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Nach einer langen Reise kehrt Tröto heim nach Indien. Hier hofft er auf Ruhe nach den vielen Abenteuern. Doch die Hochzeit des Maharadschas bringt unliebsame Überraschungen. Ein Raub. Eine Entführung. Tröto und Rajai müssen wieder helfen. Sie lernen Sultan, den Kampfelefanten, und Nehru kennen. Ohne Furcht stürzen sie sich in ein neues Abenteuer. Dabei treffen sie neue Menschen, überwinden Furcht, fassen Mut und Zuversicht und gelangen an ein ersehntes Ziel der Hoffnung. Tröto, einfach unvergleichlich.
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Seitenzahl: 70
Veröffentlichungsjahr: 2023
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Für Tatjana
„Denn Gott hat uns nicht den Geist der Furcht gegeben, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit.“
2. Timotheus 1, 7
Tröto und der Diamant von Panjab
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 27
Kapitel 28
Kapitel 29
Kapitel 30
Kapitel 31
Kapitel 32
Kapitel 33
Kapitel 34
Kapitel 35
Kapitel 36
Kapitel 37
Kapitel 38
Kapitel 39
Kapitel 40
Kapitel 41
Kapitel 42
Kapitel 43
Kapitel 44
Kapitel 45
Kapitel 46
Kapitel 47
Es begann alles an dem Tag, an dem Tröto und Rajai von ihrer Welttournee zurückkehrten, um ihr geliebtes Heimatland Indien wieder einmal betreten zu dürfen.
Langsam und bedächtig lief der Ozeandampfer, der so treue Dienste rund um den Globus geleistet hatte und sich jetzt gemächlich seinen Weg durch die wogenden Wellen bahnte, in den belebten Hafen von Bombay ein. Richtigerweise muss es aber Mumbai heißen, denn so heißt die Metropole nun.
Die kaum überschaubare, geschäftige, ja, hektische Stadt lag friedlich in der Mittagssonne und die Menschen suchten den Schatten und die Ruhe, um sich bei einem mehr oder weniger reichlichen Mahl die Zeit zu vertreiben, anschließend ein Pfeifchen zu rauchen, in einen gemütlichen Schlummer zu verfallen oder mit einem Nachbarn ein Schwätzchen zu halten.
Ruhe über Bombay. Nein, über Mumbai.
Allein das Signalhorn unseres Schiffes störte die Siesta. Ja, und genau hier nahm die Geschichte ihren Lauf.
Abermals tönte das mächtige Horn des Schiffes und kündigte mit diesem letzten Ruf das Anlegemanöver an. Beinahe anmutig wendete sich der überdimensionale Kahn zum Kai hin. An Deck versammelten sich die Passagiere, um an diesem immer wieder spannenden Schauspiel teilhaben zu können.
Würde es dem Kapitän wieder gelingen, das große Schiff sicher an die Mauer zu manövrieren? Würde vielleicht etwas schief gehen? Hatte man die Rettungsübung wirklich sorgfältig mitgemacht? An Bord und gerade auf dem Übergang vom Wasser zum Land konnte immer ein Unglück geschehen. Eine aufgeregte Spannung lag an Deck. Und darunter. Auch die Tiere spürten, dass die lange Reise zu Ende ging.
Quirlend wurde das schäumende Wasser beiseite gedrängt, schwappte klatschend an die Kaimauer, spritzte ein paar allzu Neugierige nass, um dann wieder allmählich um den Rumpf dem scheinbar endlosen Meer zuzufließen, welches uns jetzt aus seiner kurzen Gefangenschaft des Fernwehs entließ.
Krachend ließen Matrosen die Gangway herunter, nachdem das Schiff mit dicken Tauen festgezurrt und gesichert war. Die ersten Passagiere verließen mit eiliger Geschwindigkeit den schaukelnden Boden, um ihre Verwandten, Freunde und Bekannten in die Arme zu schließen, ihre Geschäfte abwickeln zu können oder sich einfach nur über die sichere Heimkehr und den festen Boden unter den Füßen erfreuen zu können.
Auch Tröto, Rajai und die gesamte Zirkusschar verließen in einer nicht enden wollenden Schlange die Decks. Frohen Mutes winkten ihnen die Menschen zu und die Kinder kreischten vor Freude, denn für sie hatte die Zirkuswelt immer noch etwas Mystisches, Geheimnisvolles, Magisches und faszinierend Anziehendes an sich, obwohl sich hinter der riesigen Zirkuskuppel enorm viel Arbeit verbarg. Doch das musste die verträumten Kinderseelen nicht interessieren und für die Artisten ließen die strahlenden Kinderaugen und der Beifall des Publikums alle Anstrengungen vergessen. Zumindest für eine Weile.
Schwankend und ächzend bog sich die Gangway unter der Last, die Tröto mit seinem Gewicht mit sich brachte. Gemeinsam mit seinem Freund Rajai setzten sie ihre sechs Füße auf heimischen Boden. Indien - endlich daheim!
Doch nicht nur der Zirkus sorgte für Aufsehen.
Hinter dem Heck des Ozeanriesen versammelte sich eine große Schar aus Fotografen, Reportern und natürlich auch eine stattliche Anzahl von Schaulustigen. Dort hatte nämlich die königliche Yacht angelegt. Quasi im Windschatten des Zirkusschiffes. Aber eben nicht unbemerkt.
Braungebrannt, überaus gutaussehend, lächelnd, sodass die blendend weißen Zähne im Sonnenlicht wie Diamanten funkelten, gelassen und dennoch majestätisch verließ der Maharadscha von Panjab den „Stern von Delhi“, der im Angesicht der Ausstrahlung seiner königlichen Hoheit nur matt schimmerte.
Geschützt von Leibwächtern, bewacht von Polizei und begleitet von der Armee drängte sich der Maharadscha durch die jubelnde Menge, denn er wollte sich nach seiner langen, beschwerlichen Reise mit schwierigen, strapaziösen politischen Gesprächen schleunigst zu seiner Residenz im malerischen Wald jenseits der pulsierenden Metropole begeben.
Bedrängt von Journalisten und den Bewohnern Mumbais ließ er sich dennoch zu einer kleinen Ansprache hinreißen, was seinem Sicherheitsberater gar nicht gefiel, weil sich der Maharadscha auf eine der herumliegenden Obstkisten stellte, um für jede und jeden zu sehen und gut zu hören zu sein.
Er war im Grunde seines Herzens ein Mann des Volkes.
Unter dem Beifall der Menge, in dem er sich ebenso gern badete, wie die Künstler und Artisten des Zirkus, begrüßte er seine Landsleute, bedankte sich für die freundliche Aufnahme, den warmherzigen Empfang und verkündete die für alle erhoffte Neuigkeit:
„Sobald der Mond seine volle Stärke erreicht, will ich ein Fest geben, wie es noch niemand erlebt hat. Der Höhepunkt der Feierlichkeit soll meine Vermählung mit Prinzessin Sirkit sein, welche die neue Maharani werden soll. Sie hat Ja gesagt …“
Weiter kam er nicht.
Kaum zu beschreibende Jubel- und Freudenszenen spielten sich ab. Die Menschen umarmten sich, sie tanzten auch ohne Musik und sahen dem freudigen und politisch wichtigen Ereignis entgegen. Und natürlich dem großen Fest.
Im Schatten des Jubels konnte der Maharadscha beinahe unbemerkt verschwinden.
Beinahe. Tröto und Rajai hatten seine kleine Flucht bemerkt. Dies war das erste Mal, dass Tröto den Maharadscha gesehen hatte. Es sollte nicht ihre letzte Begegnung sein.
Doch vorerst trennten sich ihre Wege. Der Fürst entschwand mit seinem Tross in Richtung Palast und Tröto wanderte mit Rajai, dessen Vater Mahatma und dem gesamten Zirkus zum zentralen Platz, wo noch einmal eine großartige Vorstellung gegeben werden sollte, ehe sich die Artisten, Künstler, Musiker und Arbeiter, die eine wunderschöne, aber strapaziöse Welttournee erlebt hatten, für eine Weile erholen durften, bevor sie alte Kunststücke neu gestalteten oder neue Kunststücke in altem Glanz erprobten.
Langsam wuchs das Zirkuszelt aus dem Boden. Starke, geschickte und geübte Arme und Hände setzten Teil für Teil zusammen. An anderer Stelle errichteten sie Zelte und Käfige für die Tiere, die schon ungeduldig auf Wasser und Futter warteten. Doch zuerst musste alles aufgebaut werden.
Die Abendsonne versank schon glutrot, wie ein glänzender Feuerball ins Meer und in die Dächer der Stadt, um sie ein allerletztes Mal für diesen Tag aufzuheizen, als sämtliche Arbeiten rund um den Zirkus erledigt waren. Einschließlich Fütterung der Tiere.
Endlich durften die Artisten verschnaufen, etwas essen und zur Ruhe kommen. Sie gönnten sich ein wenig Geselligkeit. Jedenfalls dort, wo die Müdigkeit noch nicht so weit fortgeschritten war. Hier ein Gläschen Wein. Dort ein Tässchen Tee. Ein kurzer, angeregter Plausch. Andernorts sanken die Menschen müde und erschöpft von der Arbeit und der langen Reise auf ihr weiches Lager. Bei den Tieren knisterte das Stroh und sang leise knirschend ein natürliches Schlaflied, das die Augenlider rasch schwer werden ließ.
Schlaf übermannte den Zirkus.
Lediglich Rajai saß noch ein wenig bei seinem Freund. Tröto hatte reichlich gefressen und wurde für die Nacht gebürstet. Ah, tat das gut.
„Rajai,“ hörten die Beiden die strenge Stimme des Vaters, „es ist Zeit. Dein Bett ruft. Beeile dich ein wenig, ich möchte dich nicht noch einmal rufen.“
„Ich komme, Vater,“ antwortete Rajai, der einmal ein braver und folgsamer Sohn sein wollte.
„Gute Nacht, Tröto. Ruh dich gut aus. Morgen ist ein anstrengender Tag. Aber dann: Ferien. Dann toben wir uns richtig aus, nicht wahr?“
Tröto trompetete leise zustimmend, damit niemand aufgeweckt wurde.
„Schlaf gut,“ flüsterte Rajai und verabschiedete sich.
Rasch huschte er durch die sternenklare Nacht zum Wagen seines Vaters, um dessen Order zu befolgen. Erfreut lächelte Mahatma, denn es war schon eine Seltenheit, dass sich Rajai so schnell fügte.
„Na, dann muss ich mir wohl eine kleine Belohnung einfallen lassen, wie es mir scheint?“ fragte Mahatma mit verstohlenem Blick.