Tibethaus Journal - Chökor 58 - Tibethaus Deutschland - kostenlos E-Book

Tibethaus Journal - Chökor 58 E-Book

Tibethaus Deutschland

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Beschreibung

Das Tibethausjournal Chökor, das halbjährlich erscheint, kann auf eine 20-jährige Geschichte zurückblicken. Artikel rund um das Thema Tibet - Buddhismus, Gesellschaft, Kultur, Kunst, Wissenschaft, Heilkunde, Biografien und Reisen - gehören zum Themenspektrum.

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Seitenzahl: 185

Veröffentlichungsjahr: 2016

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EDITORIAL

Liebe Leserinnen und Leser,

dieses Jahr war geprägt von einem ganz besonderen Ereignis: Unser Schirmherr, der IVX. Dalai Lama, war im Mai vier Tage lang unser Gast in Frankfurt. Er hat vor 4500 Menschen in der Fraport Arena einen Vortrag über Mitgefühl und Selbstwertgefühl gehalten, sich in der ehrwürdigen Frankfurter Paulskirche den Fragen von 750 begeisterten Schülerinnen und Schülern gestellt und am selben Tag noch an einer hochkarätig besetzten Podiumsdiskussion zum interreligiösen Dialog teilgenommen. Wir veröffentlichen hier diesen spannenden Meinungsaustausch mit dem Philosophen und Toleranzforscher Professor Rainer Forst und Bischof Ackermann über säkulare Ethik.

Anschließend folgt ein „klassischer Artikel“ von Dagyab Rinpoche, in dem er äußerst pragmatisch die Themen Leerheit und Abhängiges Entstehen anhand von naheliegenden Beispielen erklärt und einen Einblick in die Fallen gibt, in die wir immer wieder reinplumpsen.

Der Vorabdruck eines sogenannten „Lieds der Verwirklichung“ aus einer in Kürze erscheinenden Publikation des Tibethaus Verlags offenbart eine bisher unbekannte Seite des berühmten und als streng bekannten Gelugpa-Meisters Phapongkha Rinpoche, der in äußerst emotionalen Worten seine Sehnsucht nach seinem Wurzelguru zum Ausdruck bringt.

Regelrecht nüchtern präsentiert sich im nächsten Artikel die Einschätzung des englischen Dzogchen-Lehrers James Low zu unserer – falschen – Wahrnehmung der Welt.

In der Rubrik Kultur geht es zunächst um eine beeindruckende Ausstellung, die über 108 Buddha-Bildnisse aus fast 2000 Jahren umfasst, beginnend in der Region Gandhara bis hin zum tibetischen Kulturkreis. Diese Kooperationsveranstaltung des Tibethaus Deutschland mit dem Museum Angewandte Kunst wird am 25. Februar eröffnet werden. Die Titelseite des Tibethaus Journals zeigt einen Thangka aus dem Tibet-Teil der Ausstellung.

Es folgen Berichte über modernen tibetischen Tanz, Film und Literatur.

In der Gesellschaftsrubrik gewährt uns Professor Karl-Heinz Brodbeck einen Einblick in sein neuestes Buchprojekt über säkulare Ethik, das er – inspiriert von unserem neuen Ethik-Studienprogramm – geschrieben hat.

Zusätzlich zu unserem umfangreichen Service-Teil mit Programmankündigungen, Kontaktadressen und Buchrezensionen weise ich noch auf zwei Interviews hin. Das eine ist ein äußerst kritisches Interview mit Dzongsar Jamyang Khyentse u.a. über die Vermarktung seiner Heimat Bhutan. Das zweite hat Marina Pan mit Simone Hensel geführt, die Aufsichtsratsvorsitzende des Tibethauses ist und schon seit über 30 Jahren im buddhistischen Kontext studiert und meditiert. Sie wirft ihren ganz eigenen kritisch-wohlwollenden Blick auf das „System Buddhismus“ und zieht daraus alltagstaugliche Schlüsse.

Ich wünsche Ihnen viel Inspiration und Freude beim Lesen!

Ihre Elke Hessel

IMPRESSUM

IMPRESSUM

Herausgeber:

Tibethaus Deutschland e.V.

Kaufunger Straße 4

60486 Frankfurt am Mainy

Tel. +49 (0) 69. 71913595

Fax +49 (0) 69. 71913596

[email protected]

www.tibethaus.com

Bankverbindung:

Tibethaus Deutschland

Frankfurter Volksbank

BLZ 501 900 00

Konto 610 001 4295

BIC: FFVBDEFF

IBAN: DE81 5019 0000 6100 0142 95

Redaktion:

Elke Hessel, Gisela Behr, Karin Herber-Schlapp, Vera Bloemer

Kalligraphien von Puntsok

Tsering Duechung

Layout + Realisation:

cct: werbeagentur, Heidelberg

http://cct-heidelberg.com

Bildnachweis:

Copyright-Vermerke jeweils bei den Abbildungen, bzw. den Anmerkungen

Druck:

Druckerei Hassmüller

Frankfurt am Main

Titelfoto:

Der tantrische Buddha Vajradhara Thangka aus Tibet, um 1300 Privatsammlung

Ausstellungsstück in BUDDHA – 108 Begegnungen

© Rainer Drexel

Erscheinungsweise:

halbjährlich (Dezember und Juli)

Auflage: 1000 | ISSN 2193-8148

Einsendeschluss für Beiträge:

1. September | 1. April

Das „Chökor Tibethaus Journal“ wird an die Mitglieder des Vereins kostenlos, an alle weiteren Interessenten zum Abonnementspreis von 15 Euro pro Jahr in Deutschland und 18 Euro pro Jahr im Ausland abgegeben.

Nachdruck nur mit Genehmigung des Herausgebers.

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Hellmuth Hecker

Jesus als Mystiker

Eine buddhistische Perspektive

Mit Beiträgen von Alfred Weil

208 Seiten, Paperback

ISBN 978-3-931095-91-815 Euro

Hellmuth Hecker hat wohl mehr Bücher geschrieben, als so mancher in seinem ganzen Leben gelesen hat. Rund hundert dürften es sein, und noch sind nicht alle veröffentlicht. Schon in frühen Jahren ging der Blick des heute 90-Jährigen über den Tellerrand des eigenen buddhistischen Lehrverständnisses und über den der buddhistischen Lehren überhaupt hinaus. Vor allem die tiefere Spiritualität der Hochreligionen hatte es ihm angetan und inspirierte ihn zu mehreren Schriften über christliche und andere Mystiker.

In seinem neuen Buch beschreibt Hellmuth Hecker die Lebensgeschichte des Mannes aus Nazaret und macht dabei die Unterschiede deutlich, die zwischen seinen grundlegenden und befreienden Botschaften und einer späteren verengenden kirchlichen Dogmatik oder einer gar abweichenden Praxis bestehen. Die von Jesus gepredigten universellen Wahrheiten und heilsamen Wegweisungen können so von den Leserinnen und Lesern (wieder-) entdeckt, angemessen gewürdigt und im Kontext der buddhistischen Anschauung eingeordnet werden. Zudem kann diese Arbeit einen wertvollen Beitrag zum interreligiösen Dialog leisten und den Austausch von Christen und Buddhisten fördern. Bestätigt doch seine Darstellung eine alte Einsicht: Die Nähe der Praktizierenden und Mystiker unterschiedlicher Religionen zueinander ist oft größer als die zu den Dogmatikern aus der eigenen Tradition, denn ihre gemeinsamen Erfahrungen können gerade dort verbinden, wo Schulmeinungen und Theorien meistens nur trennen.

VERLAGBEYERLEIN & STEINSCHULTE

HerrnschrotD-95236 StammbachTel.: 09256/460 Fax:/8301E-Mail: [email protected]

Bitte fordern Sie kostenlos unser Gesamtprogramm an oder informieren Sie sich unter www.buddhareden.de

INHALT

INHALT

Tibethaus Deutschland in Frankfurt | Elke Hessel und Puntsok Tsering Duechung

Der Dalai Lama, unser Schirmherr, zu Gast in Frankfurt | Elke Hessel

Ethik jenseits von Religion? | Herausforderung christlicher und buddhistischer Werte durch eine säkulare Gesellschaft

BUDDHISMUS

Den Druck der geistigen Gifte lockern | Gedanken zu Leerheit und Abhängigem Entstehen S. E. Dagyab Kyabgön Rinpoche

Lieder der Verwirklichung | Ein Vorabdruck

Natürliche Klarheit | James Low

KUNST + KULTUR

Buddha – 108 Begegnungen | Elke Hessel

Melodie der Wirklichkeit | Einführung in 108 tibetische Lieder | Chögyal Namkhai Norbu

Ablehnung von Exotik und Mystik | Unabhängige tibetische Dokumentarfilme | Yangdön Dhondup

PERSÖNLICHKEIT + GESELLSCHAFT

Mitgefühl als ethische Wahrheit | Karl-Heinz Brodbeck

Buddhismus ist das Studium des Lebens | Interview mit Dzongsar Jamyang Khyentse

REISEN/TIBET

Auf Buddhas Spuren bis nach Dharamsala | Philipp Rumpf

Die Arbeit des Dagyab e.V. | Elke Hessel

WHO IS WHO

Offenheit in jeder Erfahrung | Fragen von Marina Pan an Simone Hensel

ZUR DISKUSSION

Buddhismus und Politik | Leserbrief

SERVICE

Buchbesprechungen

Trainingsprogramm Selbstmitgefühl

Programmübersicht Januar bis Juli 2015

Wöchentliches Programm im Tibethaus Deutschland

Service + Kontakt

TIBETHAUS

Das Tibethaus Deutschland in Frankfurt

Elke Hessel

Puntsok Tsering Duechung

Treffen im Tibethaus, Privatbesitz

Wer sind wir?

Das Tibethaus Deutschland ist ein Kulturinstitut, ein Begegnungs- und Studienzentrum, eine Art „tibetisches Goethe-Institut“, in dem Besucher die alte und moderne Kultur Tibets kennenlernen, studieren und in einen fruchtbaren, anregenden Austausch eintreten können.

S. H. der Dalai Lama hat 2005 in Wiesbaden offiziell die Schirmherrschaft für das Tibethaus Deutschland übernommen.

Über 300 Seminare, Workshops und Vorträge im Jahr in den Bereichen Buddhismus, Persönlichkeit + Gesellschaft, Kunst + Kultur, Heilkunde und Wissenschaft bieten für alle an der buddhistisch-tibetischen Kultur Interessierte ein vielfältiges, fundiertes Angebot. Auch feiern die Tibeter aus dem Rhein-Main-Gebiet hier ihre Feste. Das Tibethaus sieht seine Aufgabe darin, eine Brücke zwischen Tibet und dem Westen zu schlagen, aber auch zwischen dem Westen und Tibet.

Das Institut wird ausschließlich über Mitgliedsbeiträge, Spenden und Kursbeiträge finanziert.

S. E. Loden Sherab Dagyab Rinpoche, der spirituelle Leiter des Tibethauses, ist einer der höchsten tibetisch-buddhistischen Würdenträger. Geboren 1940 in Osttibet, erwarb er den Abschluss des Doktors der Philosophie an der Klosteruniversität Drepung. Rinpoche kam 1966 nach Deutschland auf Einladung der Universität Bonn, wo er bis 2004 als Tibetologe arbeitete. In seiner Funktion als buddhistischer Lehrer ist sein besonderes Anliegen sowohl die authentische Weitergabe der buddhistischtantrischen Überlieferung als auch ihre angemessene Vermittlung im westlichen Kontext.

Im Sommer 2014 haben wir unsere 30-jährige Zusammenarbeit mit ihm gefeiert.

DIE AKTIVITÄTEN DES TIBETHAUSES

Kunst und Kultur als universale Sprache

Wir verstehen Kulturarbeit als Bildungsarbeit und als Erweiterung des eigenen Horizonts.

Zweimal im Jahr organisieren wir hauseigene Ausstellungen mit tibetischen und westlichen Künstlern sowie Kooperationsausstellungen mit Museen und Galerien, wie z.B. die Fotoausstellung im Museum der Weltkulturen in Frankfurt 2009, in Liechtenstein 2010 und ab Februar 2015 die große BUDDHA- Ausstellung im Museum Angewandte Kunst in Frankfurt.

Regelmäßig finden Workshops in traditioneller tibetischer Malerei, in Kalligraphie sowie Veranstaltungen über modernen tibetischen Film, über Musik und zu Reisen in Tibet statt. Das Konzept des Dialogs, des Gemeinschaftlichen und der Inspiration in Zusammenarbeit mit anderen Künstlern, Schriftstellern und Musikern soll in Zukunft weiter ausgebaut und vertieft werden.

Persönlichkeitsentwicklung und gesellschaftliche Verantwortung

Der tibetische Buddhismus ist reich an Methoden, die zu mehr Klarheit, Ausgeglichenheit und Lebensqualität führen.

Wir nehmen unsere gesellschaftliche Verantwortung ernst und bieten z.B. Vorträge und Seminare zu Methoden der Stressbewältigung, Sterbe- und Trauerbegleitung, Wirtschaftsethik an, um die Teilnehmer beruflich und privat zu unterstützen.

Sehr erfolgreich verlief das zweijährige Ausbildungsprogramm zum buddhistisch orientierten Sterbebegleiter, das Ende 2014 abgeschlossen wurde und Ende 2015 wiederholt werden soll.

Das aktuelle zweijährige Studienprogramm über „Säkulare Ethik“ untersucht seit November 2014 unter Anleitung von Prof. Dr. Karl-Heinz Brodbeck, Dr. Karsten Schmidt und weiteren Pädagogen und Fachreferenten, zu welchen Ergebnissen die Anregungen des Dalai Lama führen. Sie gehen auf Fragen der westlichen und buddhistischen Ethik, der Erziehung, Wirtschaft, Ökologie, Gesellschaft, Konsumethik, den Umgang mit Fremdem, Konfliktlösung, Urteilsfähigkeit, Glücksethik sowie auf individuelle Lösungsansätze ein. Dieses Studienprogramm ist als Weiterbildung anerkannt.

Unser Ansatz ist für Buddhisten und Nichtbuddhisten gleichermaßen konzipiert.

Wir erhalten regelmäßig Besuch von Kindergärten, Schulklassen, Studenten, die „hautnah“ etwas über Tibet und den Buddhismus erfahren wollen. Für dieses Projekt hat die Dezernentin Frau Dr. Eskandari-Grünberg des Integrationsamts der Stadt Frankfurt die Schirmherrschaft übernommen.

Die Kinder der Exiltibeter in Frankfurt gehen bei uns zur tibetischen Sonntagsschule, um Tibetisch schreiben und lesen zu lernen. Dies ist eine wichtige Aktivität, um die tibetische Identität zu stärken.

Das Tibethaus ist auch (durch seinen Ehrenpräsidenten) im Rat der Religionen der Stadt Frankfurt vertreten.

Buddhismus – Wissen und Erfahrung

Unter der Leitung von Dagyab Rinpoche sind in mehr als 25 Jahren anerkannte westliche Lehrer, Fachleute und Übersetzer ausgebildet worden.

Das solide, breit gefächerte buddhistische Programm in Theorie und Praxis ist für interessierte Nichtbuddhisten wie für langjährig praktizierende Buddhisten ein attraktives Angebot.

Regelmäßig bieten wir das dreijährige buddhistisch-philosophische Studienprogramm mit teilweise über 120 Teilnehmern an sowie Seminare durch Gastlehrer und hauseigene Lehrer und wöchentliche offene Meditationsgruppen.

Wissenschaft und interdisziplinärer Dialog

Dieser Bereich ist die Schnittstelle zwischen Universitäten und Forschungsinstituten einerseits sowie an Buddhismus und Tibet Interessierten andererseits. Wir bieten in regelmäßigen Abständen wissenschaftliche Vorträge oder Themenabende zu tibetologischen religions- oder sprachwissenschaftlichen, aber auch neurowissenschaftlichen Themen an, teilweise als Kooperationsveranstaltungen mit hessischen Universitäten.

Neu sind wissenschaftliche Themenabende für Tibeter, die in tibetischer Sprache stattfinden.

Heilkunde

In Basiskursen und Vorträgen in Zusammenarbeit mit westlichen Medizinern und tibetischen Ärzten werden die grundlegenden Zusammenhänge der tibetischen Heilkunde anschaulich erklärt. Gesundheitsvorsorge und das Erkennen der primären und sekundären Ursachen von Krankheit stehen dabei im Vordergrund. Kurse in Hatha Yoga und tibetischem Yoga sind ebenfalls Teil dieses Bereichs.

Programm für Tibeter

„Sherab-Ling“ ist der Name für den Tibetischunterricht, der seit zwei Jahren im Tibethaus unter der Leitung Puntsok Tsering Duechung stattfindet. Zurzeit sind es 8 tibetische Kinder, die am Unterricht teilnehmen.

„Lingmoel“ heißt unsere tibetischsprachige Sendung auf Youtube, die seit 2012 existiert. Zur Sendung werden tibetische Gelehrte oder Fachleute eingeladen, z.B. Prof. Samdhong Rinpoche, S. H. Dagyab Rinpoche, Dr. Palden Tawo, Prof. Dr. Dorji Wangshuk. Die Themen werden ausschließlich auf Tibetisch diskutiert und sind auf die tibetische Gesellschaft ausgerichtet, z.B.: „Westliche Naturwissenschaft und Buddhismus im Vergleich“ oder „Wie sieht es aus mit dem Tulku-System, bedarf es einer Reform?“

Das einstündige Interview mit Dagyab Rinpoche über das Tulku-System wurde innerhalb einer Woche etwa 3000 Mal angeklickt. Auch wurde das Interview in Tibet über soziale Netzwerke stark verbreitet.

Verlag Edition Tibethaus

Unser Verlag hat bisher über 60 Bücher und Schriften publiziert. Wir verfügen über allgemeine Bücher zum Mahayana-Buddhismus, buddhistische Kommentare und viele, seltene Übersetzungen buddhistisch-tantrischer Originaltexte aus dem Kanon der Klosteruniversitäten.

Chökor Tibethaus Journal

Unsere zweimal im Jahr erscheinende Zeitschrift existiert schon seit fast 30 Jahren und berichtet über alle tibetrelevanten Themen. Hier trifft Spirituelles auf Wissenschaftliches, „Heiliges“ auf Profanes, Meditatives auf Abenteuerliches. Und sie enthält sämtliche Informationen über die Veranstaltungen des Tibethauses.

EIN EIGENES TIBETHAUS IN FRANKFURT

Wir sind dringend auf der Suche nach einem größeren, eigenen Haus, in dem es Platz gibt für Seminare, Ausstellungen, aber insbesondere für folgende Projekte, die wir umsetzen möchten:

Das Museumsprojekt

S. E. Dagyab Rinpoche ist nicht nur ein hoher tibetischer Würdenträger; er ist auch ein ausgewiesener Experte der tibetischen Kunst und hat von 1966 bis zu seiner Pensionierung 2004 an der Universität Bonn über tibetische Ikonographie geforscht, publiziert und gelehrt.

Auch die beiden Geschäftsführer des Tibethauses arbeiten schon seit langem im Bereich der traditionellen und modernen tibetischen Kunst. Elke Hessel hat Kunst und Tibetologie und Düsseldorf und Bonn studiert, steht im engen Austausch mit zeitgenössischen tibetischen Künstlern. Sie hat einige moderne tibetische Kunstausstellungen kuratiert, zum Thema etliche Aufsätze veröffentlicht und Vorträge gehalten.

Puntsok Tsering Duechung ist selbst Kalligraph und Kurator. Er stammt aus einer alten tibetischen Gelehrtenfamilie.

All das ist auch ein Grund, weshalb wir seit einigen Jahren Nachlässe und Schenkungen mit teilweise sehr wertvollen tibetischen Kunstobjekten und Büchersammlungen erhalten. Darunter sind u.a. buddhistische Statuen, Thangkas (religiöse Rollbilder), sogenannte Tsatsas (tibetische „Votiv-Tafeln“), alte Bücher, aber auch kunsthandwerklich hoch qualitative Alltagsgegenstände.

Diese können wir momentan aus Platzgründen nur in unserem Archiv lagern oder sehr reduziert der Öffentlichkeit präsentieren.

So begeistert uns seit einiger Zeit die Vorstellung, mittelfristig in Frankfurt ein kleines, aber feines Tibet-Museum zu gründen, in dem unsere „Schätze“, aber auch wechselnde Ausstellungen mit traditioneller und zeitgenössischer Kunst aus dem tibetischen Kulturkreis präsentiert werden können. Dies wäre definitiv das erste Tibet-Museum in Deutschland. Um diese Vision umsetzen zu können, bedarf es der Zusammenarbeit von vielen Fachleuten, Architekten, Kunstexperten, Leihgebern, aber auch von Geldgebern.

Die internationale tibetische Bibliothek

Im tibetischen Kulturkreis ist es so, dass nicht den Buddha-Statuen die größte Verehrung gezollt wird, sondern den Büchern. Diese gelten als wahre Träger der buddhistischen Kultur und der Philosophie.

Die Bibliotheken bilden das „geistige Zentrum“ der Klosteruniversitäten.

Das Tibethaus hat in den letzten Jahren viele Schenkungen ganzer Bestände von Bibliotheken namhafter tibetischer und westlicher Würdenträger erhalten. Unsere momentane Bibliothek umfasst nur einen Bruchteil dieses Buchbestandes.

Sie wird schon jetzt von vielen Studenten, Tibetinteressierten, aber auch Tibetern genutzt. In Zukunft wünschen wir uns aber deutlich größere Bibliotheksräume, die damit auch Zentrum unseres Kulturinstituts sein würden.

Für Anregungen und Unterstützung für diese wichtigen Projekte sind wir dankbar.

Der Dalai Lama, unser Schirmherr, zu Gast in Frankfurt

Seine Heiligkeit der 14. Dalai Lama war auf Einladung des Tibethaus Deutschland e.V. vom 13. bis 16. Mai 2014 zu Gast in Frankfurt. Wir hatten ihn diesmal ganz bewusst nicht zu explizit buddhistischen Themen eingeladen, sondern zur gesellschaftsbezogenen, die ja auch einen Teil des Tibethaus-Programms ausmachen.

Auch diente der Besuch als Auftakt für unser zweijähriges Studienprogramm über säkulare Ethik, das zur Unterstützung der Herzensangelegenheit des Dalai Lama nach mehr Dialog und Frieden in der Welt konzipiert worden ist und das im November 2014 begonnen hat.

Der Dalai Lama trifft zur Schülerveranstaltung in der Paulskirche ein © Manuel Bauer

Besonders hat uns gefreut, dass der Dalai Lama diesmal die Räume unseres Tibethauses besucht hat. Und das kurz, nachdem er in Frankfurt eingetroffen war und von Dagyab Rinpoche und der Tibethaus-Leitung in Empfang genommen worden war. Er ist dort auch mit dem Ministerpräsidenten des Landes Hessen Volker Bouffier und Mitgliedern aller Parteien im Landtag zusammengetroffen. In lockerer Atmosphäre wurde dort – eigentlich in ganz privater Runde – über wichtige gesellschaftliche und auch ganz persönliche Themen diskutiert.

Besuch im Tibethaus © Manuel Bauer

Der Dalai Lama verfasst eine Weiheinschrift auf der Rückseite eines Thangkas (siehe auch vorletzte Chökor-Seite) © Manuel Bauer

Am Mittwoch, dem 14. Mai hielt S. H. in der bis auf den letzten Platz besetzten Fraport-Arena in Frankfurt einen öffentlichen Vortrag zum Thema:

Mitgefühl und Selbstbewusstsein und über grundlegende Orientierungen in der modernen Gesellschaft. Der Dalai Lama hat einmal formuliert: „Um Mitgefühl auszuüben, muss man Selbstbewusstsein entwickelt haben, und hat immer wieder betont, dass diese Qualitäten und Werte nicht an eine spezielle Religion gebunden sein müssen.

Am Donnerstag, dem 15. Mai war S. H. gleich bei zwei Veranstaltungen zu Gast in der Paulskirche.

An diesen konnten traditionsgemäß nur geladene Gäste teilnehmen.

Am Vormittag hielt der Dalai Lama vor Schülerinnen und Schülern einen Vortrag über Ethik in unserer gemeinsamen Welt und beantwortete ihre Fragen zu diesem Thema.

Ca. 800 erwartungsvolle, freudig aufgeregte und gleichzeitig sehr konzentrierte Schülerinnen und Schüler der 9.-12. Klasse aus Frankfurt und Umgebung füllten die ehrwürdigen Räume der Paulskirche, hinzu kamen Lehrer und Referendare des Fachs Religion und Ethik. Jede Klasse hatte im Vorfeld in intensiven Diskussionen Fragen an den Dalai Lama formuliert und aus praktischen Gründen eine Art Klassenbotschafter gewählt, der die Frage an S. H. stellte. Es waren viele Fragen über Mitgefühl, Dialog der Religionen, bis hin zur Stammzellenforschung dabei. Der Dalai Lama hatte sichtlich Freude an der Begegnung mit den Schülern, die, wie es für die multikulturelle Landschaft Frankfurts charakteristisch ist, alle möglichen ethnische und religiöse Hintergründe haben. Kooperationspartner des Tibethaus Deutschland für diese Veranstaltung war die Stiftung Lesen.

Am Nachmittag folgte dann eine von Dr. Karsten Schmidt vorbereitete Podiumsdiskussion über das Thema „Ethik jenseits von Religion?“ und die Herausforderung christlicher und buddhistischer Werte durch eine säkulare Gesellschaft. Der Dalai Lama diskutierte mit Bischof Dr. Stephan Ackermann (Bistum Trier) und Prof. Dr. Rainer Forst. Der Journalist Gert Scobel, der schon viele Veranstaltungen mit dem Dalai Lama moderiert hat, führte auch diesmal durch diesen nicht immer einfachen Themenkomplex. Kooperationspartner für diese Veranstaltung war die Goethe-Universität Frankfurt.

Gruppenfoto: der Dalai Lama mit Schülern © Margarete Redl von Peinen

Am Donnerstag ist unser Schirmherr dann zurück nach Indien geflogen.

Das Fazit dieses Besuches ist für uns nur positiv: Die Tage waren geprägt von einer großen Leichtigkeit und Freude. Vielleicht lag es auch ein bisschen daran, dass wir für die Vorbereitung auf das Großereignis, bei dem jede Minute dreifach durchgetaktet werden muss und jeder Schritt des Würdenträgers, auch schon aus Sicherheitsgründen, vorgeplant wird (woran er sich natürlich nicht immer hält), nicht zwei Jahre, sondern nur vier Monate Zeit hatten. Wie durch ein Wunder fanden wir viele Helferinnen und Helfer, die uns unterstützt haben, und über 200 sogenannte Volunteers, die während den Veranstaltungen an allen Ecken und Enden eingesetzt worden sind.

Tibeter nennen so etwas „Tendrel“, ein – karmisch gesehen – gutes Zusammenkommen von vielen unterstützenden Faktoren.

So danken wir nicht nur S. H. für seine wunderbare Präsenz, sondern auch allen Helferinnen und Helfern und auch all denjenigen, die uns finanziell unterstützt haben. Danke!

Der Dalai Lama freut sich über den Tibethaus-Nachwuchs © Manuel Bauer

Der Dalai Lama war auf unsere Einladung hin vom 13. bis 16. Mai 2014 unser Gast in Frankfurt. Am Donnerstag, dem 15. Mai nahm unser Schirmherr in der ehrwürdigen Paulskirche gleich an zwei unserer Veranstaltungen teil. Vormittags traf er mit ca. 800 Schülerinnen und Schülern (9.-12. Klasse) aus Frankfurt und Umgebung zusammen und diskutierte mit ihnen über das Thema „Ethik in unserer gemeinsamen Welt“. Darüber – auch über die interessanten Fragen, die die Botschafter der einzelnen Klassen dem Dalai Lama gestellt haben – werden wir im nächsten Tibethaus Journal berichten. Am Nachmittag nahm er in der ebenfalls bis auf den letzten Platz besetzten Paulskirche vor geladenen Gästen an einer von Dr. Karsten Schmidt konzipierten Diskussionsrunde mit hochkarätigen Gästen teil. Wir haben die spannende Diskussion transkribiert und werden sie hier ungekürzt veröffentlichen. Sie ist lang, aber das Lesen lohnt sich!

Ethik jenseits von Religion?

Die Herausforderung christlicher und buddhistischer Werte durch eine säkulare Gesellschaft.

S. H. der Dalai Lama in der Frankfurter Paulskirche am 15. Mai 2014 im Gespräch mit Bischof Dr. Stephan Ackermann und Prof. Dr. Rainer Forst. Moderation: Gert Scobel

Scobel: Der kanadische Philosoph Charles Taylor, der auch ein gern gesehener Gast in Frankfurt ist, hat in mehr als tausend Seiten ein Standardwerk über die Frage der Säkularisierung geschrieben. Darin geht es unter anderem um den bekannten Vorwurf an die orthodoxen Religionen, dass sie gegen die Vernunft verstießen und statt dessen Mysterien und Paradoxien eine Rolle zubilligen, die sie eigentlich im modernen Leben mit wissenschaftlichem Fortschritt nicht mehr haben sollten. Wenn ein kluger, belesener, international anerkannter Mann wie Charles Taylor mehrere Tausend Seiten braucht, werden Sie ahnen, dass wir etwas Probleme haben werden, dieses Thema in zwei Stunden abzuhandeln.

Tatsache ist: Gott – oder, allgemein formuliert, das Religiöse – spielt seit Jahrhunderten in der westlichen Welt eine immer geringere Rolle. Man kann das gut finden und als teuer bezahlte Errungenschaft schätzen, man kann den Verlust auch herunterspielen und sagen, das ist halt der Preis für die Aufklärung, Wissenschaft und Rationalität.

Man kann aber auch sagen, dass unseren Handlungen, Zielen, Gefühlen in unserem ganzen Leben ein Gewicht fehlt, eine Art Resonanz, wie Taylor das ausgedrückt hat, ein Gefühl, das eigentlich vorhanden sein müsste. Das ist ein Mangel, den nicht nur Teenager, Leute in der Midlife-Crisis oder sterbende Menschen spüren, das ist ein grundlegendes Unbehagen, das viele bei uns haben, zumal uns ja die Aufklärung nicht geschützt hat vor irrsinnigen Kriegen mitten in Europa.

Und noch etwas sagt Taylor: Die Dynamik des Nova-Effekts behagt uns überhaupt nicht. Damit meint er, dass unser Leben wie eine Supernova in eine immer größere Vielfalt von moralischen und spirituellen Optionen zersplittert. Glauben, Religion, das ist nur eine Option von vielen. Meditieren ist so eine Art Sport für den Geist geworden.

Was machen die religiösen Gemeinschaften damit? Ja sagen, die Säkularisierung akzeptieren oder sich dagegen stellen?

Klar ist, dass die heiligen Schriften mit ihren festgelegten Regeln kaum noch verbildlich sind. Abgesehen davon haben sich demokratische Gesellschaften dafür entschieden, Religion – auch Ethik – weitgehend in das Privatleben zu schieben.

Unsere Frage jetzt ist, wie eine Ethik jenseits und vielleicht auch diesseits der Religionen aussehen könnte und wie man eine solche Ethik begründen könnte.

Der Dalai Lama ist ein Mensch, der sich auf bewundernswerte Art und Weise mit größtem Interesse auf die Wissenschaft und die Moderne eingelassen hat. Zugleich steht er aber auch tief in einer jahrtausendalten Religion und spirituellen Tradition. In den letzten Jahren hat er immer wieder stark betont, wie wichtig secular meditation und secular ethics sind.

Eure Heiligkeit, könnten Sie darlegen, wie traditioneller tibetischer Buddhismus und eine säkulare Ethik zusammengehen.

Dalai Lama: