Traumatisierte Menschen begleiten - Uschi Lautenschlager - E-Book

Traumatisierte Menschen begleiten E-Book

Uschi Lautenschlager

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Beschreibung

Dieses Handbuch richtet sich an Helfer und Basiskursleiter, die sich um Menschen mit seelischen Verletzungen kümmern und dazu das Arbeitsbuch "Traumatisierte Menschen begleiten" benutzen. Es handelt sich um ein biblisch basiertes Traumabewältigungsprogramm für (geflüchtete) Erwachsene. Diesem Buch liegen gesammelte Erfahrungen von Helfern und Kursleitern aus allen Kontinenten zugrunde. Es trägt dazu bei, dass auch Ihr Einsatz effektiv und nachhaltig wird. Das Buch enthält Anleitungen zur Entwicklung eines umfassenden Traumabewältigungsprogramms - vom ersten Informationstreffen über die Ausbildung von Helfern und Kursleitern bis hin zum Unterstützen traumatisierter Menschen in Austauschgruppen. Dieses Handbuch ergänzt das Arbeitsbuch und enthält viele Informationen aus der Praxis und für die Praxis: - Vorschläge zum zeitlichen Ablauf - Anleitungen zur Gruppenführung - Anspiele und andere kreative Ideen - Tipps z.B. Brückenbauen zu muslimischen Teilnehmern - Hinweise zum Planen, Organisieren und Durchführen einer Austauschgruppe oder eines Ausbildungskurses

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Seitenzahl: 117

Veröffentlichungsjahr: 2019

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Er,

(der Vater, dem alle Herrlichkeit gehört,)

öffne euch die Augen,

damit ihr seht, wozu ihr berufen seid,

worauf ihr hoffen könnt

und welches unvorstellbar reiche Erbe

auf alle wartet, die zu Gott gehören.

Ihr sollt erfahren, mit welcher unermesslich

großen Kraft Gott in uns, den Glaubenden, wirkt.

Ist es doch dieselbe gewaltige Kraft,

mit der er am Werk war,

als er Christus von den Toten auferweckte

und ihm in der himmlischen Welt den Ehrenplatz

an seiner rechten Seite gab!

Epheser 1,18–20 HFA

INHALTSVERZEICHNIS

EINFÜHRUNG & PROGRAMMÜBERSICHT

Aufbau des Programms

Material, das zum Programm gehört

Kursleiter werden

Austauschgruppen organisieren

Kursinhalt

Zusammensetzung des Leiterteams

Praktische Planung einer Austauschgruppe

Benötigtes Material

Schweigepflicht

AUSTAUSCHGRUPPEN UND KURSE LEITEN

Partizipatives Lernen

Visuelle Hilfen sinnvoll einsetzen

Die Gruppendynamik steuern

DIE LEKTIONEN

Begrüßungsrunde

Lektion 1 Warum gibt es Leid auf der Welt?

Lektion 2 Heilung für seelische Verletzungen

Lektion 3 Was geschieht, wenn wir trauern?

Lektion 4 Seelische Verletzungen bei Kindern

Lektion 5 Sexuelle Gewalt

Lektion 6A Häusliche Gewalt

Lektion 6B Selbsttötung

Lektion 6C Suchtprobleme

Lektion 7 Für den Helfer sorgen

Lektion 8 Den Schmerz zu Gott bringen

Lektion 9 Vergebung

Lektion 10 Konflikte zwischen (ethnischen) Gruppen

Feierlicher Akt: Um Vergebung bitten und anderen vergeben

Basiskurs

ANHANG 1 MATERIALIEN FÜR AUSTAUSCHGRUPPEN UND BASISKURSE

Musterzeitplan für einen dreitägigen Basiskurs

Teilnahmebescheinigung Austauschgruppe

Teilnahmebescheinigung Basiskurs

Erlaubnisformular

Feedback-Bogen

Berichtsformular

ANHANG 2

Und wenn Muslime im Kurs sind?

ANHANG 3

Beratungsangebote

Dieses Buch richtet sich an

HELFER und BASISKURSLEITER des Programms

TRAUMATISIERTE MENSCHEN BEGLEITEN,

die sich weltweit dafür einsetzen, dass Licht die Dunkelheit erhellt, dass Trauernde getröstet werden und dass Menschen, die gebrochenen Herzens sind, heil werden.

Sie sind wie „Bäume, die der Herr selbst gepflanzt hat“.

(Jesaja 61,3)

EINFÜHRUNG & PROGRAMMÜBERSICHT

1. Geschichte

Gegen Ende der 1990er-Jahre erlebten immer mehr afrikanische Länder Kriege und Unruhen. In den Menschen, die davon betroffen waren, haben Erlebnisse von Gewalt, Verlust und Terror tiefe Spuren hinterlassen. Pastoren kamen zu Wycliff-Mitarbeitern vor Ort und sagten: „Seit den Angriffen verhalten sich die Menschen hier so eigenartig. Wir wissen nicht, was wir tun sollen!“ Daraufhin schloss sich eine Expertengruppe aus Wycliff-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeitern zusammen, bestehend aus Pastorinnen und Pastoren sowie Fachleuten aus den Bereichen Psychologie, Psychiatrie und Seelsorge, um nach einer Lösung zu suchen. Das Ergebnis war dieses Buch, zunächst auf Englisch. Inzwischen wurde das dem Buch zugrundeliegende Programm auf allen Kontinenten eingesetzt. Es hat weltweit Tausenden traumatisierten Menschen geholfen. Immer wieder wurde der Inhalt den Kulturen und den Gegebenheiten der jeweiligen Länder angepasst – beispielsweise, als ein großes Erdbeben Nepal erschütterte oder Ebola in Afrika ausbrach. Die vorliegende Version des Programms wurde der Flüchtlingssituation in den deutschsprachigen Ländern angepasst. Sie ist für Menschen unterschiedlicher Glaubensrichtungen konzipiert.

2. Stationen der Traumabewältigung

Heilung von seelischen Verletzungen geschieht nicht „auf Knopfdruck“. Sie ist ein Prozess, der sich oft über lange Zeit erstreckt. Man kann diesen Heilungsprozess mit einer Reise vergleichen. Wie auf jede Reise sollten wir die notwendigsten Dinge mitnehmen: Wir brauchen Geduld, denn die Reise wird einige Zeit dauern. Wenn wir sie mit anderen antreten und die Last unseres Herzens miteinander teilen, müssen wir uns gegenseitig vertrauen. Auch Mut und Ehrlichkeit sind erforderlich, damit wir unseren seelischen Schmerz nicht mehr verdrängen, sondern dazu stehen. Nur so finden wir auf lange Sicht wirksame Hilfe.

Die folgende Darstellung zeigt den Weg, dem wir auf der „Traumabewältigungsreise“ folgen werden.

STATIONEN DER TRAUMABEWÄLTIGUNG

Im Erleben von Leid und Verlust kann unsere Seele verletzt werden. Diese seelischen Wunden können heilen, wenn wir den Schmerz bewusst wahrnehmen und wenn wir mit jemand darüber reden; jemand, dem wir vertrauen und der gut zuhören kann. Wichtig ist, dass wir das Leid, das uns zugefügt wurde, anerkennen und darüber trauern, damit uns der Schmerz nicht das ganze Leben lang verfolgt. Dann können wir unser Herz auch vor Gott ausschütten und vor Ihm klagen. Schließlich können wir den Schmerz zu Gott bringen und bei Ihm, der unsere Zuflucht ist, abgeben. So finden wir inneren Frieden und kommen irgendwann an einen Punkt, an dem wir anfangen können, denen zu vergeben, die uns verletzt haben. Auf diese Weise erleben wir Heilung. Wir werden fähig, unser Leben und das Zusammenleben mit anderen wiederherzustellen und neu zu gestalten. Künftig können wir Leid besser ertragen, wir haben mehr Widerstandskraft (Resilienz).

DER AUFBAU DES PROGRAMMS

Die verschiedenen Komponenten des Programms

Informationstreffen: Ziel eines Informationstreffens ist, Gemeindeleiter auf das Thema Traumabewältigung aufmerksam zu machen, damit sie erwägen können, es in ihr Programm aufzunehmen. Solche Treffen schaffen ein unterstützendes Umfeld für künftige Traumabewältigungskurse.

Ausbildungskurse für Kursleiter: Im Basiskurs lernen die Teilnehmer grundlegende biblische und psychologische Prinzipien bezüglich Traumabewältigung kennen. Sie nehmen ihre eigenen seelischen Verletzungen wahr und bringen sie zu Jesus, der Heilung schenkt. Sie lernen auch, wie sie anderen helfen können, Heilung für ihre seelischen Verletzungen zu finden.

Anschließend setzen die Teilnehmer das Gelernte in die Praxis um, indem sie zwei Austauschgruppen leiten. Danach besuchen sie einen Aufbaukurs, womit die Grundausbildung abgeschlossen ist.

Austauschgruppe: Ziel einer Austauschgruppe ist, dass Menschen mit seelischen Verletzungen neue Kraft und neue emotionale Stabilität gewinnen, dass sie sich mit dem Wort Gottes befassen und widerstandsfähiger werden. Wenn Teilnehmer einer Austauschgruppe Heilung erfahren haben und Kursleiter werden möchten, nehmen sie an einem Basiskurs teil, um weitere Lektionen kennenzulernen.

Mini-Kurs: Ziel eines Mini-Kurses ist, besonderen Bedürfnissen Rechnung zu tragen, die aktuell auftreten. Dabei kann es sich um eine einzelne Lektion, einen Teil einer Lektion oder um eine Übung handeln – auf jeden Fall um weniger als die fünf Kernlektionen (Lektion 1–3 und 8–9). Dieser Kurzeinstieg in die Thematik, kann Interesse für die Teilnahme an einer Austauschgruppe wecken.

Vernetzung aller Helfer: Ziel einer solchen Vernetzung ist, Kursleiter, Psychologen, Psychiater und Vertreter von Organisationen und Gemeinden, die mit traumatisierten Menschen arbeiten, miteinander in Kontakt zu bringen. Die Vernetzung soll Zusammenarbeit, Weiterbildung, gegenseitige Ermutigung und gemeinsames Gebet fördern. So kann sich eine Dynamik für das Anliegen der Traumabewältigung in einem Gebiet oder in einem ganzen Land entwickeln.

MATERIAL, DAS ZUM PROGRAMM GEHÖRT

Traumatisierte Menschen begleiten

Ein Arbeitsbuch für christliche Gemeinden

(Wycliff, DMG, AMIN, THI, 2018).

Die Geschichten in diesem Buch stammen aus dem Alltag von Geflüchteten. Der Inhalt des Buches richtet sich jedoch an alle, die etwas Schlimmes erlebt haben.

Das vorliegende Handbuch enthält zusätzliche Unterrichtshilfen für Austauschgruppen- und Basiskursleiter.

Zum englischen Programm gehören weitere Materialien, die man je nach Teilnehmer und Ziel einsetzen kann. Healing the Wounds of Trauma – How the Church Can Help bildet die Grundlage des klassischen Programms für Erwachsene.

Das Classic Program Facilitator Handbook enthält zusätzliche Unterrichtshilfen für Austauschgruppen- und Basiskursleiter. Die erste Hälfte des Handbuchs erscheint als Separatdruck unter dem Titel Starter Facilitator Handbook. Es bildet die Grundlage des vorliegenden Buches.

Das Begleitheft Scripture Companion Booklet ist besonders geeignet für Teilnehmer einer Austauschgruppe, die das Wort Gottes nicht in ihrer Sprache haben oder ungeübt im Lesen sind. Es enthält eine Zusammenfassung der Hauptgedanken jeder Lektion und die vollständigen Zitate aus dem Wort Gottes. Das ermöglicht den Teilnehmern, die Lektionen für sich zu wiederholen und über die zitierten Bibelstellen nachzudenken.

Healing Hearts Club Story and Activity Book und Healing Children’s Wounds of Trauma: Ein Traumabewältigungsprogramm mit Geschichten und Aktivitäten für Kinder von 8 bis 13 Jahren. Das Buch hat den gleichen Ansatz wie das Buch für Erwachsene, ist aber altersgerecht angepasst mit Geschichten, Spielen, Übungen, künstlerischen Anleitungen und anderen Aktivitäten.

Story-based Trauma Healing: Basierend auf lebendig erzählten Geschichten wird der gleiche Inhalt vermittelt wie in den anderen Büchern. Es handelt sich um Geschichten und um vertonte Verse aus dem Wort Gottes, um Erlebnisberichte und Übungen. Diese Version ist auch für Gruppenleiter und Teilnehmer ohne Lesekenntnisse geeignet. (Man lernt die Geschichten, Verse und Übungen auswendig). Neben dem Geschichtenbuch mit Fragen zum Austausch gibt es ein Handbuch für Gruppenleiter.

Audio Trauma Healing: Hörspiele auf professionellem Niveau mit Austausch in einer kleinen Gruppe und vertonten Texten aus Gottes Wort. Geeignet für Radiosendungen und Ähnliches.

Die Webseite TraumaHealingInstitute.org gibt Zugang zu Informationen zum Thema Traumabewältigung, Veranstaltungen, Werbeschriften auf Englisch, Französisch, Spanisch usw. Ein passwort-geschützter Teil der Webseite enthält zusätzliches Material zum Herunterladen: Handbücher, zusätzliche Lektionen, Material zur Organisation von Informationstreffen, Formulare für Berichte und Zertifikate sowie einen Blog für Kursleiter. Leiter und Administratoren können auf der Webseite über den Menü-Link „LOG IN“ ein Passwort anfordern.

Online-Datenbank. Sie enthält Angaben über Kurs- und Gruppenleiter, Veranstaltungen und Übersetzungen des Unterrichtsmaterials. Kursleiter und Administratoren können per E-Mail an [email protected] eine Zugangsberechtigung anfordern.

Material Development Handbook. Es enthält Informationen über die Kontextualisierung, Übersetzung und Lizenzierung dieser Unterrichtsmaterialien. Materialien im Rahmen dieses Programms sind über [email protected] oder über traumahealinginstitute.org erhältlich. Die deutschen Bücher können überall im Buchhandel bestellt werden.

KURSLEITER WERDEN

AUSTAUSCHGRUPPEN ORGANISIEREN

Der Kursinhalt

In einer Austauschgruppe sollten mindestens die Kernlektionen (1–3 und 8–9) durchgenommen werden. Für jede Lektion sollten eineinhalb Stunden eingeplant werden, die Lektionen 2 und 3 dauern länger. Man kann sich an mehreren aufeinanderfolgenden Tagen treffen, z. B. an einem verlängerten Wochenende, oder einmal pro Woche über mehrere Monate hinweg.

Es ist in jedem Fall ratsam, die Übung Leid kreativ verarbeiten von Lektion 2 durchzuführen und den Klagepsalm von Lektion 3 zu schreiben. Das kann in der Gruppe geschehen oder, wenn es vorher gut erklärt wurde, als Hausaufgabe aufgegeben werden. Beim nächsten Treffen kann man sich dann darüber austauschen.

Wählen Sie von den Lektionen 4, 5, 6A, 6B, 6C, 7 und 10 diejenigen aus, die auf die Bedürfnisse der Gruppe eingehen und zeitlich durchführbar sind. Auch innerhalb einer Lektion können Sie die jeweiligen Passagen nach Relevanz und verfügbarer Zeit wählen. Vielleicht reicht die Zeit nicht, um alles durchzunehmen.

Führen Sie Lektion 8 erst nach den Lektionen 1–3 und den anderen ausgewählten Lektionen (4–7, 10) durch, damit die Teilnehmer zuvor Gelegenheit hatten, über ihren inneren Schmerz nachzudenken. Führen Sie Lektion 9 erst nach Lektion 8 durch, denn es ist viel leichter zu vergeben, wenn der Schmerz zu heilen begonnen hat.

Der feierliche Akt Um Vergebung bitten und anderen vergeben bietet einzelnen Personen und Gruppen Gelegenheit, die Bitterkeit im Herzen und den Schaden, den sie anderen zugefügt haben, zu bekennen und Vergebung von Gott zu empfangen. Diese Handlung könnte den Abschluss einer Austauschgruppe bilden.

Wenn das Thema von Lektion 10 relevant ist (Konflikte zwischen (ethnischen) Gruppen), kann man auch einen Mini-Kurs mit Lektion 10 und dem feierlichen Akt Um Vergebung bitten und anderen vergeben durchführen.

Jede Lektion beginnt mit einer Geschichte, durch die in das Thema der Lektion eingeführt wird. Diese Geschichten sollten laut vorgelesen und miteinander besprochen werden. Das Ziel ist, dass die Teilnehmer auf das Thema eingestimmt werden.

Ein wichtiger Teil des Heilungsprozesses ist, über das traumatische Erleben zu reden. Dafür gibt es während der Lektionen viel Gelegenheit. Die Teilnehmer sollten es vermeiden, beim Erzählen andere anzuklagen oder so viele Einzelheiten zu erzählen, dass es andere emotional zu stark belasten könnte. Nehmen Sie sich Zeit, die Texte aus der Heiligen Schrift in den Lektionen laut zu lesen, denn Gottes Wort schenkt Leben und nährt die Seele.

Zusammensetzung des Leiterteams

Viele Gruppenleiter arbeiten gern zu zweit, besonders, wenn mehr als eine Lektion am Stück unterrichtet wird. Ein einzelner Leiter kann allerdings durchaus eine Gruppe von sechs bis zehn Teilnehmern moderieren, die nur für ein paar Stunden zusammen sind. Bei zehn Teilnehmern sollte die Gruppe während der Gesprächsrunden in zwei Fünfergruppen aufgeteilt werden, damit sich alle beteiligen können. In diesem Fall braucht jede Gruppe einen Mitarbeiter. Unabhängig von der Teilnehmerzahl sollte eine Gruppe immer wieder in Zweier- oder Dreiergruppen aufgeteilt werden.

Eine Gruppe sollte so zusammengesetzt sein, dass die Teilnehmer das zu behandelnde Thema unbefangen miteinander besprechen können. Dabei ist vor allem der kulturelle Aspekt zu beachten. Wenn zum Beispiel Frauen nicht in der Gegenwart von Männern sprechen dürfen oder Jüngere nicht zu Wort kommen, wenn Ältere dabei sind, sollten entsprechend getrennte Gruppen organisiert werden. Betroffene müssen nicht unbedingt eine ähnliche traumatische Erfahrung gemacht haben, um eine Gruppe zu bilden. Die Auswirkungen und der Heilungsprozess von Traumata sind ähnlich, unabhängig von der Ursache.

Praktische Planung einer Austauschgruppe

Holen Sie eine Genehmigung der Organisation oder Gemeinde ein, in der sich die Austauschgruppe treffen soll. Entweder wird öffentlich zur Austauschgruppe eingeladen oder die potenziellen Teilnehmer werden persönlich angesprochen.

Die Gruppe kann sich in einer Privatwohnung oder in einem Gemeinderaum treffen. Die Teilnehmer sollten so sitzen, dass sie gut miteinander kommunizieren können, zum Beispiel in einem Kreis oder um einen Tisch. Singen ist in einer Austauschgruppe immer hilfreich. Die Gruppe sollte entscheiden, ob Erfrischungen serviert werden, und falls ja, wer sich darum kümmert.

Beginnen und beenden Sie die Treffen pünktlich. Wenn Teilnehmer sich gegen Ende noch länger unterhalten möchten, beenden Sie das Treffen offiziell, damit sich die anderen frei fühlen, zu gehen. Diejenigen, die bleiben wollen, können dann ungestört weiterreden.

Stellen Sie sicher, dass alle Teilnehmer zumindest eine gemeinsame Sprache sprechen, die während der Treffen benutzt wird. Falls Übersetzung notwendig ist, sollten Sie doppelt so viel Zeit einkalkulieren wie für einen einsprachigen Kurs. Falls Sie Bücher einsetzen, sollten sie in der Sprache/den Sprachen zur Verfügung stehen, die die Teilnehmer lesen können.

Es kommt vor, dass Teilnehmer nach Beendigung einer Austauschgruppe den Wunsch äußern, selbst Gruppenleiter zu werden. Dann können sie einen Basiskurs besuchen oder ein ausgebildeter Kursleiter kann mit ihnen noch einmal die Lektionen des Buches Traumatisierte Menschen begleiten durcharbeiten, inklusive der Themen über die Organisation und Durchführung eines Kurses auf den Seiten →–→ des vorliegenden Buches.

Nach der Durchführung einer Austauschgruppe sollte ein Bericht eingereicht werden (siehe Seite →–→).

Es kann sein, dass sich eine Gruppe weiterhin treffen möchte, um das Wort Gottes noch besser verstehen zu lernen. Dafür gibt es gute Glaubensgrundkurse, auch in den Herkunftssprachen der Geflüchteten, die in den letzten Jahren nach Europa kamen.