Talon Band 4: Jäger und Gejagter - Marc Thomas - E-Book

Talon Band 4: Jäger und Gejagter E-Book

Thomas Marc

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Beschreibung

Talon zieht nordwärts den Nil entlang und gerät in die Fänge eines Sklavenhändlers. Dieser sieht in seinem Gefangenen ein zu großes Risiko und schickt ihn zur Belustigung in die Arena im Kampf gegen einen riesigen Gorilla. Doch Talon gewinnt den Kampf und wird er als Freiwild ausgesetzt – als menschliche Beute … In Kapstadt muss die Fotografin Alice Struuten erleben, dass jemand ein deutliches Interesse an ihren Bildern von Talon zeigt. Und keine Skrupel hat, dafür auch einen Mord zu begehen … ___ Dieser Roman wurde bereits 2018 veröffentlicht und vom Autor für die vorliegende Fassung neu bearbeitet.

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Seitenzahl: 96

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TALON BAND 4

 

 

Impressum

 

© Copyright Marc Thomas

© Copyright 2023 der E-Book-Ausgabe bei Verlag Peter Hopf, Minden

 

www.verlag-peter-hopf.com

 

ISBN 978-3-86305-328-4

 

Redaktionelle Betreuung: Wolfgang Kollmann

Covermotiv: Leonardo.ai | Covergestaltung: Thomas Knip

 

Alle Rechte vorbehalten

 

Die in diesem Roman geschilderten Ereignisse sind rein fiktiv.

Jede Ähnlichkeit mit tatsächlichen Begebenheiten, mit lebenden oder verstorbenen Personen wäre rein zufällig und unbeabsichtigt.

 

Der Nachdruck, auch auszugsweise, die Verarbeitung und die Verbreitung des Werkes in jedweder Form, insbesondere zu Zwecken der Vervielfältigung auf fotomechanischem, digitalem oder sonstigem Weg, sowie die Nutzung im Internet dürfen nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages erfolgen.

Inhaltsverzeichnis
Impressum
Jäger und Gejagter
Prolog
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Epilog

 

 

MARC THOMAS

Jäger und Gejagter

Talon Band 4

 

 

Prolog

 

Talon betrachtete den Kadaver der Antilope, der verdeckt im blassgelben Gras der Savanne lag. Er legte einen Finger auf das rötlich schimmernde Fleisch und verscheuchte dabei zahlreiche Fliegen, die sich daraufhin mit einem nervösen Summen an einer anderen Stelle niederließen.

Das Fleisch war noch warm. Es mochte keine halbe Stunde her sein, dass die Antilope den Tod gefunden hatte. Sie war keinem Raubtier zum Opfer gefallen. Zumindest keinem, das seinen Hunger stillen wollte. Fast unversehrt lag der schlanke Körper des Tieres vor ihm – doch er war der ganzen Länge nach gehäutet worden. Das Fleisch hatte seine Jäger nicht interessiert. Nur das Fell hatten sie mitgenommen. Und die Schädelplatte mit dem langen Geweih. Das Blut, das aus dem offen liegenden Fleisch gesickert war, hatte den Boden in einer großen Lache rings um den Kadaver dunkel gefärbt.

Talon erhob sich aus seiner knienden Position und ließ seinen Blick schweifen. Die leicht gewellte Hügellandschaft stieg zum Horizont hin an und verschwand im dichten Dunst, der den Himmel bedeckte.

Vor zwei Tagen hatte er die Grenze zum Südsudan überschritten. Es war etwas mehr als eine Woche her, dass er von Shions Tempel aufgebrochen war und sich Richtung Nordosten gewandt hatte. Er wusste selbst nicht, wohin ihn sein Weg führte. Nachdem er dem schwarzen Löwen erklärt hatte, dass er dessen Nachfolge im Tempel nicht annehmen wolle, war er ziellos durch die Gegend gestreift. Sobald er den Dschungel hinter sich gelassen hatte und die offene Savanne erreichte, atmete er auf und genoss die Freiheit, die ihm die karg bewachsene Landschaft bot. Die Intensität, mit der die Farben und Gerüche der Pflanzen und Bäume im Urwald auf ihn eingeströmt waren, hatte ihm in all den Tagen, in denen er sich im Tempel aufgehalten hatte, schier den Atem geraubt.

Doch noch etwas anderes hatte er fast greifbar in der Umgebung der uralten Tempelanlage gespürt, die tief verborgen inmitten der Baumriesen lag. Es legte sich schwer auf alles Lebende. Etwas veränderte die Landschaft, seitdem Eser Kru versucht hatte, die schwarze Kraft in den Tempelmauern freizusetzen. Der Magier, dessen zu Staub zerfallene Überreste vom Wind davongetragen worden waren, hatte die Zeit selbst angegriffen und die Vergangenheit in die Gegenwart gerissen.

Talon verstand es selbst kaum. Eser Kru hatte einen Dutzende von Kilometern durchmessenden Kreis erschaffen, in dem die Zeit anders verlief. Er hatte es selbst erleben müssen, als er durch einige der Dörfer gekommen war, die am Rand dieser Zone lagen. Es schien keinerlei technische Geräte mehr zu geben. Als hätten sie sich in Luft aufgelöst. Gebäude, die nicht in der traditionellen Lehmbauweise errichtet worden waren, waren in sich zusammengefallen. Immer weniger existierte, das noch auf die moderne Welt hinwies. Und die Menschen bewegten sich schlafwandlerisch, als seien sie gefangen in einem Traum, der sie in eine andere Realität zwängte.

All das, was geschehen war, seitdem er Shions Ruf gefolgt war, erschien ihm so unwirklich. Als sei er all die Zeit in einem wirren Traum gefangen gewesen, aus dem er nun langsam erwachte.

Der durchdringende Geruch des verwesenden Körpers holte ihn endgültig zurück in die Realität. Die Antilope war nicht von jemandem erlegt worden, der auf der Suche nach Nahrung gewesen war. Das Tier hatte für die Sucht nach billigen Trophäen sein Leben lassen müssen. Talon wusste, dass er sich hier im südlichen Ausläufer eines Nationalparks befand, in dem Jagen untersagt war. Doch noch viel mehr erstaunte es ihn, dass trotz des tobenden Bürgerkriegs jemand die Muße fand, auf die Jagd zu gehen.

Das Bellen eines Schusses durchschnitt die Stille der Savanne. Talons Kopf fuhr herum. Langsam verhallte das Echo des Knalls. Die tiefblauen Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen. Er war nicht mehr als ein, zwei Kilometer vom Standpunkt des Schützen entfernt. Ohne wirklich zu wissen, was ihn antrieb, hastete er los. Mit weiten Schritten durchschritt der muskulöse Körper das trockene Savannengras, das sich raschelnd vor ihm auftat und hinter ihm wieder schloss.

Die Augen des hochgewachsenen Mannes mit den langen rotbraunen Haaren visierten verschiedene Punkte in der Landschaft an und sondierten sie. Er suchte nach Anhaltspunkten, die ihm einen Aufschluss über die Position des Jägers gaben.

Ein zweiter Schuss zerriss die träge Ruhe des Nachmittags. Leise drang das Krächzen von Vögeln an Talons Ohren. Sein Blick suchte den Horizont ab und entdeckte mehrere dunkle Punkte, die nach oben davonstoben. Aufgeschreckt versammelte sich der Vogelschwarm hoch über dem Boden und kreiste abwartend über der Stelle, von der er aufgestiegen war. Der Punkt lag kaum einen halben Kilometer von Talon entfernt.

Er beschleunigte seine Schritte. Seine nackten Füße berührten dabei kaum die trockene, brüchige Erde. Knorrige Akazienbäume warfen mit ihren weit ausladenden Kronen große Schatten auf den Boden. Ihre Stämme standen bald so dicht beieinander, dass sie einen freien Blick erschwerten.

Das Geräusch des nächsten Schusses vermischte sich mit dem leisen, aufheulenden Jaulen eines Motors, das rasch lauter wurde. Talon kniete sich nieder und verbarg sich im Unterholz eines der Bäume. Sein Blick richtete sich auf eine offene Fläche zwischen den verkrümmt gewachsenen Stämmen. Er spürte etwas, das sich ihm mit hoher Geschwindigkeit näherte. Etwas Vertrautes, das ihn mit Unruhe erfüllte.

Kaum dass er sie wahrgenommen hatte, brach die Löwin aus dem Schatten der Bäume und hastete über die spärlich bewachsene Lichtung auf ihn zu. Talons Herz schlug schneller. Seitdem ihn das Rudel verstoßen hatte, hatte er den Kontakt zu den Löwen der Umgebung völlig verloren. Sie mieden ihn aus Furcht seit seinem Sieg über Shion.

Nahezu lautlos erhob er sich aus dem Unterholz. Die Löwin war kaum dreißig Meter von ihm entfernt. Aus seiner Kehle lösten sich tiefe, grollende Laute, von denen er selbst nicht wusste, wann er sie zu sprechen gelernt hatte.

[Hierher, rasch!], drang seine Stimme über die Lichtung.

Die Löwin hielt inne. Überrascht sah sie die Silhouette des Mannes im Schatten des Akazienbaumes und wusste nicht, wie sie das Gehörte mit dem Bild in Verbindung bringen sollte. Doch noch bevor sie die Richtung ändern konnte, bellte ein weiterer Schuss auf. Der kräftige Körper wurde von der Wucht des Geschosses getroffen und mitten im Lauf durch die Luft gewirbelt. Mehrmals überschlug sich die Raubkatze und blieb dann regungslos im Gras liegen.

»Nein!«, schrie Talon auf und jagte aus seiner Position hervor. Er erblickte den Geländewagen am gegenüberliegenden Ende der Lichtung. Der Motor röhrte laut auf. Ruckend kam der schwere Wagen zum Stehen. Sofort öffneten sich die Seitentüren, und zwei Schwarze sprangen aus dem Innenraum. Einer von ihnen hielt eine lange Stange in der Hand, während der andere bereits im Laufen gekonnt ein Netz ausbreitete, das er mit beiden Armen hielt.

Überrascht sahen sich die Männer Talon gegenüber, der auf die tote Löwin zusprang. Nur mit einem Lendenschurz bekleidet, passte der halbnackte Mann mit weißer Hautfarbe nicht zu dem, was sie erwartet hatten. Unschlüssig blieben sie stehen und warfen einen Blick in das verdunkelte Foyer des Wagens.

Aus dem beigefarbenen Rover löste sich ein Schatten, der sich durch eine Öffnung im Dach nach oben schob. Der Mann bildete einen völligen Kontrast zu den beiden, die den Wagen bereits verlassen hatten. Nicht nur die gepflegte Kleidung unterschied ihn von den Afrikanern, die gespannt abwarteten. Auch die hellere Hautfarbe wies auf eine andere Herkunft hin. Während der Mann, dessen Gesicht halb durch einen Hut verdeckt wurde, den beiden Schwarzen einen Befehl auf Arabisch gab, zog er sein Jagdgewehr vom Sitz und legte es vor sich auf das Dach des Geländewagens.

Die beiden Männer, die nicht mehr als ein ausgeblichenes T-Shirt und speckige Jeans trugen, sahen sich trotz der Anweisung unschlüssig an. Erst ein weiterer scharfer Ruf vom Wagen trieb sie vorwärts. Sie taxierten den Weißen, der nun neben der Raubkatze in die Knie ging und sie untersuchte. Sekunden später sah er die Schwarzen, die sich vorsichtig näherten, unverwandt an. Sie zuckten förmlich unter dem Blick zusammen. In seinen Augen schimmerte viel mehr die ungezähmte Wildheit eines Tieres als der beherrschte Verstand eines Menschen.

Knurrende Laute lösten sich von Talons Lippen. Wut und Schmerz brannten wie ein loderndes Feuer in seiner Brust. Er sah, wie die Afrikaner versuchten, ihn zu umzingeln. Lauernd erhob er sich, die Muskeln bis aufs Äußerste angespannt.

Nervös zupfte der Mann mit dem Netz an den Maschen und achtete darauf, sich nicht in einem der Enden zu verfangen, die über den Boden schleiften. Sein Partner stieß mit dem langen Stock, an dessen einem Ende eine Schlaufe befestigt war, zögerlich nach dem Mann, der nicht in sein Weltbild passte. Die Situation erschien ihm so unwirklich, dass er ungewollt kicherte. Erst die scharfen Worte vom Landrover brachten ihn wieder zur Besinnung. Der Mann schrie ihnen auf Arabisch zu, sich um den Weißen zu kümmern.

Diese Worte verstand auch Talon, der diese Sprache lange nicht mehr gehört hatte. Seine Hand tastete nach hinten und zog ein altertümlich anmutendes Messer aus der Schlaufe, die seinen Lendenschurz hielt. Matt schimmerte die Klinge, deren Oberfläche mit einem feinen Muster verziert war, in der hoch stehenden Sonne auf.

Nachdem die beiden Schwarzen ihre Überraschung überwunden hatten, verständigten sie sich mit kurzen Rufen. Die Jahre der Erfahrung bei der Jagd nach Tieren ließ sie hunderte Male eingeübte Handgriffe mit einer Routine durchführen, die keinen Unterschied dabei machte, ob es sich bei der Beute um ein Tier oder einen Menschen handelte.

Talon musste mehrmals die lange Stange abwehren, die immer wieder seine Deckung durchbrach und sich mit ihrem stumpfen Ende schmerzhaft in seinen Körper bohrte. Der Angreifer konnte dabei außer Reichweite von Talons eigenen Attacken bleiben und umging den Weißen wie ein Tier, das er in die Enge getrieben hatte.

Von einer Wildheit erfüllt, die ihn lange nicht mehr durchströmt hatte, setzte Talon nach und ließ dabei für einen Augenblick das Netz außer Acht. Erst als er das Rascheln der feinen Schnüre hörte, wandte er sich um und hob schützend den Arm an. Das Maschengespinst glitt von der Haut ab und wurde sofort von dem zweiten Mann zurückgezogen, doch Talon packte das Netz mit der Linken und riss den Farbigen mit aller Kraft zu sich her.

Durch die Wucht des Angriffs kam der Mann ins Straucheln und stolperte zu Boden. Ein erschrockener Schrei löste sich von seinen Lippen. Er blickte hoch und sah den Schatten des Mannes, der den Arm mit dem Messer emporhob. Doch noch bevor die Waffe herabstoßen konnte, wurde der Kopf des Weißen zur Seite geschleudert. Wie in Zeitlupe löste sich das Messer aus der Hand und fiel zu Boden. Nur einen Herzschlag später sackte auch Talons Körper zur Erde.