& sterben - mit Alzheimer - Hans Förstl - E-Book

& sterben - mit Alzheimer E-Book

Hans Förstl

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Beschreibung

Hans Förstl versucht mit seinem Aufsatz Einblicke in das psychische Befinden von Alzheimerpatienten zu geben. Beruhigend zeigt er in seinem Artikel zum Kursbuch 172, dass Angst und Sorge zwar bei gesunden Angehörigen entscheidende Faktoren sind, der Erkrankte jedoch bei zunehmender Demenz eine Ruhe verspürt, die der Verdrängung ähnelt.

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Seitenzahl: 23

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Hans Förstl

& sterben

– mit Alzheimer

Das Wichtigste vielleicht vorneweg: Jeder Dritte stirbt in der westlichen Welt mit einer Demenz, verursacht vor allem durch die sogenannte Alzheimer-Krankheit des Gehirns. Eine einigermaßen intelligente Auseinandersetzung mit diesem Thema erscheint also geboten, da wir bis auf Weiteres mit Demenz leben müssen und folglich lernen sollten, gut damit zu leben.

Altern

Altern ist eine allgemeine Eigenschaft lebender Organismen. Genau betrachtet altern auch Gebirge und Gestirne, wenngleich deren torpides Schicksal den schnelllebigen Menschen zumeist unberührt lässt. Allerdings lassen sich an Ereignissen wie Stein- und Meteoritenschlag die verwickelten Zusammenhänge von Risiken und Lebenslänge ganz gut illustrieren. Die dramatischen Folgen der Kollision des Meteoriten KT mit der Halbinsel Yukatan vor 65 Millionen Jahren wirken bis heute fort. Die Lebensbedingungen der alten Dinosaurier verschlechterten sich rapide und führten zur raschen Auslöschung einer großartigen Fauna, die nur von wenigen resilienten Echsen überlebt wurde.

Der Zusammenhang mit dem Problem der Demenz erscheint nicht auf Anhieb ersichtlich und wird hier wohl weltweit zum ersten Mal hergestellt. Ohne den Impact von KT sähe die Verteilung der Arten und ihrer immanenten Gebrechen – beim Menschen vorrangig Alzheimer und Krebs – auf der Erdkruste nämlich ganz anders aus. Die politisch dominierende Spezies entspräche mit Sicherheit nicht unseren ästhetischen Idealen. Federn fänden sich vermutlich nicht nur an deren Hüten. Über diese Details kann man spekulieren. Jedenfalls wurde gleich nach dem Einschlag die Artenvielfalt reduziert und das evolutionäre Kursbuch neu geschrieben. Aus kleinen unspektakulären Wirbeltieren erwuchs der aufrecht gehende Mensch mit seinen hoffärtigen Gedanken, der sich zoologisch als besonders weise klassifiziert – Homo sapiens sapiens. Und dieser eitle, anspruchsvolle »Primat« wird erst jetzt in so großer Zahl so alt wie nie zuvor.

Nun aber zum vergleichsweise biederen Steinschlag, der den Menschen eigentlich erfreulich selten trifft und wenn, dann oft aus Gründen von Gewicht und Gravitation von oben, wo der Kopf sitzt. Er kann dem Leben entweder ein jähes Ende bereiten, das die Entwicklung altersassoziierter Probleme stoppt, oder die absolut lebensnotwendigen Organe verschonend weniger elementare Teile des Gehirns dergestalt schädigen, dass er schlagartig und dauerhaft an geistiger Leistungsfähigkeit verliert.1 Damit fallen einerseits mehr gefürchtete Alzheimer-Veränderungen an, andererseits leidet darunter die geistige Reserve, von der im höheren Alter zu zehren wäre.

Dieser einleitende Abschnitt dient zwei Zwecken. Inhaltlich wurde auf das anmaßende und anspruchsvolle Wesen des Menschen hingewiesen sowie auf den Zusammenhang von massenhaft gesteigerter Lebenserwartung und altersassoziierten Problemen. Formal diente diese kurze Einführung der frühzeitigen Abschreckung von Lesern, die hinter diesem Titel Betuliches aus der Betroffenheitskultur erwarten.

Altern bis ins Alter