Tatort Lehre - Widerstand ist zwecklos - Michael Nordwin Simon - E-Book

Tatort Lehre - Widerstand ist zwecklos E-Book

Michael Nordwin Simon

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Beschreibung

Obwohl die meisten heimischen Lehrbetriebe gewissenhaft und professionell ihrer Aufgabe, der Ausbildung von Fachkräften für die Zukunft nachkommen, scheitern dennoch zahlreiche Lehrverhältnisse an kreativen Verhaltensweisen der Lehrlinge in den Betrieben, sowie an schulisch nicht erbrachten Leistungen. Die Ausbilder sind engagiert, geduldig und motiviert. Der Effekt von Interventionen, Fördermaßnahmen oder Gesprächen verpufft scheinbar wirkungslos. Trotz genauer Beobachtungen im Betrieb können keine direkten Kausalitäten für das situative Verhalten des Lehrlings ausgemacht werden. Auflösungstendenzen in der Lehre?

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Seitenzahl: 58

Veröffentlichungsjahr: 2015

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Der Systemische Ansatz in der LehrlingsausbildungEin kurzer Abriss für den Alltag in Theorie und Praxis

„Der Systemische Ansatz in derLehrlingsausbildung“

I. Die Theorie

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„Der Systemische Ansatz in derLehrlingsausbildung“

II. Die Praxis

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Die duale Gliederung des Inhalts gestaltet sichwie folgt.

„Der Systemische Ansatz in derLehrlingsausbildung“

I. Die Theorie

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„Der Systemische Ansatz in derLehrlingsausbildung“

II. Die Praxis

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Inhalt

Vorwort

Steckbrief des Autors

1) Problemdefinition

2) Zieldefinition

3) Systemischer Ansatz

4) Soziale Systeme der Lehrlinge

5) Systemische Arbeit

6) Persönliche Lernerfahrungen

7) Einstieg zum zweiten Teil

8) Sidekick

9) Problemkonstellation der Ausbildungspraxis

10) Zieldefinition der Praxis

11) Systemische Vorgehensweise

12) Die konkreten Sozialen Syst. der Lehrlinge

13) EINE mögliche Herangehesweise

14) Arbeit mit dem gesamten System

15) Resultierende Erkenntnisse

16) Ausblick

17) Resümee

18) Schlussworte und Anmerkungen

Vorwort

Sollte der Inhalt meines Buches im Bereich der gewerblichen und industriellen Lehrlingsausbildung etwas befremdlich wirken, so nehme ich dies natürlich zur Kenntnis. Ich habe mich bewusst für eine abstrakte Thematik entschieden, durch deren Bearbeitung ich Knowhow aus dem psychosozialen Bereich in die betriebliche Berufsausbildung transportieren möchte. Meine Profession kann engagierte Lehrlingsausbildner vor allem in problematischen Alltagserscheinungen und ernsthaften Krisen rund um die strukturierte Vermittlung von berufsspezifischen Alltagsfertigkeiten unterstützen, welche einer angenehmen sowie effizienten Lernatmosphäre entgegenstehen. Ich verfüge verständlicherweise weder über das fachspezifische Wissen, noch über die praxisorientierten Kompetenzen spezifisch auf mehrere oder gar alle Lehrberufe gesondert einzugehen; dies würde dann wahrscheinlich auch im Umfang einer Lexika Sammlung entsprechen. Oftmals sind Ausbildner der unterschiedlichsten Fachbereiche aber mit Problematiken oder eben einfach „nur“ kreativen Verhaltensweisen konfrontiert, deren multiple systemische Ursachen mitunter nicht unmittelbar im eigenen Betrieb liegen. Extern induziertes Verhalten manifestiert sich schier unglaublich intern in den betrieblichen Strukturen. Da diese Symptome aber oft keine direkte Kausalität zu den lokalen Rahmenbedingungen aufweisen, kann den zugrundeliegenden Ursachen meist auch nicht alleine durch Interventionen vor Ort an der Ausbildungsstelle in eben gerade akuten Situationen gegengesteuert werden. Weil die immensen Anstrengungen der Lehrlingsausbildner dann wiederholt ohne besondere Nachhaltigkeit im Sande verlaufen oder die investierten Energien wirkungslos verpuffen zweifeln sogar erfahrene Lehrherren zeitweise an ihren Fähigkeiten. Spätestens dann ist der Zeitpunkt gekommen auf eine systemische Betrachtungsweise der Lehrlingsproblematik umzusatteln und somit wahrscheinlich Energiepotentiale einzusparen und den Pool an Ressourcen zu erweitern sowie Synergieeffekte zu eruieren. Bei der Fehlersuche (Buganalyse ) in komplexen technischen Anlagen wird ja auch die gesamte Architektur und das Zusammenspiel der einzelnen Komponenten beachtet, bevor überschnell vermeidlich defekte Teile ausgetaucht werden, welche nach kurzer Beanspruchung dann gleich wieder versagen.

Die stark vereinfachte Abhandlung der unterschiedlichsten komplexen systemischen Arbeitsweisen und deren einzelne Modifikationen im praktischen Bereich darf und muss zugleich etwas theoretisch erscheinen, da ich auf Grund der Verschwiegenheitspflicht keine einschlägigen Beispiele aus der Praxis einfließen lassen darf. In unserem ländlichen Umfeld wären wahrscheinlich Betrieb, sowie der Lehrling und sein systemisches Gefüge allzu schnell eindeutig zu identifizieren. Zudem würde dies den geplanten Umfang dieses Werks sprengen und in philosophische sowie soziologische Weiten abdriften. Zudem entspricht kein Einzelfall einem anderen und würde vielleicht auch zu einer trügerischen Wahrnehmung eines Patentrezeptes beitragen. Da jedes System seine ganz individuellen Zusammenhänge und Carakteristik hat, sowie auch jeder Ausbildner (hoffentlich) über eine eigene, von Authentizität geprägten, Persönlichkeit verfügt, sind oft gewünschte Interventionskopien weder sinnvoll, noch seriös oder zielführend.

Junge Auszubildende orientieren und identifizieren sich meiner Erfahrung nach oft nicht mit dem Unternehmen, der Ausbildungsstelle per se, sondern mit dem Ausbildner und dem direkten Vorgesetzten. Die bringt für die Ausbildungsverantwortlichen zwar eine große (persönliche) Verantwortung mit sich, eröffnet aber auch den Zugang zu unschätzbaren Potenzialen und Interventionsmöglichkeiten. Ich habe – ganz provokant pointiert – auch noch keinen Schüler kennengelernt, der sich ernsthaft um die Schulordnung, ein benutztes Blatt Papier an einer sonst kalten Wand, gekümmert hätte. Regeln müssen gemeinsam gelebt und (v.a. durch Vorbildwirkung) nachhaltig eingefordert werden.

Dennoch möchte ich im zweiten Abschnitt des Buches dann versuchen einen komplexen virtuellen Fall verständlich und nachvollziehbar aufzuarbeiten und dadurch auch einen praktischen, zumindest für meine Person mit Authentizität ausgestatteten praktischen Zugang anzubieten.

Steckbrief des Autors

Formale Qualifikationen

Dipl. Sozialarbeiter

Lebens- und Sozialberater

Dipl. Fachwirt für Angewandte Informatik

ITCP – Information Technology Certified Professional

Facharbeiter für Elektroinstallationstechnik

Unternehmerprüfung

Lehrlingsausbilderprüfung

Zertifizierter Lehrlingsausbilder

Ausgezeichneter Lehrlingsausbilder

Diplomierter Lehrlingsausbilder

Tauchlehrer –

NAUI Open Water Instructor ehem. Sozialpädagogisches Tauchen als Methode

Relevante Fortbildungen (exemplarisch)

div. Fortbildungen in den Bereichen Recht, Kinderschutz, Jungenarbeit, Sozialarbeit, IT und Technik…

Praktische Erfahrungen im Jugendbereich

Jugend- und Kulturzentrum

Sozialpädagogik

Jugend- und Erziehungsberatung

Streetwork

Jugendkulturarbeit

Lehrlingscoaching

Psychosoziale Beratungsdienste

Praktikum:

Kinder und Jugendhilfe (Jugendamt)Drogenberatungsstelle

Zivildienst:

Bewährungshilfe

bisherige Schwerpunkterfahrungen:

Elternberatung

Paarberatung

Casework

Familienberatungen

Projektmanagement

Gruppen- und Einzelcoaching

Kommunal- und Regionalentwicklung, Sozialplanung

Krisenintervention

Anamnese und Vermittlung

Lehrlingscoaching und Moderation

„Der Systemische Ansatz in derLehrlingsausbildung“

I. Die Theorie

 

1) Problemdefinition

Obwohl die meisten heimischen Lehrbetriebe gewissenhaft und professionell ihrer Aufgabe, der Ausbildung von Fachkräften für die Zukunft nachkommen, scheitern dennoch zahlreiche Lehrverhältnisse an kreativen Verhaltensweisen der Lehrlinge in den Betrieben, sowie an schulisch nicht erbrachten Leistungen. Die Ausbildner sind engagiert, geduldig und motiviert. Der Effekt von Interventionen, Fördermaßnahmen oder Gesprächen verpufft scheinbar wirkungslos. Trotz genauer Beobachtungen im Betrieb können keine direkten Kausalitäten für das situative Verhalten des Lehrlings ausgemacht werden.

2) Zieldefinition

Die motivierten Ausbilder erkennen gemeinsam mit internen oder externen Systempartnern und Fachpersonen die tatsächlichen, direkt kausalen Ursachen für schulische Probleme oder betriebliches Fehlverhalten und sind in der Lage alleine oder gemeinsam mit involvierten Professionen aus den lokal verfügbaren psychosozialen Beratungsangeboten die passenden nachhaltigen Maßnahmen einzuleiten. Gleichzeitig sollen die energetischen Ressourcen der verantwortlichen Ansprechpartner im Betrieb geschont werden, damit sich diese nach erfolgreichen gemeinsamen Interventionen wieder uneingeschränkt um die weitere fachliche Qualifikation der Lehrlinge kümmern können.

Leerläufe und Kreisläufe werden weitgehend eliminiert bzw. umgangen, Kooperationen eingeleitet und Synergien effizient für die GEMEINSAMEN Zieldefinitionen genutzt.

3) Systemischer Ansatz

a) GROBDEFINITION DES SYSTEMISCHEN ANSATZES

Eine detaillierte Behandlung sämtlicher empirischer Ansätze, sowie eine umfassende, möglichst lückenlose historische Herleitung würden dem Ziel dieses Buches gravierend entgegenstehen und eine wenig kreative Wiederholung spezieller Fachliteratur darstellen. Einige grundlegende Inputs und Definitionen sind für ein umfassendes Verständnis der komplexen Materie jedoch unumgänglich und, so denke ich zumindest, doch recht interessant.

Der grundlegende Unterschied bei der Betrachtung einer gegebenen, sich manifestierten, Problematik im systemischen Sinne besteht darin, dass sich das Augenmerk nicht auf das Individuum, den offensichtlichen Problem- oder Symptomträger beschränkt, sondern ein ganzes System – das soziale und (inter)kulturelle Umfeld – des Lehrlings in den analytischen Blickumfang mit aufnimmt. Der junge Mitarbeiter wird nur soweit als Individuum analysiert, als er als Teil des Ganzen auf das einer ganzheitlichen Anamnese zu unterziehende System einwirkt, oder den, von diesem Gefüge ausgehenden Wirkungen selbst betroffen ist. Der Lehrling wird als Symptomträger betrachtet, was bedeutet, dass ein eventuelles individuelles Fehlverhalten nicht bloß auf die ureigenen Probleme oder auf die Symptomatik des einzelnen jungen Menschen zurückgeführt werden darf. Die auf den ersten Blick sichtbare individuelle Symptomatik wird nicht mehr isoliert betrachtet.