Talon Band 1: Tödliche Erinnerung - Marc Thomas - E-Book

Talon Band 1: Tödliche Erinnerung E-Book

Thomas Marc

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Beschreibung

In einer geheimen Operation dringt Adrian Tyler, ein Spezial-Agent, in Mogadischu in das Haus eines Waffenhändlers ein. Doch der Auftrag verläuft alles andere als reibungslos. Auf dem Rückweg zum Stützpunkt wird der Helikopter beschossen und stürzt im Norden Kenias ab. Acht Monate später wird das Wrack geortet. Ein Such- und Bergungsteam untersucht die Fundstelle und kann keine Überlebenden entdecken. Sie stoßen allerdings auf einen halbnackten Wilden, der keine Erinnerung mehr an seine eigene Vergangenheit zu haben scheint und die letzten Monate unter Löwen lebte … Damit beginnt ein Abenteuer um ein dunkles, tief im Herzen Afrikas verborgenes Geheimnis, für das Menschen bereit sein werden zu töten. ___ Dieser Roman wurde bereits 2018 veröffentlicht und vom Autor für die vorliegende Fassung neu bearbeitet.

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Seitenzahl: 81

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TALON BAND 1

 

 

Impressum

 

© Copyright Marc Thomas

© Copyright 2023 der E-Book-Ausgabe bei Verlag Peter Hopf, Minden

 

www.verlag-peter-hopf.com

 

ISBN 978-3-86305-325-3

 

Redaktionelle Betreuung: Wolfgang Kollmann

Covermotiv: Playground.ai | Covergestaltung: Thomas Knip

 

Alle Rechte vorbehalten

 

Die in diesem Roman geschilderten Ereignisse sind rein fiktiv.

Jede Ähnlichkeit mit tatsächlichen Begebenheiten, mit lebenden oder verstorbenen Personen wäre rein zufällig und unbeabsichtigt.

 

Der Nachdruck, auch auszugsweise, die Verarbeitung und die Verbreitung des Werkes in jedweder Form, insbesondere zu Zwecken der Vervielfältigung auf fotomechanischem, digitalem oder sonstigem Weg, sowie die Nutzung im Internet dürfen nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages erfolgen.

Inhaltsverzeichnis
Impressum
Tödliche Erinnerung
Prolog
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Zwischenspiel
Epilog
Fußnoten

 

 

MARC THOMAS

Tödliche Erinnerung

Talon Band 1

 

 

Prolog

 

Wind strich durch Talons Haar.

Der hochgewachsene Mann hob seinen Kopf und blähte die Nasenflügel. Er atmete die Duftmarke ein, die im Windhauch verborgen lag, und kniff die Augen zusammen. Sein Blick wanderte über die weite Savanne. Vereinzelt warfen Akazienbäume lange Schatten auf das ausgetrocknete Gras, das im Licht der späten Nachmittagssonne golden leuchtete. 

Es hatte seit Wochen nicht mehr geregnet. Auch die Wasserlöcher waren beinahe ausgetrocknet. Die Tiere der Savanne waren träge geworden und bewegten sich nicht mehr als nötig.

Talon spannte seine Muskeln an. Sehnen zeichneten sich unter der bronzefarbenen Haut ab, die von Staub bedeckt war. Er strich sich eine Strähne seines rotbraunen Haars aus dem Gesicht und fuhr mit der Zunge über die rauen Lippen.

Die Trockenheit machte die Beute verwundbarer. Sein Blick wanderte forschend über den Horizont und suchte nach dem Ursprung des Dufts, den der Wind mit sich trug. Dort, weit im Südwesten, erhoben sich die schlanken Körper einer kleinen Gazellenherde wie Silhouetten aus dem Gras.

Talon atmete durch und lief die kleine Anhöhe hinab, die ihm einen guten Überblick über N’tches Reich bot. Er wusste, dass er sich gefährlich nahe an dessen Grenzen aufhielt. Doch in seinem Revier befanden sich die ergiebigsten Wasserlöcher, und Durst ließ auch den einsamsten Jäger wagemutig werden.

Leichtfüßig setzte er seine Schritte auf den ockerfarbenen Boden. Das hohe Gras raschelte, während er durch das wogende Meer der Halme glitt.

Es mochten noch gut zweihundert Schritt sein, bis er die Herde erreicht hatte. Talon suchte das Leittier. Es stand etwas abseits und von ihm abgewandt.

Der Mann grinste und bleckte seine Zähne. Er schlich in gebeugter Haltung weiter und stützte sich mit den Händen auf der krumigen Erde ab. Noch immer schienen die Gazellen keinen Verdacht geschöpft zu haben.

Talon verharrte für einen Augenblick und legte sich flach auf die Erde. Das nächste Tier war kaum noch zwanzig Schritt von ihm entfernt. Seine dünnen Hörner senkten sich nach vorne, während es äste.

Der hochgewachsene Mann schnellte vor. Seine Schritte peitschten über den Boden. Er grub seine Finger in die Erde und stieß sich ab.

Entsetzt sprangen die Gazellen auseinander. Helle Laute schrillten über die Savanne. Talon achtete nicht auf die anderen Tiere. Er hielt seinen Blick auf das Jungtier geheftet, das er sich als Beute ausgesucht hatte.

Die Gazelle machte mit ihren schlanken Beinen weite Sätze und schlug Haken, um ihrem Verfolger zu entkommen. Talon konnte sehen, wie sich ihre Flanke heftig hob und senkte. Der Atem brannte heiß in seiner Brust. Er stieß ihn aus und jagte dem jungen Tier nach.

Savannengras peitschte in sein Gesicht und zeichnete mit roten Striemen ein zerrissenes Muster auf seine dunkel getönte Haut. Ein dürrer Ast zerbrach knirschend unter ihm. Talon spürte das Blut in seinen Schläfen pochen. Sein Blick verzerrte sich. Er nahm nur noch den schlanken Körper vor sich wahr und konzentrierte sich auf dessen hastige Bewegungen. Alles andere um ihn herum ging in einem verschwommenen Nebel unter.

Die Hinterläufe der Gazelle stießen gefährlich hoch nach hinten. Er machte einen leichten Sprung zur Seite und hatte das Tier nun zu seiner Rechten.

Dessen Sätze wurden kürzer. Talon entfuhr ein heiseres Lachen. Seine Augen blitzten, als er seine Beine mitten im Lauf anspannte. Sein schlanker Körper schnellte durch die Luft. Die rechte Hand grub sich wie eine Pranke in den Rücken der Gazelle und riss sie zur Seite.

Mit seinem Gewicht warf Talon seine Beute zu Boden. Die Gazelle strauchelte und überschlug sich. Ein schriller Klang entfuhr ihr. Talon rollte über die harte Erde und spürte ein schmerzhaftes Ziehen in der Schulter. Sein Kopf ruckte herum. Die Gazelle taumelte und erhob sich auf die Hinterläufe.

»Nein!«, kam es grollend über seine Lippen. Er warf sich nach vorne und begrub den schlanken Körper unter sich. Die Gazelle wehrte sich vergeblich in der Umklammerung und ruckte mit dem Kopf umher. Talon musste aufpassen, dass ihn die langen Hörner nicht verletzten.

Seine muskulösen Arme schlangen sich um den bebenden Hals. In einer fließenden Bewegung presste er seine linke Handkante gegen den Nacken der Gazelle, während seine rechte Hand den schmalen Kopf umklammerte und mit einem kräftigen Ruck zu sich riss.

Augenblicklich erschlaffte der Körper unter ihm. Talon wartete noch ein paar Sekunden, dann erhob er sich. Seine schweißbedeckte Brust hob und senkte sich unter den tiefen Atemzügen. Das Bild vor seinen Augen verschwamm für einen Moment.

Er sah sich um. Die restliche Herde hastete davon. Staub peitschte auf und verhüllte die Luft. Talon sank auf die Knie und legte eine Hand auf den noch warmen Körper. Misstrauisch blickte er auf. Er achtete darauf, dass niemand aus N’tches Rudel auf ihn aufmerksam geworden war und nun seine Unachtsamkeit ausnutzte.

Der Mann, der bis auf einen zerrissenen Lendenschurz aus dunklem Stoff nackt war, warf die tote Gazelle auf die Seite und packte einen der Hinterläufe. Er winkelte ihn ab und drückte ihn nach außen. Die helle Haut spannte sich über dem Unterleib. Talon senkte den Kopf und grub seine Zähne in die freigelegte Stelle. Kaum hatte er die obersten Hautschichten aufgerissen, schmeckte seine Zunge Blut. Unwillkürlich stieg die Erregung in ihm an. Er riss an den roten, glänzenden Muskelfasern und drückte das Hinterbein der Gazelle weiter zurück. Es knirschte, als der Hüftknochen brach.

Talon legte die Keule beiseite. Sie würde er später mitnehmen. Erneut senkte er den Kopf und riss das warme Fleisch mit hastigen Bissen heraus. Blut lief über sein Gesicht und seinen Oberkörper.

Er schnaufte und wischte sich über den feuchten Mund. Langsam begannen sich seine Sinne wieder zu beruhigen. Sein Blick klärte sich. Die Sonne stand inzwischen tief am Horizont. Es mochte keine Stunde mehr dauern, bis sie unterging. Talon musste sich beeilen. Nach Einbruch der Dunkelheit herrschten die Hyänen über die Savanne, und er war klug genug, sich auf keine Auseinandersetzung mit ihnen einzulassen.

Das Gras raschelte keine zehn Schritt von ihm entfernt.

[Du wirst unvorsichtig, mein Sohn.]

Talons Kopf ruckte hoch. »T’cha?«

[Sei froh, dass ich es bin.]

Sein Körper sank erleichtert zurück.

[Du hast doch nichts dagegen …?]

Ein schwerer Körper schob sich an ihm vorbei. Er spürte das borstige Fell der Löwin auf seiner Haut und lachte.

»Natürlich nicht.« Einladend wies er auf den Kadaver. »Sie gehört dir.«

[Es ist genug für uns beide da, mein Sohn.]

Die Löwin schlug ihre Reißzähne in die offene Stelle und riss sie weiter auf. Die Gazelle ruckte zur Seite. Mürrisch knurrte die Löwin auf und hielt den Leib mit einer Pranke fest.

Sie ließ Talon genug Platz, damit er sich seinen Teil der Beute sichern konnte. Schmatzende Geräusche und das Brechen von Knochen erfüllten die Luft.

Talon keuchte schließlich und sank gesättigt zu Boden.

T’cha blickte auf und verscheuchte mit einem Rucken des wuchtigen Kopfes mehrere Fliegen.

[Es tut gut, dich zu sehen, mein Sohn. Ich habe mich gefragt, wie es dir geht.]

Der hochgewachsene Mann sank nach vorne und stützte sich mit den Ellenbogen auf den Oberschenkeln ab. Er fuhr sich mit der blutverschmierten Hand über die Stirn.

»Seitdem N’tche das Rudel übernommen und mich verstoßen hat, bin ich durch die Savanne gezogen. Es ist hart, so allein. Vor allem jetzt, bei dieser Dürre.«

Die Löwin grunzte.

[Es ist unvorsichtig von dir, wieder in unser Land zurückzukehren. Wäre es heute nicht ich gewesen, die die Grenzen abstreift, hätte ich dich vor den Löwinnen nicht schützen dürfen.]

»Das weiß ich, Mutter. Das weiß ich.«

Talon erhob sich und blickte auf die Raubkatze.

»Ich kann nicht mehr ziellos umherirren. Ich muss zurück zu der Stelle, an der ihr mich gefunden habt.«

[Das ist gefährlich, das ist dir bewusst.] Die bernsteinfarbenen Augen richteten sich auf den Mann. [N’tche wird es nicht wagen, meine Autorität infrage zu stellen, wenn ich an deiner Seite bin. Aber auch ich habe inzwischen einen schweren Stand im Rudel.]

»Der Lauf der Welt«, lachte Talon humorlos auf und stemmte die Hände in die Hüften. »Aber davon kann ich mich nicht abhalten lassen.«

[Was erhoffst du dir dort? Deine Erinnerung ist bisher nicht zurückgekehrt], beharrte T’cha. [Welche Antworten willst du finden?]

Kapitel 1

Acht Monate zuvor

»… was wir benötigen, sind Antworten, Tyler. Wir müssen wissen, was Sadiq vorhat.«

Die Worte quäkten verzerrt aus Adrians Kopfhörer. Er presste die Muschel fest gegen sein Ohr, um die Stimme besser verstehen zu können.

»Dessen bin ich mir bewusst, Sir«, brüllte er zurück, um die Rotorengeräusche des Helikopters zu übertönen. »Sollte ›Operation Talon‹ scheitern, riskieren wir einen Flächenbrand in Ostafrika. Dann ist Somalia unser kleinstes Problem.«

Ein Signal ertönte in seinem Headset.

»OC? Einen Moment«, bat er den Mann am anderen Ende und drückte einen Umschaltknopf am Mikrofonbügel.

»Ja?«, fragte er nach.