Speranza - Jeannine Meighörner - E-Book

Speranza E-Book

Jeannine Meighörner

4,8

Beschreibung

Am 9. Oktober 1963 machte eine 140 Meter hohe Flutwelle das oberitalienische Städtchen Longarone dem Erdboden gleich. Sie riss Familien, Zukunftspläne und Träume mit sich - auch jene der blutjungen Clara und ihres Mannes Riccardo. Einfühlsam, bewegend und authentisch erzählt Jeannine Meighörner die wahre Geschichte eines Paares, das die Zuversicht auch im Angesicht der Katastrophe nicht verliert und sich eine neue Existenz aufbaut - voller Hoffnung auf eine bessere Zukunft, aber ohne den Schatten des Unglücks jemals ganz abwerfen zu können.

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Titel

Jeannine Meighörner

Speranza

Eine Liebe im Schatten

des Unglücks von Longarone

Roman

Nicht müde werden

Nicht müde werden

sondern dem Wunder

leise

wie einem Vogel

die Hand hinhalten.

Hilde Domin

Widmung

Für Riccardo Fontanella – und all die Toten.

Sowie für meinen Vater Günter Zeising.

Zu diesem Buch

Riccardo und Clara Fontanella entsteigen am 9. Oktober 1963 in Longarone dem Nachtzug aus Deutschland. Hinter den visi pallidi – den „Bleichgesichtern“, so nennt man die Eismacher daheim – liegt eine gute Saison. Vor ihnen der Tod.

In dieser Nacht rutscht „der wandernde Berg“ in den Vajont-Stausee. Eine gut 140 Meter hohe Flutwelle vernichtet Longarone. Von dessen 1400 Bewohnern überleben nur 40, darunter Clara und Riccardo, der jedoch seine Eltern und Geschwister verliert.

Erst ihr Hoffnungskind, Sergio „Speranza“, bringt neuen Lebensmut, wo Speranza doch Hoffnung heißt.

Das Hoffnungskind wächst auf, wo Menschen glücklich sein wollen: in der Eisdiele einer deutschen Kleinstadt, die nur wenige Glücksoasen kennt. Doch es ist schwer, als Entwurzelter ein Glücksbringer zu sein.

I.

Longarone, 9. Oktober 1963, 13.39 Uhr

Dieser Tag eine nette Unverschämtheit des Sommers, eines dieser süßen Versprechen, die man nie wirklich hält. Luft wie Seide, seit der Nachtzug aus Frankfurt die Alpen überquert hatte.

„Der Tod ist ein Heuchler. Eine geschmückte Braut, die dir einen Dolch ins Herz stößt“, würde Riccardo für den Rest seines Lebens denken, an Tagen wie diesen, wenn der Sommer den Winter noch einmal übertölpelte.

„Wir haben im Regen geschuftet, während die daheim in der Sonne saßen“, hatte er damals zu Clara gesagt. Sie hatte ihre Hände auf seinen Arm sinken lassen, Hände weiß und leicht wie Tauben, hatte „Spielverderber“ gesagt. Dass diese Hände so zupacken konnten? Kalte Eisbottiche herumwuchten oder Tabletts voll mit dampfenden Kaffeetassen und den schweren Eiskelchen aus Murano durch das „Cortina“ schweben lassen. Wie von einem Engel gelenkt. Dabei hatte sie blutjung und frisch verheiratet ihre erste Saison in Deutschland verbracht.

Hinter Mailand hatte Clara eines der Gangfenster aufgezerrt.

„Du wirst dich erkälten“, hatte Riccardo gemahnt.

„Pah, das ist italienische Luft“, hatte Clara zurück in das Abteil gebrüllt, halb taub vom Geschnaufe der Maschinen, vom Geruckel der Räder, vom Kreischen der Bremsen.

Die Zipfel ihres Kopftuches und einzelne Haare wie schwarze Tentakel vor ihrem Gesicht. Bei Padua hatte sich ihr Kopftuch in den blauen Himmel geschraubt, einem Raben gleich. Sie hatte laut gelacht mit haargefülltem Mund.

„Du wirst dich erkälten. Jetzt sicher“, hatte Riccardo gebrüllt.

„Wir fliegen nach Hause“, hatte Clara gejauchzt, als die Lok das Piavetal hinaufgestöhnt war.

Vom Fenster aus gesehen glich der Bahnsteig von Longarone einer Blumenwiese. Die Farbtupfer wurden zur Schwiegermutter, zu Freundinnen, Schwägerin, den kleinen Cousinen: korallenrot, apricot, türkis, sonnengelb.

Dort, wo ich eingestiegen bin, trägt keine mehr so auffällige Sommersachen, seit die Eisdielen und der deutsche Sommer geschlossen haben, kam Clara in den Sinn. Sie im gedeckten Reisekostüm, wo sich ihr nun nackte Arme entgegenstreckten. Aus Dekolletés gebräunte Brüste hervorblitzten.

Sie hatte ihre zerzausten Haare gerichtet. Auftoupiert zur Farah-Diba-Frisur. In Deutschland brandaktuell. Hatte sie nicht auch ein Farah-Diba-Gesicht?

Clara ließ sich umarmen, den Hals aufrecht, als ziere ein Diadem diese Kaiserinnenfrisur. Ihr werdet euch noch wundern, dachte sie.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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