Song of Blood - Sandra Busch - E-Book

Song of Blood E-Book

Sandra Busch

0,0

Beschreibung

Far sucht Vergessen in seiner Arbeit bei der SEED, bis er zufällig erfährt, dass sich Songlian in Paris vor ihm versteckt. Dort angekommen sieht er sich mit einem ihm unbekannten Vampir konfrontiert. Hat Songlian bereits einen anderen Liebhaber? Und das ist nicht das einzige Hindernis, das Far im Weg steht: Der Dämon Ooghi taucht plötzlich wieder auf. Und bei ihm befindet sich Bhreac, der darauf brennt, Far zurück an seine Seite zu holen. Gay Vampire Romance 3. Teil der Reihe um Far und Songlian

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 363

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Sandra Busch

Song of Blood

Impressum:

© dead soft verlag, Mettingen 2012

http://www.deadsoft.de

© the author

Cover: M. Hanke

Motiv: © Oleksandr Lishinsky – fotolia.com

Giraffe: © Stephi – fotolia.com

1. Auflage

ISBN 978-3-943678-30-7 (print)

ISBN 978-3-943678-31-4 (epub)

Personen und Orte sind frei erfunden.

Bisher erschienen in dieser Reihe:

Blood in mind

So bloody Far

Nachtwölfe zogen ihr Vorhaben durch …

Die Hayabusa raste auf den LKW zu. Gleich würde er in den Tankauflieger mit dem Heizöl einschlagen. Far schlug das Herz bis zum Hals.

Er würde nicht kneifen … Zur Hölle! Aber genau das tat er gerade. Er zog vor dem Leben, vor Songlian und vor allem vor Bhreac den Schwanz ein. Wollte er wirklich als Feigling sterben? Rechtzeitiges Bremsen oder Ausweichen war nicht mehr möglich. Im Bruchteil einer Sekunde traf Far eine Entscheidung. Er ließ den Lenker der Hayabusa los und warf sich seitwärts von seinem Motorrad. Den Kopf mit den Armen schützend – das hatte er bei den Nachtwölfen gründlich gelernt – schlug er auf der Straße auf. Sein Schrei ging in dem Krachen unter, in dem die Hayabusa gegen den Heizöltransporter donnerte. Die Wucht des Aufpralls raubte Far beinahe den Verstand und schleuderte ihn aus der Reichweite des aufblühenden Feuerballs, in den sich sein Motorrad verwandelte. Mit wirbelnden Armen und Beinen schlitterte er quer über die Straße, die durch das ausgelaufene Heizöl rutschig geworden war. Das dicke Leder seiner Motorradkluft verhinderte, dass er bei lebendigem Leibe gehäutet wurde, aber Far hörte nur zu deutlich das Bersten von Knochen. Seiner Knochen! Der lähmende Schmerz kam einen Herzschlag später.

Krüppel, fuhr es ihm durch den Sinn, ehe er mit dem Kopf gegen den Rinnstein schlug. Sofort bedeckte Blut sein Gesicht. Hinter ihm schlugen Flammen in die Höhe. Er konnte die Hitze in seinem Rücken spüren. Bevor er zum tödlichen Duell mit dem LKW angetreten war, hatte er das Ventil des Tanks aufgedreht. Ein bisschen nur, gerade ausreichend, damit ein feiner Strahl Öl auslaufen konnte. Er hatte sichergehen wollen, dass er wirklich krepierte. Jetzt drang ihm der beißende Gestank des Heizöls in die Nase, denn er lag in einer größeren Pfütze, die sich im Rinnstein gesammelt hatte. Blaue Flammen näherten sich ihm. Far stöhnte vor Schmerz und begann zu kriechen. Schwarze Pfoten tänzelten neben ihm und ein lautes Miauen übertönte das Knistern der Flammen. Er sackte vor Qual keuchend zusammen, aber die spitzen Krallen, die sich in seine Haut bohrten, schreckten ihn wieder auf. Schweiß und Blut liefen ihm über die Wangen und die Stirn. Seine Sicht verschwamm. Die Straße hinter ihm hatte sich in eine Hölle aus brennendem Öl und kochendem Asphalt verwandelt und er war ein einziger Schmerz, ein einziger Schmerz, ein … Er konnte nicht mehr.

Mit einer gezierten Bewegung schmiegte sich die hagere Katze zwischen seine ausgestreckten Arme.

***

„Voilà, Monsieur, die Zeitung.“ Der Butler reichte dem jungen Mann den New Yorker Express.

„Kann ich noch etwas für Monsieur tun?“, erkundigte sich der ältere Herr in dem tadellosen schwarzen Anzug freundlich.

„Einen Café au lait, Baptiste.“

„Sehr wohl, Monsieur.“ Während sich der Butler mit würdevoller Eleganz entfernte, legte er sich die Zeitung auf seinen Bauch und schlug gemütlich die Beine übereinander. Sein Gesicht hielt er der wärmenden Sonne entgegen, denn den Schutz des Sonnenschirms auf der Terrasse hatte er verschmäht.

„Du wirst einen Sonnenbrand bekommen, mon ami“, hörte er die Stimme von Mathis.

„Das mag sein, aber wenigstens zerfalle ich nicht zu Staub.“ Sie kicherten beide wie vergnügte kleine Jungs.

„Komm trotzdem an meine Seite, Florean. Ich habe viel zu viele Jahre auf deine Gesellschaft verzichten müssen“, bat Mathis, der lieber im Schatten unter dem Schirm lag. Was seine milchweiße Haut anging, war Mathis unheimlich eitel.

„Wie lange ist es doch gleich her?“

Florean zuckte mit den Schultern, was etwas komisch anmuten musste, da er die Zeitung unter dem Arm klemmen hatte und seinen Liegestuhl neben den von Mathis zog.

„Fünfzig Jahre sind es bestimmt“, antwortete er etwas verspätet und ließ sich mit einem zufriedenen Seufzer auf der gemütlichen Liege nieder.

„Mon Dieu, viel zu lange. Wie konnte das passieren?“, murmelte Mathis betroffen und nahm Floreans Hand, um sie kurz zu drücken. Florean lachte amüsiert auf.

„Sei ehrlich, Mathis. Du hast mich ja gar nicht vermisst. Als ob es ausgerechnet dir an Gesellschaft gemangelt hätte. Kaum bin ich hier, stellst du mir Cecile, Minou, Michelle und Amelie vor. Die erwecken in mir nicht gerade den Eindruck langweilig zu sein.“

„Ich habe nicht behauptet, dass mir langweilig gewesen wäre, wenn ich dich auch vermisst habe“, stellte Mathis richtig.

„Ihr Café au lait, Monsieur.“ Baptiste rückte einen niedrigen Tisch neben Floreans Liegestuhl und stellte die Tasse darauf ab.

„Merci, Baptiste. Das wäre erst einmal alles.“

Während sich Mathis mit seinem Handy beschäftigte, griff Florean nach seiner Tasse, trank einen Schluck und schlug die Zeitung auf.

Nachtwolf schwer verunglückt

lautete die Schlagzeile des Tages, die in fetten Buchstaben quer über dem nachfolgenden Bericht stand. Florean runzelte die Stirn. Unter der Schlagzeile war das Foto eines Mannes abgebildet, der von Sanitätern umringt war. Im Hintergrund brannten lichterloh ein großer Industrietransporter und ein umgestürztes Motorrad. Trotz Flammen und Rauchschwaden war das Kennzeichen des Motorrads, einer Suzuki Hayabusa Turbo, deutlich zu erkennen. Die Tasse mit dem erst halb getrunkenen Café au lait zerschellte auf den Fliesen der Terrasse und ihm wurde es schwarz vor Augen. Wie aus weiter Ferne konnte er Mathis seinen Namen rufen hören, bevor alles in gnädiger Finsternis versank.

Jemand fächelte ihm kühle Luft zu und eine zusammengefaltete Decke befand sich auf einmal unter seinen Beinen. Florean stellte fest, dass er im Haus auf einer Chaiselongue lag. Er selbst war schweißnass.

„Was ist passiert?“, fragte er verwirrt. Baptiste ragte besorgt über ihm auf.

„Quelle malheur! Monsieur sind ohnmächtig geworden“, erklärte der Butler und legte ihm fürsorglich ein feuchtkaltes Tuch auf die Stirn.

„Sacrebleu, du hast gewiss zu viel Sonne abbekommen“, sagte Mathis, der neben ihm auf dem Boden kniete. „Du hast uns eben ganz schön erschreckt, mon ami.“

Doch Florean erinnerte sich jetzt wieder. Mit einem Ruck fuhr er auf. „Beim Blut! Die Zeitung, Baptiste. Vite!“

Einen Moment später starrte Florean erneut auf die Titelstory, während ihm Mathis neugierig über die Schulter schaute.

„Ein Unfall“, stellte sein Freund achselzuckend fest. Kopfschüttelnd tippte Florean mit dem Finger auf das Foto.

„Das ist sein Kennzeichen, Mathis. Oder richtiger, das ist das Kennzeichen eines Toten.“

„Florean, mon ami, du redest wirr. Oui, oui, die Hitze. Der arme Mann hatte einen Unfall. Einen schweren Unfall. So etwas kommt vor. Natürlich besteht die Möglichkeit, dass er tot ist. Er …“ Mathis hielt inne. „Attendez un moment. Du redest von ihm?“

Florean nickte lediglich und las sich nun hektisch den Bericht durch:

Am späten Abend kollidierte ein Gangmitglied der Nachtwölfe mit einem Heizöltransporter. Wie durch ein Wunder konnte sich der Fahrer vorher von seinem Motorrad lösen, das zusammen mit dem Transporter in Flammen aufging. Mit schwersten Knochenbrüchen und Brandwunden wurde das Unfallopfer ins nächste Hospital gebracht und dort einer mehrstündigen Notoperation unterzogen. Es ist fraglich, ob der junge Fahrer jemals aus dem Koma erwachen wird.

„Koma!“ Florean stöhnte schwach und ließ die Zeitung langsam sinken. Er schloss die Augen. Beim Blut! Das musste ein böser Traum sein.

„Pardon, mon ami. Nun übertreib nicht. Er ist ein Vampir. Seine Heilkräfte bringen das in Ordnung.“ Mathis versuchte ihn zu beruhigen.

„Monsieur wünschen das Handy?“, fragte Baptiste mit unbewegter Miene und vorausschauend wie immer. Schließlich kannte er seinen Herrn.

„Oui.“ Im nächsten Moment wählte Florean eine Nummer. Als sich sein Teilnehmer bereits nach dem zweiten Klingeln meldete, rief er gleich:

„Was ist mit Far?“ – „Natürlich bin ich es. Ich habe es gerade aus der verdammten Zeitung erfahren.“ – „Aye, hier steht, er läge im Koma.“ – „Sicher weiß ich, dass er sich davon erholt. Aber was glaubst du, was ich hier für einen Schock bekommen habe? Wieso hat mich, beim Blut, niemand angerufen?“ – „Ach ja …“ – „Nein, ihr bekommt meine Handynummer nicht. Netter Versuch.“ – „Was? Ihr habt ihn zu Doc Harper gebracht und inzwischen ist er bei Jayden? Aye, das ist wahrscheinlich besser so. Wenn die Ärzte in der Klinik mit seinen Blutwerten herumexperimentieren und dann noch eine überraschende Heilung festgestellt hätten, wäre das wohl spannend geworden.“ – „Ich lege jetzt auf.“ – „Nein, ich werde nicht mit ihm reden. Frag also nicht dauernd. Bis bald.“ Florean unterbrach das Gespräch und atmete erleichtert auf. Im nächsten Moment wurde er wütend. Er sprang von der Chaiselongue und warf die Zeitung mit einem Fluch in eine Ecke.

„Ich bekomme ganz sicher graue Haare. Verdammt, dieser Kerl macht mich über ein riesiges Meer hinweg weiterhin fix und fertig.“

„Florean, il domine ton esprit et ton corps. – Er beherrscht deinen Verstand und deinen Körper.“

Florean starrte seinen Freund an. „Was willst du damit sagen, Mathis?“

„Ich habe dich noch nie in Ohnmacht fallen sehen. Deine Brüder hätten sicherlich laut gelacht, wenn sie das erlebt hätten.“

Florean knurrte wie ein hungriger Wolf. „Musst du ausgerechnet meine vermaledeiten Brüder erwähnen?“

Mathis rollte die hellblauen Augen zur Decke.

„Fick ihn ganz einfach“, lautete sein schlichter Rat.

„Oui, c’est trés facile“, erwiderte Florean spöttisch. Er hielt sich an dem Handy fest, als wäre es eine direkte Verbindung nach New York und somit auch zu Far. Dabei überlegte er, ob das Handy nicht lieber das Schicksal der Zeitung teilen sollte.

„Ich meine es ernst. Dir steht der Schwanz doch schon, wenn du nur an ihn denkst. Flieg zurück und zerre ihn in das nächste Bett, das du finden kannst. Dann geht es euch beiden wahrscheinlich besser.“ Für Mathis war die Sache ganz einfach. Allerdings machten Michelle und Cecile – und wie sie alle heißen mochten – zusammengenommen nicht so viel Ärger wie ein einziger Baxter.

„Er hat uns aufgegeben.“

Völlig unbeeindruckt prustete Mathis erheitert los.

„Beim Blut! Hör auf mich auszulachen. Far empfindet keine Liebe mehr für mich, denn er ist Bhreac hörig“, fauchte Florean wütend.

Mathis gab ihm grinsend einen Kuss auf die Wange.

„Soll ich raten, wie viele Schwänze du bereits zwischen deinen schönen Lippen hattest, seitdem du hier bist, hm? Mir bleibt nicht verborgen, weshalb du nachts ausgerechnet in den Bois de Boulogne gehst. Und trotzdem kannst du deinen ami nicht vergessen. Hörigkeit hin oder her. Wer hat hier wen aufgegeben?“

Florean blieb ihm verärgert eine Antwort schuldig.

Mit zuckersüßer Stimme flötete Mathis provozierend: „Florean.“

Der schlug mit dem Handy nach ihm.

„Geh und amüsier dich mit Minou oder Amelie. Ich will etwas Zeit für mich“, knurrte er ungnädig. Er hatte keineswegs vor, sich von Mathis aufziehen zu lassen.

„Solveig“, sagte der mit einem breiten Grinsen.

„Hm?“

„Ich treffe mich heute mit Solveig.“

„Eine weitere Frau in deiner Sammlung? Cornée de chèvre. – Geiler Bock.“ Mit strenger Miene sah er seinen Freund an. „Du bist ja wirklich schwer beschäftigt. Ständig spielst du mit den Gefühlen dieser Damen, bloß weil du ihnen an den Hals willst.“

„Was hast du auf einmal gegen ein bisschen Wein, ein bisschen Blut und ein bisschen oh la la? Naturellement will ich ihnen an den Hals. Aber ich bin doch kein Monster.“ Mathis zeigte sich beleidigt. „Nur weil ich diese grässlichen Blutkonserven nicht ausstehen kann, musst du dich nicht als Moralapostel aufspielen.“

Florean versuchte wenigstens reuig auszusehen. Es war nicht fair seinen Ärger an Mathis auszulassen. Mit einem kurzen Gruß verabschiedete sich der und ließ ihn für den Abend allein.

***

Im Lazarett des New Yorker Police Departments hatten sich seine malträtierten Organe regeneriert und als die Knochen zusammengewachsen waren, hatte er darauf bestanden, zu den Nachtwölfen gebracht zu werden. Hier, bei seiner seltsam anmutenden Familie erholte sich seine verbrannte Haut, klangen Prellungen und Blutergüsse ab.

Jayden Cullen hatte mit einigen strengen Befehlen dafür gesorgt, dass Far nicht eine Minute alleine verbrachte und seine Nachtwölfe sorgten penibel für die Ausführung des Befehls. Genau wie damals, als ihn Harry von den Obdachlosen weggeholt und er jede Nacht in den tröstenden Armen des bärigen Nachtwolfs geheult hatte, schlief er erneut wie ein kleiner Junge in dessen Bett. Der Unterschied gegenüber damals bestand darin, dass er dieses Mal nicht heulte, sondern schweißgebadet aus seinen Albträumen aufschreckte.

Im Augenblick leistete ihm Jayden Gesellschaft.

„Diese Heilkräfte sind irgendwie unheimlich. Man sieht dich zwei Stunden lang nicht und schon sind wieder einige Schrammen verschwunden. Nimm mal das Kinn runter“, kommandierte Jayden. Gehorsam senkte Far den Kopf und gleich darauf klapperte eine Schere, als Jayden ihm die verbrannten Strähnen abschnitt. Bis jetzt hatte er sich einem Haarschnitt verweigert. Songlian war fort und für wen sonst sollte er sich herrichten? Erst als ihn Jayden beinahe gewaltsam vor einen Spiegel geschleppt und Harry ihm einen Klaps auf den Dickschädel verpasst hatte, hatte er knurrend nachgegeben.

„Nun hast du einen Kurzhaarschnitt, Ice. Ich bin zwar kein Friseur, aber ich denke, es ist ganz gut geworden.“

Far fuhr sich mit der Hand durch die gekürzten Zotteln.

„Ich werde morgen in den Dienst zurückkehren“, eröffnete er seinem Freund. Jayden, der für Far wie ein Bruder war, ließ sich auf einen Stuhl fallen und betrachtete versonnen die Klingen der Schere. Far war dankbar dafür, dass er keine Bedenken anmeldete.

„Sieh mich nicht so an, Ice. Ich weiß genau, dass allein du die Entscheidung darüber fällst, was du dir selber zumuten kannst oder nicht. Außerdem kenne ich deinen Sturkopf zu Genüge.“

„Ich brauche eine Aufgabe, Jay. Sonst denke ich zu viel.“

„Harry wird dich fahren.“

Sofort brauste Far auf: „Ich habe kein Kindermädchen nötig.“ Jayden beugte sich vor und gab ihm einen groben Klaps auf den Hinterkopf, etwas, das er sich als Alpha und Bruder von Far erlauben durfte.

„Dann geh ruhig zu Fuß.“ Endlich räumte Jayden die Schere fort. Far zog sich eine schwarze Katze auf den Schoß und begann das Tier mit mürrischer Miene zu kraulen. Hager war die Katze und sie hatte ein zerfetztes Ohr. Außerdem hinkte sie, was auf einen alten Bruch schließen ließ. Sie schnurrte leise.

„Willst du sie wirklich behalten?“, fragte Jayden, füllte Whiskey in zwei Gläser und nickte in Richtung Katze, während er Far eines der Gläser reichte.

„Aye, warum nicht?“ Far trank einen Schluck des billigen Fusels, ohne das Kraulen zu unterbrechen.

„Sie hätte dich beinahe auf dem Gewissen gehabt.“ Jayden sah ihn prüfend an, ob er protestieren würde. Far wich seinem Blick aus.

„Ice …“

„An dem Crash bin ich ganz allein schuld. Jonathan hat mir seit jeher prophezeit, dass ich eines Tages einen Unfall haben werde. Ich bin immer zu schnell unterwegs. Jetzt habe ich Miss Y als Warnung bei mir.“

„Warnung. So, so.“ Jayden ließ den Whiskey in seinem Glas kreisen.

„Okay, ich lasse mich von Harry kutschieren.“ Etwas verspätet stimmte Far mit einem Seufzen zu. Jayden fuhr ihm mit dem gönnerhaften Lächeln durch den Schopf. Noch etwas, was er ungestraft durfte.

„Natürlich machst du das.“

***

Mit grimmiger Miene lief Far durch die Flure des Polizeireviers. Unrasiert und mit ungekämmtem Haar sowie der schwarzen Lederkleidung wirkte er mehr denn je wie ein Mitglied einer Straßengang, als wie ein respektierter Officer der New Yorker SEED, der Sondereinheit zur Eliminierung von Dämonen. In seinem Waffengürtel, der locker auf seinen Hüften saß, befanden sich eine DV8 und mehrere Magazine sowie ein schmaler Silberdolch mit einer Speziallegierung. Ihm war bewusst, dass seine Bewegungen von einer lautlosen Geschmeidigkeit waren, die ihn weit gefährlicher wirken ließ, als er ohnehin war. Düster begegnete er den Blicken der Kollegen, die ihm auf dem Flur entgegenkamen. Bis vor wenigen Monaten hatten sie mit ihm gescherzt und ein paar freundliche Worte gewechselt. Jetzt gingen ihm die Kollegen lieber aus dem Weg, denn seine Wutausbrüche nahmen zu. Ständig fühlte er sich aggressiv und gereizt. Auch die Tatsache, dass er als ein Vampir in den Dienst zurückgekehrt war, verunsicherte die Kollegen. Keiner von ihnen hatte jemals am eigenen Leib spüren müssen, wie der menschliche Teil eines Körpers starb, um zu einem neuen Leben zu erwachen. Diese bittere Erfahrung hatte er ihnen inzwischen voraus. Nicht, dass er dies gewollt hätte. Far war sich dazu seiner Überlegenheit gegenüber seinen Kollegen nur allzu gut bewusst. Seit seiner Wandlung war er schneller, kräftiger und tödlicher. Allerdings waren die Tage seit seiner Geburt als Vampir schmerzhafter gewesen, als in seinem vorherigen Leben.

Stillschweigend sah Justus Morlay, sein Chief, über seinen derzeitigen desolaten Zustand hinweg, ohne ihn dabei aus den Augen zu verlieren. Er war es damals gewesen, der Fars Potenzial als erfolgreicher Officer der SEED erkannt hatte. Und Erfolg hatte Far derzeit mehr als je zuvor. Mit ungezügelter Wut stürzte er sich auf jeden Dämon, der zu dumm war, in seine Nähe zu geraten. Dazu kam die Tatsache, dass er sich für jede Sonderschicht meldete und Cooper Dayton ihn in seiner Funktion als Teamleiter bereits beinahe gewaltsam nach Hause schicken musste, damit er sich zwischendurch ausruhte. So sah sich Far gleich einer mehrfachen Überwachung ausgesetzt, der seines Chiefs und der seines eigenen Teams. Und da war dieser Stachel, der tief in seinem Fleisch saß und seine Tage vergällte. Diesen Stachel konnte nur einer entfernen. Der war unauffindbar. So schwärte die Wunde weiter und ließ ihn immer tiefer in seiner Verbitterung versinken.

Auf dem von kalten Neonröhren beleuchteten Flur kamen Far Baxter nun die beiden Zwillinge, Thomas und Timothy Lennox, aus Team 3 entgegen.

„Hey, Far“, grüßten sie freundlich und Thomas zögerte einen Moment, als wollte er an die alten Tage anknüpfen und Far in ein Gespräch verwickeln. Nach einem Blick in das Gesicht des Freundes, änderte er rasch seine Meinung, trat schweigend beiseite und zog seinen Bruder mit sich, um Far vorbeizulassen.

„Das kann so nicht weiter gehen“, sagte er ratlos zu Timothy, ohne zu ahnen, dass Fars empfindliches Gehör jedes Wort vernahm. Sein Bruder seufzte und winkte ihn dann mit einem Achselzucken weiter. Ein Mann musste wollen, dass man ihm half. Und soweit war Far nicht. Im Augenblick versuchte er, den tief sitzenden Schmerz in seinem Herzen durch das Vernichten von Dämonen zu betäuben. Genau aus diesem Grund befand sich Far auf dem Weg zu Jonathan Goodman, IT-Techniker und leidenschaftlicher Hacker, um sich von ihm seinen neuen Einsatzplan zu holen.

Mit langen Schritten hielt Far auf das Büro zu, dessen Tür angelehnt war und aus der helle Rauchschwaden zogen, die seine Nase mehr denn je reizten. Gesprächsfetzen drangen auf den Flur, gerade als er die Tür ganz aufstoßen wollte. Er hielt mitten in der Bewegung inne, als er Jonathans Stimme hörte:

„Uns geht es gut, So-lian. Und selber?“ – „Nein, unverändert. Wir machen uns langsam wirklich Sorgen.“

Far ließ die bereits erhobene Hand wieder sinken und starrte wie paralysiert auf den weißen, leicht zerschrammten Lack der Tür. Er glaubte seinen eigenen Ohren nicht zu trauen. Jonathan sprach mit Songlian. Verdammt noch mal! Er hatte seinen ehemaligen Partner und Geliebten monatelang in ganz New York gesucht und Jonathan sprach hier in aller Seelenruhe mit ihm? Ein schmerzhafter Stich fuhr Far durch die Brust. Er fühlte sich verraten und ballte die Hände so fest zu Fäusten, dass sich die Nägel tief ins Fleisch bohrten.

„Kannst du ihn nicht einfach mal …“ – „Lass mich doch wenigstens ausreden, So-lian.“ – „Aye, ist ja gut. Ich hör ja auf.“ – „Nur das übli…“ Jonathan verstummte mitten im Satz und starrte ihn erschrocken an, als er lautlos wie ein Schatten vor ihm auftauchte. Vorwurfsvoll sah Far den IT-Techniker an und schien Jonathan allein mit seinem Blick zu lähmen. Auch Cooper und Joey waren anwesend, wie Far nun feststellte.

Damit ist das Team vollständig angetreten, dachte er mit einem Anflug von Sarkasmus. Fordernd streckte er Jonathan die Hand entgegen und schweigend reichte der den Telefonhörer an ihn weiter.

„Songlian?“, sagte Far leise mit einer Stimme, die in letzter Zeit viel zu selten genutzt wurde. Außer einem erschrockenen Aufkeuchen blieb es still.

„Sprich mit mir, Song.“ Im nächsten Moment erklang das Freizeichen, als die Verbindung unterbrochen wurde. Frustriert starrte Far auf den Hörer. Irgendwie hatte er gerade das dringende Bedürfnis, den Hörer quer durch den Raum zu pfeffern. Weil er die Blicke seiner Freunde auf sich spürte, beherrschte er sich und gab den Telefonhörer unversehrt an Jonathan zurück. Für einen Moment schloss er die Augen.

„Wie lange schon?“, fragte Far dann in die bedrückende Stille des Büros. Nervös zündete sich Jonathan eine weitere Zigarette an, obwohl eine erst halb gerauchte im Ascher lag.

„Seit knapp einem halben Jahr“, gestand Joey tapfer, da weder Cooper noch Jonathan antworten wollten.

„Ihr habt seit einem halben Jahr Kontakt mit Songlian und niemand sagt mir etwas?“ Far war zutiefst verletzt.

„Tut uns leid, Far. Wir wissen ja, wie sehr du ihn gesucht hast. Allerdings drohte uns So-lian alles Mögliche an, damit wir dir nichts über ihn sagen.“ Jonathan versuchte ihr Verhalten zu erklären. „Glaub mir, das ist uns wirklich nicht leicht gefallen.“

Far fühlte sich in diesem Moment, als ob ihm jemand den Boden unter den Füßen fortzog. Mit der Eleganz eines Uropas wischte er einen Stapel Zeitschriften und Bücher von einem Stuhl und setzte sich schwerfällig.

„Wie könnt ihr verdammten Mistkerle mich so hintergehen?“

Cooper seufzte und trat an seine Seite.

„Wir hatten gar keine andere Wahl. Wenn wir Songlians Wunsch nicht gefolgt wären, hätte er den Kontakt mit uns ebenfalls abgebrochen. Falls es dich tröstet: Er erkundigt sich jedes Mal nach dir und fragt nach deinem Befinden.“

Far lachte freudlos. „Natürlich.“

„Wir haben mehrmals versucht ihn zu überreden, sich mit dir auszusöhnen. Er will einfach nicht. Far, was ist denn bloß zwischen euch beiden vorgefallen? Was, zum Henker, ist in Russland passiert?“ Cooper hatte ihn an den Schultern gepackt und schüttelte ihn sanft. Far versteifte sich.

„Frag mich niemals mehr nach Russland“, zischte er jetzt richtig böse. Unwillkürlich wich Cooper vor ihm zurück. Er runzelte ungehalten die Stirn, doch bevor er einen Kommentar zu Fars Verhalten abgeben konnte, erhob sich der und forderte: „Gebt mir Songlians Handynummer.“

„Die haben wir nicht. Und seine Anrufe sind nie so lang, dass ich sie hätte zurückverfolgen können. Und glaube nicht, dass ich es nicht mehrfach versucht habe“, antwortete Jonathan.

„Jon, dann sag mir wenigstens, wo er ist.“ Far hasste es zu betteln. Er tat es trotzdem. „Jon, bitte sag es mir.“

Jonathan wechselte einen Blick mit Cooper und mit einem ergebenen Seufzer nickte der kurz.

„So-lian ist in Frankreich. Genauer gesagt in Paris.“

Far stieß hörbar den Atem aus. „In Frankreich also.“

Sicherlich, um auf den gemeinsamen Spuren mit Luc de Bonneville zu wandern, während Far ihn verzweifelt in den Straßen New Yorks suchte. Teufel aber auch!

„Und die Adresse?“

Dieses Mal schüttelte Jonathan den Kopf.

„Verdammt, Jon, Coop, Joey! Paris ist riesig. Wie soll ich ihn da finden? Ah!“ Far fiel etwas ein und er fuhr gedankenschnell zu Jonathan herum. Der zuckte erschrocken zusammen und hätte beinahe seine Zigarette verschluckt. Bis heute hatten sich seine Partner nicht daran gewöhnen können, dass er als Vampir deutlich schneller war, als einst als Mensch. Far ignorierte die furchtsame Reaktion seines Freundes.

„Kannst du ihn nicht über die Behörden aufstöbern?“, erkundigte er sich.

„Habe ich bereits versucht. Keine Chance, Far. Er scheint in Frankreich nicht seinen richtigen Namen zu benutzen. Tut mir ehrlich leid. Ich, nein, wir alle hätten dir wirklich gerne geholfen.“

Far schlug fluchend mit der Faust gegen die Wand. Ein Riss erschien im Putz, den lieber niemand kommentierte und jeder geflissentlich übersah. Auf einmal blickte Cooper auf die Uhr.

„Sag mal, hast du nicht eine Verabredung mit Till Dearing?“, erinnerte er Far streng an den Termin, der bereits seit Langem ausgemacht war. Far hatte inständig gehofft, dass Cooper es vergessen hätte.

„Was soll ich bei diesem Gehirnklempner?“, knurrte er unwillig.

„Dein Oberstübchen in Ordnung bringen lassen. Verflucht, Far! Du läufst hier seit Monaten wie Falschgeld umher und fällst allen auf die Nerven. Das kann so nicht weitergehen. Von mir aus versuche Songlian zu finden. Einige neue Anhaltspunkte hast du ja nun. Und lass dir wenigstens von Dearing helfen, wenn wir es schon nicht dürfen.“

„Ich brauche keine Hilfe“, sagte Far spröde, obwohl er scheinbar folgsam zur Tür ging. Dort hielt er nochmals kurz inne und wandte sich um.

„Tut mir leid“, sagte er leise in den Raum und in die erstaunten Gesichter hinein, ehe er verschwand. Der Einsatzplan war vergessen.

Dearing begegnete Far auf dem Weg in die obere Etage.

„He, Baxter. Ich suche Sie bereits überall. Eigentlich sollten Sie seit einer Viertelstunde in meinem Büro sitzen und mit mir reden“, rief der Psychologe, als er seinen Patienten entdeckte. Womit er offenbar nicht gerechnet hatte, war, dass er unversehens am Kragen gepackt wurde. Auf einmal verlor der nicht gerade kleine und leichte Mann den Boden unter den Füßen, als Far ihn wütend mit einer Hand mühelos in die Höhe stemmte.

„Der Termin ist gestrichen“, stellte Far mit scharfer Stimme klar.

„Hören Sie, Baxter, ich will mich bloß mit Ihnen unterhalten.“ Der Psychologe verstummte, als Far den Kopf nachdenklich zur Seite neigte. Ein kaum wahrnehmbares tierisches Knurren drang aus seiner Kehle. Es war mehr zu fühlen, als zu hören. Hastig lenkte Dearing ein:

„Andererseits können wir den Termin gerne verlegen, wenn es Ihnen heute nicht passt. Am besten Sie rufen mich an, sobald Sie Zeit haben.“

Zur Belohnung wurde er überaus sanft abgesetzt. Far rückte ihm mit einer letzten unmissverständlichen Geste den Anzug zurecht. An Dearings Gesicht erkannte er, dass die Drohung angekommen war.

„Ich weiß, dass Sie mir ebenfalls nur helfen wollen, Mr. Dearing. Es ist rührend, wie … besorgt alle um mich sind.“ Mit diesen Worten ließ er den Psychologen einfach stehen und näherte sich dem Büro des Bosses. Dies war ein Zimmer, das er während seiner ganzen Dienstzeit im Revier lediglich zweimal betreten hatte. Das erste Mal, als er eingestellt worden war und ein weiteres Mal, als Songlian Walker in sein Leben trat und in das Team aufgenommen wurde. Ohne vorher zu klopfen, trat er ein und ignorierte Anabelle Wilcox’ strafenden Blick angesichts dieser Dreistigkeit. Schweigend legte er ihr seinen Dienstausweis, die DV8 und seine Schlüssel für das Revier auf den Schreibtisch. Die kleine, aber resolute Frau lehnte sich mit einem arroganten Blick in ihren Bürostuhl zurück.

„Was hat das zu bedeuten, Baxter?“, fragte Wilcox mit harscher Stimme.

„Ich kündige, Ma’am“, erklärte sich Far.

„Um was zu tun, Baxter?“ Wilcox wischte einen imaginären Fussel von ihrem eleganten Kostüm und musterte ihn dabei mit ausdrucksloser Miene.

„Ich will Songlian suchen.“ Der Boss war nicht auf den Kopf gefallen, daher versuchte er es gar nicht erst mit Lügen oder Halbwahrheiten.

„So! Songlian Walker ist also der Grund für Ihr ausfallendes Benehmen. Haben Sie eigentlich eine entfernte Ahnung, in welche Ärsche ich alles gekrochen bin, nur damit Sie beide bei der SEED bleiben durften? Ich hatte nicht einmal ein Paar Gummihandschuhe dabei, geschweige denn eine Taschenlampe.“

„Dafür sind wir Ihnen sehr dankbar, Boss. Es gibt nicht viele Vorgesetzte, die sich so für ihre Mitarbeiter einsetzen.“

„Ich weiß halt fähige Männer zu schätzen, Baxter. Selbst wenn sich von diesen fähigen Kerlen ein ganz Bestimmter seit Monaten wie ein aufgeblasener Anarchist verhält. Was denken Sie sich eigentlich? Ihre Kündigung ist abgelehnt.“ Wilcox schob ihm mit einer unwirschen Bewegung seine Habseligkeiten wieder zu.

„Ich kann es mir derzeit nicht erlauben, weitere gute Männer zu verlieren, nur weil die gerade eine kritische Phase in ihrem Leben durchlaufen.“

Far biss die Zähne zusammen, um nicht laut zu schreien.

„Interessant zu sehen, dass Sie sich zu beherrschen wissen. In meinem Büro dulde ich es auch nicht, dass Sie sich wie ein kleiner Rotzlöffel benehmen. Und eigentlich dachte ich, Sie hätten bereits nach Walker gesucht.“

Irrte er sich oder warf ihm der Boss gerade eine Rettungsleine zu? Far sah seine Vorgesetzte forschend an.

„Ich habe neue Informationen erhalten. Songlian soll sich in Paris aufhalten.“

„Ach? Im schönen Frankreich also.“ Wilcox betrachtete eine Weile ihre perfekt manikürten Fingernägel, ehe sie geschlagen seufzte.

„Sie sind bis auf Weiteres beurlaubt. Allerdings ohne Bezüge. Und nehmen Sie gefälligst Ihre Utensilien an sich.“ Damit deutete sie auf Fars Ausrüstung, die vor ihm auf dem Schreibtisch lag.

„Finden Sie Walker und regeln Sie Ihre Angelegenheiten. Anschließend melden Sie sich umgehend hier bei mir, verstanden?“

Far nickte langsam. Es war unglaublich, welche Möglichkeiten ihm der Boss einräumte. Ehe sich die strenge kleine Frau versah, hatte er sie auf die Wange geküsst.

„Danke, Boss“, sagte er. „Sie sind die erste richtige Hilfe in diesem Schuppen hier.“

Anabelle Wilcox’ Augen blitzten amüsiert und ein kaum merkliches Lächeln umspielte ihre vollen Lippen.

„Viel Erfolg, Baxter“, sagte sie nur. „Und lassen Sie sich nicht zu viel Zeit.“

***

Die Angestellten des Wellnesstempels sprangen hastig beiseite, als Far zu den Massagezimmern lief. Jeder starrte ihn entsetzt an. In seiner ledernen Kleidung und der kennzeichnenden Weste der Nachtwölfe war er bereits auffallend genug. Doch er wusste, dass es sein grimmiges Gesicht mit den fast verheilten Schrammen und Schnitten war, das die Blicke der Leute anzog.

„Stopp!“, rief er, als er Philip mit einem Kunden sah, die gerade das Massagezimmer betreten wollten. Unsanft packte er den dicken älteren Mann und drehte ihn in die Richtung der starrenden Angestellten.

„Such dir ein paar andere Hände, Opa. Der hier gehört mir.“ Mit diesen Worten schubste er Phillip in das Zimmer und schloss die Tür.

„Wieso siehst du aus, wie du aussiehst?“, erkundigte sich Phillip erschrocken und musterte Far mit morbider Faszination. „Scheiße, ist das eine Verbrennung?“

„Ich hatte vor einer Woche einen Unfall“, knurrte Far unwirsch und fasste sich unwillkürlich an die Wunde zwischen Hals und Schulter. Diese Verletzung hatte mit Abstand am meisten geschmerzt.

„Die zerstörte Haut ist in ein paar Tagen vollständig regeneriert.“

Phillip starrte ihn an, als wäre er einer Geisterbahn entsprungen. „Und gleich erzählst du mir, dass du diesen Unfall verursacht hast, der letzte Woche in der Zeitung stand. Das Ding mit der Katze und dem Heizöl-LKW warst du?“

Far nickte ungehalten.

„Donnerwetter!“

„Es tut mir nur um mein Baby leid“, murmelte Far betrübt. Phillip grinste fies.

„Ich dachte, So-lian ist dein Baby.“

Er fing sich einen ziemlich bösen Blick ein.

„Okay, okay. Eine Hayabusa zu verschrotten muss einem ja ins Herz schneiden. Die war teuer, hm?“

„Ein Teil des Erbes meiner Eltern ist dafür drauf gegangen.“

„Tut mir leid.“ Phillip klang ehrlich, wie Far feststellte.

„Zieh dich aus!“

„Was?“

„Zieh dich aus. Oder glaubst du, du kannst hier einfach reinplatzen und meine Kunden rumschubsen? Soll ich meinen Job verlieren? Runter mit den Klamotten und dann lass mich dich massieren. Anschließend darfst du brav an der Kasse zahlen.“

„Ich will dir nur ein paar Fragen über Songlian stellen“, erklärte Far, aber Phillip verschränkte die Arme vor der Brust und zog ein störrisches Gesicht. Mit einem Fluch riss sich Far die Kleider vom Leib und warf sich auf die Liege.

„Gibt es Stellen, die ich lieber nicht anfassen sollte?“, fragte Phillip.

„Aye“, knurrte Far und legte sein Kinn auf die verschränkten Arme.

„Ich meinte Stellen, die du dir verletzt hast, Baxter. Gibt es irgendwo Prellungen oder angeknackste Knochen? Ich kenne mich mit verletzten Vampiren nicht gut genug aus, dass ich über empfindliche Zonen nach so einem Crash Bescheid weiß.“

„Bis auf die Brandwunden ist alles okay.“

Im nächsten Moment tröpfelte angewärmtes Öl auf seinen Rücken.

„Zu heiß?“, fragte Phillip, weil Far die Schultern zusammenzog.

„Nein. Fang endlich an, damit ich dir die Fragen stellen kann.“

Phillips Finger waren erstaunlich kräftig und sie fanden zielsicher jeden verkrampften Muskel, um ihn zu lockern. Far musste sich eingestehen, dass er die Massage zu genießen begann.

„Was willst du denn wissen?“ Knetend fuhren Phillips Hände über sein Kreuz und brachten Far ganz durcheinander. Diese Berührungen empfand er nach seiner Zeit in Moskau als viel zu intim. Es dauerte eine Sekunde, bis er antworten konnte:

„Song ist in Frankreich, Phil. Und er benutzt dort ein Pseudonym, das ich nicht kenne. Was hat er dir über Frankreich erzählt?“

„Nicht viel.“ Phillip schwieg einen Moment, während er eine Verspannung bearbeitete. Far entspannte sich immer mehr. „Er hat mal einen Luc erwähnt, bloß der ist, glaube ich, schon eine ganze Weile tot. Und So-lians Familie oder er selbst hatten im alten Paris ein Stadthaus.“

Far sah ihn über die Schulter prüfend an.

„Da steckt doch noch etwas in deinem hübschen Köpfchen“, sagte er.

„Aye, eine Zunge, die sich gerne mal mit deinem Schwanz unterhalten würde.“ Phillip sah ihn herausfordernd an. Der schüttelte knurrig den Kopf.

„Fällt das etwa unter Spezialmassage, Phil? Keine Chance.“

„Keine Info“, gab Phillip zügig zurück.

„Versuchst du mich zu erpressen?“, fragte Far drohend. Tapfer hielt Phillip seinem finsteren Blick stand.

„Ich könnte dir helfen, dein russisches Trauma zu überwinden. So-lian erwähnte da etwas“, sagte er und ließ seine Finger nun tollkühn tiefer gleiten. In der nächsten Sekunde wurde er gegen eine Wand gepresst und Far stand verärgert vor ihm, die Hand an seiner Gurgel.

„Wir sprachen über Songlian.“

„Ach ja.“ Phillip lächelte schwach und zupfte an Fars Hand. Der ließ ihn los und trat sogar einen Schritt zurück.

„Ich kenne wirklich jemanden, der dir weiterhelfen kann, Baxter. Nämlich Bellington.“

„Bellington?“, wiederholte Far ratlos, bis ihm einfiel, dass Songlians Anwalt so hieß. „Von Bellington & Smith?“

Phillip nickte. Der Anwalt konnte tatsächlich etwas wissen, wenn Far so recht überlegte.

„Du bist spitze, Phil.“ Er schlüpfte in seine Kleidung.

„Hä? Auf einmal?“

„Bellington“, murmelte Far. Er gab Phillip einen Klaps auf die Schulter.

„Danke für die Massage.“ Im nächsten Moment war er raus aus der Tür.

***

Harry war die Geduld in Person. Sicherlich hatte Jayden aus diesem Grund ihn ausgesucht, um über Far zu wachen, denn dessen üble Launen prallten unbeachtet an dem dickfelligen Nachtwolf ab. Er hielt Far einen Helm entgegen, als der aus dem Wellnesstempel zurückkehrte.

„Hast du dich parfümiert?“ Harry beugte sich vor und schnupperte an Far. Der schob den Freund von sich.

„Das ist Massageöl. Sag mal, kennst du einen Anwalt, der Bellington heißt?“, fragte Far und nahm dem Nachtwolf den Helm ab. Überraschenderweise nickte Harry.

„Klar, der hat mal so’n Typen vertreten, dem ich die Fresse poliert habe.“

Far zog eine Augenbraue in die Höhe. Songlian würde sich sicherlich nicht von einem billigen Feld- und Wiesenanwalt vertreten lassen und so’n einfacher Typ, wie Harry ihn nannte, konnte sich eine andere Art Anwalt bestimmt nicht leisten.

„Oh Mann“, bölkte Harry, dessen Resonanzkörper den eines Klaviers bei Weitem übertraf. Dabei war Harry nicht fett, sondern er bestand lediglich aus Muskelmasse. Irre viel Muskelmasse.

„Okay, es war der verfickte Staatsanwalt, dem ich in die Fresse gedroschen habe. War selber schuld. Hat mich für einen Dynamite gehalten. Habe damals fünf Jahre im Jugendknast bekommen und kam zum Glück nach dreien wegen guter Führung raus.“ Harry schnaufte böse bei der Erinnerung und kratzte sich aufgebracht den kurzen, sehr gepflegten Bart. Far war amüsiert.

„Nein, wirklich? Das hat er getan? Dann kann ich deine Reaktion durchaus verstehen. Ausgerechnet mit einem Dynamite. Also diese Staatsanwälte“, zog er Harry auf und fing sich dabei einen warnenden Blick ein, da sein Freund diese Art von Humor irgendwie nicht teilen konnte.

„Und wo hat Bellington seine Kanzlei?“

„Ich bringe dich hin. Setz den Helm auf, Ice.“

Guten Tag, liebes Kindermädchen. Far verkniff sich eine bissige Bemerkung und setzte gehorsam den Helm auf. Harry meinte es nur gut und er hatte außerdem seine überzeugenden Mittel, um sich durchzusetzen. Und von diesem Muskelberg wollte sich Far selbst als Vampir nicht wirklich in den Schwitzkasten nehmen lassen. Ein weiterer Grund, weshalb ihm Jayden ausgerechnet Harry zugeteilt hatte.

Jetzt schwang sich Far hinter den bulligen Mann auf das blank polierte Motorrad und im gesitteten Tempo schlängelte sich Harry durch den dichten Verkehr.

Die Fahrt dauerte nicht lange und endete zwei Häuser vom Gerichtsgebäude entfernt.

„Bellington.“ Harry deutete auf das goldglänzende Messingschild der Kanzlei am Hauseingang eines hochmodernen Gebäudes.

„Du bist der beste Fremdenführer, den es gibt, Harry. Willst du mit reinkommen?“

„Und mich für den Knast bedanken? Nö, ich hole mir gegenüber einen Hotdog. Oder zwei oder drei.“ Harry grinste und deutete auf einen Straßenhändler auf der anderen Straßenseite. „Ich brauche dringend ein paar Kalorien, Ice.“

Der gab seinem Kumpel einen Klaps auf die Schulter und klingelte gleich darauf an der Anwaltstür. Eine elegante Frau Mitte dreißig im grauen Kostüm und hochhackigen Schuhen öffnete. Sie benötigte keine Sekunde, ihn zu mustern.

„Ja, bitte?“ Sie war freundlich, obwohl sie ihn bestimmt sofort als Gangmitglied eingestuft hatte.

„Mein Name ist Far Baxter. Ich würde gerne mit Mr. Bellington sprechen. Es geht um seinen Mandanten Songlian Walker, Ma’am.“ Far zeigte sich genauso höflich. Ein wenig wunderte er sich schon, dass diese kühle Schnecke mit dem strengen, aschblonden Haarknoten ihm nicht gleich die Tür vor der Nase zugeschlagen hatte.

„Treten Sie bitte ein, Mr. Baxter. Ich werde rasch nachfragen, ob Mr. Bellington etwas Zeit für Sie finden kann.“

Far betrat ein edel eingerichtetes Vorzimmer. Die Lady arbeitete an massiven Teakholzmöbeln zwischen hohen Grünpflanzen. Ein duftendes Blumengebinde befand sich auf ihrem äußerst ordentlichen Schreibtisch. So hatte seiner im Polizeirevier selbst in den besten Tagen niemals ausgesehen. Far empfand direkt ein wenig Reue. Der dicke, zum Teakholz passende Teppich schluckte seine Schritte, als er zu einer Wand ging, um sich ein Gemälde näher anzuschauen. Mohnblumen lautete der Titel, wie ein kleines Schild unter dem Bild verriet. Far konnte nur drei unförmige, rote Kleckse auf der ansonsten nackten Leinwand ausmachen. Mit Mohnblumen hatten diese drei Flecke seines Erachtens wenig Ähnlichkeit. Allerdings bekam er angesichts der satten roten Farbe Hunger. Far wandte sich ruckartig ab und versuchte sich zusammenzureißen. Wie lange hatte er keine Blutkonserve mehr gehabt?

„Mr. Bellington lässt bitten.“ Die Anwaltsgehilfin winkte ihn zu einer Tür, die von innen gepolstert war, um das Zimmer gegen Außengeräusche möglichst abzuschotten. Als Far das Büro betrat, erhob sich ein älterer Mann in einem maßgeschneiderten, dunkelblauen Anzug von seinem Platz hinter einem antiken Schreibtisch.

„Mr. Baxter. Es freut mich, Sie endlich kennenzulernen“, begrüßte er Far mit Handschlag.

„Dieses Mohnblumenbild draußen ist einfach scheußlich“, brach es unvermittelt aus Far heraus.

„Du liebe Zeit, das ist ein echter Firestone. Mrs. Hilton durfte sich dieses Meisterstück aussuchen.“ Bellington grinste auf einmal. „Unter uns, Mr. Baxter, ich finde es ebenfalls ziemlich grässlich. Meiner Meinung nach hätte eine blutende Nase ein ebensolches Werk schaffen können. Genug davon. Sie sind bestimmt nicht wegen des Bildes hier. Mrs. Hilton gegenüber erwähnten Sie unseren Freund Songlian Walker?“

„Sie sind sein Anwalt, nicht wahr?“

„Das und vor allem bin ich sein Vertrauter. Oh, schauen Sie nicht so. Ich weiß alles über Mr. Walker. Von seiner Existenz als Vampir bis hin zu Ihrer eigenen, Mr. Baxter. Ich bin mit allen Liegenschaften, Geschäften und anderen Dingen vertraut und seit dem Ende meines Jurastudiums so etwas wie Mr. Walkers Haus- und Hofmagier.“

Far ließ sich mit offenem Mund in einen Sessel fallen. Nicht nur, dass dieser Anwalt ihn mit seiner jungenhaften Art überraschte, sondern er wunderte sich, dass er über Songlian und selbst über ihn Bescheid wusste. Mr. Bellington sah ihn freundlich an.

„Sie wussten das nicht?“, erkundigte er sich ahnungsvoll.

„Als wir uns kennenlernten, erwähnte Song einmal, dass es einen Anwalt gibt, dem er seine Geschäfte überlässt. Mir ist allerdings der Umfang seines Vertrauens nicht bekannt gewesen.“ Far musterte den Anwalt vor sich. Eigentlich ergab es Sinn. Songlian musste irgendjemandem vertrauen, wenn er all die Jahre überleben und seine Geschäfte aus dem Verborgenen führen wollte. Hoffentlich wurde Songlians Glauben in diesen Mann nicht enttäuscht. Bellington schien seine Gedanken zu erraten.

„Die Kanzlei Bellington & Smith dient Mr. Walker bereits in der dritten Generation. Meine Familie hat die Ehre, kleine Anwälte zu zeugen, die allesamt Mr. Walkers Interessen vertreten.“

Der Mann hatte Humor, das gefiel Far. Daher beschloss er zu seinem Anliegen zu kommen.

„Ich bin auf der Suche nach Songlian. Wir hatten Streit und er verschwand nach Frankreich. Ich weiß, dass er sich in Paris aufhält, jedoch nicht wo und unter welchem Namen. Mr. Bellington, bei meiner Ehre, ich will Songlian nichts Böses. Aber ich muss ihn unbedingt finden und mit ihm reden.“

„Über sein Handy …“, begann der Anwalt, doch Far winkte gleich ab.

„Er weigert sich mit mir zu sprechen. Ich hatte ihn ein einziges Mal in sechs Monaten durch einen Zufall am Telefon. Er hat das Gespräch sofort unterbrochen. Bitte, Mr. Bellington, Sie sind meine letzte Hoffnung.“

Der Anwalt lächelte nur.

„Nun, ich darf Ihnen keine Auskunft erteilen, Mr. Baxter. Die anwaltliche Schweigepflicht gilt auch gegenüber Vampiren.“ Trotzdem stand er auf, ging zu einem Schrank, schloss diesen auf und zog einen Aktenordner hervor.

„Das alles ist Songlian?“, fragte Far beeindruckt, den dicken Ordner bestaunend.

„Mitnichten, Mr. Baxter. Das alles ist Mr. Walker.“ Der Anwalt deutete auf den kompletten Schrank, der bis oben hin mit Akten vollgestopft war. Far schluckte fassungslos.

„Dies ist ausschließlich der Frankreich-Ordner mit den wichtigsten Informationen. Mittlerweile muss ich auf diese Notizen zurückgreifen, denn das bewegte Leben meines Mandanten kann man unmöglich vollständig im Kopf behalten.“ Während er redete, suchte Bellington bereits in den Papieren herum.

„Ah, da haben wir es ja. Entschuldigen Sie mich bitte einen Augenblick, Mr. Baxter. Ich muss mal dringend hinaus.“

Auf einmal befand sich Far allein in dem Büro. Erst verspätet begriff er, warum Bellington ihn allein gelassen hatte und sprang hastig auf. Im Nu war er um den Schreibtisch herum und griff nach einem Notizzettel.

„Rue de Forestières 8 in Paris im sechzehnten Arrondissement”, murmelte er. Etwas tiefer fand er einen Namen.

„Florean Ledoux.“ Flink notierte er sich Namen und Adresse, stopfte den Zettel in seine Hosentasche und setzte sich wieder. Kurz darauf kehrte der Anwalt zurück. Ohne einen weiteren Blick auf die Unterlagen zu werfen, klappte er den Ordner zu.

„Florean.“ Far ließ sich den Namen auf der Zunge zergehen.

„Ja. Der Name bedeutet soviel wie blühen oder glänzen“, erklärte Bellington. Das glaubte Far gerne, es passte gut zu Songlian.

„Sein Nachname dagegen bedeutet der Zärtliche, der Sanfte“, fuhr Bellington fort. Damit lockte er endlich ein Lächeln in Fars Gesicht.

„Ich bin Ihnen sehr dankbar, Mr. Bellington“, sagte er.

„Ich bin immer glücklich meinem Arbeitgeber zu Diensten zu sein. Selbst wenn der davon nichts ahnt.“

***

Harry bestellte noch zwei Hotdogs, als er Far aus der Kanzlei treten sah. Mit einem dankbaren Nicken nahm Far das pappige Brötchen mit dem heißen Würstchen, Zwiebeln und Sauerkraut entgegen und tat reichlich Ketchup drauf.

„Wie immer ertränkst du alles in dieser roten Soße“, sagte Harry kopfschüttelnd und Far hielt mitten im Abbeißen inne. „Song hat sich auch immer über meinen Ketchupkonsum beschwert“, sagte er langsam.

„Und? Hast du was über dein Fleisch, dein Blut und deinen Geist herausgefunden?“, wollte Harry neugierig wissen, der seinen Hotdog nahezu geziert in seinen kräftigen Pranken hielt.

„Florean Ledoux“, sagte Far zwischen zwei Bissen.

„Hä? Wer is’n das?“

„Song.“ Far grinste ihn fröhlich an. Beinahe wäre Harry der Hotdog aus der Hand gefallen. Far hatte gelächelt. Zum ersten Mal seit … Harry legte nachdenklich die Stirn in Falten, allerdings konnte er sich beim besten Willen nicht mehr daran erinnern.

„Was ist los, Harry?“

Er schluckte den letzten Rest seines Brötchens und gab Far einen Klaps auf die Schulter, der den beinahe in die Knie zwang.

„Mir fiel gerade ein, dass ich dich verflucht gerne habe, Kleiner“, antwortete er ein wenig verlegen. „Und es stört mich kein bisschen, dass du ein Vampir bist. Oder schwul.“

Far begann hilflos zu lachen. Harry scharrte betreten mit den Füßen.

„Inzwischen habe ich mich daran gewöhnt, ein Vampir zu sein. Und Harry, ich mag dich ebenfalls.“ Far wurde ernst. „Du und Jayden, ihr seid meine Familie. Und ich verlange von euch beiden, dass ihr besonders gut auf euch achtgebt, klar?“

Harry sah ihn glücklich an, trotzdem erklärte er abwiegelnd:

„Deine Familie ist jetzt die SEED, Ice. Die Polizei ist dein Zuhause.“

Vehement schüttelte Far den Kopf.

„Das mögen meine Freunde sein, Harry. Meine wirkliche Familie seid immer ihr beide gewesen. Du und Jay. Und das bleibt so.“