Trendwärts - Die Zukunft des Geldes - Eike Wenzel - E-Book

Trendwärts - Die Zukunft des Geldes E-Book

Eike Wenzel

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Beschreibung

Die Krise ist keineswegs zu Ende, die Umwälzungen im Finanzsektor gehen weiter: Wird der Euro auch noch in zehn Jahren unsere Währung sein? Auf welche "Grundwerte" wird sich das Finanzsystem der Zukunft berufen? Fest steht: Volatile Finanzmärkte und starke Konjunkturschwankungen werden die nächsten Jahre kennzeichnen. Die Folge: Banken und Finanzdienstleister müssen sich neu aufstellen, angesichts von Globalisierung und Klimawandel, Alterung der Gesellschaft und Hyperindividualisierung der Verbraucherwünsche.

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Dr. Eike Wenzel

Die Zukunft des Geldes

Dr. Eike Wenzel

Die Zukunft des Geldes

12 Schlüsseltrends aus der Finanzbranche

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie. Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Für Fragen und Anregungen:[email protected]

1. Auflage 2011

© 2011 by Redline Verlag, Münchner Verlagsgruppe GmbH, München, Nymphenburger Straße 86 D-80636 München Tel.: 089 651285-0 Fax: 089 652096

Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme gespeichert, verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

Herausgeber: Dr. Eike Wenzel

Redaktion: Daniela Sturm Umschlaggestaltung: Sina Trinkwalder Satz: HJR, Jürgen Echter, Landsberg am Lech

E-Book ISBN: 978-3-86248-085-2

Weitere Infos zum Thema:

www.redline-verlag.de

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Inhalt

Einleitung

Trend 1: Status quo, Trends und Megatrends im Bankenwesen

Trend 2: Hurra, wir leben noch – Strukturwandel, Finanzkrise, neue Kunden

Trend 3: Bankkunde 2030 – verzweifelt gesucht

Trend 4: Community-Banking/Web 2.0: Finanzdienstleistung und die Weisheit der vielen

Trend 5: Mobile Banking – die Hosentaschen-Bank für die nächsten zwei Milliarden Menschen

Trend 6: Pulverisierung der Branchengrenzen – Banking wird allgegenwärtig

Trend 7: Social Banking, LOHAS-Banking, (Selbst-)Verantwortungs-Banking

Trend 8: Security Banking im (Un-)Sicherheitszeitalter

Trend 9: Everybody can be a Bank – Guerilla Banking: Peer-to-Peer-Banking, selbstbestimmtes Banking

Trend 10: Bank 3.0 – Ist die Zukunft womöglich eine bessere Vergangenheit?

Trend 11: Mikrokredite und Mikro-Finance: entwickeln statt alimentieren

Trend 12: Banking 2030 – wo geht’s lang? Die wichtigsten Thesen

Einleitung

Selten waren unser gesamtes Wirtschaftssystem und unser westlicher Lebensstil derartigen Herausforderungen ausgesetzt wie momentan. Den Zusammenbruch des Bankensystems haben wir in letzter Minute verhindern können. Doch nach wie vor lässt sich schwer beurteilen, was bei den großen Geldhäusern noch an faulen Äpfeln zutage tritt. Gleichzeitig lehrt uns die nukleare Katastrophe in Japan, dass wir einen anderen Energie-Mix brauchen, um den Sprung in eine nachhaltige und verantwortungsvolle Zukunft zu schaffen. Darüber hinaus verschieben sich auch die politischen Grundachsen auf dem Erdball. Alle reden von den Emerging Markets der ehemaligen Schwellenländer. Indien ist in den vergangenen zehn Jahren um die Bevölkerungsgröße Brasiliens (190 Millionen Menschen) gewachsen. Und Brasilien ist bevölkerungsmäßig das fünftgrößte Land der Erde. In Indien, China, Brasilien usw. wächst eine neue globale Mittelschicht heran, die 1,2 Milliarden bis zwei Milliarden Menschen ausmachen wird – und nur die wenigsten verfügen bislang über ein Bankkonto. Dafür gibt es in Indien 545 Millionen Mobiltelefone. Es ist davon auszugehen, dass dort und an vielen anderen Stellen in der Welt die Mobiltelefone das uns so vertraute Bankenwesen ersetzen werden.

Das nennt man beschleunigten Wandel und wir müssen ihn möglichst schnell begreifen, um künftig nicht auf der Verliererstraße zu landen. Aus den einstmaligen Armenhäusern der Welt werden in den kommenden Jahren 70 Prozent des weltweiten Wachstums kommen. Dabei wird auch die Bankenwelt völlig neuen Herausforderungen ausgesetzt. Es ist höchste Zeit, jetzt auf diese Herausforderungen zu reagieren. Denn was sich schon jetzt abzeichnet, ist Folgendes: Die neuen globalen Märkte und Mittelschichten werden keine geduldigen Absatzmärkte für westlichen Lebensstil sein. Ganz im Gegenteil, sie beginnen schon jetzt zu definieren, was in den kommenden rund 30 Jahren den Wohlstand der Menschen in der globalisierten Welt ausmachen wird. Globalisierung, das heißt für uns (und für die Bankenwelt im Besonderen), dass große Veränderungen am anderen Ende der Welt künftig auch für unsere Kreditinstitute ums Eck unmittelbare Konsequenzen haben werden. Zukunft passiert! Und Veränderungen kommen immer schneller auf uns zu, sodass wir immer rascher darauf reagieren müssen. Um Sie, liebe Leserinnen und Leser, mit so vielen und zeitnahen Handlungsoptionen wie möglich auszustatten, haben wir auf die weltweiten Trends in der Finanzbranche geschaut. Das Ergebnis finden Sie in dieser Studie auf die zwölf wichtigsten Trends und Thesen heruntergebrochen. Tatsächlich erleben wir gerade eine grundlegende Neuordnung der globalen Kräfteverhältnisse, der weltweiten Mediennutzung und des Konsums (einmal abgesehen von der Anforderung einer neuen Energiewelt, welche die Bankenbranche momentan jedoch nur indirekt betrifft). Unsere aktuelle Studie gibt Ihnen mit den 12 Trends einen Leitfaden für die Zukunft an die Hand, mithilfe dessen Sie Ihre strategischen Entscheidungen in der nächsten Zeit treffen sollten.

Was wir Ihnen für die nächsten spannenden, aber auch fordernden Jahre mit auf den Weg geben möchten: Panik und Pessimismus sind schlechte Zukunftsberater. Es kommt aber mehr denn je darauf an, rechtzeitig die wichtigsten Veränderungsbewegungen in der Branche und ihrem Umfeld zu erkennen, um die kommenden Jahre vorausschauend planen zu können. Dass Sie sich, liebe Leserinnen und Leser, frühzeitig mit den möglichen Zukünften auseinandersetzen sollten, geht auch aus folgender Einschätzung hervor. Sie stammt von dem amerikanischen Internet-Guru Jeff Jarvis. Er bezieht sich auf die Turbulenzen, die durch Internet, Onlinebanken und Onlinebanking bereits entstanden sind: »Mit dem Internet entstanden schnell reine Onlinebanken, doch sie wurden nie wirklich erfolgreich, viele wurden aufgekauft: In Großbritannien wurde Egg von Citi übernommen und First Direct von HSBC. Sie gaben uns nicht genug Anreiz, unsere Gewohnheiten zu ändern. Wenn Onlinebanken Ersparnisse zu unseren Gunsten eingesetzt hätten – Internetdividende in bar –, wären wir vielleicht bereit gewesen, virtuell zu werden. (...) PayPal, mittlerweile übernommen von eBay, bietet den Menschen eine unkomplizierte Möglichkeit, finanzielle Transaktionen abzuwickeln, wird aber viel zu selten von Händlern genutzt. Möglicherweise bräuchten wir eine neue virtuelle Währung, die weltweit gültig wäre und zur Grundlage eines neuen Finanzsystems werden könnte. Wie klingt Google-Geld? Wir vertrauen auf Google.«

Wichtig an der Aussage von Jarvis ist, dass uns radikale Innovationen wie das Internet dazu zwingen, die eigene Branche, den eigenen Markt gründlich neu zu denken. Häufig lassen sich die bewährten und jahrzehntealten „Offline“-Geschäftsmodelle nicht 1:1 auf die neue Wirklichkeit übertragen. Und oft ist es so, dass wir die epochalen Chancen, die eine Medienrevolution wie das Internet in sich bergen, (zunächst) nicht begreifen (oder begreifen wollen). Trotzdem müssen wir uns damit ehrlich auseinandersetzen, denn wenn wir die Chancen und Risiken nicht erkennen, wird es höchstwahrscheinlich unser Mitbewerber sein, der dadurch den Markt macht. Es könnte aber auch sein, dass durch einen radikalen Wandel, wie er in Form der Onlinewelt an unsere Tür klopft, unser gesamtes Geschäft – quasi über Nacht – nach völlig neuen Gesetzmäßigkeiten funktioniert. Ist es so unwahrscheinlich, dass wir eine globale Währung bekommen könnten, mit der zumindest der Zahlungsverkehr im Internet geregelt wird? Vor fünf Jahren war es noch ein Sakrileg, die Zukunft des Euro infrage zu stellen. Heute reden wir in Talkshows darüber.

Liebe Leserinnen und Leser, Trends sollen Ihnen den Weg in die Zukunft erläutern und ermöglichen. Trends sollen Ihnen alternative Handlungsmöglichkeiten aufzeigen, auch wenn es kompliziert wird. In diesem Sinne laden wir Sie mit dieser Trendstudie dazu ein, Ihre Zukunft in Ihrer Branche selbst in die Hand zu nehmen und zum Trendexperten in Ihrem eigenen Unternehmen zu werden.

Viel Spaß bei der Lektüre und viel Erfolg in der Zukunft!

Dr. Eike Wenzel Inhaber und Gründer des Instituts für Trend- und Zukunftsforschung (ITZ),www.zukunftpassiert.de

Trend 1: Status quo, Trends und Megatrends im Bankenwesen

Trends sind keine modischen Aufgeregtheiten. Trends beschreiben die wichtigsten Veränderungsprozesse in einer Gesellschaft, die für zukünftiges Handeln wichtig sind. Megatrends beschreiben die wichtigsten Veränderungsprozesse in Wirtschaft und Gesellschaft für die nächsten 30 bis 50 Jahre. Es sind also die großen Wandlungsvorgänge, die in allen Sektoren unseres Lebens, in der Wirtschaft ebenso wie im Privatleben, in der Arbeitswelt ebenso wie in ausnahmslos allen Branchen und auf allen Märkten wirksam werden. Megatrends sind somit die großen Themenbewegungen, von denen sich die Mehrzahl aller weiteren Konsum–, Technologie- und Gesellschaftstrends ableiten. Das Institut für Trend- und Zukunftsforschung (ITZ), das wir zu Beginn dieses Jahres gegründet haben, analysiert Veränderungsprozesse auf allen relevanten Märkten und in allen relevanten Branchen. Wir sind deutschlandweit das erste Trendforschungsunternehmen, das an einer Hochschule (am Campus Heilbronn der Dualen Hochschule Baden-Württemberg Mosbach) angesiedelt ist. Damit haben wir Zugang zu einem breiten Netzwerk von wissenschaftlichen Experten, die mit betriebswirtschaftlichen Themen und Wissensgebieten wie Dienstleistungsmanagement befasst sind. In der vorliegenden Studie sind wir von der folgenden Fragestellung ausgegangen:

Welches sind die für die Bankenwelt wichtigsten Megatrends und welche Auswirkungen werden diese Megatrends in der Branche haben?

Mittlerweile arbeiten viele Unternehmen mit dem Instrumentarium der Megatrend-Analyse. Megatrends beschreiben die wichtigsten Veränderungsprozesse in den kommenden 30 bis 50 Jahren. Megatrends sind die übergreifenden Veränderungen in unserer Welt, die in einem relativ langen Zeitraum flächendeckend alle Ebenen von Wirtschaft und Gesellschaft durchdringen. Wer sich intensiv mit Megatrends beschäftigt – davon gehen wir auch in dieser Studie aus –, der hat ein ausgereiftes methodisches Handwerkszeug zur Verfügung, mit dessen Hilfe er frühzeitig auf kommende Veränderungen und Unwägbarkeiten reagieren kann. Im Vorfeld des Weltwirtschaftsgipfels hat der Allianz-Finanzvorstand Paul Achleitner im Spiegel (26.01.2011) auf die Bedeutung der Megatrends als wichtiges Prognoseinstrument des Versicherers hingewiesen. Mittlerweile gibt es mehr als 20 Aktienfonds, die auf Megatrends setzen. Das Unwiderstehliche an Megatrends: Sie setzen sich auch bei heftig schwankender Konjunktur und in akuten Krisenzeiten durch. Die Zahl der richtungsweisenden globalen Megatrends schwankt zwischen 10 und 15. Für die Zukunft des Bankenwesens sind vor allem die folgenden Megatrends bedeutsam:

Globalisierung: Ein internationales Kreditinstitut wie die ING-DiBa zählt deutschlandweit stattliche 6,4 Millionen Kunden, die TARGOBANK (früher Citibank, heute Crédit Mutuel) verfügt in Deutschland über rund 3,4 Millionen Kunden. Deutschlands Bankenlandschaft ist stark internationalisiert, der Wettbewerb unerbittlich. Da die Profitabilität der deutschen Banken im internationalen Vergleich eher unterdurchschnittlich ist, stellt die Globalisierung des Bankensystems für die deutschen Geldhäuser ein Problem dar. Ausländische Banken drängen auf den deutschen Markt und sprechen solvente Kunden mit günstigen Konditionen an. Weltweit rangiert nur noch die Deutsche Bank (Platz 12) unter den 25 größten Kreditinstituten der Welt, so die Berechnung der Zeitschrift Die Bank aus dem Jahre 2006. Emerging Markets: 70 Prozent des weltweiten Wachstums werden in den nächsten Jahren in den Ländern der Emerging Markets erwirtschaftet. Zu den klassischen BRIC-Staaten (Brasilien, Russland, Indien und China) werden mittlerweile auch noch die sogenannten »Next Eleven« dazugezählt: Ägypten, Bangladesch, Indonesien, Iran, Mexiko, Nigeria, Pakistan, Philippinen, Südkorea, Türkei und Vietnam. Sie werden schon in den nächsten zehn Jahren ein neues geopolitisches und ökonomisches Gleichgewicht auf der Welt herstellen. Die BRIC-Staaten bilden eine Gruppe, die sich Ende 2010 um Südafrika erweitert hat, sodass das Konstrukt nunmehr BRICS-Staaten heißen muss. Die BRICS-Staaten haben schon jetzt einen Anteil von 22 Prozent am weltweiten Bruttosozialprodukt. Es ist davon auszugehen, dass aus diesen Ländern mittelfristig auch neue Konkurrenten auf den deutschen Finanzdienstleistungsmarkt kommen werden – sei es als Bankinstitut, als Mobile-Banking-Anbieter oder als Mikrokredite-Anbieter. Digitale Transformation: Kaum eine andere Branche hat ihr Wohlergehen jahrzehntelang derart unmittelbar von technologischer Erneuerung abhängig gemacht wie das Bankenwesen. Die Digitalisierung wird auch in den nächsten Jahren einen hohen Investitionsbedarf bei den Banken auslösen. Selbst ein aktueller Trend wie Cloud Computing, bei dem Daten in eine externe Speicherwolke verschoben werden, macht die Banker hellhörig. Durch Cloud Computing lässt sich Speicherplatz nach aktuellem Kapazitätsbedarf hinzukaufen. Mehr Flexibilität steht aber auch einem relativ hohen Sicherheitsrisiko entgegen, da die Unternehmen mit Cloud Computing einen Teil ihrer Hoheit über eigene Daten und Kundendaten aufgeben. Bis zum Jahr 2015 wird laut BITKOM (Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien e.V.) der Umsatz mit Cloud Computing in Deutschland – und nicht nur im Bankensektor – von 1,14 Milliarden Euro auf 8,2 Milliarden Euro steigen. Dr. Ibrahim Karasu, Geschäftsführer beim Bundesverband deutscher Banken, geht trotzdem davon aus, dass Cloud Computing auch das Bankenwesen maßgeblich verändern wird: »Der ständige Kostendruck wird der Kreditwirtschaft keine andere Wahl lassen, als das Cloud Computing verstärkt ins Auge zu fassen. Cloud Banking ist ein natürlicher Meilenstein der Entwicklung, hervorgebracht durch notwendige Kostensenkung, neue Technologien und immer anspruchsvollere Kunden.« (Die Bank 11/2010)

Abb. 1: Mobiles internet auf dem Vormarsch Nutzung von Handys für den drahtlosen Internetzugang nach Alter, DE, 2010, in Prozent

Mobile Media, mobiler Lebensstil: Schon im Jahr 2015 werden mehr als 50 Prozent der Internetnutzung auf mobilen Endgeräten stattfinden. Der Sturm auf die mobile Mediennutzung ist ein Megatrend, der sich indes nicht langsam aus der Ersten Welt in die Dritte-Welt-Länder vorarbeitet – er hat sich mit besonderer Wucht insbesondere in den Emerging Markets herausgebildet. Es ist für die nächsten fünf Jahre also davon auszugehen, dass sich der Trend zu den mobilen Endgeräten global flächendeckend ausbreiten wird. Wichtig ist, dass sich gerade in ärmeren Ländern der daraus abgeleitete Trend des Mobile Bankings am stärksten ausprägt. Es ist nicht auszuschließen, dass die innovativsten Geschäftsmodelle und Prozessoptimierungen künftig ebenfalls aus diesen Ländern kommen werden. Und auch als arbeitende Menschen werden wir in den nächsten Jahren noch einmal mobiler. Nur ein Beispiel hierzu: Im Bundesland Sachsen erhöhte sich zwischen 1996 und 2006 die Zahl der Personen mit Arbeitsort außerhalb der Landesgrenze von 95.102 auf 122.405 Personen – und das trotz schrumpfender Erwerbsbevölkerung. Postkonsumismus: Permanente Kaufunwilligkeit, das Ende des Massenkonsums der konsumierenden Mitte, das Internet, das jeden Tiefstpreis googelt, Social Media, die aus passiven Nutzern Hauptdarsteller in der Kommunikation gemacht haben – alles das hat innerhalb der vergangenen 20 Jahre die Märkte auf den Kopf gestellt. Klimawandel, Bio-Hype, LOHAS-Kultur und die Food-Revolution speziell in den USA haben aus den störrischen Kunden und den cleveren Smartshoppern bewusste Konsumenten gemacht, die den Massenkonsum der vergangenen 50 Jahre infrage stellen. Ihr in hohem Maße skeptisches und gegenüber klassischen Marketingmethoden äußerst reserviertes Verhalten wird die Banken in den nächsten Jahren intensiv beschäftigen.

Diese Megatrends werden in den kommenden 20 bis 30 Jahren prägend auf den Markt der deutschen Finanzdienstleistungen einwirken. Aber auf welche konkreten Bedingungen treffen diese Trends in Deutschland und in der hiesigen Bankenlandschaft? Wir haben die aktuelle Situation der Banken in Kooperation mit dem renommierten Marktforschungsunternehmen Gallup analysiert. Gallup hat die Kundenbefragung im Februar 2010 durchgeführt. Hier die wichtigsten Trends und Tendenzen:

Besonders auffällig ist, dass die Einstellung auf den Privatkunden nach wie vor bei den klassischen Geldhäusern des »kleinen Mannes« am besten gelingt. Laut Gallup-Analyse manifestiert sich das schon bei den Wartezeiten. Groß- und Privatbanken lassen ihre Kunden warten: In den Geschäftsstellen der Groß- und Privatbanken werden nur 52 Prozent der Kunden innerhalb von drei Minuten bedient. Wesentlich schneller sind die Genossenschaftsbanken (69 Prozent) und Sparkassen (64 Prozent).

Das Thema Branding und strategische Markenführung ist zwar auf vielen Konferenzen ein heiß diskutiertes Thema. Nach wie vor wirkt sich das Nachdenken darüber im Bankensektor jedoch nicht aus. Die Kunden können keine besonderen Unterschiede zwischen den einzelnen Banken benennen. Nur 4 Prozent halten eine bestimmte Bank für den besten Anbieter im Markt, so das Ergebnis der Gallup-Umfrage. Gerade angesichts eines Megatrends wie Globalisierung ist das ein alarmierendes Zeichen. Die Landschaft der deutschen Finanzdienstleistungen wird immer internationaler und unüberschaubarer. Den agierenden Geldhäusern gelingt es jedoch nicht, klare Alleinstellungsmerkmale zu schaffen.

Das standardisierte Privatkundengeschäft folgt ebenfalls seinem angestaubten Ruf und liefert Massenware und fehlende Ununterscheidbarkeit. Bei der Kundenbindung, so die Gallup-Umfrage, haben Retail-Banken in Deutschland enormen Nachholbedarf: Nur 14 Prozent der Bankkunden sind vollkommen an ihren Anbieter gebunden. Am besten schneiden dabei noch die Genossenschaftsbanken ab – ihr Anteil vollkommen gebundener Kunden liegt mit 19 Prozent wesentlich höher als bei den Privatbanken mit 11 Prozent.

Lange vorbei sind die Zeiten, in denen Banken als quasistaatliche Institutionen wahrgenommen wurden. Die Deregulierung der Finanzmärkte der vergangenen 20 Jahre hat dazu geführt, dass die Kommunikation mit dem Endkunden am Schalter unter völlig neuen Voraussetzungen stattfindet. Heute weiß der Kunde, dass er auch genauso gut woanders an sein Geld kommen könnte. Und er weiß, dass Banken nicht mehr nur eine standardisierte Dienstleistung zur Verfügung stellen, sondern gezwungen sind, Produkte an den Mann und an die Frau zu bringen.

Der dramatische Wechsel in der Kundenansprache vom quasibehördlichen Service zur Verkaufsaktion macht den Kunden nach wie vor skeptisch. Und das drückt sich in konkreten Zahlen aus: Lediglich jeder vierte Bankkunde in Deutschland vertraut den Versprechen seines Finanzinstituts: Nur 26 Prozent der Retail-Bank-Kunden meinen, dass ihre Bank hält, was sie verspricht. Die Gesamtzufriedenheit deutscher Bankkunden mit ihrer Filiale ist damit im internationalen Vergleich bedenklich gering: In Deutschland sind 39 Prozent der Kunden mit ihrer Geschäftsstelle äußerst zufrieden – in Großbritannien liegt dieser Wert bei 46 Prozent, in den USA sogar bei 69 Prozent.

Entscheidende Faktoren für die Zufriedenheit – so das Ergebnis der Treiberanalyse – sind Einsatzbereitschaft, Freundlichkeit, Höflichkeit, ein Gefühl des Willkommenseins und Wertschätzung durch das Bankpersonal.

Fazit: Deutschlands Banken befinden sich in einer Nullpunktsituation. In der globalen Finanzkrise ist die Branche hierzulande mit einem blauen Auge davongekommen. Doch schon seit mehr als zehn Jahren verabschiedet sich der Kunde. Um ihn wieder einzufangen, werden die Banken in Zukunft hohe Investitionen tätigen müssen, um den Megatrends und gestiegenen Bedürfnissen der ehemals kreuzbraven Klientel gerecht zu werden. Nur in dieser Ausrichtung auf die Megatrends und den »neuen Kunden« werden sie auf Dauer ihre Erlöse steigern können. Die Banken in Deutschland befinden sich im Zwiespalt: Sie müssen Innovationen finanzieren und nur über diese Mehrinvestitionen werden sie mittelfristig auch ihre Effizienz steigern. Das wiederum wird dazu führen, dass in den nächsten fünf bis zehn Jahren ein Konsolidierungsprozess stattfinden wird. Mit den von uns identifizierten Trends möchten wir Wege aufzeigen, wie die Banken aus diesem Zwiespalt herausfinden können.

Trend 2: Hurra, wir leben noch – Strukturwandel, Finanzkrise, neue Kunden