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Aktuelle Erkenntnisse aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft - Ein Denkanstoß aus dem Jahrbuch »Querdenken 2014« Der Herausforderer: Woher kommt er? Wofür steht er? Kann er Kanzler? Eckart Lohse und Markus Wehner haben ihn genau angeschaut und erzählen seine Lebensgeschichte, beschreiben seine Stärken und seine Schwächen.
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Seitenzahl: 22
Veröffentlichungsjahr: 2013
Eckhart Lohse
Steinbrück. Biographie
Ein Beitrag aus Querdenken 2014
Knaur e-books
Eckhart Lohse, Manfred Wehner
Im Juni des Jahres 2011 macht Peer Steinbrück einen großen Schritt, ohne dass er sich bewegen muss. Er steigt in den Umfragen zum wichtigsten deutschen Politiker auf. Dort wetteifert er seither mit den Größen der Politik: Kanzlerin Angela Merkel, Finanzminister Wolfgang Schäuble, Verteidigungsminister Thomas de Maizière, dem CSU-Vorsitzenden und bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer, aber auch seinem Parteifreund Frank-Walter Steinmeier, der Vorsitzender der SPD-Bundestagsfraktion ist. Bis fast zum Jahresende 2011 kann Steinbrück sich ganz an der Spitze halten, dann wird er – ehrenhaft – von der Bundeskanzlerin und CDU-Vorsitzenden auf Platz zwei verdrängt.
Ein ganz normaler Wettbewerb von Politikern? Nicht ganz. Denn alle, mit denen Steinbrück sich messen lassen muss, haben politische Spitzenämter inne, tauchen deswegen regelmäßig in Nachrichtensendungen und Zeitungen auf und sind als Folge einem breiten Publikum bekannt. Steinbrück aber hat kein einziges als wichtig oder gar herausragend zu bezeichnendes Amt inne. Mit dem Ende der großen Koalition musste er im Jahr 2009 nicht nur als Bundesfinanzminister aufhören, sondern schleuderte seinen stellvertretenden SPD-Vorsitz gleich noch hinterher. Seitdem ist er einfacher Bundestagsabgeordneter ohne besondere Funktionen. Als Parlamentarier fällt er selten auf. Abgesehen davon, dass er vier Jahre lang Bundesfinanzminister war, kann er seine Popularität also nur aus seiner Person beziehen. Die Menschen müssen ihn als Typ gut oder gar wichtig finden. Vor diesem Hintergrund sind die Plätze eins und zwei in den Rankings schon bemerkenswert.
Oder geht es am Ende gerade um das Amt? Um eines, das Steinbrück gar nicht hat? Ist für die Deutschen das, was aus Steinbrück werden könnte – Kanzlerkandidat oder gar Kanzler –, wichtiger als das, was er ist?
Vermutlich ist es so.
Denn in der Zeit, als er Finanzminister war, als die Deutschen ihn gerade kennenlernten als einen Politiker, der glaubhaft auf einen Haushalt ohne neue Schulden hinarbeitet, rangierten mehrere Sozialdemokraten vor ihm im Ansehen der Wahlbürger. Mal Frank-Walter Steinmeier, der Außenminister, mal einer der wechselnden SPD-Vorsitzenden, sei es Franz Müntefering, Matthias Platzeck oder Kurt Beck. Auch Klaus Wowereit, der Berliner Regierende Bürgermeister, schaffte es im Jahr 2006, vor Steinbrück zu landen. Sieht man einmal von Steinmeier ab, sind das aus heutiger Sicht Zustände aus einer anderen Welt.
Es bleibt nur eine Erklärung: Peer Steinbrück ist eine Projektionsfläche.