Stay in The Vineyards - Bianka Kitzke - E-Book

Stay in The Vineyards E-Book

Bianka Kitzke

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Beschreibung

Emily Stone, die Tochter von Taliah Stone-Dubois hat wie ihre Mutter so rein gar nichts mit Weinbergen am Hut. Bei einem kleinen Abstecher nach Vineyards Valley, um ihren Stiefvater Pierre zu besuchen, trifft sie auf Deacon, einem Erntehelfer aus Mexiko und fühlt sich sogleich zu ihm hingezogen. Jedoch trennen sich ihre Wege und die beiden begegnen sich erst zwei Jahre erneut auf Vineyards Valley. Emily ist sofort wieder Feuer und Flamme für Deacon, der allerdings Zweifel an einer Beziehung zu ihr hat. Es beginnt ein Wettlauf um Vertrauen und die Liebe zueinander. Wird Deacon dann jener, welcher sein, der Emily zeigt, was Liebe wirklich ist?

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Seitenzahl: 181

Veröffentlichungsjahr: 2023

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Bianka Kitzke

The Vineyards

Band 3

Impressum

Texte: © 2023 Copyright by Bianka Kitzke

Umschlag:© 2023 Copyright by Bianka Kitzke

Verantwortlich

für den Inhalt:Bianka Kitzke

Blumenstraße 26

75056 Sulzfeld

[email protected]

Druck:epubli – ein Service der Neopubli GmbH, Berlin

Kapitel 1

Nein! Nein! Und nochmals Nein!

Stöhnend lege ich mir das Kissen über meinen Kopf und versuche das Klingeln meines Handys zu ignorieren und einfach weiterzuschlafen. Was sich jedoch schwerer gestaltet als gedacht. Denn ich kenne meine Mom und weiß, wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt hat, dann macht sie so lange bis sie es erreicht hat. Und das ist heute mir auf den Sack zu gehen.

Was habe ich mir eigentlich dabei gedacht, wieder nach Vineburg zu ziehen? Im nächsten Moment höre ich es auch schon scheppern und das wütende Fluchen meiner Mom. Prima. Meine Alarmanlage funktioniert also, stelle ich erleichtert fest.

„Emmy? Das glaube ich jetzt nicht. Was liegt denn … also wirklich“, höre ich sie wettern als sie auch schon in meinem Schlafzimmer steht und mich geschockt ansieht. –

„Das ist jetzt nicht wahr. Du hast mir doch versprochen, heute bei der Weinlese zu helfen. Wieso liegst du denn noch im Bett?“

„Das war heute. Mom, bitte lass mich schlafen. Ich war gestern feiern und bin echt müde”, gebe ich stöhnend von mir und gähne ausgiebig.

„Dein Problem. Und jetzt … raus aus dem Bett”, höre ich sie sagen und liege auch schon ohne meine Decke im Bett.

„Mom!”

„Steh auf und zieh dich an, dann wird auch dein Hintern nicht kalt. Ich kann gar nicht verstehen, wie du nur in dem Aufzug schlafen kannst”.Mit meinem Aufzug meint sie meinen Tanga, den ich im Bett trage. Ich könnte auch komplett nackt schlafen, aber was würde mir das bringen?

„Du nervst mich”.

„Ja, das ist der Job einer Mutter und nun beeile dich. Pierre möchte rechtzeitig anfangen, damit er die Beeren heute Abend noch pressen kann”.

„Wieso kannst du ihm nicht helfen?“

„Weil ich erstens ein Bed & Breakfast zu leiten habe und zweitens den Babysitter für Tate mache. Jamie hat Felicity heute Morgen mit Wehen ins Krankenhaus gebracht“.Felicity und Jamie. Das Traumpaar schlechthin. Vor zwei Jahren haben sich die beiden anlässlich der Hochzeit meiner Mom und Pierre kennengelernt. Anfangs ständig gezofft sind sie dann doch im Bett gelandet und Jamie hat den Volltreffer schlechthin geschossen. Er hat Felicity direkt ein Kind gemacht. Und jetzt, zwei Jahre und neun Monate später, bekommen die beiden ihr zweites Kind.

„Kommen Mark und Robby auch?”

„Nein”, antwortet mir meine Mutter, während ich mich in meinen BH zwänge, in eine kurze Hose schlüpfe und mir ein Tanktop darüber ziehe.

„Willst du das anziehen?”

„Mom! Hör auf damit. Ich bin erwachsen und kann anziehen, was ich will”, meckere ich, schlüpfe in meine Boots und schnappe mir noch ein kariertes Hemd.

„Ich meine ja nur”.

„Oh echt. Lass uns gehen”, sage ich zu ihr, nehme meine Schlüssel und schiebe meine Mutter zur Tür hinaus, bevor sie noch irgendwas in meiner Bude aufräumen kann.

Pierre hat bereits die Arbeiter instruiert, wo sie anfangen sollen, als wir kommen. Schon als ich aus dem Auto steige, sehe ich wie die Leute sich um die Eimer und die Scheren sammeln, damit sie anfangen können.

Genervt blicke ich mich um, ob ich vielleicht doch noch jemanden sehe, den ich kenne, werde aber eines Besseren belehrt. Was mir aber auffällt, ist ein Mann, dessen Gesicht mir bekannt vorkommt. Krampfhaft überlege ich, woher ich diesen Mann kenne und dann fällt es mir wieder ein. Er war Erntehelfer in dem Jahr, wo Mom und Pierre zusammen gekommen sind.

„Emily. Schön, dass du es geschafft hast“, höre ich Pierre sagen als er sich neben mich stellt und die Lage checkt. - „Ich weiß gar nicht, wo mir der Kopf steht. Das hat bisher alles Jamie gemacht, aber …“

„Der ist mit Felicity im Krankenhaus. Jaja“.

„Ja. Da vorne auf dem Anhänger findest du Eimer und Scheren. Pass aber auf, dass du dich nicht schneidest“, sagt er noch und eilt auch schon wieder davon. Langsam laufe ich auf den Anhänger zu und sehe auch den Fremden dort stehen.

„Hi”, sage ich zu ihm, greife in den Eimer mit den Scheren und nehme mir eine raus.

„Hi”.

„Wir haben uns doch schon mal gesehen. Das war vor zwei, oder sogar schon drei Jahren. Erinnerst du dich?”

„Ja, das kann sein”, antwortet er mir und lächelt. Eine Reihe gerader, weißer Zähne kommt zum Vorschein. Wow! Der ist ja noch genauso süß wie damals.

„Ich heiße übrigens Emily”.

„Freut mich dich kennenzulernen Emily”, sagt er zu mir, wirft einen Blick zu Pierre und geht schließlich zu einer der noch unbesetzten Reihen.

„Deacon!” höre ich ihn plötzlich über seine Schulter hinweg rufen.

„Was?”

„Ich heiße Deacon”.

Erneut lächelt er und ich spüre, dass ich erröte. Na super. Rasch wende ich den Blick ab und blicke stattdessen zu den anderen, ob es jemand mitbekommen hat. Ich möchte ja nicht unbedingt als verliebter Teenager dargestellt werden. Selbst wenn ich schon lange kein Teenager mehr bin.

„Na Emmy … alles gut?”, höre ich irgendwann Pierres Stimme und blicke mich um.

„Ja natürlich. Alles bestens”, antworte ich und greife mir einen Eimer, bevor ich mir eine Reihe aussuche.

Wenn nur jemand hier wäre, der mir sagen kann, was ich tun soll. Hilflos stehe ich da und möchte am liebsten heulen, als Deacon neben mir auftaucht.

„Soll ich dir helfen?“

„Oh, das wäre nett“.

„Pass auf. Bist du Rechts,- oder Linkshändler?“

„Rechts“.

„Dann nimmst du die Schere in die rechte Hand und greifst mit der linken die Traube.

So …“, sagt er zu mir und demonstriert mir direkt, was er meint. - „Und dann nimmst du die Schere und schneidest sie oben ab“.

Deacon hält mir die Traube hin und wirft diese schließlich in meinen Eimer.

„Jetzt du“.

Etwas unbeholfen mache ich mich ans Werk und schneide meine ersten Früchte ab, um sie anschließend in den Eimer zu werfen. Ich bin schon etwas stolz als Deacon mir mitteilt, dass ich das ganz gut mache. Irgendwie bekomme ich es sogar hin, dass ich eine Reihe Trauben abschneide, sie in den Eimer verfrachte und schließlich einem der Gastarbeiter übergebe, der diesen dann leert und mir wieder hinstellt. Irgendwie verliere ich aber schnell die Lust an dem Geschnippel und bin froh als wir endlich unten ankommen und mein Eimer erneut geleert wird.

„Alles ok?“

„Irgendwie schon. Mir tun nun die Hände und Füße weh“.

„Das vergeht wieder“, sagt Deacon lächelnd zu mir und wendet sich zum Gehen.

„Wo willst du hin?“

„Wieder nach oben“.

Oh nein!

Nach gefühlt 30 Stunden Trauben abschneiden kommen wir oben an und ich werfe meine Schere genervt in den Eimer, bevor ich mich auf den Weg zur Burg mache. Nach kurzem Umsehen finde ich dann auch schon Pierre, Taliah und den kleinen Tate.

„Emmy! Seid ihr schon fertig?“, höre ich meine Mutter fragen, während sie die Würstchen auspackt und in einen Topf wirft.

„Emmy. Emmy. Emmy“, quakt Tate und ich streichle ihm den Kopf, woraufhin er kichert.

„Ich habe keinen Bock mehr. Außerdem ist es anstrengend“.

„Es ist halt was anderes als in einer Universität zu sitzen und Paragrafen auswendig lernen“, lächelt Pierre und erntet dafür einen strengen Blick meiner Mom.

„Ist eigentlich das Baby schon da?“, will ich wissen und greife mir eine von den Eierscheiben, die meine Mom immer in ihren Kartoffelsalat mischt.

„Baby“.

„Ja. Deine Mommy bekommt ein Baby“, vernehme ich von meiner Mom und sehe sie lächeln.

„Der Kleine ist echt knuffig“.

„Das stimmt. Vor allem ist er ganz schön aufgeweckt und man darf ihn nicht aus den Augen lassen“, lacht Pierre und wirft ihn in die Luft, woraufhin der Kleine quiekt und lacht.

Zwanzig Minuten später kommen die Gastarbeiter und greifen sich jeder einen Teller. Es geht zu wie im Taubenschlag und eine Lautstärke wie auf dem Bazar. Aber ich stelle mich tapfer an und greife mir auch einen Teller.

„Danke”, sage ich zu meiner Mom als ich den Teller entgegennehme und mir einen ruhigen Platz suche. Auf den Stufen der Burg finde ich diesen und setze mich. Während ich das Würstchen und den wirklich leckeren Kartoffelsalat von meiner Mom esse, fällt mir auf, dass Deacon immer wieder verstohlen zu mir herüberschaut. Meine Güte ist der süß.

Nach dem Essen helfe ich in der Küche, das Geschirr zu spülen, während die Gastarbeiter sich weiter an die Trauben machen und der Traktor schließlich mit der kostbaren Fracht davon fährt.

„Ich gehe dann mal wieder nach Hause“, sage ich zu meiner Mom und wende mich zum Gehen, als Jamie zur Tür hereinkommt.

„Jamie! Na endlich. Und? Was ist es?“

„Ein Mädchen und … ein Junge“, lacht er und lässt sich von meiner Mom umarmen.

„Das ist toll. Zwillinge. Oh mein Gott!“

„Wo ist Tate?“

Verdammt! Wo ist der Kleine?

„Er war gerade noch da. Tate? Tate?“. Ich vernehme Panik in der Stimme meiner Mutter und wie sie anfängt das Restaurant auf den Kopf zu stellen.

„Ich habe ihn“, rufe ich schließlich und hebe eine der Tischdecken, wo Tate unter dem Tisch liegt und seelenruhig schläft.

„Ok“, vernehme ich von Jamie als er sich unter dem Tisch begibt und seinen Sohn aufweckt.

„Daddy!“

„Ja mein Kleiner. Komm, wir gehen nach Hause“.

„Mommy auch Hause?“

„Nein. Noch nicht. Aber bald“.

Lächelnd sehe ich, wie Jamie den Kleinen hochnimmt und mit ihm zur Tür hinausgeht.

„Der arme Kerl. Nochmal zwei. Das werden viele schlaflose Nächte“, murmle ich, bevor ich mich auf den Heimweg mache.

„Hey!“, vernehme ich eine männliche Stimme als ich durch das Burgtor laufe und Deacon dort stehen sehe.

„Du gehst?“

„Ja. Ich wohne unten in Vineburg“.

„Oh. Ok. War das deine erste Lese?”, höre ich ihn fragen als er an mir vorbeigeht und ich mich umdrehe.

„Ja. Ich bin kurzerhand eingesprungen, weil meine Mom den Babysitter gespielt hat”.

„Ich habe dich mit … ähm … reden sehen“, sagt er und deutet dabei auf Pierre. –

„Ihr … habt gelacht und wart sehr vertraut. So ganz anders als hier“.

„Ja. Er ist mein Stiefvater“.

„Oh!”, sagt Deacon, sieht mich kurz an und läuft schließlich weg ohne noch etwas zu sagen. Hä? Etwas irritiert blicke ich ihm nach, wie er zur Tiny House Siedlung läuft. Im ersten Moment überlege ich, ob ich ihm folgen soll, entscheide mich dann aber doch um und gehe nach Hause.

Auf dem Weg dorthin komme ich am Diner vorbei und treffe dort auf Matthew.

„Hey Em. Wo kommst du her?“

„Vineyards Valley. Heute war Weinlese und ich musste Mom vertreten“.

„Ach ja. Sie hat auf den kleinen Racker Tate aufgepasst. Jamie hat es mir erzählt, als er vorhin bei mir in der Apotheke war. Der arme Kerl hat eine Großpackung Kopfschmerztabletten geholt“.

„Er wird sie brauchen“, lache ich und blicke mich um.

„Willst du ins Diner?“

„Ähm … Ja. Irgendwie habe ich nach diesem Würstchen immer noch Hunger. Kommst du mit rein?“, frage ich, doch Matthew lehnt ab.

„Man sieht sich Em“, sagt er, umarmt mich und geht die Straße hinab, bevor ich ins Diner gehe.

An einer Nische sitzend sehe ich Penny und Lillybeth sitzen, die mir direkt zuwinken als sie mich sehen.

„Hey ihr beiden“. Erschöpft lasse ich mich auf der Bank nieder und lehne mich zurück.

„Stressiger Tag?“

„Ich kann euch sagen, das Jurastudium war ein Klacks im Gegensatz zu so einer Weinlese“.

„Das kann ich mir vorstellen“.

„Ihr habt keine Ahnung. Zuerst den Berg runter und dann wieder hoch. Immer in gebückter Haltung. Ich will nur schnell was essen und dann unter die Dusche“.

„Wie sind denn die Gastarbeiter?”

„Na ja … der einzige, mit dem ich mich unterhalten kann, ist Deacon. Alle anderen sprechen Spanisch. Allerdings sind auch noch Leute dabei, deren Sprache ich noch nicht herausgefunden habe. Und dann ist da noch Felicity, mit ihrem Deutsch. Eine fürchterlich schwere Sprache“.

„Wem sagst du das! Jamie lernt es gerade und ich kann dir sagen es ist echt knuffig, wenn er Guten Tag, wie geht es Ihnen sagt. Ich könnte mich wegschmeißen“.

„Na immerhin passt er sich an”, antworte ich und schaue mich nach der Kellnerin um, die heute Abend da sein sollte. - „Habt ihr eigentlich schon gehört, dass Felicity Zwillinge geboren hat?“

„Echt? Cool. Wobei ich jetzt ein wenig Mitleid mit Jamie habe“, vernehme ich von Penny. - „Aber sie passen gut zusammen“.

In ihrem Blick kann ich erkennen, dass sie wohl noch immer nicht ganz über Jamie hinweg ist. Immerhin hat sie sich ernsthafte Hoffnungen gemacht.

„Das tun sie“, nuschle ich und bestelle mir einen Burger zum Mitnehmen. Gerade als ich meine Bestellung aufgegeben habe und mich wieder der Unterhaltung mit Lillibeth und Penny zu, als sich die Tür öffnet und ich Deacon hereinkommen sehe.

„Oh mein Gott! Leute, das ist Cristiano Ronaldo“, höre ich Lillibeth flüstern und sehe sie fragend an.

„Du spinnst ja“, lacht Penny. - „Was soll der denn in Vineburg wollen? Das ist nicht Cristiano Ronaldo“.

„Das ist Deacon“, sage ich und blicke erneut zu dem jungen Mann, mit den etwas längeren lockigen Haaren und dem makellosen Aussehen.

„Deacon? Der Gastarbeiter, mit dem du dich unterhalten hast? Emmy! Wieso hast du nicht gesagt, dass er … sexy ist?“Sexy?

„Ähm …“, stottere ich nur, als er zu uns herüberblickt. Augenblicklich bin ich peinlich berührt und wende den Blick ab, während Penny und Lillibeth ihn weiter anschmachten.

„Der ist echt heiß. Vielleicht sollte ich mal deinen Stiefvater fragen, ob er noch Hilfe oben in The Vineyards braucht“, vernehme ich von Lillibeth und sehe sie schockiert an.

„Ernsthaft?“, frage ich und höre sie lachen. Aus dem Augenwinkel beobachte ich wie Deacon seine Tüte mit dem Essen nimmt, kurz zu uns herüberblickt und schließlich das Diner verlässt.

„Jetzt chill mal. Ich bin nicht an deinem Kerl interessiert. Ich date noch immer diesen Studenten aus San Francisco. Und Penny steht, glaube ich, auch nicht auf braungebrannten Spargel“.Spargel? Na hör mal. So dünn finde ich Deacon gar nicht.

„Du hast ihn nur aus der Ferne gesehen. Ich finde ihn jetzt nicht dünn“.

„Weil du ihn heiß findest“, höre ich von Lillibeth als man mir meinen Burger bringt.

„Wenn du das sagst. Ich gehe jetzt nach Hause. Man sieht sich“.

„Kommst du heute Abend mit in The Lion?“

„Mal sehen“, antworte ich und verlasse das Diner. Zu Hause angekommen kicke ich meine Schuhe von den Füßen und werfe mich auf die Couch, wo ich genüsslich meinen Burger esse, bevor ich mich dazu entschließe doch in The Lion zu gehen.

Schnell gehe ich unter die Dusche und ziehe mir bequeme Klamotten an, was in der Regel eine Jeans und ein Top ist. Im Winter toppe ich das Ganze mit einem übergroßen Pullover.

„Emily! Du hast es ja doch geschafft“, höre ich Lillibeth rufen als ich mich ihrem Tisch nähere.

„Ja. Ich dachte, bevor ich allein zu Hause sitze, kann ich den Abend auch hier verbringen“.

„Das wird deiner Mom aber nicht gefallen, dass du dich ständig in Pubs und auf Partys herumtreibst“, höre ich Lillybeth lachen.

„Ich bin alt genug. Wenn sie wüsste, was wir in San Francisco getrieben haben, würde sie ausflippen“, sage ich und bestelle mir was zu trinken.

„Nicht nur die. Stell dir mal meinen Dad vor“.

Lilliybeths Vater ist der Bäcker in Vineburg und so viel ich mitbekommen habe, war er auch mal scharf auf meine Mom. Aber, als die mit Pierre zusammen kam, war der Drops gleich gelutscht. Wobei es bestimmt auch lustig wäre, wenn meine beste Freundin auch meine Stiefschwester geworden wäre.

„Und deshalb halten wir unseren Mund uns sagen nichts“.

Bis spät in die Nacht sitze, ich zusammen mit meinen Freunden in The Lion bis ich merke, dass mir der Tag doch ziemlich in den Knochen steckt.

„Leute, ich bin fertig für heute. Ich geh nach Hause“, rufe ich in die Runde, klopfe kurz auf den Tisch, gehe zum Ausgang, wo ich noch diversen Leuten Tschüss sage. Gähnend gehe ich die Straße hinunter und entscheide mich nicht die Hauptstraße entlang nach Hause zu gehen. Die Seitenstraßen sind zwar etwas dunkler, dennoch sind sie kürzer. Mom meint zwar immer, ich soll nachts nicht durch die dunklen Gassen laufen, aber was will mir in einem Nest wie Vineburg schon passieren.

Ich bin erst gegangen als sich vor mir im Dunkeln was bewegt und ich erschrocken stehen bleibe. Ok … das hatte ich jetzt noch nie. Vielleicht hat meine Mom doch Recht.

„Egal wer Sie sind, bleiben Sie von mir fern, denn ich … ich habe eine Knarre und … und …”

„Du hast 'ne Knarre?”, höre ich eine männliche Stimme hinter mir und drehe mich erschrocken um.

„Deacon!“, kreische ich, wobei die Katze, die noch wenige Minuten zuvor im Gebüsch saß, fauchend über die Straße rennt.

„Himmel … wieso erschreckst du mich so?”

„Wenn du doch solche Angst hast, warum läufst du dann in diesen dunklen Gassen umher?”.

„Weil er der kürzeste Weg zu mir nach Hause ist”.

„Oh! Ok. Soll ich dich begleiten?”

„Äh … wenn du willst“, sage ich stotternd und sehe Deacon nickend neben mir her laufen.

„Lebst du schon lange hier in Vineburg?”

„Ich? … nein. Wir lebten früher in Sonoma, bevor meine Eltern sich scheiden ließen.

Ich war dann für ein paar Jahre in San Francisco zum Studieren und nun bin ich wieder hier”.

„Und deine Mom ist jetzt mit Pierre … ähm … Mister Dubois verheiratet”, höre ich ihn sagen und fange an zu lachen.

„Mister Dubois! Du nennst Pierre beim Nachnamen?“

„Er ist mein Boss und ich zolle ihm Respekt damit. Das habe ich von meiner Mutter gelernt”.

„Da bist du aber echt die Ausnahme. Vermisst du deine Familie?” frage ich und sehe, wie sich sein Gesichtsausdruck verändert.

„Sehr”.

Kapitel 2

Deacon spricht zum ersten Mal mehr als nur ein Satz mit mir, während wir zusammen die dunkle Seitenstraße entlang laufen.

„Meine Familie hatte nie sehr viel Geld. Weshalb ich immer wieder Jobs angenommen habe, in denen ich etwas Geld verdienen konnte, um sie damit zu unterstützen“.

„Was ist mit deinem Vater?”

„Mein alter Herr? Der hat sich schon früh aus dem Staub gemacht. Hat sich ein Häschen gesucht und seine Familie verlassen”.

„Oh!”, kann ich nur von mir geben und erinnere mich direkt an meinen Vater, der mit Moms Schwester ein Kind gezeugt hat. - „Es war aber nicht deine Tante?”

„Was? Nein! Wie kommst du da drauf?”

„Vergiss es. Nicht so wichtig”, winke ich ab und laufe weiter.

„Hat dein Vater etwa mit deiner Tante herumgemacht?” fragt Deacon, merkt das ich auf das Thema nicht gut zu sprechen bin. - „Sorry! Geht mich ja nichts an. Ich dachte nur, weil du … es angesprochen hast”.

„Schon ok. Es ist Vergangenheit. Meine Brüder und ich haben seit dem Vorfall keinen Kontakt mehr zu ihm. Selbst mein Halbbruder-Cousin hat den Kontakt zu seinen Eltern abgebrochen”.

„Kann ich verstehen”. Deacon lächelt mich an und wir laufen schweigend weiter, bis wir schließlich vor dem Wohnhaus ankommen, in dem sich die Wohnung befindet, die ich von meiner Mutter übernommen habe.

„Da wären wir“, sage ich schüchtern und blicke auf meine Schuhe. - „Willst du vielleicht noch …“

„Nein“, schüttelt Deacon den Kopf und sieht mich an. - „Gute Nacht, Emily”.

„Gute Nacht“, antworte ich und sehe ihm nach, wie er mit den Händen in den Hosentaschen in der Nacht verschwindet. Lächelnd gehe ich in meine Wohnung und lege mich direkt in mein Bett, wo ich sogleich einschlafe.Mir tut jeder einzelne Muskel in meinem Körper weh als ich am Morgen aufwache und aus dem Bett steigen will. Oh Mann, was für ein Muskelkater.Das kann ja heiter werden, wenn ich heute wieder in den Weinbergen helfen soll. Irgendwie schäle ich mich aus meinem Bett und versuche an meine Klamotten zu kommen, was mit meinen Schmerzen gar nicht so einfach ist. Nachdem ich mich irgendwie in meine Jeans gekommen bin greife ich nach meiner Hand und rufe meine Mutter an.

„Emmy!“

„Kannst du mich abholen?“

„Warum? Was ist denn los?“

„Mom, ich habe übelste Schmerzen und werde wohl drei Jahre brauchen, bis ich in Vineyards Valley bin. Kannst du nun oder ...“

„Ich komme ja schon“, höre ich sie noch und dann ist die Leitung auch schon tot.

Doch statt meiner Mutter steht zehn Minuten später Pierre vor der Tür.

„Emily! Was ist denn passiert. Deine Mom sagte du ...“„Ich habe nur einen verdammten Muskelkater. Ich muss nur irgendwie nach Vineyards Valley kommen wegen der Lese“.„Du wirst heute ganz sicher nicht bei der Lese helfen“, lacht Pierre und hilft mir nach unten, wo ich stöhnend ins Auto einsteige.Mein Stiefvater lenkt den Wagen gekonnt auf den Parkplatz im Innenhof und springt aus dem Wagen, ohne weiter auf mich zu achten. Meine Güte – ein Mann mit fünfzig ist fitter als ich mit Mitte zwanzig. Das kommt davon, dass ich unsportlich bin und meine Freizeit nur auf der Couch verbringe.„Also meine Damen und Herren, los geht’s. Lasst uns die Ernte einbringen”, höre ich Jamie rufen und laufe direkt auf ihn zu.„Hey Jamie. Ist Felicity auch hier irgendwo?“„Emily! Alles ok?“, fragt er mich als er sieht wie lahm ich laufe.„Muskelkater“, sage ich und sehe, wie Jamie direkt losprustet.„Geh mal hoch. Felicity sitzt mit den Kids im Hof“, sagt er noch und kann sich kaum halten vor Lachen, während ich davon latsche und Jamie noch immer lachen höre.„Jamie! Hör auf zu lachen. Das ist nicht witzig“, rufe ich, doch Jamies Lachen wird immer lauter. So ein Blödmann.Im Hof angekommen halte ich direkt Ausschau nach Felicity und sehe sie unter dem riesigen Baum im Innenhof auf einer Bank sitzend vor. In der Hand hält sie ein Buch, während sie mit dem Fuß den Kinderwagen ein wenig schaukelt. Als ich näher komme, erblicke ich auch Tate, der neben ihr liegt und den Kopf auf Ihrem Schoß hat.