spontanissimo - Karolin Pöche-Fraß - E-Book

spontanissimo E-Book

Karolin Pöche-Fraß

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Beschreibung

Wie neue Sängerinnen und Sänger gewinnen? Welches Projekt für diese Zielgruppe anbieten? Wie Menschen einbinden, die behaupten, sie könnten nicht singen? Wie gute Sängerinnen und Sänger halten? Mit spontanissimo - einem erfolgreich erprobten kirchenmusikalischen Konzept! In diesem Buch wird das Konzept von seiner ersten Idee über die gesamte Organisation bis hin zur Umsetzung und den Zukunftsperspektiven beschrieben. Dabei werden einzelne Vorbereitungsschritte wie Werbung, Zeitmanagement, Aufführung, Zielgruppen und Chorpädagogik vorgestellt. Ein praxisorientierter Ratgeber mit wertvollen zeitsparenden Tipps. Mit Erfahrungsberichten derer, die dabei waren, Tipps zur Literaturauswahl und einem Wörterbuch "Chorleiter - Deutsch".

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Seitenzahl: 77

Veröffentlichungsjahr: 2023

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INHALTSVERZEICHNIS

Vorwort

spontanissimo - was es ist und was es kann

1.

Idee und Ziel

2.

Zielgruppen und Teilnehmerkreis

3.

Ablauf und Inhalte

4.

Organisation

4.1 Termin und Räume

4.2 Plakate und Flyer

4.3 Der Gemeindebrief

4.4 weitere Werbemöglichkeiten

4.5 Bestätigungsbrief mit Detailinformationen

4.6 Die fachliche Vorbereitung des Leiters

4.7 zeitlicher Ablauf der Probentage

4.8 Die Aufführung im Gottesdienst

4.9 Die Nachbereitung

4.10 Der Brief danach

4.11 Das nächste Projekt

5.

Unterschiedliche Projekt-Ausprägungen und deren organisatorische Besonderheiten

5.1 spontanissimo für ausgewählte Stimmgruppen

5.2 spontanissimo für ausgewählte Altersgruppen

5.3 kirchenjahreszeitlich geprägtes spontanissimo

5.4 jahreszeitlich geprägtes spontanissimo

5.5 spontanissimo thematisch

5.6 spontanissimo zielgruppenorientiert

5.7 spontanissimo an ausgewählten Orten

5.8 ganz bunt gemischt – der Singenachmittag

5.9 spontanissimo für Instrumente

5.10 Verknüpfungen von Ausprägungen

6.

Literaturauswahl

6.1 Chor vierstimmig

6.2 Chor dreistimmig

6.3 gleiche Stimmen

6.4 Frauenstimmen

6.5 Männerstimmen

6.6 einstimmig oder mehrstimmig mit Klavier- oder Orgelbegleitung

6.7 Gemeindesingeformen

6.8 Instrumental

7.

Herausforderungen und Chancen für die Veranstalter

7.1 Herausforderungen und Chancen für den musikalischen Leiter

7.2 Pfarrer und Kantor

7.3 Die Gemeinde als Veranstalter

8.

Projektarbeit oder kontinuierliche Arbeit

9.

Positive Effekte

10.

Exkurs Chorleitung oder Chorleiter-Deutsch

10.1 Einführung

10.2 Logistik einer Chorprobe

10.3 Einsingen

10.4 Grundsätzliches zum Chorsingen

10.5 Fremdwörter sowie fremdsprachliche fachliche Anweisungen und ihre Erklärungen

Vorwort

ALLES, was Odem hat, lobe den Herrn1 – JEDER Mensch kann singen!

Die Bibel, Grundlage unseres Glaubens, fordert ALLE Menschen auf, sich aktiv am musikalischen Gotteslob zu beteiligen. Rein theoretisch ist das auch möglich, denn JEDER Mensch kann singen, ausgenommen der Menschen, die dies aus pathologischen Gründen nicht vermögen. Also sollte der Erfüllung dieser Aufforderung nichts im Wege stehen.

Doch in unserer heutigen kirchenmusikalischen Praxis sieht es ganz anders aus:

„Chorsingen ist etwas Wunderbares, künstlerische Verwirklichung, Teilhaben an etwas Großem, etwas Heilendes, etwas Gemeinschaft Stiftendes, …“

So oder ähnlich werden viele leidenschaftliche Chorsängerinnen und -sänger ihr Hobby beschreiben. Aber da gibt es auch Menschen, die schauen neidisch oder mit Scham auf diese wunderbare Freizeitbeschäftigung. Es sind Menschen, die schlechte Erfahrungen mit dem Singen gemacht haben, die keine Zeit haben, diesem Hobby zu fröhnen oder die sich einfach nicht trauen, es zu versuchen. Wie oft habe ich den Satz „Aber ich kann doch nicht singen.“ gehört.

Und diese Menschen, die für die Kirchenmusik eine größere Rolle spielen als je vermutet, kommen in unserem kirchenmusikalischen Alltag mit seinen vielen Angeboten, die neben der kontinuierlichen Chorarbeit in Form eines Gemeindechores oder einer möglicherweise überregionalen Kantorei meist aus vielen ambitionierten kleineren Zusatzensembles bestehen und selten niederschwellige erwachsenenpädagogische Ansätze verfolgen, traurigerweise kaum vor.

Und genau für diese Zielgruppe ist spontanissimo entstanden. In diesem Büchlein wird das Konzept von seiner ersten Idee über die gesamte Organisation bis hin zur Umsetzung beschrieben. Dabei sind die aufgezeigten einzelnen Vorbereitungsschritte sicher nicht nur für spontanissimo-Durchführer hilfreich, sondern können auch für die alltägliche kirchenmusikalische Arbeit wertvoll und zeitsparend sein.

Und damit gezeigt wird, dass dieses Erfolgsrezept wirklich funktioniert, kommen die Menschen, die dabei waren, selbst zu Wort.

Ich wünsche Ihnen Mut, dies auszuprobieren. Auf dass wir unseren Auftrag, der uns vor über 2000 Jahren gegeben wurde, erfüllen.

Karolin Pöche-Fraß

1 Psalm 150,6

spontanissimo ist….

der gelungene Versuch eines Chorprojektes im Sinne einer sozialen und nachhaltigen Kirchenmusik

ein geglücktes Experiment

ein Weg in Zeiten kleiner werdender Gemeinden

ein Weg in Zeiten verschwindender Kirchenmusik

eine Möglichkeit eines kirchenmusikalischen Neubeginns – auch in oder nach Krisenzeiten

kein Chorprojekt im Sinne der „Bachkantate zum Mitsingen“ – denn dafür braucht der Singende Vorkenntnisse und chorische Erfahrung

ein einmaliges (oder doch mehrmaliges) Chorprojekt mit und für die Zukunft

fernab der kontinuierlichen Chorarbeit und ihr doch ganz nah

eine Herausforderung an die fachlichen und menschlichen Qualitäten des Chorleitenden

ein Abenteuer

eine Singefreizeit en miniature

gelebter Glaube, weil jeder, wirklich jeder willkommen ist – auch der, der behauptet, er könne nicht singen

eine Chance auf ein wirkliches Miteinander

spontanissimo kann…

gelingen

Kirche öffnen

Gottesdienst bereichern

Mut machen

Vielfalt in die bestehende Kirchenmusik bringen

Gemeinde beleben

neue Sängerinnen und Sänger finden

einfach mal ausprobiert werden

1. Idee und Ziel

spontanissimo – dieses ganz besondere Format eines musikalischen Projektes für die Gemeindearbeit, dessen Ausprägung sich im festgelegten Rahmen mit Wiedererkennungswert variieren und somit beliebig oft wiederholen lässt, ist innerhalb meiner kirchenmusikalischen Gemeindearbeit als Kantorin der evangelischen Pfarrgemeinde Nord in Freiburg entstanden. In Freiburg als einer Stadt mit einer sehr dichten Kulturlandschaft gibt es zahlreiche Chöre sowohl mit gemeindlicher Anbindung als auch im Verein organisiert oder als freier Zusammenschluss sangesfreudiger Profis oder Laien. Eines haben jedoch alle namhaften Chöre in Freiburg gemeinsam2 – eine ambitionierte Programmgestaltung mit mehreren Oratorien im Jahr, anspruchsvollen a-capella-Programmen, Kantaten oder Motetten. Geleitet werden diese Chöre meist von überdurchschnittlich gut ausgebildeten Chorleiterinnen oder Chorleitern, die sich in der Szene behaupten und einen Namen machen wollen oder von Studenten, die schon während ihres Studiums möglichst alle bekannten Werke einmal dirigiert haben möchten, um in einer Bewerbungssituation mit weitreichender Erfahrung zu punkten. Kirchenchöre, deren Hauptanliegen die Gestaltung von Gottesdiensten ist, gibt es in der Stadt kaum noch. Und die Hürde, in einem zuvor beschriebenen Chor mitsingen zu können, ist enorm hoch. Oftmals werden Chorerfahrung, Notenlesekenntnisse, Stimmbildung und natürlich eine regelmäßige Probenteilnahme mit Probenwochenende und eine jugendliche Stimme (vor Renteneintritt) vorausgesetzt. Auch das Vorsingen-Müssen vor Aufnahme in einen Chor ist an der Tagesordnung. Aber was ist mit den Menschen, die noch nie in ihrem Leben oder zuletzt in der Schulzeit (was oftmals als negativ erlebt wurde) in einem Chor gesungen haben3, die nicht wissen, wo die Zeile steht, in der sie singen müssen geschweige denn die seltsamen Zeichen zwischen den Linien deuten können, die mit crescendo und ritardando nichts anzufangen wissen und erst recht nicht, welcher Stimmgruppe sie sich zuordnen sollen, aber die fasziniert sind vom Chorgesang und es selbst gern ausprobieren und lernen möchten? Was ist mit den Menschen, die in Kindheit und Jugend oder Ausbildung sehr aktiv im Chorsingen waren und jetzt durch die Betreuung von Kindern oder eine zeitintensive Einbindung im Beruf einfach keinen regelmäßigen Probenbesuch zusagen können? Für diese sehr unterschiedlichen Gruppen von Menschen, die mir immer wieder im Gespräch durch ihr Interesse an der Kirchenmusik in der Gemeinde begegneten, wollte ich etwas anbieten und so galt es, ein Format zu finden, das diese unterschiedlichen Bedürfnisse berücksichtigt. Bald wagte ich ein erstes Projekt mit für alle Beteiligten ungewissem Ausgang. Doch schnell wurde klar, dass es genau das war, was dieser eben beschriebenen Chorlandschaft fehlte: ein Chorprojekt, das zeitlich begrenzt ist, aber offen für mehr; ein Chorprojekt, zu dem sich Jede und Jeder anmelden kann ungeachtet des Alters und der sängerischen Erfahrung; ein Chorprojekt, das Raum lässt für Begegnung und Gemeinschaft; ein Chorprojekt, das (fast) immer eine Aufführung (idealerweise in einem gottesdienstlichen Rahmen) zum Ziel hat; ein Chorprojekt, das über Gemeindegrenzen hinaus offen ist; ein Chorprojekt, das bei null anfängt, aber auch die Insider nicht unterfordert; ein Chorprojekt, das musikalische Vorkenntnisse begrüßt aber nicht voraussetzt; ein Chorprojekt, dessen Teilnehmerzahl nicht begrenzt ist. Und nun wird sich der eine oder andere fragen, wie das so ganz spontanissimo gehen soll? Zugegebenermaßen ist es in der Vorbereitung und Durchführung nicht ganz so spontan, wie der Titel vielleicht verspricht. Das klassische spontanissimo-Projekt bedarf einer intensiven Vorbereitung durch die Chorleiterin oder den Chorleiter und einer guten Zusammenarbeit mit Pfarrerin oder Pfarrer, außerdem einer verbindlichen Anmeldung der Sängerinnen und Sänger. Der Titel spontanissimo signalisiert jedoch den Interessierten eine gewisse Unverbindlichkeit und Kurzfristigkeit; zwei Eigenschaften, die in unserer heutigen Zeit immer mehr an Bedeutung gewinnen und eben gerade bei den beschriebenen Zielgruppen gefragt sind. Dem erfolgreichen ersten Projekt folgten weitere Projekte, die nicht immer gleich waren, sondern ganz unterschiedliche inhaltliche und organisatorische Ausprägungen und Zielgruppen hatten. Doch der Rahmen mit Wiedererkennungseffekt blieb immer gleich und wurde so zu einem erfolgreichen Format in meiner musikalischen Gemeindearbeit, welches sich, und davon bin ich überzeugt, auf jede andere Gemeindesituation übertragen lässt.

Seit dem ersten spontanissimo ist nun schon eine ganze Weile vergangen. Unsere Welt hat sich grundlegend verändert und damit auch die Kirchenmusik. Kirchenmusikalische Arbeit in der altbewährten Form des Kirchenchores, der sich wöchentlich trifft und die festlichen Gottesdienste an Weihnachten und Ostern auf jeden Fall mitgestaltet wird vor allem im ländlichen Raum immer schwieriger. Doch auch vor den Städten macht dieses Phänomen nicht Halt.

Mehrere Jahre einer Pandemie mit weitreichenden Einschränkungen unserer bisherigen Gewohnheiten und Freizeitbeschäftigungen liegen hinter uns und haben ihre Spuren auch in der Kirchenmusik hinterlassen. Lebensgewohnheiten und Prioritäten haben sich verändert. Aufbauarbeit und das Beschreiten neuer Wege sind wieder einmal gefragt.

Auch dafür bietet spontanissimo einen möglichen Weg, einen neuen Anfang zu wagen, Neues zu probieren, ein anderes Angebot zu machen oder einfach nur nicht aufzuhören, an der Notwendigkeit einer Kirchenmusik festzuhalten, die für alle da und offen ist.

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