Sorry, leider kann ich nicht vergessen! - Wolfgang Pein - E-Book

Sorry, leider kann ich nicht vergessen! E-Book

Wolfgang Pein

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Beschreibung

Eine Schifffahrt ist nicht immer lustig. Besonders das Segelschiff "Falken-Queen" ist zutiefst beleidigt, hat man es doch gewagt, den Rumpf auf Grund zu setzen. Auf den Orkney-Inseln erfolgt die umfangreiche Reparatur. Die Crew, die sich aus langjährigen Freunden zusammensetzt, will es von dort abholen und nach Hamburg zurück verbringen. Die Rückreise wird genutzt, um entlang der schönen schottischen Küste zu segeln. Über dieser Crew liegt ein Geheimnis und die Stimmung kippt, als ein engagierter Koch an Bord kommt, aber nicht nur wegen dem. Nach und nach kommt alles zum Vorschein, worüber alle jahrelang geschwiegen haben. Dieser Kriminalroman verarbeitet die Redewendung "Versprochen ist versprochen - und wird auch nicht gebrochen" und was von Versprechen übrig bleibt, wenn man sich selbst "der Nächste" ist. Man ahnt - es wird nicht für alle gut ausgehen.

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Inhaltsverzeichnis

Prolog

Orkney - Inseln, Schottland

Hamburg ... am selben Tag

Hamburg ...2 Stunden später

Hamburg ...ein anderer Stadtteil

Hamburg ...im Architekturbüro

... auf den Okney-Inseln

John O`Groats

Der Sturm

Prolog:

Sicherlich können sie diese Meinung mit mir und ihrem guten Gewissen teilen:

Versprochen ist versprochen

– und wird auch nicht gebrochen.

Dieser alt-bekannte Spruch, dessen Herkunft mir nicht genau bekannt ist, dürfte auch heute noch seine Gültigkeit haben – sollte er haben.

Doch seit erster bis in die heutige Zeit wird dieser Spruch selbst wohl vor lauter Bedenken „zucken“, wenn er wieder einmal genötigt wird.

Es sei gewarnt - ein gebrochenes Versprechen kann auch fatale Auswirkungen haben.

Dieser Roman beginnt auf den Orkney - Inseln.

Orkney - Inseln, Schottland

Da liegt es nun – in seiner ganzen Pracht. Der stolze Name lautet „Falken-Queen“, und diese Queen ist ein Segelschiff.

Genauer gesagt ist es ein Jollenkreuzer, ein ganz besonderer Jollenkreuzer – mit Schwert und drei Kabinen.

Sein Eigner hat bisher beim Segelsportverband keine Zulassung beantragt, denn er hatte nie vor, damit Wettkämpfe zu bestreiten.

Die „Falken-Queen“ ist rein zu privaten Zwecken gebaut worden. So brauchte sich der Auftraggeber auch nicht mit den engen Vorschriften der Klassifizierung des Schiffes herum zu schlagen.

Es ist keine Werft-Klasse, wo die Schiffe nach den eigenen Werft-Vorschriften gebaut werden müssen und auch keine Einheits-Klasse, die ja enge Vorschriften nach einheitlichen Bauplänen vorsieht.

Die „Falken-Queen“ gehört zur Konstruktions-Klasse.

Damit war den Wünschen des Auftraggebers Tür und Tor geöffnet. Was zum Beispiel die Schiffsmaße, das Gewicht, Antrieb oder die Segelfläche angeht, so hatten die Schiffsbauer – natürlich nach Absprache - freie Hand.

So konnte Dennis, so heißt der Auftraggeber und Eigner, seine Vorstellungen voll verwirklichen. Seine Ideen wurden eins zu eins in die Tat umgesetzt. Vor allen Dingen komfortable Kabinen sollten es auch sein, denn Komfort liebte er über fast alles, und er konnte es sich leisten.

Dennis war ein erfolgreicher Architekt. Sein Vater hatte ihm nicht nur ein größeres Vermögen hinterlassen, nicht nur das schöne Haus direkt am Wasser, sondern auch die bis dahin schon so erfolgreiche Architektur-Firma.

Von all diesen schönen Dingen hatte die „Falken-Queen“ in den letzten Wochen nichts gehabt. Das Schiff hatte andere Sorgen. Ihr war nicht nach Frohsinn zumute. Kein Wunder, denn man hatte ihren Bauch unschön zugerichtet, regelrecht aufgeschlitzt. Deshalb hatte sie jetzt vier Wochen hier im Dock einer Werft auf den Orkney-Inseln gelegen.

Die „Falken-Queen“ war sehr böse auf ihren Besitzer - Dennis. Wie konnte der auch dieses wundervolle und stolze Schiff nur „ausleihen“.

Gut - Dennis hatte ja nicht gewusst, was passieren würde. Aber das war ja jetzt auch egal – es war eben passiert.

Dennis hatte sein Schiff an seinen Freund Jörg ausgeliehen. Der war kein Fremder für Dennis. Es war ein guter Freund, aus alten und heutigen Tagen. Jörg war Banker, und Dennis hatte so manchen guten und finanzträchtigen Tipp von seinem Freund bekommen. Irgendwie fühlte er sich etwas verpflichtet, und bei der äußerst günstigen Finanzierung, da war Jörg auch die Nummer Eins gewesen, auch wenn Dennis dies eigentlich gar nicht nötig gehabt hätte.

Und dann war es eben passiert. Hatte man an Bord etwas zu viel gefeiert, hatte man eben doch nicht das nötige „Know how“?

Jedenfalls hatte Jörg, der gerade am Steuer des Schiffes war, einen Riesenschaden verursacht. Er hatte eine Untiefe übersehen. Wie auch immer, es lag wohl nur an der äußerst soliden Konstruktion, dass das Schiff nicht gesunken war.

Mit viel Mühe hatten es Schiff und Besatzung geschafft, doch noch einen Hafen zu erreichen. Leider viel zu spät war Jörg bekannt geworden, was der „Orkney-Heritage-Society“ gemahnt hatte, nämlich – nicht mit dem eigenen Schiff die Orkney`s anzusteuern – wegen den lebensgefährlichen Gewässern.

Das alles war jetzt vier Wochen her. Die Werftarbeiter hatten ganze Arbeit geleistet. Und die „Falken-Queen“ hatte nicht nur unter der Wasserlinie eine Erneuerung erfahren. Auch der obere Teil war frisch überholt worden. Das Schiff sah aus, als ob es brandneu aus dem Bestell-Katalog entsprungen war.

Und das Schiff wartete jetzt darauf, nach Hause geholt zu werden – nach Deutschland.

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Hamburg ... am selben Tag

Dennis hatte sehr gute Laune. Gerade erst hatte er ein Gespräch mit den Orkney-Inseln geführt, genauer gesagt – mit der Werft, wo seine „Falken-Queen“ lag.

„Ihr Schiff ist wieder vollkommen in Ordnung“, hatte man ihm mitgeteilt. „Der Boden wurde an den schadhaften Stellen ausgetauscht, das Deck ist blank gescheuert, alles ist in hervorragendem Zustand. Kurzgesagt – ihr Schiff wartet darauf, wieder in See zu stechen.“

„Dann kann es ja los gehen“, hatte Dennis vergnügt ausgerufen. Und der Werft hatte er mitgeteilt, dass er so bald wie möglich mit einer Mannschaft eintreffen wird. „Haltet mir solange den Regen vom Schiff fern“, gab er noch übermütig mit auf den Weg. „Wo mein Schiff gerade so schön sauber ist.“

Dennis konnte nicht sehen, dass der Werft-Mann den Kopf schüttelte, während er antwortete: „Klar doch, wir haben für solche Fälle hier riesige Regenschirme zur Verfügung.“

Auf den Orkney-Inseln wurde jetzt bei den Werft-Arbeitern erst einmal die Fertigstellung der „Falken-Queen“ gefeiert.

Es war ein mehr als lukrativer Auftrag gewesen, der dort nun wahrlich nicht mehr so oft vorkam, wie dies in langer Vorzeit der Fall gewesen war. Man war jetzt froh, wenn überhaupt noch ein Auftrag herein kam.

Die Havarie eines so schmucken und wertvollen Schiffes kam da mehr als gelegen. Und der schottische Single-Malt, der jetzt in den Gläsern der Männer floss, der war schon mit eingerechnet.

Kein Wunder, dass es bei einer Runde nicht blieb.

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Hamburg ...2 Stunden später

Dennis nahm ebenfalls einen schottischen Single-Malt in die Hand – in seinem ganz speziellen Lieblingsglas. Seine Stimmung war während der vergangenen Zeit nach dem Anruf noch weiter enorm positiv gestiegen.

Und er hatte nicht allein ein Glas in der Hand. Als erstes nach dem Orkney-Gespräch hatte er seinen Freund Jörg angerufen.

„Hallo, du alter Havarist“, hatte er ihm zugerufen. „Die „Falken-Queen“ wartet auf ein neues Abenteuer! Diesmal gibt es aber eine Bedingung: Du darfst bei der nächsten Fahrt nicht mehr ans Steuerrad - das wird mir sonst zu teuer!“

Jörg hatte nur gelacht, wusste er doch genau, dass dies alles nicht ganz so ernst gemeint war, wie es sich anhört und dazu nur geantwortet: „Keine Angst, wenn mir wieder etwas passiert, dann habe ich ja immer noch den Tresor unserer Bank hier. Du wirst schon nicht verarmen, wenn ich nochmal Mist bauen sollte. Ich hoffe also sehr auf Strafaussetzung zur Bewährung!“

Dennis und Jörg prosteten sich erneut zu. „Vergeben, versprochen und vergessen“, rief Dennis, und Jörg bekreuzigte sich zum Zeichen der Erleichterung.

„Wie stellst du dir denn eigentlich die Rückholung des Schiffes vor?“, fragte Jörg und legte fragend die Stirn in Falten. „Wir beide allein können das ja wirklich kaum bewerkstelligen. Wenn ich nur daran denke, dass ich bei der Unglücksfahrt mit weiteren 5 Leuten an Bord war – und trotzdem alles schief ging – dann läuft es mir jetzt noch kalt den Rücken runter.“

Dennis wurde kurz nachdenklich, dann hellte sich seine Miene sofort wieder auf. „Ich habe da eine Idee“, sagte er. „Was hältst du denn davon, wenn unsere alte Bande aus Studienzeiten mit von der Partie ist?“

„Die Idee ist wirklich toll“, war Jörgs Antwort – wie aus der Pistole geschossen. „Das wäre eine tolle Sache. Lass uns versuchen, ob wir noch alle einmal zusammen bekommen!“

„Ok, dann versuch du doch bitte einmal, ob Alexander noch aufzutreiben ist“, sagte Dennis. „Ich bemühe mich dann um Isabel und Tina.“

Jörg lachte laut. „Immer noch der alte Schwerenöter von damals! Pickt sich immer noch die Rosinen heraus, womit ich hiermit Isabel und Tina meine. Aber gut – lass mir eine davon übrig, dann soll es gut sein.“

Beide Männer lachten erneut, prosteten sich noch einmal zu. Der dritte Single-Malt zeigte seine Wirkung.

Doch es war nicht zu übersehen, dass die Gesichtsausdrücke der beiden Freunde in die Nähe von Nachdenklichkeit rückten.

Da war doch noch etwas, woran beide in diesen Augenblicken erinnert wurden, und die Erinnerungen daran trübten ihre Stimmung.

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Hamburg ...ein anderer Stadtteil

Josef Brote sah aus dem Fenster. Viel konnte er nicht erkennen. Eigentlich sah er nur auf eine Garagenwand. Im Gegensatz zur noblen Behausung von Dennis konnte sich Josef keinen Luxus erlauben – überhaupt keinen.

Eingezogen war er hier vor ungefähr drei Jahren. Davor hatte er im Ruhrgebiet gewohnt. „Wohnen – das konnte man eigentlich nicht so nennen“, dachte sich Josef Brote. Auch dort hatte er vehement beengt mehr gehaust als gewohnt. „Einige Tauben hatten dort in ihren Verschlägen mehr Platz als ich“, dachte er wütend. „Wie habe ich dies dort nur vier Jahre lang ausgehalten - weniger wert als eine Taube.“

Josef sah aber keine Alternative. Sozial war er schon vor ewig langer Zeit abgestiegen. „Es muss jetzt fast genau dreizehn Jahre her sein“, dachte er bei sich. „Dreizehn Jahre, seitdem mein Leben praktisch in einer Nacht endete.“

Danach war vegetieren angesagt – und das unschuldig.

Unschuldig – dieses Wort setzte sich mehr und mehr in seinem Kopf fest. Jahrelang hatte er dieses Gefühl ertragen - zumindest hatte er dies versucht. Am Anfang und noch einige Jahre später – da hatte er noch Hoffnung, es würde alles anders werden, besser werden.

Aber diese Hoffnung war schon lange vorbei, schon zu lange vorbei.

Josef Brote bemerkte an sich selbst, wie sein Frust von Woche zu Woche größer wurde. Inzwischen konnte er es beinahe von Tag zu Tag spüren.

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Hamburg ...im Architekturbüro

Dennis hatte keine Zeit verstreichen lassen. Immer schon war er für seine spontanen Ideen und den darauf folgenden Entscheidungen bekannt, aber auch berüchtigt.

„Hallo Isabel“, sagte er säuselnd. „Wie lange haben wir uns jetzt nicht gesehen. Wartesind es schon zwei Jahre her, kann das sein?“

Isabel war mehr als nur überrascht über diesen Anruf, aber sie antwortete sofort: „Das stimmt, es sind tatsächlich über zwei Jahre her, dass wir uns letztmalig getroffen haben.“

Dennis stutzte einen Augenblick lang. „Mehr“ kam da nicht – von Isabel? Und er wusste auch warum – da brauchte er nicht lange nachdenken. Er hatte bei ihrer letzten Begegnung mit ihr geschlafen. Es war einfach passiert. Beide hatten sich wirklich nur zufällig getroffen. Beim Plausch über „alte Zeiten“ hatten sie sich verplauscht, und es war geschehen.

Dennis ließ den Blick durch sein Büro schweifen. Sein Büro war wirklich riesengroß. Neben dem gigantischen Schreibtisch, den vier Leute hereingetragen und aufgebaut hatten, war da auch die großzügige Besucher-Ecke. In dieser Ecke gab es ebenfalls einen sehenswerten Tisch, dazu standesgemäße Sitzmöglichkeiten. Dennis` Blick blieb am größten Möbelstück der Besucher-Ecke hängen – eine Couch, wahrhaftig ein Meisterwerk, sowohl an Stil sowie an Größe.

Dennis lächelte, denn hier war es passiert nach dem Zufallstreff mit Isabel. Die Erinnerung kam angenehm in ihm hoch, das merkte er deutlich. Doch ebenso plötzlich verfiel er zurück auf das Gespräch, das er doch im Augenblick führte.

Noch immer war die lange Pause unhörbar zwischen ihnen. Und Dennis wusste auch weiter, warum dies so war. Isabel war damals verheiratet, ihr tat es noch am selben Abend unendlich leid. Dennis hatte sich nie wieder bei ihr gemeldet. Diese Abmachung waren ihre letzten Worte, als sie sich damals trennten.

Und jetzt war Isabel wieder am Telefon. Ihre Stimme war immer noch aufregend, auch wenn sie nur wenige Worte gesprochen hatte.

Es war jetzt Isabel, die das Gespräch wieder aufnahm. „Dennis, du weißt, dass wir uns nie wiedersehen wollten und auch nicht sprechen. Ich muss mich schon sehr wundern, dass du mich nach so langer Zeit anrufst. Ist etwas passiert?“

Dennis wurde aus seinen Gedanken gerissen, dann hatte er sich wieder gefasst und antwortete: „Entschuldige bitte, Isabel, aber es war so eine verrückte Idee.“

„Dafür bist du immer schon berühmt gewesen“, war Isabels` Antwort. „Aber jetzt sag schon, was ist das für eine verrückte Idee?“

Dennis atmete auf – Isabel hatte nicht aufgelegt. Ganz wieder auf seiner gewohnten Siegerstraße legte er los: „Also, wie du sicher noch weißt, gibt es da dieses Schiff, die „Falken-Queen“. Ich saß mit Jörg zusammen, wir sprachen über alte Zeiten – entschuldige!“

„Ist schon gut“, sagte Isabel schnellneugierig geworden. „Was ist mit dem Schiff?“

„Das Schiff hatte eine Havarie. Es liegt im Augenblick auf den Orkney-Inseln in der Werft.“

„Oh Gott, wurde jemand verletzt? Ist das Schiff noch zu retten? Schließlich kenne ich die „Falken-Queen“. Wenn du in deinen alten Erinnerungen kramst, wirst du dich sicher an einige Törns erinnern!“