sommer-wind-Journal April 2019 - Angela Körner-Armbruster - E-Book

sommer-wind-Journal April 2019 E-Book

Angela Körner-Armbruster

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Beschreibung

In diesem Monat lesen Sie von Schmetterlingen und Orchideen, Brezeln und Sammeltassen und Ostern und dem Kloster Doberan und Schloss Lichtenstein und sehr vielem mehr. Das sommer-wind-Journal erscheint monatlich und erzählt vom ganz normalen Leben. Oberstes Gebot: Wir sind positiv und absolut unpolitisch! Die Themen sind bunt und vielfältig und Journalisten und Menschen, die mit Journalismus nichts am Hut haben, erzählen von ihrem Hobby, ihrem Beruf, ihren Reisen, ihren Träumen und Leidenschaften. Mitmachen ist bei diesem Journal ausdrücklich erwünscht!

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Angela Körner-Armbruster

sommer-wind-Journal April 2019

BookRix GmbH & Co. KG80331 München

Titel

Angela Körner-Armbruster: Frühling am Bodensee

Vorwort

Liebe Leser,

endlich kommen sie, die ersten Blümchen! Ich hoffe, Sie können sich dran freuen, sind gut über den Winter gekommen und haben Muse, zu schnuppern und Schmetterlingen hinterzuschauen. Um Schmetterlinge geht es diesen Monat noch mal, weil mich so schöne Zusendungen erreicht haben – und um Orchideen und Brezeln und ... ach ... blättern Sie doch einfach weiter!

 

 

 

FrühlingsFeine Grüße von Ihrer Angela Körner-Armbruster

 

 

 

Wie immer gilt:

Wir veröffentlichen stets zum Monatsbeginn und wollen frisches Lesevergnügen bringen. Ein übergeordnetes Thema gibt es normalerweise nicht. Das Journal soll kunterbunt und vielfältig sein - und vor allem: Positiv!

Unser Verlag trägt den Namen „SommerWind“, weil er luftig und belebend sein möchte. Das Sommer-Wind-Journal soll Begegnungen mit Menschen und ihren Träumen, ein entspanntes und entspannendes Lächeln und vielleicht sogar einen anderen Blickwinkel bringen.

Und es ist ein MitMachJournal. Schicken Sie mir also Ihre Erlebnisse, Ideen, Reisebilder. Berichten Sie von einer Ausstellung, einer Sammlung, einem Hobby… was immer Sie möchten. Ich freue mich auch über kleine Beiträge!

Impressum:

Sommer-Wind-Verlag

Angela Körner-Armbruster

Kapellenweg 14

88427 Bad Schussenried

[email protected]

 

© 2019 sommer-wind-verlag Körner-Armbruster

Der Nachdruck, auch auszugsweise, ist nicht möglich. Die Verwendung in anderen Medien, Seminaren, Vorträgen etc. ist verboten. Die Bilder und Texte sind das Eigentum der Autoren.

Inhalt

 

Ausblick

Zahlenspiele

Fundstück: Der Findling

Reise in die Vergangenheit: Schokolade

Rätsel des Monats: Der Überfall von Renate Brunner

Bild des Monats: MandelGlück von Rudy Schall-Osper

Flatterhafte Geschichte

Gedicht des Monats: Lutz Armbruster

Geschichte des Monats.

BilderGeschichte: Hasenvergnügen

Flatterhafte Heimat mit Norbert Gericke

Handschriftliches

Postkarten

LeseGeschichte: OrchideenGlück

Redewendungen

Aberglaube

LeseGeschichte: Hasenspaß!?

Wetterregeln

Kirchen und Bäume unserer Leser

ReiseGeschichte: Schloss Lichtenstein

ReiseErinnerung

Lesegeschichte: Ein Herzensprojekt von Conny Zurawczak

Zugehört

FortsetzungsRoman: Last Minute nach Rom

LeseGeschichte: Kloster Doberan von Mathias Westburg

KünstlerPortrait:

Ohren auf: Jesus Christ Superstar

Hobby und mehr: OsterGlück bei Pia und Felix Högner

KlosterGeschichten:

Wussten Sie es?

Sammlerglück: Tassen

LeseGlück: Upflamör

Schönheit des Alltags: Kätzchen

SchilderSpaß

Museumstipp

Wo wohnst du: In der Brotlaube

Gut zu wissen: Eine Minute zu viel

Gedicht: In dieser einen Minute

Tierisches Wissen

Deutsche Sprache

Leckeres Wissen: Brezel

Neu: Aufgegabelt. Die Brezel

Begegnung

Serie: Mit der Apfelscheuer durchs Jahr

In eigener Sache

Zum guten Schluss

Unsere MitMacher

Besonderer Dank in diesem Monat an:

Alex Blickwinkel

Brigitte Marx

Conny Zurawczak

Desireé Seher

Grit Uhlig

Hannah Armbruster

Karin Mayer

Lutz Armbruster

Marianne Port

Mathias Westburg

Mia Mondstein

Norbert Gericke

Reinhard Kallweit

Renate Brunner

Renate Kreuzer

Reinhard Kallweit

Rosemarie Willig

Uwe Offner

Bianca Oldenburg

Rudy Schall-Osper

Pia und Felix Högner

Susanne Winkler

Buntes Glück

 

Ausblick auf kuriose Tage im April

Mal sehn, was er uns bietet, der April? Natürlich beginnt er witzig. Sollte er. Tut er das noch? Ich gebe ehrlich zu, ich weiß es nicht. Ist das altmodischer Kram oder schickt man immer noch Menschen in den April? Oh, wie haben wir uns als Kinder und Jugendliche wegen intelligenten Blödeleien den Kopf zerbrochen und auch meinen Mann und die Kinder habe ich gern an der Nase herumgeführt – und plötzlich war es vorbei. Ich glaube, ich habe mindestens seit fünfzehn Jahren keinen Aprilscherz mehr gemacht und so höre ich mich im Bekanntenkreis ein wenig um.

Mia Mondstein weiß, dass der Aprilscherz in der ganzen Welt bekannt ist.In Frankreich und Italien wird der Gefoppte als Aprilfisch bezeichnet und die Angelsachsen feiern den "April Fool's Day".

Ich frage mich, ob die Briten das auch im Rahmen der Brexitaufregung tun? Oder ob das vielleicht sogar das Motto dieser verwirrenden Aktion ist? Aber Politik hat ja bekanntlich im Journal nichts zu suchen!

Was schreibt Bianca Oldenburg? Ich hab damals zu Schulzeiten meiner Mutter eine Arbeit vorgelegt und hab gesagt es wäre eine Sechs. Dabei war es eine Zwei oder sogar eine Eins. Oh, was hat sie sich gefreut über diesen Scherz!

Grit Uhlig scheint sie zu vermissen: April-Scherze sind doch cool und gehen immer noch! Vielleicht sollte man die Menschen nur einmal wieder daran erinnern?

Uwe Offner fand die Frage scheinbar so spannend, dass er das Internet befragte und ihm Tolles entlockte.In den vergangenen Jahren ist er ein wenig in Vergessenheit geraten, aber es gibt ihn noch! Doch woher kommt der in vielen Kulturen verwurzelte Brauch? So genau weiß das niemand. In Deutschland erstmals bezeugt wurden Aprilscherze wohl schon 1618 in Bayern. Einen exakten historischen Ursprung kann man wohl nicht bestimmen. Eine beliebte Entstehungstheorie geht auf die Kalenderreform des französischen Königs Karl IX. zurück. Der verlegte den Neujahrstag 1564 vom 1. April auf den 1. Januar. Witzbolde verschickten ihre Einladungen zu Neujahrsfeiern angeblich trotzdem weiter zum 1. April. Wer darauf reinfiel, wurde verspottet.

Er fand dann auch noch heraus, dass es diesen Brauch vielleicht schon mit den römischen Feiern zu Ehren des Gottes Quirinus gab. Die sogenannten Quirinalien galten als Fest der Dummen und Narren. Im römischen Kalender fielen sie zwar auf den 17. Februar, Kalenderreformen sorgten für eine Verschiebung auf den 1. April.

Und was sagt Renate Brunner zum Thema Aprilscherze? Mache ich schon lange nicht mehr. Ich habe es geliebt, musste es aber immer möglichst schnell auflösen, weil ich zu ungeduldig war. Ob die Jugend noch welche macht, weiß ich nicht. Aber in ein paar Jahren werd ich meinen Enkel dazu anstiften!

Mathias Castellovest verbindet ein tragisches Erlebnis mit Humor: Seitdem mein Opa an einem 1. April tot im Bett lag, hebe ich mir aus Pietät hierfür die anderen 364 Tage im Jahr auf. Das gute daran ist: dann ist auch die Überraschung größer.

Das alleswissende Internet verkündet, dass man im 17. Jahrhundert den französischen König Heinrich IV foppte. Wenn es denn stimmt, bekam er am 1. April eine Einladung von einer jungen Frau aus dem einfachen Volk, in der sie sich mit dem König zu einem Schäferstündchen verabreden wollte. Schließlich war allenthalben bekannt, dass Heinrich IV. eine Schwäche für junge Frauen gehabt hatte und so ist er wohl tatsächlich voll Vorfreude zu seinem Lustschloss gefahren sein. Er wurde dort auch begrüßt – aber nicht von einem minderjährigen Mädchen sondern von seiner Frau und dem Hofstaat.

Man kann zeitlich noch weiter zurückgehen und, wenn man will, einer anderen Erklärung Glauben schenken: Der gefallene Engel Luzifer ist scheinbar einem 1. April in die Hölle eingezogen und Judas Ischariot, das ist der, der Jesus verraten hatte, soll gar an einem 1. April geboren und gestorben sein.

Der 1. April gilt aber auch als Tag der essbaren Bücher (fragen Sie mich bitte nicht, was das sein soll!) und der Internationale Tag des Taschenrechners (den kenne ich natürlich!)

Der 2. April ist zum Internationalen Kinderbuchtag erkoren worden und weil ich selbst für Kinder schreibe, freut mich das natürlich. Dazu passt der 10. April: Der Ermutige-Kinder-zu-schreiben-Tag. Hab ich gemacht. Zwei reizende Bücher sind so entstanden! Auch den 3. April mag ich: Finde-einen-Regenbogen-Tag!

Der Tag des Löwenzahns kann ein Mahnmal gegen Spritzmittel sein und der Lies-eine-Straßenkarte-Tag ist eine gute Idee. Schließlich kann das Navi mal streiken. Auch der Geh-zu-Fuß-zur-Arbeit-Tag (Falls Navi und Auto streiken?) ist bei kürzeren Entfernungen gar nicht schlecht und abends kann man dann dem Welttischtennistag frönen oder wahlweise dem Keine-Hausarbeit-Tag.

Richtig hübsch ist der Tag, der an das japanische Blumenfest Hana Matsuri erinnert und wenn man Spaß haben möchte, kann man den britischen Zeichne-einen-Vogel-Tag ehren - oder am 9.April irgendwelche Antiquitäten. Das macht für mich noch Sinn – aber was hab ich vom Internationalen Tag der Sicherheitsnadel? Auch der Wähle-Dir-Deinen-Namen-Tag löst bei mir nur Kopfschütteln aus. Außer natürlich, man übertreibt ihn kolossal und wählt witzige Namen. Dann bringt das auch wieder Spaß.

Ernst zu nehmen ist der Welt-Parkinson-Tag nicht ernst zu nehmen der Unsichtbarkeitstag. Dann kommen der Tag der Geschwister und kurz darauf der Tag der Einzelkinder und jede Menge Haustiere und Nutztiere stehen auch im Mittelpunkt.

Vielleicht hat der Tag der bemannten Raumfahrt mit dem Jahrestag des starken Windes zu tun? Auf jeden Fall kann ich den Zeig-Deine-wilde-Seite-Tag mit dem Mittagessen-ist-wichtig-Tag kombinieren und morgens gärtnern, mittags Scrabble spielen und abends einen Film zum Tag der Delfine anschauen.

Für den Schuld-sind-die-anderen-Tag bin ich nicht der richtige Typ, schon eher für den Schau-in-den-Himmel-Tag. Den Titanic-Gedenktag verbinde ich mit dem Tag des Radiergummis und dem Ehrentag der Fledermaus und Nessie und den Welt-Pinguin-Tag nehmen wir auch mit dazu! Dann hat der Radiergummi von Mia Mondstein richtig was zu schleppen und wir haben eine feine Gemeinschaftsarbeit!

Der Tag der Orchidee hat mich zu vielen Fotos inspiriert und auch zu einer Geschichte, die werden Sie noch entdecken und hoffentlich mit Humor lesen und nicht denken, dass das ein Tatsachenbericht ist.

Tag der Tier-Kekse. Oh ja, die haben unsere Kinder im sehr geliebt. Am leckersten waren sie bei der Oma. Jetzt bin ich die Oma und mein Sohn, der sich damals grenzenlos Süßigkeits-süchtig gezeigt hat, möchte nicht, dass ich meiner Enkelin Kekse gebe. Müssen Großeltern immer ihre Enkel füttern? fragt er bissig. Und ich, ich schweige und schlucke alles runter, was ich sagen will und kaufe die Tierkekse für mich. Offiziell fürs Foto. Inoffiziell für meine Großmutterseele!

Richtig wilde Gedanken bereitet mir der Tag des Wäscheaufhängens in den USA . Für mich ist Wäsche aufhängen etwas ganz Normales. Es braucht dazu keine sonderlichen Fähigkeiten. Warum also dieser Tag? Um den Trockner und den Strom zu schonen? Um mit der Nachbarin zu plaudern? Um körperliche Betätigung zu haben? Ich fürchte, meine Fantasie reicht nicht aus, um die Tragweite dieses Tages zu begreifen.

Dann haben wir noch denTag der chinesischen Sprache (mir reicht chinesisches Essen) und den Cannabis-Tag (den gönne ich allen Schmerzpatienten) oder den Tag der Doppelgänger. Das ist mal was. Ich hab selbst auch eine Doppelgängerin und die sieht mir scheinbar so ähnlich, dass sogar meine Eltern von ihr getäuscht wurden.

Zum Tag der Aprilschauer könnte man ein ExtraJournal machen. Über das Wetter reden schließlich alle gern – nur ich nicht. Also weg damit. Internationaler Tag der Erde. Das lasse ich unkommentiert stehen. Da erwähne ich keine Politiker und keine Wirtschaftsbosse, nein, wirklich nicht. Und als Weintrinkerin hab ich zum Tag des Deutschen Bieres auch nicht wirklich viel zu sagen.

Internationaler Tag der Schreibwaren, ja, schon eher und mir fällt Elisabeth Jerg ein, die sie letzthin mit ihrer Katzensammlung kennengelernt haben. Sie sammelt noch etwas:

Erinnere-Dich-an-Deinen-ersten-Kuss-Tag. Jawohl, das ist was feines. Und ich weiß es auch noch, sag es Ihnen aber nicht. Auch Journalisten und Autoren brauchen ihre Geheimnisse. Der Tag des Morsecodes ist wichtig für all jene, die den Tag des Schweigens nicht aushalten können, weil sie sonst zu Eis oder zu Salz erstarren und am Internationalen Tag der Skulptur teilnehmen.

Schließlich kommt am Ende des Monats der Rettet-die-Frösche-Tag daher und der Tag der Superhelden in den USA. Gibt es anderswo keine oder agieren sie dort im Stillen? Wer den Tag der Sicherheitsnadel toll fand, wird gewiss auch den Tag des Reißverschlusses feiern. Ich dagegen juble über den Welttag des Tanzes (da hatten wir bereits eine sehr schöne Ausgabe!) und rot angestrichen wird der 30. April, der Tag der Ehrlichkeit.

Was habe ich gestrichen? Die Ess-Tage. Tag der Schokoladen Mousse, der Banane, des Knoblauchs und des Tees. Auch Karotte und Tomate und Rosinen und Haferflockenkekse und Würstchen-im-Schlafrock und Lakritze fallen durchs Raster. Nur den 26. April, den greife ich auf. Das ist der Tag der Brezel. Den picke ich mir heraus und deshalb begegnen Sie der Brezel immer wieder in diesem Journal!

Zahlenspiele

Ich liebe Statistiken und die damit verbundenen Zahlen. Sie sagen alles oder nichts und sind gummimäßig interpretierbar und wendbar. Also: 82 Prozent aller befragten Gastwirte (wobei unklar ist, wie viele befragt wurden und wo) gaben an, gegen die kostenlose Abgabe von Leitungswasser zu sein. Sie wollen etwas dafür verlangen.

Das Argument? Schließlich sind Lohnkosten, Heizkosten, Pachtkosten ... zu berappen und der Stuhl nutzt sich auch ab. "Ich verlange 2 Euro für 0,4 Liter Leitungswasser" gibt ein Wirt offen zu.

Aha, denk ich mir und gebe das Problem an meinen Mann weiter. Der hat schließlich Mathematik studiert und jongliert gerne mit Zahlen. Er weiß auch auswendig, dass bei uns ein Kubikmeter Wasser (also 1000! Liter) 3,90 Euro kosten. Nein, das ist nicht korrekt formuliert. Das ist der Preis, den man von uns Endverbrauchern verlangt.

Das heißt also, dass (ich runde der Einfachheit halber die 3,90 auf fünf Euro auf) ein Liter Leitungswasser bei ihm fünf Euro kosten und dass er mit minimalstem Aufwand das 1000fache seines Wareneinsatzes verdient.

Meine nächste Überlegung ist: Wenn wir künftig nur noch Leitungswasser trinken, muss der Wirt nicht mehr Kochen, die Lohnkosten sinken und er verdient ohne einen Finger krumm zu machen mehr als je zuvor und müsste demnächst Millionär sein.

Wenn er also schlau genug ist, gibt er seinem Wasser einen schicken Namen - dafür braucht er drei Schnäpse, dann fällt ihm einer ein und 200 Euro für den Eintrag als Marke.

Dann bittet er einen Kumpel von der Musikschule, seine Geigenschüler auf band aufzunehmen und macht daraus eine Endlosschleife – der Kumpel bekommt dafür 50 Euro oder ein "umsonstes Essen" (Natürlich in einem anderen Lokal, weil unser spezieller Wirt kocht ja nicht mehr).

Jetzt hat mein Gastwirt einen esotherischen Namen und ebensolche Musik, also braucht er noch ein schickes Ambiente. Er lädt die Abiklasse seines Sohnes ein, die malen ihm erst mal alles Blau und dann noch Schlingpflanzen und Fische und so. Farbe ist teuer, aber mit 300 Euro ist er dabei. Die Schüler kriegen als Lohn einen Burger von nebenan. Eine Meerjungfrau kostet extra, aber die kommt noch dazu, da ist der Wirt großzügig und so veranschlagt er für diese bunte Aktion insgesamt 500 Euro.

Als krönenden Abschluss kauft er sich im Baumarkt einen Nebelbrunnen, den kriegt man schon für 30 Euro. Er selbst und seine Damen brauchen natürlich blaue Kleider. Bei ihm ein schicker Anzug, für die Mädchen reicht was knappes. Ein blauer Bikini tut's auch. (Ohne Sturzhelm übrigens, sie sind ja nicht auf dem Rad unterwegs.) (Sorry, das musste sein.) Anzug: Second Hand, 30 Euro. Die Mädchen müssen für ihre Arbeitskleidung selbst aufkommen. Wenn er er das zahlt, gilt er womöglich als sexistisch?

Rechnen wir zusammen: 780 Euro für einen wässrigen Neuanfang. Und noch 100 für Flyer für die Innenstadt. Die sind echt teuer. 880 Euro. Das sind läppische 440 Gläschchen Wasser.

Aber halt – jetzt ist er ja keine Kneipe mehr, jetzt ist er ein KultLokal. Da sind zwei Euro echt viel zu wenig. Einführungpreis in der ersten Woche: Fünf Euro, danach zehn Euro.

Die Leute werden strömen und dem Wässerchen huldigen und so ist es sicher nicht blauäugig, wenn ich sage: Der Gute hat bereits am Ende der ersten Woche keine Schulden mehr. Nach vier Wochen eine Zweigstelle in der nächstgrößeren Statd und in einem halben Jahr ist er in allen europäischen Hauptstädten in der besten Straße zu finden.

Wahlweise geht die Geschichte so weiter: Er handelt mit Wasseraktien und geht bankrott. Er stürzt die Niagarafälle hinunter und bricht sich das Genick. Oder er ertrinkt in seinem Pool. Ach ja, das hab ich ganz vergessen zu erwähnen, dass er sich natürlich in Woche Drei einen Pool bauen ließ und während der Öffnungszeiten auf einer aufblasbaren Palmeninsel im Pool rumdümpelt. Ohne Anzug, aber mit eingeöltem Schmerbauch.

Also, liebe Leser: Falls Sie mal irgendwo in einem Lokal ein Glas Leitungswasser bestellen wollen – überlegen Sie sich das reiflich. Sie machen damit nämlich einen Wirt kreuzunglücklich und das wollen Sie doch gewiss nicht? Prosit!

Fundstück

Was hab ich da gefunden? Einen Findling! Und wo kommt er her?

Der Findling

liegt in einem Einschnitt eines Moränenwalls. Man sagt, er wiege 52 Tonnen und sei bei einem Bergsturz auf einen Vorarlberger Gletscher gefallen. Der Gletscher tat, was er üblicherweise tut: Er nahm den Felsbrocken mit nach Oberschwaben.

Und nun stehe ich da und überlege, dass das alles schon ziemlich lange her ist und dass das ziemlich lange gedauert hat und was das wohl für Geräusche waren? Er liegt einfach da rum, bis – ja, bis wann? Wie wird es weitergehen, wenn schon keiner mehr von mir weiß? Wird er nochmals auf die Reise gehen und wie?

Auf jeden Fall ist er ziemlich beeindruckend, dieser Gruß aus einer unvorstellbar lange vergangenen Zeit – und tagelang überlege ich, an was er mich erinnert. Es gibt eine Assoziation, aber irgendetwas klemmt in meinem Kopf. Schließlich, nachts um halb Zwei, fällt es mir ein: Die Schwabenkinder! Sie kamen den gleichen Weg, arm, zu Fuß, von Vorarlberg nach Oberschwaben. Wie der Stein sind sie hier gestrandet. Aber nur für eine Saison. Die Kinder wanderten an Martini zurück zu ihren Eltern, der Stein bleibt. Aber wie verrückt wäre das, wenn er sich irgendwann laut knirschend wieder auf den Heimweg machen würde?