Stahl & Staub - Nico Strasser - E-Book

Stahl & Staub E-Book

Nico Strasser

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Beschreibung

"Stahl & Staub" In einer Welt, zerrissen von endlosen Kriegen und zerfallenen Imperien, kämpft eine Gruppe von Überlebenden darum, in der Asche der Vergangenheit eine neue Zukunft zu schmieden. Trenxa, eine kriegerische Anführerin, die von Verrat und Verlust geprägt ist, stellt sich gegen die letzten Mächte, die die Zivilisation ins Chaos stürzen wollen. Doch der wahre Kampf ist nicht nur der gegen äußere Feinde, sondern auch gegen die dunklen Schatten in ihrem eigenen Herzen. Zwischen Blut und Stahl, Hoffnung und Verzweiflung, muss Trenxa entscheiden, ob der Weg in die Zukunft nur über die Trümmer der Vergangenheit führt – oder ob wahre Freiheit nur im Loslassen der alten Welt zu finden ist. Ein episches Abenteuer über Macht, Moral und den Preis des Überlebens.

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Seitenzahl: 144

Veröffentlichungsjahr: 2024

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Titel:Stahl & Staub

Autor:Nico Strasser

Biografie:

Nico Strasser wurde 1985 in München geboren und wuchs in einer kleinen Stadt in Süddeutschland auf. Schon früh fasziniert von der Welt der Geschichten, verbrachte er seine Jugend mit dem Lesen von Romanen und dem Schreiben eigener Texte. Nach Jahren des Schreibens in seiner Freizeit entschloss er sich, seine ersten Werke zu veröffentlichen. Strasser lebt heute zurückgezogen und konzentriert sich voll auf seine schriftstellerische Arbeit. Seine Geschichten sind von der rauen Realität des Lebens geprägt, und er scheut sich nicht davor, harte Themen und komplexe, oft kontroverse Charaktere zu thematisieren. Neben dem Schreiben ist Strasser auch ein begeisterter Reisender und sammelt Eindrücke und Inspirationen aus der ganzen Welt, die er in seinen Romanen verarbeitet.

Kapitel 1: Willkommen im Dreck

Trenxa Wraxx hockte unter dem zerfetzten Rumpf eines Frachters und fluchte. Der verdammte Ölfilter war schon seit einer Stunde festgerostet, und ihre Geduld war längst verschwunden. Der heiße Atem der Station stieg wie eine zähe Suppe aus den Lüftungsschächten auf, eine Mischung aus verbranntem Plastik und abgestandenem Schweiß, die alles auf der Graukralle durchdrang. „Verdammtes Stück Scheiße!“ Sie schlug mit ihrem Schraubenschlüssel gegen das Metall, bis die Vibrationen in ihren Finger fuhren. „Noch einmal, und ich schweiße dich zu Schrott!“ Ihre Hände waren glitzernd von Öl, die Nägel schwarz vor Dreck, aber sie biss die Zähne zusammen und zog erneut mit aller Kraft an den Teil. Hinter ihr ertönte ein dumpfes Lachen, rau und keuchend, wie eine rostige Motorsäge. „Sprichst du immer so liebevoll mit deinem Zeug, Wraxx? Kein Wunder, dass du alleine bist.“ Trenxa drehte sich um, die Augen verengt, der Schraubenschlüssel fest in der Hand. „Verpiss dich, Kando. Wenn ich deine Fresse brauche, rufe ich dich. Bis dahin kannst du dich an deinen eigenen Schwanz würgen.“

Kando, ein bulliger Kerl mit einer Glatze, die wie geöltes Leder glänzte, grinste nur breiter. „Entspann dich, Kleine. Bin nur gekommen, um zu schauen, ob du endlich meinen Frachter fertig hast. Hab ein Date mit ein paar Kisten Waffenlieferungen, und die Jungs da draußen warten nicht gern.“

„Dein Frachter läuft so gut wie dein beschissenes Gehirn. Also halt die Klappe und lass mich arbeiten, oder ich stopfe dir deinen eigenen Auspuff in den Arsch.“

Er machte einen Schritt auf sie zu, aber Trenxa ließ den Schraubenschlüssel gefährlich in ihrer Hand schwingen. „Du willst Ärger? Dann lass uns loslegen. Aber vergiss nicht, Kando, ich bin hier die Beste. Und ohne mich bist du nur ein weiterer Drecksack, der auf Ersatzteile wartet.“ Er hielt inne, schnaubte und hob die Hände. „Schon gut, schon gut. Aber du solltest wirklich an deinem Kundenservice arbeiten, Wraxx. Könnte sein, dass dir sonst mal jemand den Schädel einschlägt.“

Sie ließen ihn stehen, wandte sich wieder dem Filter zu und zog mit einem letzten Fluchen daran. Mit einem kreischenden Knirschen löste sich das Ding endlich. „Hah! Scheißteil! Du glaubst wohl, du kannst mich aufhalten, was?“ Sie hielten das Teil triumphierend hoch, auch wenn ihr Unterarm vor Anstrengung brannte. „Du redest echt viel mit Maschinen.“ Die Stimme kam leise und zischend, schnell wie ein Echo, aus dem Halbschatten der Werkstatt. Trenxa fuhr herum. „Wer da?“

Ein dünner, blasser Mann mit zu großen Augen und einem breiten Mund trat vor. Sirrion Floxx, besser bekannt als Sirro, ein Alien-Schmuggler mit einer Vorliebe für unnötig enge Kleidung. Seine Lippen waren in ein schiefes Grinsen verzogen, und seine drei Finger spielten nervös mit einem Stab, der wie eine Antenne aussah. „Sirro“, knurrte Trenxa. „Was willst du?“ „Ich hab da einen Job für dich, Wraxx. Einen, der deine Talente ein bisschen mehr fordert als diese Müllkiste hier.“ Er nickte in Richtung des Frachters.

„Vergiss es. Hab schon genug zu tun, mich mit Idioten wie Kando rumzuschlagen.“ Sirro trat näher, sein Grinsen unerschütterlich. „Dieser Idiot bezahlt dir vielleicht ein paar lausige Credits, aber ich spreche von echten Zahlen. Fünfzigtausend. Vorab.“ Trenxa spürte, wie ihr Herz für einen Moment schneller schlug. Sie brauchen die Credits. Die Station verlangte wöchentlich Schutzgeld, ihre Ausrüstung war am Zerfallen, und die Rechnungen stapelten sich wie Müll auf einem Recyclingplaneten. Aber wenn Sirro so großzügig war, dann bedeutet das, dass der Job alles andere als sauber war.

"Was für ein Job?"

„Ein Schiff reparieren. Eines, das… naja, sagen wir mal, etwas Sinnvolles ist. Keine Fragen, keine Nachforschungen. Nur Schrauben anziehen, Treibstoffleitungen prüfen, und wir sind aus dem Schneider.“

Sie starrte ihn an. „Was ist der Haken?“ „Kein Haken. Nur... du darfst nicht zu neugierig sein. Deal?“

Ihr Instinkt schrie, dass sie weglaufen sollte. Aber fünfzigtausend Credits waren fünfzigtausend Credits. Sie nahm den Schraubenschlüssel, wischte ihn an ihren Schlauch ab und steckte ihn in ihre Werkzeugtasche. „Deal. Aber wenn du mich verarscht, Sirro, schweiße ich dir deine drei Herzen zusammen.“

Sirro lachte und klatschte in die Hände. „Das ist mein Wraxx. Treffpunkt ist Dock 17 in zwei Stunden. Und bring deinen Arsch pünktlich, ja?“ Trenxa blickte ihm nach, während er sich aus der Werkstatt schob. Ihr Magen grummelte, und ein bitterer Geschmack stieg in ihrem Hals auf. Der Job stank zum Himmel, aber sie hatte keine Wahl. Die Graukralle war ein Drecksloch, und wenn du hier nicht bereit warst, in Scheiße zu waten, gingst du unter.

Kapitel 2: Ein Deal geht schief

Dock 17 war der übelste Ort der Graukralle, und das sagte etwas aus. Die Luft war dicker als der Gestank aus den Toiletten einer zwielichtigen Bar, und der Boden bestand aus einer Mischung aus Metallplatten, verschüttetem Treibstoff und eingetrocknetem Blut. Trenxa zog ihren Overall enger, nicht weil ihr kalt war – auf der Graukralle war es nie kalt – sondern weil sie sich gegen den ständigen Blick der Herumlungernden abschirmen wollte. Über Dock 17 wachen keine Kameras, keine Wächter, nur Schatten, die zu viel wussten und zu schnell zuschlugen, wenn man sich dumm verhielt.

Sirro wartete an einer massiven Frachttür, die so alt war, dass man bei jedem Öffnen glaubte, sie würde auseinanderfallen. Sein nervöses Zappeln war nicht zu übersehen. Er wirkte wie jemand, der wusste, dass er in Schwierigkeiten steckte, es aber irgendwie genießen konnte. In der einen Hand hielt er eine kleine Metallbox, in der anderen einen seltsamen Zylinder, den er immer wieder prüfte. Seine langen Finger zogen unaufhörlich.

„Du bist spät“, sagte er, als Trenxa näherkam. Seine Stimme war sanft wie Schmieröl, aber voller Misstrauen.

„Ich bin genau auf die Minute hier, Floxx. Du bist einfach zu nervös, um geradeaus zu zählen“, entgegnete Trenxa und verschränkte die Arme. „Jetzt rück raus. Was ist das hier wirklich für einen Job? Das sieht nicht nach ‚Treibstoffleitungen checken‘ aus.“ Sirro zuckte die Schultern, sein Grinsen blieb Chef. „Entspann dich, Wraxx. Alles ganz einfach. Wir müssen nur einen Frachter reaktivieren, der ein bisschen, sagen wir mal, hitzig wurde. Er hat einen Systemabsturz erlitten, und na ja... seine Ladung ist ein bisschen sensibel.“ „Sensibel wie eine Bombe, oder sensibel wie ‚Du kannst nicht mal daran denken, ohne dass jemand dich killt‘?“, fragte Trenxa trocken. „Könnte eine Mischung aus beidem sein.“ Sirro zwinkerte, aber sein Blick wanderte unruhig umher. „Aber hey, dafür gibt's die fetten Credits, oder?“

„Fetten Credits, mein Arsch“, murmelte sie, während sie an ihm vorbeiging und den Frachter musterte, der in der halbdunklen Bucht stand. Es war ein Modell, das sie nur zu gut kannte. Eine alte Brythar-Klasse -Fregatte, gebaut, um schnelle Transporte durch gefährliches Gebiet zu ermöglichen. Das Problem war: Die Dinger hatten eine lausige Firewall. Wenn jemand etwas wirklich Illegales transportierte, war es nur eine Frage der Zeit, bis ein Hacker oder ein Überwachungssatellit den Alarm auslöste. „Und was ist mit der Crew?“, fragte sie, als sie näher an das Schiff trat.

„Tot“, sagte Sirro. Seine Stimme war plötzlich ernster. „Das hier ist ein Geisterschiff. Die Schwarze Rotte hat den Frachter auf dem letzten Außenposten entdeckt. Keine Ahnung, was passiert ist, aber jeder an Bord war hinüber. Kein Blut, keine sichtbaren Wunden. Einfach... weg.“ Trenxa blieb stehen, spürte, wie sich ihre Nackenhaare aufstellten. „Willst du mir jetzt erzählen, dass das Schiff verflucht ist?“ Soll ich 'ne Schraube rausziehen und plötzlich stehen wir alle in einem Horrorfilm, oder was?“ „Es ist kein Fluch. Nur ein Unfall. Wahrscheinlich.“ Sirro grinste wieder, aber seine Augen verrieten, dass er nicht an seine eigenen Worte glaubte.

„Das ist der Moment, in dem ich sagen sollte: ‚Scheiß drauf, ich geh nach Hause‘“, sagte Trenxa und schulterte ihren Werkzeugkoffer. „Aber wenn ich das tue, sind meine Schulden morgen immer noch da.“ Auch los. Zeig mir die verdammte Luftschleuse.“

Sie betraten den Frachter, und die Atmosphäre änderte sich sofort. Die Beleuchtung flackerte, und die Luft war schwer, voller Ozongeruch und etwas, das sie nicht zuordnen konnte. Vielleicht Tod. Vielleicht Angst. Die Konsolen an den Wänden zeigen noch immer beschädigte Datenströme, und der Boden knirschte unter ihren Stiefeln. Es war, als würde das Schiff atmen, aber unregelmäßig, krankhaft.

„Das hier fühlt sich falsch an“, sagte sie, während sie sich umsah.

„Na ja, die Schwarze Rotte hat den Frachter aus einem verdammten Nebelfeld gezogen. Vielleicht hat er ein bisschen Strahlung abbekommen.“ Sirro Klang bemühte sich beiläufig, doch seine Hände zitterten, als er das Kontrollpanel vor ihnen aktivierte.

Trenxa bückte sich, um eine lose Kabelverbindung zu prüfen. „Strahlung macht keine ganze Crew unsichtbar, Floxx. Und dieses Kabel hier wurde durchgeschnitten, nicht von irgendeiner Fehlfunktion.“ Sie hielten das Ende hoch, der Schnitt war präzise, schnell chirurgisch.

„Vielleicht waren es die Passagiere. Oder sie sind einfach... verschwunden.“ Sirro trat einen Schritt zurück, während sie den Kabelbaum überprüfte. „Passagiere?“, fragte sie scharf, ohne ihn anzusehen.

„Okay, gut, ja, es war eine verdammte Ladung. Keine Passagiere. Etwas Wertvolles. Oder... irgendjemand.“ Seine Stimme wurde leiser. „Die Schwarze Rotte hat das Ding nicht mal berührt.“ Nur an den Haken genommen und zu mir geschickt. Und jetzt ist es unser Problem.“ „Großartig. Scheiße mit Schleife“, murmelte Trenxa, während sie die Systeme hochfuhr. Das Brummen der Energiezellen erfüllte den Raum, und für einen Moment war alles still, fast zu still. Dann, mit einem ohrenbetäubenden Kreischen, schossen die Lichter an. Ein gleißender Blitz, begleitet von einem markerschütternden, metallischen Knall, ließ sie beide zusammenzucken. Die Bildschirme flackerten, und auf einem der Monitore erschien ein verzerrtes Gesicht. Nicht menschlich. Nicht einmal annähernd. Die Augen waren schwarz, der Mund schien in einem unnatürlichen Grinsen eingefroren zu sein.

„Was zum–“ Trenxa erstarrte, während Sirro hinter sie trat und laut fluchte.

„Verdammt! Ich wusste es! Ich wusste, dass das ein Fehler war!“ Er packte sie am Arm, aber sie schüttelte ihn ab.

„Ruhig, Floxx. Vielleicht ist das nur irgendein verdammter Hacker. Oder ein fehlerhaftes Interface.“ Ihre Stimme klang selbst für sie nicht überzeugend. Das Gesicht verzog sich weiter, die Augen glühten jetzt. Und dann, mit einem scharfen Knistern, verschwanden die Monitore, und das Schiff tauchte wieder in Dunkelheit. Sirro war bleich, seine drei Finger umklammerten die Metallbox, als wäre sie sein Rettungsanker. „Das war kein verdammter Hacker, Wraxx. Das ist... etwas anderes.“ Trenxa zog ihre Laserpistole, die sie immer im Gürtel trug, und spürte, wie ihre Finger zitterten.

„Was auch immer das ist, es lebt nicht mehr lange, wenn es mir in die Quere kommt.“ „Wir sollten abhauen. Jetzt.“ Sirro klang panisch, aber Trenxa schüttelte den Kopf. „Nicht, bevor ich das System wieder unter Kontrolle habe. Wenn wir jetzt gehen, verliert der Frachter jegliche Energie, und wir kommen nicht mehr in die Gänge. Willst du, dass die Schwarze Rotte uns zerlegt?“

Sirro antwortete nicht. Stattdessen starrte er über ihre Schulter in die Dunkelheit. Seine Augen waren weit aufgerissen, sein Mund öffnete sich, aber kein Laut kam heraus.

„Was ist los?“ Trenxa drehte sich um. Und dann sah sie es.

Kapitel 3: Der Schatten

Das Ding war eine Silhouette, die kaum greifbar war. Es bewegte sich wie Rauch, doch seine Präsenz war schwer und erdrückend, als würde der Raum selbst zurückweichen. Es hatte keine klaren Konturen, keine erkennbaren Gliedmaßen, nur eine Andeutung von Bewegung, die mit jedem Flackern der Notlichter verschwand und wieder auftauchte. Ein Laut kam aus der Dunkelheit, tief und vibrierend, als würde Metall unter einem immensen Druck stöhnen.

Trenxa spürte, wie ihre Kehle trocken wurde, ihre Laserpistole in der Hand schwerer als je zuvor. „Was… zum Teufel ist das?“ Ihre Stimme klang flach, fast tonlos, weil sie mit aller Kraft gegen die aufkommende Panik ankämpfte. Sirro trat zwei Schritte zurück, sein Finger um die Metallbox verkrampft. „Das ist… das war nicht Teil des Plans.“ Scheiße, Wraxx, ich weiß nicht, was das ist!“ Seine Stimme war hoch, schnell hysterisch, und sein Atem ging stoßweise. Das Ding bewegte sich wieder, diesmal näher. Der Schatten schien sich zu kräuseln, als würde er über die Wände fließen. Ein Geräusch, halb Knurren, halb Flüstern, breitete sich aus, und Trenxa empfand, wie sich die feinen Haare an ihren Armen aufstellten. Es sprach nicht, nicht wirklich, aber sie konnte etwas hören. Worte, die sich in ihrem Kopf gruben, wie ein zerrissenes Echo, das nicht dazugehörte.

„Ihr gehört nicht hierher.“

Sie zuckte zusammen und hob instinktiv ihre Waffe. „Halt die Klappe! Was auch immer du bist, ich puste dir das nicht existente Gesicht weg, wenn du näher kommst!“ Ihre Stimme war laut, trotzig, aber innerlich tobte eine andere Seite von ihr, die sie anschrie, wegzulaufen. Sirro war mittlerweile an der Wand, sein Rücken an kaltem Metall, seine Augen fixierten den Schatten wie ein verängstigtes Tier. „Wraxx, hör auf, es zu provozieren! Wir müssen raus! Jetzt!“ „Raus? Durch was? Willst du zurück durch die Schleuse, während das Ding hier drin rumspukt?“ Sie richtete die Waffe auf die Bewegung, wo sie das Ding zuletzt gesehen hatte. „Ich werde nicht fliegen, bevor ich weiß, was das hier ist.“ Und ob es sich ausbreitet.“

Das Flüstern wurde lauter, ein chaotisches Murmeln aus verschiedenen Stimmen, die über und untereinander sprachen. Manche klingen wie Schreie, andere wie das Flüstern von Kindern. Trenxa konnte sich nicht mehr konzentrieren, der Lärm kroch in ihrem Kopf, als hätte jemand ihre Gedanken in Glasscherben zerlegt. „Wraxx, das Ding… es will die Box.“ Sirros Stimme war kaum mehr als ein Wispern, seine Augen voller Tränen. Er hielt die Box jetzt vor sich, als würde sie ihn beschützen. „Es ist deshalb hier. Es wird sie zurückbringen.“ „Was ist in dieser verdammten Box, Sirro?“ Trenxas Stimme war scharf wie eine Klinge, aber sie blickte nicht zu ihm. Ihre Augen waren weiter auf die Schatten gerichtet, die sich in der Dunkelheit wanden.

„Ich… ich weiß es nicht!“ Es war nur ein Auftrag, okay? Die Schwarze Rotte hat mir gesagt, ich soll das Ding abliefern. Es ist wertvoll, vielleicht lebendig… ich weiß es nicht! Aber wenn ich es verliere, bin ich tot!“

„Scheiße, Sirro!“ Trenxa empfand, wie die Wut in ihr aufstieg, eine Mischung aus Angst und Frustration. „Du bringst mich hier rein, ohne mir irgendwas zu sagen?“ Und jetzt haben wir einen Schattengeist, der uns verdammt noch mal beide töten will!“

Das Ding formte sich erneut, diesmal näher, schnell greifbar. Es war größer, als sie gedacht hatte, und es schien sich mit jeder Bewegung aufzublasen. Ein Funke aus purem Instinkt durchzuckte sie. Sie feuerte. Der Schuss der Laserpistole zischte durch die Luft, traf die Schattenmasse und verschwand, als hätte er nie existiert.

Das Ding zuckerte zurück, aber es war mehr Verwirrung als Schmerz. Das Flüstern wurde lauter, wütender. „Ihr… gehört… nicht… hier.“ „Verdammt!“ Trenxa sprang zurück, schob sich gegen die Wand, ihre Waffe nutzlos. „Das bringt nichts. Es… es reagiert nicht auf Energie!“ „Gib ihm die Box! Gib sie ihm einfach!“ Sirro war jetzt vollständig in Panik, sein Gesicht nass von kaltem Schweiß.

„Und wenn es damit noch gefährlicher wird? Wenn das Ding… irgendwas aktiviert ist?“ Trenxa zögerte, ihr Blick wanderte zwischen der Box und dem Schatten hin und her. „Ich habe keine Ahnung, womit wir es hier zu tun haben, aber irgendwas sagt mir, dass das nicht aufhört, nur weil wir brav sind!“

Der Schatten wuchs weiter, breitete sich an den Wänden aus, und plötzlich war die Luft schwerer. Es fühlte sich an, als würde der Raum enger werden, als würde das Ding die Realität selbst verbiegen. Trenxa spürte, wie ihre Beine unter ihr nachgaben, ihre Atmung flach und keuchend. „Ich… ich kann nicht…“ Sirro rutschte zu Boden, die Box fest umklammert. Sein Blick war glasig, seine Lippen bewegten sich, als würde er beten. Trenxa biss die Zähne zusammen, rief all ihre verbliebene Energie zusammen und schrie: „HEY!“ Sie hob die Box, riss sie Sirro aus den Händen, während er nur ein schwaches „Nein!“ hervorstieß. Das Ding hielt inne, der Schatten vibrierte wie eine gespannte Saite. „Das willst du, oder? Das hier?“ Trenxa hielt die Box hoch, ihre Finger zitterten vor Anspannung.

„Dann nimm es, du elender Mistkerl, aber lass uns in Ruhe!“

Das Ding schien zu verharren, als würde es sie mustern. Die Luft knisterte vor Spannung, und das Flüstern verwandelte sich in ein tiefes, vibrierendes Brummen. Dann, plötzlich, schoss der Schatten nach vorne, schnell wie eine Welle, die sie verschlingen wollte.

Trenxa reagierte instinktiv. Sie warf die Box mit aller Kraft gegen die nächste Wand. Der Aufprall erzeugte ein hohles Krachen, und die Box öffnete sich leicht. Ein greller, bläulicher Schimmer entwich, ein Licht, das für einen Moment alles erhellte.

Der Schatten schrie, ein unnatürlicher, markerschütternder Laut, und zog sich zurück. Doch statt zu verschwinden, schien er sich zusammenzuballen, kleiner zu werden, aber intensiver, konzentrierter.

„Was hast du getan?“ Sirro kroch panisch zu der Box, sein Gesicht eine Maske aus Furcht und Wut.