Star Wars™ - Der Erbe der Jedi-Ritter - Kevin Hearne - E-Book

Star Wars™ - Der Erbe der Jedi-Ritter E-Book

Kevin Hearne

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Beschreibung

Ein neues mitreißendes Star-Wars-Abenteuer, das zwischen Episode IV und Episode V spielt.

Als eine brillante nicht menschliche Kryptografin dazu gezwungen wird, ihr außergewöhnliches Talent in die Dienste des Imperiums zu stellen, kann sie nur einer aus dieser misslichen Lage befreien: Luke Skywalker. Zusammen mit seinem treuen Droiden R2-D2 und dank der Hilfe von Nakari Kelen, der Tochter eines Biotechmoguls, begibt er sich auf eine waghalsige Rettungsaktion. Skrupellose imperiale Leibwächter und erbarmungslose Kopfgeldjäger treiben seine Fähigkeiten als Rebellenkämpfer und angehender Jedi an die Grenzen. Um zu überleben, muss er auf sich selbst vertrauen – und auf seine aufkeimende Beziehung zur Macht …

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Kevin Hearne

DER ERBE DER JEDI-RITTER

Aus dem Englischen

von Andreas Kasprzak

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Die amerikanische Originalausgabe erschien unter dem Titel

»Star Wars™ Heir to the Jedi«

bei Del Rey/The Ballantine Publishing Group, Inc., New York.

1. Auflage

Deutsche Erstveröffentlichung Dezember 2015

bei Blanvalet, einem Unternehmen der Verlagsgruppe

Random House GmbH, München

Copyright © & ™ 2015 LUCASFILM LTD.

Translation Copyright © 2015 by Verlagsgruppe

Random House GmbH, München

Umschlaggestaltung: Isabelle Hirtz, Inkcraft,

nach einer Originalvorlage

Cover Art Copyright: © 2015 by Lucasfilm Ltd.

Jacket illustration: Larry Rostant

Jacket design: Scott Biel

Redaktion: Rainer Michael Rahn

ue · Herstellung: sam

Satz: omnisatz GmbH, Berlin

ISBN: 978-3-641-14915-4

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www.blanvalet.de

Es war einmal vor langer Zeit

in einer weit, weit entfernten Galaxis …

Die Zerstörung des Todessterns hat der angeschlagenen Rebellen-Allianz neue Hoffnung geschenkt. Doch die gnadenlose Verfolgung durch Darth Vader und die imperiale Flotte fordert ihren Tribut von den Ressourcen der Allianz. Gegenwärtig halten sich die Rebellen im Äußeren Rand versteckt, von wo aus sie nach einem dauerhafteren Stützpunkt und neuen Verbündeten suchen, die sie mit dringend benötigten Waffen und Ausrüstung versorgen.

Luke Skywalker, der Held der Schlacht von Yavin, hat sich auf die Seite der Rebellen geschlagen und stellt sein bemerkenswertes Können als Pilot in jeder Mission unter Beweis, die seine Vorgesetzten ihm zuteilen. Doch seine allzu kurze Zeit unter den Fittichen von Jedi-Meister Obi-Wan Kenobi geht ihm ebenso wenig aus dem Kopf wie die stetig wachsende Gewissheit, dass die Beherrschung der Macht für ihn den Schlüssel zum Sieg über das Imperium darstellt.

Ohne die Mentorschaft des alten Ben, aber entschlossen, der Rebellion auf jede nur erdenkliche Weise zu dienen, sucht Luke nach Wegen, um seine Machtfähigkeiten zu verbessern und zu perfektionieren …

1. Kapitel

Jetzt, da Ben tot ist, gibt es niemanden mehr, der all meine Fragen beantworten könnte. Diese traurige Tatsache wird mir jedes Mal von Neuem bewusst, wenn ich mich frage, was ich nun tun soll. Sein braunes Gewand hätte ebenso gut aus reinem Mysterium gewoben sein können; er trug es und ließ auf dem Todesstern nichts weiter von sich zurück. Ich weiß, dass Han nicht viel von der Macht hält, doch wenn der Körper eines Mannes beim bloßen Kontakt mit einem Lichtschwert einfach verschwindet, geht das weit über »simple Tricks und Unsinn« hinaus.

Und ich weiß, dass die Macht existiert. Ich habe sie gespürt.

Um genau zu sein, tue ich das noch immer, aber das Gefühl ist so ähnlich, als wüsste man, dass etwas im Sand vergraben ist, während man mit dem Speeder darüber hinwegbraust. Man sieht Wellen an der Oberfläche, Hinweise darauf, dass sich darunter irgendwas bewegt – vielleicht etwas Kleines, vielleicht etwas Riesiges –, das außerhalb deines Blickfelds ein vollkommen anderes Dasein führt. Und obwohl es ungefährlich und lohnend sein kann nachzusehen, was sich da unter der Oberfläche tummelt, besteht ebenso die Möglichkeit, dass es das Letzte ist, was man im Leben tut. Ich brauche jemanden, der mir sagt, wann ich im Sand graben soll und wann besser nicht.

Während der Schlacht von Yavin glaubte ich einige Male, Bens Stimme zu hören, doch jetzt bin ich mir nicht sicher, ob das tatsächlich der Fall war. Vielleicht habe ich mir das auch bloß eingebildet; vielleicht hat mein Unterbewusstsein zu mir gesprochen – mein Wunschdenken. Seitdem ist Ben stumm geblieben, und ich habe nicht das Gefühl, als könnte ich mit sonst jemandem über die Macht sprechen. Gegenwärtig ist mein engster Vertrauter ein blauweißer Astromech-Droide.

Han und Chewie sind unterwegs und versuchen, genügend Credits zu verdienen, um ihre Schulden bei Jabba dem Hutten zu begleichen. Sie haben das ganze Geld, das sie als Lohn für ihren Einsatz in der Schlacht von Yavin bekamen, längst wieder verspielt, und jetzt sind sie wieder genauso pleite und verzweifelt wie zuvor. Die Galaxis sollte sich also in Acht nehmen.

Leia hat sich zusammen mit den Anführern der Allianz-Flotte in den Sujimis-Sektor zurückgezogen, wo sie sich bei einem Eisplaneten versteckt halten, für den sich seit den Klonkriegen niemand mehr interessiert hat. Allerdings würde sie vermutlich ebenso ungern von meinen Sorgen hören, wie ich sie ihr erzählen möchte. Sie hat wesentlich wichtigere Dinge zu tun, als ihre Zeit damit zu vergeuden, mir meine Verunsicherung auszureden. Dreipeo ist bei ihr und fühlt sich für seine Vorhersagen drohenden Unheils in über sechs Millionen Kommunikationsformen vermutlich wie üblich nicht genügend gewürdigt. Somit steht es Erzwo und mir frei, einen Auftrag für Admiral Ackbar zu erledigen.

Man hat mich nach Rodia entsandt, in dem Bestreben, für die Allianz eine geheime Versorgungsroute zu erschließen. Das Wort »Schmuggel« wird nicht gern gehört – Ackbar hat ernste Probleme mit der Sache an sich, doch die Wahrheit ist, dass die Allianz gar nicht anders kann, als zu schmuggeln, wenn sie weitermachen will. Da das Imperium versucht, unsere Nachschublieferungen zum Äußeren Rand zu unterbinden, indem es gezielt Schmuggler-Nester aushebt, und es für uns auf den altbekannten Schwarzmärkten im Kern zu gefährlich ist, müssen wir uns nach anderen Bezugsquellen umsehen. Rodia steht zwar unter imperialer Kontrolle, doch Leia meinte, dass der Chekkoo-Clan auf dem Betu-Kontinent womöglich gewillt ist, mit uns zusammenzuarbeiten. Sie sagte, die Chekkoos verachten den momentan herrschenden Chattza-Clan und sind hochspezialisiert in der Herstellung von Waffen, Rüstungen und anderer Ausrüstung, die wir für unseren Kampf gegen das Imperium gut gebrauchen können. Leia war davon überzeugt, dass sie sich dem Imperium allein schon deshalb widersetzen würden, um den Chattza-Clan zu ärgern, was wir uns zunutze machen könnten. Mon Mothma stand dem Vorschlag unschlüssig gegenüber, doch Ackbar überraschte alle, indem er Leia unterstützte, und das gab den Ausschlag.

Keine Ahnung, wie Ackbar es schafft, schwierige Diskussionen gleich im Keim zu ersticken. Vielleicht liegt es an seinem »aalglatten« Wesen, dass ihn niemand herauszufordern wagt. Ich jedenfalls werde mich hüten, mich mit ihm anzulegen.

Sobald das weitere Vorgehen feststand, meldete ich mich freiwillig für die Mission, und sie stellten mir eine wundervolle Privatraumyacht zur Verfügung. Hätte ich es gewagt, mit meinem X-Flügler in den rodianischen Raum einzutreten, hätte das etliche Alarmglocken klingeln lassen, doch eine kleine Yacht mit minimaler Bewaffnung ist kaum der Rede wert. Als Erzwo und ich das Schiff zum ersten Mal im Hangar der Verheißung sahen, einer der Fregatten der Allianz, konnten wir uns ein anerkennendes Pfeifen nicht verkneifen. Die Yacht war ein echtes Prachtstück und machte einiges her.

Sie war rotmetallic lackiert, mit silbernen Verzierungen. Das Cockpit und die Wohnquartiere befanden sich im vorderen Teil des Schiffs, und die Flügel wölbten sich nach hinten wie ein Halbmond, der daran denkt, sich vollends zu entfalten. Das Heck sah ein bisschen aus wie ein Keks, von dem jemand ein Stück abgebissen hat, und war mit großen Sublichttriebwerken, Störsendern, Sensoren und Schildgeneratoren vollgepackt. Von vorne oder von den Seiten war die geballte Leistungsfähigkeit, die in dem Schiff steckte, nicht erkennbar – aus diesen Perspektiven kündete die Yacht allein von Luxus und Dekadenz –, doch das Heck verriet jedem, der einem an den Fersen klebte, dass er nicht allzu lange würde mithalten können. Das Schiff war auf Geschwindigkeit ausgelegt, höchstwahrscheinlich auch für Spionagezwecke, während es gleichzeitig den Eindruck erweckte, nichts anderes als das Spielzeug eines reichen Geschäftsmanns zu sein.

»Hübsch, nicht wahr?«, sagte eine Stimme, die mich dazu brachte, den Blick von der Raumyacht abzuwenden. »Das ist die Wüstenjuwel. Die fliegen dann jetzt wohl Sie.« Die Sprecherin war eine groß gewachsene Frau mit dunkler Haut und krausen Locken, die ein schmales Gesicht einrahmten. Sie schenkte mir ein freundliches Lächeln, das ich erwiderte.

»Ist das Ihre Yacht?«, fragte ich.

»Ja. Na ja, eigentlich gehört sie meinem Vater. Doch sowohl sein Schiff als auch seine Tochter stehen gegenwärtig der Allianz zur Verfügung. Bin erst letzte Woche hierhergekommen.« Sie streckte mir eine Hand hin. »Nakari Kelen. Freut mich, Sie kennenzulernen.«

»Kelen?«, sagte ich, ergriff ihre Hand und schüttelte sie. Sie hatte einen starken Händedruck, und ich legte meinen Kopf schief, während ich ihren Namen und den des Schiffs im Geiste einem größeren Kontext zuordnete. »Irgendwelche Verbindungen zu den Kelen-Biolaboren auf Pasher?«

Ihre Augen weiteten sich. »Ja! Fayet Kelen ist mein Vater. Stammen Sie von Pasher?«

»Nein, von Tatooine.«

»Ah, auch ein Wüstenplanet. Dann verstehen Sie ja, warum mich Raumschiffe so faszinieren, die einen weit von zu Hause wegbringen können.«

»Ja, das verstehe ich sehr gut. Ich bin Luke Skywalker.«

»Oh, ich weiß, wer Sie sind«, entgegnete sie und ließ ihre Hand schließlich aus meiner gleiten. »Man hat mir erklärt, dass Sie mein Schiff für so eine Art Geheimmission brauchen, aber niemand sagte mir, dass Sie von Tatooine kommen.«

»Na ja, so geheim ist die Sache auch wieder nicht. Um ehrlich zu sein, das Ganze ist eher so etwas wie ein langweiliger Geschäftsausflug, aber mit diesem Schiff wird kein Imperialer auf die Idee kommen, dass ich der Allianz angehöre.«

»Das hoffe ich. Mein Baby ist stilvoll und elegant und der Rebellion gegenüber offiziell nicht sonderlich gewogen.«

»Apropos ›nicht sonderlich gewogen‹: Darf ich Sie was fragen?«

Nakari nickte.

»Ich habe mich schon immer gefragt, warum Ihr Vater seine Biolabore ausgerechnet auf Pasher betreibt. Eigentlich würde man doch denken, dass ein Dschungelplanet für ein solches Unternehmen besser geeignet wäre, allein schon deshalb, weil es dort viel mehr Flora und Fauna gibt.«

Sie zuckte mit den Schultern. »Er hat auf Pasher klein angefangen. Wie sich zeigte, gibt es für das Gift und die Drüsen von Sandsteinskorpionen und Stachelspinnen medizinische Anwendungsmöglichkeiten.« Sie wies mit dem Kinn auf die Wüstenjuwel. »Sehr lukrative Anwendungsmöglichkeiten.«

»Scheint mir auch so.«

»Was haben Sie auf Tatooine so getrieben?«

»Feuchtfarmen. Spektakulär öde. In manchen Wochen war es so langweilig, dass ich mich tatsächlich darauf gefreut habe, zur Tosche-Station zu fahren, um ein paar … Energieumwandler abzuholen. Hah!«

»Was ist?«

»Mir ist gerade eingefallen, dass ich meine letzte Lieferung nie abgeholt habe. Ich frage mich, ob sie wohl noch dort ist?«

»Wir haben doch alle noch unerledigte Angelegenheiten, nicht wahr?« Das war eine ziemlich unerwartete Wendung des Gesprächs, und ich fragte mich, was es damit auf sich hatte. Um ehrlich zu sein, ich fragte mich, was sie überhaupt hier machte? Für gewöhnlich neigen die Wohlhabenden nicht dazu, sich in Rebellionen verwickeln zu lassen. Allerdings musste ich zugeben, dass sie nicht wie das privilegierte Kind eines Biotechnologie-Magnaten gekleidet war. Sie trug einen Wüstentarnanzug und braune Stiefel mit dicken Sohlen; an ihrer linken Hüfte saß ein Blaster, und sie hatte sich etwas auf den Rücken geschnallt, das wie ein kompakter Projektilwerfer aussah; er wurde von einem Lederriemen an Ort und Stelle gehalten, der diagonal über ihren Oberkörper verlief.

Ich deutete mit dem Finger auf das Gewehr. »Jagen Sie damit Sandsteinskorpione?«

»Ja. Blaster taugen dafür nicht. Ihre Panzer sind zu hitzeabweisend.«

»Das hab ich schon mal irgendwo gehört.«

»Und da heutzutage so viele Leute blastersichere Körperpanzer tragen, ist eine altmodische Waffe, die die Panzerung durchschlägt, überraschend effektiv, wenn man damit umzugehen weiß.«

»Jagen Sie noch anderes?«

»Natürlich. Tatsächlich war ich vor Kurzem auf Tatooine und habe dort einen Kraytdrachen erledigt. Seine Perlen haben es mir ermöglicht, die Juwel ein wenig aufzumotzen. Sie ist zwar nach wie vor Dads Schiff, aber ich habe sie ziemlich aufwändig modifiziert, und ich hoffe, dass ich bald genügend Credits zusammen habe, um sie ihm abzukaufen. Kommen Sie, ich zeige Ihnen mein Baby.«

Wir beide grinsten. Ich war ein bisschen aufgeregt und froh, in diesem eisigen Teil der Galaxis jemanden mit einem ähnlichen persönlichen Hintergrund getroffen zu haben. Zwar kann ich in dieser Hinsicht nur für mich selbst sprechen, nicht für Nakari, aber jemandem mit ähnlichen Erfahrungen zu begegnen, füllte für mich einen Gutteil der Leere hier draußen auf, und das umso mehr, weil sie offensichtlich genau verstand, warum Raumschiffe so wichtig sind: Sie bringen einen von den Wüsten weg – und wenn auch bloß für eine kleine Weile –, um einen fast in dem Glauben zu wiegen, dass man dort nicht verkümmern wird, emotional wie körperlich. Nicht, dass der Rest der Galaxis freundlicher wäre als die Sanddünen. Mein alter Kumpel Biggs zum Beispiel liebte das Fliegen genauso sehr wie ich, schaffte es, Tatooine hinter sich zu lassen, und starb dann in der Schlacht um Yavin. Er fehlt mir, und manchmal frage ich mich, ob er wohl irgendetwas anders gemacht hätte, wenn er gewusst hätte, dass er nie wieder einen Fuß auf einen Planeten setzen würde, sobald er an Bord dieses X-Flüglers kletterte? Ich tröste mich mit dem Gedanken, dass er den Einsatz trotzdem geflogen wäre, weil er glaubte, dass die Sache es wert sei, dafür zu sterben, und das Risiko akzeptabel, doch ich schätze, ob er tatsächlich so dachte, werde ich niemals erfahren. Die Zerstörung des Todessterns hat das Imperium nicht zu Fall gebracht, und die Rebellion geht weiter, sodass ich nichts weiter tun kann, als darauf zu hoffen, dass sich die nächste Mission als jene erweist, die den Imperator stürzt und dem Opfer meines Freundes die Bedeutung verleiht, die es verdient.

Über die Laderampe der Wüstenjuwel gelangten wir in den schmalen Gang hinter dem Cockpit. Bedauerlicherweise diente die Rampe gleichzeitig als Fußboden, und solange sie runtergelassen war, konnten wir nicht weitergehen – ein klarer Designfehler –, deshalb schlossen wir sie und ließen den armen Erzwo allein auf dem Hangardeck zurück, damit es uns möglich war, das Cockpit zu betreten.

Nakari wies auf die Luken zu beiden Seiten des Gangs. »Kombüse und Waschraum links, Kojen und Wartungszugang auf der rechten Seite«, erklärte sie. »Ihr Droide kann sich hier einstöpseln. Außerdem gibt es jede Menge Notfallproviant und Überlebensausrüstung, die ausgesprochen nützlich ist. Atemmasken, ein aufblasbares Floß und dergleichen. Die Kojen sind ziemlich schlicht, muss ich leider sagen. Ich habe all meine Credits in Geschwindigkeit und Tarnsysteme gesteckt.«

»Eine kluge Investition«, versicherte ich ihr. »Wer an einer panischen Flucht von einem Sternzerstörer keinen Gefallen findet, kann mit Kojen ohnehin wenig anfangen, geschweige denn mit luxuriösen.«

Sie wedelte mit einem Finger vor meinem Gesicht hin und her. »Ja, genau! Ganz genau! Ich sehe schon, wir ticken verdammt ähnlich. Und das ist gut, weil ich mein Schiff gern wiedersehen möchte.«

»Ich würde …« Ich brach abrupt ab, weil ich unbewusst beinahe erwidert hätte: Ich würde Sie gern wiedersehen. Glücklicherweise wurde mir jedoch noch rechtzeitig klar, dass sie das vermutlich falsch verstehen und als unglaublich plumpen Flirtversuch werten könnte. Darum beendete ich den Satz mit: »… sagen, das wäre gut für uns beide.« Ich hoffte, dass ihr die unbeholfene Pause entgangen war.

»Absolut.« Sie winkte mich vorwärts. »Nach Ihnen.«

»Danke.« Fünf weitere Schritte führten mich ins Cockpit, wo ich mich in den Sessel auf der linken Seite sinken ließ. Nakari legte eine Hand auf die Rückenlehne meines Sitzes und deutete mit der anderen auf die Instrumentenreihen. »Das Baby verfügt über hochmoderne Störsysteme und Sensoren von Sollust. Da haben wir einen Holoschirm, der vergleichsweise schlicht ist, weil ich lieber diese leistungsstarken Deflektorschilde haben wollte, und die Zwillingssublichttriebwerke links und rechts lassen einen schneller durchs All sausen, als einen X-Flügler. Oh, und für weite Strecken hat das Schiff einen 8.0-Hyperantrieb.«

»Wow. Irgendwelche Waffen?«

»Eine Laserkanone, die direkt unter der Stelle versteckt ist, wo ich gerade stehe. Sobald man sie scharf macht, wird ein Zielerfassungsdisplay aktiviert.«

Ich zuckte innerlich zusammen. »Nur eine Kanone?«

»Das Schiff ist dazu gedacht, abzuhauen und einen so lange am Leben zu halten, bis man die Schwierigkeiten hinter sich gelassen hat. Am besten ist es natürlich, gar nicht erst in irgendwelche Schwierigkeiten zu geraten.«

»Verstanden.«

»Gut.« Sie klopfte mir auf die Schulter. »Sichere Reise, Luke.«

Ich drehte mich in meinem Sitz um, überrascht über das abrupte Ende der Führung. »Hey, danke. Was machen Sie denn so in der Zwischenzeit?«

Sie öffnete die Einstiegsrampe und wies mit einem Daumen auf den Schaft des Gewehrs hinter ihrer Schulter. »Ich bilde einige Soldaten als Scharfschützen aus. Wir gehen runter, um auf Orto Plutonia auf gefrorene Ziele zu feuern. Ich bin ziemlich beschäftigt.« Ihr Blick schweifte durch den Hangar, und etwas ließ sie lächeln. »Ich glaube, Ihr Droide kann es kaum erwarten, an Bord zu kommen.«

»Ist er Ihnen im Weg?«

»Ein bisschen.«

Sie begann die Rampe hinabzusteigen, und ich rief ihr nach, während sie außer Sicht verschwand: »Tut mir leid! Er macht Ihnen sofort Platz!«

Einige Sekunden später rollte Erzwo ins Schiff, und ich fand den Schalter, mit dem sich die Rampe hinter ihm sichern ließ. Er zwitscherte ungeduldig und schien sauer auf mich zu sein, doch wie üblich verstand ich nicht, was genau er sagte. »Du kannst dich rechts einklinken«, sagte ich; der Droide setzte seine elektronische Schimpftirade fort, während er in Position ging.

Wir mussten mehrere verschiedene Hyperraumstraßen nehmen, um vom Sujimis-Sektor nach Rodia zu gelangen, und mir gefiel die Art und Weise, wie sich die Juwel fliegen ließ, weshalb unsere Reise vermutlich ein wenig länger dauerte, als zwingend erforderlich gewesen wäre. Glücklicherweise jedoch waren wir nicht in Eile, und ich genoss jede Sekunde des Trips. Die Juwel zu steuern war das reinste Vergnügen, und im Gegensatz zu meinem X-Flügler, der vom schrillen elektronischen Heulen des Triebwerks erfüllt wurde, war es im Cockpit der Raumyacht wunderbar leise.

Erzwo installierte auf dem Bordcomputer der Juwel ein Programm, das seine digitalen Piepslaute in lesbare Sprache umwandelte. Seine Worte scrollten über den Holoschirm, auf den Nakari mich hingewiesen hatte, und ich ließ die Gegensprechanlage des Schiffs eingeschaltet, damit er hören konnte, was ich sagte.

»Bring uns nach Llanic, Erzwo. Wir müssen dort einen Zwischenstopp einlegen, um zu sehen, ob wir jemanden finden können, der bereit ist, für uns zu schmuggeln, falls wir mit Rodia ins Geschäft kommen.«

Llanic befand sich an der Kreuzung der Llanic-Gewürzroute und der Triellus-Handelsroute und wimmelte derart von Schmugglern und anderen zwielichtigen Gestalten, dass Ben Kenobi den Ort vermutlich als »erbärmlichen Pfuhl des Abschaums und der Verkommenheit« bezeichnet hätte, auch wenn Llanic nicht halb so heruntergekommen war wie Mos Eisley. Hier wurde jede Menge illegaler Credits umgesetzt, was auch der Grund war, weshalb das Imperium die dortigen Machenschaften im Auge behielt. Leia hatte mich mit allen relevanten Informationen vertraut gemacht und gewarnt, dass Moff Abran Malfour häufig auf der Gewürzroute unterwegs war. Er stellte sozusagen die imperiale Präsenz dar, die der aktuellen Position der Allianz-Flotte am nächsten war. Ich konnte nicht riskieren, ihn womöglich auf den Gedanken zu bringen, dass sich die Flotte irgendwo in seinem Sektor aufhielt.

Als ich das System erreichte, rechnete ich zwar damit, dass der Schirm jede Menge Kontakte anzeigen würde, doch die Masse, mit der ich dann konfrontiert wurde, hatte ich nicht erwartet. Fast augenblicklich tauchte einer von Moff Balfours Sternzerstörern auf, auch wenn er zu weit entfernt war, um mich mit seinem Traktorstrahl zu erwischen oder mir sonst irgendwie gefährlich zu werden. Wesentlich näher dran waren zwei TIE-Jäger, die gerade ein Schiff verfolgten, das außerstande zu sein schien, ihnen viel Widerstand entgegenzusetzen. Die Jäger feuerten auf das Schiff, dessen Schilde im Augenblick noch standhielten, doch ich bezweifelte, dass das noch lange so bleiben würde, insbesondere da das Vehikel langsamer war als die TIEs. Fast konnte ich das nicht näher zu bestimmende Rattern und Klappern an Bord des Schiffs hören, das weniger auf einen katastrophalen Schaden hindeutete, als vielmehr auf einen allgemeinen Zustand der Baufälligkeit und die unmittelbar bevorstehende Zerstörung. Ich dachte, dass das kein sonderlich fairer Kampf war, doch ich hatte nicht die Absicht, mich einzumischen, bis ich feststellte, dass das Schiff von kupohanischer Bauart war. Die Kupohaner hatten der Allianz in der Vergangenheit bereits mehrfach beigestanden und würden dies möglicherweise wieder tun.

Nicht, dass sich notwendigerweise Kupohaner an Bord befanden, oder sogar Kupohaner, die der Allianz freundlich gesonnen waren. Es gab unzählige Gründe, warum es besser gewesen wäre, mich um meine eigenen Angelegenheiten zu kümmern und das Schiff seinem Schicksal zu überlassen, doch zwei Dinge hielten mich davon ab. Erstens: Wenn sie das Imperium derart ärgerten, waren sie zumindest potenziell auf meiner Seite. Und zweitens: Da ich ihnen helfen konnte, sollte ich das auch tun, zumal niemand zugegen war, der mir in diesem Punkt hätte widersprechen können.

»Erzwo, berechne schon mal einen Kurs raus aus dem System«, erklärte ich und beschleunigte auf Abfanggeschwindigkeit. »Hinterher werden wir schleunigst von hier verschwinden müssen. Und halte dich irgendwo fest.« Der Schwerkraftgenerator würde ihn zwar am Boden festhalten, jedoch nicht verhindern, dass die Fliehkräfte der extremen Flugmanöver, die uns bevorstanden, ihren Tribut von ihm forderten. Normalerweise saß er sicher im Droidensockel meines X-Flüglers, sodass man sich um solche Dinge keine Gedanken machen musste, aber das hier war etwas anderes.

Ich aktivierte die bescheidene Laserkanone des Schiffs und wartete, bis das System bereit war; dann steuerte ich seitlich auf die TIE-Jäger zu. Ich fuhr die Deflektorschilde hoch und rief die Zielerfassung auf. Ein Blick auf die Schiffe genügte, um zu wissen, dass sich die TIE-Piloten an dem Sternzerstörer orientierten, von dem sie gestartet waren; sie hatten eine ungefähre Ahnung, wo »oben« war, und hielten daran fest, was im Weltall eine eingeschränkte und sogar gefährliche Sichtweise ist. Sobald man sich außerhalb der Atmosphäre befindet, haben oben und unten keine wirkliche Bedeutung mehr. Ich zog die Yacht im Sinkflug ganz bewusst in eine Rolle, brachte die Nase so in Position, dass ich den vorderen der beiden TIE-Jäger im Visier hatte, und feuerte.

Die Lasersalven der Wüstenjuwel waren blau und zu Dreierstrahlen gebündelt. Die erste Salve ging komplett daneben, doch die zweite erwischte den TIE-Jäger und zerstörte ihn. Der andere TIE drehte nach links ab, um auszuweichen, und ich zog die Yacht nach oben, in der Absicht, einen Looping zu fliegen und dann erneut in den Sinkflug überzugehen; das kupohanische Schiff war nach wie vor in Bewegung und wurde fürs Erste nicht länger von Imperialen verfolgt.

Ich rechnete damit, dass der TIE kehrtmachen und versuchen würde, mich ins Visier zu bekommen, und einige Sekunden lang sah alles genau danach aus, doch dann drehte der Raumjäger bei, um seinen Angriff auf das kupohanische Schiff fortzusetzen. Das kam mir ausgesprochen seltsam vor: eine tödliche Gefahr zu ignorieren und jemandem freies Schussfeld auf dein ungeschütztes Schiff zu gewähren, nur um ein fliehendes Zielobjekt zu verfolgen. Ich konnte es kaum glauben und vergewisserte mich, dass sich kein weiteres Schiff auf meinen Scannern befand, das ich irgendwie übersehen hatte und das im Hinterhalt lauerte, doch in unmittelbarer Nähe gab es bloß mich, den verbliebenen TIE und den Kupohaner. Zwar schien es, als sei gerade ein ganzes Geschwader zusätzlicher TIE-Jäger von dem Sternzerstörer gestartet, aber bis die eintrafen, würde es eine Weile dauern.

»Die wollen dieses Schiff um jeden Preis zerstören«, sprach ich meine Gedanken laut aus. Vermutlich hatte der TIE-Pilot vom Sternzerstörer einen Befehl erhalten, der unter dem Strich in etwa so lautete: »Eliminier den Kupohaner oder komm gar nicht erst zurück.« Was mich betraf, so war das umso mehr ein Grund, dem kupohanischen Schiff beizustehen.

Ohne befürchten zu müssen, dass auf mich gefeuert wurde, brachte ich die Yacht erneut in Position und schoss auf den TIE-Jäger, der gerade sein Bestes gab, um den kupohanischen Transporter in Stücke zu ballern. Die Schilde des Kupohaners hielten dem Sperrfeuer stand; der TIE-Jäger hingegen wurde beim ersten Treffer meines Lasers zerfetzt.

»Erwischt«, sagte ich und überprüfte von Neuem die Position des Sternzerstörers. Noch war er nicht in Reichweite, doch der Zerstörer flog mit Höchstgeschwindigkeit, um aufzuholen, und das TIE-Geschwader war noch immer einige Standardminuten entfernt. »Vielleicht kriege ich ja ein paar Antworten, was hier eigentlich los ist. Erzwo, bereite den nächsten Sprung vor und versuch, eine Verbindung zu dem kupohanischen Schiff herzustellen.«

Die Antwort des Droiden erschien auf meinem Holoschirm: SPRUNGBEREIT. INITIIEREKONTAKT.

»Gut. Ich hoffe, die können noch …« Ich brach ab, als das kupohanische Schiff in den Hyperraum sprang, ohne sich auch nur für meine Hilfe zu bedanken. »Tja, ich schätze, sie können noch springen. Wir sollten ihrem Beispiel folgen. Bring uns in den Hyperraum, sobald du so weit bist, Erzwo.«

Als ich die Laserkanone deaktivierte, wich die Anspannung aus meinen Schultern, doch meine Mundwinkel verzogen sich vor Bedauern, als die Sterne zu Schemen verschwammen und während des Sprungs als Streifen am Cockpitfenster vorbeizischten. Irgendwie war ich enttäuscht. Ich fragte mich, wer sich wohl an Bord dieses Schiffs befand, warum das Imperium so erpicht darauf war, diese Wesen zu töten – und ob es die Sache wert gewesen war, dafür meine Mission zu gefährden und dieses Schiff auf die imperialen Suchlisten zu bringen? Für die Besatzung des kupohanischen Schiffs war es das zweifellos, immerhin lebten sie noch. Ich hingegen war mir nicht sicher, ob ich der Allianz mit meinem Handeln tatsächlich einen Gefallen getan hatte, und als ich nun Gelegenheit hatte, die Situation objektiv zu beurteilen, wurde mir klar, wie unüberlegt meine Entscheidung gewesen war. Jetzt war ich gezwungen, Llanic komplett zu streichen und geradewegs nach Rodia zu fliegen, in der Hoffnung, dort vor irgendwelchen Imperialen einzutreffen, die nach mir suchten.

Hoffentlich würde es auf Rodia gut für mich laufen. Vielleicht würden Leia und Admiral Ackbar es mir dann nachsehen, dass ich dem Imperium auf die Zehen getreten bin, obwohl wir uns doch eigentlich bedeckt halten wollten.

2. Kapitel

Die Wüstenjuwel trat in die Atmosphäre von Rodia ein, ohne bereits von einem TIE-Jäger-Komitee erwartet zu werden. Ich hielt mich an die von Erzwo berechnete Route und ging an der Küste von Betu runter, einen Kontinent entfernt vom Chattza-Clan, dem Hochprotektor und dem Gros imperialer Aktivität auf dem Planeten. Hier lebte der Chekkoo-Clan, und obgleich die Chekkoos nicht offen aufgebehrten, da es ihnen schlichtweg an den Mitteln fehlte, um ihren Herzen zu folgen, verschaffte ihnen allein die geografische Lage ihrer Heimat die Möglichkeit, zumindest passiv Widerstand zu leisten und einige ihrer Geheimnisse zu bewahren.

Die Chekkoo-Enklave thronte hoch oben auf einer Felsklippe, an der sich die Wellen des Meeres brachen. Das Augenfälligste an der Siedlung war ein einzelner grauer Turm, der aus einer Reihe steinerner Mauern aufragte, die sich in fast konzentrischen Kreisen ringsum drapierten, jede einzelne starrend vor Waffenbatterien. Zwischen den Mauern drängte sich eine florierende Stadt, doch der Raumhafen, auf dem wir landeten, lag ein wenig außerhalb. Dahinter wartete der Dschungel, feucht und erfüllt vom Brummen der Insekten und dem gelegentlichen Kreischen von etwas, das fressen wollte oder das Pech hatte, gerade gefressen zu werden.

Ich war nicht auf den Gestank vorbereitet; jemand mit größerem diplomatischem Geschick als ich würde ihn vielleicht als beißend bezeichnen. In diesem Moment indes kam mir kein Wort dafür über die Lippen, ob nun diplomatisch oder nicht; ich war vollauf damit beschäftigt, nicht unverhohlen zu würgen, als die Rampe ausfuhr und der Geruch von verdorbenem Käse und Fußpilz hereinwehte, heiß und süßlich und penetrant in meiner Nase und viel zu gewaltig für den Raum, den er ausfüllte, wie ein in einen Ohrensessel gequetschter Hutte.

Am Fuß der Rampe wartete eine Rodianerin auf mich, die vorgab, meine angewiderte Miene nicht zu bemerken. Sie trug eine lange blaue, goldgeränderte Tunika und dazu passende Hosen, die in schnallenbewehrten braunen Stiefeln endeten. Zwischen ihren Fühlern ragte ein Gewirr goldener Stacheln auf, die in einer Linie an der Rückseite ihres Kopfes hinabliefen.

»Willkommen, Luke Skywalker«, sagte sie. »Ich bin Laneet Chekkoo. Ich werde während Ihres Besuchs auf Rodia Ihre Fremdenführerin sein.«

»Schön, Sie kennenzulernen«, entgegnete ich. »Führen Sie mich tatsächlich nur herum oder verhandeln wir auch miteinander?«

»Ich führe Sie bloß herum. Meine Hauptaufgabe besteht darin, dafür zu sorgen, dass Ihre Anwesenheit hier den anderen Clans verborgen bleibt. Wenn Sie mir nun folgen würden, könnten wir nach Toopil aufbrechen.«

»Nach Toopil? Wollen wir denn nicht zur Enklave?«

Laneet ließ ihren Kopf einmal nach links zucken – eine Geste, von der ich annahm, dass sie unter den Rodianern als Verneinung galt. »Hier gibt es zu viele imperiale Spione und sogar noch mehr Schnüffler von den anderen Clans. In der Enklave sind wir demütig und dem Hochprotektor untertan; dort zeigen wir nur sehr wenig von unserem wahren Reichtum und unserer Macht. In Toopil sieht die Sache vollkommen anders aus. Sie werden sehen. Hier entlang, bitte.«

Ich folgte Laneet aus dem relativ ruhigen Raumhafen hinaus auf einen gut besuchten Freiluftmarkt mit labyrinthartigen Gängen, durch die sich eine wogende Schar von Kunden wälzte, die dem, was man Diskretionsabstand nannte, offenkundig recht ablehnend gegenüberstanden. Ein komplett neues Spektrum von Gerüchen attackierte meine Nase. Ich glaube, einige davon sollten eigentlich appetitanregend sein, da ich Essensdüfte darunter ausmachte, doch meinen Appetit regten sie nicht im Geringsten an. Erzwos Kuppel drehte sich hin und her, während er mir folgte und schweigend alles ringsum in sich aufnahm.

Wir bogen um mehrere Ecken, bevor wir uns zu einem Elektronikstand begaben, der jede Menge Schwarzmarkt-Störsysteme und andere nützliche Ausrüstung für den anspruchsvollen Kopfgeldjäger feilbot. Der Stand selbst erwies sich seinerseits als wahrer Irrgarten mit mehreren Etagen und Waren, die – thematisch sortiert – in kleinen Räumen jeweils von einem eigenen, ortsansässigen Händler angeboten wurden. Von jeder Kammer führten mehrere Ausgänge in andere Ausstellungsräume. Als wir eine weitere Ecke umrundeten und in einen Showroom mit Ständern voller Neuraldisruptoren gelangten, in dem sich nur ein riesiger Ithorianer aufhielt, gab Laneet ihm mit ihrer rechten Hand ein Zeichen, und der Ithorianer schleppte sich vorwärts, um mit seiner Masse den schmalen Durchgang hinter uns zu versperren. Solange er dort stand, würde sich niemand an ihm vorbeiquetschen können, und wir nutzten die Gelegenheit, um in einen Korridor zu huschen, der hinter einem Wandregal mit Waffen verborgen war, die aussahen, als wären sie dazu gedacht, innere Organe zu schmelzen. Sobald sich die Paneele hinter Erzwo geschlossen hatten, blieb Laneet in der schwach erhellten Passage stehen und sah uns an.

»Wir wollen lediglich sichergehen, dass uns niemand folgt. Weiter vorn wartet unser Transportmittel, aber bitte, bewegt euch so leise wie möglich. Wir befinden uns immer noch auf dem Markt, und die Wände sind dünn. Wir wollen nicht, dass irgendjemand etwas von diesem Geheimgang erfährt.«

Ich nickte und folgte in der Beinahe-Dunkelheit unserer Führerin; die einzige Helligkeit stammte von fahlen Leuchtstreifen, die in weiteren Abständen angebracht waren, als dem menschlichen Sehvermögen angenehm war. Durch die Wände links und rechts drang der Lärm des Basars: Händler, die mit Kunden feilschten oder Passanten spezielle Angebote zuriefen, in der Hoffnung, das Interesse einer vollen Geldbörse zu wecken. Schließlich erreichten wir das Ende des Gangs, wo zwei bewaffnete Wachen und ein Gewirr automatischer Geschütze in den Wänden ihre Kanonen auf uns richteten. Laneet gab sich zu erkennen und stellte uns vor, und nachdem irgendjemand hinter all diesen Waffen sein Okay gegeben hatte, durften wir passieren und eine Rampe zu einer kleinen Andockplattform hinuntersteigen, wo am Eingang eines unterirdischen Tunnels ein Privatspeeder wartete. Wir stiegen ein, und Laneet aktivierte die Repulsoren, ehe wir vielleicht zehn Minuten lang durch den Tunnel flitzten.

»Jetzt können wir reden«, erklärte sie. »Bitte, verzeihen Sie mir die unerfreulichen Sicherheitsmaßnahmen. Wir sind offen für Geschäfte aller Art, wissen Sie, besonders für solche, die dem Chattza-Clan oder dem Imperium ungelegen sind. Aber wir müssen vorsichtig sein. Dass wir uns so bedeckt halten, dient nicht bloß unserem eigenen Schutz, sondern ebenso dem Ihren.«

»Na, Wirkung zeigen Ihre Maßnahmen jedenfalls«, entgegnete ich. »Ich habe noch nie etwas von Toopil gehört.«

»Offiziell existiert Toopil auch gar nicht«, erklärte Laneet. »Eigentlich sind es bloß eine Cantina, ein paar Versammlungsräume und einige Schlafplätze unter den Anlagen der Utheel Ausrüstungswerke. Utheel stellt von Tarnanzügen bis hin zu gewaltigen Granatwerfern so ziemlich alles her. Sie testen ihre Produkte im umliegenden Dschungel und laden potenzielle Kunden zur Jagd ein; deshalb gibt es auf dem Gelände Schlafsäle. Doch unter denen befinden sich noch weitere geheime Quartiere, in die man bloß durch gut gesicherte Zugänge wie den gelangt, den wir gerade genommen haben. So verschleiern wir unseren Energieverbrauch. Darüber hinaus haben wir einen Hangar und ein Schmuggelversteck mit einem getarnten Eingang von der Luft aus, groß genug für die meisten leichten Frachtraumer. In dem Hangar wickeln wir alle möglichen Geschäfte ab, alles verborgen vor den neugierigen Blicken des Imperiums und anderer Clans. Das Geld wird dann mittels Utheel gewaschen.«

Mir kam der Gedanke, dass Han von diesem System beeindruckt gewesen wäre; ich war es jedenfalls. »Und das Imperium hat wirklich keine Ahnung, was ihr hier so treibt?«

Laneet schnaubte verächtlich; durch ihre rodianische Schnauze klang es wie ein verschleimtes Niesen. »Mit Sicherheit hegen sie einen Verdacht, aber mehr auch nicht. Abgesehen davon vermuten wir, dass alle anderen Clans ähnlich vorgehen.«

Wir gelangten in einen Hangar, der auf den ersten Blick unbewacht wirkte, obwohl ich irgendwie spürte, dass das nicht der Fall war. Nach all den Sicherheitsmaßnahmen auf dem Weg hierher konnte ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass sie diesen Bereich einfach ungeschützt ließen. Laneet bemerkte meine irritierte Miene und deutete sie richtig. »Auch hier gibt es Wachen. Sie tragen Tarnanzüge.«

»Ach, tatsächlich? Ich habe noch nie einen Tarnanzug gesehen.«

Laneet gab einen Laut von sich, der einem Glucksen ähnelte, jedoch eher nach einem Verdauungsproblem klang. »Daher der Name.«

Das erinnerte mich an Bens Worte darüber, dass die Augen einen täuschen können. Die Macht würde mir helfen, solche Illusionen zu durchschauen, wenn ich nur lernte, wie. »Stellen Sie die Tarnanzüge selbst her?«

»Ja. Die Produktpalette von Utheel ist ausgesprochen breit gefächert. Das Unternehmen betreibt keine Schiffswerften und produziert auch keine schwere Artillerie, aber dafür findet man hier nahezu alles, das eine Nummer kleiner ist, vielleicht mit Ausnahme von Blastern. Andere Hersteller verstehen sich besser auf die Produktion solch einfacher Waffen. Wir stellen ein breites Spektrum hochwertiger Produkte in kleineren Mengen her. Sie werden schon sehen. Kommen Sie.«

Wir stiegen aus dem Speeder und fanden uns auf einer verwaisten Betonplattform mit einer Tür am Ende eines kurzen, gewölbten Gangs wieder, der von automatischen Blastergeschützen gesäumt wurde. Vermutlich tummelten sich dort auch einige der eben erwähnten Wachen in Tarnanzügen. Angesichts der hier konzentrierten gewaltigen Feuerkraft kamen mir ernste Zweifeln, ob es selbst einem Jedi gelingen würde, unbeschadet zu der Tür zu gelangen. Ohne einen schweren Sturmangriff kam hier niemand durch, der nicht durchkommen sollte. Laneet blieb vor der Tür stehen, sprach einige Worte in eine Computerkonsole, ließ ihre Hände und ihre Augen scannen, und dann glitt die Tür – begleitet von einem Signalton – auf. Ich folgte ihr hindurch. Wir gelangten in einen kleinen, magnetisch versiegelten Raum. Laneet deutete erst auf den Boden, auf dem einige Verfärbungen zu erkennen waren, und dann zur Decke hinauf, die dazu passende Flecken aufwies. »Sollte es jemand ohne Erlaubnis bis hierher schaffen, kommt die extra beschwerte Decke runter. Hat schon mindestens einen Chattza-Spion zerquetscht.«

Die Innentür summte, bevor sie sich öffnete, und der schmale Korridor dahinter wies weitere Abwehrmaßnahmen auf, ehe wir schließlich in einen recht luxuriösen Versammlungsraum gelangten, in dem dick gepolsterte Sessel an mehreren Tischen standen. Der Raum war mit Teppich ausgelegt und von Lüstern erhellt. Diener in Livree statt Droiden standen bereit, um sich um die Bedürfnisse der Gäste zu kümmern. Selbst die Tischdecken wirkten nobel. Ich hatte den Eindruck, als hätten sich die Rodianer große Mühe gegeben, dafür zu sorgen, dass es für Menschen angenehm roch, doch die widerstreitenden Gerüche von Rodianern und Blumenarrangements machten es dennoch schwer, die Luft zu atmen.

Mehrere Rodianer warteten darauf, mir vorgestellt zu werden, allesamt Mitarbeiter unterschiedlicher Abteilungen der Utheel Ausrüstungswerke, die hier waren, um mit dem Abgesandten der Rebellen-Allianz übers Geschäft zu reden, und ich gebe zu, dass mir dieser Gedanke gefiel. Mal abgesehen von dem Geruch war diese Art der Arbeit wesentlich unterhaltsamer als die eines Feuchtfarmers.

An den Wänden des Raums standen lange Tische, auf denen statt eines kalten Büfetts Waffen ausgebreitet lagen. Nach einem Drink und einer kurzen Unterhaltung, in der ich meine Bewunderung für die Chekkoo-Sicherheitsmaßnahmen zum Ausdruck brachte, die ich bislang bewundern durfte, präsentierten sie mir die Waffen; einige davon waren noch Prototypen, von denen mir mehrere als kostenlose Muster überreicht wurden. Sie überließen mir eine Annäherungsbetäubungsmine, einen mobilen EMP-Detonator und eine Nadelpistole, die ich vermutlich niemals benutzen würde. Allerdings erkundigte ich mich beim Gedanken an Nakaris Projektilwerfer und ihre Behauptung, dass das Gewehr in Situationen effektiv war, in denen Blaster es nicht waren, ob sie möglicherweise etwas mit einer ähnlichen Durchschlagskraft zu bieten hatten, etwas mit rüstungsbrechenden Hochgeschwindigkeitskugeln? Einer der Waffeningenieure erklärte, er würde etwas Entsprechendes auftreiben, das ich mir am nächsten Tag ansehen könne.

»Falls es nicht zu viele Umstände macht, würde ich mir gern das Schmuggelversteck ansehen, das Laneet vorhin erwähnt hat, bevor wir irgendwelche Geschäfte abschließen. Ihre Waren sind hervorragend, nützen uns jedoch nichts, wenn wir sie nicht sicher von diesem Planeten fortschaffen können.«

Wir einigten uns darauf, dass dieses Vorgehen das sinnvollste war, und da auf Rodia bereits der Abend dämmerte und das Ende ihrer Arbeitsschicht nahte, erklärten sie kurzerhand, dass Laneet mir den Hangar zeigen solle, ehe wir unsere Gespräche am nächsten Tag fortsetzen würden.

Erzwo und ich folgten Laneet in einen Frachthangar unter den Utheel Ausrüstungswerken, in dem geschäftiges Treiben herrschte, gegenüber dem Dock, durch das wir reingekommen waren. Dort sausten wir mit einem anderen Speeder einige Klicks durch einen wesentlich breiteren Tunnel, bis wir zu einem riesigen Aufzug gelangten, der dazu diente, große Frachtpaletten oder sogar Fahrzeuge zu befördern. Laneet steuerte den Speeder geradewegs in den Lift, und wir fuhren nach oben, zu einer gewaltigen, aus dem Felsgestein gehauenen Höhle. Laneet drückte auf einen Knopf, um eine Schiebetür zu aktivieren, die in einer schmalen Schlucht ein Stück Felswand beiseitegleiten ließ. Die von der nahenden Nacht bereits in Schatten getauchte Schlucht ragte über uns empor; die Wolken wurden von der untergehenden Sonne lila gefärbt. Laneet deutete in die Höhe. »Wir sind hier tief genug, dass die Felsen uns einen natürlichen Schutz vor Satellitenüberwachung bieten. Man betritt und verlässt die Schlucht auf diesem Weg«, erklärte sie und deutete nach links. »Folgt man ihr bis zum Ende, gelangt man zu einem Wasserfall, der so etwas wie eine Touristenattraktion ist, keine zehn Klicks vom Raumhafen in der Nähe der Enklave entfernt. Die Pracht und Schönheit des Wasserfalls sind für viele Schiffe Grund genug herzukommen, sodass sich niemand etwas bei dem gelegentlichen Flugverkehr denkt, den wir hier haben.«

»Hm. Viel gibt’s hier ja nicht zu sehen«, sagte ich, während ich mich in der leeren Höhle umschaute.

»Hier wird ausschließlich Fracht aus- und eingeladen. In Zeiten, wenn nichts los ist, schalten wir den Strom ab, um zu verhindern, dass die Höhle gescannt wird«, erklärte Laneet. »Und bei Betrieb patrouillieren wir in den Außenbereichen, um sicherzugehen, dass niemand das Gebiet überfliegen und sie entdecken kann. Sollte jemand schlafen, sich entspannen oder auftanken wollen, kann er das alles im Raumhafen tun. Diese Anlage wurde im Hinblick auf völlige Diskretion konzipiert.«

Ich nickte anerkennend. »Ja, ich denke, damit können wir uns arrangieren. In Ordnung, ich schlage vor, wir gehen zurück und fangen an, übers Geschäft zu reden.«

»Ausgezeichnet. Ich informiere Soonta. Darf ich ihr sagen, dass Sie ihr morgen beim Frühstück Gesellschaft leisten?«

»Sicher.« Laneet bezog sich auf Taneetch Soonta, eine der Rodianerinnen, die ich vorhin getroffen hatte. Ich glaube, sie hat sich mir als Verkaufsleiterin der Utheel Ausrüstungswerke vorgestellt.

Als wir zum Aufzug zurückgingen und Laneet mit einem weiteren Knopfdruck die Höhlenwand schloss, sagte sie: »Ich bringe Sie jetzt zu Ihrem Zimmer in Toopil. Haben Sie alles, was Sie brauchen?«

»Fast. Eine Energieleitung für meinen Droiden und etwas zu essen wären sehr willkommen.«

ENDE DER LESEPROBE