Tempel der Lust - Shadows of Love - Kim Landers - E-Book

Tempel der Lust - Shadows of Love E-Book

Kim Landers

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Beschreibung

Sarah wird in wenigen Tagen dreißig. Die erfolgreiche Rosenzüchterin beweist bei der Auswahl der Pflanzen stets ein glückliches Händchen. Nur im Liebesleben gerät sie immer an die falschen Männer, die nur Sexabenteuer suchen. Auch der überaus attraktive Sajid stellt da keine Ausnahme dar. Als die beiden sich im Gewächshaus gegenüberstehen, ändert sich Sarahs Leben abrupt: Ehe sie sich wehren kann, reißt Sajid sie in die Arme und küsst sie voller Verlangen. Aber ist Sajid wirklich der Mann, auf den sie so lange gewartet hat? Oder führt der sexy Architekt etwas anderes im Schilde?

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Seitenzahl: 135

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Inhalt

Cover

Über diese Folge

Über die Autorin

Titel

Impressum

Tempel der Lust

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

9.

10.

11.

12.

13.

In der nächsten Folge

„Shadows of Love“ sind in sich abgeschlossene erotische Liebesgeschichten von unterschiedlichen Autoren. Die Folgen erscheinen monatlich als Romanheft und E-Book.

Über diese Folge

Sarah wird in wenigen Tagen dreißig. Die erfolgreiche Rosenzüchterin beweist bei der Auswahl der Pflanzen stets ein glückliches Händchen. Nur im Liebesleben gerät sie immer an die falschen Männer, die nur Sexabenteuer suchen. Auch der überaus attraktive Sajid stellt da keine Ausnahme dar. Als die beiden sich im Gewächshaus gegenüberstehen, ändert sich Sarahs Leben abrupt: Ehe sie sich wehren kann, reißt Sajid sie in die Arme und küsst sie voller Verlangen. Aber ist Sajid wirklich der Mann, auf den sie so lange gewartet hat? Oder führt der sexy Architekt etwas anderes im Schilde?

Über die Autorin

Kim Landers wurde in Hamburg geboren und lebt in der Nähe von Hannover. Sie ist eine absolute Tiernärrin, und die meisten ihrer Romanideen entstehen auf dem Rücken ihrer Pferde. Ihre Faszination für Paranormales und Historie spiegelt sich in ihren Romanen wider.

Sie hat bereits erotische Vampirromane, Mystery-Liebesromane, Romantic Fantasy und Kurzgeschichten in verschiedenen Genres veröffentlicht.

Kim Landers

Tempel der Lust

beHEARTBEAT

Digitale Originalausgabe

»be« - Das eBook-Imprint von Bastei Entertainment.

Copyright © 2016 by Bastei Lübbe AG, Köln

Titelgestaltung: Jeannine Schmelzer unter Verwendung der folgenden Motive: © shutterstock/ATeam; Rainhold Leitner; Andrey tiyk

E-Book-Erstellung: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-2981-0

www.be-ebooks.de

www.lesejury.de

1.

»Tantra ist die Kraft erotischer Berührung«, lese ich laut den ersten Satz aus dem Buch, das auf meinen Knien ruht. Das Cover zeigt ein nacktes Pärchen in eindeutiger Pose. Es ist ein wirklich sinnliches Foto, zwar etwas verschwommen, aber ich spüre deutlich das Prickeln zwischen den beiden, das auch auf mich übergreift.

Sofort drücken sich meine Nippel durch BH und Top. Ich streiche mit den Fingern über die empfindlichen Knospen und erschauere. Eine Gänsehaut bildet sich auf meinen nackten Armen. Der Mann auf dem Cover streichelt das Dekolleté seiner Tantra-Partnerin. Auch meine Hand wandert zwischen den Brüsten nach oben, bis sie auf bloße Haut trifft. Ich schließe die Augen und stelle mir vor, dass Paul mich genauso sanft an dieser Stelle berührt, seine Finger meine Halskuhle erobern und seine Lippen der imaginären Spur meiner Hand folgen. Es pocht dabei nicht nur in meinem Hals, sondern auch lustvoll zwischen meinen Schenkeln. Erschrocken öffne ich die Augen. Nie hätte ich für möglich gehalten, dass mich eine solche Fantasie erregen könnte. Eigentlich wünsche ich mir schon lange ein ausgedehntes, zärtliches Vorspiel.

Leider blieb dieser Wunsch bislang unerfüllt. Paul ist ständig im Stress, immer auf Abruf. Sein Pager könnte ja ertönen, der ihn ins Krankenhaus beordert. Ein absoluter Stimmungskiller. Aber ich wusste schon vorher, dass eine Beziehung zwischen einer selbstständigen Rosenzüchterin und einem Arzt schwierig werden könnte. Nach langem Hin und Her haben wir uns darauf geeinigt, dass Paul bei Rufbereitschaft in seiner Wohnung bleibt, die nur wenige Schritte vom Krankenhaus entfernt liegt.

Deshalb haben wir seit einiger Zeit geplant, für ein paar Tage irgendwo hinzufahren. Ohne Handys und Pager, um nur für uns da zu sein. Ich mag gar nicht darüber nachdenken, wie oft wir unser Vorhaben inzwischen wieder verworfen haben.

Auch heute bin ich allein, weil Paul im Krankenhaus arbeiten muss. Seufzend lege ich das Tantra-Buch beiseite, ein Geschenk meiner Schwester Anja zu Weihnachten.

»Damit du dich selbst entdeckst und Schwung in dein Liebesleben kommt«, höre ich noch ihre Worte. Mir war gleich klar, dass sie mich lieber mit einem anderen sähe. Als würde sie spüren, dass zwischen Paul und mir die Luft raus ist. Ich habe mich nicht nur einmal gefragt, woran das liegen mag. Ob wirklich nur unser Stress verantwortlich dafür ist oder wir einfach nicht zusammenpassen und wir nur aus Gewohnheit zusammenbleiben.

Paul hat neulich das Tantra-Buch auf meinem Nachttisch entdeckt und nur lachend mit den Augen gerollt. Seiner Meinung nach ist Tantra eine Spinnerei irgendwelcher Gurus. Frauen wollten kein langes Vorspiel. Da irrt er sich, jedenfalls bei mir. Ich hätte schon längst offen mit ihm darüber reden sollen. Doch immer habe ich den geeigneten Moment verpasst. Hinzu kommt, dass ich irgendwie mit ihm nicht offen über unser Sexleben reden mag.

Allein zu sein, hat auch seine Vorteile. So kann ich ungestört im Tantra-Buch schmökern.

Ich blättere rasch über das Inhaltsverzeichnis hinweg. Kaum habe ich die ersten Sätze gelesen, bin ich gefesselt. Mein Körper ist wie elektrisiert, während ich Seite für Seite lese.

Der Autor des Buches ist ein Inder namens Narendra. Der Name lässt mich stutzen. Narendra? Ja, klar, das muss der Narendra sein, bei dem meine Schwester gewesen ist. Während ihrer Reise durch Indien hat sie auch ein Tantra-Zentrum besucht und war nach ihrer Rückkehr wie ausgewechselt. Ausgeglichener, lebensfreudiger und voller Unternehmungsgeist. Und ich habe sie darum beneidet.

Sie hat mir vorgeschlagen, mich beim nächsten Mal mitzunehmen, damit ich bei ihm das wahre Tantra kennenlerne. Dazu bräuchte ich einen Partner. Aber mit Paul? Das kann ich vergessen. Allein? Unmöglich!

Wer würde mein Geschäft in der Zwischenzeit führen?

Nein, ich kann nicht hier weg. Anja hat nach ihrer traumatischen Beziehung zu Steffen ein sehr abwechslungsreiches Liebesleben mit wechselnden Partnern.

Die Vorstellung, mit einem anderen Mann Tantra auszuprobieren, löst erneutes Prickeln in mir aus. Aber das wäre Paul gegenüber nicht fair.

Das Buch entpuppt sich als echter Pageturner. Mit jedem Wort wächst in mir der Wunsch, das Beschriebene auszuprobieren.

Bei den Tantra-Übungen sind die Partner nackt. Also ziehe ich mich aus, zunächst bis auf Slip und BH. Ob mir bei einem Tantra-Kurs der Partner beim Entkleiden behilflich wäre?

Meine feinen Nackenhärchen stellen sich auf, als hätte mich an dieser Stelle ein Atemzug gestreift. Ich beiße mir auf die Lippe, als die Fantasie mit mir durchgeht. Kräftige Männerhände, die mich streicheln und massieren. An meinem gesamten Körper, an meinen intimsten Stellen. Ich habe mich schon lange nicht mehr im Spiegel betrachtet.

In wenigen Tagen werde ich dreißig! Dreißig! Ich mag es kaum glauben, fühle mich uralt, obwohl mein Busen und Po noch straff sind. Und dann noch die hässlichen Striemen auf meinen Unterarmen. Kratzer von den Rosendornen, als ich gestern die Sträucher beschnitten habe.

»Du denkst immer nur an deine Scheißrosen. Denk mal an dich«, hat Anja mir neulich vorgeworfen. Mit dem Frühling beginnt die Hochsaison. Da weiß ich oft nicht, wo mir vor lauter Arbeit der Kopf steht. Doch Anja hat recht, ich vernachlässige mich selbst. Die Haut der reifen Frau braucht mehr Aufmerksamkeit, habe ich neulich in der Fernsehwerbung gesehen. Ich mag mir ein runzliges Gesicht gar nicht vorstellen. Da schaudert es mich. Bloß keine Alterssinnkrise, sondern wie Anja das Leben auskosten.

»Endlich begreifst du! Zeit, um Tantra auszuprobieren«, würde Anja jetzt zu mir sagen. Ich schaue mich im Zimmer um, als könnte mich jemand beobachten. Was ist nur mit mir los? Anja würde mich sicher auslachen.

Auf der Kommode neben meinem Bett steht die Flasche französischer Rotwein, die ich für einsame Stunden deponiert habe.

Der Wein schmeckt köstlich fruchtig und erinnert mich an meine Tage in Italien während der Gartenmesse im letzten Sommer. Die lauen Abende, das Zirpen der Zikaden, der Duft der Zedern …

Ich drücke auf die Fernbedienung, und schon ist mein Schlafzimmer von Musik erfüllt. Tänzelnd kehre ich mit der Flasche vor den Spiegel zurück. Wie ein Teenager drehe ich mich im Kreis und finde immer mehr Gefallen an meiner Nacktheit. Wenn ich die Hüften hin und her schwinge, fühle ich mich zum ersten Mal seit Langem wieder sexy. Zwischendurch nippe ich am Wein. Vielleicht sollte ich mich auch einmal so aufreizend vor Paul bewegen? Als ich mir seine fassungslose Miene vorstelle, muss ich kichern.

Bereits nach einer kurzen Weile durchströmt wohlige Hitze meinen Körper. Mir wird schwindlig. Kein Wunder, ich bin Alkohol nicht gewöhnt. Einmal über die Stränge schlagen, fühlt sich so herrlich verboten an. Die Musik verleitet mich dazu, mich frivoler zu bewegen. Ich öffne die Haken vorn an meinem BH. Mein Busen springt aus den Schalen und wippt im Takt. Ich habe noch nie gestrippt. Aber hier sieht mich keiner. Ich streife den BH ab und lasse ihn am Träger zum Rhythmus der Musik um meinen Zeigefinger kreisen. Wenn Paul mich so sehen könnte … Ich lache lauthals los. Meine Schwester wäre sicher stolz auf mich.

Jetzt trage ich nur meine Panty, ein spießiges Baumwollhöschen mit Blümchen, das so gar nicht zu einem Strip passen will. Ich sollte mir ein paar Tangas zulegen. Wie mag sich ein String zwischen meinen Pobacken anfühlen? Erneut muss ich kichern. Ich lasse die Hüften im Takt kreisen und stelle mir vor, auf einer Bühne zu stehen. Die Männer in der ersten Reihe feuern mich an, endlich meinen Slip auszuziehen. Ich stelle die Flasche Wein auf den Boden und ziehe mir den Hocker heran. Meine Brüste wippen bei jeder Bewegung. Die dunkelroten Nippel heben sich deutlich von der hellen Haut ab. Ich stecke den Finger in den Mund, um anschließend meine Brustwarzen mit Spucke zu benetzen, damit sie im Licht glänzen. Unter den Anfeuerungsrufen der Zuschauer ziehe ich den Slip über meine Hüften und lasse ihn langsam die Beine hinabgleiten.

»Gar nicht schlecht«, spreche ich zu meinem Spiegelbild. Nur das schwarze Dreieck auf meinem Venushügel stört mich. Ich eile ins Badezimmer und rasiere mir die Scham. Die leichten Vibrationen spüre ich tief in meinem Inneren. Meine Schamlippen beginnen zu prickeln und fühlen sich mit einem Mal geschwollen an. Ich laufe ins Schlafzimmer zurück, setze mich mit gespreizten Beinen auf den Hocker und betrachte meine Mitte. Geschlecht, Vagina, Scheide … die Begriffe gefallen mir nicht. Wie hat Narendra das in seinem Buch genannt?

»Yoni«, sage ich laut vor mich hin und muss schon wieder kichern. Das hört sich viel sanfter und liebevoller an als die üblichen Begriffe. Wie heißt das männliche Gegenstück noch mal? Ach, ja, Lingam. Das steht unter dem Foto des nackten Geschlechtsteils auf der nächsten Seite. Ein prachtvolles, erigiertes Glied ist darauf zu sehen.

Auf den folgenden Seiten beschreibt Narendra eine Yoni-Massage, die anfänglich sanft beginnt und im Laufe der Zeit mit gesteigertem Druck verläuft. Die Erläuterungen sind gespickt mit beispielhaften Fotos, die demonstrieren, wie die Hand des männlichen Partners die Schamlippen massieren soll. Die Ausführungen sind nicht nur anregend, sondern erregend. Mir wird plötzlich klar, dass der Sex mit Paul so ganz anders verläuft, als hier beschrieben wird. Für eine solch intensive Berührung bedarf es Zeit. Zeit, die wir uns nie genommen haben.

All das, was ich auf den Fotos sehe und im Buch lese, möchte ich selbst erleben. Fast glaube ich, die schmetterlingsgleiche Berührung an den empfindlichen Innenseiten meiner Oberschenkel zu spüren. Es kribbelt überall bei mir, angefangen von meinen Nippeln, über den Bauch hinab, bis zum Zentrum meiner Lust. Das Buch poltert aufs Parkett. In diesem Moment gebe ich nur meinem körperlichen Verlangen nach. Wie von selbst legen sich meine Hände auf meine Scham. Ein tiefer Seufzer dringt aus meiner Kehle, als meine kühlen Finger langsam durch die feuchte Rinne fahren. Durch die Rasur bin ich viel sensibler an dieser Stelle. Sanft zupfe ich an meinen Schamlippen, die jetzt dunkler sind. Alle Reizleitungen meines Körpers sind hellwach und aufmerksam. Das Kribbeln erfasst mich von den Zehen bis in die Haarspitzen. Behutsam ziehe ich meine Schamlippen auseinander und ziehe die Luft ein, als ein kühler Luftzug über meine Klitoris streicht, die verborgen in den Falten geruht hat. Sie schreit förmlich nach einer Berührung. Mit dem Zeigefinger tippe ich dagegen. Das sanfte Touchieren schickt eine Stichflamme durch meinen Unterleib. Von dort aus breitet sie sich aus und raubt mir den Atem. Durch den Alkohol sind meine Adern geweitet, das Blut pulsiert hindurch und lässt mein Herz schneller schlagen. In der Erregung geht mein Atem stoßweise. Die Musik im Hintergrund gibt einen schnellen Rhythmus vor, mit dem Puls und Atmung wetteifern. Ich stehe kurz davor zu kommen, und das, obwohl ich keinen Sex mit einem Mann habe.

Noch nie hat Paul mir einen Orgasmus beschert, der mich in eine andere Welt katapultiert hat. Im Gegenteil – ich habe es ihm oft genug nur vorgespielt. Doch jetzt verspricht mir die intensive Stimulation mehr denn je, einen echten Orgasmus zu erleben. Meine Finger massieren meine pulsierende Mitte. Ich lege den Kopf in den Nacken, entrückt von den Gefühlen, die mich in diesem Moment erobern. Ich knete, zupfe und drücke abwechselnd. Das irrsinnige Prickeln zieht sich bis in meinen Po. Ich kneife die Backen zusammen und reibe mit Scham und Hintern über den Hocker. Die Lust gibt mir einen immer schneller werdenden Takt vor. Ich lege den Kopf in den Nacken und schließe die Augen. Meine Hände umklammern den Hocker, was den Druck auf meine pulsierende Mitte erhöht. Ich bin nur noch davon beseelt, schnell Erlösung zu finden. Meine Geduld wird nicht lange auf die Probe gestellt. Der Orgasmus erfasst mich und reißt mich in einen Sinnentaumel. Mir wird schwarz vor Augen.

Es dauert eine Weile, bis sich Atmung und Puls beruhigt haben. Aber ich fühle mich danach so gut, so leicht wie noch niemals zuvor. Jetzt verstehe ich, was Anja an Tantra so fasziniert.

2.

Paul gibt sich keine Mühe mehr. Der Margeritenstrauß, den er mir eben überreicht hat, ist halb vertrocknet und lieblos mit einem Gummiband zusammengebunden. Ich stutze, denn die gelben Blütenköpfe kommen mir seltsam bekannt vor. Sollte Paul sich etwa aus meinem Gewächshaus bedient haben? Ich kehre in die Küche zu Anja zurück. Die Augen meiner Schwester weiten sich bei dem traurigen, grünen Etwas in meinen Händen.

»Die sind von … Paul?« Ihr Ton klingt abfällig. Sicher hat sie längst durchschaut, woher die Blumen stammen. Anja gehört zu den wenigen Menschen, die sich für meine Züchtungen interessieren. Gleich wird sie mir wieder einen Vortrag halten, dass Paul nicht der Richtige für mich ist.

»Du brauchst nichts zu sagen. Ich weiß, dass sie aus meinem Gewächshaus sind«, komme ich ihr zuvor, als sie ihren Mund öffnet.

Anja schnappt nach Luft wie ein Karpfen auf dem Trockenen. »Mistkerl!«

»Er wollte mir nur eine Freude machen.«

»Wie einfallsreich. In der Stadt gibt es keine Blumenläden? Ich verstehe nicht, wie du diesen Kerl auch noch in Schutz nehmen kannst!« Ich winke ab.

»Vermutlich hatte er mal wieder keine Zeit. Ihm war unsere Versöhnung wichtiger.«

Selbst in meinen Ohren hört sich die Begründung mager an. Ich weiß auch nicht, weshalb ich immer Partei für ihn ergreife, noch dazu, wo seine angeblich versöhnenden Worte mehr Vorwürfe als Entschuldigung waren. Paul versteht es meisterhaft, mir immer wieder die Worte im Mund zu verdrehen und alles so darzustellen, dass ich mich im Nachhinein schuldig fühle. Dabei hat er mich gestern versetzt, nicht umgekehrt. Ich hatte ihm sein Lieblingsgericht gekocht und liebevoll den Tisch gedeckt. Ein Abend nur für uns. Anja würde in die Luft gehen, wüsste sie davon. Sie hat Paul noch nie leiden können. Meine Schwester sagt stets, was sie denkt, womit Paul nicht umgehen kann. Kritik verträgt er nicht besonders gut.

»Ich habe nie verstanden, was du an diesem arroganten Schnösel findest! In den knapp zwei Jahren, die ihr zusammen seid, hat er dir nicht ein einziges Mal auf dem Hof geholfen. Nicht mal, als die Bewässerungsanlage ausgefallen ist.«

»Ich wollte das nicht.« Mein letzter Freund Sven hat mir stets vorgeworfen, dass mir die Blumen lieber wären als er. Paul ist ähnlich gestrickt. Auf solche Vorwürfe kann ich gut verzichten. Die Rosenzucht ist mein Leben, nicht Pauls oder Svens.

»Ach, du denkst wieder an die alte Geschichte? Paul und Sven sind selbstverliebte Machos. Die haben dich nie geliebt.« Anja schnaubt wütend.

»Paul ist nicht Sven«, entgegne ich.

Anjas Männerbild erscheint mir zu negativ.

»Nein, schlimmer. Ein feiner Pinkel, der sich nur ungern die Hände schmutzig macht. Mensch, merkst du denn nicht, dass du immer wieder auf den gleichen Typ Mann hereinfällst? Du brauchst einen liebevollen Partner, der …«

»… meine Rosenmacke akzeptiert, meinst du?« Anja nickt.

»Ein Mann, der dich wirklich liebt, wird dich und deine Passion verstehen.« Anjas Ratschlag ist gut gemeint.

»Du kannst Paul nicht ausstehen«, sage ich seufzend.

Anja springt auf. »Nicht ohne Grund. Er macht dich unglücklich, Sarah. Das hast du nicht verdient. Du brauchst einen Mann, der dich auf Händen trägt, dir die Sterne vom Himmel holt …«