute bei der Produktion dieses Buches zusammenzuarbeiten. Ihr Intellekt, ihre Energie, ihre Professionalität und Integrität haben uns inspiriert, diese Gespräche in Druck zu bringen.
Vor allem Nicky, Jonathan und Jennifer Oppenheimer haben die Stiftung und das Projekt kontinuierlich und mit unschätzbarem Wert unterstützt. Die Mandela-Machel Stipendiat bei der Stiftung, Nchimunya 'Chipo' Hamukoma, war eine konstante und stets fröhliche Quelle für Nachschlagewerke, Tabellen und Charts. Ghairoon Hajad war eine unschätzbare logistische Ressource. Der langjährige institutionelle Partner der Stiftung, die Konrad-Adenauer-Stiftung, veranstaltete freundlicherweise ein Seminar, um einen frühen Entwurf zu diskutieren. Wir sind sehr dankbar für die Unterstützung durch den Stab des Veranstaltungsortes, der Villa La Collina, und insebsondere Holger Dix, Terence McNamee, Leila Jack und Andrea Ostheimer für ihre organisatorische Unterstützung bei der Bereitstellung des Seminars.
Dr. Driss Ouaouicha, Präsident der Al Akhawayn Universität in Ifrane, organisierte und begleitete uns freundlicherweise bei einem Forschungsaufenthalt in Marokko. David und Vicky und Peter und Lauren Horsey öffneten großzügig ihre Häuser in Kenia, und ließen unsere Forscher sich in Ruhe bei ihnen ausruhen und tippen, sie hatten ihre Veranda stundenlang zum Ausruhen geöffnet. John Kollias wies uns auf nützliches Material zur Rolle der Technik hin. Olly Stern organisierte einen Zeitplan in London, was uns ein Verständnis für die Argumentation von Investitionsentscheidungen ermöglichte. Christopher Clapham stellte, wie immer, sein Zuhause in Mepal zur Verfügung, um Material aufzuarbeiten, während Lyal White ein großzügiger Reisebegleiter für uns in Lateinamerika war. Thomas Vester und Dafydd Lewis organisierten eine exzellente Reiseroute in Vietnam und auf den Philippinen, ebenso wie Botschafter Barry. Desker in Singapur und Hery Saripudin und Pradono Anindito in Indonesien. Rod Hagger hat alles repariert, von Exkursionen und Seminaren bis hin zu gebrochenen Rädern in Lilongwe, während Paul Norman, Mark Pearson und David Littleford unter anderem dafür sorgten, dass unsere Monate in Sambia sowohl produktiv als auch komfortabel waren. Unsere Einblicke in die Bergbauindustrie profitierten von einem Runden Tisch, der im April 2016 in der Royal Zambezi Lodge stattfand, die das Sambesi-Protokoll hervorbrachte. Paul Cluver stellte großzügigerweise Zeit und Kontakte zu der Farmergemeinschaft des Western Cape bereit, ebenso wie Lampie Fick in Caledon. Joe Siegle vermittelte einzigartige und hilfreiche Einblicke in das Verhältnis von Demokratie und Entwicklung. Branko Brkic erlaubte freundlicherweise die Reproduktion von Material, das zuerst in der Daily Maverick erschien, ebenso wie Ray Hartley von der Rand Daily Mail. Johnny Clegg schenke uns nicht nur die Zeit, um zu diesem Band Stellung zu nehmen, sondern lieferte auch das Zulu-Sprichwort am Anfang des Textes, das vielleicht am besten die gleichermaßen von Autoren und Führungskräften geforderte Hartnäckigkeit beschreibt.
Tom Alweendo, Isaac Kgosi Phillip Carter, Fidèle Sarassoro und Ahmed Shire halfen freundlicherweise bei der Organisation der Interviews mit den Präsidenten von Namibia, der Elefenbeinküste und Botswana, sowie mit dem Premierminister von Äthiopien. Botschafter Louis Pienaar und Dahan Ahmed Mahmoud waren gemeinsam mit Anthony Mukutuma und Matt Pascall Gastgeber auf einer Mission in Nouakchott, Mauretanien, im Oktober 2016.
Tafelbergs Gill Moodie und Erika Oosthuysen waren unkomplizierte Partner, während Mark Ronan eine hervorragende Editionsarbeit geleistet hat.
Das Buch enthält auch ein Lied, ‘Mama Afrika’, gespielt und geschrieben von Robin Auld und Greg Mills. Es kann von der Website der Brenthurst-Stiftung, www.thebrenthurstStiftung.org., heruntergeladen werden.
Sicherlich nicht zuletzt haben uns unsere jeweiligen Familien selbstlos dazu ermutigt, ‚fertig zu werden’ und uns die Zeit und den Raum dafür gegeben!
OO, GJBM, JIH und RRD,
Abeokuta, Johannesburg, Washington und Marlborough
Greg Mills leitete die Brenthurst-Stiftung mit Sitz in Johannesburg seit der Gründung im Jahr 2005 und ist Autor der meistverkauften Bücher Why Africa is Poor – And What Africans Can Do About It (Penguin, 2010) und, mit Jeffrey Herbst, Africa’s Third Liberation (Penguin, 2012). Im Jahr 2008 wurde er als Strategieberater des Präsidenten von Ruanda eingesetzt, leitete die strategische Beratergruppen in Malawi, Mosambik und Afghanistan, und hat in den vergangenen Jahren für die Regierungschefs in Liberia, Lesotho, Kenia, Sambia und Simbabwe gearbeitet. Er hat einen Doktortitel der Lancaster University und einen Ehrendoktortitel für Afrikanistik an der Universität von Kapstadt. Er ist Mitglied des Internationalen Instituts für Strategische Studien und von Chatham House, und Mitglied des Beirats des Royal United Services Institute, 2013 folgte seine Ernennung zum Mitglied des hochrangigen Gremiums der Afrikanischen Entwicklungsbank für fragile Staaten. Er ist Gastdozent am Royal College of Defence Studies, Higher Defence College der NATO und dem South African National Defence College. Seine neuesten Bücher sind Why States Recover (Picador, 2014) und, mit Jeffrey Herbst, How South Africa Works (Picador, 2015).
Jeffrey Herbst ist Präsident und CEO des Newseum in Washington DC. Zuvor war er Präsident der Colgate University, einer führenden liberalen Kunsthochschule in den USA. Er hat an der Yale University promoviert und arbeitete auch als Provost und Generalbevollmächtigter für Akademische Fragen der Universität von Miami. Dr. Herbst begann seine Karriere als Professor für Politik und Internationale Beziehungen an der Princeton University, wo er 18 Jahre lang lehrte. Er ist der Autor von States and Power in Africa: Comparative Lessons in Authority and Control (Princeton University Press, 2014), und mehreren anderen Büchern und Artikeln. Er lehrte auch an den Universitäten von Simbabwe, Ghana, Kapstadt und Western Cape. Als Mitglied des Rats für Ausländische Beziehungen war er zugleich Mitglied des Beirats der Brenthurst-Stiftung seit 2005.
Olusegun Obasanjo ist ein ehemaliger Präsident Nigerias. Er hatte eine bemerkenswerte militärische Laufbahn hinter sich, unter anderem als Teilnehmer in der UNO-Friedenssicherungsmission im Kongo (1957) und Entgegennahme des Übergabedokuments im Namen der nigerianischen Regierung von den gegnerischen Kräften im nigerianischen Bürgerkrieg von 1970. Nach dem Besuch verschiedener Bildungseinrichtungen, u.a. Der Abeokuta Baptist High-School, der Indian Army School of Engineering und des Royal College of Defence Studies in London, stieg er auf den Rang eines Generals auf und wurde nach dem Attentat auf das damalige militärische Staatsoberhaupt im Februar 1976 zum nigerianischen Staatsoberhaupt. Im September 1979 übergab er an eine demokratisch gewählte Regierung. Er wurde für seine prodemokratischen Ansichten für dreieinhalb Jahre bis zum Tod des Generals Sani Abacha im Juni 1998 inhaftiert. Nach seiner Freilassung wurde er im Jahr 1999 demokratisch zum Präsidenten gewählt und diente zwei Amtsperioden. Mit über 30 Veröffentlichungen zu verschiedenen Themen verfolgt er eine Leidenschaft für Konfliktlösung, Mediation und Entwicklung über eine Reihe von Institutionen, unter anderem über seinen Vorsitz im Tana-Forums und der Brenthurst-Stiftung.
Dickie Davis ist Sonderberater der Brenthurst-Stiftung und Geschäftsführer der Nant Enterprises Ltd. Er diente 31 Jahre lang in der britischen Armee, die er 2015 mit dem Rang eines Generalmajors verließ. Während seiner militärische Karriere diente er weitgehend bei Operationen in Afghanistan und befehligte das erste britische Wiederaufbauteam in Mazar-e-sharif (2003), sowie als Leiter des Wiederaufbaus der Internationalen Sicherheitsbeistandstruppe (International Security Assistance Force) als Entwicklungs- und Chefingenieur der ISAF IX (2006-07), und als Stabschef des Regionalkommandos (Süd) (2009-10). Er ist Vize-Präsident der Institution of Royal Engineers, Vorsitzender der Royal Engineers, Vorsitzender des Royal Engineers' Museum und ehrenamtlicher Oberst der Royal Monmouthshire Royal Engineers (Militär). Er hat einen Abschluss in Bauingenieurwesen, einen Master-Abschluss in Verteidigungstechnik, ist Mitglied des Chartered Management Institute, und wurde 2015 zum CB und 2004 zum CBE ernannt. Er ist zusammen mit David Kilcullen, Greg Mills and David Spencer Co-Autor von A Great Perhaps? Colombia: Conflict and Convergence (Hurst/OUP, 2015), das auf umfangreichen Feldforschungen in Lateinamerika und Afrika südlich der Sahara basiert.
ADMARC
Agricultural Development and Marketing Corporation (Malawi)
AGOA
African Growth and Opportunity Act
APRM
African Peer Review Mechanism
AU
African Union
BEAC
Botswana Economic Advisory Council
BSGR
Beny Steinmetz Group Resources
BRT
bus rapid transport
CAR
Central African Republic
CBD
central business district
CEO
chief executive officer
DRC
Democratic Republic of the Congo
DTC
Diamond Trading Company (Botswana)
ET
Ethiopian Airlines
EU
European Union
FAO
UN Food and Agriculture Organization
FDI
foreign direct investment
GDP
gross domestic product
GMO
genetically modified organism
ICMM
International Council on Mining and Metals
IMF
International Monetary Fund
IPO
initial public offering
IPPUC
Instituto de Pesquisa e Planejamento Urbano de Curitiba (Institut für Stadtplanung und -forschung von Curitiba)
MIT
Massachusetts Institute of Technology
NAFTA
North American Free Trade Agreement
NGO
Non-governmental organisation
OECD
Organization for Economic Cooperation and Development
PAN
Partido Acción Nacional (Partei der Nationalen Aktion, Mexiko)
PRI
Partido Revolucionario Institucional (Institutionelle Revolutionäre Partei, Mexiko)
SAA
South African Airways
SADC
Southern African Development Community
SOE
state-owned enterprise
SWAPO
South West Africa People’s Organization
SWOT
strengths and weaknesses; opportunities and threats
UAE
United Arab Emirates
UN
United Nations
UPND
United Party for National Development (Zambia)
ZNBC
Zambia National Broadcasting Corporation
Afrika steht vor einer schwierigen, möglicherweise katastrophalen Zukunft, wenn es nicht rasch handelt, um Konsolidierung der Demokratie, Liberalisierung der Volkswirtschaften, Investitionen in Menschen und Infrastruktur und die Rechtsstaatlichkeit zu gewährleisten.
Angesichts der Tatsache, dass sich die Bevölkerung Afrikas südlich der Sahara voraussichtlich innerhalb einer Generation auf 2 Milliarden verdoppeln wird, ohne dass die Führung (diese) entscheidenden Maßnahmen ergreift, um langfristige Investitionen zu fördern, wird der Kontinent vom Wachstum der Bevölkerung, vor allem in den Städten, überwältigt werden. Wenn jedoch die richtige Politik und die richtigen institutionellen Maßnahmen ergriffen werden, werden sie dazu beitragen, die Voraussetzungen für einen wachstumsstarken demografischen Gewinn zu schaffen.
Die Art der Herausforderung, der sich Afrika gegenübersieht, zeigt sich auf der großen East Road, die sich von der sambischen Stadt Chipata aus auf der Malawischen Grenzebis zur Hauptstadt Lusaka erstreckt. Obwohl die 570 Kilometer lange Straße von Chipata zum größten Teil neu gebaut wurde und die Verkehrsgeschwindigkeiten folglich gestiegen sind, ist es immer noch eine Fahrt mit vier- und zweirädrigen Fahrzeugen, Traktoren, Lastwagen, Herden von Ziegen, Rinder, Ochsenkarren, Eselskarren, Fußgängern, Hunde und sogar Behindertenwagen. Auf dem Weg dorthin bremsten wir nicht weniger als 20 Mal bis zu einem Beinahe-Stop für umherirrende Ziegen. Danach hörten wir auf zu zählen.
Die Lastwagen sorgen für zusätzliche Verwirrung, vor allem, wenn die Straße Richtung Luangwa River und seiner großen 222 Meter langen Hängebrücke absteigt. Mit britischer Hilfe gebaut, erinnert eine Plakette am westlichen Ende der Brücke an ihre Einweihung durch Präsident Kenneth Kaunda im Jahr 1968. Paramilitärs in Nadelstreifenuniformen fungieren als Verkehrspolizei, so dass nur ein einziger Lastwagen gleichzeitig durchkommt, deren Ladungen hauptsächlich aus verarbeiteten Nahrungsmitteln und Treibstoffen für Sambia und der Demokratischen Republik Kongo bestehen, und deren Kabinen mit biblischen Abhandlungen und andere drängenden Zitaten von ‘Gott allein weiß es’ bis zur faszinierenden ‘Dritten Basis’ beklebt sind.
Die Straße ist ein Spiegelbild der Situation in Sambia. Es gibt immer mehr Menschen und sie sind auf dem Weg in die Städte. Bis zum Jahr 2030 wird die Bevölkerung von derzeit 16 Mio. auf rund 25 Mio. anwachsen. Eine zunehmende Zahl der Einwohner wird von den städtischen Gebieten angezogen, denn trotz der reichen Böden des Landes hat sich die Landwirtschaft immer wieder unter ihrem Potenzial entwickelt, nicht zuletzt aufgrund staatlicher Eingriffe in die Maispreise, fehlender Landbesitzverhältnisse und einer ungünstigen und teuren Logistik.
Lusaka, das für 1 Million Menschen gebaut wurde, beherbergt heute 2,5 Millionen Menschen, deren Zahl sich bei den aktuellen Steigerungsraten in 15 Jahren verdoppeln wird. Wer wird die Jugendlichen, die in den nächsten Jahren auf Arbeitssuche sind, beschäftigen?
Sambia hat noch keine Antwort gefunden. Die Anwesenheit von so viel Zweirad-Verkehr erinnert an Kenneth Kaunda's Versuche, als Präsident von der Ersten Republik die wirtschaftliche Diversifizierung durch die Schaffung einer Reihe neuer inländischer Industrien, einschließlich Luangwa Industries, das die Fahrradmarke Eagle in Chipata produzierte, voranzubringen. Sambia produzierte auch Mitsubishi Lastwagen und Autos, montiert Fiats, Peugeots und Land Rovers, produzierten Batterien in Mansa, Glas und Bekleidung in Kapiri Mposhi und Kabwe, Ananas in Dosen in Mwinilunga und verarbeitete Cashewkerne in Mongu. Dunlop stellte in Ndola Reifen für den Export in die Region her; Serioes International nähte Designeranzüge für den Export nach Großbritannien und Deutschland; Lever Brothers, Johnson & Johnson und Colgate-Palmolive stellten Haushaltswaren und Toilettenartikel her; und ITT Supersonic produzierte Fernsehgeräte und Radios in Livingstone.
Doch während die sambischen Industrien früher in der Region nur hinter Simbabwe und Südafrika lagen, blieben bis 2016 nur noch sehr wenige davon übrig. die Chipata Fahrradfabrik wurde zu einem Bierlager, Livingstone Motor Assemblers (damals eine von nur sieben Fiat-Fabriken weltweit) zu einer kleinen Holzfabrik, Kabwe's Mulungushi Textiles eine Schweinezucht und Kafue Textiles ein Maislager. Mit dem Verschwinden des Tarifschutzes und der steuerlichen Anreize, die zuvor von der Industrial Development Corporation der Regierung verwaltet wurden, der zentralen Agentur für die importunterstützte Industrialisierungsstrategie, haben auch diese Branchen das Land verlassen. Die lokalen Konsumenten stimmten mit ihrem Geld für billigere und oft qualitativ hochwertigere Importwaren.
Die Industrialisierungsbestrebungen wurden nicht nur durch das Fehlen von Wettbewerbsfähigkeit und die Größe des sambischen Marktes, sondern auch durch die gleichzeitige Verstaatlichung der Schlüsselindustrien verhindert. Im April 1968 gab Kaunda bekannt, dass der Staat die Kontrolle über den gesamten privaten Einzelhandel, den Transport und die Produktion übernehmen würde, und zwar im Rahmen der so genannten Mulungushi-Reformen. 18 Monate später wurden die Matero-Reformen angekündigt, wobei die Regierung 51 Prozent der Anteile von den bestehenden Bergbauunternehmen erwarb, Anglo American Corporation und Roan Selection Trust. 1973 wurden beide Unternehmen vollständig verstaatlicht und in Sambias Consolidated Copper Mines (ZCCM) überführt. In diesem Jahr wurden in den Bergwerken mindestens 720 000 Tonnen Kupfer produziert und 48 000 Menschen beschäftigt.
Im Laufe der Zeit jedoch, belastet durch ein schlechtes Staatsmanagement, brach die Kupferindustrie zusammen und mit ihr die Wirtschaft. Wie in Kapitel 5 erläutert, ging die ZCCM-Produktion im Jahr 2000 auf 257 000 Tonnen zurück, als es nur 21.000 Menschen beschäftigte. Der Beitrag des Bergbaus zur Entwicklung der Wirtschaft sank von einem Drittel der Gesamtproduktion im Jahr 1973 auf unter 8 Prozent 30 Jahre später, bevor er sich langsam wieder erholte.
Und Sambia war nicht in der Lage, andere Sektoren zu entwickeln, die möglicherweise Arbeitsplätze schaffen würden. Zum Beispiel stellte die Weltbank 1966 fest, dass es, 'erhebliches ungenutztes landwirtschaftliches Potenzial und Spielraum für weitere Entwicklungen der Tourismusindustrie'4 gibt. Dies bleibt, wie in Kapitel 4 zu sehen ist, traurigerweise der Fall – ein Beispiel von Potenzial und Versprechen statt Lieferung und Fortschritt.
Und auch ein halbes Jahrhundert später wird der Tourismus, ein Sektor, der in der Lage sein sollte, eine große Zahl von Arbeitsplätzen zu schaffen, durch ständige Veränderungen belastet. Vorschriften, eine Genehmigungskultur und die Kosten und Schwierigkeiten bei der Anreise ins und Reisen im Land. Das Potenzial Sambias ist schlecht vermarktet, und seine Nationalparks nur teilweise erschlossen. Trotz außergewöhnlicher Angebote, darunter den Viktoriafällen, die als eines der sieben Naturwunder der Welt gelten, empfängt das Land nur maximal 150.000 internationale Touristen pro Jahr.
Dennoch war Sambia ein Aushängeschild für eine neue Ära des afrikanischen Wachstums in den 2000er Jahren, als seine Wirtschaft ab 2004 jährlich um 7 Prozent wuchs. Die Leistung des Landes war angeblich auf eine bessere Regierungsführung und Politik zurückzuführen. Doch als der Kupferpreis sank, verlangsamte sich das Wachstum, die Auswirkungen verschärften sich durch eine inkonsistente Steuerpolitik und eine verschwenderische Regierung. Sambias Wirtschaftswachstum sank bis 2015 auf nur noch 3 Prozent.5 Diese Quote reicht kaum aus, um das derzeitige Pro-Kopf-Einkommen aufrechtzuerhalten, und ist völlig unzureichend, um Beschäftigung für die große Zahl junger Menschen zu schaffen, die in den nächsten Jahren nach Arbeit suchen werden.
Die besonderen Herausforderungen Sambias sind beispielhaft für gemeinsame Probleme auf dem gesamten Kontinent.
Afrika hat in den letzten 20 Jahren eine beispiellose (zumindest postkoloniale) Wachstumsperiode erlebt. Seit 1995 betrug das jährliche BIP-Wachstum in der Region südlich der Sahara durchschnittlich 4,3 Prozent pro Jahr, drei Prozentpunkte mehr als in den beiden vorangegangenen Jahrzehnten.6 Infolgedessen wurde das (reale) Einkommensniveau erheblich angehoben, von 726 US-$ pro Kopf im Jahr 1994 beispielsweise auf 984 US-$ im Jahr 2005.7
Solche Wachstumsraten sind jedoch nicht überall auf dem Kontinent zu finden. In acht Ländern ist das Pro-Kopf-Einkommen sogar gesunken - im Falle Simbabwes sogar um rund 30 Prozent. Zudem war das Wachstum nicht so armutsorientiert wie in anderen Regionen. Während anderswo in der Welt die Armut um 2 Prozent für jeden Prozentpunkt Anstieg des durchschnittlichen Pro-Kopf-Verbrauchs gesenkt werden konnte, hat sich in Afrika ein solches Wachstum in der Vergangenheit bereits in den letzten Jahren gezeigt. Dies ist zum Teil auf die Quelle für das Wachstum Afrikas zurückzuführen, das in erster Linie auf den Rohstoffsektor (Öl, Gas, Bergbau) und nicht auf die Landwirtschaft oder das verarbeitende Gewerbe zurückzuführen ist.
Diese Bilanz spiegelt die großen Unterschiede beim Zugang zu Finanzen, Bildung, Gesundheitsversorgung und anderen grundlegenden Dienstleistungen wider, und auch die offiziellen Beschäftigungsaussichten sind sehr unterschiedlich, auch zwischen ländlichen und städtischen Gebieten. Diese langsame Verringerung der Armutsquote ist zum Teil auf das Fehlen geeigneter Qualifikationen und das Vorhandensein des Systems zurückzuführen, das für ihre Einführung verantwortlich ist. Während sich die Einschulungsquoten für die Grundschulbildung in Afrika südlich der Sahara seit 1970 in der Region von unter 60 Prozent auf 100 Prozent verbessert haben, sind die Abschluss- und Beherrschungsquoten nach wie vor problematisch und liegen bei knapp über 60 Prozent im Vergleich zum globalen Durchschnitt von über 90 Prozent. Ein hoher Analphabetismus führt zu einer weit verbreiteten Marginalisierung des produktiven wirtschaftlichen und sozialen Lebens und ist mit einer schlechteren Gesundheit und Ernährung verbunden. Während die soziale Arbeitslosenquote für das gesamte südliche Afrika bei 8 Prozent liegt, nur leicht über dem globalen Durchschnitt von 6 Prozent,9 ist die Unterbeschäftigung deutlich höher. Viele derjenigen, die als erwerbstätig bezeichnet werden, sind selbstständig oder in schlecht bezahlten Berufen tätig. Afrikaner arbeiten, um zu überleben, aber im Großen und Ganzen sind sie arm.10
Darüber hinaus sind die guten Zeiten wegen des Einbruchs der Rohstoffpreise und der Unsicherheit auf dem Weltmarkt vorbei. Das Wachstum im Jahr 2016 in Afrika südlich der Sahara wurde auf 1,4 Prozent prognostiziert - weniger als die Hälfte der 3,5 Prozent im Jahr 2015 und weit unter dem Wachstumstrend der letzten zwei Jahrzehnte.11
Vor dem Zusammenbruch der Rohstoffpreise hatten Beobachter Afrika gemeinhin als ‘auf dem Vormarsch’ oder, im heutigen Sprachgebrauch, als ‘aufsteigend’ bezeichnet.12 Angesichts des Nebels der Verzweiflung, der den Kontinent häufig umhüllt, war es nicht verwunderlich, dass sich schnell eine kleine Industrie um die besseren Aussichten für Afrika herum entwickelte, die manchmal auf einer Kombination aus Hybris, Glaube und anekdotischer Daten beruhte. Zum Beispiel hat The Economist festgestellt, dass die 1,2 Milliarden Menschen in Afrika vielversprechend sind. Sie sind jung: südlich der Sahara liegt ihr Durchschnittsalter überall unter 25 Jahren, außer in Südafrika. Sie sind besser ausgebildet als je zuvor: Die Alphabetisierungsrate unter den Jugendlichen liegt heute bei über 70 Prozent, außer in einer Gruppe von Wüstenländern in der Sahara. Dies ist dem Artikel zufolge der Kontinent, der durch die ‘florierenden Einkaufszentren von Nairobi und Abidjan's brummende Häfen’ sowie durch weniger Konflikte und eine verbesserte Gesundheitsversorgung beispielhaft ist.13
Afrikas Armutsniveau ist zurückgegangen (von 61 Prozent im Jahr 1994 auf 43 Prozent 20 Jahre später).14 Dennoch beherbergt Afrika etwa die Hälfte der extrem Armen und den Großteil der fragilen Staaten der Welt, in denen Reformen und Erholung schwach sind. Es ist ein langer Weg, um auf die verlorenen Jahrzehnte der 1960er, 1970er und 1980er Jahre zurückzugreifen, als die Entwicklung in Ostasien, um ein regionales Beispiel zu nennen, stark anstieg. Wie die Weltbank bereits im Jahr 2000 für Afrika schätzte, ‘Mit der rasch wachsenden Bevölkerung in der Region war ein jährliches Wachstum von fünf Prozent notwendig, um die Zahl der Armen wenigstens nicht zu erhöhen. Eine Halbierung der schweren Armut bis zum Jahr 2015 würde’, so der Bericht, ‘ein jährliches Wachstum von mehr als sieben Prozent und eine gerechtere Einkommensverteilung erfordern.’15
In der überwiegenden Mehrheit der Länder des Kontinents gab es auch vor dem Zusammenbruch der Rohstoffe keine substanzielle Veränderung der Einkommensstruktur. Wie The Economist argumentiert hat:16 'Etwa 90 Prozent der Afrikaner unterschreiten immer noch die Schwelle von 10 US-$ pro Tag', während der Anteil in der Mittelschicht von 10 bis 20 US-$ (ohne das sehr atypische Südafrika) von 4,4 Prozent auf nur 6,2 Prozent zwischen 2004 und 2014 stieg'. Darüber hinaus stieg der Anteil, der als ‘Obere Mittelschicht’ (US-$20-US-$50 pro Tag) bezeichnet wird, im selben Jahrzehnt von 1,4 Prozent auf 2,3 Prozent. Er stellt fest, dass es in 11 der größeren Volkswirtschaften Afrikas südlich der Sahara nur 15 Millionen Haushalte der Mittelschicht geben wird (mit Ausnahme Südafrikas und einer Einkommensspanne von 15 bis 115 US-$ pro Tag).
Afrikas verbessertes Wirtschaftswachstum in diesem Jahrhundert war eine bedeutende Errungenschaft. Allerdings wird in Zukunft noch mehr getan werden müssen, zumal sich der Rohstoffboom zu Beginn des Jahrhunderts wohl kaum wiederholen wird.17 Die Herausforderungen werden noch höher ausfallen, wenn der enorme Anstieg des Bevölkerungswachstums Länder in ganz Afrika trifft.
Dieses Buch stellt die grundlegendste Frage für Afrika und für diejenigen, die sich für eine deutliche Verringerung der Armut in der Welt einsetzen. Kann Afrika Ostasien folgen und die Zahl der Menschen, die mit niedrigem Einkommen leben, deutlich reduzieren und die damit verbundenen Gewinne in den Bereichen Kindersterblichkeit, Kinder- und Müttergesundheit, Bildung und Wohlbefinden ernten, die andere Länder, die einst als hoffnungslos galten, in den letzten Jahren erreicht haben? Werden insbesondere angesichts des enormen Bevölkerungswachstums, das auf dem gesamten Kontinent stattfinden wird, genügend Arbeitsplätze geschaffen, um die daraus resultierende große Zahl junger Menschen zu beschäftigen?
Wir glauben, dass diese Fragen jetzt beantwortet werden müssen, um die Volkswirtschaften auf die kommende demographische Realität vorzubereiten. Wenn man abwartet, bis die Bevölkerung erheblich zugenommen hat, werden die Staats- und Regierungschefs nur noch Maßnahmen ergreifen können, die für ihre arbeitslosen Bürger zu spät kommen. Die Gesamtbevölkerung Afrikas wird sich bis 2050 auf 2,4 Milliarden Menschen mehr als verdoppeln. Nach Angaben der UNO soll Afrika zwischen 2015 und 2050 mehr als die Hälfte des weltweiten Bevölkerungswachstums ausmachen. Fast das gesamte Wachstum wird zu den 49 Ländern südlich der Sahara gehören, von denen 2 Mrd. dieser Region angehören. Dieses Buch konzentriert sich hauptsächlich auf dieses demographische Phänomen.18 Selbst die rasante Zunahme der Bevölkerung Asiens verblasst im Vergleich: dieser Kontinent wird zwischen 1950 und 2050 um den Faktor 3,7 gewachsen sein, während Afrikas Äquivalenzfaktor von 2000 bis 2100 auf 5,18 geschätzt wird.19
Der schwedische Statistiker Hans Rosling hat festgestellt, dass ‘der Grund, warum die Bevölkerung in Afrika wächst, derselbe ist, der beim Bevölkerungswachstum zuerst in Europa, dann in Nord- und Südamerika und dann in Asien zu beobachten war. Das erfolgt, wenn die Bevölkerung aus einer Phase, in der viele Kinder geboren werden und viele sterben, in die nächste übergeht. Dann sinkt die Sterblichkeitsrate und die Geburtenrate folgt [einige Zeit später].’20
Abbildung 1: UN-Mittlere Variante der Bevölkerungsvorhersagen
Quelle: UN Department of Economic and Social Affairs, Bevölkerungsabteilung. Welt-Urbanisierungsperspektiven: Die Revision von 2014, https://esa.un.org/unpd/wpp/DataQuery/
Bis 2050 wird sich die Bevölkerung von 28 afrikanischen Ländern voraussichtlich mehr als verdoppeln. Bis zum Jahr 2100 sollen zehn afrikanische Länder ihre Bevölkerung mindestens um ein Vielfaches vergrößert haben: Angola, Burundi, Demokratische Republik Kongo, Malawi, Mali, Niger, Somalia, Tansania, Uganda und Sambia. Es besteht ein Zusammenhang zwischen Armut und Bevölkerungswachstum, wobei letzteres in der Gruppe der 48 Länder besonders hoch ist, die von der UNO als die am wenigsten entwickelten Länder bezeichnet werden, von denen 27 in Afrika liegen. Die Steigerungsraten Afrikas werden trotz einer erwarteten deutlichen Verringerung der Fruchtbarkeit prognostiziert. Die mittlere Variantenprojektion der UNO geht davon aus, dass die durchschnittliche Fruchtbarkeit von 4,7 Kindern pro Frau in Afrika (2010 bis 2015) auf 3,1 von 2045 bis 2050 zurückgehen wird und 2,2 bis 2095 bis 2100 erreicht. Nach 2050 dürfte Afrika der einzige große Kontinent sein, der noch ein erhebliches Bevölkerungswachstum aufweist. So soll der Anteil des Kontinents an der Weltbevölkerung bis 2050 auf 25 Prozent und bis 2100 auf 39 Prozent steigen.
Um hervorzuheben, welch dramatischen Charakter das Bevölkerungswachstum, das Afrika erleben wird, hat, zeigt Abbildung 2 das Wachstum von drei Ländern: Burundi (relativ klein), Ghana (ein mittelgroßes Land) und Nigeria (der Gigant des Kontinents).
Abbildung 2: Nationale Bevölkerungszahlen in ausgewählten Jahren (in Mio.)
Quelle: UN Department of Economic and Social Affairs, Bevölkerungsabteilung. Urbanisierungsperspektiven: Die Revision von 2014 https://esa.un.org/unpd/wpp/DataQuery/
Die Bevölkerung jedes Landes wird zwischen 1950 und 2050 um eine Größenordnung gewachsen sein. In dem relativ kurzen Zeitraum (nach demographischen Maßstäben) zwischen 2015 und 2025 werden die Länder zwischen 20 Prozent (Ghana), 33 Prozent (Burundi) und Nigeria um 31 Prozent wachsen. Daher werden alle drei Länder im Jahr 2035 im Vergleich zu ihrer Bevölkerung im Jahr 2015 mit Sicherheit radikal verändert sein.
Der Bevölkerungszuwachs Afrikas im Vergleich zum demographischen Rückgang im Rest der Welt, wird durch das Alter der Bevölkerung immer stärker differenziert. Afrika wird viel jünger sein als der Rest der Welt. Wie The Economist feststellt, werden die Afrikaner einen immer größeren Anteil an den jungen Menschen der Welt ausmachen: bis zum Jahr 2100 werden sie 48 Prozent der 14-Jährigen und der unter 14-Jährigen ausmachen.22 Oder anders ausgedrückt: 10 der jüngsten Länder der Welt befinden sich in Afrika.23
Niger ist sowohl Afrikas als auch in der Welt das jugendlichste Land, mit einem Durchschnittsalter von nur 14,8 Jahren, der Hälfte des globalen Lebensalters von 29,6 Jahren, einer hohen Geburtenrate und niedriger Lebenserwartung. Die durchschnittliche Geburtenrate in Niger liegt bei 7,6 Kindern, verglichen mit einer globalen Geburtenrate von 2,5 Kindern, und die Lebenserwartung liegt bei nur 58 Jahren. Uganda ist das zweitjüngste Land der Welt, und der Tschad ist das drittjüngste, bei dem das Durchschnittsalter 16 Jahre beträgt.
Abbildung 3: Voraussichtliches Durchschnittsalter der Gesamtbevölkerung im Jahr 2050
Quelle: UN Department of Economic and Social Affairs, Bevölkerungsabteilung. Welt Urbanisierungsperspektiven: die Revision von 2014, https://esa.un.org/unpd/wpp/DataQuery/
Im Gegensatz dazu altert ein großer Teil der übrigen Welt. Im Jahr 2015 entsprach der Anteil der über 60-Jährigen 12 Prozent der Weltbevölkerung. Bei den derzeitigen Wachstumsraten von über 3,2 Prozent pro Jahr werden bis 2050 alle großen Kontinente der Welt, außer Afrika, fast ein Viertel oder mehr ihrer Bevölkerung im Alter von 60 Jahren oder älter haben.
Wenn die Bevölkerungszunahme Afrikas und der daraus resultierende Anteil so vieler junger Menschen richtig genutzt und geplant wird, stellt dies eine enorme Veränderungskraft dar, die Chancen bietet, die daraus resultierende Kluft zwischen den Arbeitskräften zu überwinden. Eine ähnliche Situation ist in anderen Teilen der Welt zu beobachten, wo die Überalterung der Bevölkerung die Möglichkeit bietet, Dienstleistungen für diese Altersgruppe zu erbringen. Sechzig Prozent der afrikanischen Bevölkerung und 45 Prozent der Erwerbsbevölkerung sind jünger als 25 Jahre, wobei jedes Jahr etwa 10 bis 12 Millionen Jugendliche in den Arbeitsmarkt eintreten. Der Anteil der Jugend an der Gesamtbevölkerung wird bis 2015 auf über 75 Prozent geschätzt, und es wird nicht erwartet, dass er vor einer weiteren Generation oder mehr abnimmt.
So schätzt die Weltbank, dass die demografische Dividende zwischen 2011 und 2030 ein BIP-Wachstum von 11 bis 15 Prozent generieren könnte. Aber ein solches Wachstum hängt davon ab, dass eine bessere Bildung erfolgt und Fähigkeiten erworben werden, dass eine geeignete Infrastruktur geschaffen wird und geeignete Systeme zur Beschäftigung junger Menschen sowie eine effiziente Regierung zur Verfügung gestellt werden.
Ohne eine solche Planung und ein Förderpaket entwicklungspolitischer Maßnahmen könnte es zu einer demografischen Katastrophe und einem Anreiz für soziale Unruhen und verstärkte Migration sowohl innerhalb Afrikas als auch nach Europa und anderswohin kommen. Die Entscheidung liegt bei den politischen Entscheidungsträgern Afrikas.
Entscheidend ist, dass die große Zahl junger Menschen, die in den nächsten Jahren volljährig werden, Arbeitsplätze braucht.
Der Internationale Währungsfonds (IWF) schätzt, dass der Kontinent zur Maximierung seiner boomenden Bevölkerungsdividende bis 2035 durchschnittlich 18 Millionen hochproduktive Arbeitsplätze pro Jahr schaffen muss. Der Anstieg der Zahl junger Menschen wird eine extrem schnelle, möglicherweise noch nie da gewesene Rate der Schaffung von Arbeitsplätzen erforderlich machen. Der IWF stellt ferner fest, dass in diesem Zeitraum Maßnahmen erforderlich sind, um schrittweise Arbeitsplätze im inoffiziellen Sektor, der etwa 90 Prozent der 400 Millionen Arbeitsplätze in afrikanischen Ländern südlich der Sahara mit niedrigem Einkommen ausmacht, in den offiziellen Sektor zu überführen.24
Bislang hat die Schaffung von Arbeitsplätzen in Afrika nicht mit den bestehenden Geburtenraten Schritt gehalten. So berichtet beispielsweise der African Economic Outlook 2015, dass nur 7 Prozent der kontinentalen Bevölkerung im Alter von 15 bis 24 Jahren in Ländern mit niedrigem Einkommen einen ‘anständigen’ Arbeitsplatz hatten. In afrikanischen Ländern mit mittlerem Einkommen stieg dieser Anteil geringfügig auf 10 Prozent.25 Die Weltbank geht davon aus, dass bis zum Jahr 2030 trotz der großen Anstrengungen rund 19 Prozent der afrikanischen Bevölkerung noch immer in Armut leben werden. Diese 300 Millionen Menschen werden dann 80 Prozent der Weltbevölkerung repräsentieren, die von weniger als 1,25 US-$ pro Tag leben müssen.26
Die Risiken, die sich aus der großen Zahl digital vernetzter Jugendlicher ohne Arbeit ergeben, sind hoch.27 Sie werden nicht untätig auf Veränderungen warten, sondern sie werden sie einfordern. In Zukunft wird sich der politische Fokus zunehmend auf die Städte, die Jugend und die von ihnen eingesetzten Technologien verlagern. Gleichzeitig verändert sich die Situation, in der Menschen in Afrika leben und arbeiten. Die Länder südlich der Sahara werden voraussichtlich die am schnellsten urbanisierende Region der Erde sein. Der Anteil der Menschen, die in den Städten dieser Region leben, wird um 16 Prozent steigen und bis 2050 auf 56 Prozent ansteigen.28
In diesem Zeitraum werden weltweit rund 2,5 Milliarden Menschen zur städtischen Bevölkerung hinzukommen, wobei fast 90 Prozent des Anstiegs auf die Städte in Asien und Afrika entfallen.29 Zum Beispiel wird die Bevölkerung von Lagos - das 1970 eine Einwohnerzahl von 1,4 Millionen und 1991 von 5 Millionen hatte, sich bis 2020 auf 25 Mio. erhöhen und Kairo als bevölkerungsreichste Stadt des Kontinents ablösen. Afrikas städtisches Wachstum wird das historische Tempo der entwickelten und sich entwickelnden Regionen bei weitem übertreffen. Während die Bevölkerung Londons von 1800 bis 1910 jährlich um 2 Prozent wuchs und sich alle 35 Jahre verdoppelte, verdoppelt sich die Bevölkerung einiger afrikanischer Städte alle 10 Jahre, mit Wachstumsraten von über 7 Prozent jährlich.30
Wie sich zeigen wird, korreliert die Urbanisierung Afrikas bisher nicht mit einem Wirtschaftswachstum, das in ähnlicher Größenordnung wie in anderen Ländern liegt. Wie die Weltbank es formuliert hat, können afrikanische Städte ‚nicht als wirtschaftlich dicht, vernetzt und lebenswert bezeichnet werden. Stattdessen sind sie überfüllt, getrennt und teuer.’31 Städtische Migranten haben sich weitgehend von Arbeitsplätzen in ländlichen Gemeinden mit niedriger Produktivität zu ebenso unproduktiven Arbeitsplätzen in städtischen Gebieten mit niedrigem Einkommen bewegt. Weder die Migranten noch die afrikanischen Volkswirtschaften haben die wirtschaftlichen Vorteile städtischer Ballungsräume, Arbeitskonzentrationen oder Größenvorteile genossen.
Die Unausweichlichkeit einer schnell wachsenden Bevölkerung, die sich immer mehr in den Städten konzentriert, ist für Afrika ein Spielwechsel auf die eine oder andere Weise. Die alte Politik, die auf dem gesamten Kontinent in unterschiedlichem Maße zum Tragen kam - staatliche Einmischung in die Wirtschaft, Korruption und mangelnde Konzentration auf das Wachstum - werden nicht nur der Bevölkerung nicht dienen, sondern, was noch schlimmer ist, wenn diese Politik unverändert bleibt, wird sie die Staats- und Regierungschefs mit einer immer unruhigeren Bevölkerung konfrontieren. Diese Bedingungen haben das Potenzial, die Regierungen zu destabilisieren und die Amtszeit von leistungsschwachen Herrschern zu beenden. In einem stärker bevölkerten und verstädterten Afrika wird das Schicksal der Staats- und Regierungschefs in Zukunft viel direkter mit der Wirtschaftsleistung verknüpft sein.
Während des Rohstoffbooms herrschte erheblicher Optimismus darüber, dass sich die afrikanischen Volkswirtschaften wandelten und nicht mehr vom Export von Rohstoffen abhängig waren. 2010 behauptete das McKinsey Global Institute, dass der Rohstoffboom nur einen Teil der Wachstumsgeschichte Afrikas erklärt.
Die natürlichen Ressourcen machten in den Jahren von 2000 bis 2008 nur 24 Prozent des afrikanischen BIP-Wachstums aus. McKinsey argumentierte, dass die Hauptgründe für Afrikas Wachstumsschub die Verbesserung der politischen und makroökonomischen Stabilität und mikroökonomische Reformen seien. McKinsey war jedoch davon überzeugt, dass der Kontinent weiterhin von der steigenden globalen Nachfrage nach Öl, Erdgas, Mineralien, Nahrungsmitteln, Ackerland und anderen natürlichen Ressourcen profitieren würde.32
Diese Analyse hat McKinseys optimistischen Bericht Lions on the Move von 2010 über Afrika informiert.33 In diesem Bericht heißt es: ‘Wir stellen fest, dass Afrikas Wirtschaftswachstumsschub in allen Ländern und Sektoren weit verbreitet war und dass seine Wurzeln weit über den globalen Rohstoffboom hinausreichen’, wobei ‘die Geschäftschancen Afrikas potenziell sehr groß [seien], insbesondere für Unternehmen in verbraucherorientierten Branchen (z.B. Einzelhandel, Telekommunikation und Banken), in infrastrukturnahen Branchen, in der gesamten Wertschöpfungskette der Landwirtschaft und in ressourcenbezogenen Branchen. In dem Bericht heißt es: ‘Globale Führungskräfte und Investoren können es sich nicht leisten, das immense Potenzial des Kontinents zu ignorieren’.
Da sich die Nachfrage Chinas jedoch verlangsamt hat, ist klar, dass die Argumentation über die geringe Abhängigkeit Afrikas von Rohstoffen als Wachstumstreiber falsch war. McKinsey unterschätzte den Einfluss der Rohstoffexporte auf die gesamte Binnenkonjunktur. Es ist auch klar, dass der Bericht ein Zeichen für das Tempo und das Ausmaß der Verbesserung der Regierungsführung und den Appetit der afrikanischen Regierungen auf einen Politikwechsel war. Sechs Jahre später überprüfte McKinsey seine afrikanischen Thesen in Lions on the Move 2.34 In der zweiten Ausgabe wurden das verlangsamte Wachstum Afrikas und die unterschiedlichen Wege seiner Länder anerkannt. ‘Einige Länder sind weiterhin schnell gewachsen, während andere eine deutliche Verlangsamung als Folge niedrigerer Rohstoffpreise und höherer sozio-politischer Instabilität erlebt haben’, räumt der Bericht ein. ‘Fortschritte erfordern von den Regierungen und den Unternehmen Afrikas, ihre Leistung zu steigern’.
Ungeachtet des Wertes und der Genauigkeit solcher kühnen Vorhersagen ist klar, dass das afrikanische Wirtschaftswachstum nicht länger auf Rohstoffe angewiesen sein kann, nicht nur, weil die anhaltende Nachfrage fragwürdig ist, sondern auch, weil Rohstoffe nicht die Arbeitsplätze bieten, die Afrika braucht. Der Preisaufschwung wurde vor allem von der Nachfrage aus China getragen, das seinen Anteil am weltweiten Metallverbrauch von 6,4 Prozent im Jahr 1990 auf 43,9 Prozent im Jahr 2015 steigern konnte. Allerdings hat sich Chinas jährlicher Anstieg des Metallverbrauchs von 10,3 Prozent im Zeitraum 1995 bis 2008 auf 3,2 Prozent im Zeitraum 2010 bis 2014 verlangsamt.35
Es wird erwartet, dass Chinas Wachstumsraten weiter zurückgehen werden, wenn es von einer produzierenden Wirtschaft zu einer auf Dienstleistungen und Konsum fokussierten Wirtschaft übergeht.
Auf das Ende des Superzyklus der Rohstoffe folgte das Austrocknen anderer Finanzierungsquellen. In der Dekade ab 2005 emittierten 17 afrikanische Länder auf US-$ lautende Anleihen an ausländische Investoren, da Investoren in Afrika nach höheren Renditen Ausschau hielten. Ghanas Debüt-US-$-Anleihe war viermal überzeichnet. Sambias 10-jährige Anleihe, die 2012 emittiert wurde, war 24 Mal überzeichnet und verkaufte sich mit einer Rendite von 5,6 Prozent.
Durch den Schuldenerlass für 30 afrikanische Länder konnte die Auslandsverschuldung in der Region von einem Höchststand von 76 Prozent des BIP im Jahr 1994 auf 25 Prozent bis 2008 gesenkt werden, so dass afrikanische Regierungen neue Kredite aufnehmen konnten. Während in den Jahren 2014 und 2015 fast 14 Milliarden US-$ Schulden ausgegeben wurden, hat sich der Markt infolge niedrigerer Rohstoffpreise und schwächerer afrikanischer Währungen verlangsamt, und als sich die steigenden Zinssätze andernorts durchsetzten.36 Obwohl der durchschnittliche Schuldenstand des Kontinents im Verhältnis zum BIP nur 42 Prozent beträgt, war er in einigen der früheren Boomländer, darunter Sambia, über die 50-Prozent-Hürde und in Ghana auf über 70 Prozent gestiegen. Wenn sich nichts ändert, wird sich die afrikanische Liquidität wahrscheinlich verschlechtern, wenn der Rückzahlungstermin dieser Anleihen, meist nach 2020, eintritt.37
Außerdem scheint es nicht so, als hätten viele afrikanische Länder die ‘fetten’ Jahre hoher Rohstoffpreise genutzt, um ihre Institutionen, ihre Politik und ihre Richtlinien grundlegend zu verändern. Der Index of Economic Freedom der Heritage Foundation ist ein umfassendes Ratingsystem, das Länder auf der Grundlage von Rechtsstaatlichkeit, Skalierbarkeit, Regulierung und Offenheit der Märkte bewertet. Der Index ist nicht perfekt - kein System, das darauf abzielt, alle Länder zu bewerten - aber er ermöglicht konsistente Vergleiche zwischen den Nationen und über alle Epochen hinweg.
Zwischen 2010 und 2015 hat Afrika gemäß dem Index keine großen Fortschritte gemacht. Die durchschnittliche Rangfolge der Länder in der Region stieg von 54,07 auf 54,95 (die höchste, Hongkong, ist 89,6). In der Rangliste hat sich der afrikanische Kontinent von einer Position, die (in der Tabelle von 2015) mehr oder weniger mit Surinam (Nummer 129) verbunden gewesen wäre, zu einer Position entwickelt, die ungefähr gleichwertig mit Ägypten (Nummer 124) ist.38
Afrikas unscheinbare Verbesserung der Regierungsführung wird in anderen Rankings bestätigt. Der Ibrahim-Index für afrikanische Regierungsführung 2016,39 der zehnte, der von der Mo Ibrahim Foundation herausgegeben wurde, verzeichnete eine leichte Verbesserung der allgemeinen Regierungsführung um einen Punkt gegenüber dem vorangegangenen Jahrzehnt. Doch unter dieser Überschrift verbergen sich einige beunruhigende Trends. Im Jahr 2015 lebten fast zwei Drittel der afrikanische Bürger in einem Land, in dem sich Sicherheit und Rechtsstaatlichkeit in den letzten zehn Jahren verschlechtert hatten. Auch der kontinentale Durchschnittswert für den Indikator für Korruption und Bürokratie ist in den letzten zehn Jahren gesunken, wobei 33 Länder eine Verschlechterung zu verzeichnen hatten, 24 von ihnen fallen auf das schlechteste Ergebnis aller Zeiten im Jahr 2015 und zwei Drittel der Länder auf dem Kontinent, die 67 Prozent der afrikanischen Bevölkerung repräsentieren, erlebten in den letzten 10 Jahren eine Verschlechterung der Meinungsfreiheit.40
Regulierungs- und Verwaltungsprozesse sind entscheidende Determinanten für ein menschenwürdiges Wachstum und die Schaffung von Arbeitsplätzen, wie andere Regionen zeigen. Wie Paul Collier bemerkte, ist es in der Tat der ideale Zeitpunkt, die Regeln neu zu setzen, wenn die Rohstoffpreise niedrig sind, denn alle Akteure werden verstehen, dass sie nicht einfach die Flut der hohen Preise überstehen können, und Regierungsführung daher entscheidend für die Förderung des Wachstums sein wird.
Obwohl niemand den zukünftigen Verlauf der Rohstoffpreise vorhersagen kann, und viele, die es versucht haben, am Ende töricht aussehen, scheint es, dass die Preise wieder auf den ‚alten Normalzustand’ zurückgekehrt sind. Es wäre leichtsinnig zu glauben, dass die hohen Preise des letzten Jahrzehnts bald, wenn überhaupt, wiederkehren werden.
Trotz der Herausforderungen, vor denen Afrika steht, sind wir immer noch zuversichtlich, was den Kontinent angeht, denn andere Länder haben es geschafft, scheinbar unüberwindlichen Hindernisse zu überwinden. Armut ist nicht unvermeidlich. Inzwischen ist weltweit eine enorme Menge darüber bekannt, wie man Volkswirtschaften wachsen und den Lebensstandard verbessern kann.
Bis Ende 2015 lebten weniger als 10 Prozent der Weltbevölkerung in extremer Armut, trotz des Einsatzes einer neuen Angabe für das Tageseinkommen von 1,90 US-$, um diese Kategorie zu bestimmen, nach zuvor 1,25 US-$.41 In der Tat haben auch aufgrund der Proteste gegen die zunehmende Ungleichheit zwischen Arm und Reich die letzten Jahrzehnte die größte Verringerung der Armut in der Weltgeschichte erlebt. In den 20 Jahren seit 1990 sank die Zahl der Menschen, die in extremer Armut leben, um die Hälfte des Anteils an der Gesamtbevölkerung in den Entwicklungsländern auf 21 Prozent, was einem Rückgang von fast einer Milliarde Menschen entspricht.
Ein Großteil der Armutsminderung ist auf die Entwicklungen in Ostasien zurückzuführen. Der wirtschaftliche Fortschritt Chinas war für drei Viertel dieser Entwicklung verantwortlich, indem er in den 30 Jahren seit 1980 680 Millionen Menschen aus dem Elend befreite. Das hat seine extreme Armutsquote in 33 Jahren von 84 Prozent auf nur noch 10 Prozent gesenkt.42
Die Armutsquoten sind in den letzten 30 Jahren zum großen Teil zurückgegangen, weil das Wachstum in den Entwicklungsländern von einer durchschnittlichen jährlichen Quote von 4,3 Prozent von 1960 bis 2000 auf 6 Prozent zwischen 2000 und 2010 gestiegen ist. Schätzungen zufolge sind rund zwei Drittel der Armutsbekämpfung auf Wachstum zurückzuführen.
Aber es gibt auch eine weit verbreitete internationale Anerkennung und Unterstützung für die Notwendigkeit, viel weiter zu gehen, wie die Verabschiedung von 17 ’ehrgeizigen’ Nachhaltigkeitszielen, den Nachfolgern der Millenniums-Entwicklungsziele, durch die Generalver-sammlung der Vereinten Nationen am 25. September 2015 zeigt.43 Auch das Ausmaß der Armut in Afrika wird, wie oben erwähnt, durch die zunehmende Verstädterung auf dem Kontinent und durch die Sorge um die zunehmende Ungleichheit zwischen den Generationen, wo Mangel und Überfluss in unmittelbarer Nähe existieren, weltweit stärker in den Blickpunkt gerückt. Während die nachfolgenden Generationen in der Vergangenheit höhere Einkommen als die früher Geborenen erwarteten, ist dies vielleicht nicht mehr der Fall.
In der Tat unterschätzen wir die Herausforderungen, vor denen die afrikanischen Regierungen bei der Förderung des Wachstums und der Armutsbekämpfung stehen, nicht einen Augenblick lang. Das Buch wird in einigen Details die sehr harten Entscheidungen beschreiben, die afrikanische Führer treffen müssen, um viele der Standardverfahren zu ändern, die sich während des halben Jahrhunderts oder seit der Unabhängigkeit der meisten afrikanischen Länder entwickelt haben.
Gleichzeitig verdeutlichen Studien von Entwicklungsländern weltweit die Notwendigkeit nachhaltiger Maßnahmen zur Förderung der Regierungsführung bei außergewöhnlichen wirtschaftlichen Veränderun-gen. So galt beispielsweise in den 1950er Jahren die wirtschaftliche Entwicklung in Ostasien als eine schwierige, wenn nicht gar unmögliche Aufgabe, nicht zuletzt wegen so genannter kultureller Aspekte, einschließlich des Konfuzianismus. Auch China galt viele Jahre lang als hoffnungslos.
Auch wenn kein Land oder keine Region ein komplettes Analogon zu irgendeinem anderen ist, zeigt die ostasiatische Erfahrung doch die erstaunlichen Ergebnisse, die eine entschlossene Regierung liefern kann.
Singapur, das 1965, ein Jahr nach Sambia, seine Unabhängigkeit erlangte, illustriert eine Geschichte von zwei Ländern und Kontinenten. Sambias Pro-Kopf-Einkommen war 2016 mit 1.000 US-$ etwas mehr als dreimal so hoch wie bei der Unabhängigkeit 1964; das Pro-Kopf-BIP von Singapur war mit 56.284 US-$ mehr als 50 Mal so hoch wie 1965. Es ist schwer vorstellbar, das heutige Singapur als zerbrechliches, armes Hinterland zu betrachten. Dennoch wurde es in der Krise aus der Trennung der malaysischen Föderation geboren, inmitten der konfrontasi44 mit Indonesien, und zerrissen durch multirassische, ethnische und religiöse Empfindlichkeiten und Differenzen. Während der Staat unter Lee Kuan Yew an der Spitze dieser Transformation stand, wurde sein Handeln stets von kommerziellen Prinzipien geleitet und durch eine Dezentralisierung der Macht und unter den Mitbegründern geteilte Verantwortung ausgeglichen.45
Von dem, was Singapur erreicht hat, kann man viel über die Perspektiven Afrikas erfahren. Trotz vieler Gelegenheiten sind die Lehren aus dieser und ähnlichen Transformationen jedoch nicht aufgegriffen worden.
Ironischerweise schien Afrika in die entgegengesetzte Richtung zu gehen. ‘1968’, erinnert sich der ehemalige Premierminister von Kenia Raila Odinga, ‘kam ein Team von Singapurern nach Kenia, um unsere Lektionen zu lernen, da wir damals ein entwickelteres Land waren, als sie’. ‘Vierzig Jahre später’, sagt Odinga, ‘habe ich als Premierminister mit sechs Ministern eine Studienreise nach Singapur unternommen. Das war die letzte von vielen Reisen der kenianischen Regierung, über die nie ein Bericht geschrieben wurde und bei denen die Teilnehmer alles für sich behalten haben. Ich habe gesagt, dass diese Reise sehr viel Zeit in Anspruch nehmen muss, dass wir unsere Erkenntnisse in Taten umsetzen müssen. Nach unserer Rückkehr bat ich jeden Minister um einen Aktionsplan auf der Grundlage dessen, was er von Singapur gelernt hatte, denn es hat keinen Sinn, das Rad neu zu erfinden. Jeder Minister wurde beauftragt, seinen Aktionsplan gegen unsere Vision 2030 auszuarbeiten’. Aber nachdem er 2013 die Regierung verlassen habe, bemerkte Odinga deprimiert, ‘ist nichts weiter passiert ‘.46
Dennoch schien Ostasien zum Zeitpunkt der Entkolonialisierung nur wenige Vorteile gegenüber Afrika zu haben. Traditionelle ostasiatische Gesellschaften waren oft gekennzeichnet durch ethnische Uneinigkeit, schwache Institutionen und begrenzte Regierungsführung außerhalb der Hauptstadt, schwache Demokratie, Subsistenzlandwirtschaft, fragmentarische Außenhandelsverflechtungen und akute soziale Schichtung. Diese Bedingungen waren auch in vielen afrikanischen Staaten vorherrschend.47 Beide Kontinente teilten eine Geschichte der kolonialen (und rohstofflichen) Ausbeutung, in der die Eroberten scharf von den Eroberern durch die Rasse getrennt waren, obwohl die kolonialen Herrscher dazu tendierten, einige lokale Gruppen gegenüber anderen zu bevorzugen.
Abbildung 4:Ostasien und Afrika im Vergleich: 50 Jahre Pro-Kopf-Einkommen (in 2005 US-$)
Quelle: Daten der nationalen volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen der Weltbank und der nationalen volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen der OECD, http://databank.worldbank.org/data/reports.aspx?source=world-development-indicators&preview=on#
Und auf beiden Kontinenten wurden den lokalen Gruppen Siedler aufgezwungen, die heftige Feindseligkeiten hervorriefen.48 Dadurch blieben ihnen nicht nur unnatürliche Grenzen und schlechte Handelsbedingungen, sondern auch ein entwerteter Sinn für ihren eigenen Wert, verärgert über Außenseiter, denen es jedoch an Vertrauen in ihre eigenen Fähigkeiten mangelt und misstrauisch gegenüber ihren Landsleuten.
Doch der ostasiatische Raum hat sich gut entwickelt. Wie Barack Obama bei seinem ersten Besuch auf dem afrikanischen Kontinent als amerikanischer Präsident im Juli 2009 feststellte,49 erklärt der Kolonialismus allein nicht die Stammes-, Gönner-, Vetternwirtschaft, Korruption und selbstzerstörerische Politik, die dazu geführt haben, dass die Entwicklung des Kontinents so weit hinter den Bedürfnissen der Menschen und der vergleichbaren Gesellschaften in anderen Regionen zurückbleibt.
Während die meisten ostasiatischen Länder durch koloniales Engagement eine komplexe ethnische Zusammensetzung akzeptieren mussten wie dies in Afrika der Fall war, hat dies in den meisten Fällen nicht zu einer endemischen Instabilität geführt. Auch Ostasien hatte mit dem unterentwickelten Humankapital zu kämpfen, aber die Staaten haben ihre Bevölkerung durch Investitionen in Bildung im Großen und Ganzen schnell zur Prosperität verholfen.
Während Afrikas institutionelle Kapazität als strukturelles Entwicklungshindernis angeführt wird, sind einige Länder in Südostasien wirtschaftlich gewachsen, wobei die Institutionen bei der Unabhängigkeit weitaus schlechter ausgestattet waren als in afrikanischen Ländern.
Tatsächlich waren die afrikanischen Länder im Hinblick auf ihre Unabhängigkeit in mancher Hinsicht besser dran als ihre asiatischen Kollegen. Denn nur wenige afrikanische Länder können die bitteren Kosten und Verwüstungen, die durch das Ausmaß des Konflikts in Vietnam, Laos und Kambodscha verursacht wurden, für sich in Anspruch nehmen.
Trotz der zeitgemäßen Modeerscheinung, mit der die Hilfe als Erklärung für alle Probleme Afrikas bezeichnet wird, haben auch 50 asiatische Länder vergleichsweise viel Geberhilfe erhalten. In den 1960er Jahren war die Pro-Kopf-Beihilfe für beide Regionen ähnlich hoch. Während einige asiatische Länder (wie Südkorea und Taiwan) über besonders große Hilfsleistungen verfügten und dies auch weiterhin tun (Vietnam), ließen sie sich nicht von dieser einzigen Einkommensquelle abhängig machen. Die asiatischen Länder haben die Hilfe sinnvoll eingesetzt, weil sie eine bessere Regierungsführung, eine solide Politik, eine effektive Planung und eine klarere, überzeugendere und solidere lokale Eigenverantwortung für die Projekte ermöglicht haben.51
Ostasiatische Staaten, die versuchten, zentral geplante wirtschaftliche Steuerung von oben nach unten durchzuführen, und die Entwicklungen waren eine Katastrophe, so wie sich das Modell auch als Katastrophe für jene afrikanischen und anderen Nationen erwiesen hat, die versucht haben, diesen Weg zu gehen, egal wie intellektuell kohärent und verlockend es auch für die postkoloniale Führung gewesen sein mag. Beide Regionen haben sich von den charakteristischen Problemen des sozialistischen Gigantismus und der Ausbeutung befreit. Aber die asiatischen Länder - China, Kambodscha und Vietnam zum Beispiel -, die dieses System verlassen haben, florierten sofort.
Ein besseres politisches Umfeld trägt auch dazu bei, zu erklären, warum einige ostasiatische Länder ihre bedeutende Ausstattung mit natürlichen Ressourcen zu ihrem Vorteil genutzt haben (z.B. Vietnam oder Malaysia), ohne sich allzu sehr in die Produktion von natürlichen Ressourcen einzugliedern und somit anfällig für Preisschwankungen zu werden.
Der Unterschied im Entwicklungsrückstand zwischen Ostasien und Afrika geht auch nicht auf politische Systeme zurück, auch wenn für einige der Entwicklungserfolg Ostasiens zur Rechtfertigung des Autoritarismus herangezogen wurde, da die Volkswirtschaften der Region hohe Wirtschaftswachstumsraten erreicht haben, ohne den Bürgern volle politische Rechte einzuräumen.
Angesichts der historischen, postkolonialen Erfahrung Afrikas nehmen wir an, dass Demokratie und Entwicklung Hand in Hand gehen. Es ist nicht das eine oder andere, Demokratie oder Wachstum, vielmehr verstärken sich diese Aspekte gegenseitig, egal wie attraktiv afrikanische Führer (und einige Außenstehende), und der Autoritarismus als Regierungssystem, das die ‚Dinge zum Laufen bringt’, auch immer sein mögen.
Wie in Kapitel 2 beschrieben, haben viele afrikanische Führer auf die überwältigenden Wünsche ihrer Bürger reagiert, indem sie von autokratischen Regimes - dem bevorzugten Regierungssystem der 1960er bis 1980er Jahre - zu Wahldemokratien wechselten. Es gab unweigerlich Rückschläge, und viele der Institutionen und Wahlen, die sie untermauert haben, waren unvollkommen. Es gibt noch andere sehr gute Gründe, diese Demokratien gegenüber einer anekdotischen Bevorzugung eines ‘gütigen Diktators’ aufrechtzuerhalten. Zum einen sind, wie später untersucht wird, solche gutartigen Autokraten, die sich wie im ostasiatischen Modell für die Volksfürsorge einsetzen, in Afrika selten gewesen. Zudem ist die empirische Evidenz eindeutig: Afrikas Demokratien entwickeln sich schneller, sind sicherer für die etablierten Akteure und reicher als die Alternativen.
Bisher hat es sich als schwierig erwiesen, das ostasiatische Modell des weichen Autoritarismus in Afrika zu duplizieren. Da zum Beispiel Singapur eine kleine und kompakte Insel ist, könnten seine Führer argumentieren, dass die Bevölkerung Opfer, angesichts der realistischen Herausforderungen, die Malaysia und Indonesien stellen würden, bringen müsste, wenn Singapur ein armes Land bleiben würde.
Angesichts der Herausforderungen, mit denen sie konfrontiert sind, haben sie die ‘Legitimität durch Leistung’ gesehen oder realistischerweise erwarten können, die für die Gewinnung und Aufrechterhaltung des Vertrauens, das die Bürger der Insel in ihre beeindruckenden Führer hatten, von zentraler Bedeutung war. Dazu gehören hohe Bildungsausgaben, bürokratische Reaktionsfähigkeit, die Schaffung einer attraktiven Politik für Unternehmensinvestitionen, niedrige Löhne, hohe Produktivität, Investitionen in die Infrastruktur, höhere landwirtschaftliche Erträge als erster Wachstumsimpuls und eine überwältigende Konzentration auf die Wettbewerbsfähigkeit.
Insgesamt ist, wie in diesem Band hervorgehoben wird, die Beziehung zwischen Staat und Privatsektor der bemerkenswerteste Faktor, der zwischen Afrika und Ostasien zu unterscheiden ist. Das Wachstum des Privatsektors in Afrika war nicht nur in der Zeit nach der Unabhängigkeit weitgehend ein Desaster.
Die Kolonialisten - seien es Briten, Franzosen, Portugiesen oder Belgier - haben unabhängig von ihren Ideologien in Europa hochgradig interventionistische Staaten gegründet, die aktiv die wirtschaftliche Bereicherung afrikanischer Ureinwohner verhinderten und gleichzeitig weiße Siedler, Kolonialunternehmen und Monopolkapital schützten.
Im Großen und Ganzen waren die afrikanischen Führer, die nach der Unabhängigkeit auftauchten, mit den Wirtschaftssystemen zufrieden, die sie geerbt hatten (einst vom Rassismus befreit), zumal staatliche Interventionen viele Gelegenheiten zur Klientelisierung boten. Die Ausweitung der staatlichen Kontrolle und Intervention war einer der wenigen Hebel, die ihnen im Kontext der allgemeinen Staatsschwäche offen standen. Dieses Muster wurde dadurch übertrieben, dass es solchen Befreiern nicht gelungen ist, einen Plan zu entwickeln, der über die Umverteilung an ihre bevorzugten Wähler hinausging.52