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Wenn du nicht daran glaubst, dann klappt es auch nicht. Immer wieder wiederholt Louisa diese Worte. Bis Sylvia ihr endlich zustimmt und sich auf eine Séance einlässt. Louisa ist nicht nur schräg und eigenwillig, sondern sie ist auch Sylvias beste Freundin. Doch von einem Tag auf den nächsten verschwindet sie. Monate später entdeckt Sylvia ein seltsames Medaillon, das Louisa zu gehören scheint ... und plötzlich ist nichts mehr so, wie es einmal war. Glaube an das Unmögliche, dann gibt es nichts Unmögliches mehr? Wie weit würdest du gehen, wenn du plötzlich mit Magie in Berührung kommst und alles in deiner Hand liegt?
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Veröffentlichungsjahr: 2025
»Wenn du nicht daran glaubst, dann klappt es auch nicht.« Immer wieder wiederholt Louisa diese Worte. Bis Sylvia ihr endlich zustimmt und sich auf eine Séance einlässt.
Louisa ist nicht nur schräg und eigenwillig, sondern sie ist auch Sylvias beste Freundin. Doch von einem Tag auf den nächsten verschwindet sie. Monate später entdeckt Sylvia ein seltsames Medaillon, das Louisa zu gehören scheint ... und plötzlich ist nichts mehr so, wie es einmal war.
»Glaube an das Unmögliche, dann gibt es nichts Unmögliches mehr?« Wie weit würdest du gehen, wenn du plötzlich mit Magie in Berührung kommst und alles in deiner Hand liegt?
Elvie Moritz wurde im Jahr 1988 in Bayern geboren und lebt inzwischen in Schleswig-Holstein. Sie liebt die Natur und das Abenteuer und kann sich für Berge und Meer gleichermaßen begeistern. Ihre ersten Geschichten schrieb sie im Alter von zehn Jahren.
Sie liebt außergewöhnliche Geschichten mit einer Prise Spannung, viel Romantik und einer tiefgründigen Nebenhandlung.
© 2024 Claudia Miemczyk – alle Rechte vorbehalten
Claudia Miemczyk
Fischdiek 53
25524 Itzehoe
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Dies ist eine fiktive Geschichte. Ähnlichkeiten zu verstorbenen oder lebenden Personen, Orten oder sonstigen Begebenheiten sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.
Bibliografische Informationen der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über www.dnb.de abrufbar.
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 27
Kapitel 28
Kapitel 29
Kapitel 30
Kapitel 31
Kapitel 32
Kapitel 33
Kapitel 34
Kapitel 35
Kapitel 36
Kapitel 37
Kapitel 38
Kapitel 39
Kapitel 40
»Wenn du nicht daran glaubst, dann klappt es auch nicht.« Louisa funkelt mich an. »Na los, Sylvia. Probier es nochmal. Diesmal mit ein wenig mehr Ernst. Du musst es fühlen. Du musst überzeugt sein, dass es funktionieren wird, okay?«
Aus der Nummer komme ich nicht mehr raus. Schließlich habe ich es ihr versprochen. Louisa und ich verbringen seit den fünf Monaten, die wir uns kennen, fast jede Minute zusammen. Und zwar nicht nur in der Schule, sondern auch nach den Hausaufgaben. Sie ist meine beste Freundin geworden. Vielleicht weil wir beide gleichzeitig nach Newcastle gezogen sind.
Ich komme ursprünglich aus Manchester - was so weit entfernt liegt, dass meine alten Freundschaften nicht mal die Sommerferien überlebt haben. Zum Glück lernte ich Louisa kennen - wir waren seit dem ersten Schultag unzertrennlich.
Ich will sie nicht enttäuschen. Es ist nur so, dass mir ihre Begeisterung fürs Übersinnliche besser gefallen hat, bevor sie damit begann, mich in ihre Rituale einzubeziehen.
Zu Beginn erzählte sie nur Geschichten - über ihre Verbindung zur Natur - während ich dafür Anekdoten von meiner Zwillingsschwester Romy, ihrer Clique und früheren Freundschaften zum Besten gab.
Heute jedoch wird es ernst. Wir sitzen auf einer dünnen Matratze, mitten im Chaos meines Zimmers. »Na los. Schließ die Augen«, weist sie mich an. »Und das Glas setzt du auf den unteren linken Spielfeldrand. Soll ich es dir nochmal vormachen?«
Ich kann mich beim besten Willen nicht konzentrieren. Doch Louisa duldet keinen Widerspruch. Sie macht keinen Spaß. Insgeheim hoffe ich auf ein Lachen, auf eine Auflösung, dass sie mich veralbert hat, doch nein. Sie nickt mir nur aufmunternd zu, mit ernster Miene.
Als ob ich so meinen Zukünftigen kontaktieren könnte. Ich habe keine Ahnung, wer das sein soll, denn meine letzte Verliebtheit liegt schon ein Jahr zurück. Und der war es im Nachhinein betrachtet bestimmt nicht.
Ich schiele auf das aus sechs Einzelteilen bestehende Spielfeld, das vor uns liegt. Jedes Teil besteht aus dünner Pappe, DINA4, und ist gleichmäßig braun bemalt. Eine Eigenkreation von Louisa. Schnörkelige schwarze Tusche-Zeichnungen von Vögeln, Bäumen und Blumen verleihen dem Ganzen einen mystischen Touch.
Ich kann es einfach nicht ernst nehmen.
Trotzdem verdränge ich den Widerwillen und schließe die Augen. Dann strecke ich meinen Arm aus und berühre das Glas, das umgedreht auf dem Spielfeld steht, in der untersten Ecke.
»Und? Siehst du die Leiter dieses Mal?«
Nein. Absolut nichts. »Ich weiß nicht genau.«
»Dann erklimme nun die Stufen, eine nach der anderen. Oben beschreibst du mir, was du siehst.« Ihre Stimme klingt fast meditativ, so langsam und beruhigend. Ich höre das Klicken von Louisas Kugelschreiber. Sie will mitschreiben, was ich ihr gleich berichten werde. Aber da ist nichts. Meine Gedanken sind so leer, dass ich vom Stillsitzen schon ganz hibbelig werde.
Ich öffne die Augen. »Hör zu. Das funktioniert nicht. Wirklich nicht.«
Als ich ihr enttäuschtes Gesicht sehe, tut es mir fast leid. »Wieso ist dir das denn so wichtig? Reicht es nicht, wenn du diese Fähigkeiten hast? Wenn du Rituale durchführst, meditierst und mir hinterher einfach davon erzählst?«
Sie schüttelt entschieden den Kopf. »Nein. Das reicht nicht. Du bist meine Verbündete. Meine einzige Verbündete. Ich habe meinen Teil der Prüfung bereits erledigt, jetzt hängt es von deinem Einsatz ab.«
Unsere Blicke treffen sich. Ihre stechend grünen Augen durchbohren mich. Nie hat sie von Freundinnen erzählt, stattdessen wechselt sie das Thema, wenn ich ihr Fragen über ihre Zeit vor dem Umzug stelle. Außerdem lebt sie ganz allein mit ihrem Opa - ohne Eltern. Ich wünsche in dem Moment mehr denn je, ich könnte wirklich ihre Verbündete sein.
»Sylvia. Du bist noch nicht so weit. Das ist okay. Wir versuchen es einfach in ein paar Tagen wieder.«
Ich zwinge mich zu einem Lächeln. »Klar. Das machen wir. Und dann kontaktieren wir den glücklichen Auserwählten, mit dem ich den Rest meines Lebens verbringen werde?«
»Genau. Und vergiss nicht: Es funktioniert nur, wenn du daran glaubst.« Sie rappelt sich von der Matratze auf und schreitet auf die verschlossene Balkontür zu. Draußen schneit es. Der Wind weht die Flocken schräg gegen die Scheibe.
»Du musst den Kontakt zur Natur suchen.« Louisas Stimme dringt wie aus der Ferne zu mir durch. Ich sehe zu ihr auf und folge ihrem Blick.
»Die Schneeflocken folgen dem Rhythmus des Windes. Wenn du den Rhythmus fühlen kannst, dann bist du verbunden.« Jetzt ist Louisa wieder in ihrem Element.
»Rhythmus des Windes?« Langsam erhebe ich mich und trete neben sie. Wir tragen nur Pantoffeln, aber Louisa öffnet die Balkontür.
»Viele Menschen verlernen, sich Fragen zu stellen, wenn sie erwachsen werden. Dann verlieren sie ihren Bezug zur Magie. Doch wir …« Sie zwinkert mir zu. »Wir beide werden schon dafür sorgen, dass uns das nicht widerfährt. Wir sind vierzehn. Alles liegt noch vor uns. Ich kann es fühlen, es steckt in mir.«
Sie zieht mich raus auf den Balkon. Schneeflocken verfangen sich in ihren schwarzen Haaren, zerschmelzen binnen weniger Sekunden zu nichts.
Ich blinzele gegen den Wind. Dann atme ich tief durch und stütze mich mit beiden Händen auf das Geländer. Die Schneeflocken tanzen mir entgegen, unentwegt drehen sie sich in ihrem Flug um sich selbst und umkreisen einander. Es hat tatsächlich etwas Magisches.
Selten genug schneit es überhaupt noch in der Stadt. Vielleicht wäre heute der richtige Tag gewesen für Louisas Ritual. Wenn ich nur so daran glaube wie sie, dann klappt es vielleicht.
Je länger ich ins Schneegetümmel starre - auf die Wiese, die bereits mit einer dünnen Schicht Weiß überzogen ist - auf die Bäume, die sanft im Wind wippen - umso mehr macht sich das Gefühl in mir breit, Louisa zu verstehen und wirklich bereit zu sein.
»Ich kann es fühlen«, flüstere ich. »Den Rhythmus der Natur.«
Ein aufgeregtes Kribbeln durchzieht mich. Ich will nicht so werden wie die, die nur glauben, was sie mit eigenen Augen sehen. Die nur tun, was cool oder in ist.
Louisa ist anders, eben weil sie auf ihr Herz hört und diese kindliche Neugierde besitzt - den Hang, mystische Geschichten zu erzählen mit einer Leidenschaft, als wären sie wahr.
Einen kurzen Moment gibt die Wolke die Sonne frei und das Licht spiegelt sich in den Flocken, die vor mir und Louisa tanzen. Dann kommt die nächste Wolke und wir stehen wieder im Schatten.
»Das Licht war ein Zeichen. Die Geister der Natur glauben dir.« Louisa breitet die Arme aus und schließt kurz die Augen. »Das Ritual ist nur der Anfang. Aber ich glaube nun fest daran, dass du es schaffen wirst.« Sie dreht sich um und ich folge ihr zurück ins warme Zimmer.
Mein Handy liegt blinkend auf dem Schreibtisch, aber ich ignoriere es. Louisa hat ihres vermutlich nicht mal dabei. Sie interessiert sich null für Social Media, ihre Accounts enthalten nur das Profilbild, keine Posts. Sie zählt lieber die Schneeflocken statt ihre Likes im Internet.
In diesem Moment wird mir die entschleunigende Wirkung meiner besten Freundin so bewusst wie nie zuvor. Ich lasse mich auf die Matratze fallen und ziehe die Dose mit dem Spritzgebäck zu mir. »Und was geschieht dann, wenn ich den Auserwählten kontaktiert habe?«
Louisa schenkt uns beiden Tee nach und schnappt sich ebenfalls einen Keks. »Dann musst du nur noch dafür sorgen, dass er sich auch in dich verliebt.« Ihre Augen blitzen.
»Aber weiß er das nicht, wenn er mein Auserwählter ist?«
»Nein. Du musst ihn um den Finger wickeln, Stück für Stück.« Sie kaut und greift nach ihrer Tasse.
»Sprichst du da etwa aus Erfahrung?« Das würde Louisa ähnlich sehen, mit den Jungs per Gedankenübertragung zu flirten, statt im Chat. Ich kann sie mir leibhaftig vorstellen, mit dem Glas und dem Spielbrett bewaffnet. Wer wohl ihr Auserwählter ist?
»Als ich noch in Sunderland gelebt habe, habe ich ebenfalls einen Jungen kontaktiert. Es kommt mir vor wie eine Ewigkeit. Es war ein anderes Leben damals.«
»Vermisst du deine alte Heimat manchmal?« Ich blicke unsicher zu Louisa rüber. Nie zuvor hat sie freiwillig mit mir über ihre Zeit vor dem Umzug geredet. Obwohl ich Louisa in- und auswendig kenne, weiß ich rein gar nichts über ihre Vergangenheit. »Was ist aus dir und dem Jungen dann geworden? Lebt deine Familie eigentlich in Sunderland?«
Louisa zuckt kurz zusammen, bestimmt hat sie nicht erwartet, dass ich nachfrage.
»Ich habe keine Familie mehr.« Mit konzentriertem Blick begutachtet sie den Inhalt ihrer Teetasse. »Vielleicht hätte ich damit nicht anfangen sollen.«
»Du kannst mit mir über alles reden.« Ich rücke ein Stück näher zu ihr hin. »Über absolut alles. Du bist meine beste Freundin. Meine Verbündete, schon vergessen?«
Sie lächelt. »Mich interessiert nicht, was war - sondern vielmehr, was möglich ist. Was ich noch erreichen kann, jetzt und in Zukunft.« Sie legt sich rücklings auf die Matratze und starrt an die Decke. Der Moment ist verstrichen. Einen kleinen Einblick in ihr Leben - dann zieht sie die Vorhänge wieder dicht zu und verbirgt sich hinter ihrer Fassade.
»Was möglich ist?«, wiederhole ich stirnrunzelnd.
»Klar, warum nicht? Wie stellst du dir deine Zukunft denn vor? Ich will Großes bewegen. Ich will … eine Aufgabe. Ich will wissen, wie weit ich gehen kann. Und dann will ich bis zur äußersten Grenze.« Sie wirft mir einen verschwörerischen Blick zu.
Ich schaue wieder zur Balkontür, zu den Schneeflocken, die noch immer im Wind tanzen. Wie stelle ich mir meine Zukunft vor? Mysteriös bestimmt nicht. Und spektakulär ebenfalls nicht. Louisa greift wie immer nach den Sternen. Ein seltsames Gefühl durchzieht mich. Neid? Bewunderung? Vielleicht eine Mischung aus beidem. In dem Moment fühle ich mich schrecklich gewöhnlich und normal neben ihr. Aber kein Wunder. Wenn ich an meine Zukunft denke, denke ich dabei unweigerlich an meine Familie - an meine Zwillingsschwester Romy und an meine Eltern. Ich spüre den Wunsch, sie stolz zu machen, sie glücklich zu wissen und Zeit mit ihnen zu verbringen.
Louisa will mehr - weil das, was ich mir wünsche, außer Reichweite für sie liegt. Diese Erkenntnis versetzt mir einen Stich. Plötzlich sehe ich eine verletzliche Seite an ihr, die ich bisher nicht gekannt habe.
»Bestimmt wirst du Großes bewegen«, flüstere ich.
»Und du?« Sie setzt sich und greift nach ihrer Baumwolltasche, die neben meinem Schreibtisch liegt.
Ich zucke mit den Achseln. »Mal sehen. Was kommt, das kommt.«
»Ach was, du musst das doch wissen wollen! Dann kannst du es steuern. Weißt du was? Ich leg dir die Karten. Kein Tarot, ich habe hier meine ganz speziellen eigenen Zukunftskarten.«
Typisch Louisa. Sie wühlt mit glänzenden Augen in dem Beutel.
Ich schmunzele. Da ist dieser Bann, die knisternde Atmosphäre zwischen uns. Diese Vertrautheit.
»Du glaubst daran, oder?« Louisas Stimme ist nur mehr ein Flüstern. »Etwas hat sich an dir verändert, heute. Du bist nun ernst. Du lachst nicht mehr darüber.«
Ein Schauer läuft mir den Rücken runter. »Ja. Ich glaube dir.« Ich will es glauben. Louisa ist großartig. Ich wünsche - in diesem Moment mehr denn je - ich könnte so sein wie sie.
Sie mischt die Karten mit geschlossenen Augen. Immer im selben Rhythmus: eindringlich, meditativ. Ich blinzele, vergesse zu atmen. Als Louisa die Augen öffnet und den Stapel zwischen uns auf die Matratze fallen lässt, zucke ich kurz zusammen - dann versinke ich wieder in der Trance.
»Jetzt zieht jede von uns eine Karte.«
Louisa nickt mir zu und streckt ihre Hand nach dem Haufen aus. Ich tue es ihr gleich und beide ziehen wir eine Karte und drehen sie gleichzeitig um. Sie tragen beide dasselbe Motiv. Ich erstarre.
Auch Louisa wirkt verdutzt. »Das ist die Superhelden-Karte.«
Sie zeigt einen selbstgezeichneten Ritter mit Lanze.
Louisa runzelt die Stirn. »Wir werden beide Superheldinnen sein.«
Ich will Louisa die Karte zurückgeben, doch sie winkt ab.
»Behalte sie. Damit du es niemals vergisst: Du kannst eine Superheldin sein - wenn du daran glaubst.«
»Jetzt komm schon. Wieso sollte Louisa nicht mitkommen?«
»Du weißt genau, dass ich sie nicht ausstehen kann. Können wir nicht mal einen gemütlichen Tag ohne Hokuspokus miteinander verbringen?« Romy sitzt auf meinem Bett und hält ein Kissen vor ihrem Bauch umklammert. »Du verbringst fast jeden Tag mit Louisa. Jill will dich schon seit Ewigkeiten mal kennenlernen.«
Es stimmt, dass ich mich früher oft Romys Unternehmungen angeschlossen habe und seit diesem Schuljahr die meiste Zeit mit Louisa zu zweit verbringe. Trotzdem passt es mir nicht, dass meine Schwester Louisa ausschließen will. »Mal ehrlich, Romy. Du nimmst Jill mit und ich nehme Louisa mit. Das ist nur fair!«
Die Zeiten ändern sich eben. Romy könnte genauso gut Interesse an meinen Freundschaften zeigen. Stattdessen stellt sie sich gegen Louisa, was die Sache kompliziert macht. »Lass sie doch einfach so sein, wie sie ist. Sie ist mir eben wichtig, damit musst du dich abfinden.«
»Aber sie vereinnahmt dich. Und findest du es nicht seltsam, mit welchem Nachdruck sie dir ihre Rituale aufzwingt? Als hinge ihr Leben davon ab. Mensch Sylvia! Denk mal einen Moment darüber nach, ob dir das wirklich guttut. Wir hatten früher so viel Spaß ohne diesen Quatsch.«
Ich wende mich ab. Bis vor Kurzem habe ich der Sache ebenfalls kritisch gegenübergestanden. Aber bei meinem letzten Treffen mit Louisa ist so viel in mir passiert. Ich weiß, dass ich immer zu ihr halten werde. »Sie ist meine beste Freundin. Das kannst du mir nicht verbieten.«
Romy schnaubt und fährt sich durch die Haare. Ich halte die Luft an. Einen Moment befürchte ich, sie würde aufstehen und aus dem Zimmer stürmen. Doch sie starrt mich nur ausdruckslos an. »Na gut. Dann kommt sie eben mit. Aber es ist so nicht dasselbe.«
Was Romy damit meint, verstehe ich erst, als wir uns zu viert im Zentrum treffen. Sie und Jill haben sich geschminkt und die Frisuren hochgesteckt, während Louisa genau wie ich ungeschminkt eintrifft. Unsere langen, offenen Haare wehen im Wind und unsere Mäntel sind weder neu noch schick. Man könnte meinen, wir beide wären die Zwillinge, nicht Romy und ich.
Louisa redet kein Wort mit Jill und Romy, sondern hält immer einen gewissen Abstand zur Gruppe – und ich tue es ihr gleich.
Niemand, der uns sieht, würde auf die Idee kommen, wir wären zu viert hier oder würden in irgendeiner Form zusammengehören. Wenn sich mein Blick mit Romys trifft, bemerke ich die Verletzung in ihren Augen. Sie hofft, ich würde mich ihr und Jill anschließen und Louisa allein hinter uns hertrotten lassen. Aber das kann ich nicht. Schließlich ist Louisa nur wegen mir mitgekommen. Und genau wie Romy und ich ist sie neu in dieser Stadt hier.
»Warst du schon mal hier im Zentrum?«, frage ich, doch sie winkt ab.
»Nein, noch nie. Als ob mein Opa irgendwas mit mir unternehmen würde.« Sie zuckt mit den Schultern. »Der geht mit mir nirgendwohin. Wenn der nur seinen Whiskey trinken kann, ist er glücklich.«
»Hast du ihn denn mal gefragt?« Ich hake mich bei ihr ein und ziehe sie hinter Jill und Romy her, die auf ein Kaufhaus zusteuern.
Louisa lacht. »Zugegeben: Ich verbringe meine Zeit lieber ohne ihn.«
Wir laufen durch die Gänge des Kaufhauses. Romy und Jill probieren Klamotten an, während Louisa und ich in der Abteilung für Deko und Schreibwaren hängen geblieben sind. Wie lange ist es her, dass ich zuletzt gemalt habe? Eine fast vergessene Leidenschaft steigt in mir auf, als ich die vielen Farben sehe.
»Lieber Ölfarben oder Acryl?« Ich vergleiche die Preise und drehe eine Packung mit zehn Tuben in der Hand. Früher, in Manchester, habe ich mich oft den ganzen Sonntag mit meiner Staffelei in den Garten gestellt, um die Bäume, Blumen oder die Nachbarskatze zu skizzieren.
»Manchmal vermisse ich das Meer«, sagt Louisa plötzlich.
»Du hast früher direkt an der Küste gewohnt, nicht wahr?« Ich lege die Ölfarben zurück und sehe zu ihr auf. »Aber dann musstest du zu deinem Opa ziehen?«
»Ich habe den Umzug aus freien Stücken entschieden. Das große Orakel gab mir den Hinweis, dass ich dich hier finden würde. Da musste ich einfach weg.« Louisa sieht mich ernst an.
Ich lache. Wenn sie eine Frage nicht beantworten will, erfindet sie einfach eine Antwort. Eine alternative Wahrheit. Ihre Augen blitzen. »Bald probieren wir es nochmal, mit unserer Séance.«
Ehe ich etwas darauf erwidern kann, steht Romy vor uns und blickt mit zusammengekniffenen Augen zwischen mir und Louisa her. »Wir haben euch schon gesucht. Ich bekomme langsam Hunger. Wollen wir weitergehen? Wir könnten Burger essen.«
Ich tausche einen Blick mit Louisa und nicke dann. Wir sind hier beide fertig.
Ich schließe mich meiner Schwester an und hake mich bei ihr ein.
»Genau das meinte ich: Sie hat dich völlig unter Beschlag«, zischt Romy.
Ich stöhne. »Ach, Romy. Was regst du dich denn immer so über sie auf?«
»Hat sie nicht schon wieder irgendwas über eine Séance gefaselt? Sie kann keine fünf Minuten einfach normal sein, aber echt!«
Ich drehe mich um. Hat Louisa zugehört? Sie hält einigen Abstand zu uns, doch Romy bemüht sich nicht um eine gedämpfte Tonlage. Ein Streit mit Louisa hat jetzt gerade noch gefehlt. Die Stimmung zwischen Romy und mir ist angespannt genug.
»Sie hat einfach nur einen Scherz gemacht.«
Vor dem Kaufhaus passen wir Jill ab, die auf ihrem Handy herumtippt.
»Sylvia?« Louisa steht dicht hinter mir. Sie braucht gar nicht weitersprechen. Ich sehe bereits an ihrem resignierten, frostigen Blick, was sie gleich sagen wird.
»Ich denke, ich gehe jetzt besser.«
Mein Herz verkrampft sich. Romy hat es geschafft. Ich balle die Hände zu Fäusten.
Louisa hat sich entschieden, sie wird sich nicht mehr umstimmen lassen. Sie umarmt mich nur zaghaft zum Abschied und läuft dann davon, ohne Romy und Jill noch eines Blickes zu würdigen. Die beiden schweigen, als warten sie auf eine Reaktion von mir. Romy sieht mich durchdringend, fast flehentlich an. Denkt sie, ich gehe jetzt ebenfalls oder mache ihr eine Szene?
Ich tue einen Schritt auf sie zu und ringe mir ein Lächeln ab. Ich werde nachher mit Romy reden, nicht jetzt vor Jill. Schließlich will ich sie wirklich kennenlernen. Romys Züge entspannen sich.
»Ich hab ein günstiges Restaurant gefunden.« Jill hält uns ihr Handy unter die Nase. »Fünf Minuten von hier.«
Meine Wut verebbt. Zwar bin ich mir sicher, wenn Romy im Kaufhaus nicht über Louisa hergezogen wäre, wäre sie mitgekommen. Aber ich weiß, wie wichtig Romy dieser Tag heute ist und wie selten ich Zeit für solche Treffen finde.
Romy und ich teilen uns eine große Portion Süßkartoffelpommes, Jill isst einen riesigen Burger. Sie ist nett und fast nonstop am Reden. Wir kommen aus dem Lachen nicht mehr raus, da Jill uns mit ihrer lebhaften Art geradezu fesselt. Sie redet über ihre letzten Sommerferien, über Ausflüge zu einem Reiterhof und die besonderen Momente mit ihrem Lieblingspferd - dem stursten Pferd von ganz England, wie sie es liebevoll nennt.
Der Nachmittag vergeht wie im Flug und ich fühle mich zurückversetzt in die Zeit vor meinem Umzug, als Romy und ich noch unzertrennlich gewesen waren.
Jill verabschiedet sich und wir laufen zu zweit zur Bushaltestelle.
»Endlich hast du sie kennengelernt. Und was sagst du zu ihr? Hat dir das Treffen heute Spaß gemacht?«
Ich stutze. Fast hätte ich vergessen, dass ich auf Romy eigentlich sauer bin. So leicht kann ich es ihr nicht machen. Ich zucke mit den Schultern. »Es war okay.«
Romy mustert mich. »Du fandest es okay? Ich habe dich seit Monaten nicht mehr so lachen sehen! Mit Louisa hätte das nicht funktioniert. Es ist gut, dass sie nicht dabei war.«
Ein mulmiges Gefühl kommt in mir auf und ich weiche Romys Blick aus. Ich erinnere mich an unseren gemeinsamen Sommerurlaub. Wir waren drei Wochen lang mit der Familie in der Bretagne gewesen und hatten dort ein anderes Zwillingspaar kennengelernt, zwei Jungs. Stundenlang haben wir im flachen Meer versucht, auf der Luftmatratze aufrecht zu stehen wie auf einem Surfbrett, doch niemand schaffte es so lange wie Romy. Unsere gemeinsamen Unternehmungen waren immer geprägt von viel Lachen und ein bisschen Adrenalin. Am letzten Tag kauften Romy und ich uns die gleiche Kette mit Sonnenanhänger als Erinnerung und wollten sie für immer tragen.
Nie im Leben hätte ich gedacht, dass je irgendwas zwischen uns stehen würde. Doch nun ist es passiert. Ein halbes Jahr später und ich weiß nicht einmal mehr, ob ich Romys Sonnenkette überhaupt noch besitze.
Ich seufze. »Ja, heute war ein toller Tag. Trotzdem hast du Louisa vertrieben - und das war nicht fair.« Romy starrt mich trotzig an und ich lasse mich auf die Bank vor der Bushaltestelle sinken. »Wenn du dich im Kaufhaus nicht über sie lustig gemacht hättest, wäre sie vielleicht mitgekommen.«
»Und dann? Meinst du, sie hätte auch nur zwei Worte mit uns gewechselt? Die hätte sich glatt drei Tische weiter gesetzt – und du dich dann zu ihr. Also nimm sie nicht so in Schutz.«
Ich rolle mit den Augen. »Ja. Louisa ist manchmal etwas eigen. Aber wenn du ihr Zeit lässt, dann kommt sie schon aus sich raus. Sie ist nun mal kein Gruppenmensch. Sie hat nur mich.«
Romy setzt sich zu mir. Sie fixiert mich mit einem seltsamen Ausdruck von Besorgnis im Blick. »Was soll das heißen, sie hat nur dich? Setzt sie dich damit unter Druck oder wie?«
»Nein. Natürlich nicht. Du … verstehst nicht.«
»Dann erklär es mir.«
Ich schweige. Egal, was ich sage, Romy wird es gegen mich verwenden. Wie soll ich es ihr erklären? Dass ich mich für Louisa verantwortlich fühle, weil sie sonst nirgendwo hinzugehören scheint? Dass ich die echte Louisa gesehen habe, die allen anderen scheinbar verborgen bleibt? Meine einzige Verbündete, hat sie mich genannt. »Du verstehst das nicht. Ein bisschen fühlt es sich an, als wäre sie meine kleine Schwester.«
»Ich bin deine Schwester, Sylvia. Schon vergessen? Ich hab auch nur dich.« Ihre Stimme klingt unnatürlich schrill. »Heute war der erste Tag seit Monaten, dass du mal Zeit für mich hattest. Aber das ist dir vermutlich nicht einmal aufgefallen.«
Einmal in tausend Jahren, so besagen die Legenden, wird auf der Erde eine Hexe geboren. Sie spürt es, dass sie eine ist, doch nach außen hin fällt sie nicht weiter auf. Es sei denn, sie zaubert und erfüllt die große Prophezeiung. Erst dann erhält sie ihre vollen Kräfte.
Das ist der Punkt, an dem meine Geschichte beginnt.
Ich bin vierzehn. Keine gewöhnliche Vierzehnjährige, sondern eine Vollwaise mit magischen Fähigkeiten. Dass ich diese Fähigkeiten habe, weiß ich nun seit einem halben Jahr.
Die Veränderung vollzog sich pünktlich zu meinem Geburtstag und von dem Tag an änderte meine Wahrnehmung sich völlig. Als hätte die Natur begonnen, mit mir zu reden. Die Wolken am Himmel. Die Bäume im Wald. Ja, sogar der Wind und der Regen. Es ist alles miteinander verbunden und ich bin verwickelt worden - ja, genau ich - weil niemand außer mir all das sehen kann.
Für meine Adoptivfamilie ist all das unsichtbar, sie verstehen nichts von der Welt, in der ich mich seit Neuestem bewege. Sie hören es nicht, wie der Wind zu mir spricht, und spüren nicht die Magie des Waldes. Das alles gilt mir. Nur mir allein.
Ich sitze in meinem Zimmer und lege mir selbst die Karten. Ich konzentriere mich auf die Magie, die durch meinen Körper fließt, und genieße die Verbundenheit zwischen meinem Körper, meinem Geist und dem Stapel Karten. Denn nur so funktionieren Zukunftskarten letztendlich. Wenn eine Hexe sie bedient, mit ganzheitlicher Leidenschaft.
Wenn man daran glaubt. Wenn man an das Unmögliche glaubt.
Ich spüre, dass heute etwas in der Luft liegt. Eine Veränderung. Ja, eigentlich wusste ich es bereits, bevor es die Karten mir bestätigten. Dass ich heute den Schritt wagen würde. Dass ich heute mein menschliches Leben von mir streife, um mein erstes großes Ritual zu vollziehen, sodass es hinterher kein Zurück mehr gibt.
Ich blättere durch das Buch mit all meinen Aufzeichnungen über Hexenwissen. Ich habe es die Monate über angefertigt - mithilfe des großen Orakels im Wald, das zu mir gesprochen hat. Hier steht es.
Ab dem vierzehnten Lebensjahr kann man die Prophezeiung erbeten. Dazu benötigt man nur ein Objekt, einen Anker, um die Magie zu bündeln. Dann bleiben einem drei Jahre, sie zu erfüllen. Drei verdammte Jahre. Das sollte doch zu schaffen sein. Doch was könnte ich als Anker nehmen?
Ich seufze und ziehe meine Karte. Natürlich: Es ist die Karte der Veränderung. Ich schiebe sie zurück unter den Stapel und poltere die Stufen hinab. Vielleicht bringt meine Schwester Cora mich auf eine Idee.
Sie zuckt zusammen, als ich die Tür zum Wohnzimmer aufreiße. »Bestimmt hast du Mama geweckt«, empfängt sie mich. »Dass du auch nie einfach das machen kannst, was man dir aufträgt.«
Meine Laune sinkt. Richtig, ich hätte das Geschirr spülen sollen. So wie jeden Nachmittag.
Cora horcht noch einen Moment lang ins Treppenhaus. Doch alles bleibt ruhig.
»So laut war ich nicht. Du übertreibst wie immer.«
»Und was ist mit dem Abwasch? Wann erledigst du ihn?«
Mein Blick wandert zum gekippten Fenster. Der Himmel ist blau, durch den Kastanienbaum vor dem Haus zieht ein sanfter Wind. Ich bilde mir ein, das Meer zu riechen. So ein schöner Tag und ich sitze hier fest. »Was hab ich schon davon, fast an der Küste zu wohnen, wenn ich dann doch jeden Tag nach der Schule arbeiten muss?«
Cora stöhnt. »Louisa. Mama ist krank, sehr krank. Roger verdient nicht genug Geld, um wen für den Haushalt einzustellen. Und ich bin hochschwanger! Jeder muss seinen Teil beitragen.«
Jetzt kommt die Leier schon wieder. Dass ich ohnehin nur an mich selbst denke. Dass sie alle härter schuften als ich. Dass ich meine Füße unter ihren Tisch stelle und dafür auch was tun muss.
»Wieso du Roger geheiratet hast, werde ich ohnehin nie verstehen. Ich bin es jedenfalls Leid, zu putzen, zu kochen und das Geschirr abzuspülen. Während er nach der Arbeit nur auf dem Sofa liegt und Whiskey trinkt!«
»Solange du hier wohnst, bleibt es dabei. Sei nett zu Roger und hilf mir. Bitte.«
Die Haustür wird geöffnet, das Klicken dringt leise bis ins Wohnzimmer. Bestimmt Roger, der von der Arbeit kommt. Wie immer sehr früh. Es ist gerade drei Uhr. Er könnte das Geschirr spülen.
Ich balle meine Hände zu Fäusten, doch Cora wirft mir einen warnenden Blick zu. Wie ein Geistesblitz durchzieht es mich in diesem Moment. Die Prophezeiung! Sie ist zum Greifen nah. Ich habe es gewusst, aber jetzt fühle ich es auch noch. Bald werde ich hier wegkönnen. Und ich werde andere Hexen treffen, die so sind wie ich. Mit denen man Spaß haben kann. Ich werde endlich nicht mehr allein sein.
Roger betritt den Raum.
»Bezaubernde Cora! Kleine Louisa«, begrüßt er uns und knallt seinen Koffer hin.
Missmutig weiche ich zur Seite. Wie ich diesen Mann verabscheue.
Roger blinzelt. »Ich hab hier etwas für dich, Cora.«
Erwartungsvoll blickt sie ihn an.
Was tue ich hier? Ich sollte gehen. Endlich etwas finden, was ich als Anker für mein erstes Ritual verwenden kann. Den Abwasch erledigen. Doch ich bleibe wie angewurzelt stehen.
Roger zieht ein Etui hervor und überreicht es ihr feierlich. »Für dich.« In mir zieht sich alles zusammen. Die beiden sind so kitschig. Ständig bekommt Cora Geschenke. Und wer denkt an mich?
Cora öffnet die Schatulle und ein klobiges Medaillon wird sichtbar.
Sie runzelt die Stirn.
»Na ja, es war so gedacht. Man kann es in zwei Hälften teilen. Die eine Hälfte ist für dich und die andere für mich. Ich habe es schon vor Tagen in Schottland gekauft. Es ist ein Einzelstück.«
Volltreffer! Das ist er. Der Anker, den ich brauche, um die Prophezeiung zu erbeten.
Ich greife nach dem Medaillon, reiße es Cora förmlich aus der Hand.
»Was soll das?« Rogers Stimme hebt sich.
Ich zucke mit den Schultern. »Es gefällt mir. Kann ich das nicht haben? Nie bekomme ich etwas.«
Cora rollt mit den Augen. »Meinetwegen. Dann nimm es. Aber jetzt mach den Haushalt fertig.«
Roger will widersprechen, aber ich mache auf dem Absatz kehrt und fliehe in die Küche.
Das dauert bestimmt eine Stunde, hier Ordnung zu machen. Cora hat den ganzen Vormittag damit verbracht, für Mama zu kochen - dann hat sie für mich gekocht, als ich aus der Schule kam. Ja, meine Schwester leidet genauso wie ich. Aber ich kann nur mich selbst retten. Ich muss an mich denken, nur an mich.
Ich lasse die Kette mit dem klobigen Anhänger von einer Hand in die andere gleiten. Was kümmert es mich jetzt. Ich habe den Anker. Bald werden alle sehen, dass ich zu Höherem bestimmt bin.
Es gibt keine Aufzeichnungen von anderen Hexen, die jemals alle Mächte entfesseln konnten. Niemand weiß etwas über Hexen im echten Leben. Es gibt nur Märchen darüber. Möglicherweise werde ich die Erste sein, die es wirklich schafft.