Spekulationsblasen - Rolf J. Daxhammer - E-Book

Spekulationsblasen E-Book

Rolf J. Daxhammer

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Beschreibung

Spekulationsblasen ziehen sich wie ein roter Faden durch die Geschichte der Finanzmärkte. Die erste bedeutende und dokumentierte Blase entstand im 17. Jahrhundert in Holland als weit bekannte Tulpenmanie. Weitere sollten in den nächsten Jahrhunderten folgen. Doch wie entstehen diese zumeist euphorischen und schlussendlich panikartigen Marktentwicklungen? Und wie konnte es immer wieder passieren, dass diese von Börsenprofis nicht rechtzeitig erkannt wurden? In diesem Buch stehen die Spekulationsblasen als Anzeichen für wiederkehrende und anhaltende Marktanomalien im Fokus der Betrachtung. Rolf J. Daxhammer und Máté Facsar erklären im ersten Teil die Entstehung und Ursachen für die Bildung von Spekulationsblasen sowie die unterschiedlichen Phasen und Arten von Spekulation. Dabei ist es ihnen besonders wichtig aufzuzeigen, dass diese sowohl positive als auch negative Effekte auf die Volkswirtschaften haben. Anschließend stellen die Autoren die wichtigsten Spekulationsblasen, beginnend mit der Tulpenmanie über die Südseeblase bis hin zu aktuellen Entwicklungen an Finanz- und Immobilienmärkten, vor. Der Leser ist somit in der Lage typische Eigenschaften der Kapitalmärkte zu verstehen und die Entwicklung historischer Spekulationsblasen auf Basis des Fünf-Phasen-Modells zu erklären und dieses anzuwenden.

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EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2017

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Prof. Dr. Rolf J. Daxhammer lehrt an der an der ESB Business School in Reutlingen. Seine Lehr- und Forschungsschwerpunkte sind Internationale Finanzmärkte, Investmentbanking, Private Wealth Management, Behavioral Finance und Europäische Integration.

Máté Facsar ist als Institutional Sales Representative in der Market Data/Financial Software Industry tätig. Die enge Zusammenarbeit mit zahlreichen Investment Professionals ermöglicht ihm die Anwendung der Behavioral Finance im Asset und Wealth Management zu verfolgen. Nach Ausbildung zum Bankkauffmann folgte ein Studium der internationalen Betriebswirtschaft an der ESB Business School in Reutlingen.

Vorwort zur zweiten, überarbeiten und erweiterten Auflage

Als wir die erste Auflage von Spekulationsblasen im Herbst 2012 als E-Book-Version fertigstellten, waren die Auswirkungen der Finanzkrise von 2008 noch sehr deutlich zu spüren. Die Refinanzierungskosten für europäische Peripherieländer stiegen erneut in gefährliche Höhen – für Länder wie Griechenland, Spanien, Portugal aber auch Irland bestand die Gefahr vom Kapitalmarkt abgeschnitten zu werden. Fünf Jahre später und nach unzähligen Eingriffen seitens der Notenbanken haben weltweit die Aktienmärkte neue Allzeithochs erreicht. Die Frage erscheint berechtigt: Entwickelt sich bereits eine neue Spekulationsblase? Die mediale Aufmerksamkeit für Übertreibungen an den Kapitalmärkten ist spätestens seit Oktober 2013 durch die Verleihung des Wirtschaftsnobelpreises an die U.S. Ökonomen Robert Shiller und Eugene Fama erheblich gestiegen. Sie wurden für Ihre Forschung über die Entwicklung von Aktienkursen und anderen Vermögensklassen ausgezeichnet. In der vorliegenden zweiten, überarbeiteten und erweiterten Auflage haben wir daher ein Versuch unternommen, die Entwicklungen unterschiedlicher Vermögensklassen ab 2012 in das Fünf-Phasen-Modell von Kindleberger/Minsky einzuordnen und hoffen dadurch, das Verständnis für die Entwicklung von Spekulationsblasen zu fördern.

Rolf J. Daxhammer, Máté Facsar, April 2017

Inhalt

Vorwort

Teil 1 Spekulationsblasen als Zeichen für Marktanomalien

1 Ursachen für Entstehung und Verstärkung von Spekulationsblasen

1.1 Herdentrieb

1.2 Grenzen der Arbitrage

2 Anatomie von Spekulationsblasen nach Kindleberger/ Minsky

3 Detailbetrachtung Spekulationsblasen und Kapitalmarktanomalien

3.1 Bedeutung von Spekulationsblasen für Volkswirtschaften

3.2 Arten von Spekulationsblasen

3.3 Arten von Kapitalmarktanomalien

Teil 2 Spekulationsblasen in der Vergangenheit und der Gegenwart

4 Markteigenschaften als Auslöser von Spekulationsblasen

5 Bedeutende historische Spekulationsblasen im Überblick

5.1 Die Tulpenmanie von 1636

5.2 Die John-Law-Spekulationsblase von 1716

5.3 Die Südseespekulationsblase von 1720

5.4 Der Börsenboom und -crash von 1929

5.5 Die Dotcom-Spekulationsblase ab 1997

5.6 Die US-Subprime-Kreditkrise ab 2007

6 Multiple Spekulationsblasen nach der Subprime Kreditkrise (ab 2012)?

7 Hinweise auf Spekulationsblasen im Private Equity

Literaturverzeichnis

Personen- und Sachverzeichnis

Teil 1

Spekulationsblasen als Zeichen für Marktanomalien

Im ersten Kapitel stehen die Spekulationsblasen als Anzeichen für wiederkehrende und anhaltende Marktanomalien im Fokus der Betrachtung. Sie werden neben der Entstehung und den Ursachen für die Bildung von Spekulationsblasen die unterschiedlichen Phasen und Arten von Spekulationsblasen kennenlernen. Darüber hinaus werden Sie die Rolle des Herdentriebs als Triebfeder von Spekulationsblasen in das Gefüge wiederkehrender Marktanomalien einordnen können. Schließlich werden Sie die bedeutendsten Kapitalmarktanomalien kennenlernen, die teilweise nur kurzfristig andauern, während andere mittelbis langfristig auf den Kapitalmärkten zu beobachten sind.

Spekulationsblasen – die in der Standarddefinition als eine starke und lang andauernde Fehlbewertung einer finanziellen oder realen Kapitalanlage bezeichnet werden (vgl. M. Brunnermeier/M. Oehmke, 2012) – ziehen sich wie ein roter Faden durch die Geschichte der Finanzmärkte. Die erste bedeutende und dokumentierte Spekulationsblase entstand im 17. Jahrhundert in Holland als weit bekannte Tulpenmanie (1634–1637). Weitere sollten in den nächsten Jahrhunderten folgen (vgl. Kap. 5). Wie entstehen jedoch diese zumeist euphorischen und schlussendlich panikartigen Marktentwicklungen? Dieses Kapitel erkundet die Ursachen der immer wiederkehrenden Spekulationsblasen.

1 Ursachen für Entstehung und Verstärkung von Spekulationsblasen

Spekulationsblasen entstehen nicht aufgrund eines plötzlichen Ereignisses. Es handelt sich um eine Verkettung vielfältiger Sachverhalte, die zu einer langfristigen Übertreibung der Wertpapierkurse, Anlagepreise oder aber auch der Wirtschaftsaktivität eines Landes führen.

Ein wichtiger Aspekt, welcher berücksichtigt werden muss, um Blasen zu verstehen, ist die soziale Ansteckung durch das Boom-Denken. Sie wird durch die allgemeine Beobachtung und medialer Berichterstattung von schnell steigenden Wertpapierkursen übertragen. In der Folge entstehen Geschichten, die den Glauben an die Fortsetzung des Booms bestärken und ihm immer mehr Glaubwürdigkeit verleihen (vgl. Shiller, 2008, S. 56 ff.). Diese als Feedback-Theorie bezeichnete Entwicklung an den Kapitalmärkten ist eine der Ursachen für Spekulationsblasen.

Alan Greenspan, US-Notenbankchef zwischen 1987 und 2006, erkannte im März 2008 – also nach dem Ende der Hypothekenblase in den USA –, dass es in der Tat „Begeisterung“ und „Spekulationsfieber“ gegeben habe. Er schrieb für die Financial Times:

„Das eigentliche Problem ist, dass unsere Modelle […] immer noch zu einfach sind, als dass sie die gesamte Palette der bestimmenden Variablen erfassen könnten, die hinter der globalen wirtschaftlichen Realität stehen. Ein Modell muss notgedrungen von der vollständigen Detailliertheit der wirklichen Welt abstrahieren.“ (Greenspan, zit. nach Shiller, 2008, S. 42)

Greenspan hat zwar die Realität von Spekulationsblasen anerkannt, jedoch ist er ein Verfechter der Annahme geblieben, dass die formal-mathematischen Modelle die einzigen Möglichkeiten sind, die ökonomischen Vorgänge zu verstehen. Die einzige Beschränkung, die er sieht, sind nicht die Annahmen, die getroffen wurden, sondern die Beschränkung der Menge und Art der Daten sowie unsere Fähigkeit, diese auszuwerten.

Die Aussage Greenspans verdeutlicht im Weiteren, dass die Mehrheit der Ökonomen die Ansteckung der Marktteilnehmer durch Ideen/Geschichten nicht unbedingt für systematisch relevant hält.

Blasenbildung entsprechend einer Epidemie

Wie bereits Greenspan „Spekulationsfieber“ als Ursache für eine Blasenbildung eingeräumt hat, so lässt sich die gesellschaftliche Ansteckung mit dem Beispiel einer Epidemie beschreiben.

So wie Epidemien brechen auch Spekulationsblasen von Zeit zu Zeit aus. Für die Ausbreitung einer Epidemie wurde eine Theorie entwickelt, welche es den Medizinern ermöglicht, die Epidemie besser zu verstehen: die Epidemiologie.

Diese Theorie basiert im Grunde auf zwei Aspekten. Zum einen die Ansteckungsrate und zum anderen die Abklingrate. Die Ansteckungsrate gibt die Rate an, mit der die Ansteckung von Person zu Person übertragen wird. Die Abklingrate gibt die Rate an, mit der die Individuen genesen oder der Krankheit zum Opfer fallen und daher nicht mehr ansteckend sind. Wenn die Ansteckungsrate die Abklingrate übersteigt, so bricht eine Epidemie aus. Die Ansteckungsrate entwickelt sich auf Basis bestimmter Faktoren – wie z.B. die Witterung. So ist im Winter ist die Ansteckungsrate der Grippe höher, da das Virus aufgrund der niedrigen Temperaturen sich besser ausbreiten kann.

In der Gesellschaft ist die Ausbreitung einer Spekulationsepidemie ähnlich. Früher oder später steigt die Ansteckungsrate aufgrund eines bestimmten Faktors über die Abklingrate und eine optimistische Markteinschätzung breitet sich aus. Die Epidemie gerät im Weiteren außer Kontrolle, sobald die Akzeptanz von Argumenten, welche die steigenden Kurse stützen, in der breiten Gesellschaft zunimmt.

Beispiel 1: Ansteckung durch Interpretation als Form der Meinungsbildung während des Immobilienbooms Mitte der 2000er Jahre

Karl Case und Robert Shiller führten im Jahre 2005 eine Erhebung unter Hauskäufern in San Francisco durch. Das Ergebnis verdeutlichte eindrücklich, wie stark die Ansichten über steigende Hauspreise eskalierten und den Immobilienboom befeuerten.

Die mittlere Preissteigerung, welche die Hauskäufer für die nächsten 10 Jahre erwarteten, lag bei 9 Prozent p.a. Etwa ein Drittel der Befragten vertraten sogar Erwartungen von bis zu 50 Prozent p.a.

Die Befragten haben erhebliche Preiszuwächse beobachtet und die Interpretation von anderen Hauskäufern gehört. Sie wurden scheinbar durch diese Interpretation als Form der Meinungsbildung angesteckt.

Das eben aufgeführte Beispiel verdeutlicht zunächst, wie stark die Einschätzung der Marktteilnehmer von anderen Investoren abhängen kann. Ein weiterer zentraler Punkt, der zur Verstärkung einer Spekulationsblase beiträgt, ist die mediale Berichterstattung.

Die Medien verstärken ihre Berichterstattung mit zunehmend steigenden Kursen. Die steigenden Kurse wiederum fördern den Glauben an die Geschichte des Booms. Es kommt in Folge zu weiteren Preisanstiegen. Diese Entwicklung wird auch als Preis-Story-Preis-Schleife bezeichnet. Eine Preis-Story-Preis-Schleife kann mit der self-fulfilling prophecy verglichen werden. Bei beiden Phänomenen nehmen die Marktteilnehmer die jeweilige Entwicklung der Wertpapiere vorweg und handeln dementsprechend.

Die beschriebene Feedback-Schleife kann auch in Form von Preis-Wirtschaftsaktivität-Preis-Schleifen auftreten. In diesem Fall steigt das Wirtschaftswachstum aufgrund steigender Preise, die durch zunehmenden wirtschaftlichen Optimismus zu weiteren Schleifen führt. Dadurch steigt die Wirtschafsaktivität eines Landes weiter.

Die Entstehung von Spekulationsblasen muss nicht zwangsläufig auf begrenzt rationales Verhalten zurückzuführen sein. Im Anfangsstadium kann die Blase auch als Ergebnis rationalen Handelns betrachtet werden. Dies ist dann der Fall, wenn Marktteilnehmer durch Beobachtung des Verhaltens anderer Marktteilnehmer Informationen erhalten, welche diese anderen durch ihr Verhalten preisgeben. Die rationalen Marktteilnehmer würden ihre Entscheidungen auf das Handeln der anderen Marktteilnehmer gründen und durch die rationale Interpretation Informationskosten sparen und so an der Blasenbildung teilnehmen.

Die anfänglich rational interpretierte Information kann sich jedoch im Nachhinein als irrtümlich beurteilt herausstellen. Dies ist dann der Fall, wenn die rationalen Marktteilnehmer die übertrieben optimistische/pessimistische Ansicht anderer übernehmen und dadurch ihre eigenen, unabhängig gesammelten Informationen missachten. Dieses als Informationskaskade bezeichnetes Verhalten führt zum Absinken der Qualität der Informationen in der Gruppe. Dieser Qualitätsverlust tritt ein, da nun zunehmend Angehörige einer Gruppe ihre unabhängig und persönlich gesammelten Informationen missachten und sich verstärkt auf ihre allgemeine Wahrnehmung konzentrieren. Als Resultat kommen sie nicht mehr in der kollektiven Urteilsbildung der Gruppe vor, wodurch sich die Qualität der Information in der Gruppe zunehmend verschlechtert (vgl. Shiller, 2008, S. 56 ff.).

Durch die allgemeine Beobachtung und mediale Berichterstattung wird das Boom-Denken oft gefördert. In der Folge entstehen Geschichten, die den Glauben an die Fortsetzung des Booms bestärken. Diese als Feedback-Theorie bezeichnete Entwicklung an den Kapitalmärkten ist eine der Ursachen für Spekulationsblasen als Folge ungezügelten Handels von Marktteilnehmern.

In den Anfängen der Behavioral-Finance-Forschung dominierte die Auffassung, dass die Fehler einzelner Marktteilnehmer in der übergeordneten Marktentwicklung nicht weiter ins Gewicht fallen. Diese Sichtweise verkennt jedoch, wie systematisch Preise verzerrt werden können, wenn nicht nur einzelne Anleger, sondern die gesamte Masse der Marktteilnehmer aus dem Markt aus- oder in den Markt einsteigen.

Dies kann zur Folge haben, dass ein Börsentrend wie eine Hausse oder eine Baisse verstärkt wird. Eine Hausse kennzeichnet den Kapitalmarkt über lang anhaltend steigende Wertpapierkurse (Baisse – sinkende Wertpapierkurse). Eine durchschnittliche Hausse beträgt dabei 52 Monate, eine Baisse nur durchschnittlich 10 Monate (vgl. Kitzmann, 2009, S. 22).