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Auf den Spuren Störtebekers Ob traditionsreiche Hansestädte, sanfte Boddenlandschaften oder quirlige Seebäder – die Küste Mecklenburg-Vorpommerns hat für jeden Geschmack etwas zu bieten. Jan Werner stellt in diesem Buch daher die schönsten Orte auf dem Festland und den Inseln in sieben konkreten Törnvorschlägen vor. Dabei werden alle wichtigen Häfen und Ankerplätze samt ihrer Ansteuerung und Versorgungsmöglichkeiten beschrieben, wobei detaillierte Pläne und Fotos für eine sichere Orientierung sorgen. Zusammen mit den zahlreichen Tipps zu Sehenswürdigkeiten und Ausflugszielen ist so für einen rundum gelungenen Urlaub gesorgt. Folgende Teilreviere werden beschrieben: - Mecklenburger Bucht ab Boltenhagen mit Wismar und Rostock - Fischland, Darß, Zingst - Hiddensee und Jasmunder Bodden - Rügen und Stralsund - Greifswalder Bodden - Usedom und Peenestrom - Stettiner Haff mit Stettin Ob Sie am liebsten auf dem offenen Meer segeln oder auf ruhigen Binnenseen die Seele baumeln lassen – die deutsche Ostsee bietet für jeden Bootsurlaub etwas. Zwischen kleinen Inseln und malerischen Häfen lebt noch immer die alte Seefahrertradition, die bis heute Land und Leute prägt. Segeln Sie auf den Spuren Störtebekers oder verfolgen Sie eine der zahlreichen Regatten und Wassersportveranstaltungen. Mit dem praktischen Törnführer für die Ostseeküste haben Sie alles an Bord, was Sie für eine effektive Törnplanung brauchen. Autor Jan Werner bereist die deutsche Ostseeküste seit vielen Jahren mit dem Segelboot und zeigt Ihnen alle wichtigen Häfen, Marinas und Ankerplätze und wie Sie sie am besten ansteuern. Detaillierte Pläne, Seekarten und Fotos helfen Ihnen bei der Orientierung auf dem Wasser wie an Land. Zusammen mit vielen informativen Tipps zu Sehenswürdigkeiten und Ausflugszielen ist für einen rundum gelungenen Ostsee-Urlaub gesorgt. Lichten Sie den Anker und segeln Sie los!
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Seitenzahl: 324
Veröffentlichungsjahr: 2024
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JANWERNER
WISMAR BIS SZCZECIN
TÖRNFÜHRER
DELIUS KLASING VERLAG
Alle in diesem Buch enthaltenen Angaben und Daten wurden von dem Autor nach bestem Wissen erstellt und von ihm sowie vom Verlag mit größtmöglicher Sorgfalt überprüft. Gleichwohl können wir keinerlei Gewähr oder Haftung für die Richtigkeit, Vollständigkeit und Aktualität der bereitgestellten Informationen übernehmen. Die hier zur Verfügung gestellten Pläne dienen lediglich zur Orientierung und nicht zur Navigation; sie ersetzen also keine See- bzw. Sportbootkarten oder andere offizielle nautische Unterlagen, deren Mitführung in aktueller Fassung wir dringend empfehlen.
Wir hoffen, dass Ihnen dieses Buch viel Freude bereitet. Falls Sie Anregungen haben sollten, was wir in Zukunft noch besser machen können, schreiben Sie uns bitte an [email protected]. Korrekturen veröffentlichen wir im Interesse aller Leser unter www.delius-klasing.de auf der jeweiligen Pro-duktseite.
Dieses Buch wurde zuvor unter der ISBN 978-3-667-11593-5 angeboten.
9., aktualisierte und überarbeitete Auflage
© Delius Klasing Verlag GmbH, Bielefeld
Folgende Ausgaben dieses Werkes sind verfügbar:
ISBN 978-3-667-12175-2 (Print)
ISBN 978-3-667-12575-0 (Epub)
Lektorat: Dr. Sigrun Künkele
Fotos: Jan Werner, außer Cover: IMAGO Images/imagebroker und S. 13, 22, 23, 25, 26, 34, 36, 38, 68, 73, 75, 88, 90, 96, 97, 103, 116, 125 unten, 132, 171, 179, 181, 225, 226, Umschlagrückseite: Christine Jacob Karten und Pläne: Christine Jacob
Karten auf dem Umschlag: Inch 3, Bielefeld
Umschlaggestaltung: Felix Kempf, fx68.de
Layout: Christine Jacob, Schwerin
Lithografie: Comwedo, Bielefeld
Datenkonvertierung E-Book: Bookwire - Gesellschaft zum Vertrieb digitaler Medien mbH
Alle Rechte vorbehalten! Ohne ausdrückliche Erlaubnis des Verlages darf das Werk weder komplett noch teilweise vervielfältigt oder an Dritte weitergegeben werden.
www.delius-klasing.de
Vorbereitung
Das Revier
Boot und Crew
Zu den Städten der Hanse
Törnvorschlag 1: Nach Wismar und Rostock
Wismarbucht
Insel Poel
Salzhaff
Kurs Rostock
Die Warnow
Fischland, Darß und Zingst
Törnvorschlag 2: Von Rostock zu den Boddengewässern
Zur Grabow
Barther Bodden
Zingster Strom
Bodstedter Bodden
Nadelstrom und Koppelstrom
Saaler Bodden
Die Rückreise
Hiddenseeund Jasmunder Bodden
Törnvorschlag 3: Vom Strelasund nach Ralswiek
Abstecher zur Insel Ummanz
Weiter nordwärts
Hiddensee
Ausflüge auf Hiddensee
Kurs Jasmunder Bodden
Wieker Bodden
Breetzer Bodden
Breeger Bodden
Großer Jasmunder Bodden
Die Rückreise
Zum Greifswalder Bodden
Törnvorschlag 4: Von Stralsund nach Greifswald
Auf dem Strelasund südwärts
Ankerplätze im Strelasund
Greifswalder Bodden
Kurs Lauterbach
Zur Halbinsel Mönchgut
Die Inseln vor dem Greifswalder Bodden
Nach Greifswald
Rügen rund
Törnvorschlag 5: Vom Greifswalder Bodden nach Hiddensee
Nach Sassnitz – linksherum
Rund Kap Arkona
Ankerplätze im Osten und Norden – und dazu zwei kleine Häfen
Peenestrom und Kleines Haff
Törnvorschlag 6: Vom Greifswalder Bodden zum Stettiner Haff
Krumminer Wiek
Achterwasser
Kurs Kleines Haff
Abstecher nach Polen
Törnvorschlag 7: Nach Świnoujście und Szczecin
Formalitäten
Zum Kanał Piastowski (Kaiserfahrt)
Zurück zum Stettiner Haff
Auf der Oder nach Szczecin
Langer Törn für kleine Boote
Weiter Kurs Ostsee
Die Rückreise
Register
Distanzen: Wismar 11 sm (von Ansteuerung Offentief) – von Wismar nach: Kirchdorf 8 sm – Timmendorf 8 sm – Hohen Wieschendorf 6 sm – Marina Boltenhagen 10 sm – Ansteuerung Salzhaff 12,5 sm – weiter nach Rerik 8 sm – Kühlungsborn (ab Wismar Ostansteuerung) 12 sm – Warnemünde 13 sm – Rostock (Stadthafen) 6 sm.
Die Wismarbucht ist an ihrer Mündung, zwischen der Insel Poel und der Tarnewitzer Huk, gut 4 sm breit. Davor aber erstrecken sich zwei sehr ausgedehnte und dazu noch mehrere kleinere Flachs. Die beiden großen: im Westen der Sand Lieps und im Osten die Hannibal-Bank. Beide sind unangenehm, vor allem bei starkem, auflandigem Wind, denn dann steht Brandung darauf. Sie sind auch voller Steine. Über die Hannibal-Bank könnte man bei ruhigem Wetter allerdings getrost hinwegsegeln, denn sie weist Wassertiefen auf, die für eine kleine Yacht allemal reichen (Mindesttiefe 2,5 m). Man sollte es aber nicht tun, denn es ist ein ökologisch sensibles Gebiet.
Bei der Sandbank Lieps geht es überhaupt nicht, denn deren südliche Hälfte hat sehr wenig Wasser, zumeist sogar weniger als 2 m, vor allem aber einen schmalen, trockenfallenden Sandrücken, der bis hart an das tiefe Wasser heranreicht und sich in nordwestlicher Richtung auf einer Länge von 1 sm erstreckt: eine tückische Kante, zumal sie nicht betonnt ist.
Wismar Traffic Kanal 12
Lagemeldungen stündlich um h+45 und bei Erfordernis oder auf Verlangen
Tel. 04502-84750
Westansteuerung. Wer also von Westen kommt, aus der Lübecker Bucht etwa, von Travemünde her, der tut gut daran, die weit vor Land liegende, große, rotweiße Leuchttonne Offentief (WP 2149: 54°02,40’N 011°17,85’E, Iso.4s) anzusteuern. Sie markiert die westliche Ansteuerung in die Wismarbucht, das Offentief, das zwischen Lieps und Hannibal-Bank Richtung SE in die Wismarbucht hineinführt.
Das Offentief hat genügend Wasser (5 m in der Rinne), sodass man auch bei unhandigem Wetter gut hindurchkommen müsste. Immer vorausgesetzt, dass man sich in der Rinne hält, die allerdings etwas dürftig mit nur einem Tonnenpaar markiert ist. Aber: Hat man die Mitte-Schifffahrtsweg-Tonne zu fassen bekommen und läuft man danach stur Kurs SE, so kann nichts passieren. Nach knapp 2 sm erreicht man beim Krakentief die betonnte Fahrrinne zum Hafen von Wismar.
Naturschutz
Die Wismarbucht hat eine große Bedeutung für den Naturschutz.
Großklützhöved: Wer von Westen kommend dicht unter Land bleibt, sollte das Gewässer innerhalb der 3-m-Linie meiden und die 10-m-Linie nicht überschreiten. Vor der imposanten Steilküste breiten sich die Blocksteingründe aus: Das ist der Lebensraum der Uferschwalbe und des Flussregenpfeifers und im Flachgebiet der des Mittelsängers.
Lieps: Ankern ist nur bis zur 5-m-Linie erlaubt, höchstens bis 300 m vor dem Ufer. Hier leben Seeadler, Kormorane und Graugänse, manchmal halten sich hier auch Seehunde auf. Das Betreten der Sandbank ist verboten.
Höchstgeschwindigkeit: 8 kn
Ostansteuerung. Wer etwa von Fehmarn herübersegelt oder von Dänemark, wird die östliche Passage nehmen, das Hauptfahrwasser nach Wismar. Da man anders wenig gewinnt, würde ich ruhig auf die große, rot-weiße Mitte-Schifffahrtsweg-Tonne Wismar (WP 2133: Iso.4s) zuhalten, die auf 54°06,01’N 011°26,19’E liegt. Von da dann gleich mit Kurs 165° auf das knapp 2 sm entfernte Tonnenpaar Grün 1 (Fl.G.4s) und Rot 2 (WP 2140: 54°04,38’N 011°27,03’E, Fl.R.4s) zu.
Wer von Rostock her kommt, braucht natürlich nicht bis hinaus zur Mitte-Schifffahrtsweg-Tonne Wismar. In diesem Fall genügt es, das bereits erwähnte Tonnenpaar Grün 1 und Rot 2 anzuliegen.
Ost- und Westansteuerung vereinigen sich beim Krakentief zum gemeinsamen Hauptfahrwasser nach Wismar. Diese Rinne verläuft zunächst in etwa mit Kurs S auf die Hohen Wieschendorf Huk zu, wechselt dann auf Kurs SE und führt danach an dem Inselchen Walfisch vorbei auf Wismar zu.
Boltenhagen.
Distanz von der Mitte-Schifffahrtsweg-Tonne Offentief 11 sm, von der Mitte-Schifffahrtsweg-Tonne Wismar sogar 17 sm. Dazu kommt noch, was man schon an Anfahrt zu diesen Tonnen in den Knochen hat; das wäre dann mehr als genug.
Deshalb mein Rat: Zuerst schön sauber im Tonnenstrich auf Wismar zu. Die Bucht mit ihren anderen Häfen sehen wir uns später in aller Ruhe an. Hält man sich immer in der gut betonnten und befeuerten Ansteuerung, hat man keinerlei Probleme. Den Steinfeldern und Untiefen, die es in der Wismarbucht nicht zu knapp gibt, bleibt man so gut fern.
Wenn einem das letzte Stück zur Stadt dennoch zu viel sein sollte, so kann man auch gut zu dem
Yachthafen Weiße Wiek nach Boltenhagen fahren, womit man gegenüber Wismar 7 sm Weg sparen würde. Man verlässt das Hauptfahrwasser bei der grünen Tonne 19 (WP 2144: 53°58,72’N 011°19,81’E, Q.G) und läuft mit Kurs eben südlicher als W (ca. 260°) knapp 3 sm quer durch die tiefe Wohlenberger Wiek. Die Marina liegt nicht, wie man denken könnte, in der weit ausschwingenden Boltenhagenbucht, sondern erst in der Wismarbucht unterhalb der Tarnewitzer Huk. Eine große, elegante Anlage, zertifiziert als 5-Sterne-Marina, mit 350 Liegeplätzen, eben östlich des schönen und sehenswerten Ostseebads Boltenhagen. Zur Marina gehören zwei Hotels. Nach Boltenhagen etwa 30 min Weg durch den Wald; es gibt auch einen Shuttle dorthin.
Versorgung: Wasser und Strom an den Stegen. WCs und Duschen, Waschmaschine und Trockner, Werft mit Reparaturen und Bootsbauer, Segelmacher, Zubehör, 38-t-Slip, 200-kg-Mastenkran. Tankstelle. Entsorgung. Lebensmittel. Bistro, Fischgeschäft. Fahrräder.
Ansteuerung nachts: Von Ost kommend erscheinen die Molenfeuer wegen der Überlappung der Molen vertauscht: Die Hafeneinfahrt öffnet sich nach SW (s. vorige Seite)!
Im Vergleich mit Boltenhagen ist die
Marina Hohen Wieschendorf durchaus eine Alternative, wenn auch überhaupt nicht mit der Luxusmarina in Boltenhagen zu vergleichen. Man steuert den Hafen am besten von dem rot-grünen Tonnenpaar 27/24 Kirchdorf 2 (WP 2145: 53°57,37’N 011°23,38’E) an. Mit Kurs 253° kommt man zur Ansteuerung. Die Rinne ist mit zwei Spierenpaaren markiert. Es treten immer wieder Versandungen auf: deshalb nicht zu nahe an die Spieren ran! Der Hafen ist nach Süden zu mit roten Tonnen markiert.
Der Hafen bietet 100 Liegeplätze. Boote bis zu 15 m Länge finden hier Platz. Große Boote sollten aber nicht an die Schlengel, sondern am Betonkai längsseits gehen.
Auf der Pier drei Klinkerbauten, im mittleren die Hafenmeisterei sowie Duschen und WCs, sogar eine Sauna, Waschmaschine und Trockner. 4-t-Kran. Yachtservice. Ebenfalls auf dem Steg das Restaurant Little Italy. Hinter der Marina, auf dem leicht ansteigenden Land, eine Ferienhaussiedlung, daneben das Gelände eines Golfclubs. Man liegt in diesem Hafen recht ruhig, bei Winden zwischen Südost und Nordost kann es ungemütlich werden. An der anderen Seite der Pier ein kleiner Sandstrand. Man erspart sich gegenüber Wismar gerade mal 4 sm. Dafür liegt man in der Natur.
Wahrschau!
Ab Tonne 33 querab Inselchen Walfisch: Höchstgeschwindigkeit 8,1 kn!
Wer Hohen Wieschendorf auslässt und weiter auf Wismar zuhält, wird eben vor der Stadt noch einen Hafen passieren: am Westufer den Yachthafen Wendorf des Yachtclubs Wismar, querab der grünen Tonne 45. In seinem nördlichen Becken gut 2 m Wasser. Nicht schlecht, aber zur Stadt etwas weit. Die Stege südlich davon liegen auf flachem Wasser, diese Anlage gehört einem Kanuverein.
Ein Stückchen weiter, auch am Westufer, der Hafen des Wismarer Seglervereins. Die Ansteuerung beginnt an der grünen Tonne 47. Die auf 2,5 m ausgebaggerte Rinne ist mit Spieren markiert. Der kleine Hafen liegt im Schatten der riesigen Halle der Wismar-Werft, die – wie einige Werften in letzter Zeit – oft den Besitzer gewechselt hat. Momentan sollen hier Schiffe für die Marine gebaut werden.
Wir lassen beide Häfen rechts liegen und fahren weiter, auf
Wismar zu, wo wir uns im Alten Hafen einen Liegeplatz suchen: ein ziemlich schmaler, leicht gekrümmter Hafenschlauch, eigentlich der Fischerhafen von Wismar. Wir suchen uns an der Ostmole einen freien Platz (Plan S. 24), soweit wie möglich hinten, nicht aber am Ende, denn diese Plätze sind für Fischer und Fahrgastschiffe reserviert. Ein stimmungsvoller Hafen, gerade weil er etwas eng ist und auch noch ein paar Fischkutter hat, die meistens an der Westseite bleiben. An der Ostseite Fahrgastschiffe und auch einige alte, restaurierte Segler. Deshalb ist es manchmal schwierig, einen Platz zu bekommen, der dann aber der beste in Wismar ist. (Wer im Alten Hafen nicht unterkommt: s. S. 23 unter »Liegeplatz«.) Am Hafen wurde und wird viel ge- und umgebaut, ein Teil der alten Backstein-Lagerhäuser sind jetzt Ferienwohnungen, die anderen werden folgen, Freiflächen wurden mit Geschäfthäusern zugebaut. Manche finden den Alten Hafen von Wismar etwas unruhig. Daran ist einiges wahr, denn dicht an seinem Scheitel führt eine viel befahrene Straße vorbei – aber was wiegt das schon angesichts dieses schönen alten Hafens? Direkt an unserem Alten Hafen mündet das gotische Wassertor, Rest der einst mächtigen, 4 m hohen Stadtbefestigung. Wismar, als Mitglied der Hanse eine reiche Stadt, hatte auch allen Grund, sich gut zu schützen.
Wismar Port Kanal 11
Dienstzeiten: Mo.–Do. 0700–1530 (Fr. bis 1500)
Obwohl die alte Stadt an sich schon ein Kleinod ist, die zu durchwandern sehr lohnt: Am schönsten wirkt sie, wenn man von See her kommt – mit ihrem Gewirr rotbrauner Dächer, über die sich mehrere alte Kirchen erheben, vor allem die wuchtige St.-Nikolai-Kirche, die doch sehr an die Marienkirche von Danzig erinnert, dann der schlanke, hohe Turm der Marienkirche, die zierlichen Giebeltürmchen der Heiliggeistkirche und eben auch die vielen filigranen Werftkräne am Hafen. Man braucht nur durch das gotische Wassertor zu gehen und ist gleich mitten in einer alten Hansestadt. In »unserem«, dem Alten Hafen mündet ein schmaler Wasserlauf, die Grube, die mitten durch die Stadt führt und den Schweriner See mit der Ostsee verbindet. Angelegt wurde der kleine Kanal schon im 13. Jahrhundert; er diente ursprünglich der Wasserversorgung, später dann als Löschwasserspeicher: Wenn ein Brand drohte, wurden die eisernen Tore am Hafen geschlossen, und dann konnte man im wahrsten Sinne des Wortes aus dem Vollen schöpfen.
Wismar.
Am Alten Hafen.
Später wurde für die Trinkwasserversorgung die Wasserkunst am Markt angelegt (s. Foto S. 23), eine pavillonartige Konstruktion, die zwischen 1579 und 1602 von einem holländischen Baumeister errichtet wurde. In hölzernen Rohren wurde das Wasser zur Stadt geleitet und dann von der Wasserkunst aus auf die Häuser verteilt. Gutes Wasser war immer wichtig, denn Wismar war auch immer eine Stadt der Bierbrauer. Der Marktplatz, auf dem die Wasserkunst steht, ist ein mächtiges Geviert, angeblich einer der größten Marktplätze der Hanse. Seine Nordseite schließt fast ganz das große, weiße Rathaus ab, ein schöner, klassizistischer Bau. Die Stadt ist voller Sehenswürdigkeiten, die größte aber ist ihre Atmosphäre: Obwohl von mehreren Luftangriffen im Zweiten Weltkrieg hart getroffen, an einigen Stellen auch etwas heruntergekommen, bietet sich doch immer noch das Bild einer alten, reichen Hansestadt. Seit 2002 gehört die Altstadt von Wismar – zusammen mit Stralsund – zum Welterbe der UNESCO; der Stadtkern mit den monumentalen Backsteinkirchen und repräsentativen Kaufmannshäusern und dem bis heute nahezu unveränderten mittelalterlichen Grundriss zeigt hier eine typische Stadtanlage aus der Blüte der Hanse im 14. Jahrhundert. Man muss sich nur die Zeit nehmen, durch ihre engen Kopfsteingassen zu schlendern, etwa zur mächtigen St.-Nikolai-Kirche mit dem viertgrößten Kirchenschiff Deutschlands, die inmitten eines stillen, verwunschenen Platzes steht, oder zur Ruine der Marienkirche mit ihrem hoch aufragenden Turm oder zur noch recht gut erhaltenen Heiliggeistkirche und natürlich auch zu den vielen, teilweise prächtigen Bürgerhäusern, etwa zum Alten Schweden, einem gotischen Gemäuer, dem ältesten Haus Wismars überhaupt, an der Ostseite des Marktes. Der Name erinnert daran, dass Wismar über Jahrhunderte zu Schweden gehörte. Prächtigstes Beispiel hanseatischen Bürgerstolzes ist das Schabbellhaus an der Neuen Grube, ein Renaissancebau, den sich der Wismarer Ratsherr, Brauer und spätere Bürgermeister Hinrich Schabbell von einem holländischen Baumeister entwerfen ließ (jetzt Stadtgeschichtliches Museum).
Der Sehenswürdigkeiten von Wismar sind so viele, dass man sie hier nicht alle aufzählen, geschweige denn beschreiben könnte. Guter Rat: Sich in der Touristinformation (Lübsche Straße 23a) einen Stadtführer besorgen und dann zu einem gemächlichen Stadtrundgang aufbrechen. Es wird ein Gang in die Vergangenheit werden:
Begonnen hat die Geschichte von Wismar, als Anfang 1200 deutsche Einwanderer am Bach Wissemara eine Siedlung errichteten. Die Gründung entwickelte sich so glücklich, dass schon um 1275 um die Stadt mit ihren 5000 Einwohnern – enorm viel für die damalige Zeit – eine fast 4 m hohe Backsteinmauer gezogen werden konnte. Von den fünf Stadttoren, die es damals gab, ist nur noch das Wassertor am Hafen erhalten geblieben. Zeitweise hatten die Mecklenburger Herzöge ihre Residenz in Wismar, und zwar im noch heute bestehenden Fürstenhof, einem prächtigen Gebäude nahe der Georgenkirche.
Wismar.
Die Grube, an der Mündung in den Alten Hafen, hier noch mit den Sandsäcken zum Schutz vor dem Winterhochwasser.
Wismar.
Die Wasserkunst am Marktplatz von Wismar. Das dunkle Haus dahinter ist der Alte Schwede.
Was die Stadt wirklich hochbrachte, war weniger die zeitweise Anwesenheit der Landesherren als vielmehr die Zugehörigkeit zur Hanse. Im 14. und 15. Jahrhundert entwickelte sich der Handel so günstig, dass Wismar zu einem mächtigen Glied im Bund der wendischen Hansestädte wurde. Hauptsächlich wurden Salz und Bier exportiert, vor allem nach Skandinavien, nach Russland und ins Baltikum. Gegen Ende des 15. Jahrhunderts soll es hier 182 Bierbrauer