Sprich nur ein Wort - Imke Rosiejka - E-Book

Sprich nur ein Wort E-Book

Imke Rosiejka

4,8

Beschreibung

„Aus heiterem Himmel“ erkrankt sie an einer Angststörung, wird von Panikattacken und Depressionen geplagt und findet sich plötzlich in psychologischer Behandlung wieder – etwas, das sie für sich immer ausgeschlossen hatte. Heute sieht Imke Rosiejka ihre Erkrankung als das größte Geschenk, das ihr gemacht wurde, und beschreibt in ihrem Buch die Ursachen für ihre Panik und den Weg, den sie aus der Angst in ihr neues Leben nehmen durfte. Aus der Angst ins Leben... Gott sei Dank!

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Seitenzahl: 354

Veröffentlichungsjahr: 2016

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INHALT

Statt Vorwort

Einleitung

Prolog

Ich sage Danke

Gekommen um zu suchen

01 Sprich nur ein Wort

02 Taufgeschenk

03 Du sollst ein Segen sein

04 Bewegungsfreiheit

05 Lichter Weg

Enge Pforte

06 Umkehr - Ich gehe neue Wege

07 Federleicht - DIR auf der Spur

08 Geöffnete Tür - Kontrolle ist gut? Vertrauen ist besser!

09 Ich und du - Zusammen sind wir phantastisch

10 Bis er kommt – Ein Verbündeter fürs Leben

11 Geleit der Engel – Ich bin nicht allein

12 Lichtes Kleid - Polaritäten und Metamorphose

13 DEINE Spuren in meinem Leben - Berühren und weitergehen

Strahlen und fliegen

14 Helles Leuchten – Licht auf dem Scheffel

15 Fliegen - Geworfen und aufgefangen

16 Dennoch Licht - Ich mach’s dunkel, DU machst es hell

17 Nie tiefer – DEINE Hand ist mein Zuhause

18 Nachfolge – DEIN WILLE GESCHEHE

19 Lasst sie ziehen – Mit DIR auf meinem neuen Weg

Epilog

Meine Begleiter/Impulsgeber/Wegweiser

Statt Vorwort

Unsere tiefgreifendste Angst ist nicht, dass wir ungenügend sind,

unsere tiefgreifendste Angst ist,

über das Messbare hinaus kraftvoll zu sein.

Es ist unser Licht, nicht unsere Dunkelheit,

das uns am meisten Angst macht.

Wir fragen uns, wer ich bin,

mich brillant, großartig, talentiert, phantastisch zu nennen?

Aber wer bist Du, Dich nicht so zu nennen?

Du bist ein Kind Gottes.

Dich selbst klein zu halten, dient nicht der Welt.

Es ist nichts Erleuchtetes daran, sich so klein zu machen,

dass andere um Dich herum sich nicht unsicher fühlen.

Wir sind alle bestimmt zu leuchten, wie es die Kinder tun.

Wir sind geboren worden, um den Glanz Gottes, der in uns ist,

zu manifestieren.

Er ist nicht nur in einigen von uns, er ist in jedem einzelnen.

Und wenn wir unser Licht erscheinen lassen,

geben wir anderen Menschen die Erlaubnis, dasselbe zu tun.

Wenn wir von unserer eigenen Angst befreit sind,

befreit unsere Gegenwart automatisch andere.

Marianne Williamson (oft Nelson Mandela zugeschrieben)

Einleitung

Mein Weg “aus der Angst ins Leben” dauert nun schon 13 Jahre. Nein, ich kann sagen, er dauerte, denn ich betrachte ihn inzwischen als abgeschlossen.

Ich blicke auf spannende, lehrreiche, prägende Jahre zurück, mit Ereignissen und Erkenntnissen, die oft sehr schmerzhaft waren, mich aber zu dem bewussteren und glücklicheren Menschen gemacht haben, der ich nun bin.

Ich bin in meinem Leben angekommen…

Davor, also in meinem “alten” Leben, war die Angst meine ständige Begleiterin – meist nicht nach außen sichtbar – im Gegenteil. Wenn ich heute Menschen treffe, die mich damals sahen, können die kaum glauben, dass ich Ängste überhaupt kannte. Aber mein innerer Angstpegel wuchs beständig und entlud sich 2002 in Panikattacken, die mich völlig aus der Bahn warfen, nun auch nach außen deutlich sichtbar.

Heute, über 10 Jahre später, lebe ich ein anderes, bewussteres Leben, das manchmal noch von Ängsten begleitet wird. Meine Ängste zwingen mich heute aber nicht mehr zu Boden, sondern steigern die Bewusstheit und Aufmerksamkeit mir selber gegenüber, zeigen mir, wo es noch alte Wunden zu bearbeiten gibt und geben mir so die Möglichkeit, immer freier, immer gesünder, immer glücklicher zu leben. Viele Etappen, einige Umwege und immer wieder das sorgenvolle Fragen, ob das alles so richtig sei, haben mich schließlich hierher gebracht.

Heute betrachte ich meine Panikattacken als das größte Geschenk, das meine Seele mir machen konnte, denn die Heftigkeit dieser Erkrankung hat dazu geführt, dass ich mein Leben auf den Prüfstand stellte, dass ich mir Verhaltens- und Denkmuster angeschaut und zum größten Teil auch losgelassen habe, wenn sie sich als falsch und krankmachend entpuppten.

Ich bin dabei unterschiedlichen Pfaden gefolgt, habe verschiedene Therapieformen kennengelernt, einige beibehalten, andere verworfen, habe gute, professionelle Begleitung gehabt, nein, habe sie noch heute, und habe letztendlich eine Mischung aus systemischer Therapie für Geist und Seele und ganzheitlichen Behandlungsmethoden für den Körper als die für mich richtige entdeckt.

Einem Therapeuten, dem ich auf diesem Weg begegnet bin, habe ich schließlich zu verdanken, dass ich diese Krise so gut überstanden habe.

Dieser Therapeut ist kein geringerer als GOTT.

Im Verlauf dieses Buches wird ER sehr häufig zu Wort kommen, denn dieses Buch beschreibt meinen Weg mit IHM in die mich gesundmachenden Botschaften.

ER hat mich mit den richtigen Unterstützern (Ärzten, Heilpraktikern, Therapeuten, Coaches, Freunden, Familienmitgliedern,…) zusammengebracht.

ER hat mir immer die richtigen Methoden (unter anderem das Malen und Schreiben) zur richtigen Zeit “in den Weg gelegt” (es gibt ja keine Zufälle!).

ER hat mich gelehrt, dass mein Bauchgefühl gut funktioniert, meist mit SEINEM Willen für mich übereistimmt und ich mich trauen darf, meinen Instinkten zu folgen.

ER hat dadurch letztlich dazu beigetragen, dass ich aus dieser seelischen Krise herausgefunden habe, ohne mich dauerhaft in psychologischen Kliniken behandeln zu lassen oder mit entsprechenden Arzneimitteln durch den Tag retten zu müssen.

Und ER hat mir Menschen geschickt, die mir den Weg zeigten, körperliche Symptome als Zeichen für seelische Brüche zu deuten und damit verhindert, auch noch in eine körperlich schwere Erkrankung zu rutschen. Diese Zusammenhänge werde ich später z.T. noch ausführen.

Dieses Buch wird, davon bin ich überzeugt, etwas mit dir machen. (Ich spreche dich, dein Einverständnis vorausgesetzt, mit “du” an, denn du bist im Begriff, einen sehr persönlichen Blick in mein Leben zu werfen und das ist zu persönlich für das förmliche “Sie”).

Du wirst dich im Buch wiederfinden oder es ablehnen, weil du dich nicht darin entdeckst.

Es wird dich bestätigen oder provozieren.

Es wird dich anrühren oder kalt lassen.

Es wird dich mitziehen oder abstoßen.

Du wirst es zu Ende lesen oder in die Ecke werfen.

Weder das eine noch das andere liegt in meinem Einfluss.

Du wirst an vielen Stellen auf GOTT “gestoßen” und ich weiß, dass die eine oder andere Formulierung dazu geeignet ist, als missionarisch ausgelegt zu werden. Das ist nicht meine Absicht, denn ich weiß aus eigener Erfahrung, wie unwohl man sich fühlt, wenn jemand auftritt, als habe er oder sie (ich werde aus Gründen der leichteren Lesbarkeit zukünftig die männlich Form “er” verwenden) die Weisheit mit Löffeln gefressen und den einzig wahren Weg entdeckt.

Diesen Anspruch habe ich nicht. Mein Weg war mein Weg, ist mein Weg und bleibt mein Weg! Das, was du hier liest, bin also ich – und zeigt, wie ich war, wie ich mich veränderte und wie ich gerade bin!

Und auch wenn ich mir natürlich wünsche, dass du den einen oder anderen Impuls aufnehmen und in dein Leben integrieren kannst, so weiß ich doch, dass wirklich jeder seinen eigenen Weg finden, sein eigenes Kreuz tragen und vor allem in den eigenen inneren Frieden kommen muss.

Während eines Teils meines Weges zu mir lade ich dich ein, quasi Zaungast zu sein, in meinen Garten zu schauen. Was du von dem Blick über den “Gartenzaun” mitnimmst, ob dir gefällt, was du zu sehen bekommst, liegt in deinem Ermessen! Das gilt nicht nur für die beschriebenen Behandlungsmethoden, sondern natürlich auch, und vielleicht sogar besonders, für meine ganz persönliche GOTTESbeziehung. Diese findet unter anderem Ausdruck darin, dass ich GOTT ABBA nenne. Lass dich davon nicht irritieren, denn das ist nicht viel anders, als ob der eine seine Eltern “Vati” und “Mutti” nennt und der andere “Papa” und “Mama” sagt.

Ich wünsche mir, dass du dich einlässt auf das, was ich zu sagen habe, und erst am Ende darüber ein Urteil fällst, was es mit dir gemacht hat. Und ich wünsche mir, dass du mich teilhaben lässt an dem, was es mit dir gemacht hat! Dazu wird es auf meiner Internetseite die Möglichkeit geben (www.imke-rosiejka.de).

Nun entlasse ich dich in mein Leben – zumindest in einen Teil davon!

Prolog

Warum?

“Warum glauben Sie, gehört werden zu wollen?”

Diese Frage bekam ich per Mail von meinem Coach Andreas Winter, nachdem ich ihm vor unserem ersten Zusammentreffen das Manuskript zu meinem Buch schickte und es nun vor Neugier nicht mehr aushalten konnte.

Ich wollte seine Einschätzung hören, und natürlich wollte ich seinen Applaus, seine Anerkennung, sein Lob für dieses wundervolle Buch, das bestimmt auf dem Weg zu einem Bestseller-Listen-Platz war…

Hatte ich richtig gelesen?

Ja, da stand: “Warum glauben Sie, gehört werden zu wollen?”

Mein erster Impuls war, den Termin bei ihm abzusagen – Wie konnte er mich so aburteilen, ohne mich zu kennen? Denn so hatte ich seine Frage aufgefasst: ein unverschämtes Urteil! Stand da nicht im Prinzip, dass er mein Manuskript für völlig ungeeignet hielt?

Der zweite Impuls kam mit dem Satz, den mein Osteopath und Kinesiologe Andreas Ballhausen in solchen Fällen gebetsmühlenartig und mit einem Lächeln wiederholt: “Wenn es dich trifft, betrifft es dich auch!”

Klar war ich getroffen! Ich hatte alles, was mich bewegte zu Papier gebracht, hatte mutig mein Innerstes nach außen gekehrt und dann fragt er mich, warum ich glaubte, das tun zu wollen? Und so wütend ich im ersten Moment war, so klar wurde mir im Laufe der nächsten Stunde, dass er damit den Nagel auf den Kopf getroffen hatte. Denn er hatte ja tatsächlich nur wissen wollen, warum ich glaubte, gehört werden zu wollen – nicht mehr, aber auch nicht weniger!

Es traf und betraf mich!

Ich musste mir selber die Antwort darauf geben können, warum ich mein Leben für jedermann sichtbar machen wollte, denn mit dieser Frage werde ich ganz sicher oft zu tun bekommen, wenn das Buch erschienen ist!

Und letztendlich, nachdem die Wut gewichen war, war die Antwort ganz einfach!

“Warum glauben Sie, gehört werden zu wollen?”

“Weil ich etwas Grundlegendes verstanden habe! Weil diese Erkenntnisse mich heilen lassen! Weil diese Erkenntnisse nicht mir allein gehören und auch anderen helfen können zu verstehen und zu heilen! KURZ: “Weil ich etwas zu sagen habe!”

Glaub jetzt bitte nicht, dass dies die Antwort war, die ich nach einer Stunde nach Iserlohn schickte, wo Andreas Winter sein Institut hat. Nein, das war die Antwort, die nach und nach in mir reifte und die letztendlich dafür gesorgt hat, dass du dieses Buch nun tatsächlich in den Händen hältst.

Und diese Antwort ist hoffentlich am Ende die, welche du geben wirst, wenn dich jemand fragt, warum ich glaube, gehört werden zu müssen!

Was?

Dieses Buch ist keine typische Autobiographie, also keine chronologische Wiedergabe von Ereignissen, sondern zeigt dir, angelegt an Bibelstellen und den dazu entstandenen Bildern Ausschnitte der Erkenntnisse, die mich letztendlich gesund machten.

Du wirst in den Kapiteln immer wieder tief in meine Seele und ihre Verwundungen schauen, aber auch erfahren, welche Impulse mich aus den Tiefen zogen und mich haben heilen lassen. Inwieweit du dich mit den Verwundungen identifizierst und für dich deine Schlüsse daraus ziehst, kann ich natürlich nicht sagen – aber “was dich trifft, betrifft dich auch” ist sicher ein guter Anhaltspunkt, um das eine oder andere Mal inne zu halten und für dich selber zu gucken, wie es in den Tiefen deiner Seele aussieht.

Noch ein Hinweis:

Während der Korrektur des ersten Manuskriptes (ich hatte einige Freunde und Bekannte gebeten, es zu lesen) ist mir bewusst geworden, dass ich eine Grenzgängerin bin. Ich bewege mich sowohl in geistlichen als auch in gesundheitlichen Fragen ganz offensichtlich außerhalb der gängigen Normen.

Während ich z.B. einigen kirchennahen Lesern in bestimmten Bereichen zu esoterisch war, bemängelten andere dementgegen die vielen Glaubensbezüge und – bekenntnisse. Den einen also zu fromm, den anderen zu esoterisch.

Meine persönliche GOTTESbeziehung folgt ebenfalls keiner der scheinbar gängigen Definitionen, auch hier befinde ich mich also zwischen den “Fronten”. Deshalb kann und will ich mich hier auch nicht festlegen. Ich orientiere mich aber vornehmlich an dem “Bild”, das JESUS von SEINEM Vater zeichnet. Die Beziehung zu IHM ist dennoch anders, denn ich lebe in einer anderen Welt, nicht vor 2000 Jahren. Meine Erfahrungen mit JESUS und ABBA haben dazu geführt, dass ich vielfach eher der christlichen Definition des liebenden Vaters folge, immer wieder aber auch alttestamentarische Bezüge aufnehme, wenn mir entsprechende Bibelverse begegnen. Und da ich nicht beeinflusse, welche Bibelverse mich zum Malen reizen, ist es wohl eher so, dass ABBA mir auch hier den Weg zu einer ganz persönlichen Beziehung zeigt. Ich glaube, dass es genau das ist, was ABBA sich hier von mir gewünscht hat – dass ich zeige, dass eine Beziehung zu IHM eine ganz persönliche sein darf, in der man nicht erst definieren und festlegen muss, woher sie kommt und welchen Gesetzmäßigkeiten sie gehorcht.

Auch bin ich gewarnt worden, dass meine therapeutischen Arbeitstechniken und die Nähe zu bestimmten, esoterisch anmutenden Praktiken durchaus geeignet seien, Menschen, die labil sind, dazu zu verführen, sich in Abhängigkeiten zu begeben, aus denen sie nicht allein herausfinden könnten. Der Markt sei schließlich übersät mit dubiosen Zirkeln und Angeboten.

Meiner zunächst einsetzenden Verunsicherung folgte eine Entscheidung: Wenn ich in keine der gängigen Schubladen passe, muss ich mir halt eine eigene kreieren. Kurz: Ich bleibe einfach ich!

Was die Nähe zu dubios anmutenden Praktiken angeht, will ich auch hier nicht von meinem Weg abweichen. Sie gehören zu mir wie meine Neigung, die Bibel als Richtschnur zu nehmen, und ich kann und will nicht die Verantwortung dafür tragen, wie andere damit umgehen.

Jeder prüfe für sich!

Ähnliches gilt für den Weg, den ich zur Heilung meiner körperlichen Symptome gewählt habe: Auf der Suche nach Alternativen und nach einem Weg aus der Abhängigkeit von rein schulmedizinischen Verfahren, die ganz sicher ihre Berechtigung haben, aber in meiner Wahrnehmung eben nicht das alleinige Rezept sind, um Erkrankungen zu überwinden und ein glückliches und selbstbestimmtes Leben zu führen, habe ich meinen Weg gefunden.

Nicht immer ist mir dieser Weg leicht gefallen und das nicht nur, weil die Menschen in meiner näheren und weiteren Umgebung mit Naserümpfen und fragend hochgezogenen Augenbrauen reagierten. Auch die Versuche, einen Mediziner zu finden, der beide Seiten bedient, also auch alternative Behandlungsmethoden integriert, gestaltete sich äußerst schwierig. Und auch heute noch ist es fast unmöglich, einen solchen Begleiter zu finden.

In diesem Zusammenhang drängt sich mir – das möchte ich hier anfügen – der Verdacht auf, dass unser “Gesundheitssystem” immer noch eher ein System ist, in dem es darum geht, Symptome zu unterdrücken, Krankheiten also ertragbar zu machen, statt zu heilen. Viele alternative Methoden werden nicht von Krankenkassen übernommen und von Schulmedizinern abgelehnt, obwohl ihre Wirksamkeit feststeht. Ich möchte nicht wissen, wie viel Geld ich meiner Krankenkasse damit gespart habe, dass ich hier selber eingesprungen und damit gesund geworden bin.

Über diesen Themenkomplex könnte ich sicher ein eigenes Buch schreiben. Ich will hier aber kein politisches Pamphlet verfassen, sondern meine eigene Geschichte, die Geschichte einer alternativen Heilung erzählen. Vielleicht auch als Impuls für diejenigen, die sich nicht davon abbringen lassen wollen, ihren Weg auch gegen diese Widerstände zu gehen und so die Widerstände vielleicht auch weiter aufzubrechen, denn es scheint ja allmählich etwas in Bewegung zu kommen.

Hier sei noch einmal deutlich darauf hingewiesen, dass ich mich nicht dazu aufschwinge, das Allheilmittel bei chronischen und psychischen Erkrankungen entdeckt zu haben… Es gibt ganz sicher Erkrankungen, die dringend medikamentös und professionell begleitet werden müssen! Aber ich kann auch nicht umhin, mich gegen die Aussage zu verwehren, dass es keine Alternativen gäbe! Ich bin, denke ich, ein gutes Beispiel dafür, dass es eben doch auch mit alternativen Methoden sehr gut gehen kann.

Wie?

Bevor ich mich mit den Aspekten meiner Heilung befasse, möchte ich dich kurz mit hinein nehmen in meine Erkrankung, damit du weißt, von wo aus ich gestartet bin.

Für manche Menschen in meiner Umgebung waren die ersten Anzeichen sicher schon weit vor Ausbruch der ersten Symptome zu erkennen. So, wie ich heute auch bei anderen Warnsignale wahrnehme, weil ich weiß, wie sie “aussehen”, hat es auch bei mir erste Signale gegeben (z.B. immer wiederkehrende Rückenprobleme), die ich aber überhaupt nicht einzuordnen wusste! Für mich selber war also erst recht spät klar, dass die dauernde Anspannung überhand nahm und letztlich in die Panikattacken mündete.

Lass dich also entführen in die Zeit kurz vor Ausbruch meiner Panik, in eine Zeit, in der scheinbar alles normal lief.

September 2001

Mein Mann Frank und ich wohnten seit einigen Jahren auf dem Land, lebten mit unseren beiden Hunden im eigenen Häuschen, hatten beide Arbeit, die uns mal mehr, mal weniger Freude bereitete, und waren dem ersten äußeren Anschein nach zufrieden mit unserer Lebenssituation – hatten ja eigentlich auch nichts auszustehen!

Ich sang seit einem Jahr im katholischen Frauenchor, Frank spielte Fußball, wir waren im Hundeverein… also alles gut!

Dass wir bisher ungewollt kinderlos geblieben waren, gehörte zu unserem Alltag, ohne dass wir das thematisiert hätten.

Ich arbeitete seit meiner Rückenoperation 1996 mit reduzierter Stundenzahl an den berufsbildenden Schulen der Kreisstadt vorwiegend in BVJ-Klassen (dort werden Jugendliche beschult, die ohne oder mit einem schlechten Abschluss die Hauptschule verlassen), die mir oft genug vieles abverlangten, aber ich mochte diese Arbeit mit den sogenannten “schwierigen Jugendlichen”! “Passt zu mir”, dachte ich. “Meine” Referendarin entwickelte sich prächtig, und auch wenn ihre Prüfung langsam näher rückte, machte ich mir nicht wirklich Sorgen!

Und dann kam 09/11 und versetzte uns, wie alle anderen Menschen in unserer Umgebung in eine Schockstarre. Ich kann bis heute nicht mit Sicherheit sagen, ob die Anschläge auf die Twin-Towers meine Panikattacken auslösten – dass sie meine Grundspannung weiter erhöhten und meine tiefsten Ängste berührten, ist aber gewiss. Da ich damit nicht allein war, tauchte ich in eine kollektive Beklommenheit und Angst ab, ein Umstand, der meine persönliche Angst noch einmal “tarnte”.

Ohne es zu dem Zeitpunkt zu ahnen, begann hier aber auch schon mein Weg in die Heilung: Zwei Tage nach den Anschlägen wurde im Dorf ein Schweigemarsch organisiert. An diesem Nachmittag begegnete ich dann auch dem neuen evangelischen Pastor, der erst seit wenigen Monaten in unserem Dorf war. Er zog mich irgendwie sofort in seinen Bann – ich fand ihn nett und beschloss, mir bei Gelegenheit mal anzuhören, was er so an Predigten drauf hatte.

Ich will hier kurz einfügen, dass ich, von Haus aus evangelisch, seit meiner Konfirmation kaum noch Berührung zur Kirche und zum Glauben hatte. Ich “brauchte” das aber auch nicht wirklich, denn ich hatte ja alles unter Kontrolle! Dachte ich zumindest.

Im September 2001 aber spürte ich deutlich, dass ich ganz sicher nichts unter Kontrolle hatte und etwas vermisste, ohne sagen zu können, was es war – ich war deutlich auf der Suche.

Im Nachhinein scheint es mir fast so, als habe ER nur darauf gewartet – „… suchet, so werdet ihr finden!“ (Matthäus 7,7). ER deutete in SEINE Richtung und wies mir den Weg in die kleine ev.-luth. Kirche unseres Dorfes.

Ich weiß noch, wie nervös ich war, als ich das erste Mal in den Gottesdienst ging, wusste ich doch überhaupt nicht, was mich dort erwarten würde. Aber es muss mir wohl gefallen haben, denn ich begann, regelmäßiger zur Kirche zu gehen – meist versuchte ich im Vorfeld zu klären, ob der neue Pastor Dienst hat (er sprach meine Sprache, erklärte mir Zusammenhänge, die ich früher nicht verstanden hatte oder vielleicht auch nicht verstehen wollte)! So pendelte sich mein Rhythmus bei “alle 4–6 Wochen” ein und ich lernte die Menschen, die die Gottesdienste regelmäßig besuchten und zum Kern der Gemeinde zählten etwas besser kennen… so verlor ich die Unsicherheit ganz langsam…

Und ich merkte, dass ich mich veränderte…

Ich saß in der Kirche und hörte zu, statt zu reden… mein erster Kontakt zu meiner eigenen Stille…

Ich saß in der Kirche und hörte von “sich selbst lieben wie seinen Nächsten”…

Ich saß in der Kirche und wurde gemocht, obwohl ich einfach nur da saß…

Ich saß in der Kirche und sah Menschen, die eine tiefe Frömmigkeit ausstrahlten und begann mich zu fragen: “An was glauben sie?“

Ich saß in der Kirche und fragte mich: “Und? An was glaubst du?“

Juni 2002/ Panik – mein Tor zum Erwachen

Es war heiß und schwül im Sommer 2002 – ein Wetter, das ich auch heute noch nicht besonders mag, weil ich dann immer rot werde und es sich zeigt, dass ich die Schweißdrüsen meines Vaters geerbt habe.

Wir waren kurz vor den Sommerferien, “meine” Referendarin hatte ihre Prüfung mit Bravour gemeistert, also war eigentlich alles gut!

War alles gut?

Nein, ganz und gar nicht!

Wir hatten schon ein paar sehr unangenehme Tage hinter uns, 37°C und extreme Schwüle ließen mich am liebsten zu Hause bleiben. Im wahrsten Sinne des Wortes ein Wetter zum “verrückt” werden!

An einem Mittwoch-Nachmittag aber blieb mir nichts anderes übrig als mich auf den Weg zu machen – Eine Bekannte und ich waren verabredet und wollten eine ehemalige Kollegin in einem Dorf 25km von hier entfernt besuchen, die gerade ihren Sohn zur Welt gebracht hatte! Bei dem Gedanken, bei dieser Hitze in einer Obergeschosswohnung zu sitzen und nicht in meinem kühlen Wohnzimmer, “schlug die Panik das erste Mal zu”! Natürlich ahnte ich nicht, dass es sich bei dem, was mir da gerade passierte, um eine Panikattacke handelte – ich musste mit dem Auto rechts ran fahren, so sehr erschrak ich über meine körperlichen Reaktionen. Ich wusste nicht, wie mir geschah und konnte immer nur denken: “Lass das keinen Herzinfarkt sein!!!”…

Was dann begann, war eine Odyssee durch die Botschaften meines Körpers, die ich überhaupt nicht zu deuten wusste: Die körperlichen Symptome tauchten immer wieder auf – beim Discounter an der Tiefkühlung erwischte es mich genauso wie beim Hundespaziergang. Keine Mechanismen, aus denen ich ableiten konnte, dass es mit bestimmten Situationen zusammenhing, die ich vielleicht zukünftig hätte vermeiden können… ich hatte also keine Chance, mir einen Reim daraus machen, warum ich plötzlich diese Symptome hatte.

Das Wetter hatte sich “normalisiert”, meine Ausfälle blieben.

Es half nichts: Ich verbrachte den Hauptteil der Ferien mit meinen “Kreislaufproblemen”, ließ Blutdruck und Herzfrequenz überprüfen und wusste immer noch nicht, was mit mir los war!

Zweimal rief ich abends den Notdienst an, weil ich mich nicht beruhigen konnte! Das Schrecklichste war das Gefühl, dass ich meinen Körper nicht unter Kontrolle bekam! Er beherrschte mich und nichts half - im Gegenteil: Je mehr ich mir einredete, ich müsse ruhiger werden, desto stärker wurden die Körperreaktionen. Und Frank saß rat- und hilflos neben mir, versuchte mich zu beruhigen, fand aber nur wenig Gehör!

Inzwischen war ich dermaßen verunsichert, dass ich mich nicht mehr allein aus dem Haus wagte. An Autofahren war gar nicht zu denken… so blieb ich zu Hause… und wenn ich einen Arzttermin hatte, musste Frank mich begleiten!

Dann fuhr mein behandelnder Arzt in Urlaub. Er entschied sich kurz vorher für die Diagnose “hoher Blutdruck” (natürlich war der bei den Messungen überirdisch – wie soll es auch anders sein in voller Panik), verschrieb mir Betablocker und meldete sich für zwei Wochen ab!

Klasse!

Ich nahm die Tabletten widerwillig und so waren sie dann auch nicht besonders hilfreich – d.h. gegen den Blutdruck schon – denn nun saß ich zu Hause, hatte einen Blutdruck von 80/60 und schob, wie ich ja heute weiß, gleichzeitig Panikattacken! Ein übles Gefühl!

Schließlich ging ich, weil mein Doc ja im Urlaub war, zu einer Internistin. Diese schickte mich erst Mal zu drei Spezialisten, um abzuklären, ob der Kreislauf wirklich das Hauptproblem sei. Zusätzlich gab sie mir eine Überweisung zum Neurologen, mit der Bemerkung: “Ich glaube, Ihr vegetatives Nervensystem hat einen mitbekommen!”

Da war er also, der Verdacht, den ich nicht ausgesprochen haben wollte…

Ich dachte: “Na, das war ja wohl voll am Ziel vorbei geschossen – ich und nervenkrank? Ich doch nicht!!!!!” Und doch fragte eine ganz leise Stimme im Inneren: “Was, wenn sie Recht hat?” So machte ich mich also mit den Überweisungen auf den Weg.

Die Spezialisten wurden natürlich nicht fündig, also blieb nur der Neurologe… Inzwischen war ich so sehr an meiner Grenze, dass es mir schon fast egal war.

“Hauptsache, endlich wissen, was mit mir los ist”, dachte ich.

Die Ferien waren fast vorbei, als ich einen Termin bei dem Doktor bekam. Als ich die Praxis betrat und die Tür hinter mir abgeschlossen wurde, wäre ich am liebsten schreiend rausgelaufen. Ich weiß bis heute nicht genau, warum sie das taten, vermute aber, dass es sich um eine Maßnahme handelt, die unliebsame Überraschungen durch unangemeldete Patienten verhindern soll.

Die Ärzte und Arzthelferinnen liefen mit ihren knöchellangen, weißen Kitteln an mir vorbei und machten mein Gefühl damit nicht besser.

Wo war ich hier gelandet?

Komme ich hier wieder raus???

Und so saß ich im Wartezimmer und fühlte mich dementsprechend unwohl. Ich vermutete hinter jedem Wartenden, und das Wartezimmer war voll, warm und stickig, eine schwer kranke Persönlichkeit und dachte noch immer, dass ich hier völlig fehl am Platze sei. “Hoffentlich“, so dachte ich beklommen, “schaffe ich es, auch den Doktor davon zu überzeugen!“

Endlich kam ich an die Reihe und konnte das furchtbare Wartezimmer verlassen. Der Doktor empfing mich mit einem festen Händedruck und fragte, was er für mich tun könne.

Ich suchte nach Worten, um ihm zu beschreiben, was los war, schaffte es aber nicht. Er fragte nach meinem Beruf, zog die Augenbrauen hoch, als ich Berufsschullehrerin sagte, und als er wissen wollte, ob ich irgendwas von dem, was ich mir für die Ferien vorgenommen habe, schon geschafft hätte, brach ich in Tränen aus. Ich wusste plötzlich, dass ich hier genau richtig war, dass ich dringend Hilfe brauchte!

Auf seine Frage, wann ich das letzte Mal entspannt durchgeschlafen hätte, konnte ich auch nicht wirklich antworten – “Was war denn durchschlafen?!”, dachte ich. Also schrieb er mir ein Schlafmittel auf, organisierte einen Termin bei seiner Frau, die Psychologin und Verhaltenstherapeutin war (welch ein Zufall!) und wollte mich krankschreiben. Das lehnte ich zunächst einmal ab, wir hatten ja noch Ferien, also war dies erstmal nicht nötig. Allerdings deutete er schon an, dass sich meine Ferien sicher verlängern würden!

Ich ging nach Hause und war irgendwie erleichtert, aber gleichzeitig auch beunruhigt – “Wie schlimm hat es mich erwischt?”, “Was werden ‘die Anderen‘ sagen?”, “Was werden meine Kolleginnen sagen, wenn er mich, wie angedeutet, länger krankschreibt?”

Was mich aber noch stärker beunruhigte, waren die Tabletten, die ich nehmen sollte, um meine Panikattacken (endlich wusste ich ja, was ich hatte) runterzufahren. Der Blick der Apothekerin, eine Mischung aus Mitleid und Besorgnis, als sie mir die Tabletten gab, machte es auch nicht besser! Schön und gut, dass das Medikament die körperlichen Symptome der Panik mildern sollte, aber “Tavor” hat laut Beipackzettel ein ziemliches Abhängigkeitspotential – und das wiederum machte mir Angst!

Beim nächsten Termin sprach ich die Ängste an und erzählte ihm auch, dass ich die Schlaftabletten nur einmal genommen hätte.

Zur Erklärung: Er hatte beim ersten Termin darauf hingewiesen, dass es sich bei dem Schlafmittel um eine sogenannte “Bettkanten-Tablette” handelt. Er wies mich darauf hin, dass ich sie tatsächlich auf der Bettkante sitzend einnehmen sollte, damit ich nur noch ins Bett fallen müsste. Auf keinen Fall solle ich nach der Einnahme noch Treppen steigen oder so etwas. Du kannst dir nicht vorstellen, was diese Ankündigung bei mir auslöste. Ich habe die halbe Nacht gegen diese Tablette gekämpft – mit voller Kraft und vollem Erfolg (“sie hat mich nicht kleingekriegt!”) – Als ich gegen fünf Uhr morgens merkte, dass die Wirkung endlich nachließ, bin ich beruhigt eingeschlafen.

Der Doktor grinste und meinte, dass er das geahnt habe, nahm aber ohne weiteren Kommentar die Schachtel mit den restlichen Schlaftabletten wieder an sich. Des Weiteren beruhigte er mich, was “Tavor” betraf, und erklärte mir, was genau sie bewirken und wann ich beginnen konnte, sie ausschleichen zu lassen. Ich nahm sie also nach seiner Anweisung und sie begannen zu wirken. Nach sechs Wochen beschlossen wir, sie ausschleichen zu lassen. Ich hatte von da an nur noch die Notfalltabletten dabei, falls mich aus irgendeinem Grund eine Panikattacke anfiel!

So langsam beruhigte ich mich. Ich hatte das Gefühl, alles wieder in den Griff zu bekommen und war der festen Überzeugung, schon bald wieder meinen Dienst antreten zu können!

Auf die Frage, wann ich wieder arbeiten könne, schüttelte der Doktor aber nur den Kopf: Ich wurde (erst einmal!) für ein halbes Jahr krankgeschrieben – das zog mir dann doch die Schuhe aus!!!

Spätestens jetzt begriff ich, dass meine Erkrankung nicht einfach mit Tabletten behoben werden konnte. Allerdings ahnte ich nicht im Ansatz, wo das eigentliche Problem war und auch nicht, wie lange es dauern würde, bis ich eine Vorstellung davon bekomme sollte.

Ich begann mit einer Verhaltenstherapie, die mir half das Prinzip von Ängsten zu verstehen. In der zweiten oder dritten Sitzung bei der Psychologin wurden die Weichen für eine Langzeit-Gesprächstherapie gestellt und eine stationäre Kur beantragt.

Die ersten Sitzungen der Therapie waren sehr anstrengend für mich – schon allein das tägliche Tagebuch zu schreiben stellte mich vor eine enorme Herausforderung: Ich sollte u.a. jeden Tag mindestens drei Dinge aufschreiben, für die ich mich lobte. Das hat so viel Widerstand in mir provoziert, dass diese Rubrik lange leer blieb.

Wofür sollte ich mich loben? Ich war krankgeschrieben, hatte eine “dubiose” Erkrankung, “funktionierte nicht”… und mich für das Auspacken der Geschirrspülmaschine zu loben, erschien mir doch mehr als lächerlich. Mit jedem Gespräch wuchs dann aber meine Bereitschaft, mich darauf einzulassen. So langsam rieselte auch in meinem Verstand die Erkenntnis durch, dass sich da über die Jahrzehnte eine Menge angesammelt hatte… nun galt es, genauer hinzuschauen!

Noch immer konnte ich nicht wirklich einschätzen, was mit mir passiert war und vor allem, was noch passieren würde. Immer wieder holten mich Panikattacken ein, immer wieder das Gefühl der Ohnmacht und der Hoffnungslosigkeit, weil sich alles, was passierte, meiner Kontrolle entzog.

Und Nachrichten aus der großen weiten Welt, die ich nur durch meinen Filter der Erkrankung wahrnahm, beunruhigten mich zusätzlich; z.B. der Fallschirmabsturz von Jürgen Möllemann. Ich stellte mir automatisch die Frage, wohin meine Erkrankung mich noch führen würde. “Wie krank bin ich wirklich?”, “Werde ich einmal so verzweifelt sein, dass ich keinen Ausweg mehr sehe?”

Diese Fragen habe ich mir in all den Jahren, die dann folgen sollten, häufig gestellt. Diese Ängste haben mich sehr lange begleitet und mich oft wieder in ein dunkles Tal stürzen lassen, weil sie vollautomatisch auftauchten, wenn es mir schlechter ging! Auch heute bekomme ich ein leichtes Kribbeln in der Magengegend, wenn ich höre, dass jemand den Freitod gewählt hat… aber es lässt mich nicht mehr in die Tiefe fallen!

Es hat sich in den vergangenen Jahren vieles in meinem Leben verändert und dennoch hatte ich oft das Gefühl, wieder und wieder am Anfang zu stehen. Ich kam mir manchmal vor, als wäre ich in einer Dauerspirale gefangen, nur um heute sagen zu können: “Ja, manches schien sich zu wiederholen… aber die Themen wiederholten sich nicht einfach, sie begegneten mir in immer tieferen Dimensionen noch einmal, damit ich sie in allen Ebenen anschauen und bearbeiten konnte. Du wirst beim Lesen sicherlich bemerken, dass mit der Tiefe auch die “Schärfe” zunimmt, denn offenbar musste ich erst “kleinere Hürden” nehmen, bevor ich die entscheidenden und allem zugrunde liegenden Themen bearbeiten konnte.

So hat meine Seele immer dafür gesorgt, dass ich mich nicht überfordere, und der zunehmende Schmerz für mich ertragbar blieb.

Für dich mag es manchmal so wirken, als sei ich chaotisch hin- und hergewandert. Lass dir gesagt sein, das bin ich auch – auch das gehört scheinbar zu meinem Weg. Und wenn mir 2002 jemand gesagt hätte, dass ich 13 Jahre brauchen würde, um mit ruhigem Gewissen zu sagen, dass ich einen guten Weg gehe und annähernd gesund bin, hätte mich das sicher noch einmal in Panik versetzt. Heute aber weiß ich: Meine Seele gab immer so viel preis, wie ich tragen konnte, und die tiefsten Verletzungen waren solange gut geschützt, bis ich die Kraft hatte, mich ihrer anzunehmen. Also alles zu seiner Zeit. Das gilt auch hier.

Wo?

Ja, wo stehe ich gerade?

Wir wohnen noch immer in unserem Häuschen, allerdings inzwischen ohne Hunde – und wir sind kinderlos geblieben! Wir haben nach wie vor beide unsere Arbeit und sind beide aktive Glieder unserer Kirchengemeinde. Ich seit 9 Jahren im Gemeindekirchenrat, Frank bei der Konfirmandenarbeit und der Begleitung der Jugendgruppen.

Ich bin heute, nach meiner Einschätzung und auch nach der Einschätzung der Menschen, die mich professionell begleiten, aus dieser Krise raus! Und ich habe sehr viel Glück gehabt:

- Da war die Therapie, die ich fast sofort, nachdem die Diagnose gestellt war, beginnen konnte! Wenn ich heute sehe, wie lange jemand auf einen Therapieplatz warten muss, wird mir ganz anders zumute…

- Da war der Kunstmaler, der mir während meines ersten Kuraufenthaltes gesagt hat, dass Pastell-Kreide eines meiner Ausdrucksmittel sein würde. Er sollte Recht behalten, Kreide ist eine meiner bevorzugten Mal-Techniken.

- Da ist der bereits erwähnte Pastor unserer Gemeinde, der in der Zeit meiner Krise, als hätte er einen Sensor, immer dann auf einen Kaffee vorbeikam, wenn es mir gerade tatsächlich am schlechtesten ging! Und der mich langsam an Fragen heranführte, die mich bestimmte Zusammenhänge klarer sehen ließen… und ich setze mich mit GOTT auseinander!

- Da ist meine Freundin aus Studientagen, die nach mehreren Jahren aus dem Schuldienst ausgestiegen ist und als Heilpraktikerin für Psychotherapie und als Freundin für mich da war und immer noch ist!

- Da ist meine Freundin aus alten Bremer Tagen, die mir immer ein offenes Ohr schenkte, und die mir immer wieder versicherte, dass dieser Weg für mich der richtige sei und dass ich es schaffen würde, wieder gesund zu werden!

- Da ist meine Familie, die mich mal mehr, mal weniger aktiv begleitet (es liegen ja auch 80 Kilometer zwischen uns), mir aber immer das Gefühl gab und gibt, so sein zu dürfen und geliebt zu sein, auch wenn ich gerade nicht “funktionierte”!

- Und da sind TherapeutInnen, Coachs, HeilpraktikerInnen, PhysiotherapeutInnen und andere Menschen, die sich eher der ganzheitlichen Medizin verschrieben haben und mir beibrachten, dass Tabletten nicht immer das erste Mittel der Wahl sind!

- Ich traf auf Andreas Ballhausen, einen praktischen Arzt, Osteopathen und Kinesiologen, der mich mit seiner Behandlung allmählich körperlich und seelisch aufrichtete, mir im richtigen Moment die richtigen Bücher zu lesen und die richtigen Vorträge zu hören gab, mich provozierte, mich herausforderte, mich aber auch hielt und auffing. Auch er geht ganz selbstverständlich von dem aus, was auch mir nach und nach immer klarer wurde: “Da ist eine höhere Macht, die mich leitet und begleitet, die mich beschützt und mich heilen will!” Er wurde über die Jahre zu einem treuen Begleiter und Freund, dem ich auch heute noch blind vertrauen kann!

- Da ist Andreas Winter, der mir im Coaching “den letzten Schliff verpasste”, dessen Arbeitsansatz noch einmal vertiefte, was ich über die Jahre erfahren durfte. Er hat mir durch seine Arbeit ermöglicht, auch die letzten Fragmente meiner seelischen Verletzungen zu verstehen und neu zu bewerten.

Und da ist natürlich mein Mann, mein Fels in der Brandung, der all die Veränderungen mitgetragen hat, und der noch heute an meiner Seite ist! So natürlich ist das nicht, wie ich durch viele Gespräche mit Mitpatienten und Betroffenen erfahre – viele Partner kommen mit den Veränderungen, die eine solche Erkrankung mit sich bringt, nicht zurecht – viele Beziehungen scheitern daran! Unsere, GOTT SEI DANK, nicht!!!

Und IHM, also GOTT, ist es sicher zuzuschreiben, dass ich all diese Menschen getroffen habe, als ich sie am dringendsten brauchte. Und dass ich SEIN Wort mit der Hilfe von Bildern für mich und andere erfahrbar und sichtbar zu machen in der Lage bin, ist mit das größte Geschenk auf diesem Weg.

Ich bin mit Hilfe dieser Therapie (mich mit der Bibel auseinanderzusetzen und SEIN Wort in Bildern zu erfassen) und durch die Begleitung der vielen ganzheitlich und spirituell denkenden, lebenden und arbeitenden Menschen aus dieser Krise herausgekommen! Und ich habe eine lebendige Beziehung zu GOTT! Ich halte Zwiesprache mit IHM (meine Form des Gebets ist meist ein schriftlicher, manchmal auch mündlicher Dialog), denn ER begleitet mich permanent!

Ich stelle meine Bilder regelmäßig aus, halte Vorträge über das, was mich bewegt, habe seit drei Jahren meine eigene Homepage, auf der viele meiner Bilder zu sehen sind. Zudem habe ich seit einem Jahr die große Freude, in einem lichtvollen Atelier malen zu können, und veröffentliche nun mein erstes Buch!

Und das hältst du gerade in den Händen!

Solltest du, liebe Leserin, lieber Leser, bis hierher gelesen haben und daran Anstoß nehmen, dass ich GOTT so häufig erwähne, wäre nun der Zeitpunkt gekommen, dich bewusst zu fragen, ob dich meine Geschichte wirklich interessiert. Denn ER ist ein wesentlicher Bestandteil meiner Geschichte!

Ich würde mich freuen, wenn du dabei bleibst… aber das musst du für dich entscheiden! Ich verspreche dir jedenfalls hier schon einmal, dass SEINE Präsenz in meiner Niederschrift eher noch zunehmen wird!

Ich sage Danke

Ich danke zuerst dir, liebe Leserin, lieber Leser dafür, dass du dich darauf einlässt, dass du dich mir anvertraust und mir Glauben schenkst. Ich wünsche dir GOTTES reichen Segen, denn ich glaube, ER wartet nur darauf, alle seine Geschöpfe begleiten zu dürfen!

Zu einem Projekt wie diesem gehört natürlich eine Danksagung. Ich bin vielen Menschen begegnet und sie sind z.T. auch heute noch wichtiger Bestandteil meines Lebens, meiner Veränderung, meiner Heilung. Und vielen von ihnen fühle ich mich zu großem Dank “verpflichtet”. Ich finde kein Wort dafür, das wirklich angemessen auszudrücken. Ich empfinde diesen Dank aus tiefstem Herzen, denn allein wäre ich nicht so weit gekommen: Und so danke ich allen, die mich auf meinem Weg hierher unterstützt haben, die an mich geglaubt, mir Mut zugesprochen und mir auch tatkräftig zur Seite gestanden haben! Die Liste derer, die mir geholfen, mich gehalten und manchmal auch ein bisschen gestoßen haben, ist so lang, dass ich fürchte, ich würde entweder “die falsche Reihenfolge” wählen oder wichtige Menschen vergessen! Dabei könnte ich nur verlieren und würde Enttäuschungen provozieren!

Das möchte ich vermeiden und deshalb will ich mich hier und jetzt bei all meinen “Engeln ohne Flügel” bedanken. Fühlt Euch bitte alle hier angesprochen, wie kurz oder wie lang die gemeinsame Wegstrecke auch war oder noch ist – ohne Euch wäre ich nichts! Nehmt meinen Dank entgegen für alles, was ich an und mit Euch erfahren habe.

Gebe GOTT, dass es Euch gut ergehe und auch Ihr durch unsere Begegnung so viel geschenkt bekommen möget wie ich.

Ich schließe Euch in meine Gebete ein und bin mit Euch auf wundervolle Weise verbunden!

Nicht vergessen will ich, mich bei all meinen “Arschengeln” (Danke, lieber Robert Betz, für diesen treffenden Begriff!) zu bedanken, die mich provoziert und geärgert haben, die mich herausforderten und Salz in alte Wunden streuten. Und, du erinnerst dich an “was dich trifft, betrifft dich auch!”, damit letztendlich bewirkt haben, und auch heute noch bewirken, dass ich mir alter Schmerzen und alter Muster bewusst werde und sie meistens auch segnen und loslassen kann. Ohne Euch wäre ich noch in der Tiefschlaf-Phase!

Ein ganz besondere Dank sei hier aber noch einmal deutlich ausgesprochen – er gilt meinem Mann, der in den vergangen 35 Jahren eine Menge mit mir durchgemacht und ge- und ertragen hat. Ich danke Dir, geliebter Frank, für deine Liebe und Treue, für deine Geduld, für deine Leidensfähigkeit, für deine Aufmunterungen, für deine konstruktive Kritik und praktische Unterstützung, ach, einfach für dein “bei-mir-sein”! Ich liebe dich und bitte dich um Vergebung für all die Schmerzen und Unannehmlichkeiten, die ich dir in den letzten Jahren bereitet habe. Ich bin mir bewusst, dass du einen sehr großen Anteil zu meiner Heilung beigetragen hast, auch weil du mir zuhause einen Schutzraum geschaffen hast, in dem ich mich geborgen und sicher fühlen konnte. Dankbarkeit scheint fast zu wenig für das, was du für mich, für uns getan hast!

DANKE, DU WUNDERBARE SEELE!!!

So! Jetzt kann es also endlich losgehen: Dir, der du diese Zeilen liest, wünsche ich GOTTES Segen auf deinem Weg. Vielleicht hilft dir mein Buch, den ersten Schritt eines neuen Weges zu wagen… nur Mut! Ich wünsche dir viel Inspiration beim Lesen und für deinen eigenen Weg. Ich lade dich ein, meine Geschichte als Zeugnis dafür zu nehmen, dass ein Leben mit GOTT möglich ist. Und dass die Seelenwunden heilen können, weil ER gesund machen will, was ohne IHN zerbrochen ist! Wenn du nach der Lektüre das Gefühl hast, dass du einen anderen Weg gehen musst, dann ist auch das ein Erfolg. Ich habe meinen Weg ebenfalls vielfach erst dadurch gefunden, dass ich beim Beobachten Anderer gespürt habe, dass ich dieses oder jenes so nicht machen kann und will.

Alles ist gut und alles darf sein!

Fühl dich herzlich umarmt!

Deine Imke Rosiejka

Gekommen um zu suchen

“Gekommen um zu suchen” zu Lukas 19,10 (2013)

1 Sprich nur ein Wort

Matthäus 8, 5–13: “Als aber Jesus nach Kapernaum hineinging, trat ein Hauptmann zu ihm; der bat ihn und sprach: Herr, mein Knecht liegt zu Hause und ist gelähmt und leidet große Qualen. Jesus sprach zu ihm: Ich will kommen und ihn gesund machen. Der Hauptmann antwortete und sprach: Herr, ich bin nicht wert, dass du unter mein Dach gehst, sondern sprich nur ein Wort, so wird mein Knecht gesund. Denn auch ich bin ein Mensch, der Obrigkeit untertan, und habe Soldaten unter mir; Und wenn ich zu einem sage: Geh hin!, so geht er; und zu einem anderen: Komm her!, so kommt er; und zu meinem Knecht: tu das!, so tut er’s. Als das Jesus hörte, wunderte er sich und sprach zu denen, die ihm nachfolgten: Wahrlich. Ich sage euch: Solchen Glauben habe ich in Israel bei keinem gefunden.… Und Jesus sprach zu dem Hauptmann: Geh hin! Dir geschehe, wie du geglaubt hast. Und sein Knecht wurde gesund zur selben Stunde.”

Wie du in diesem ersten Kapitel, aber auch in allen nachfolgenden sehen wirst, hat das, was mich krank gemacht hat, in erster Linie mit dem zu tun, was mich in meiner Kindheit geprägt hat. Das ist mir erst im Laufe meiner Reise aus der Erkrankung immer deutlicher geworden und war zu der Zeit, als mir die Bibelverse begegneten und die Bilder dazu entstanden, meist nicht bewusst. Und es sollte auch dauern, bis ich mich wirklich traute, den eigentlichen Ursachen meiner Panik auf den Grund zu gehen.

Du wirst beim Lesen vermutlich die Erfahrung machen, dass wir uns nicht sehr voneinander unterscheiden, was bestimmte Muster betrifft. Lass dich darauf ein, ohne Angst zu haben, dass diese Nähe der Muster automatisch bedeuten könnte, dass du am Abgrund zu einer Angsterkrankung stehst. Das ist nicht so, denn meine Geschichte ist meine Geschichte.

Und deine Geschichte ist deine Geschichte. Ja, es wird Ähnlichkeiten geben (“Was dich trifft, betrifft dich auch!”) und diese Parallelen erlauben es dir vielleicht, den einen oder anderen Impuls zu übernehmen. Das ist es aber auch schon.