Thekenwelt - Dritter Gang: Dessert de vengeance - Violet Mascarpone - E-Book

Thekenwelt - Dritter Gang: Dessert de vengeance E-Book

Violet Mascarpone

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Beschreibung

Während Biscuit, Tornado und Kai auf ihrer Urlaubsinsel Weihnachten einvernehmlich ignorieren, begehen ihre Freunde zuhause auf ihre eigene Weise das Fest. Der beziehungsscheue Linus will Tango eine Freude machen, indem er dessen ehemaligem Top einen Streich spielt. Damit setzt er eine Kette verhängnisvoller Ereignisse in Gang, durch die Biscuit in eine Falle gerät.

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Thekenwelt - Dritter Gang:

Dessert de vengeance

BDSM-Märchen

Impressum

© dead soft verlag, Mettingen 2014

http://www.deadsoft.de

© the author

Covergestaltung: Lothar Wendler Grafikdesign,

Violet Mascarpone

Fotos: © istock, shutterstock, 123rf.com

1. Auflage

ISBN 978-3-944737-48-5 (print)

Was bisher geschah …

Kai Safran, Tornado Maka und Biscuit Moody führen eine Dreierbeziehung, die sie bereits durch einige Höhen und Tiefen geführt hat. Ihre Liebe vertieft sich über die Schwierigkeiten, die sie miteinander bewältigen, bis sich die Drei im Urlaub auf Maitai Biscuits Vergangenheit stellen müssen.

Tornado und Kai finden heraus, dass ihr Top in einer schwierigen Phase seines Lebens unter Drogen seinem Ex-Freund Quentin das Leben zur Hölle gemacht hat.

Die beiden Jungs wägen ab, ob sie sich weiterhin eine Beziehung zu Biscuit vorstellen können und entscheiden sich trotz aller Widrigkeiten einvernehmlich dafür.

Doch nicht nur in Maitai zieht die Vergangenheit des Kochs seine Kreise, der sich ungebeten in das Leben seines ehemaligen Bottoms Quentin einmischt. Ihn plagt das schlechte Gewissen, Quentins Sexleben ruiniert zu haben, und handelt in bester Absicht, als er Masseur Kukki Geld dafür bietet, Quentin zu verführen.

Kukki verliebt sich in sein Opfer und das Schicksal nimmt seinen Lauf: Quentin beginnt sich mit seinen verschütteten Bedürfnissen auseinanderzusetzen und trennt sich von Gor, seinem aktuellen Partner. Zornig plaudert der Verlassene Quentins Neigung aus und bringt den Notar in berufliche Schwierigkeiten. Doch Quentin steht zu seinen Vorlieben und seiner Entscheidung für Kukki.

Auch Kellner Tango kämpft mit Problemen. Er steckt in einer Krise mit seinem gnadenlosen Top Jérôme Katese. Tango droht zu zerbrechen, wenn er nicht rechtzeitig die Notbremse zieht. Unerwartet kommt Linus ihm zu Hilfe und wird der Auslöser dafür, Jérôme zu verlassen.

Weihnachtstorturwelt

„Ich kann nicht fassen, dass heute Weihnachten ist!“ Kai schob sich einen Löffel Nudelsuppe in den Mund.

„Nee, echt nicht. Es ist viel zu sonnig!“, stimmte Tornado zu.

Die drei saßen in einem Straßencafé und frühstückten. Biscuit beobachtete hinter den dunklen Gläsern seiner Sonnenbrille die Passanten. Ihm entging nichts: Komische Hüte, Kleidungseigenheiten, kleine Merkwürdigkeiten oder ungewöhnliche Arten zu gehen. Er liebte es, in der Sonne zu sitzen, die Beine auszustrecken und Leute zu beobachten, während er aß.

„Wie feiert ihr üblicherweise Weihnachten?“ Das Thema interessierte ihn.

Für Biscuit stellte die ganze festliche Zeit einen einzigen luftabschnürenden, quälend langen Prozess der Kälte und schauerlicher Musik dar. Sobald sein Vater gestorben war, hatte er den Heiligen Abend für sich abgeschafft und selbst trotz Quentins Drängen zu feiern so getan, als sei es ein Tag wie jeder andere auch.

Tornado begann zu erzählen: „Na ja … also ich habe letztes Jahr in der Rose gefeiert. Das war ganz okay. Halt wie ‘ne Party, nur mit Unmengen von Glühwein. Fast alle haben alberne schwarze Nikolausmützen mit Blinkebommeln getragen. Und als ich ein Kind war, hat meine Tante mich öfter zu sich geholt, weil die Frau das nicht so richtig auf die Kette bekommen hat, das mit dem Feiern. Aber das war für meine Tante mehr so eine Art gute Tat des Jahres. Der arme Junge und so. Meistens gab es irgendwas Verbranntes oder Zähes zum Essen und ich habe ein nützliches Geschenk bekommen. So was wie eine Cordhose! Scheiße, eine Cordhose, kann man einem Jungen etwas Schlimmeres schenken?“ Er lachte. „Ich hatte mir ‘ne Konsole gewünscht, und stattdessen bekomme ich eine mintgrüne Cordhose! Es müsste verboten werden Kindern an Weihnachten Kleidung zu schenken! Ah, und dazu habe ich“, er musste sich vor Lachen unterbrechen, „ein Malbuch bekommen! Oh Mann! Was gibt’s Öderes als ein Malbuch? Als ob ich mich mit Wachsstiften hinsetzen und Zwerge oder Bäume bunt ausmalen würde! Die muss mich echt gehasst haben.“ Als er sich beruhigt hatte, schloss er seine Weihnachtserlebnisse ab: „Wenn ich nicht bei meiner Tante oder in der Rose war, war es ein ganz normaler Tag.“

Biscuit versuchte sich den kleinen Tornado zwischen Päckchen und elektrischen Leuchtpyramiden vorzustellen, wie er entgeistert auf eine Breitcordhose starrte.

Kai schob seine leere Schüssel von sich. „Wir haben Weihnachten immer mit Fernseher an gefeiert, der lief eh rund um die Uhr. Manchmal sogar noch, wenn wir alle schon geschlafen haben. In der Schule haben wir immer Advents-Geschichten vorgelesen bekommen, wo Familien singen und Bäume schmücken und so. Ich habe das für Erfindungen gehalten, bis ich irgendwann geschnallt habe, so was gibt es echt! Meine Mutter hat gekocht, und zwar was Richtiges am Heiligabend. Nichts aus der Tüte oder dem Tiefkühlfach. Und dann haben wir uns vor den Fernseher gesetzt, Zeichentrick-Christmas-Specials geguckt und gegessen. Und danach gab es Geschenke. Die waren cool. Ich habe immer was Tolles bekommen, etwas, das ich mir gewünscht habe. Nicht wie Tornado. Ah ja, und meine Brüder haben mich immer verarscht und mir ‘ne Barbiepuppe oder Lidschatten und solche Dinge geschenkt. Und wenn der TV nicht dabei gelaufen wäre, hätte mein Alter vermutlich mich oder sie dafür verprügelt.“

Tornado lachte wieder. Er hatte nichts gegen Kais Brüder, er war früher einige Male mit ihnen umhergestreift und sie hatten ein paar Fensterscheiben eingeworfen. Die beiden waren ganz okay, wenn man nicht Kai war. Oder irgendwie tuntig oder schwul oder anders … na ja, zugegeben: Sie waren Arschlöcher.

„Und hast du mit deiner Barbie gespielt?“

„Manchmal“, sagte Kai würdevoll. „Ich habe ihr mit einer Tintenpatrone die Haare schwarz gefärbt und ihr mit einem Edding Unterwäsche aufgemalt.“

„Und du, Biscuit?“, wollte Tornado wissen.

Biscuit schloss die Augen und erinnerte sich: „Bei uns war der heilige Weihnachtstagesablauf lückenlos durchorganisiert, vom morgendlichen Ritual, Präsente bei Bekannten abzuliefern, bis zur Nachmittagsmesse. Meine Mutter wurde aus ihrem Heim geholt, um diesen Tag im Kreise ihrer Familie zu verbringen. Wenn sie zu mitgenommen war, um selber zu kochen, ließ mein Vater von einem Caterer die klassische Weihnachtsgans kommen. Wir haben in Anzug und Krawatte gefeiert. Meine Mutter in einem Kleid mit Perlenkette. Es gab einen riesigen, unglaublich geschmackvollen Baum, der klassisch geschmückt wurde, jedes Stück familientraditionsaufbewahrtes Blei-Lametta einzeln über die Zweige gelegt. Er war perfekt. Jedes Mal so perfekt, dass sich die Bäume praktisch nie voneinander unterschieden. Hinter dem Baum stand ein Eimer Wasser, weil es echte Kerzen sein mussten, denn nur Proleten benutzen elektrische Beleuchtung, erklärten sie mir. Es lief Weihnachtsmusik, den ganzen Abend, die Sorte, bei der du denkst, du wärst auf einer Beerdigung. Knabenchöre, Mönchsgesänge. Weihnachten war eine ernste Angelegenheit und es wurde niemals gelacht. Das Unangenehmste war, dass meine Geschenke nie ankamen. Egal ob ich etwas gekauft oder gebastelt hatte. Nun, ich bin kein kreativer Mensch. Stifte gehorchen mir nicht und selbst Laubsägearbeiten entziehen sich meinem Verständnis. Dementsprechend sah selber Hergestelltes auch so aus, obwohl ich mir die größte Mühe gegeben hatte. Da ich nie das richtige Geschenk vorweisen konnte und insofern als perfekter Weihnachtssohn einen Ausfall darstellte, wurde ich meistens eindringlich getadelt, aber nicht allzu sehr. Schließlich war es Heiligabend. Erhielt ich dann im Gegenzug meine Geschenke, hatte ich ein schlechtes Gewissen, sie überhaupt anzunehmen, weil ich vorher nichts Zufriedenstellendes geleistet hatte. Jedes Jahr war der schrecklichste Moment der, in dem all meine Wünsche sich materialisierten, obwohl ich sie nicht einmal ausgesprochen hatte. Ich sollte natürlich weihnachtsmäßige Kinderglanzaugen haben und so habe ich Theater vorgespielt. Auch das liegt mir nicht. Ich kann nicht einmal glaubwürdig künstlich lächeln. Kurz gesagt habe ich Weihnachten gehasst. Meine Eltern schwiegen sich an und alle Konzentration war auf mich gerichtet. Ich habe die Musik abgelehnt, den Baum, die Kerzen und vor allem die demütigende Prozedur, meine Päckchen abzugeben. Das einzige Highlight war das Essen. Vor allem, wenn meine Mutter es gekocht hatte. Sie war wirklich eine fabelhafte Köchin.“

Kai und Tornado sahen ihn mit offenen Mündern an.

„Ein Wunder ist geschehen! Du hast bestimmt zwei Minuten nur über dich geredet!“

„Du hast also von deiner Mutter kochen gelernt?“

„Ey, dein Vater war echt ein Arsch!“

„Lächele doch mal künstlich!“

Sie packten die Gelegenheit beim Schopf, um Biscuit auszufragen, der ihnen bereitwillig antwortete. Er öffnete seine Kopftür einen Spalt und ließ sie hineinspähen.

Linus seufzte bitter, als er die SIM-Karte umsteckte. Wenn er das dumme Handy schon nicht abgelehnt hatte, würde er es zumindest benutzen. Es hatte Tasten. Tasten! Welches Handy verfügte heute noch über diese altertümliche Irrsinnstechnik? Es zu benutzen, stellte seine persönliche Buße dafür dar, den armen Kerl um sein Erspartes gebracht zu haben. Und jetzt hörst du auf, über Brauseboy nachzudenken, befahl er sich. Es gab weitaus anspruchsvollere Themen, denen er sich widmen sollte. Heute Abend würde er es im Koi-Club krachen lassen, die beste Art Weihnachten zu feiern: Man verpasste einem Unbekannten einen Gagball und eine Hodenklemme.

Tango war gar nicht erst aufgestanden. Er lag in seinem Bett und starrte die kleinen Risse an der Decke an. Weihnachten, Fest der Freunde und Familie. Um halb zwölf mittags rappelte er sich auf und entschloss sich, ein paar Kerzen anzuzünden. Nur so. Einfach weil es irgendwie dazugehörte. Wie es wohl gewesen wäre, mit Jérôme diesen Tag zu verbringen? Ob immer noch der Blondgefärbte an seiner Seite war?

Letztes Jahr hatte er in der Rose gefeiert und hinterher bei einem Kerl, der ihm ein leicht angetrunkenes, aber nichtsdestotrotz geiles Spanking auf einem Strafbock verpasst hatte.

Er bekam eine Gänsehaut, als er darüber nachdachte.

Tango fühlte sich hohl. Leergeknebelt und nüchtern geschlagen. Wenn er an Jérômes Tritte dachte, zog sich sein Magen zusammen. Letztes Weihnachten hatte er noch geglaubt, nie genug bekommen zu können.

Er war davon ausgegangen, Jérôme verlassen und dann einfach da weitermachen zu können, wo er vorher gestanden hatte. Um die Häuser ziehen, sich aufreißen lassen, einen geilen Top kennenlernen und vor allem viel Sex haben. Jérômes Auslegung von Liebe hatte ihn magisch angezogen. Etwas Besonderes sein. Besonders stark zu vertrauen. Symbiose. Weniger als das kam ihm nun unbedeutend und schal vor.

Er füllte Wasser in seinen Kocher und ließ lösliches Kaffeepulver in einen Becher rieseln. Vielleicht würde er heute Abend trainieren. Es wäre bestimmt interessant, zu sehen, wer am Heiligen Abend auch nichts Besseres vorhatte, als seine Muskeln zu formen.

Mit der warmen Tasse in der Hand ließ er sich auf seinem Sessel nieder und wusste nichts mit sich anzufangen. Tornado, Kai und Boss waren im Urlaub. Sein Bruder feierte mit seiner Freundin und den Kindern.

Huna hatte ihn eingeladen, aber er wusste, dass Hn lieber alleine mit ihr war. Er wollte niemandem lästig sein.

Mann, es zog wirklich kühl herein. Die Kerzenränder waren vom steten Luftzug einseitig angefressen und begannen zu tröpfeln. Er erhob sich und drehte sie um.

Sein Körper tat so weh. Weh von den Strapazen, die er sich selber und auch Jérôme ihm zugefügt hatten, weh vom Entzug eines anderen menschlichen Körpers. Selbst Stimmen begannen ihn zu schmerzen. Manchmal stand er in der Rose und wollte sich die Ohren zuhalten, weil es so laut war. Was war nur mit ihm los?

Es klingelte an der Tür und er drückte den Summer, zog die Tür ein kleines Stück auf, falls es doch ein anderer als der Postbote wäre. Er schlurfte zurück zu seinem Sessel, um weiter zu grübeln.

Linus wuchtete den Stuhl an den Fahrrädern vorbei, von denen erst eins, dann alle drei scheppernd umfielen. Er musste sich zusammennehmen, um vor Ärger nicht gegen das Blech zu treten, kümmerte sich dann nicht mehr um das Chaos und schleppte das schwere Sitzmöbel die Treppen hinauf. Die Wohnungstür stand einen Spalt offen und er kickte sie mit seiner Schuhspitze auf. Wo war der Kerl denn? Man sollte Gäste an der Tür empfangen.

„Sag mal, du hältst nicht viel davon Besucher zu begrüßen, oder?“

Tango sprang auf. „Ich dachte nicht, dass jemand mich wirklich besucht! Entschuldige! Oh Mann, warum schleppst du einen Sessel durch die Gegend?“

„Weil heute Weihnachten ist und du nur einen hast. Und der stand bei mir im Keller. Hier.“

Er setzte den gepolsterten, eleganten Sessel auf dem Boden ab und sah sich um. Ordentlich wie beim letzten Mal. Tango hatte sogar Kerzen angezündet. Wie rührend, dachte Linus sarkastisch.

„Danke. Das ist … ich weiß gar nicht was ich sagen soll. Also. Danke.“ Tango starrte das Sitzmöbel mit offensichtlicher Ehrfurcht an.

„Das war es auch schon. Ich bin wieder weg.“

„N-nein. Bitte. Setz dich doch!“

Linus überlegte. Sollte er? Warum war er überhaupt hier? Ach ja. Das schlechte Gewissen. „Aber nur kurz.“

„Klar! Nur kurz.“

Es entstand eine Gesprächspause und so erkundigte sich Linus höflich: „Und wie verbringst du den heiligsten Abend des Jahres?“

„Hm. Ich schätze mit Trainieren. Das ist toll, alle Geräte sind frei und ich habe das ganze Studio für mich alleine!“, versicherte er, ein wenig zu enthusiastisch.

„Das klingt nach einem besinnlichen Abend.“

„Na ja, ich bin nicht so besinnlich, eigentlich bin ich ein Spaßvogel.“

„Du?“

„Nun, ich war mal einer. Boss hat immer gesagt, er würde mich irgendwann knebeln, weil ich soviel rede.“

„Du?“ Linus konnte es nicht glauben.

Tango zuckte mit den Schultern.

„Ich meine es nicht persönlich, aber deine Wohnung ist ungemütlich. Es ist kalt. Anscheinend bist du heute alleine und ich muss mein karitatives Konto für dieses Jahr noch auffüllen. Ich schlage vor, ich nehme dich mit zu mir und du erklärst mir, warum du nichts vorhast und wieso du diese alberne Kuschelsache brauchst.“ Linus sah ihn nicht gerade aufmunternd an und Tango schüttelte den Kopf. „Ich will keinem lästig sein.“

„Du bist mir aber lästig und dennoch würde ich an deiner Stelle mitkommen.“

Tango zog die Brauen zusammen und kaute auf seiner Unterlippe.

„Ich sehe dir an, dass du willst. Also schluck deinen Stolz hinunter. Darauf stehe ich ohnehin nicht so besonders.“ Er erhob sich und winkte Tango gebieterisch hinter sich her, der eilig in seine Boots schlüpfte und seine offensichtlich viel zu dünne Cabanjacke überwarf.

Warum tue ich mir das an?, fragte Linus sich, und eine kleine Stimme in seinem Gehirn antwortete: weil du mit ihm schlafen willst.

Linus warf einen kurzen Blick auf Tango, der ruhig auf dem Beifahrersitz saß und nicht ein Wort gesagt hatte, seitdem sie losgefahren waren. Kurz entschlossen fuhr er auf einen der Innenstadtparkplätze. Tango sah ihn überrascht an. „Wieso halten wir hier?“

„Ich muss den diesjährigen Weihnachtsmarktgang noch abhaken. Na komm.“

„Ich war auch noch nicht da.“

Linus hasste Weihnachtsmärkte. Überhaupt war die Liste der Dinge, die er nicht ausstehen konnte, ziemlich lang. Es schien ihm einfacher, ein wenig mit seinem sozialen Projekt durch die Gegend zu laufen, anstatt sich in seiner Wohnung anzuschweigen. Würde Tango nicht so angeschlagen wirken, hätte Linus sich das Vorspiel in Form von Gesprächen gänzlich erspart und wäre direkt auf den relevanten Punkt zu sprechen gekommen.

In der Stadt wimmelte es von gut gelaunten Menschen, die hastig ihre letzten Weihnachtseinkäufe erledigten oder sich alkoholisch auf den Festakt einstimmten. In der Luft lag der Geruch von Kälte, altem Frittierfett und heißem Zucker. Moderne und klassische Weihnachtssongs dudelten aus den Lautsprechern, die auf Höhe des Karussells von Hupen und Sirenen übertönt wurden. Linus beobachtete, wie Tango begehrlich auf die Fressbuden starrte, dann seufzte er und hielt an einem Stand für gebrannte Mandeln. Die Verkäuferin füllte eine Portion in eine spitze, mit Herzen bedruckte Papiertüte, die er wortlos an Tango weiterreichte.

„Ich … äh danke. Aber ich esse so was nicht. Das setzt an.“

„Nerv mich nicht“, knurrte Linus und drückte sie ihm mit Nachdruck in die Hand. Tango schnupperte und schloss die Augen genießerisch.

„Ach nee, der obligatorische Glühweinheilsbringerstand der Krawatten.“ Linus blieb stehen und lächelte abfällig.

Tango sah auf. „Voll die Spießer.“

„Hm. Ich war auch mal in dem Verein“, sagte Linus, dann grinste er böse. „Ich habe von einem ehemaligen Mitglied gehört, einer der Krawatten habe sich als Tennissockenfetischist geoutet, der von einem arbeitslosen Tierpfleger in einem Käfig gehalten wird. Meine Güte, der Typ hat echt Eier das offen zuzugeben.“ Linus lachte. Er gönnte es dieser Bande arroganter Drecksäcke, eine solche „Ungeheuerlichkeit“ mit ihren konservativen Traditionen vereinbaren zu müssen.

„Du warst ein Mitglied bei denen?“ Tango steckte sich eine Mandel in den Mund.

„Ja. Das war, als ich vorhatte, Arzt zu werden.“

„Du warst nicht immer schon Kauf-Top?“

„Natürlich nicht, ich habe Medizin studiert.“

„Wow. Muss man mächtig schlau für sein.“

Linus sagte nichts dazu. Es war eine Allergie auf Desinfektionsmittel, die er während seines Assistentenjahres entwickelt hatte, die ihm jede praktische Ausführung seines Berufes unmöglich gemacht hatte. Nach etlichen Monaten tiefer Depression hatte er es in der Forschung probiert, bis nach und nach sein Nebenbusiness zum Hauptgeschäft wurde.

Jetzt, da er im Koi-Club arbeitete, war sein Leben mehr als einfach, und die Kohle floss, wie sie seiner Meinung nach fließen sollte. Themawechsel. Er hatte keine Lust, seine gescheiterte Chirurgenkarriere mit einer Spülkraft zu besprechen, oder was auch immer Tango machte, um Geld zu verdienen.

„Als ich dich das erste Mal gesehen habe, kamst du mir ziemlich maso vor. Und das letzte Mal wie ein Experte für Softpornos. Was ist passiert?“

Tango sah aus, als wäre ihm mit einem Mal sehr kalt. Er verschränkte die Arme über seiner dünnen Jacke und zuckte die Achseln. „Ich glaub … ich bin einfach leergefickt und leergefoltert.“

„Und jetzt?“

„Nichts und jetzt. Ich habe nicht gedacht, dass mir so etwas passieren kann. Ich habe tierisch viel gevögelt und immer im SM-Style. Von Anfang an. Und ich wollte immer einen wie Jérôme, der mir den ganzen Tag sagt, was ich machen soll. Für den ich alles perfekt mache und putze und da bin. Und ich wollte auch bestraft werden. Und zwar echt hart. Aber als es so kam, war es so anders, als ich gedacht habe ...“

Linus nickte. Er setzte „Jérôme den Hals umdrehen“ auf seine Vorsatzliste fürs neue Jahr.

Typen wie er stellten für ihn nichts weiter als überflüssigen Schleim dar.

„Und jetzt willst du gar nichts mehr von alledem?“

„Doch“, widersprach Tango. „Total. Aber ich will kein Stück Scheiße für jemanden sein. Oder egal. Egal zu sein, das möchte ich nicht mehr.“

Linus wusste, er könnte diesen Ansatz zu seinem Vorteil nutzen, um ihn in sein Bett oder besser gesagt in sein Spielzimmer im Club zu quatschen. Der Wunsch, dort mit ihm zu landen, zeichnete sich immer deutlicher ab. Den Grund konnte Linus sich nicht erklären. Vielleicht weil das letzte Mal so unbefriedigend verlaufen war. Aber was dann? Ein weiterer Fick auf Tangos Liste, der ihn tauber und hohler machte. Linus blieb stehen und fixierte ihn.

„Könntest du dir vorstellen, dich von mir ficken zu lassen?“ Ja, was? Sollte er so tun, als sei er verliebt?

Tango sah gequält zur Seite, sagte leise und ein wenig gereizt: „Na klar kann ich das. Ich würde gerne. Aber ich kann nicht, weil du mich verachtest. Ich kann einfach mit keinem ficken, der mich verachtet.“

Linus spürte einen kurzen Schmerz unterhalb seiner Kehle. Er wählte seine Worte mit Bedacht, als er zurückgab: „Ich weiß, ich neige zu Überheblichkeit. Ich verachte ziemlich schnell alles Mögliche. Da bist du keine Ausnahme. Und ja, du hast recht, ich halte mich für etwas Besseres. Aber ich kann dir etwas geben, das du mögen wirst. Und vielleicht solltest du dir überlegen, ob du dich darauf einlassen kannst. Allerdings wirst du von mir keine Liebe bekommen. Vermutlich respektiere ich dich nicht einmal. Aber ich könnte dir ein paar Stunden bieten, in denen du dich gut fühlst.“

„Ich wünschte, du wärst weniger ehrlich.“

„Das glaube ich dir.“

„Ich kann nicht zahlen.“

„Ich weiß.“

Tango rubbelte sich sichtbar hin- und hergerissen die von der Kälte rote Nase mit der Handfläche. „Ist es wegen meines Aussehens?“, wollte er wissen.

„Ja“, erwiderte Linus knapp, anstatt ihm zu erklären, dass ihn etwas an ihm anzog, das jenseits des Kunstkörpers lag.

„Wenigstens lügst du nicht.“

„Wenn du mit mir in den Koi-Club mitkommst, weißt du, was dich erwartet. Keine Liebe. Ich bin nicht nett. Aber du wirst dich gut fühlen.“

Tango nickte ergeben. Er schob seine Hand in Linus’, der sie ohne Kommentar oder einen Blick ergriff. Er vermied Händchenhalten normalerweise.

„Linus, darf ich dich was fragen? Aber ich will dir auch nicht zu nahe treten ...“, setzte Tango schüchtern an.

Sein Auge. Natürlich. Meistens wurde er schon früher danach gefragt. „Nimm es einfach, wie es ist.“

„Okay. Ich wollte es nur wissen, weil ich irgendwie immer ein Faible dafür hatte.“

Bäh. Linus stoppte angewidert. Ein Amputationsfetischist. Er blieb stehen. „Die Tatsache, dass ich versehrt bin, möchte ich nicht als Teil deiner sexuellen Befriedigung wissen“, erklärte er frostig.

Tango sah ihn befremdet an und verteidigte sich: „Also klar, keiner wird gerne älter. Aber versehrt ist ein bisschen hart ausgedrückt. Du scheinst ja ein echtes Problem damit zu haben! Ich mag es eben, wenn der andere nicht so jung ist, wie ich. Ist das so schlimm?“

Beschämt sah Linus zur Seite. „Du wolltest mein Alter wissen?“

Er sah Tango unsicher nicken, der seine Reaktion offensichtlich nicht verstand.

„Fünfunddreißig.“

„Ah. Cool. Ich bin gerade dreiundzwanzig geworden.“

Es war Linus zu dumm, etwas darauf zu antworten. Daran war nichts cool, ebenso wenig wie daran, zwölf oder vierundsechzig zu sein. Es war einfach ein Fakt.

Als sie im noch geschlossenen Koi-Club eintrafen, schloss Linus die Tür zu seinem Zimmer auf. Tango war froh, im Warmen zu sein, obwohl er sich bei dem Anblick der Gerätschaften bereits ein wenig erschöpft fühlte.

„Das hatte Jérôme auch. Und das. Und das. Und die hier ...“, deutete Tango auf die verschiedenen Möbel und Geräte.

„Womit bewiesen wäre, dass es unklug ist, Affen mit Handgranaten spielen zu lassen“, kommentierte Linus verächtlich und Tango musste lachen.

Während sich Linus im Bad die Hände wusch, ging er seine Pläne mit Tango gedanklich durch und hoffte, mit seiner Analyse und seinem Instinkt richtig zu liegen. Nein, diesmal würde er die Sache nicht zu seinem eigenen Vergnügen machen. Heute war Weihnachten und er würde ein paar wirkliche Pfui-Teufel-Dinge mit Tango anstellen. Schlimmer als Händchenhalten. Dinge, die ihn selbst vermutlich kalt ließen. Er betrachtete sich gleichgültig im Spiegel und fragte sich, ob vielleicht doch etwas an den Verschwörungstheorien dran war, die Stadt mische Drogen ins Leitungswasser. Warum sonst war er heute so ekelhaft sentimental? Nun gut, er hatte ihm versprochen, es würde ihm gefallen. Als er den Blick bemerkt hatte, mit dem Tango den Pranger, die Ketten und die Peitschen angesehen hatte, wusste er, ihm gefiele nicht, was er selber mögen würde …

Er kam aus dem Badezimmer und setzte sich Tango gegenüber, knipste Linus aus und wurde One eyed Jack.

Tango schaute ihm zaghaft ins Gesicht.

„Vergiss den ganzen Kram hier, Tango. Vergiss Jérôme und seinen Themenpark. Vergiss das Dienen und automatisch alles machen. Dies hier ist dein Erstes Mal.“

Tango sah ihn verblüfft an. „Wie …? Erstes Mal? Mein Erstes Mal ist ewig her. Es gibt nur ein Erstes Mal.“

Linus atmete durch, seine Braue zuckte vor Ärger, aber er erklärte geduldig: „Das ist mir durchaus bewusst. Aber du gehst genau mit diesem Gedanken an die Sache, vergisst alle Regeln, die dir jemals eingetrichtert wurden, und überlässt den Rest mir. Stell dir einfach vor, von einem älteren Mann verführt zu werden, wobei du keine Ahnung hast, was auf dich zukommt.“

Tango versuchte zu verstehen, was Linus von ihm wollte. So schwer war es ja irgendwie nicht. „Na ja, das muss ich mir gar nicht vorstellen. Du bist älter und ich weiß nicht, was auf mich zukommt. Soll ich mich jetzt ausziehen und hinknien?“

Linus seufzte. „Würdest du das bei deinem Ersten Mal fragen?“

„Nein.“

„Da hast du deine Antwort.“ Linus erhob sich und stellte sich vor Tango, der auf der Bettkante saß. Mit sanftem Druck schob er Tangos Gesicht gegen seinen Schritt und fuhr ihm durch die Haare. Tango rieb seine Wange gegen Linus’ Geschlecht und fühlte, wie es durch die Bewegung langsam steif wurde.

Sein Gesicht begann zu prickeln. Linus schnappte sich eine Faust voll seines Haars und zog leicht an ihm. Es tat nicht weh, nur ein leichtes Ziepen, doch stark genug, den Schmerz, der dahinter verborgen lag, anzudeuten.

„Gefällt dir das?“, fragte Linus leise.

„Ja.“

„Mir auch. Was würdest du gerne tun?“

Tango kam die Frage fremd vor. Darum ging es doch nicht. Aber die Frage eines Tops musste beantwortet werden. „Ich würde dich gerne durch die Hose küssen, wenn ich darf.“

„Zeig es mir.“

Tango durchlief ein Schauer, als er seine Lippen an Linus’ Erektion drückte. Er fand es scharf, die verborgene Kontur zu spüren, nur zu ahnen, was sich hinter der Kleidung versteckte. Seine Zunge fuhr über die Härte, tränkte den Stoff mit seinem Speichel. Er hauchte Wärme gegen die Eichel und umschloss sie zart mit seinen Zähnen. Das graue Wollgemisch färbte sich dunkel. Es war fast meditativ, so ganz ohne Geschrei und Beschimpfungen. Tango konnte sich vollkommen auf das konzentrieren, was er tat.

Nach einer Weile presste Linus sein Gesicht fest gegen seinen Schwanz. Tango atmete tief ein und aus, um genügend Luft zu bekommen, bis Linus locker ließ. Er kniete sich zwischen Tangos Beine, um ihm den Pullover und das T-Shirt über den Kopf zu ziehen. Es war ein angenehmes Gefühl von Linus entkleidet, angesehen und berührt zu werden. Das Auge fixierte sein Gesicht, während die Hand sanft über seine Nippel rieb, über seinen Bauch. Linus nahm seine Hand und küsste Tangos Fingerspitzen, jede einzelne. Tango entsann sich nicht, wann er das letzte Mal so leicht berührt worden war. Es musste irgendwann lange vor Jérôme gewesen sein. Er seufzte leise, als Linus seine Nippel zwischen Daumen und Zeigefinger drehte. Er liebte es, mit wie viel Aufmerksamkeit Linus sich ihm widmete. Als der Druck der Finger stärker wurde, summte er leise und verstummte, als er sich dessen bewusst wurde. Jérôme wollte ihn leise haben, und wenn es ihm nicht gelang, brannte Rom.

„Nein, sei nicht still. Ich möchte dich hören.“

„Danke ...“, flüsterte Tango.

Linus führte seinen Mund an Tangos Brust und biss sehr leicht in die harte Brustwarze.

„Hmmm ...“

„Ja, schön. Zeig mir, ob dir das gefällt.“ Er schloss seine Zähne etwas fester um die sensible Stelle.

„Ummm ...“ Tango spürte seinen Schwanz in seiner Jeans, dem der leichte Schmerz gut gefiel. Noch ein wenig fester … „Aaahhh!“

„Du stehst auf Schmerz, Tango. Merkst du das?“

„Ja, ich merke es“, bestätigte er erstaunt; es fühlte sich tatsächlich neu an. Linus zog mit seinen Zähnen an Tangos Nippel und legte dabei seine Hand auf die Wölbung in der Jeans. Tango schluckte seinen Schrei.

„Du fühlst dich gut an, wenn du hart bist.“ Linus streichelte Tangos Ständer, während er über die Brustwarze leckte und einmal mehr in sie biss. Tango ächzte.

„Zu fest?“

„Nein! Nein … Ich spüre den Biss überall. Er ist so gut. Danke!“

 Er sah an sich herab, als Linus seine Jeans aufknöpfte.

„Keine Shorts?“

Tango wurde rot. Er fühlte sich wirklich, als habe er all das nie zuvor erlebt.

„Ähh … heute nicht.“

„Ganz schlechte Idee, bei Minus fünf Grad.“

„Äh ...“

„Und auch keine Haare.“

„Nein, das gefällt keinem.“

„Doch“, erwiderte Linus. „Mir.“

„Oh. Das tut mir leid.“ Er schloss die Augen und machte leise kleine Töne, als Linus seinen Schwanz umfasste, ihn fester griff und seine Eier streichelte.

„Gut?“

„Jaa.“

Linus öffnete seine Hose und streifte sie ab. „Berühre mich.“

Er setzte sich immer noch mit seinem Hemd bekleidet vor Tango, der die Hand ausstreckte und die warme Haut mit einem Finger entlangfuhr, um Linus’ Glied zu berühren. Er spürte das blonde Haar an der Wurzel, die faltige Haut des Hodens und die Zartheit des Schafts. Er nahm die Eindrücke so tief wahr, als hätte er noch nie einen Schwanz berührt. Tango wäre selbst ohne angefasst zu werden hart geworden. Sie sahen sich in die Augen, während sie sich gegenseitig konzentriert masturbierten. Tango genoss die Ruhe, die Einfachheit – himmlisch. Er hatte Platz, all das zu fühlen, was sonst in einem einzigen Rausch mitgeschleift wurde und unterging.

„Du gefällst mir, Tango. Ich würde gerne mit dir schlafen. Aber weißt du, ich mag es lieber härter. Du auch?“

„Ja.“ In Tangos Hirn verwischten die Grenzen zwischen Spiel und Realität. Linus tat wirklich so, als wäre er ein blutiger Anfänger.

„Fein. Dann knie dich auf den Boden mit dem Bauch auf das Bett und streck die Arme aus.“

Tango entledigte sich seiner Hose, die bereits an seinen Knöcheln hing, und tat wie geheißen.

Es mussten Drogen sein. Oder ein süßliches Gen, das gerade neugeboren zwischen Guanin und Adenin aufpoppte, aber Linus gefiel es tatsächlich, diesen Kitsch zu machen. Als er den kleinen Tropfen auf der beschnittenen, fliederfarbenen Schwanzspitze sah, spürte er ein sehnsüchtiges Ziehen in seinen Eiern. Tango ließ etwas Unsichtbares zutage treten; das Gefühl hatte ihn bereits in seiner zugigen Wohnung beschlichen, nur dass es dort undeutlicher für ihn gewesen war. Tango schien ihm wahrnehmbarer als andere Menschen, denen er meistens nur durch Analyse und Beobachten Herr wurde. Müsste er das Gefühl in Worte fassen, hätte Linus gesagt: Ich kann ihn sehen.

Linus schlug Tango spielerisch auf den Hintern.

„Bereit?“

„Ja.“

Tango zitterte vor Vorfreude, Linus in sich zu spüren. Er fühlte sich ganz und gar nicht wie ein Stück Dreck. Als er spürte, wie Linus’ glitschiger Finger behutsam in ihn eindrang, wollte Tango anmerken, das nicht zu brauchen. Aber er erinnerte sich daran, dass es sich um sein Erstes Mal handelte. Er empfing den Finger mit seinem kehligen Summen.

Die Hand klapste wieder auf seine Pobacke und ohne es zu wollen, entfuhr Tango ein leises: „Fester.“

Linus schlug ihn etwas härter und Tango stöhnte. Beim nächsten Klatschen spürte er ein Pulsieren in seinen Hoden. Kuscheln war schön und gut, aber das war es, was ihn heißmachte. Linus drehte seinen Finger in ihm, nahm einen zweiten hinzu, bildete einen Haken mit ihnen und fuhr langsam ein und aus, während seine andere Hand hin und wieder auf Tangos Pobacke traf. Er spreizte Tangos Rundungen mit seinen Daumen, presste seinen Penis gegen den Eingang und versenkte sich mit einem leisen Stöhnen in ihm.

Tango keuchte vor Lust und Linus stieß einige Male zu, bevor er innehielt und seine Handfläche sehr fest auf Tangos Arsch niederfahren ließ.

„Ohh … jaaaa ...“

„Mehr?“

„Ja! Bitte.“ Die Mischung aus ficken und geschlagen werden öffnete Tangos Schleusen, und er vergrub seine Hände in der Decke. Er musste nicht mitzählen, nichts tun, er konnte einfach fühlen, genießen und gepeinigt wimmern, wenn Linus’ Hand mehrfach dieselbe Stelle traf.

Linus mochte die Klänge, die aus Tangos Kehle drangen. Oftmals wollte er beim Sex nichts hören, knebelte seine Bottoms oder verbot ihnen, sich zu äußern. Nicht dieses Mal. Tango hatte eine so schöne Stimme. Linus hörte auf zu denken. Er holte aus, stieß in den engen Kanal, ließ sich von den heißen Wänden und dem geilen Gefühl in seinem Schwanz leiten, lauschte jedem melodischen Ahhh und nggg. Er genoss das gepeinigte Zucken des aufgepeitschten Körpers vor ihm.

„Ich will jetzt kommen, Tango. Und ich möchte, dass du meine Eier dabei in deinen Händen hältst.“

Tangos Rücken krümmte sich, er streckte die Hand zwischen seine Schenkel, ertastete Linus’ Hoden und knetete ihn zart. Linus erregte der Anblick seiner unnatürlichen Haltung und er fickte sich hart und schnell zum Orgasmus, während Tango ihn streichelte. Das finale Kitzeln, das eine eigene pochende Wahrheit wurde, erfüllte Linus mit köstlicher Leere und Freiheit. Er griff nach Tangos Schwanz und brauchte nicht mehr als dreimal zu pumpen, bevor er das gepresste Stöhnen hörte und die Nässe an seiner Hand spürte.

Abrupt und ohne ein erklärendes Wort zog sich Linus aus Tango, der schnell atmend über die Matratze gebeugt dalag. Er zog sich seine Hose über und marschierte ins Bad, wo er sich mit den Händen auf dem Waschbeckenrand stützte. Er musste schnell wieder in der Realität ankommen.

Wenn dieser Blümchenmist schon so aufregend war, wie wäre es erst, wirklich mit Tango durchzustarten? Undenkbar. Er musste ihn rausschmeißen. Zerobrause musste weg hier. Selbst wenn es ihm das Herz brechen würde, er konnte keine weitere Stunde mehr mit ihm zusammen sein. Ich muss mit dem Leitungswasser aufhören, dachte Linus panisch. Mit geschlossenen Augen sammelte er sich, und als er fünf Minuten später äußerlich würdevoll und gefasst ins Zimmer trat, war Tango bereits gegangen.

Auf der Matratze lag die ausgerissene März-Seite eines Taschenkalenders, auf der „Danke“ stand. Linus wurde übel, dann lächelte er grimmig. Sehr gut, Tango schien geschnallt zu haben, dass ein Fick nicht mehr als ein Fick war. Das kam ihm sehr entgegen. Eine erfreuliche Einstellung. Außerordentlich erfreulich. Dann würde ihn ja Tangos Anwesenheit heute nicht mehr von richtigem Sex abhalten. Linus warf einen Blick auf den Pranger, der ihm plötzlich seltsam farblos erschien.

Tango reckte sein Gesicht gegen den klaren Himmel, auf dem die ersten Sterne aufleuchteten. Zu gehen war ihm vorgekommen, als müsse er sich einen Arm ausreißen, aber es war besser so. So konnte er sich einbilden, Linus hätte ihn für eine Stunde gerne gehabt. Er breitete die Arme aus und spürte den kalten Wind an seinem Oberkörper, während winzige Schneeflocken auf seiner Nase schmolzen.

Weihnachtswunderwelt

Im Gegensatz zu Biscuit liebte Quentin Weihnachten. Sein Kitsch-Romantik-Gen hüpfte vor Freude, wenn er freakige Weihnachts-CDs hörte, einen Baum aufstellte, an den er seine Gemüse-Baumschmuck-Kollektion und Handgranaten aus verspiegeltem Glas hängte. Er war glücklich, die Crème brulée gründlich zu verderben, und freute sich, wenn der andere – in den letzten Jahren Gor – tapfer aß und tat, als schmecke es fantastisch. Er liebte kleine bunte Päckchen und die unnatürliche Freundlichkeit in dieser Zeit. Außerdem roch es Weihnachten nach Zimt und Orangen, ein Duft, auf den er nicht verzichten konnte.

Den ersten Feiertag verbrachte er bei seiner Familie, die er zwar über alles liebte, aber nicht am Heiligen Abend um sich haben wollte.

Er fand, dass er die lustigsten und verwirrtesten Eltern der Welt hatte. Sie vergaßen zwar meistens, Tischdecken zu benutzen oder Getränke zu kaufen oder fuhren im Bademantel zur Tankstelle, aber machten es tausendfach damit gut, dass sie ihn und seine Schwester bedingungslos unterstützten. Wüssten sie über sein Sexleben Bescheid, würden sie nicht mit der Wimper zucken. Für sie galt: Wenn es Quentin glücklich macht, kann er von uns aus auch als Penner unter einer Brücke leben. Sie waren erstaunlich gleichgültig, was gesellschaftliche Ansprüche oder Leistungen betraf. Sie hatten nie etwas anderes für ihre Kinder gewollt, als Zufriedenheit. Ob als Notar oder Hausmann. Wen auch immer er mitgebracht hatte, war willkommen gewesen, und deshalb schien es ihm vollkommen normal, Kukki mit zu ihnen zu nehmen.

Natürlich würde er mit Kukki feiern, aber in seiner eigenen Wohnung, damit ihm die nötige gestalterische Weihnachtsunabhängigkeit blieb.

Unter Kukkis neugierigen Blicken ließ Quentin Lichter aufflammen, schob Förmchen in den Ofen und telefonierte kichernd mit seiner Schwester, um Geschenke zu raten. Nun nahm er, mit halb geschlossenen Lidern und Zeigefinger am Mund, mit den Augen Maß, ob der Baumschmuck auch gleichmäßig zwischen den Zweigen hing.

„Hey Polly?“

Quentin drehte sich um und sah in Kukkis grinsendes Gesicht. „Ist zwar nicht meine Wohnung, aber du würdest mir noch um einiges besser gefallen, wenn du das hier tragen würdest.“ Quentin fing einen roten Spitzenschlüpfer, auf den eine weiß-grüne Zuckerstange gestickt war. Er musste grinsen. „Du willst doch nicht wirklich, dass ich damit jetzt herumlaufe?“

„Das war eine rhetorische Frage, oder?“

„Gut, mache ich. Aber dafür kommst du morgen mit und lernst meine Familie kennen.“

„Um Himmels willen, muss das sein?“

Quentin war gekränkt. „Sie sind super. Du kannst dich glücklich schätzen, mitzukommen.“

„Okay, wenn’s dir so viel bedeutet. Aber dafür kommst du Silvester zur Feier im Koi-Club, um meine Freunde kennenzulernen.“

„Was ist mit deiner Familie?“

„Wenn du Lust auf vier Stunden Autofahrt und wirklich anstrengende Menschen hast, dann können wir uns das für Weihnachten in frühestens drei Jahren vormerken.“

Quentin lächelte ihn an. „Okay. Und ich komme gerne Silvester mit.“

Er freute sich, freizuhaben und sich nur mit Menschen zu umgeben, die ihn mochten. Die letzte Zeit war von Feindseligkeiten seines beruflichen und gesellschaftlichen Umfeldes geprägt gewesen.

Ein paar Sekunden spielte er gedankenverloren mit dem Höschen in seiner Hand. Dann drückte er die Playtaste seiner Anlage und lieferte Kukki den besten Weihnachts-Strip seines Lebens, den er nicht nackt, sondern mit einem irren Slip um die Hüften beendete.

Nach dem Festmahl saß Kukki auf dem Sofa und Quentin kniete vor ihm. Das Essen war gewohnt missraten und Quentin lachte glücklich, als Kukki ihn lobte: „Das ist ja echt so was von gut. Du bist ein Genie.“ Solche Lügen gehörten für Quentin einfach zu seinem persönlichen Weihnachtsspaß. Ebenso wie der Champagner, der auf dem Sideboard stand und den Kukki ihm reichte.

Es war das erste Weihnachten, das er nur mit einem Damenslip Größe 40 bekleidet feierte, an dessen Seiten sein Schwanz und seine Eier sich immer wieder ihren Weg ins Freie bahnten. Er sah unmöglich aus. Als er am Garderobenspiegel vorbeilief, erstarrte er bei seinem eigenen Anblick und der Vorstellung, irgendjemand könnte ihn so sehen. Diese paranoiden Gedanken waren ihm in den letzten Tagen immer wieder gekommen und er hielt sie gewissenhaft in seinem Polly-Buch fest. Beim zweiten zögernden Blick in den Spiegel musste er allerdings lachen.

Kukki hingegen wusste nicht, wie er das ganze Essen und den Weihnachtszauber durchhalten sollte, ohne über Quentin herzufallen. Wären sie in seiner Wohnung gewesen, hätte Quentin schon an einem Querbalken gebaumelt, mit einer Kette um seinen Schwanz und einer Spreizstange zwischen den Fußgelenken. Allerdings war es auch so ein wunderschöner Abend. Quentin war so fröhlich, wie seit einer Woche nicht. Seine merkwürdigen Ideen und selbst die Kartoffeln und Handgranaten am Baum versetzten Kukki in gute Laune.

Nun kniete Quentin zu seinen Füßen, ganz ohne Halsband, so natürlich, als gäbe es keine andere Art, beieinander zu sitzen, bei Kerzenschein und kitschiger Weihnachtsmusik. Quentin verkündete: „Sir, Kukki. Ich habe natürlich ein Geschenk für dich. Aber erwarte nicht zu viel. Darf ich es holen?“

Kukki schluckte. Er hatte noch nie mit einem Liebhaber Weihnachten gefeiert, geschweige denn etwas geschenkt bekommen. Er hätte Quentin küssen können, als er auf allen vieren zum Weihnachtsbaum kroch und mit zwei Päckchen zurückkehrte. Er überreichte ihm einen Briefumschlag mit einer schwarzen Schleife und ein Minipaket, kaum größer als eine Streichholzschachtel.

„Welches soll ich zuerst …?“

Quentin tippte auf das kleine Eckige.

Waren das auf dem Geschenkpapier grüne Gehirne? „Hübsches Papier.“

„Oh, danke.“

Kukki hielt einen kassettenförmigen USB-Stick in den Händen. „Cool. Die Dinger gibt’s ja gar nicht mehr! Mann, was sind wir alt.“

„Ja, das ist meine Version eines Mixtapes 2.0.“

„Ach, Quentin.“ Kukki lächelte gerührt. Ein Mixtape. Er war wieder vierzehn. Er würde das Ding an seinem Schlüsselbund festschweißen, um es nicht zu verlieren. Was sich wohl quentinhaftes auf dem Stick befand? Quentin stupste ihn an, als Kukki die kleine Kassette neugierig in den Fingern drehte.

„Hier. Das andere.“

Als er den Umschlag öffnete, befanden sich zwei Spielkarten darin. Joker. „Was ist das?“

„Lies hinten. Ich schenke dir zwei meiner absoluten Tabus. Zwei Dinge, die ich eigentlich ablehne. Sie sind über meine Grenze und es soll dir zeigen, wie sehr ich dir vertraue. Du kannst sie haben. Setz sie ein, lass es bleiben. Es liegt an dir.“

Er las die Rückseite. „Das würdest du tun?“

Quentin lächelte verlegen. Kukki nahm sein Gesicht zwischen die Hände und küsste es.

„Ich weiß, was das bedeutet, Quentin. Und ich habe keine Ahnung, wie man sich für so etwas bedankt.“

„Nix zu danken.“

„Ich hab auch was für dich, Quentin.“ Kukki hatte keine Ahnung, was Geschenke betraf. Er hatte sich gründlich überlegt, was einem Irren wie Quentin wohl gefallen könnte – und ihm selber auch. Außer einem zu kleinen roten Spitzenhöschen. Quentin mochte Dinge, die ein bisschen grenzwertig waren, wie Gehirneinwickelpapier, und er hatte den absoluten Blick fürs Detail, das erhöhte den Schwierigkeitsgrad. Kukki griff zu seiner Jacke und zog zwei Geschenkschachteln hervor.

Quentin öffnete das längliche zuerst. Es war ein türkisfarbener glitzernder Füller mit pinkfarbener Feder, auf dem Polly graviert stand. Quentin klatschte in die Hände und lachte.

„Ein Polly-Füller!“

„Ich habe eine rosa Patrone fürs echte Tagebuchfeeling eingesetzt.“

„Perfekt!“ Er schien hocherfreut.

„Außerdem finde ich, du solltest viel mehr schreiben. Ich lese dich so gerne.“

Als Quentin das andere Päckchen auswickelte und das kleine Kästchen aufklappte, lächelte er und schluckte. „Scheiße, sind die schön.“

Es waren Manschettenknöpfe. In blitzendem Weißgold auf schwarzen Onyx stand auf dem linken, sehr klein und mit geschwungener weißer Schrift: „Ich liebe“ und auf dem rechten „wie ich will.“

Kukki hatte stundenlang telefoniert, um jemanden ausfindig zu machen, der Manschettenknöpfe individualisierte, und hatte sie dreimal ändern lassen, weil ihm die Schrift erst zu klein, dann wieder nicht geschwungen genug war. Beim dritten Versuch waren die Bs der Typographie zu blass. Sie mussten perfekt sein, denn Quentins Adleraugen würden jeden Makel erkennen. Hätte man ihm vor einem halben Jahr gesagt, er würde zu Weihnachten Manschettenknöpfe verschenken, hätte er seine Boxen dagegen gewettet. Überhaupt Weihnachten zu feiern, kam ihm fast schon ein wenig verdächtig vor.

„Ich möchte dir nur sagen: Wenn’s Probleme gibt, stehe ich hinter dir. Und wenn du deine Hemden bei der Arbeit trägst und dir jemand komisch kommt, dann sollst du dich daran erinnern, wenn du die Knöpfe siehst, dass mit dir alles in bester Ordnung ist.“

„Danke, Sir.“ Quentin senkte den Kopf.

„Kein Ding. Ich wollte ja erst ein Diadem kaufen, damit deine Klienten was zum Staunen haben, aber die waren alle ausverkauft.“ Sie grinsten sich an. „So und jetzt war ich nett genug zu dir. Ist ja nicht zum Aushalten diese Besinnlichkeit. Und deshalb leckst du mir jetzt meine Stiefel, Miststück.“

Quentin senkte langsam den Kopf und legte seinen Mund auf den Schuh. Seine Zunge strich über das Leder, das sicherlich nach Salz schmeckte. Kukki drückte seinen Kopf gegen den Stiefel und tätschelte sanft seinen Hintern, auf dem das verrutschte Rot leuchtete. Die Devotheit, mit der Quentin seine Schuhe küsste, als handele es sich um Haut, brachte ihn um den Verstand. Er zerrte an dem Spitzenhöschen, zog den Stoff unsanft zwischen seinen Pobacken hindurch, dicht an seinem Hoden vorbei und sagte leise: „Halts Maul“, als Quentin „Ahmmm“ ausstieß, weil der Stoff in sein Fleisch schnitt und gegen seine Haut rieb. Quentin strich mit seiner Zunge über das dunkle Haar auf Kukkis Unterschenkeln.

„Denk nicht immer nur an dich“, fuhr Kukki ihn an und sorgte dafür, dass der Stoff zwischen seinen Hoden lag, als er ihn ruckartig in die Höhe zog. Quentin schrie erschrocken auf.

„Es tut mir leid, Sir.“

„Sieh dich an, du Pussy. Mit ’ner billigen Polyesterhose leckst du mir die Stiefel und weinst, wenn ich dich ein bisschen härter anfasse.“

„Es tut mir leid, Sir.“

Er schob seinen Fuß gegen Quentins erigiertes Glied und strich hart dagegen. Quentin stöhnte mit halbgeschlossenen Lidern.

Kukki sah sich um. Seine eigene Wohnung war ein Sextoy-Imperium, aber hier gab es kein Spielzeug. Sein Blick fiel auf das schwarze Geschenkband. Sei’s drum. „Steh auf.“

Er nahm die Geschenkschleife und wand sie um Quentins Schwanzansatz und seine Hoden, wie einen Penisring. Er verknotete das Band und wickelte es fest um den Schaft, um es unterhalb der Eichel festzuziehen. Kein Hell's Gate, aber es sah gut aus, stellte Kukki zufrieden fest.

Quentin spürte zunächst den sanften Druck, bevor seine Erektion schmerzhaft gegen die Einschnürung ankämpfte. Die widersprüchlichen Empfindungen bildeten einen Teufelskreis: Er wurde härter, weil es wehtat, und es tat weh, weil er härter wurde.

„Knie dich wieder auf den Boden.“ Kukki zog an dem schwarzen Geschenkband, während er in Quentins Nippel kniff.

Es tat weh; das Band schnürte seine Geilheit ab und riss an seiner Eichel. Dieser heftige Schmerz an seinen Brustwarzen ... Quentin krümmte sich mit verzerrtem Gesicht nach vorne und unterdrückte einen Schrei.

„Deine Eichel ist so geschwollen, sieh dir das an!“

Das Band staute das Blut.

„Bleib so.“ Kukki zog seinen Teleskopstab aus der Tasche. Besser als nichts. Er verpasste ihm einen harten, schnellen Schlag auf die Eichel.

„Aaargghhh ...“ Quentin versuchte sich tapfer zu halten und kämpfte sichtbar gegen den Drang, sich ihm zu entziehen.

Das machst du so gut, Quentin. „Hör mir zu.“

Quentin hob den Kopf.

„Ich will, dass du dich daran gewöhnst, dass ich dein Arschloch schlage.“

Er zuckte zusammen und riss die Augen auf.

„Ich will, dass du es mir zeigst, wann immer ich es dir befehle, damit ich es bestrafen oder streicheln oder ficken oder lecken kann. Ich weiß, dorthin geschlagen zu werden, tut sehr weh, und genau deshalb wirst du es tun. Verstanden, Polly?“

„Ja, Sir.“

„Dann zeig es mir.“ Er wartete einen Moment. „Was ist Polly, brauchste erst ’nen Arschtritt, bevor du klarkommst?“

„Nein, Sir. Entschuldigung.“

Er wandte Kukki seine Hinterseite zu, zerrte das rote Höschen in seine Kniekehlen und tat wie geheißen. Kukki landete den ersten Hieb. Er schlug umsichtig, aber nicht zaghaft zu. Er war ein meisterlicher Spanker. Er wusste, wie er einem anderen reinen Schmerz zufügen konnte, ohne ihn zu verletzen oder es zu übertreiben. Vielleicht lag es an seiner Arbeit, die Kukkis Verständnis für die körperlichen Reaktionen seines Gegenübers schulten. Vielleicht verhielt es sich aber auch genau umgekehrt.

„Auuuu ...“

„Sei still. Du brauchst das!“

„Auuu!“

„Brauchst du das, Schlampe?“

„Ja, Sir!“

„Genau.“

Er traf mit dem Metall kurz und heftig auf Quentins Eingang. Quentin schrie, seine Finger glitten von seinen Pobacken, fanden umgehend den Weg zurück und er brüllte auf, als der Stab erneut auftraf.

Kukki konnte kaum an sich halten, als er Quentin gehorchen, sich dem Schmerz preisgeben sah. Er wusste aus eigener Erfahrung, wie weh diese Art Schläge taten. Er selbst hatte sich dabei nicht halb so gut gehalten wie Quentin, der trotz der Qual seine Arschbacken für ihn spreizte. Er zog leicht an dem schwarzen Band und hörte glücklich, wie Quentin erregt stöhnte. „Reiß dich zusammen, Pussy. So ein Bisschen wirst du doch wohl aushalten.“ Seine Stimme klang weich.

Als er am Ende des Abends in Quentins geschwollenes, schmerzendes Poloch eindrang und ihn mit seinem Unterarm umschlang, war Kukki fast besinnungslos vor Erregung.

Er stieß seinen Schwanz unnachgiebig und kraftvoll in seine Polly, die aufschrie und sich fiebrig an ihn drängte. Er wollte sagen, ich liebe dich, Quentin, doch aus seinem Mund kam: „Bedank dich mal, dafür, dass ich dich ficke, du schmerzgeile, kleine Nutte.“

„Danke, dass du mich fickst, Sir“, ächzte Quentin.

Biscuit, Tornado und Kai hatten vergessen, dass Weihnachten war.

Sie saßen bester Laune in ihren Anzügen auf der Terrasse, bereit die Stadt unsicher zu machen.

Biscuit wollte den Abend mit dem Besuch eines Restaurants eröffnen, das er bei einem seiner Streifzüge durch Maitai entdeckt hatte. Er startete eine Unterhaltung mit dem Koch, so gut es nun einmal ging und reservierte einen Tisch für sie.

Er musterte Kai und Tornado von Kopf bis Fuß und schüttelte dann den Kopf. „Merkwürdig. Wenn ich einen Anzug trage, bin ich ganz normal gekleidet. Und bei euch kommt es mir vor, als stünde euch ein Bewerbungsgespräch bevor.“

Tornado lachte. „Ey, ist klar! Ich finde, ich wirke wie ein gefährlicher Verbrecher und du siehst mich als harmlosen Azubi!“

„Dabei kommst du echt ein bisschen kriminell rüber. Im Gegensatz zu mir“, seufzte Kai.

„Aber damals im Koi-Club war ich echt froh, einen Anzug zu tragen und nicht Tangos Outfit.“

„Welches Outfit?“, fragte Biscuit irritiert. War der Mann nicht nackt gewesen?

„Eben. Überhaupt, jetzt, nach der Sache mit Misty kann ich dich viel besser verstehen. Ich glaube, das macht mich zu einem besseren Bottom.“

„Tatsächlich?“

„Ja klar. Ich verstehe, wie schwierig es sein muss, sich ständig gegen meine Neins durchzusetzen. Wo man eh schon so viel planen und bedenken muss, selbst bei einem oberbraven Kai. Ich bringe es noch zum König aller Bottoms!“

Biscuit lauschte aufmerksam, fuhr sich mit einem Finger übers Kinn und sah Tornado herausfordernd an. Mit einem höflichen Lächeln forderte er ihn auf: „Beweise es.“

Kai grinste in seinen Mojito und Tornado wurde ein wenig blass um die Nase.

„Wie beweisen? Wie soll ich das denn beweisen?“

Biscuit legte den Kopf schräg und blinzelte wohlwollend.

„Vielleicht leiht Kai dir ja sein Halsband und du lässt dich an der Leine von mir durch Maitai City führen und schon einmal als Thronanwärter für den besten Bottom aller Zeiten bewundern.“

„Nein! Das mach ich nicht“, wehrte Tornado entrüstet ab, der vom besten Bottom aller Zeiten wieder zu sich selbst mutierte. „Das wäre ja noch schöner, dass ich mich wie einen Idioten vorführen lasse!“

Biscuit musste lachen, sagte aber nach einer Weile ernst: „Du kannst auch hierbleiben.“

Tornado knallte seine Fäuste auf den Tisch und verschüttete Kais Mojito.

„Du willst doch nicht sagen, ich darf nur mit, wenn ich Kais Püppchenhalsband mit Tuntenkette trage und mich von dir führen lasse?“

Selbst Biscuits Augen lächelten, als er zufrieden antwortete: „Ich verneige mich vor deiner schnellen Auffassungsgabe.“

Tornados Augen wurden schmal. „Du willst mich am Heiligen Abend derartig demütigen?“, fragte er zähneknirschend.

„Lass mich nachdenken … Ja. Ja, genau das will ich. Und wenn du deine große Klappe noch einmal aufmachst, um mir zu widersprechen, gehst du ohne Schuhe.“

Tornado machte den Mund auf und klappte ihn wieder zu.

„Und außerdem leckst du Kais Mojito auf, ich möchte ungern in klebrige Flecken treten.“

Igitt! Er funkelte Biscuit an und presste seine Lippen wütend zusammen. Mojito mit Sand und vermutlich toten Ameisen oder was auch immer diese kleinen schwarzen Punkte waren.

„Bitte auch in den Rillen, gib dir ein bisschen Mühe“, machte die süffisante Stimme ihn aufmerksam und Tornado wühlte sich durch die unsauberen Ritzen.

Als er fertig war, blickte er Biscuit trotzig an, der ihn mit den Worten „Hat es geschmeckt?“ und seiner arrogant gehobenen Augenbraue weiter reizte. Er ballte die Fäuste und bedachte ihn mit einem finsteren Blick.

„Hast du dich nun entschieden, Tornado? Kommst du mit oder bleibst du hier?“

Er senkte den Kopf. Er sollte hierbleiben, schon aus Prinzip, aber er wollte auch Spaß haben. „Ich komme mit“, entschied er kleinlaut. Biscuit kam neben ihn und griff ihm hart in den Nacken. „Bedanke dich dafür, dass ich dich trotz deines Theaters mitnehme.“

Zähneknirschend murmelte Tornado „Danke“ und spürte, wie Biscuits Handrücken scharf und brennend seine Wange schlug. „Muss ich dich erst wieder so klein machen, dass du kapierst, was ich hören will? Was du tun sollst? Du stehst hier nicht auf der dominanten Seite, mein Freund.“ Biscuits Stimme war nicht laut, aber so scharf, dass Tornados Ohren dröhnten. Gerade noch hätte er ihn erwürgen können und jetzt bekam er weiche Knie. „Danke, dass ich mitkommen darf“, sagte er aufrichtig.

Biscuits Züge glätteten sich, als hätte er ihm nicht soeben ins Gesicht geschlagen, um ihm seine Position vor Augen zu führen. Ohne weitere Bemerkungen nahm er Tornado bei der Hand und steuerte ihn vor den Spiegel. Er sah Biscuit mit gemischten Gefühlen im verglasten Metall dabei zu, wie er das dunkle Band um seinen Hals legte und die funkelnde Kette einhakte.

Er sah aus wie ein Blödmann, fand er, bis Biscuit seinen Unterleib sanft gegen seinen Po drängte, und leicht an der Kette zog. „Mich macht es scharf. Und das ist, was zählt.“

Tornado blickte in den Spiegel und fragte sich, was er getan hätte, wenn Kai oder Misty sich geweigert hätten. Vermutlich hätte er sie zur Strafe geschlagen. Oh Mann. Was war das nur mit ihm? Musste er wirklich immer so brutal niedergerungen werden, bevor er sich fügen konnte? Er sah Kai im Spiegel auftauchen, der die Szene von der Tür aus beobachtete. Ihre Augen trafen sich und Tornado sagte ruhig: „Übrigens, danke Kai, dass ich das Ding tragen darf. Ist ja eigentlich deins.“ Kais Antwort bestand in einem strahlenden Lächeln. „Es steht dir fast so gut wie mir.“

Tornado warf sich einen unglücklichen Blick zu.

„Kopf hoch“, munterte Biscuit ihn auf. „Sieh ihnen in die Augen, wenn du angegafft wirst.“

Linus konnte sich einfach nicht konzentrieren. Der Sklave, mit dem er sprach, war wirklich perfekt, er hatte schon einmal das Vergnügen gehabt, ihn zu dominieren. Ein Soziologiedozent, mit dem er Gespräche auf seinem Niveau führen konnte, im krassen Gegensatz zu Tango. Und trotzdem schweiften seine Gedanken ab, das Gespräch begann ihn zu langweilen, ebenso wie die Vorstellung, worauf das Ganze unweigerlich hinausliefe.

Zum zehnten Mal kramte er sein neues Handy aus der Tasche, klappte es auf und hoffte auf ... Ja worauf hoffte er? Da! Das kleine Briefsymbol. Nervös tippte er auf das Display. Nichts tat sich. Ach ja … Tasten.

Lieber Linus, wir wünschen dir ein gesegnetes Weihnachtsfest und denken an dich. Es wäre schön, wenn du dich dazu herablassen könntest, uns an einem der Feiertage mit deiner Anwesenheit zu beehren. Es küssen und grüßen dich deine Eltern (du erinnerst dich?)

Mist! Als er sich seiner Enttäuschung bewusst wurde, entschied er sich, Taten walten zu lassen.

„Erwartest du einen Anruf?“

„Ja. Es tut mir leid, ich muss noch mal weg. Ich habe etwas Dringendes vergessen.“ Entschuldigend klopfte er dem Mann auf die Schulter, ließ ihn stehen und steuerte den Ausgang an.

Als er vor Tangos Betonklotz stand, klingelte und niemand öffnete, wandte er sich schon zum Gehen, bis er den Summer laut durch die Nacht brummen hörte. Hinter einem der Fenster blinkte ein grüner Leuchtschlauch feierlich in Dorfdiscomanier. Linus nahm die Treppen; in jedem Stockwerk roch es nach einem anderen Essen.

Er sah Tango, der verschlafen an der Tür stand. Seine Locken standen von seinem Kopf ab und er zitterte, weil er nur mit einer Boxershorts und einem schwarzen Unterhemd bekleidet war.

Linus schob sich an ihm vorbei in seine Wohnung.

„Sehr charmant von dir, einfach abzuhauen“, bemerkte er anstatt einer Begrüßung.

„Warum hätte ich bleiben sollen? “

Linus hielt verwirrt inne. Gute Frage. „Weil es sich nicht gehört, einfach das Weite zu suchen, nachdem man gefickt wurde.“ Lahm.

„Na ja, ich weiß nicht, ob es sich gehört, schon während des Höhepunkts aufzuspringen und ins Bad zu flüchten. Was hättest du denn gemacht, wenn ich geblieben wäre?“

„Ich musste eben ziemlich dringend mal. Das ist die menschliche Biologie. Wir hätten uns noch ein wenig unterhalten können.“

„Worüber? Wie dumm ich bin?“

„Zum Beispiel.“

Sie maßen sich mit ihren drei Augen.

„Aus deiner Sicht eigne ich mich doch nur dazu, dekorativ und geknebelt in der Ecke zu stehen. Und selbst dafür würdest du mich verachten.“

„Vermutlich“, bestätigte Linus.

Tangos Züge wurden mit einem Mal hart und in seiner Stimme schwang Wut, als er gepresst sagte: „Du denkst, ich bin ein Stück Scheiße … Du knebelst mich und machst dich über mich lustig und demütigst mich und trittst mich so feste du kannst, weil du mich hasst und nicht, weil du mich liebst! Ich verstehe nicht, wie man von Scheißliebe reden kann, wenn man einen anderen hasst und ihm wehtut aus purem Hass. Ich traue mich kaum mehr etwas zu schreiben oder zu sagen, weil ich Angst habe, es ist Müll. Und immer wieder sagst du mir, dass ich nichts anderes als Müll reden kann! Und ja, stimmt!“

Linus sah ihn erschrocken an, dann begriff er, packte Tango am Arm und schüttelte ihn, um ihn zur Besinnung zu bringen. Er zog ihn an sich und erinnerte Tango ruhig: „Ich bin nicht Jérôme.“

Tango fing sich und nickte.

„Du redest keinen Müll. Und ich hasse dich nicht. Deshalb bin ich hierhergekommen. Um dir zu sagen, dass ich gelogen habe. Ich respektiere dich und unser Nachmittag hat mir überdurchschnittlich gut gefallen. So gut, dass ich hierhergekommen bin, um dich noch einmal zu sehen. Verstanden?“

Sichtlich benommen ließ Tango sich auf seinen Sessel fallen. „Danke.“

Das darauf folgende lange Schweigen machte Linus nervös. „Könntest du jetzt bitte wieder anfangen, Müll zu reden?“

Tango rieb sich die Arme und lächelte schwach. „Nee, lieber nicht.“

Linus versuchte, in seinem Gesicht Antworten zu finden.