Stockholm. Eine Stadt in Biographien - Holger Wolandt - E-Book

Stockholm. Eine Stadt in Biographien E-Book

Holger Wolandt

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Beschreibung

Stockholm. Eine Stadt in Biographien - Eine Stadt wird nicht nur von Gebäuden und Straßenzügen geprägt, die Identität von Stockholm entsteht erst mit den Geschichten seiner Bewohner. Denn was wäre die Stadt ohne Alfred Nobel, Astrid Lindgren oder Olof Palme? 20 ausgewählte Biographien zeichnen ein lebendiges, historisches wie auch aktuelles Bild der Stadt. Die Porträts werden durch Adressen ergänzt, die eine Stadterkundung auf den Spuren der porträtierten Personen ermöglichen. Dieser Band umfasst Porträts von: Birger Magnusson, Gustav Vasa, Gustav II Adolf, Luise Ulrike von Preußen, Carl Michael Bellman, Alfred Nobel, August Strindberg, Carl Larsson, Selma Lagerlöf, Sven Hedin, Nelly Sachs, Greta Garbo, Astrid Lindgren, Raoul Wallenberg, Ingmar Bergmann, Olof Palme, Silvia von Schweden, Benny Andersson, Henning Mankell und Björn Borg. Autor: Holger Wolandt

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Seitenzahl: 160

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Holger Wolandt

STOCKHOLM

Eine Stadt in Biographien

TRAVEL HOUSE MEDIA GmbH

Herausgegeben von Norbert Lewandowski

INHALTSVERZEICHNIS

DER AUTOREDITORIALAUF EINEN BLICKORIENTIERUNGBIRGER MAGNUSSONGUSTAV VASAGUSTAV II ADOLFLUISE ULRIKE VON PREUSSENCARL MICHAEL BELLMANALFRED NOBELAUGUST STRINDBERGCARL LARSSONSELMA LAGERLÖFSVEN HEDINNELLY SACHSGRETA GARBOASTRID LINDGRENRAOUL WALLENBERGINGMAR BERGMANOLOF PALMESILVIA VON SCHWEDENBENNY ANDERSSONHENNING MANKELLBJÖRN BORG
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DER AUTOR

Holger Wolandt studierte Nordische Philologie in München und lebt mit seiner Familie im Stockholmer Stadtteil Vasastan. Er ist Übersetzer (u.a. von Helene Tursten, Jan Guillou, Leif GW Persson, Herbjørg Wassmo und Åsne Seierstad), Herausgeber (»Elche im Schnee« und »Mittsommer bei den Elchen«) und Reisejournalist. Zusammen mit Lotta Rüegger, die das Kapitel über Raoul Wallenberg in diesem Buch schrieb, verfasste er auch den MERIANlive! Stockholm.

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»Stockholm ist schön. Städte am Wasser sind immer schön.« So bringt es der deutsche Autor Kurt Tucholsky auf den Punkt. Das Wasser der Ostsee und des Mälaren gibt der Stadt eine fast mediterrane Heiterkeit.

Wie jede Metropole wird auch Stockholm nicht nur von Bauwerken und Straßenzügen geprägt, sondern auch von den Menschen, die hier geboren und gestorben sind oder wichtige Jahre verbracht haben. In MERIANporträts begleiten 20 Persönlichkeiten die Leser durch die Stadt.

Das Wasser des Mälaren sah ein gewisser Karlsson vom Dach, die unsterbliche Figur von Astrid Lindgren, von Weitem blinken, wir begegnen ihr in Vasastan. Wir flanieren mit Luise Ulrike von Preußen durch den Schlosspark von Drottningholm und haben das Leben einer Prinzessin vor Augen, die aus Berlin kam, um Königin von Schweden zu werden, ähnlich wie Silvia Sommerlath, die gute 200 Jahre später in das schwedische Königshaus einheiratete.

Natürlich ist es schwer, die »richtigen« 20 Personen auszuwählen, vermutlich ist es sogar unmöglich, schließlich wurde Stockholm von weit mehr als 20 Menschen geprägt. Doch in der Summe soll die subjektive Auswahl ein unverwechselbares Kaleidoskop Stockholms ergeben.

Wir erleben die Altstadt des literarischen Bänkelsängers Carl Michael Bellman und des Dramatikers August Strindberg. Wir sind dabei, wenn alljährlich der Nobelpreis an die bedeutendsten Wissenschaftler und Schriftsteller der Welt verliehen wird. Wir begegnen dem tragischen Schicksal von Raoul Wallenberg und Olof Palme, auch der bisweilen dunklen Sichtweise einer Nelly Sachs und lassen uns verzaubern von der Schönheit Greta Garbos, die im Warenhaus PUB entdeckt wurde. So erschließt sich uns Stockholm. Mal umwölkt, meist im hellen Licht des Nordens. Die schöne Stadt am Wasser.

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AUF EINEN BLICK

Ohne ihre Bewohner wäre die Stadt eine andere. Ohne Alfred Nobel, Astrid Lindgren, Olof Palme … wäre Stockholm nicht Stockholm …

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ORIENTIERUNG

Farbige Kästchen mit Ziffern 1 und farbige Buchstaben-Ziffern-Kombinationen (▶D 3) verweisen auf die Orientierungskarte.

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BIRGER MAGNUSSON

ca. 1208–1266

Als Jarl, einer Art Herzog und Statthalter des Königs, wird er zum Vater des schwedischen Staates. Er schafft Gesetze zum Schutz der Frauen, eint das Reich und gründet die Hauptstadt Stockholm.

Da steht er wie eine nordische Sagenfigur. Hochgewachsen, Bart, unter dem Helm ein unbeugsamer Blick, die Hände auf den Schwertknauf gestützt. Seit 1852, dem 600. Stadtjubiläum, schmückt die überlebensgroße Bronzestatue des Stadtgründers 4 (▶C 6) den Birger Jarls torget auf Riddarholmen. Birger Jarl begegnet einem so, wie ihn die Rittersagen des 19. Jahrhunderts darstellten. Modelliert hat ihn der damals bekannteste Bildhauer Schwedens Bengt Fogelberg.

Im 13. Jahrhundert bestand das Eiland nur aus einer großen Wiese. Es hieß noch Kidaskär oder Killingskär (killing = Zicklein). Hier hielten die mittelalterlichen Stockholmer ihre Ziegen. Heute ist die Insel Riddarholmen von Palästen des 17. Jahrhunderts umgeben, in denen einst Mitglieder des Königshauses wohnten und wo jetzt Behörden und Gerichte untergebracht sind. Auch die Kirche, die Riddarholmskyrkan, auf der Birger Jarl seinen Blick ruhen lässt, ist jünger als der Stadtgründer selbst. Sie wurde erst für seinen Sohn gebaut, den König Birger Ladulås.

In Schweden war das Mittelalter gerade erst angebrochen, die Christianisierung lag nicht lange zurück. Kirche und weltliche Macht befanden sich im Clinch. Die Bischöfe waren Söhne des Adels und ihre Ämter Pfründe, die besetzt wurden, um Macht und Einfluss zu sichern. Die Könige hießen vorzugsweise Erik und Magnus und wechselten einander häufig ab, weil sie sich hin und wieder vergifteten. Im 13. Jahrhundert konsolidierte die katholische Kirche ihre Macht: Kardinal Vilhelm von Sabina untermauerte die rechtliche Stellung der Kirche im Staat und setzte u.a. das Zölibat durch.

Birger Magnusson kam vor 1208 zur Welt. Als Geburtsort kann der Stammsitz der Familie in Bjälbo in Östergötland in der fruchtbaren Ebene östlich des Vättern angenommen werden. Er heiratete Ingeborg Eriksdotter, die Schwester des kinderlosen Königs Erik Eriksson, und rechnete sich für das Ableben seines Schwagers selbst Chancen auf die Krone aus. Darauf lässt auch schließen, dass die beiden kirchlich geheiratet hatten, was damals sehr ungewöhnlich war. Birger und Ingeborg bekamen acht Kinder. Tochter Rikissa heiratete den norwegischen König Håkon Håkonsson den Jüngeren.Die Ehen der anderen Töchter verraten ebenfalls dynastisches Denken und lassen auf politische Allianzen schließen. Auch die Söhne gelangten zu Macht und Einfluss: Bengt wurde Herzog von Finnland und Bischof in Linköping, Valdemar und Magnus Ladulås herrschten später als Könige von Schweden. Magnus Ladulås wurde als erster schwedischer König in der Riddarholmskyrkan beigesetzt.

Kurz nach seiner Hochzeit marschierte Birger in Finnland ein, weil Papst Gregor IX. allen, die im Kampf gegen die heidnischen Tavesten und Barbaren im Osten fielen, Ablass gewährte. Russland war noch größtenteils von Dschingis Khan besetzt und entsprechend geschwächt. Birger drang weit in das Gebiet des finnischen Meerbusens vor und traf dort auf die Truppen des russischen Großfürsten Alexander Newski und dessen erbitterten Widerstand; die Schweden verloren die Schlacht.

BIRGER JARL LIESS DIE KÖPFE ROLLEN

Nach seiner Rückkehr gelang es ihm 1248 in zwei Schlachten in Sparrsätra und Herrevadsbro die Folkunger, eine adlige Opposition, die ihm die Macht streitig machte, nördlich des Mälaren zu besiegen. Dabei war man nicht zimperlich: Birger bot den Feinden freies Geleit an, ließ nach ihrer Kapitulation ihren Anführer Holmger Knutsson aber trotzdem enthaupten, um sich ein für alle Mal der lästigen Konkurrenz zu entledigen. Knutsson liegt im Zisterzienserkloster Skokloster am Mälaren begraben. Die Klosterkirche, nordische Backsteingotik, ist bis heute nahezu unverändert erhalten. Das Grabtuch, eine aufwendige Seidenstickerei aus dem 14. Jahrhundert, ist in der Textilkammer des Historiska Museet zu besichtigen.

Nach der Unterwerfung der Folkunger wurde Birgers Sohn Valdemar König, und Birger selbst stieg zum Reichsjarl auf. Er war damit der mächtigste Mann Schwedens. Der Jarl war ein nordischer Fürstentitel und mit dem eines Herzogs vergleichbar; der Begriff ist verwandt mit dem englischen »earl«.

Birgers Macht gründete sich auf den Steuern, die er den unterworfenen Folkungern abverlangte, und auf den Gesetzen, die nun im ganzen Land Gültigkeit hatten. Diese Fridslagar (Friedensgesetze), stellten den Ting (das Gericht), die Kirche, das Haus und die Rechte der Frau (Kvinnofrid = Frauenfrieden) unter besonderen Schutz. Verstöße dagegen wurden durch Ächtung bestraft, die im ganzen Land galt und nicht nur in der Region, in der dagegen gehandelt wurde. Dieser besondere Schutz der Frauen durch den Gesetzgeber wurde in Schweden 1864 aufgehoben und 1998 wieder eingeführt.

Unter Birger Jarl erbten erstmals auch Töchter, immerhin halb so viel wie die Söhne. Leibeigenschaft aufgrund von Schulden wurde verboten, ebenso die Folter mit einem glühenden Eisen. Und Birger schloss einen Vertrag mit Lübeck, der die Hansestadt von Zöllen und Abgaben befreite. Die Deutschen, die in Schweden sesshaft wurden, hatten schwedisches Recht zu befolgen.

Seine große Leistung war jedoch die Stadtgründung von Stockholm. August Strindberg beschreibt in seiner 1906 erschienenen Erzählung »Der Bjälbo-Jarl« detailliert, was 1256 geschah, wer neben wem saß, und wer welche Intrige gesponnen hat. Das alles verdanken wir ausschließlich Strindbergs blühender Fantasie:

»Der Jarl gab ein großes Fest, als das Schloss vollendet und Stockholm die Stadtprivilegien verliehen worden waren. In achtzig Jahren, seit die Esten Sigtuna niedergebrannt hatten, waren die sechs Inseln an der Mündung des Mälaren ernsthaft bebaut worden, und das uralte Fischerdorf machte Anstalten, sich in eine befestigte Stadt zu verwandeln. Während der Kämpfe der Svealänder und Götaländer hatte Uppsala seinen Platz als Residenz eingebüßt, und der Herrscher führte ein umherreisendes Dasein, ganz wie der deutsche Kaiser auch. Birger Jarl wohnte abwechselnd in Kungslena in Västergötland, Bjälbo in Östergötland, Håtuna in Uppland und Näs auf Visingsö, aber jetzt hielt er meist Hof in Stockholm oder auf dem Hof Årsta an einer Mälarenbucht etwas außerhalb.«

Aus dem Jahr 1252 blieb nur eine Urkunde erhalten, die belegt, dass die Zisterzienserinnen des Klosters Fogdö bei Strängnäs am Mälaren von den Steuern befreit wurden. Sie ist von Birger Jarl und seinem Sohn, dem König Valdemar, unterzeichnet und mit ihrer beider Siegel versehen. Erstmals wird hier Stockholm mit Namen genannt. Das Original wird heute im Riksarkivet (Reichsarchiv) auf Kungsholmen verwahrt.

In der Tat war die Gründung einer befestigten Stadt an der Mündung des Mälaren nur allzu logisch: In Bergslagen, westlich des Mälaren, wurde Erz abgebaut und das gewonnene Eisen in Stockholm auf Hansekoggen verladen. Daran erinnert heute noch der Järntorget (▶D 6) in der Gamla Stan, auf dem die Eisenbarren gewogen wurden.

Ein runder, mittelalterlich anmutender Festungsturm an der Nordseite von Riddarholmen, gegenüber von Stadshuset und dem Hauptbahnhof, trägt den Namen Birger Jarls (Birger Jarls torn). Dabei handelt es sich jedoch um eine Verteidigungsanlage aus der Zeit Gustav Vasas um 1530.

Dem Stockholm des 13. Jahrhunderts kann man dennoch in der Altstadt begegnen: Der Hauptplatz, Stortorget, besitzt noch die Originalabmessungen. Die dahinterliegende Hauptkirche St. Nikolai (Storkyrkan) 37 (▶D 5) existierte schon zu Zeiten Birger Jarls. Teile des Originalbauwerks haben sich in der Vorhalle des Westturmes erhalten. Die den Stortorget umgebenden Gassen haben immer noch die Anmutung des 13. Jahrhunderts. Auch die alte Stadtmauer lässt sich abgehen; sie stand dort, wo heute die Västerlånggatan und die Österlånggatan verlaufen.

1920 WURDE SEIN SCHÄDEL GEFUNDEN

Mit der Geschichte der Burg Birger Jarls beschäftigt sich das Museum Tre Kronor, das im Keller des Nordflügels des Königsschlosses (Kungliga Slottet) 18(▶D 5) untergebracht ist. Dieser Nordflügel ist auf einer Festungsmauer von Birgers Burg errichtet worden, die als Modell im Museum ausgestellt wird.

Nur einen Steinwurf vom Museum Tre Kronor entfernt wurden beim Bau einer Tiefgarage für den Riksdagen (Reichstag) 32 (▶D 5) die Grundmauern des Heiliggeisthauses, eines mittelalterlichen Spitals, freigelegt. Hier befindet sich heute das Medeltidsmuseet (Mittelaltermuseum) 24(▶D 5). Birger Jarl tritt einem in einer Vitrine gegenüber: Das Porträt ist nach seinem Totenschädel modelliert, der 1920 bei Grabungen in der Klosterkirche von Varnhem gefunden wurde.

Als der Architekt Ragnar Östberg von 1911 bis 1923 das Rathaus auf Kungsholmen erbaute, stand das Mittelalter hoch im Kurs. Es wurde mit seinen handgeschlagenen Ziegeln der nordeuropäischen Backsteingotik nachempfunden. Wäre es nach Östberg gegangen, hätte man die Gebeine Birger Jarls in eine Grabkammer unter der östlichen Terrasse umgebettet. Dazu kam es jedoch nicht. Dafür erinnert ein weiteres Denkmal von Gustaf Sandberg in Form eines Kenotaphs, eines leeren Grabmals, an Birger Jarl 5 (▶B 5).

Nach dem Tod Ingeborg Erikssons heiratete Birger Jarl die Witwe des dänischen Königs Abel, Mechtild von Holstein. Auch sein Sohn Valdemar hatte eine Dänin zur Frau genommen: Sofia, die Tochter von König Erik Plovpenning.

Birger Jarl starb 1266 auf einem seiner Höfe in Västergötland. In der Erikschronik liest sich das so: »Es betrübte Alt und Jung, dass sein Leben nicht länger währte. Viel Gutes wünschten ihm die Frauen. Er gab ihnen so starkes Recht und strafte viele, die Unrecht taten, so dass niemand Unfrieden stiften durfte, ohne seinen Hals aufs Spiel zu setzen. Zu einem Kloster brachten sie ihn, und ihm folgte manch ehrlicher Mann. Das Kloster heißt Varnhem, ich glaube, er hat dort mit ihnen seine Ruhe gefunden.«

BIRGER-JARL-BRONZESTATUE4▶C 6

Birger Jarls torg, Riddarholmen

(vor der Riddarholmskyrkan)

▶ T-bana: Gamla Stan

BIRGER-JARL-Kenotaph 5▶B 5

Stadshuset, Birgerskansen

Hantverkargatan 1, Kungsholmen

▶ T-bana: T-Centralen

MEDELTIDSMUSEET24▶D 5

(Mittelaltermuseum)

Strömparterren, Norrbro

www.medeltidsmuseet.stockholm.se

▶ T-bana: Kungsträdgården

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GUSTAV VASA

ca. 1496–1560

Der König gründet das moderne Schweden, enteignet Kirchen und Klöster, setzt den Protestantismus im Land durch und führt die erbliche Monarchie ein. Sein Name ist überall im Land präsent.

Der Mittsommerabend 1523 ist ein großer Tag in der schwedischen und der Stockholmer Geschichte. Der Befreiungskampf gegen die Dänen ist vorüber, die Union mit Dänemark aufgelöst, und Gustav Vasa reitet durch das südliche Tor der Gamla Stan (Altstadt). Er hat sich in Strängnäs, dem Bischofssitz am Mälaren, zum König wählen lassen. Eines der großen Wandgemälde Carl Larssons im Nationalmuseum 27 (▶E 5) zeigt diese Szene.

Sein Name ist im heutigen Schweden überall präsent: Wasa-Knäcke steht beim Abendbrot auf dem Tisch und eine der wichtigsten Sehenswürdigkeiten Stockholms trägt seinen Namen, das Vasa-Museum 39 (▶G 5), mit dem vor Beckholmen gesunkenen und 333 Jahre später gehobenen Schiff »Vasa«.

Einer schwedischen Tradition folgend, Gotteshäuser nach Königen und Königinnen zu benennen, heißt die 1906 fertiggestellte, neubarocke Kirche am Odenplan Gustaf Vasa kyrka 11 (▶A 1), der sie umgebende Stadtteil Vasastan und der an der Odengatan gelegene Park Vasaparken. Die Kirche mit einer 60 Meter hohen Kuppel fasst 1500 Besucher und ist damit, wie es dem wichtigsten Herrscher der schwedischen Geschichte gebührt, die größte der Stadt.

Auch der Wasalauf (Vasaloppet), das längste Skilanglaufrennen der Welt, geht angeblich auf Gustav Vasa zurück. Es startet in der Provinz Dalarna, nördlich von Stockholm, und erstreckt sich über 90 Kilometer von Berga By (Sälen) nach Mora. Dass Gustav Vasa jedoch wirklich auf dieser Strecke vor dem blutrünstigen Dänenherrscher nach Norwegen geflohen ist, kann bezweifelt werden.

Das frühe 16. Jahrhundert ist von rücksichtslosen Machtkämpfen geprägt. König Kristian II von Dänemark, Norwegen und Schweden lässt sich 1520 in der Storkyrkan St. Nikolai37 (▶D 5) zum schwedischen König krönen. Nach einem dreitägigen Gelage werden 82 Gäste, Adlige und Geistliche gefangen genommen, der Ketzerei angeklagt und auf dem Stortorget geköpft. Sie hatten einige Jahre zuvor das Schloss des Erzbischofs Jakob Ulfsson niedergebrannt. Für Kristian II ein willkommener Anlass, sich seiner Gegner zu entledigen. Unter den Opfern ist auch Erik Johansson Vasa, der Vater Gustav Vasas. Gustav Vasas Mutter und seine beiden Schwestern Märta und Emerentia sterben in dänischer Gefangenschaft im Blå tornet (Blauer Turm) des Kopenhagener Schlosses.

Der junge Gustav Vasa, der seinerzeit noch Eriksson heißt, ist klug genug, den Krönungsfeierlichkeiten nicht beizuwohnen. Von Norwegen, später von Dalarna aus, organisiert er den bewaffneten Widerstand gegen die verhassten Dänen und erobert Schritt für Schritt sein Land zurück, bis er selbst 1523 zum König von Schweden gekrönt wird.

Er entstammt einer adligen Familie aus Roslagen, nördlich von Stockholm, sein Geburtsjahr steht nicht fest, man nimmt das Jahr 1496 an. Möglicherweise kommt er auf dem Gut Lindholmen seiner Mutter zur Welt. Sein Vater Erik Johansson Vasa zu Rydboholm hat keinen besonders guten Ruf: Ihm werden Totschlag und zwei Kirchenplünderungen zur Last gelegt. Zum Zeitpunkt von Gustav Erikssons Geburt befindet sich Schweden in einer Union mit Dänemark. Die Vasa sind erst Anhänger des dänischen Königs, schließen sich dann aber der Partei an, die eine Loslösung von Dänemark anstrebt. Gustav Vasa wächst auf Schloss Rydboholm auf, in einem aus dem späten 15. Jahrhundert stammenden Wehrturm ist noch heute seine Studierkammer zu besichtigen.

DER KÖNIG ENTEIGNET DIE KIRCHE

1523 übernimmt Gustav Vasa ein Reich, das bei der Hansestadt Lübeck hoch verschuldet ist. Er sieht nur eine Möglichkeit, die Staatsfinanzen zu sanieren: Er muss die Kirche enteignen. Luther und die Reformation in Deutschland kommen ihm da sehr gelegen. 1527 gilt als das Jahr der Reformation in Schweden, die auf dem Reichstag von Västerås ihren Lauf nimmt. Wenig später beginnt die Plünderung der Klöster. Deswegen und auch wegen der hohen Steuern, die Gustav Vasa von den Bauern verlangt, kommt es immer wieder zu Aufständen, die blutig niedergeschlagen werden. Die Anführer Peder Sunnanväder und Mäster Knut von der Sture-Fraktion in Uppsala werden enthauptet. Ein Jahr später rollen auch die Köpfe einer Rebellion in Dalarna. Danach bricht die Revolte der »Herren aus Västergötland« aus. Schließlich kommt es in Dalarna zum »Kirchenglockenaufruhr«, als alle Kirchen die größte ihrer Glocken abliefern sollen.

In das Jahr dieses Aufstands fällt Gustav Vasas erste Hochzeit mit Katharina von Sachsen-Lauenburg-Ratzeburg. Der König hat eigentlich eine bessere Partie angestrebt, aber keiner der mächtigeren Fürsten will seine Tochter mit dem Herrscher eines von Aufständen gebeutelten Landes vermählen. Katharina reist mit dem Schiff aus der Hauptstadt des Fürstentums Ratzeburg an. Die Hochzeit fällt auf ihren 18. Geburtstag, den 24. September 1531.

Das Paar wird von Laurentius Petri, den Gustav Vasa zwei Tage zuvor zum Erzbischof ernannt hat, im Königsschloss getraut. Damit ist der Bruch mit Rom endgültig. Peder Swart, der Autor von Gustav Vasas Chronik, schreibt, dass anschließend getanzt wird und auf dem Stortorget eine ganze Woche lang ein Ritterturnier stattfindet. In den Sälen bechert man aus Abendmahlskelchen, die aus den Kirchen gestohlen wurden. Die Gäste sitzen auf Kissen, die mit kostbaren sakralen Textilien bezogen sind. Die Kleider der Königsfamilie werden allerdings aus importierten Tuchen, Seide und Samt genäht. Gustav Vasa ist, wie seine Porträts verraten, außergewöhnlich modebewusst.

Um seine Macht zu konsolidieren und Aufständen vorzubeugen, lässt Gustav Vasa zahlreiche Festungen bauen, die heute noch als Vasaburgen oder Vasaschlösser bezeichnet werden. Dazu gehören Uppsala slott, Vadstena slott, Örebro slott und Gripsholms slott. Aus der Zeit Gustav Vasas stammen bei letzterem die vier Rundtürme und eine Kassettendecke. Im sogenannten Schlafzimmer Gustav Vasas, in dem eine Bettstatt aus Rävsnäs, einem Anwesen von Gustav Vasas Schwester steht, hängen zwei Gemälde von Lucas Cranach dem Älteren aus der Kunstsammlung Gustav Vasas.

Im Jahr 1533 schenkt Königin Katharina dem Thronfolger Erik das Leben. Zwei Jahre später sind ihre Schwester Dorothea und deren Mann, der spätere König Kristian III von Dänemark, zu Besuch, auf dem Stockholmer Schloss wird gefeiert. Katharina tanzt mit ihrem Schwager, als sie plötzlich stolpert und aus dem Saal geführt werden muss. Einen Tag vor ihrem 22. Geburtstag stirbt sie, vermutlich an einer Fehlgeburt. Es sind jedoch Gerüchte im Umlauf, nach denen der König seine Frau mit einem Hammer erschlagen habe.

1536 heiratet Gustav Vasa eine Schwedin, die 20-jährige Margareta Eriksdotter Leijonhufvud, deren Vater beim Stockholmer Blutbad von 1520 ums Leben gekommen ist. Diese Hochzeit findet auf Uppsala slott statt. Margareta bekommt zehn Kinder, von denen acht das Kindesalter überleben. Der älteste und der jüngste Sohn werden als Johan III und Karl IX jeweils Könige. Die Familie lebt meist auf Gripsholms slott, dem Lieblingsschloss des Königs. Margareta kümmert sich um den Haushalt, um die 22 Mägde. Um seinen Kindern die Macht zu sichern, führt Gustav Vasa 1544 die erbliche Monarchie ein.

Auch Margareta wird nicht alt. Bei einer sommerlichen Bootsfahrt auf dem Mälaren wird ihr unwohl. Man bringt sie bei Schloss Tynnelsö