SOS Titanic - Jost Müller-Bohn - E-Book

SOS Titanic E-Book

Jost Müller-Bohn

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Beschreibung

»SOS – Titanic! Wir sinken, helft! Kommt uns zu Hilfe!« – »SOS – Save our souls – rettet unsere Seelen!« – Um 0.15 Uhr, am 15. April 1912, ruft das größte, modernste und als unsinkbar geltende Schiff um Hilfe. Um 0.45 Uhr wird das erste Rettungsboot zu Wasser gelassen. Es gibt nur 16 hölzerne Rettungsboote und vier große Rettungsflöße aus Leinwand, höchstens 1200 Menschen können darin aufgenommen werden, aber 2400 befinden sich an Bord. »Wir sehen uns doch bald wieder«, versichert ein Ehemann seiner schreienden Frau. »Ich gebe Ihnen tausend Dollar für einen Platz!« schreit ein grauhaariger Herr. Ein anderer überbietet ihn: »Hunderttausend Dollar! – Eine Million! Mein ganzes Vermögen!« … ---- Jost Müller-Bohn, geboren 1932 in Berlin, ist der bekannte Evangelist und Schriftsteller von über 40 Büchern. Er studierte in Berlin Malerei und Musik. Über 40 Jahre hielt er missionarische Vorträge. Seine dynamische Art der Verkündigung wurde weit über die Grenzen Deutschlands hinaus bekannt. Als Drehbuchautor und Kameramann ist er der Begründer der „Christlichen Filmmission“. Seine Stimme wurde unzähligen Zuhörer über Radio Luxemburg bekannt. Einige seiner Bücher wurden zu Bestsellern in der christlichen Literatur.

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SOS Titanic

Jost Müller-Bohn

Impressum

© 2017 Folgen Verlag, Langerwehe

Autor: Jost Müller-Bohn

Cover: Eduard Rempel, Düren

ISBN: 978-3-944187-39-6

Verlags-Seite: www.folgenverlag.de

Kontakt: [email protected]

Dieses eBook darf ausschließlich auf einem Endgerät (Computer, eReader, etc.) des jeweiligen Kunden verwendet werden, der das eBook selbst, im von uns autorisierten eBook-Shop, gekauft hat. Jede Weitergabe an andere Personen entspricht nicht mehr der von uns erlaubten Nutzung, ist strafbar und schadet dem Autor und dem Verlagswesen.

»Ihr Name?«

»Joseph Schmidt.«

»Mister Schmidt, Sie sind Steuermann?«

»Ja, Sir, aber nur Binnenschiffer.«

»Sie wollen nach New York? Haben Sie Verwandte dort?«

»Nein, Sir – ich möchte in die Vereinigten Staaten übersiedeln.«

»Sie wollen wohl im Land der unbegrenzten Möglichkeiten Millionär werden?«

»Nein, Sir, ich liebe die Freiheit.«

»Ja, Freiheit – ein großer deutscher Philosoph schrieb: »Freiheit ist die Einsicht in die Notwendigkeit.«

»Ich habe nur eine einfache Schulbildung, von Philosophie verstehe ich nichts, Sir.«

»Sie sprechen aber sehr gut Englisch – Ihre Sprachkenntnisse werden Ihnen noch sehr nützlich sein«, fügte der Angestellte der White-Star-Line hinzu.

»Ich hoffe, Sir.«

»Also, hier haben Sie Ihre Schiffskarte – Sie wohnen in Kabine E 50 -, der Steward zeigt Ihnen den Weg. Viel Glück wünsche ich Ihnen!«

Am 11. April 1912 betritt Joseph Schmidt um 13 Uhr das stolzeste, schönste und neueste Schiff der Welt, ein Wunderwerk der Technik, ein Kunstgebilde der Innenarchitektur und Inbegriff neuzeitlichen Fortschritts: die Titanic. Dieses Schiff soll ein Symbol der erhabenen, stolzen Welt sein. Mehr als 1300 Passagiere und 890 Besatzungsmitglieder finden sich an Bord, als der Luxusdampfer zu seiner ersten Reise, der sogenannten Jungfernfahrt über den Atlantik, in See sticht. Man kann die auf diesem Schiff zusammengewürfelte Gesellschaft gut mit der Bevölkerung einer Kleinstadt vergleichen, die nach ihrer Gewohnheit an Bord alle Leidenschaften, Tugenden, Skrupellosigkeiten und Empfindungen des neu angebrochenen Jahrhunderts auslebt.

Die Titanic verlässt am 2. April 1912 Belfast, wo sie gebaut wurde. Das Bild vermittelt aber auch einen Eindruck vom Auslaufen aus Southampton. Im Vergleich zu den umgebenden Schleppern wird die enorme Größe des Schiffes deutlich.1

Hoch über dem geheimnisvollen Abgrund der Meerestiefe stürmt das große Schiff mit 46 300 BRT, einer Länge von 269 Metern, 28 Meter Breite und 7 Stockwerken hoch, voller Menschen, Gepäck, Lebensmittel und Energiebedarf dahin. Sieben Etagen werden von Passagieren und Besatzung bewohnt: von den nackten, rußigen Heizern vor den flammenden Feuerlöchern im Heizraum bis hinauf zu den reichsten Millionären der Luxusklasse. In den Hirnen und Herzen der Reichen und Armen, der Jungen und Alten kursieren die verschiedensten Ansichten, Meinungen, Ideologien, Überzeugungen und Religionen.

Die verschwitzten, keuchenden Heizer, tief unten im Leib des Schiffes, saufen ihren »Fusel«, billigen Kartoffelschnaps, und sagen, Religion sei Opium fürs Volk. Sie träumen von einem menschenwürdigen Leben. Manche von ihnen hassen die Begüterten an Bord, die in den Theater- und Rauchsalons die Reise genießen oder sich auf den überdachten Tennisplätzen die Zeit vertreiben. Sie kennen die Ballsäle, Wintergärten, Verandacafés, das türkische Bad, das Foyer mit der riesigen Glaskuppel. All diese Räume sind prunkvoll ausgestattet. Die Besatzungsmitglieder haben bei der Erprobungsfahrt den sonnigen Palmenhof, den Salon im Stil Ludwigs XV. mit dem kristallenen Kronleuchter und den rosafarbenen Teppichen gesehen und begutachtet. Sie hassen die himmelschreiende Ungerechtigkeit an Bord und überhaupt in aller Welt. Deshalb glauben sie den Lehren von Marx und Engels. Sie kämpfen um die Gleichheit aller Menschen unter dem Motto: »Proletarier der Welt, werft das Joch der herrschenden Klasse von euch!«

Zwischen den Kessel- und Maschinenräumen des Schiffes und dem schillernden Luxustreiben unter den hohen Aufbauten der »oberen Welt« gibt es aber auch noch die bescheideneren Kabinen der zweiten und dritten Klasse. Dort wohnen Passagiere, die mit Ehrfurcht oder Staunen zu den Oberen hinaufsehen. Sie hassen die Reichen nicht, aber sie träumen davon, in der »neuen Welt« ihr Glück zu machen.

Luxuskabine B-58 im Louis-Seize-Stil (Fotografie an Bord der Titanic).2

Unter ihnen weilt Joseph Schmidt mit einem jungen Italiener, der weder Deutsch noch Englisch versteht oder spricht. Sie verständigen sich mit Händen, Augen, Kopf und Füßen. Beide versuchen, sich in ihrer Sprache verständlich zu machen, von der sie meinen, der andere müsste sie verstehen. Wenn sie bei aller gestenreichen Darstellungskunst doch bemerken, unverständlich geblieben zu sein, beginnen sie, wie ausgelassene Kinder zu lachen. Der kleine dunkelhäutige Jüngling aus Sizilien trifft tags darauf im Restaurant Landsleute, die mit ihren zahlreichen Kindern in einem der großen Schlafsäle der Zwischendecks hausen. Von nun an hält er sich mehr zu ihnen. Hier, in den primitiven Massenquartieren, wimmelt ein Völkergemisch aus ganz Europa: polnische Landarbeiter, die von den Großjunkern ausgebeutet und drangsaliert worden waren und deshalb ihre Heimat verlassen hatten; russische Juden, die vor dem überhandnehmenden Antisemitismus in der Ukraine fliehen. In den stockwerkhohen Bettgestellen liegen Bergleute aus Wales, Tagelöhner aus Rumänien, Hilfsarbeiter vom Bosporus, Mägde und Knechte vom Balkan – sie alle hoffen, in Amerika das große Glück zu machen.

Diese Menschen haben sich zu einer Schicksalsgemeinschaft auf dem fortschrittlichsten Erzeugnis des technischen Menschengeistes, dem Luxusdampfer Titanic, zusammengefunden. So kann das Schicksal dieses vielgerühmten Schiffes diesen Menschen gleichermaßen zuteil werden.

Joseph Schmidt hat andere Gedanken – er fühlt sich berufen, missionarisch an den noch in Amerika lebenden Indianern zu wirken. Mit glühender Begeisterung las er in der alten Heimat die Missionsberichte der ersten Gottesmänner von der »Herrnhuter Mission«. Sie wurden ihm zum Vorbild. Lange hatte er für seine Pläne gebetet, bis er zu wissen meinte, von Gott zu dieser Arbeit berufen zu sein. Seine gut bezahlte Stellung als Steuermann, übrigens auf einem alten Raddampfer auf der Elbe, hatte er gekündigt und unter dem Segen seiner Kirchengemeinde Deutschland verlassen.

Nun sitzt er allein in der Doppelkabine und liest in der Heiligen Schrift die Begebenheit von der Seereise des Apostels Paulus auf dem Mittelmeer:

»Nicht lange danach aber brach von der Insel her ein Sturmwind los, den man Nordost nennt. Und da das Schiff ergriffen wurde und nicht mehr gegen den Wind gerichtet werden konnte, gaben wir auf und ließen uns treiben.«

Schmidt lächelt unwillkürlich. Was muss das für eine »Nussschale« gewesen sein gegen das mächtige Stahlmonstrum, auf dem er sich hier befindet. Mit drei Schiffsschrauben hat die Titanic zwei Vierzylinder-Kolbenmaschinen, die je eine der seitlichen Schrauben treiben, und eine Turbine, die die mittlere Schraube antreibt. Diese Kombination verleiht ihr die kaum ausdenkbare Kraft von 50 000 PS, die Höchstgeschwindigkeit beträgt circa 24 Knoten.

Aber die interessanteste Sicherheitsvorrichtung ist eine wasserdichte Konstruktion. Sie hat einen doppelten Boden und ist in 16 wasserdichte Abteilungen unterteilt. Deshalb erhielt dieses neuerbaute Schiff das Prädikat »Unsinkbar«.

Joseph liest weiter: »Und da wir großes Ungewitter erlitten, warfen sie am nächsten Tag die Ladung ins Meer.«