Strom gegen Schwitzen! - Dietmar Stattkus - E-Book

Strom gegen Schwitzen! E-Book

Dietmar Stattkus

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Beschreibung

Seit mehr als zwei Jahrzehnten befasse ich mich mit dem Themenschwerpunkt Hyperhidrosis und versuche durch Publikationen von Fach- und Sachbüchern sowie websiteunterstützte Informationen (https://transpiration.de) Betroffenen diese Thematik aus ratgeberischer Perspektive näher zu bringen. Im Rahmen eines Psychologiestudiums wurde das Interesse für dieses noch immer tabuisierte Krankheitsbild geweckt. Das Standardwerk «Hilfe, ich schwitze! Ursachen - Phänomene -Therapien des krankhaften Schwitzen» war daher eine logische Konsequenz und der Versuch das leidvolle Phänomen zu enttabuisieren. Durch die jahrelange Kooperation mit der Firma Hidrex GmbH wurde durch diese Veröffentlichung nunmehr die Idee umgesetzt, auch für die komplexe therapeutische Anwendung der Leitungswasser-Iontophorese (LWI) ein Kompendium für Betroffene zu verfassen. Dieser Ratgeber über die Anwendung der LWI soll über die herstellerspezifischen Angaben und Bedienungshinweise der LWI-Geräte hinausgehen, alle Aspekte dieser nebenwirkungsarmen Therapie zusammenfassen und somit Synergien für eine wirkungsvolle Therapie bieten. Hierbei sollte ein hohes Maß an Objektivität in der Darstellung gewahrt bleiben. In der Hoffnung, dass uns diese Umsetzung gelungen ist, wünsche ich Ihnen als Autor hilfreiche und nützliche Informationen beim Lesen, Antworten auf Ihre offenen Fragen, den einen oder anderen Aha-Effekt und ein Mehr an Lebensqualität im Falle des eigenen Betroffenseins.

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Seitenzahl: 126

Veröffentlichungsjahr: 2022

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Sämtliche Informationen in diesem Buch ersetzen nicht die ärztliche Diagnose und Therapiebegleitung. Der Arzt stellt sicher, dass die Krankheit richtig diagnostiziert und die Ursachen richtig zugeordnet werden. Zudem wählt der Arzt aus der heutigen Vielzahl möglicher Therapieformen die richtige Therapie für den jeweiligen Patienten aus und kontrolliert dessen Behandlungserfolg.

Über den Autor

Seit mehr als zwei Jahrzehnten befasse ich mich mit dem Themenschwerpunkt Hyperhidrosis und versuche durch Publikationen von Fach- und Sachbüchern sowie websiteunterstützte Informationen (https://transpiration.de) Betroffenen diese Thematik aus ratgeberischer Perspektive näher zu bringen. Im Rahmen eines Psychologiestudiums wurde das Interesse für dieses noch immer tabuisierte Krankheitsbild geweckt. Das Standardwerk «Hilfe, ich schwitze!Ursachen - Phänomene-Therapien des krankhaften Schwitzens» war daher eine logische Konsequenz und der Versuch das leidvolle Phänomen zu enttabuisieren.

Durch die jahrelange Kooperation mit der Firma Hidrex GmbH wurde durch diese Veröffentlichung nunmehr die Idee umgesetzt, auch für die komplexe therapeutische Anwendung der Leitungswasser-Iontophorese (LWI) ein Kompendium für Betroffene zu verfassen.

Dieser Ratgeber über die Anwendung der LWI soll über die herstellerspezifischen Angaben und Bedienungshinweise der LWI-Geräte hinausgehen, alle Aspekte dieser nebenwirkungsarmen Therapie zusammenfassen und somit Synergien für eine wirkungsvolle Therapie bieten. Hierbei sollte ein hohes Maß an Objektivität in der Darstellung gewahrt bleiben. In der Hoffnung, dass uns diese Umsetzung gelungen ist, wünsche ich Ihnen als Autor hilfreiche und nützliche Informationen beim Lesen, Antworten auf Ihre offenen Fragen, den einen oder anderen Aha-Effekt und ein Mehr an Lebensqualität im Falle des eigenen Betroffenseins.

Dietmar Stattkus

Geleitwort

Die Iontophorese mit Leitungswasser (LWI) gehört zu den effektivsten Maßnahmen im Therapieplan gegen übermäßiges Schwitzen. Am wirkungsvollsten ist ihr Einsatz zur Behandlung von Schwitzphänomenen an Händen und Füßen, bedingt auch zur Therapie von Achselschweiß oder dem lästigen Gesichtsschwitzen.

Die Wirksamkeit dieser konservativen Behandlungsmethode mit Strom wurde wissenschaftlich unlängst nachgewiesen. Die Iontophorese-Therapiegeräte wurden über die Jahre hinweg stets modifiziert und sowohl technisch als auch in der praktischen Anwendung weiterentwickelt, mit dem Ziel, ein hohes Maß an Effektivität in der Behandlung lokaler Formen der Hyperhidrosis zu erlangen.

Durch meine klinische Tätigkeit auf dem Gebiet der Dermatologie durfte ich die Entwicklung der LWI wie auch die Konzeption zugehöriger Iontophoresegeräte in der klinischen Praxis begleiten. Ende der 8oer Jahre habe ich mich im Kreis kompetenter Kollegen wissenschaftlich mit diesem effektiven Verfahren auseinandergesetzt und schon damals wurden, wenn auch primär auf wissenschaftlichem Niveau, die erhobenen Ergebnisse in einem Fachbuch zusammengetragen. Durch meine über die Jahre in klinischer Praxis entwickelte Verbundenheit zur Iontophorese kann ich es daher nur begrüßen, dass umfangreiche Informationen über diese Physikaltherapie erneut in einem Kompendium mit sachlicher und ratgebender Orientierung publiziert werden. Die Inhalte bieten eine unterstützende Hilfe im Therapieprozess sowohl für Anwender, Mediziner als auch Betroffene.

Die LWI verfügt über eine Vielzahl an Parametern zur Behandlungsoptimierung, die nachfolgend eindrucksvoll beschrieben werden und deren Berücksichtigung zu einem größeren Therapieerfolg beiträgt. Allen an diesem Werk Mitwirkenden darf ich zur inhaltlichen, übersichtlichen und verständlichen Gestaltung gratulieren.

PROF. DR. MED. DR. H.C. MULT. THOMAS RUZICKA

KLINIK UND POLIKLINIK FÜR DERMATOLOGIE UND ALLERGOLOGIE DER LMU MÜNCHEN

DERMATOLOGIE IM ISARKLINIKUM

Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Hyperhidrosis

3 Prävalenz der Hyperhidrosis

4 Formen der Hyperhidrosis

4.1 Primäre Hyperhidrosis

4.2 Sekundäre Hyperhidrosis

5 Psychosoziale Beeinträchtigungen

6 Geschichte der Elektrotherapie

7 Keine Angst vor Stromschlägen

8 Iontophorese und LWI

8.1 Leitungswasser-Iontophorese

8.2 Wirkstoff-Iontophorese

9 Indikationen für die LWI

10 Kontraindikationen

10.1 Absolute Kontraindikationen

10.2 Relative Kontraindikationen

11 Wirkmechanismus der LWI

11.1 Hautwiderstand und -leitwert

12 Keine Wirkung ohne Nebenwirkung

13 Vorsicht bei Kombinationstherapien

14 LWI in praktischer Anwendung

15 Initialphase

16 Erhaltungsphase

17 Sitzungsdauer

18 Ergebnis- und Qualitätssicherung

18.1 Quantitative Schweißmessungen

18.2 Gravimetrie

18.3 Kolorimetrisches Verfahren

18.4 Hygrometrische Messung

18.5 Messung des Hautleitwertes

19 Die richtige Gerätewahl

20 Gepulster Strom - die sanftere Stromform

21 Behandlungsmedium Wasser

21.1 Wasserstandhöhe

22 Spezialanwendungen der LWI

22.1 LWI im Gesicht

22.2 LWI im Achselbereich

22.3 LWI im Rückenbereich

23 Simultanbehandlung

24 App-Unterstützung bei der LWI

25 Die Frage der Rezidivität

26 Investition in Gesundheit

27 Wege zur Kostenerstattung

28 Häufig gestellte Fragen

29 Iontophorese im Internet

30 Anwendungsbericht der LWI

31 Nachbetrachtung

32 Kontaktadressen

33 Literaturverzeichnis

34 Verzeichnisse

35 Notizen

1 Einleitung

Das vorliegende Buch soll Aufklärung bieten über die therapeutischen Möglichkeiten der Anwendung einer Leitungswasser-Iontophorese (medizinische Abkürzung: LWI) bei Diagnose des krankhaften Schwitzens, der sogenannten »Hyperhidrosis«.

Im Therapieprozess ist die LWI zur wirksamen Behandlung übermäßigen Schwitzens an Händen und/oder Füßen (palmoplantare Hyperhidrosis) unlängst bekannt und mittlerweile selbst bei hartnäckigen Schwitzproblemen im Achsel- oder im Gesichtsbereich therapeutisch in den Behandlungsfokus gerückt.

Über die Jahre hinweg hat sich dieses spezifische Therapieverfahren durch technische Optimierungen der Behandlungsgeräte sowie infolge der Ergebnisse experimenteller Anwendungsstudien weiterentwickelt. Im Therapieprozess des übermäßigen Schwitzens nimmt die physikalische Therapie der LWI daher einen hohen Stellenwert ein.

Medizinische und technische Erweiterungen auf dem Gebiet dieser Therapieform, vornehmlich auch die simple Heimtherapie der LWI in patientenfreundlicher häuslicher Umgebung, rechtfertigen daher durchaus eine Näherbetrachtung dieser besonderen Therapie.

***

Das exzessive Schwitzen stellt vom Krankheitswert eine ernst zu nehmende Belastung für Betroffene dar, die sich zwar im physiologischen Sinne nicht unbedingt gesundheitsschädlich auswirkt, jedoch mit außergewöhnlich psychosozialen Problemen im Berufs- und Sozialleben einhergeht.

Als interessierter Leser, Betroffener oder Mediziner werden Sie um die Problematik und insbesondere auch psychosozialen Belastungen des exzessiven und krankhaften Schwitzens wissen. Sie kennen sicherlich die Leidenssituation vieler Betroffener, die händeringend nach Hilfsangeboten suchen oder Sie befinden sich als Leidtragende(r) selbst auf ständiger Recherche nach der für Sie abgestimmten, effektivsten Therapie mit den geringsten Nebenwirkungen.

In der Therapiepraxis der Hyperhidrosis hat sich die Stufentherapie als Behandlungsplan wissenschaftlich etabliert, beginnend mit naturheilkundlichen Verfahren wie pflanzlichen Wirkstoffen in Form von Extrakten des Salbeis, externen Anwendungen mit Aluminiumchloriden bei lokalen Schwitzphänomenen, der hier vorgestellten Therapieform LWI, medikamentösen Therapien mit Anticholinergika bei universellen Schweißausbrüchen, Botox-Injektionen zur chemischen Denervierung der Schweißdrüsen, Drüsenabsaugungen im Achselbereich, Laseranwendungen oder dem Mikrowelleneinsatz bis hin zu radikalen operativen Eingriffen am sympathischen Nervensystem.

In den letzten Jahren hat sich zwar nicht unbedingt die Zahl der Behandlungsmöglichkeiten erhöht, die bestehenden Therapieoptionen des übermäßigen Schwitzens wurden aber wissenschaftlich fundierter untersucht und mit Kontinuität weiterentwickelt.

Jedes dieser Verfahren in diesem genau definierten Stufenplan kann je nach Erscheinungsform des zu Grunde liegenden Schwitzphänomens durchaus seine therapeutische Berechtigung haben und einen Behandlungsversuch indizieren.

Bestimmte Formen des Schwitzens erweisen sich bei manchen Therapieoptionen allerdings als behandlungsresistent, so dass sich die therapeutische Auswahl schnell begrenzt. In diesem Zusammenhang ist die spezifische Form des generalisierten Schwitzens anzuführen, bei der sich der funktionell gestörte Schweißfluss zum Leidwesen Betroffener großflächig auf den gesamten Körper erstrecken kann.

Das Phänomen dieser generalisierten Hyperhidrosis lässt sich daher nur eingeschränkt therapeutisch angehen, etwa durch eine systemische Behandlung mit schweißhemmenden Medikamenten in Form von sogenannten Anticholinergika. Behandlungswege mit lokal wirksamen Verfahren und Anwendungsmitteln wären hier kontraindiziert.

Analog zu den alternativen Therapieoptionen erfährt auch das in diesem Buch vorgestellte physikalische Therapieverfahren der LWI seine therapeutischen Grenzen. Diese Behandlung mit Strom ist bei Vorliegen lokaler Erscheinungsformen des pathologischen Schwitzens indiziert und hierbei nachweislich wirkungsvoll.

Diese Elektrotherapie beschränkt sich indikativ primär auf ein krankhaft übersteigertes Schwitzen an den Händen und Füßen. Bedingt und mit Einschränkungen sind auch Achsel-, Gesichts- oder sogar Rücken- und Nackenbereich behandelbar. Letztgenannte Schwitzphänomene lassen sich durch die LWI weniger effektiv und nur unter Zuhilfenahme von Applikatoren angehen.

Bei all den existierenden Therapiemaßnahmen im Therapieplan einer Hyperhidrosis ist zu beachten, dass jedes Verfahren auch seine Nebenwirkungen mit sich bringt. Genau hier aber liegt der ganz entscheidende Vorteil der Behandlungsform der LWI.

Dieses als konservativ beschriebene Therapieverfahren gilt als nahezu nebenwirkungsarm und hocheffektiv. Langzeitnebenwirkungen sind nicht bekannt und bereits mehrfach wurde in Fallstudien bewiesen, dass die Leitungswasser-Iontophorese bei über 80-90 % der Anwender signifikante Erfolge verspricht.

Therapie/Zonen

Ach-seln

Hände

Füße

Kopf/Gesicht

Antitranspi-rante

ja

ja

ja

bedingt

Botox©

ja

bedingt

bedingt

bedingt

miraDry©

ja

Laser

ja

Absaugung

ja

Iontophorese

bedingt

ja

ja

bedingt

Medika-mente

ja

bedingt

bedingt

ja

ETSOperation

ultimaratio

ultimaratio

Tabelle 1: verschiedene Indikationen für spezifische Formen der Hyperhidrosis

Die LWI gilt als konservative Behandlung der lokalen Hyperhidrosis, da hier ausschließlich unter Zuhilfenahme physikalischer Maßnahmen therapiert wird. Im Gegensatz zu dieser Konservativtherapie steht die chirurgische Behandlung wie etwa die transthorakale Sympathektomie oder die Schweißdrüsensaugkürettage, die zwar in manchen Fällen durchaus der letzte Behandlungsweg im Stufenplan sein kann, immer aber mit einem hohen gesundheitlichen Risiko und in der Regel mit einem Mehr an Nebenwirkungen verbunden ist.

Obwohl bei der LWI letztendlich mit Strom auf den Organismus und menschliches Gewebe Einfluss genommen wird, ergeben sich bei dieser Anwendung nur geringfügige Begleitkomplikationen, auf die später noch näher einzugehen sein wird.

***

Vor langer Zeit war die Behandlung einer Hyperhidrosis an Händen und/oder Füßen mit der Leitungswasser-Iontophorese ausschließlich der klinischen Praxis vorbehalten. Überwiegend in dermatologischen Zentren erfolgte die Initiierung und Begleitung dieser konservativen physikalischen Therapie. Einhergehend war dieser Umstand oft mit hohen Hürden für die Betroffenen. So musste zu Behandlungszwecken häufig eine dermatologische Praxis aufgesucht und nicht selten mussten weite Anfahrten und erhebliche zeitliche Aufwendungen in Kauf genommen werden.

Durch technische Fortschritte, eine Modifizierung und ständige Optimierung der Elektrogeräte aber auch durch diverse Effizienzstudien wurde die spezielle Iontophorese-Behandlung über die Jahre hinweg stetig optimiert, sicherer und anwendungsfreundlicher im Bedienkonzept und nicht zuletzt wegen erheblicher Kostenreduzierung auch für die Heimanwendung interessanter.

Mittlerweile ist selbst der freie Erwerb der als Medizinprodukte geltenden Geräte möglich. Ärztlich rezeptiert und im Idealfall von den Krankenkassen rückvergütet oder rezeptfrei auf Privatrechnung erhältlich ist ein Erwerb für jedermann möglich und der Betroffene kann selbst ohne ärztliche Begleitung spontan mit der Behandlung beginnen. Heute bestellt, morgen geliefert und sogleich lostherapiert.

Doch genau hier liegt auch eine Gefahr, da ein solches Vorgehen medizinisch weder zu empfehlen noch zu verantworten ist. Eine unkontrollierte und unüberwachte Anwendung geht nicht selten mit einem unverkennbaren Risiko einher.

Der Betroffene erhält zwar mit Erwerb seines Gerätes vom Händler oder Hersteller eine umfangreiche Bedienungsanleitung oder einen Schnelleinstieg, bleibt in Folge aber mit dem kompletten medizinischen Ablaufverfahren auf sich allein gestellt.

Erfolgte früher noch zumindest die Initialphase der Iontophorese unter ärztlicher Aufsicht in klinischer Umgebung und schloss sich die Erhaltungstherapie dann meist im Rahmen der Heimbehandlung an, so werden heute nicht selten beide Therapiephasen ohne professionelle Begleitung oder Anleitung in heimischer Umgebung durchgeführt.

Auspacken, aufbauen und Therapiestart widersprechen aber dem komplexen und vor allem individuellen Therapieverfahren der Iontophorese. Hierbei geht es nicht um mögliche gravierende Nebenwirkungen, sondern eher um die Frage der Anwendungspraxis, der Feinjustierung dieses effektiven aber eben auch sensiblen Therapieverfahrens. Ohne individuelle Abstimmung der Therapieform unter fachkompetenter Anleitung wird die Behandlung nicht selten erfolglos, wirkungsarm oder aber doch mit vermeidbaren Nebenerscheinungen einhergehen. Im Bedarfsfall bieten die meisten Hersteller daher einen qualifizierten Support (u.a. Live-Chat, WhatsApp-Service, Rückruf bei einer Leihstellung) zur Klärung aller Behandlungsfragen, um durch zielgerichtete Anpassungen noch bessere therapeutische Ergebnisse zu erzielen.

Trotz der Bequemlichkeit der Heimanwendung ist die temporäre Anwendungsbegleitung durch einen fachkundigen und anwendungsgeschulten Arzt weiterhin medizinischer Standard. Nur dem eingewiesenen und qualifizierten Anwender sollte die Option der alleinigen Heimtherapie obliegen und dies im Idealfall erst nach erfolgreicher Durchführung der medizinisch begleiteten Initialphase. Der vertraute Umgang in gewohnter häuslicher Umgebung stellt dann in der Folge eine komfortable und anwenderfreundliche therapeutische Errungenschaft dar.

Grundsätzlich sollte mindestens einmal jährlich die Möglichkeit eines fachkompetenten Feedbacks und eine Erfolgskontrolle der Therapie möglich sein. Dies sollte selbst in der Erhaltungsphase Standard sein.

Bei der Behandlung von Kindern sollte eine erhöhte Achtsamkeit geboten sein. Kinder, die durchaus in Heimtherapie behandelt werden können, sollten von einer Vertrauensperson oder sogar ärztlich begleitet und therapeutisch kontrolliert werden. Je jünger das zu behandelnde Kind, desto aufwendiger gestaltet sich der therapeutische Ablauf, da ein Stillhalten und somit eine erforderliche Behandlungsdisziplin häufig nicht garantiert ist. Ein Kind muss sich entwicklungsbedingt mitteilen können in Bezug auf das Empfinden des Stromes.

Weiß man um die vielen Stellwerte, Parameter und Optimierungsmöglichkeiten der LWI, so kann man sich zeitaufwendige Umwege wie ein Nachtherapieren, einen verzögerten Behandlungserfolg oder gar die voreilige Verurteilung des Verfahrens als nicht Erfolg versprechend ersparen und so schneller und effizienter sein angestrebtes Behandlungsziel erreichen:

eine zufriedenstellende Normhidrosis

(Trockenheit der Haut).

***

Grundsätzlich bleibt die LWI aufgrund ihrer simplen Anwendung und des überschaubaren und geringen Nebenwirkungsspektrums Therapie der Wahl bei lokalem Schwitzen jedem Schweregrades und nahezu jeder Ausprägungsform.

Die weiteren Ausführungen des Buches sollen einen prinzipiellen Einstieg in die Verfahrensweise der Leitungswasser-Iontophorese aufzeigen. Auf die Vorteile, Wirkmechanismen und Modifikationen der Behandlung, die Handhabungen und Einschränkungen dieser Konservativtherapie wird auf den folgenden Seiten ausführlich eingegangen.

2 Hyperhidrosis

Bevor im Folgenden auf die Indikation der Therapie eingegangen wird stellt sich zunächst die Frage, um was für eine Krankheit es sich bei dem schon in den einleitenden Sätzen des Buches häufig genutzten Fachterminus «Hyperhidrosis» eigentlich handelt.

Dass es sich beim übermäßigen Schwitzen überhaupt um eine Krankheit handelt ist durch die medizinische Klassifikation und die Aufnahme in den Klassifikationsindex ICD-10 des Deutschen Instituts für Medizinische Dokumentation, kurz DIMDI, belegt. Die internationale Klassifikation der Krankheiten (ICD, International Classification of Diseases) ist das wichtigste, weltweit anerkannte Diagnose-Klassifikationssystem der Medizin. Es wird von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) herausgegeben.

Die Organisation DIMDI ist Herausgeber der deutschsprachigen Fassungen medizinischer Klassifikationen, einer wichtigen Grundlage für Diagnosestellung, den elektronischen Datenaustausch und das Abrechnungsverfahren im Krankenwesen.

Im ICD-10 (GM/German Modification) findet sich die Schwitzkrankheit im Kapitel XVIII unter «Symptome und abnorme klinische und Laborbefunde, die anderenorts nicht klassifiziert sind».

R61.HyperhidroseR61.0Hyperhidrose, umschriebenR61.1Hyperhidrose, generalisiertR61.9Hyperhidrose, nicht näher bezeichnet inkl.: Nachtschweiß, Übermäßiges Schwitzen

Allgemeingültig wird Schwitzen dann als Hyperhidrosis beschrieben, wenn die physiologisch notwendige Schweißmenge, die primär der Thermoregulation des Körpers dient, bei weitem überschritten wird. Dieser Krankheit liegt eine funktionelle Störung der ekkrinen Schweißdrüsen zugrunde. Diese ekkrinen Drüsen dienen vornehmlich der Regulation der Körpertemperatur. Physiologisch verantwortlich sind sie daher für die Thermoregulation des Organismus. Infolge ihrer pathologischen Dysfunktion bei Hyperhidrosis wird Schwitzen aber nicht selten zu einem Zustand mit hohem Krankheitswert.

Schweißdrüsen

Die Schweißdrüsen sind in einer unterschiedlichen Dichtezahl über den gesamten menschlichen Organismus verteilt. Schätzungsweise verfügt der Körper über 2-5 Millionen der sogenannten ekkrinen Schweißdrüsen.

Abbildung 1: Illustration eines Hautquerschnitt mit ekkriner Schweißdrüse (li), deren Ausführungsgang sich spiralförmig bis hin zur Hautoberfläche erstreckt und apokriner Schweißdrüse (re), deren Ausführungsgang in ein Haarfollikel mündet

Schweißdrüse

Anatomisch sind die Drüsendichten an exakt den Körperstellen konzentrierter, an denen sich lokale Hyperhidrosen mit entsprechendem Krankheitswert ausprägen. Hierzu zählen überwiegend die Handflächen, die Fußsohlen sowie die Achseln.

Die Schweißdrüse gehört zu den sogenannten Hautanhangsgebilden. Lokalisiert sind die ekkrinen Schweißdrüsen mit ihrem Drüsenknäuel in der unteren Dermis (Lederhautgewebe), bis an die Grenze zur Subkutis (Unterhaut) reichend. Ein Ausführungsgang der Drüse führt geradlinig bis hinauf zur Epidermis (Oberhaut), von wo aus sich der weitere Gang schließlich spiralförmig bis zur Oberfläche der Haut erstreckt. Dort mündet der Ausführungsgang in den Schweißdrüsenporus.

Neben den ekkrinen Schweißdrüsen gibt es auch die größeren apokrinen Drüsen, die auch Duftdrüsen genannt werden und zumeist ursächlich für den urtümlichen Körpergeruch des Menschen sind, hervorgerufen zumeist infolge bakterieller Zersetzungsprozesse. Während die Zahl ekkriner Drüsen bereits von Geburt an vorhanden ist, entwickeln sich die apokrinen Drüsen erst während der Pubertätsphase des Menschen.