Sportsponsoring - Jens Falkenau - E-Book

Sportsponsoring E-Book

Jens Falkenau

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Beschreibung

Sportsponsoring nimmt den größten Teil des jährlichen Sponsoringvolumens ein. Die Frage nach den Wirkungsmöglichkeiten für die Markenkommunikation gewinnt dadurch zunehmend an Relevanz. Jens Falkenau erklärt aus neurowissenschaftlicher Sicht die markenpsychologische Bedeutung von Sportsponsoring. Er zeigt, wie Sie die Wirkung Ihrer Sponsoringmaßnahmen gezielt steigern können und stellt moderne Methoden und Messansätze vor. Sie erhalten so eine wissenschaftlich fundierte Faktenbasis für Ihre Investitionsentscheidungen.   Inhalte: - Neuropsychologische Grundlagen: Wie Sponsoringbotschaften optimal wahrgenommen werden. - Die markenpsychologischen Wirkungsstufen der Sponsoringbotschaft. - Markenemotionalisierung durch Sportsponsoring. - Aktuelle Methoden und Trends in der Sponsoringwirkungsforschung.

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Seitenzahl: 201

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Inhaltsverzeichnis

VorwortEinleitungWerbewirkung aus neuropsychologischer PerspektiveMessansätze in der WerbewirkungsforschungAufbau und Funktion des GehirnsWerbewirkung auf Grundlage der HirnforschungSportsponsoring – ein vielfältiges KommunikationsinstrumentZum Begriff „Sportsponsoring”Werbemöglichkeiten im SportsponsoringGrundbegriffe im SportsponsoringWie Sponsoring wirktDie erste Wirkungsstufe: Wahrnehmung der SponsoringbotschaftWahrnehmung der Sponsoringbotschaft durch den KonsumentenAufbau und Funktion des menschlichen AugesDie Aufmerksamkeit des Konsumenten gewinnenTheorien und Funktionen der AufmerksamkeitEndogene und exogene Faktoren der AufmerksamkeitssteuerungDie implizite Wahrnehmung von SponsoringbotschaftenGibt es eine unterschwellige Sponsoringwirkung?Multisensorische Verstärkung der SponsoringbotschaftDie zweite Wirkungsstufe: Speicherung der SponsoringbotschaftDer Klassiker – Das 3-Speicher-ModellWie lernt das Gehirn?Die Verarbeitung einer werblichen BotschaftWas erleichtert das Lernen einer Sponsoringbotschaft?Das implizite Lernen der SponsoringbotschaftDie dritte Wirkungsstufe: Markenwirkung der SponsoringbotschaftWirkung der puren Exposition der Sponsoringbotschaft – der Mere-Exposure-EffektEinfluss des Sponsorings auf die MarkenbekanntheitEmotionalisierung der MarkeDer Imagetransfer – Übertragung von Assoziationen auf die sponsernde MarkeDie Absatzwirkung – Kann Sponsoring auch verkaufen?Die Bedeutung des Sponsorings für das Management von neuronalen MarkennetzwerkenDie Bedeutungsstruktur einer MarkeWie kommt durch Sponsoring Bedeutung in die Marke?Messmethoden der SponsoringwirkungsforschungMessung der Erinnerung an eine SponsoringbotschaftAnalyse und Messung der impliziten WirkungsebeneEye-Tracking – Ein Quantensprung in der AufmerksamkeitsmessungMessung der impliziten MarkenwirkungImagetransfer im Fußballsponsoring – Eine GrundlagenstudieZusammenfassung: Wirkung von Sportsponsoring aus neuropsychologischer SichtWirkt Sportsponsoring? – Ein erstes FazitWas bringt die neuronale Wende? – Ein zweites FazitAnhangIm Text zitierte LiteraturLiteraturempfehlungenStichwortverzeichnisDanksagungDer AutorImpressum

Vorwort

Jahr für Jahr investieren viele Unternehmen Millionen in das Sponsoring. Besonders viel Geld fließt in das Sportsponsoring, also in die Unterstützung von Sportveranstaltungen, Sportvereinen, Verbänden sowie Einzelsportlern. Dabei ist die Zielsetzung auf Seiten der Unternehmen keineswegs mehr ausschließlich die Unterstützung des Sports als gesellschaftlich bedeutsame Aufgabe von Unternehmen – die sogenannte Corporate Social Responsibility, früher auch als Mäzenatentum bezeichnet. Sportsponsoring etabliert sich immer mehr als wichtiges Kommunikationsmittel im Marketing-Mix. Anders wären die investierten Summen – speziell in den Spitzensport – auch nicht mehr zu rechtfertigen. Die Studie „Sponsor Vision” geht im Jahr 2012 von einem Investitionsvolumen von 2,8 Mrd. EUR in den Sport aus – und dies allein in Deutschland. Lohnt sich diese Investition aber für die sponsernden Unternehmen? Welche Wirkung erzielen sie mit diesen Investitionen für ihre beworbenen Marken? Erzielen sie überhaupt irgendeine Wirkung?

Das vorliegende Buch beschäftigt sich mit genau dieser Fragestellung. Auf den nächsten Seiten wird erläutert, welche Wirkung Sportsponsoring auf Marken haben kann. Ausgehend von der Erkenntnis, dass Marken im Wesentlichen ein psychologisches Phänomen sind, die ihre Existenz und konsumtreibende Wirkung in den Köpfen der Konsumenten entfalten, lautet die Frage eigentlich, was dieses Kommunikationsinstrument bei den Konsumenten konkret bewirkt – und dies in ihren Köpfen bzw. ihren Gehirnen. Dabei werden die wichtigsten theoretischen Erklärungsansätze der letzten 20 Jahre akademischer Sponsoringforschung ebenso berücksichtigt wie 15 Jahre Forschungserfahrung des Autors bei dem spezialisierten Sponsoringforschungsinstitut SPORT+MARKT. Gerade die Arbeit mit den Kunden, die allesamt Sportsponsoring als ein zentrales Instrument ihrer Markenkommunikation einsetzen, hat zum Schreiben dieses Buches inspiriert. Ist doch die Frage nach der Wirkung des Sportsponsorings – neben den Fragen nach dessen monetären Wert und Optimierungsmöglichkeiten – die am häufigsten an SPORT+MARKT gestellte Fragestellung. Nach jahrelanger Erforschung der Wirkung von Hunderten von Sportsponsorships sollte man dazu einige Antworten parat haben, die über eine Einzelbefundlage hinausgehen. Auch deshalb ist dieses Buch geschrieben worden, um die verallgemeinerbaren Erkenntnisse zur Wirksamkeit von Sportsponsoring einer interessierten Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Darüber hinaus möchte dieses Buch einen Trend aufgreifen, der in der Branche als „neuronale Wende” bezeichnet wird. Damit ist der Beitrag des Neuromarketings zur Erklärung (und auch Optimierung) der Wirksamkeit von Sportsponsoring gemeint. Viel ist darüber in den letzten Jahren geredet worden, etwas weniger wurde darüber geschrieben. Die Erwartungshaltung gegenüber den Verheißungen des Neuromarketings war tatsächlich recht groß. Doch was ist daraus geworden? Welchen Beitrag leisten die Neurowissenschaften zum besseren Verständnis der Wirkungsweisen von Sportsponsoring? Auch auf diese Frage möchte dieses Buch eine Antwort geben.

Im deutschsprachigen Raum war es speziell das Buch „Wie Werbung wirkt” von den Autoren Christian Scheier und Dirk Held, welches das Thema Werbewirkung konsequent unter neuropsychologischer Perspektive betrachtete.1 Beide Autoren haben in ihrem Buch einen Einblick in die Erkenntnisse des Neuromarketings zur Wirkung von klassischer Werbung gegeben. Einige Parallelen lassen sich auch zum Sportsponsoring ziehen. Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass bereits lange vor Scheier und Held ein Buch mit dem Titel „Wie Werbung wirkt” erschienen ist. Die Autorin war Eva Heller, eine renommierte Werbeexpertin.2 Dieses bereits 1984 veröffentlichte Buch nahm eine sehr kritische Haltung gegenüber den werbepsychologischen Thesen aus der Denkschule um Kroeber-Riel ein. Speziell die damals sehr populäre Annahme, Werbung wirke höchst manipulativ und am Bewusstsein der Konsumenten vorbei, wurde als recht übertriebene und wenig belegte Annahme über die Wirkung von Werbung entlarvt. Ähnliche Thesen hat das moderne Neuromarketing wieder populär gemacht. Doch wissen wir jetzt aus der Hirnforschung so viel mehr, dass wir die Annahme der geheimen Verführer – oder der unbewussten Manipulation der Konsumenten – nun letztlich doch bestätigen müssen? Und welche Rolle spielt dabei das Sportsponsoring? Die Auseinandersetzung mit dem Thema Neuromarketing erfolgt in diesem Buch ebenfalls kritisch, allerdings anerkennend, dass durchaus sehr relevante Forschungsergebnisse die Bedeutung des Neuromarketings unterstreichen – und dies auch speziell für das Kommunikationsmittel Sportsponsoring.

An wen wendet sich dieses Buch?

Dieses Buch wendet sich in erster Linie an Praktiker, die Sportsponsoring als Instrument der werblichen Markenkommunikation einsetzen oder einsetzen wollen. Es zeigt die Möglichkeiten und Wirkungsweisen dieser Kommunikationsform auf und möchte Marketing- und Werbeentscheider unterstützen, Sponsoring wirkungsvoll im Rahmen der Markenkommunikation einzubinden. Des Weiteren richtet sich dieses Buch an Werbe- und Sponsoringforscher, die eine stärkere theoretische Fundierung ihrer Arbeit wünschen. Nicht zuletzt wendet sich dieses Buch aber auch an Vorstände und Geschäftsführer, die generell wissen wollen, welche Möglichkeiten der Markenkommunikation Sportsponsoring bietet, aber auch, welche Grenzen dieses werbliche Instrument hat.

Dieses Buch basiert neben der beruflichen Erfahrung des Autors auch auf eine intensive Literaturrecherche. Anders als in der akademischen Literatur verzichtet es aber fast vollständig auf das gewohnte Verweisen und Zitieren der Quellen. Dies dient der besseren, verständlicheren und auch schnelleren Lesbarkeit. Wer die hier veröffentlichten Gedankengänge nachvollziehen möchte und sich auch für die zugrunde liegenden Quellen interessiert, der findet hilfreiche Literaturempfehlungen am Ende des Buches. Dort werden auch alle empfohlenen Quellen näher kommentiert und eingeordnet.

1Scheier, C./ Held D. (2008). Wie Werbung wirkt: Erkenntnisse des Neuromarketing. Freiburg: Haufe Mediengruppe.

2Heller, E. (1984). Wie Werbung wirkt: Theorien und Tatsachen. Frankfurt: Fischer.

Einleitung

Wirkt Sponsoring? Wie wirkt Sponsoring? Was wissen wir über die Wirksamkeit dieses Kommunikationsinstruments? Was glauben wir darüber zu wissen? Was sind gesicherte Fakten? Fragen wie diese wird sich jeder stellen, der einen substanziellen Betrag in eine Sportsponsoringmaßnahme gesteckt hat. Letztlich soll sich diese Investition ja auch lohnen. Und wie lohnen sich Kommunikationsmaßnahmen? Indem sie bei den Konsumenten etwas bewirken, was den Abverkauf der Marken, der Produkte oder Dienstleistungen steigert oder eine Mehrpreisakzeptanz stimuliert. Klassische Werbemaßnahmen müssen häufig diesen Zielen dienen, tun sie es nicht, sind es Fehlinvestitionen die zügig abgesetzt werden. Freilich versucht man dies schon im Vorfeld zu vermeiden, indem Werbemaßnahmen auf den Prüfstand der Werbeforschung gestellt werden.

Wie sieht es aber im Sportsponsoring aus? Zunehmend werden auch mit dem Sponsoring ähnliche Ziele verfolgt. Sponsoring ist schon lange keine Frage des Goodwills oder des Mäzenatentums mehr; Sponsoring soll für Marken werben, soll sie bekannter machen, soll sie emotional aufladen, ihr Image verbessern, letztlich den Abverkauf positiv beeinflussen. Sponsoring soll aber noch mehr; es soll das Unternehmen ins rechte Licht rücken, gesellschaftliche Verantwortung dokumentieren und auch eine Plattform für attraktive Hospitality-Veranstaltungen bieten. Und damit auch die Arbeit des Vertriebs unterstützen.

Wachstumsraten im Sportsponsoring

Gemessen an den Wachstumsraten im Sportsponsoring scheint sich die Branche einig über die Wirksamkeit dieses Kommunikationsmittels zu sein. Aktuellen Studien zufolge (z. B. Sponsor-Vision 2012) steigt das Investitionsvolumen der Sponsoren in den Sport nach wie vor kontinuierlich. Lange Jahre waren die Wachstumsraten im Sportsponsoring sogar deutlich größer als in der klassischen Werbung. Auch in Zeiten der Krise hat sich der Sponsoringmarkt als erstaunlich robust erwiesen. Es scheint also so zu sein, als wäre das Vertrauen in die Wirksamkeit von Sportsponsoring stark ausgeprägt. Doch ist das wirklich so?

Wie wirksam ist Sportsponsoring eigentlich?

In der Literatur und in der Fachpresse ist eine gehörige Skepsis nicht zu übersehen. Öffentlich wird die Wirksamkeit von Sportsponsoring angezweifelt, Milliardengräber und Imageschäden für die werbenden Marken werden beschworen. Der Vermarkter GWP Media (heute umbenannt) ließ sich sogar zu einer Kampagne hinreißen, die wenig schmeichelhaft mit dem Instrument Sportsponsoring umging. Die zentrale Aussage war: „Ihre Marke hat etwas Besseres verdient!”

Abb. 1: Kampagne der GWP, die auf die Risiken des Sportsponsorings hinweist

Und es scheint auch etwas an der Skepsis dran zu sein, schaut man sich das werbliche Umfeld im Sport an. Reizüberflutung und Logofriedhöfe wohin man schaut. Jedes Fleckchen am Körper von Athleten wird „gebrandet”, Dutzende von Werbebotschaften warten am Spielfeldrand auf interessierte Betrachter. Doch interessiert sind diese Betrachter wohl meist nur am Sportgeschehen, nicht an den beworbenen Marken, die auch häufig nur am Rand positioniert sind, dort wo das sportliche Geschehen nicht stattfindet. Die Abbildungen unten zeigen typische Szenen im Sport, die dies eindrucksvoll demonstrieren.

Abb. 2: Typische Sponsoringumfelder mit einer Vielzahl von werblichen Botschaften meist randständig platziert

Eingeschränkte Werbemöglichkeiten im Sportsponsoring

Werbung soll eine Botschaft vermitteln, einen Produktnutzen herausstellen, einen USP oder auch eine glaubwürdige Geschichte rund um die Marke erzählen. Im Sportsponsoring sind die Möglichkeiten dazu eher begrenzt. Häufig kann nicht mehr als das Logo einer Marke platziert werden oder ein kurzer Claim. Sponsoringmittel wie digitale Banden ermöglichen zwar noch den Einsatz von Bildern oder Produktabbildungen. Viel mehr ist allerdings nicht drin. Reicht das für eine wirkungsvolle Markenkommunikation? Und welche Botschaft übermittelt eigentlich das Sponsoring über die werbende Marke? Und geht diese Botschaft nicht unter in der Masse der werbenden Marken? Statistisch gesehen werben über 1000 Marken allein in der Sportart Fußball. International, national und regional. Marken, die zum Teil aus denselben Branchen kommen, sich also als Wettbewerber gegenüberstehen. Macht da ein Engagement im Sport noch Sinn?

Wir wollen uns auf den folgenden Seiten genau mit dieser Fragestellung befassen. Wir werden erfahren, welche Wirkung ein Sportsponsoring auf Marken entfalten kann, unter welchen Bedingungen ein Sponsoring wirkungsvoll ist und unter welchen Bedingungen es dies nicht ist. Wir werden sehen, wie Konsumenten die werblichen Botschaften im Sport aufnehmen und wie dies ihre Sicht und ihre Einstellung den sponsernden Marken gegenüber verändern kann. Dabei ist stets zu beachten, dass Sponsoring, wie jede andere werbliche Kommunikation, letztlich das Vermitteln einer Botschaft von einem Sender zu einem Empfänger ist. Das klassische Modell der Kommunikation gilt auch im Sponsoring, wie die folgende Abbildung zeigt. Eine Botschaft wird enkodiert, über einen Kanal übermittelt und vom Empfänger wieder dekodiert.

Abb. 3: Das klassische Kommunikationsmodell in Anlehnung an Lasswell

Doch anders als in der klassischen Werbung, in der die Botschaft in Sprache, Bildern oder Metaphern verschlüsselt wird, liegt im Sponsoring die Botschaft im Wesentlichen in der Assoziation der werbenden Marke mit dem gesponserten Event oder dem Verein, dem so genannten Sponsoringobjekt. Das Sponsoringobjekt bildet selbst wiederum eine Marke, die Sportmarke. Die Verbindung aus Konsummarke (z. B. Coca-Cola) und Sportmarke (z. B. der FIFA Fußball-Weltmeisterschaft) ist die zentrale Botschaft im Sponsoring. Darauf aufbauend entfaltet sich die Wirksamkeit eines Sportsponsorings. Damit es aber dazu kommt, müssen bestimmte Bedingungen erfüllt sein. Die Botschaft muss erst einmal gesendet werden, d. h. die Berichterstattung des Sportevents muss den Konsumenten erreichen und die Markenbotschaft muss sichtbar sein. Der Konsument muss der Botschaft Aufmerksamkeit schenken, er muss sie wahrnehmen und adäquat entschlüsseln. Erst dann kann sie ihre Wirkung entfalten. Wie das geschieht, wird auf den nächsten Seiten näher erläutert. Dabei beschäftigen wir uns eingehend mit den Grundlagen der Wirksamkeit von Sportsponsoring in den Köpfen, oder besser den Gehirnen, der Konsumenten.

Erkenntnisse aus der Psychologie und den Neurowissenschaften

Sowohl die Psychologie als jüngst auch die Neurowissenschaften haben wertvolle Erkenntnisse zusammengetragen, die uns ein tieferes Verständnis für die besondere Wirksamkeit des Kommunikationsmittels Sportsponsoring geben. Die Psychologie, weil sie die Wirkung von Sportsponsoring auf das Erleben und Verhalten der Konsumenten analysiert, und die Neurowissenschaften, weil sie die Vorgänge im Gehirn der Konsumenten sichtbar machen, wenn sie mit werblichen Botschaften konfrontiert werden.

Gerade die Erkenntnisse in den Neurowissenschaften haben in den letzten drei Jahren zu heftigen Diskussionen in der Sponsoringbranche geführt. Unter dem Schlagwort „Neuromarketing” war von der Revolution im Sportsponsoring die Rede, dem Anbruch einer völlig neuen Ära in der Art und Weise, wie Sponsoring strategisch eingesetzt und operativ umgesetzt werden kann. Auch in der Analyse der Wirksamkeit von Sportsponsoring sollte alles anders werden. Klassische Marktforschung war gestern, der neurowissenschaftlichen Forschung sollte die Zukunft gehören. Dies ließ aufhorchen. Die Fachzeitschrift „Sponsors” rief in ihrem November-Heft 2010 gar die neuronale Wende aus.

Info-Box Was ist Neuromarketing?

Der Begriff Neuromarketing bezeichnet den Einsatz neurowissenschaftlicher Methoden und Erkenntnisse zur Beantwortung ökonomischer Fragestellungen. Im Vordergrund steht dabei die Erforschung der mentalen Aktivitäten bei Konsumenten in Entscheidungssituationen (im wesentlichen Kaufentscheidungen, der so genannten Neuroökonomie) und bei der Wahrnehmung von Werbung und anderer Marketingmaßnahmen sowie deren mentaler Verarbeitung (dem eigentlichen Neuromarketing). Gerade in den letzten Jahren haben die Neurowissenschaften zahlreiche Erkenntnisse zutage gefördert, die das Verständnis der Wirkungsweise von Werbung und Kommunikation beim Konsumenten fördern. Das Neuromarketing arbeitet mit bildgebenden Verfahren, die mentale Prozesse im Gehirn der Konsumenten sichtbar machen. Zum Einsatz kommen so genannte Hirnscanner oder exakter ausgedrückt „functional Magnet Resonance Imaging (fMRI)”. Auch die Magnetresonanzenzephalographie (MEG) oder das EEG zur Messung der Hirnströme in den kortikalen Regionen des Gehirns werden eingesetzt. Bisweilen unterscheidet man eine enge Definition des Neuromarketings – den Einsatz der genannten Verfahren zur Marketingforschung – sowie eine weitere Definition, nämlich der Anwendung neurowissenschaftlicher Erkenntnisse auf Fragestellungen des Marketings.

Was ist aber dran an den bahnbrechenden Erkenntnissen des Neuromarketings zum Sportsponsoring? Nach einer ersten Anfangseuphorie scheint weitestgehend Ernüchterung einzukehren. Wortgewaltig angekündigte Neurostudien lassen auf sich warten, auch die bahnbrechenden Erkenntnisse aus dem Neuromarketing zum Sportsponsoring blieben bisher aus. Also doch viel Lärm um nichts? Oder „alter Wein in neuen Schläuchen”?

Wir werden auf den folgenden Seiten sehen, welchen Beitrag die neurowissenschaftliche Forschung leisten kann, um ein tieferes Verständnis über die Wirksamkeit von Sportsponsoring zu erhalten. Zu diesem Zweck sollen zunächst die neurowissenschaftlichen Erkenntnisse zur Wirkung klassischer Werbung näher betrachtet werden, bevor sie auch auf das Kommunikationsmittel Sportsponsoring angewendet werden.

Werbewirkung aus neuropsychologischer Perspektive

Die Wirkungsweise von Werbung war stets ein besonders schwieriges Feld im Marketing. Henry Ford wird folgendes berühmte Zitat zur Wirkung von Werbung zugeschrieben: „Die Hälfte meines Werbeetats ist für die Katz, ich weiß nur nicht welche!” Auch damals war man sich also offensichtlich bewusst, dass Werbung notwendig, ihre spezifische Wirksamkeit auf den Konsumenten allerdings unklar ist. Grundlegend ist zu fragen, ob Werbung überhaupt irgendetwas beim Konsumenten bewirkt. Und wenn dies der Fall sein sollte, ist es auch die von den Werbestrategen intendierte Wirkung, die sich dort entfaltet? Eine Frage, die damals wie heute schwer zu beantworten ist.

Messansätze in der Werbewirkungsforschung

Grundsätzlich hat sich die Werbeforschung natürlich deutlich entwickelt und auch die technischen Möglichkeiten zur Messung der Exposition der Werbung und deren Reichweiten haben zugenommen. Heute wissen die Werbetreibenden ziemlich genau, wo ihre Werbung, wie lange und mit welchem Inhalt gezeigt worden ist. Sie wissen auch viel über die Quantität der erreichten Zielgruppe, sei es im TV, in Print- oder Onlinemedien. Auch über die Qualität der erreichten Zielgruppe können heutzutage viele konkrete Aussagen gemacht werden. Wer wurde erreicht? Welche demographischen und auch psychographischen Merkmale hat die erreichte Zielgruppe? Sind es potenzielle Konsumenten des Produkts? Aber jener magische Moment, indem der Konsument mit der Werbung in Kontakt kommt, ist nach wie vor so etwas wie ein Mysterium. Was bewirkt dieser Kontakt? Bewirkt er überhaupt etwas? Man sieht, auch klassische Werber hatten und haben es nicht leicht. Und es wird noch schlimmer! Das werbetechnische Schreckgespenst der letzten Jahre ist der Information Overload (vgl. Abb. 4).

Abb. 4: Information Overload im Großstadt-Dschungel. Werbliche Botschaften sind allgegenwärtig.

Was bedeutet das konkret? Schlichtweg ist es die Feststellung, dass Werbung zunehmend omnipräsent wird. Die Werbeausgaben sind in den letzten Jahrzehnten geradezu explodiert. Auch die Anzahl der Kanäle, über die Werbung vermittelt wird, ist nahezu exponentiell gestiegen. Unzählige TV-Programme und Radiosender, aus denen wir täglich wählen können, zahlreiche Printmedien wie Zeitungen und Zeitschriften buhlen um die Gunst der Leser, ganz zu schweigen von dem Aufkommen des Internets und der mobilen Medien. Sie alle sind zunächst einmal Eines, nämlich Werbeträger. Sie tragen unzählige werbliche Botschaften Tag für Tag zum Konsumenten. Und damit sind sie nicht allein: Plakate, Citylight-Poster, Briefwerbung, Ambient-Marketing und und und. Was soll in diesem Wust von Werbung noch wirklich den Konsumenten erreichen? Was soll noch eine Wirkung entfalten?

Messung der Reichweite von Sponsoringbotschaften

Gibt es da Parallelen zum Sportsponsoring? Ja, die gibt es eindeutig. Auch im Sportsponsoring haben sich Techniken etabliert, welche die Exposition der über Sponsoring verbreiteten werblichen Botschaften ziemlich genau messbar machen. Auf die Millisekunde genau kann das Signet eines Sponsors im TV-Programm erkannt und gemessen werden. Neben der Länge der Einblendung können auch qualitative Merkmale automatisch registriert werden, wie die Größe des Logos auf dem Bildschirm sowie seine spezifische Position.

Die Exposition von Sponsoren im Print oder im Internet ist ebenso problemlos quantifizierbar. Auch über die Reichweite der Sponsorenbotschaft kann heutzutage viel gesagt werden. Präzise Messungen der Reichweiten sind möglich und ähnlich wie bei klassischer Werbung können Zielgruppenmerkmale der Erreichten bestimmt werden. Aber ebenso wie die Werber steht man auch als Sportsponsor vor jenem magischen Moment des Kontaktes mit dem Konsumenten. Was bewirkt dieser Kontakt? Bewirkt er überhaupt irgendetwas?

Information Overload im Sportsponsoring

Und wie sieht es mit dem Information Overload aus? Gibt es ihn auch im Sportsponsoring? Man ist versucht, dies als rhetorische Frage nur zu belächeln. Schaut man sich diverse Sportveranstaltungen an, so scheint der Begriff Information Overload geradezu für das Sponsoring im Sport erfunden worden zu sein. Nicht nur, dass in den letzten Jahren und Jahrzehnten Sportsponsoring unter den Werbetreibenden immer populärer geworden ist. Auch die Anzahl der über Sportsponsoring transportierten werblichen Botschaften hat sich enorm vergrößert. Tausende von Sponsoren sind mittlerweile im Sport aktiv, die Anzahl werbender Marken ist bei manchem Event geradezu ins Groteske angestiegen.

Was die klassische Werbung beschäftigt ist also auch höchst relevant für das Sportsponsoring. Wirkt beides überhaupt noch? Hat es jemals gewirkt? Und WIE wirken Werbung und Sportsponsoring überhaupt auf den Konsumenten?

Konsumentenansprache in der Werbung

Die klassische Werbeforschung entwickelte zahlreiche Theorien, welche geeignet waren, die Wirkung von Werbung modellhaft darzustellen. Von besonderer Bedeutung in den meisten dieser Modelle war der Ansatz, dass der Werbung zunächst Aufmerksamkeit geschenkt werden muss, bevor die spezifischen werblichen Inhalte verarbeitet werden und letztlich zu einer Einstellungsänderung beim Konsumenten bezogen auf Produkt und Marke führen. Idealerweise auch zu einer gesteigerten Präferenz der Marke auf Seiten der Konsumenten.

Dabei wurde schnell die sehr eingeschränkte Möglichkeit der Werbung, persuasiv auf den Konsumenten einzuwirken, ihn also mit Sachargumenten zu überzeugen, erkannt. Werbung wird von Konsumenten häufig nicht mental ausreichend elaboriert verarbeitet, um Sachargumente wirken zu lassen. Ganz zu schweigen von der Kürze der Zeit, der Werbung überhaupt Aufmerksamkeit geschenkt wird. Nur wenige Sekunden verbringt der Konsument mit einer Werbemaßnahme, bevor er zappt, blättert, wegschaut oder einfach nicht hinhört. Die Kunst der Werbung wurde daher zum einen darin gesehen, die Aufmerksamkeit auf die Werbung möglichst lang aufrecht zu erhalten (indem eine interessante oder spannende Geschichte erzählt wird oder der Konsument zumindest angenehme und stimulierende Bilder zu sehen bekommt) oder möglichst schnell den Kern der Botschaft zu vermitteln. Sozusagen nicht lange drum herum zu kommunizieren, sondern direkt zum Punkt zu kommen. In diesem Spannungsfeld arbeiteten die Agenturen ihre Konzepte aus.

Emotionale Konsumentenansprache

Eine weitere Alternative wurde aus dem Forscherkreis um Kroeber-Riel populär. Dieser Ansatz sah vor, es gar nicht erst mit Sachargumenten zu versuchen, sondern den Konsumenten rein emotional zu überzeugen. Die Markenbotschaft sollte also nicht sachlich-rational sein, sondern eher gefühlvoll. Und wie vermittelt man am besten Emotionen? Über Bilder, die mit entsprechenden Emotionen assoziiert sind. Eine attraktive Frau neben einem VW-Sondermodell sollte nun Argument genug sein, um von den Vorzügen des Pkws zu überzeugen. Vorstellungen dieser Art führten zu einem deutlichen Anstieg bildlicher Konsumentenansprachen in der Werbung.

Der Vorteil eines solchen Ansatzes lag im Wesentlichen in der schnellen Auffassungsmöglichkeit bildlicher Botschaften durch den Rezipienten. Unser Gehirn ist deutlich schneller und intuitiver in der Lage, die Bedeutung von Bildern zu erfassen, als es abstrakte Worte oder Sätze entschlüsseln kann. Wie bereits betont, wird Werbung meist auch nicht lange und involviert genug betrachtet, um komplexere Botschaften zu verstehen. Die Bildsprache stellt da eine durchaus attraktive Alternative dar. Auch wenn die Werbung wenig involviert betrachtet wird, der Rezipient sich eher davon berieseln lässt (was wohl typisch für die Rezeption eines Großteils der Werbung ist), so ist diese Bildsprache vom Konsumenten dennoch verstehbar.

Kritisch betrachtet wurde allerdings, ob die emotionalen Bilder tatsächlich eine geeignete Botschaft über die werbende Marke vermitteln. Dies ist ein besonders bedeutsamer Punkt, weil häufig zwar emotionale Bilder Anwendung fanden, der Bezug zum Produkt sowie der Marke aber fraglich erschien. Das oben genannte Beispiel von der attraktiven Frau und dem VW-Sondermodell fällt sicherlich in diese Kategorie. Was sagt eine attraktive Frau den Konsumenten über ein Auto? Was über die Marke VW? Die Bildsprache für sich genommen bedeutet also noch keine wirkungsvolle Werbung. Was also tun, um den Konsumenten nicht nur zu erreichen, sondern dies auch wirkungsvoll? Und was tun, um trotz Information Overload und geringer innerer Beteiligung (Low-Involvement)auf Seiten des Konsumenten Wirkung mit der eigenen Werbung zu erzielen?

Eine Frage, die einige Zeit unbeantwortet blieb, bis aus der Wissenschaft ein interessanter Perspektivwechsel kam. Und zwar aus der Neurowissenschaft.

Aufbau und Funktion des Gehirns

Die Neurowissenschaften beschäftigen sich mit dem komplexesten Organ, das die Evolution je hervorgebracht hat: dem Gehirn. Dabei unterscheidet sich das menschliche Gehirn nicht fundamental von den Gehirnen anderer Lebewesen. Insbesondere mit den Säugetiergehirnen hat unser Gehirn zahlreiche Ähnlichkeiten. Aber auch die Gehirne von Amphibien, Vögeln oder Fischen haben einen typischen Grundaufbau, den so gut wie alle Gehirne teilen. Am Gehirn des Menschen wollen wir den Grundaufbau erläutern. Beginnend mit dem verlängerten Mark (Medulla oblongata), welches direkt am Rückenmark anschließt, folgt das Kleinhirn (Cerebellum), das Mittelhirn (Mesencephalon), das Zwischenhirn (Diencephalon) und das Endhirn (Telencephalon).

Abb. 5: Grundaufbau des menschlichen Gehirns