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Wie konnten Frauen im Alten Ägypten die Gefahren von Schwangerschaft und Geburt überstehen – lange bevor es moderne Medizin gab? Welche Rolle spielten Götter und Magie in diesem heiklen Moment des Lebens? Im Zentrum dieser faszinierenden Welt steht Taweret, die furchterregende und zugleich fürsorgliche Nilpferdgöttin, die über Gebärende wachte und das neue Leben beschützte. In diesem Buch nimmt uns Anke Svensson mit auf eine Reise durch die spirituelle und medizinische Welt der altägyptischen Geburtshilfe. Mit wissenschaftlicher Tiefe und erzählerischem Gespür entfaltet sie ein vielschichtiges Bild der Taweret – als Göttin der Fruchtbarkeit, Wächterin gegen das Böse und Symbol einer zutiefst weiblichen Schöpfungskraft. Archäologische Funde, magische Rituale und mythologische Erzählungen werden zu einem eindrucksvollen Panorama verwoben, das zeigt: Geburt war in der Antike nicht nur ein biologischer Akt, sondern ein heiliger Übergang – begleitet von Göttern, Zaubern und der Hoffnung auf Leben.
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Seitenzahl: 140
Veröffentlichungsjahr: 2025
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Taweret – Die Nilpferdgöttin des Lebens
Geburt, Schutz und Magie im Alten Ägypten
Anke Svensson
Die Geburt hatte in der antiken Gesellschaft eine zentrale Rolle, die weit über das individuelle Ereignis hinausging und tief in den sozialen, religiösen und kulturellen Strukturen verwurzelt war. In einer Zeit, in der die medizinischen Kenntnisse noch begrenzt waren und die Kindersterblichkeitsrate hoch, galt die Geburt als ein Ereignis, das sowohl von Hoffnung als auch von Angst geprägt war. Die Gesellschaften der Antike entwickelten daher eine Vielzahl von Praktiken und Glaubenssystemen, um die Geburt zu begleiten und zu schützen.
Die antike Geburtshilfe war von einer tiefen Verwobenheit von medizinischem Wissen und magisch-religiösen Praktiken geprägt. In Kulturen wie dem alten Ägypten war es üblich, dass Frauen während der Geburt von anderen Frauen unterstützt wurden, die sich in der Kunst der Geburtshilfe auskannten. Diese Geburtshelferinnen, oft selbst Mütter, verfügten über praktische Kenntnisse und Techniken, die über Generationen weitergegeben wurden. Die Rolle dieser Frauen war entscheidend, nicht nur aus medizinischer Sicht, sondern auch als spirituelle Stützen, die den Geburtsvorgang mit Ritualen und Gebeten begleiteten.
In der antiken Gesellschaft war die Geburt mehr als ein biologischer Prozess; sie war ein Übergangsritus, der das Leben nicht nur der Mutter und des Kindes, sondern auch der Gemeinschaft beeinflusste. Die Geburt eines Kindes wurde als ein Geschenk der Götter gesehen, ein Zeichen des Wohlwollens und der Fruchtbarkeit. Insbesondere in Ägypten herrschte der Glaube vor, dass die Geburt im Einklang mit dem kosmischen und göttlichen Willen stehen musste. Dies manifestierte sich in der Verehrung von Schutzgottheiten wie Taweret, die als mächtige Beschützerin der Gebärenden galt.
Historische Aufzeichnungen und archäologische Funde belegen, dass die Geburt in Tempeln und anderen religiösen Stätten zelebriert wurde. In diesen heiligen Räumen wurden Rituale vollzogen, die den Schutz und das Wohl des Neugeborenen sichern sollten. Diese Praktiken spiegeln die tiefe Überzeugung wider, dass die Geburt ein heiliger Akt ist, der die Verbindung zwischen den Menschen und der göttlichen Sphäre stärkt.
Die Rolle der Geburt in der antiken Gesellschaft war auch eng mit der sozialen und wirtschaftlichen Stabilität verknüpft. In agrarisch geprägten Kulturen war die Fruchtbarkeit der Frauen von zentraler Bedeutung für das Überleben der Gemeinschaft. Mehr Kinder bedeuteten mehr Hände für die Feldarbeit, was wiederum die Nahrungsversorgung und damit das Überleben der Gemeinschaft sicherstellte. Die Geburt eines Kindes war daher nicht nur ein freudiges Ereignis, sondern auch ein strategisch bedeutender Moment.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Geburt in der antiken Gesellschaft eine vielschichtige Bedeutung hatte, die weit über die individuelle Ebene hinausging. Sie war ein Akt der Schöpfung, der das gesamte soziale Gefüge beeinflusste, und gleichzeitig ein Moment der spirituellen und religiösen Bedeutung. Die komplexe Rolle der Geburt in der Antike spiegelt sich in den vielfältigen Praktiken und Glaubensvorstellungen wider, die sich um diesen zentralen Lebensübergang rankten.
Das alte Ägypten, eine Zivilisation, die sich über mehrere Jahrtausende erstreckte, ist bekannt für seine bemerkenswerten Errungenschaften in den Bereichen Architektur, Kunst und Wissenschaft. Weniger bekannt, aber nicht minder bedeutend, sind die medizinischen Praktiken und Glaubensvorstellungen, die das tägliche Leben und insbesondere die Geburtshilfe in dieser antiken Kultur prägten. In dieser faszinierenden Welt spielte die Religion eine integrale Rolle, indem sie mit der Medizin verwoben wurde, um einen umfassenden Ansatz zur Gesundheitsfürsorge zu schaffen.
Die medizinischen Praktiken im alten Ägypten waren stark mit religiösen und magischen Elementen durchzogen. Ärzte, oft als 'Sunu' bezeichnet, hatten das Wissen über Heilpflanzen, chirurgische Eingriffe und magische Rituale, um Krankheiten abzuwehren oder Heilung zu fördern. Der Ebers-Papyrus, eines der ältesten medizinischen Dokumente, das auf etwa 1550 v. Chr. datiert wird, offenbart eine Vielzahl von Rezepten und Heilmitteln für verschiedene Beschwerden, darunter auch für geburtshilfliche Probleme. Diese Texte zeigen, dass die Ägypter ein tiefes Verständnis für die Anatomie und Physiologie besaßen, das sie mit magischen Praktiken kombinierten, um das Wohl der Mutter und des Kindes zu sichern.
Ein zentraler Aspekt der Geburtshilfe im alten Ägypten war der Glaube an den Einfluss von Göttern und Göttinnen auf das Leben der Menschen. Die Nilpferdgöttin Taweret war eine der bedeutendsten Schutzgottheiten in der Geburtshilfe. Sie wurde häufig in Form eines furchterregenden Nilpferds dargestellt, das mit weiblichen und löwenartigen Attributen kombiniert wurde, um ihre Macht und ihren Schutzcharakter zu symbolisieren. Taweret war bekannt dafür, werdende Mütter zu beschützen und sie vor bösen Geistern und Unglück zu bewahren.
Die Glaubensvorstellungen der alten Ägypter umfassten eine Vielzahl von Mythen und Ritualen, die speziell auf die Geburt ausgerichtet waren. Geburtsziegel, die unter den Füßen der gebärenden Frau platziert wurden, trugen oft Bilder von Taweret und anderen Schutzgottheiten, um eine sichere Entbindung zu gewährleisten. Diese Ziegel waren nicht nur Symbole des Glaubens, sondern auch praktische Hilfsmittel, die das Vertrauen und die psychologische Unterstützung der Gebärenden stärken sollten.
Ein weiteres faszinierendes Element der ägyptischen Geburtshilfe war die Verwendung von Amuletten und Schutzzaubern. Diese Amulette, oft aus Fayence oder anderen Materialien gefertigt, wurden sowohl von werdenden Müttern als auch von Neugeborenen getragen, um sie vor den Gefahren des Lebens zu schützen. In der Kunst und Ikonographie jener Zeit finden sich zahlreiche Darstellungen von Taweret, die mit ihrer charakteristischen Gestalt und Symbolik den Glauben an ihren Schutz verdeutlichen.
Die Verbindung von Medizin und Religion im alten Ägypten zeigt sich auch in den Tempeln, die nicht nur als Orte der Anbetung, sondern auch als Zentren der medizinischen Versorgung dienten. Priesterärzte kombinierten ihr Wissen über Heilpflanzen und chirurgische Techniken mit den überlieferten Gebeten und Ritualen, um das Wohl der Gemeinschaft zu fördern. Diese Praxis verdeutlicht die ganzheitliche Herangehensweise der Ägypter an die Gesundheit, bei der Körper, Geist und Seele als untrennbare Einheit betrachtet wurden.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die medizinischen Praktiken und Glaubensvorstellungen im alten Ägypten eine komplexe und faszinierende Welt darstellen, in der sich Wissenschaft und Spiritualität auf einzigartige Weise vereinten. Diese Praktiken boten nicht nur physische Unterstützung, sondern auch psychologischen und spirituellen Beistand, der für das Wohlergehen der Mutter und des Kindes von entscheidender Bedeutung war. Die enge Verbindung zwischen Medizin und Religion ist ein Zeugnis für das tief verwurzelte Verständnis der Ägypter von Leben und Tod, Gesundheit und Krankheit, das in ihrer Kultur eine zentrale Rolle spielte.
In der antiken Welt spielte die Geburtshilfe eine entscheidende Rolle für das Überleben und die Kontinuität der Gesellschaften. Frauen waren die Trägerinnen des Lebens, und die Geburt eines Kindes wurde als ein Ereignis von großer Bedeutung und gleichzeitig von immenser Gefährlichkeit betrachtet. Die hohe Sterblichkeitsrate von Müttern und Neugeborenen machte die Geburt zu einem Moment der Unsicherheit und des Risikos, was dazu führte, dass in vielen Kulturen spirituelle und religiöse Praktiken eine zentrale Rolle in der Geburtshilfe spielten. Im alten Ägypten, einer der fortschrittlichsten Zivilisationen ihrer Zeit, nahm die Verehrung von Schutzgottheiten einen besonderen Platz ein.
Die ägyptische Gesellschaft war zutiefst religiös, und die Menschen suchten Schutz und Beistand durch eine Vielzahl von Gottheiten, die für unterschiedliche Lebensbereiche zuständig waren. Die Geburt war hierbei keine Ausnahme. Schutzgottheiten wurden angerufen, um sowohl die Mutter als auch das Kind während der Geburt zu schützen. Diese Gottheiten wurden nicht nur als Schutzpatrone wahrgenommen, sondern auch als Vermittler zwischen der menschlichen und der göttlichen Welt, die durch ihre Präsenz und Macht die irdischen Gefahren abwehren konnten.
Im Zentrum dieser religiösen Praktiken stand die Nilpferdgöttin Taweret, die als Schutzgöttin der Schwangerschaft und Geburt eine herausragende Stellung einnahm. Taweret wurde häufig mit einer Mischung aus Nilpferd, Löwe und Krokodil dargestellt, was ihre Rolle als mächtige Beschützerin unterstrich. Diese Darstellung symbolisierte die rohe Kraft und den Schutz, den sie den Gebärenden bieten konnte. Ihre Präsenz bei Geburtsvorgängen galt als essenziell, um böse Geister abzuhalten und die Geburt zu einem erfolgreichen Abschluss zu bringen.
Taweret war jedoch nicht die einzige Schutzgottheit, die bei der Geburt verehrt wurde. Andere Gottheiten, wie Bes, ein zwergenhafter Gott mit löwenähnlichen Zügen, wurden ebenfalls oft angerufen. Bes galt als Gott des Heims und des Schutzes, und seine fröhliche, aber furchteinflößende Gestalt sollte sowohl die Mutter als auch das Kind vor Unheil bewahren. Die Kombination verschiedener Gottheiten in der Geburtshilfe zeigt die Vielschichtigkeit und Komplexität der ägyptischen Glaubensvorstellungen und die Bedeutung, die dem spirituellen Schutz beigemessen wurde.
Rituale, Amulette und magische Sprüche waren integrale Bestandteile der Geburtspraxis im alten Ägypten. Amulette in Form von Taweret wurden häufig getragen oder in der Nähe des Geburtsortes platziert, um ihre schützende Wirkung zu entfalten. Diese Amulette, oft aus Materialien wie Fayence oder Steatit gefertigt, trugen Inschriften und Symbole, die ihre magische Kraft verstärken sollten. Solche Praktiken spiegeln die Überzeugung wider, dass die physische Präsenz von Symbolen göttlicher Macht einen direkten Einfluss auf das Wohlergehen der Menschen haben konnte.
Ein bemerkenswertes Beispiel für die Verwendung von Schutzgottheiten in der Geburtshilfe findet sich in den sogenannten "Zaubermessern" oder "Zauberstäben", die mit Darstellungen von Taweret und anderen schützenden Gestalten verziert waren. Diese Objekte, meist aus Elfenbein gefertigt, wurden bei magischen Riten eingesetzt, um Schutz für die Mutter und das Kind zu erbitten. Die Gravuren auf diesen Messern erzählten Geschichten von Schutz und Abwehr des Bösen, was die zentrale Rolle unterstrich, die solche Gegenstände in der rituellen Praxis spielten.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Bedeutung von Schutzgottheiten in der antiken Geburtshilfe ein Spiegelbild der tiefen Verbindung zwischen Religion und Medizin im alten Ägypten ist. Die Verehrung von Taweret und anderen Gottheiten verdeutlicht, wie spirituelle Glaubenssysteme als Antwort auf die realen Gefahren der Geburt entwickelt wurden. Diese Praktiken boten nicht nur emotionalen Trost, sondern wurden als essenzielle Maßnahmen zum Schutz und zur Sicherstellung des Überlebens von Mutter und Kind betrachtet. Die anhaltende Faszination für diese Themen zeigt, wie wichtig es ist, die kulturellen und spirituellen Dimensionen der Geburtshilfe zu verstehen, um ein vollständiges Bild der antiken Gesellschaften zu erhalten.
In der faszinierenden Welt der antiken ägyptischen Mythologie nimmt die Nilpferdgöttin Taweret einen besonderen Platz ein, insbesondere in Bezug auf Fruchtbarkeit und Schutz. Taweret, oft dargestellt mit dem Kopf eines Nilpferdes, dem Körper einer schwangeren Frau und den Gliedmaßen eines Löwen, symbolisiert die Verbindung zwischen der wilden Natur und der fürsorglichen Mutterliebe. Ihre Gestalt verkörpert die duale Natur des Lebens selbst – die Balance zwischen Schöpfung und Zerstörung, Schutz und Gefahr.
Die Bedeutung von Taweret als Symbol für Fruchtbarkeit ist eng mit ihrer Rolle als Schutzgöttin der Geburt verbunden. In einer Zeit, in der die Geburt mit erheblichen Risiken sowohl für die Mutter als auch für das Kind verbunden war, bot Taweret den schwangeren Frauen und ihren Familien Trost und Hoffnung. Sie wurde als mächtige Hüterin angesehen, die in der Lage war, böse Geister abzuwehren, die als Verursacher von Komplikationen und Unglück während der Geburt betrachtet wurden. Die Anwesenheit von Taweret in Form von Amuletten, Statuetten und Wandbildern in Wohnhäusern und Tempeln sollte sicherstellen, dass die Geburten möglichst komplikationsfrei verliefen.
Die Ikonographie der Göttin ist reich an Symbolik. Das Nilpferd, bekannt für seine aggressive Verteidigung seiner Jungen, repräsentiert die unerschütterliche Schutzkraft, die Taweret zugeschrieben wird. Zugleich ist das Nilpferd ein Symbol für Fruchtbarkeit, da es häufig in der Nähe von Wasser lebt, das lebensspendende Eigenschaften hat. Die Löwenpranken und der Krokodilsschwanz, die oft in Darstellungen von Taweret erscheinen, unterstreichen ihre Fähigkeit, sowohl in der irdischen als auch in der übernatürlichen Welt zu agieren, was sie zu einer unverzichtbaren Verbündeten in der Geburtshilfe macht.
Die Bedeutung von Taweret als Schutzpatronin der Geburt zeigt sich auch in den rituellen Praktiken der antiken Ägypter. Schwangere Frauen und ihre Familien führten spezielle Rituale durch, um die Gunst der Göttin zu erlangen. Diese Rituale beinhalteten oft Gebete und das Anbieten von kleinen Gaben in den Tempeln, die ihr geweiht waren. Besonders populär waren Amulette, die ihre schützende Kraft symbolisierten und die von den Frauen während der Schwangerschaft und Geburt getragen wurden. Diese Amulette waren nicht nur dekorativ, sondern wurden als mächtige magische Werkzeuge angesehen, die in der Lage waren, das Wohlbefinden von Mutter und Kind zu sichern.
Die Verehrung von Taweret in der Geburtsmagie zeigt, wie tief verwurzelt der Glaube an übernatürlichen Schutz und das Streben nach einem harmonischen Gleichgewicht zwischen Mensch und Natur im alten Ägypten war. Die Göttin diente als Bindeglied zwischen der irdischen und der göttlichen Sphäre, indem sie den Menschen half, die Herausforderungen der Geburt zu meistern und neues Leben in die Welt zu bringen. Der Kult um Taweret reflektiert das Verständnis der Ägypter von der Geburt nicht nur als biologischen, sondern auch als spirituellen Prozess, der die Unterstützung und den Segen der Götter erforderte.
In der heutigen Zeit hat Taweret als Symbol für Fruchtbarkeit und Schutz eine neue Bedeutung gewonnen, insbesondere in esoterischen und spirituellen Kreisen. Ihre uralte Weisheit und Kraft bieten nach wie vor Inspiration und Trost für viele, die sich mit den Mysterien des Lebens, der Geburt und der Schöpfung auseinandersetzen. Die Wiederentdeckung und das Studium ihrer Rolle in der antiken Geburtshilfe bieten wertvolle Einsichten in die Art und Weise, wie alte Kulturen die Herausforderungen des Lebens angegangen sind und wie diese Weisheiten in der modernen Welt Anwendung finden können.
Die archäologischen Funde der letzten Jahrzehnte haben einen beispiellosen Einblick in die antike Geburtshilfe eröffnet und die Rolle von Schutzgottheiten wie Taweret, der Nilpferdgöttin, hervorgehoben. Diese Funde umfassen Artefakte, Inschriften und architektonische Überreste, die uns helfen, die komplexen Praktiken und Überzeugungen rund um die Geburt im alten Ägypten besser zu verstehen.
Ein bedeutender Teil dieser archäologischen Entdeckungen sind die sogenannten "Zauberstäbe" oder "magischen Stäbe", die häufig aus Elfenbein gefertigt wurden. Diese Stäbe sind oft mit Darstellungen von Taweret und anderen Schutzgottheiten verziert. Sie wurden vermutlich während der Geburt verwendet, um böse Geister abzuwehren und die Geburt zu schützen. Die kunstvollen Gravuren und die Wahl des Materials deuten darauf hin, dass diese Objekte nicht nur praktische Werkzeuge waren, sondern auch einen tiefen symbolischen Wert besaßen (Wilkinson, 1994).
Ein weiterer faszinierender Fund sind die sogenannten "Geburtsziegel", die in den Ruinen von Wohnhäusern und Tempeln entdeckt wurden. Diese Ziegel, oft mit Darstellungen der Gottheit Taweret und anderer schützender Symbole versehen, wurden unter den Geburtsstuhl gelegt, um sowohl physischen als auch spirituellen Schutz zu bieten. Der Gebrauch solcher Ziegel unterstreicht die Bedeutung der rituellen Reinheit und des Schutzes während der Geburt, wie es im alten Ägypten praktiziert wurde.
Inschriften und Papyrusrollen aus dieser Zeit bieten ebenfalls wertvolle Einblicke. Eines der bemerkenswertesten Dokumente ist der sogenannte "Papyrus Westcar", der Geschichten von göttlichen Geburten enthält und die Rolle von Gottheiten wie Taweret in diesen Mythen beschreibt. Diese Texte zeigen, dass die Geburt nicht nur ein biologischer Prozess, sondern auch ein Ereignis von großer religiöser Bedeutung war, bei dem die Einmischung der Göttlichen als selbstverständlich angesehen wurde (Lichtheim, 1973).
Die architektonischen Funde, insbesondere die Geburtsräume in Tempeln, liefern weitere Hinweise auf die rituellen Aspekte der Geburt. Diese Räume, oft reich verziert und mit Symbolen von Fruchtbarkeit und Schutz geschmückt, dienten als heilige Orte, die den Segen der Götter sicherstellen sollten. Die Anwesenheit von Taweret in diesen Darstellungen unterstreicht ihre zentrale Rolle als Beschützerin von Mutter und Kind.
Zusätzlich zu diesen physischen Funden bieten auch die künstlerischen Darstellungen interessante Perspektiven. Fresken und Reliefs in Gräbern und Tempeln zeigen Szenen der Geburt, in denen Taweret eine prominente Rolle spielt. Diese Kunstwerke sind nicht nur Meisterwerke ihrer Zeit, sondern auch wichtige Quellen für unser Verständnis der kulturellen und religiösen Kontexte, in denen die Geburt stattfand.
Insgesamt tragen diese archäologischen Funde wesentlich dazu bei, das komplexe Netz von Praktiken, Überzeugungen und rituellen Handlungen zu entschlüsseln, das die antike Geburtshilfe im alten Ägypten kennzeichnete. Sie offenbaren, wie tief verwurzelt der Glaube an den Schutz durch göttliche Kräfte in der alltäglichen Praxis war und wie zentral die Figur der Taweret in diesen Glaubensvorstellungen verankert war. Diese Entdeckungen bieten einen faszinierenden Einblick in eine Welt, in der Magie und Religion untrennbar mit der medizinischen Praxis verbunden waren, und sie laden uns ein, die unterschiedlichen Aspekte der antiken Geburtshilfe aus einer neuen Perspektive zu betrachten.
Die antike Geburtshilfe ist ein faszinierendes Thema, das uns Einblicke in die sozialen, medizinischen und spirituellen Praktiken längst vergangener Kulturen bietet. In diesem Unterkapitel werden wir die ägyptische Geburtshilfe mit anderen antiken Kulturen vergleichen, um die einzigartigen Merkmale und Gemeinsamkeiten zu beleuchten, die die Geburtshilfe in der alten Welt prägten. Trotz der geografischen und kulturellen Unterschiede zeigen sich überraschende Parallelen in den Praktiken und Überzeugungen, die das Verständnis und die Behandlung von Schwangerschaft und Geburt beeinflussten.
Im alten Ägypten spielte die Geburt eine zentrale Rolle im Leben der Menschen, die eng mit religiösen und magischen Überzeugungen verbunden war. Die Nilpferdgöttin Taweret, eine der bedeutendsten Schutzgottheiten der Geburt, verkörperte Fruchtbarkeit und Schutz. Ägyptische Frauen suchten ihren Beistand durch Amulette und Rituale, die sowohl den physischen als auch den spirituellen Schutz während der Geburt gewährleisten sollten. Die Ägypter legten großen Wert auf die Rolle der Hebammen, die nicht nur medizinisches Wissen besaßen, sondern auch als Vermittlerinnen göttlichen Schutzes fungierten.
Im antiken Griechenland hingegen war die medizinische Sicht auf die Geburt stärker ausgeprägt. Griechische Ärzte, wie Hippokrates, betrachteten die Geburt als einen natürlichen Prozess, der jedoch medizinische Eingriffe erfordern konnte. Medizinische Texte aus dieser Zeit beschreiben detaillierte Geburtspraktiken und betonen die Bedeutung der Hebammen, die in der Lage sein mussten, sowohl medizinische Eingriffe durchzuführen als auch psychologischen Beistand zu leisten. Dennoch spielten auch in Griechenland Götter und Göttinnen eine wichtige Rolle, wie beispielsweise Eileithyia, die Göttin der Geburt, deren Einfluss als entscheidend für eine erfolgreiche Geburt angesehen wurde.
Im antiken Rom war die Geburtshilfe ebenfalls eng mit religiösen Praktiken verbunden. Die römische Göttin Juno, in ihrer Funktion als Juno Lucina, war die Schutzgöttin der Geburt. Römische Frauen brachten ihr Opfer dar, um eine sichere Geburt zu gewährleisten. Die römische Geburtshilfe war stark von griechischen Praktiken beeinflusst, jedoch mit einem stärkeren Fokus auf die Rolle der Familie und der Gemeinschaft bei der Unterstützung der gebärenden Frau. Diese Unterstützung war nicht nur praktisch, sondern auch ein Ausdruck der sozialen Verantwortung und des Zusammenhalts.
Im alten Mesopotamien finden wir wiederum eine starke Verbindung zwischen Magie und Medizin in der Geburtshilfe. Die Mesopotamier nutzten eine Vielzahl von Schutzzaubern und Amuletten, um die werdenden Mütter zu schützen. Göttinnen wie Gula, die als Heilerin bekannt war, wurden angerufen, um eine sichere Geburt zu gewährleisten. Die mesopotamische Geburtshilfe war geprägt von der Vorstellung, dass die Geburt ein gefährlicher, aber natürlicher Prozess ist, der durch göttlichen Schutz gemildert werden kann.