Trotzdem lachen - Yves Bossart - E-Book

Trotzdem lachen E-Book

Yves Bossart

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Beschreibung

Ein Buch für Zeiten großer Herausforderungen: Humor ist, wenn man trotzdem lacht.

Bei Umberto Eco heißt es, das Lachen sei die »Kunst der Vernichtung von Angst«. Darum ist der Humor vielen Angstmachern ein Dorn im Auge. Der Humor hilft uns, zu unseren Meinungen auf Distanz zu gehen und sie infrage zu stellen. Er ist also nicht nur eine Waffe gegen jede Art von Fanatismus, sondern auch eine Grundvoraussetzung für Offenheit und freie Meinungsbildung.

In »Trotzdem lachen« unternimmt Yves Bossart eine erhellende philosophische Tour durch die Welt des Humors. Warum lachen wir überhaupt, was geschieht mit Geist und Körper, wenn wir etwas komisch finden? Ist Humor nur eine Frage des Geschmacks, hat er ethische Grenzen - und welche Gedanken haben sich Platon, Nietzsche und Kant zu diesem urmenschlichen Phänomen gemacht? Ein Buch für Zeiten großer Herausforderungen: Humor ist, wenn man trotzdem lacht.

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Seitenzahl: 95

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Zum Buch

Kennen Sie den? Thales von Milet, der erste große Naturphilosoph des Abendlandes, schaut verträumt schlendernd in die Sterne – und fällt prompt in einen Brunnen. Daneben steht eine Magd und krümmt sich vor Lachen. Der geniale Denker kann zwar eine Sonnenfinsternis vorhersagen, aber nicht einem Brunnen ausweichen. Etwas zugespitzt: Die Geschichte der abendländischen Philosophie beginnt mit einem Witz. Der Humor ist seit jeher ein Begleiter der Philosophie. Beide haben in Krisenzeiten Konjunktur. Denken und Lachen sind Strategien, die uns dabei helfen, mit der Welt zu Rande zu kommen. Die Dinge grundlegend infrage zu stellen. Eine neue Perspektive einzunehmen.

Mit seinem Buch »Trotzdem lachen« lädt Erfolgsautor Yves Bossart dazu ein, die philosophische Gedankenwelt des Humors zu entdecken und dem Lachen den gebührenden Platz in unserem Leben einzuräumen – trotz allem.

Zum Autor

Yves Bossart, geboren 1983, hat in Luzern, Zürich und Heidelberg Philosophie studiert und an der Humboldt-Universität zu Berlin promoviert. Er ist Autor des internationalen Bestsellers »Ohne Heute gäbe es morgen kein Gestern«. Er war als Gymnasiallehrer tätig, macht »Standup Philosophy« auf der Bühne, wirkte mehrmals bei der phil.cologne mit und arbeitet als Moderator der Talkformate »Sternstunde Philosophie« und »Focus« beim Schweizer Radio und Fernsehen SRF. Yves Bossart lebt mit seiner Familie in Zürich.

YVES BOSSART

Trotzdem lachen

Eine kurze Philosophie

des Humors

BLESSING

Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.

Sollte diese Publikation Links auf Webseiten Dritter enthalten,

so übernehmen wir für deren Inhalte keine Haftung,

da wir uns diese nicht zu eigen machen, sondern lediglich

auf deren Stand zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung verweisen.

Copyright © 2022 by Yves Bossart

Copyright © 2022 by Karl Blessing Verlag, München,

in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH,

Neumarkter Str. 28, 81673 München

Umschlaggestaltung: Eisele Grafik Design,

unter Verwendung von © Shutterstock/ArtistMiki

Illustrationen: © Shutterstock/ArtistMiki; Eisele Grafik Design,

unter Verwendung von © Shutterstock/ArtistMiki

Herstellung: Gabriele Kutscha

Satz: Leingärtner, Nabburg

ISBN 978-3-641-29725-1V001

www.blessing-verlag.de

Inhalt

Vorwort

Einleitung – Wozu Humor?

Evolution – Woher kommt das Lachen?

Komik – Warum finden wir etwas lustig?

Ästhetik – Ist Komik eine Frage des Geschmacks?

Ethik – Worüber darf man lachen?

Lebenskunst – Gibt es ein gutes Leben ohne Humor?

Schlusswort – Humor als Philosophie?

Anhang

Vorwort

Dieses Buch verdanke ich meinen beiden Töchtern. Sie sind heute drei und sechs Jahre alt. Die zwei haben mir viele Stunden Schlaf und den letzten Nerv geraubt, vor allem aber haben sie mir viele Glücksmomente geschenkt, viel Liebe, unzählige Momente des Lachens und so manche philosophische Einsicht. Erleben zu dürfen, wie ein Mensch »zur Welt kommt«, wie meine Töchter sehen, hören und fühlen lernen, wie sie beginnen, selbstständig zu essen, zu laufen und zu sprechen, wie sie lernen »Ich« zu sagen, wie sie spielen und streiten, lachen und weinen – all das war nicht nur eine wertvolle Übung in Sachen Frustrationstoleranz, sondern auch ein tiefer Einblick in das, was uns Menschen zu Menschen macht.

Die beiden haben mir immer wieder gezeigt, dass der Mensch ein lebendiger Widerspruch ist – ein von Gegensätzen geprägtes Wesen. Geist und Körper, Vernunft und Gefühl, Glück und Leid, Freiheit und Notwendigkeit, Spiel und Ernst – all das liegt viel näher beieinander, als wir meinen. Ich übte mich also nicht nur in Frustrationstoleranz, sondern auch in Ambiguitätstoleranz – im Aushalten von Widersprüchen, Uneindeutigkeiten und Unsicherheit. Wer Kinder hat, der merkt schnell: Pläne und Vorsätze sind dazu da, über den Haufen geworfen zu werden. Man wurstelt sich durchs Leben. Erziehungsideale sind gut und recht, in der Regel kommt dann aber doch das Leben dazwischen. Oder ein Schokoladeneis. Man wird also pragmatisch, vielleicht sogar: realistisch.

Eine weitere wichtige Lektion meiner Kinder war: Alles im Leben ist eine Phase. Bei meinen Kindern gab es die Schreiphase, die Trotzphase, die Angstphase, die Essensverweigerungsphase, die Kuschelphase, die Papaphase, die Warumphase. Seither betrachte ich auch mein eigenes Leben als eine Aneinanderreihung von Phasen. Das hilft. Wenn es gerade schlecht läuft, weiß man: Es geht vorbei. Und wenn es gut läuft, bleibt man offen für Neues. Denn nicht nur Kinder, sondern auch wir Erwachsenen sind Wesen, die noch nicht fertig sind. »Alles fließt«, hat der griechische Philosoph Heraklit gesagt. Und er hatte recht. Nichts ist, nichts bleibt. Alles wird, alles entsteht und vergeht. Auch mein Ich ist im Fluss. Die Veränderung ist tatsächlich die einzige Konstante im Leben. Loslassen und Neuanfangen sind nicht die Ausnahme, sondern der Normalfall. Ebenso das Scheitern. Das Nichtwissen. Und das Spielen.

Es ist erstaunlich, dass kleine Kinder im Grunde nichts anderes machen als spielen. Es ist das Erste, was sie tun, wenn sie am Morgen aufstehen – und das Letzte, bevor sie zu Bett gehen. Homo ludens eben, der spielende Mensch. Friedrich Schiller meinte gar, der Mensch sei »nur da ganz Mensch, wo er spielt«. Ich vermute, da lag er richtig. Denn im Spiel sind wir mit allen Fasern unseres Körpers und allen Facetten unserer Persönlichkeit präsent, mit Gefühl und Verstand, Körper und Geist. Im Spiel unterwerfen wir uns freiwillig bestimmten Regeln, wir tauchen in andere Welten ein und lernen, mit dem Zufall zu leben und zu scheitern.

Meine Töchter öffneten mir also die Augen dafür, wie sehr der Mensch ein spielerisches Wesen ist, ein homo ludens. Gleichzeitig erweckten sie auch meinen eigenen Spieltrieb zu neuem Leben. Wer Kinder hat, neigt ja dazu, da und dort selbst wieder zum Kind zu werden, zu staunen und zu spielen – und herzlich zu lachen. Das Spielen und das Lachen hängen übrigens eng zusammen, wie wir später noch sehen werden. Das Lachen diente in der Evolutionsgeschichte des Menschen vermutlich als Signal, um zu kommunizieren: »Ich möchte nur spielen. Ich tue dir nichts.« Wenn ich meine Kinder also kitzle, sie erschrecke oder wir gemeinsam Fangen spielen, dann ist das dazugehörige Lachen ein Zeichen der Entwarnung, das meint: »Keine Angst, wir spielen nur.«

Komik, Scherz und Witz sind oft spielerische Formen der Grenzüberschreitung. Die Regeln des gesunden Menschenverstands und des Anstands werden für einen Moment vergessen – was entlastend und befreiend wirkt. Wie oft haben meine Kinder und ich die Gesetze der Wirklichkeit außer Kraft gesetzt und die Welt auf den Kopf gestellt! Wir haben die Hose über den Kopf gezogen, den Dingen sonderbare Namen gegeben und sind absichtlich gegen Türen gelaufen. Wir haben uns komische Hüte aufgesetzt, Puppen die Beine amputiert und auf den Knien Hund und Katze gespielt. Wir haben uns dabei gerne auch selbst aufs Korn genommen, uns zum Affen gemacht und rumgeblödelt. Ähnlich wie Clowns, wie Narren – oder wie der Komiker Helge Schneider auf der Bühne. Wir Menschen brauchen solche Figuren, denn sie entlasten uns und machen uns klar: Das sind wir. Wir sind diese lachende und zugleich lächerliche Spezies namens »Mensch«: homo ridens und homo risibilis.

Das vorliegende Buch ist also in erster Linie ein großes Dankeschön an meine beiden Töchter. Und selbstverständlich auch an meine Frau, ohne die ich weder meine Töchter aushalten würde – noch mich selbst. Und das Leben schon gar nicht.

Einleitung – Wozu Humor?

Humor ist keine Stimmung,

sondern eine Weltanschauung.

Ludwig Wittgenstein

Ich lache für mein Leben gern. Ehrlich gesagt: Ich weiß nicht, ob ich ohne Humor überhaupt noch am Leben wäre. Das Lachen hilft mir in schweren Zeiten, in Momenten der Verzweiflung, der Anspannung, der Angst und Überforderung. Aber auch in peinlichen Situationen. Humor ist eine Abwehrreaktion. Er schafft Distanz – zur Welt und zu mir selbst. Darum nannte ihn Friedrich Dürrenmatt den »letzten Versuch der Objektivität«.1 Der Humor rückt Relationen zurecht, er spricht Klartext, entlarvt Eitelkeiten und zeigt, wie lächerlich, fehlbar und endlich wir Menschen doch sind. Er hält uns den Spiegel vor, macht Widersprüche sichtbar, bringt Verdrängtes zum Vorschein, aber auch ungeahnte Verbindungen und Zusammenhänge. Ich möchte darum behaupten: In jedem Lachen steckt eine kleine Erkenntnis, in jedem »Haha« steckt ein »Aha«. Nicht zufällig haben die Worte »Witz« und »Wissen« denselben Wortstamm – eine Verbindung, die im englischen Ausdruck wit (geistreicher Witz) noch heute zum Tragen kommt. Wenn wir lachen, treten wir einen Schritt zurück, wir verändern unsere Perspektive und sehen die Welt auf neue Weise: ehrlicher, leichter, befreiter.

Diese Kunst der Distanzierung, die für den Humor wesentlich ist, kann aber auch gefährlich werden. Insbesondere für Autoritäten, Machthaber und Wichtigtuer, die nicht möchten, dass über sie gelacht wird. Der Humor ist eine der schärfsten Waffen gegen alle, die Angst verbreiten wollen. Gegen alles Ernste, Erhabene und Heilige. In Umberto Ecos Roman Der Name der Rose heißt es, das Lachen sei die »Kunst der Vernichtung von Angst«.2 Darum ist der Humor vielen Angstmachern ein Dorn im Auge. Wer lacht, hat keine Angst. Im Gegenteil: Oft ist das Lachen ein Ausdruck von Überlegenheit – gegenüber anderen und uns selbst.

Der Philosoph Shaftesbury, ein Aufklärer im England des frühen 18. Jahrhunderts, sah im Spott sogar einen Prüfstein für die Wahrheit. Witz, Komik und Satire würden uns bei der Wahrheitsfindung helfen, meinte Shaftesbury, indem sie uns von Befangenheit, Fanatismus und Dogmatismus befreien. Der Humor hilft uns, zu unseren Meinungen auf Distanz zu gehen und sie infrage zu stellen. Damit ist er nicht nur die effektivste Waffe gegen jede Art von Fanatismus, sondern auch eine Grundvoraussetzung für Offenheit, Toleranz und eine freie Meinungsbildung.3

Humor schafft also Distanz, gleichzeitig aber auch Nähe, Vertrauen und Verständnis. Wer gemeinsam lacht, teilt Werte und Ansichten. Man versteht sich, ohne große Worte. Man teilt eine Welt, eine Grundhaltung, ein Lebensgefühl vielleicht. Unser Lachen ist also verräterisch: Wir verlieren für einen kurzen Moment die Kontrolle über uns selbst und zeigen, wer wir wirklich sind. Ganz nach dem Motto: »Sag mir, worüber du lachst, und ich sag dir, wer du bist.« Oder mit Johann Wolfgang von Goethes Worten: »Durch nichts bezeichnen die Menschen mehr ihren Charakter als durch das, was sie lächerlich finden.«4 Diese Ansicht wird von der aktuellen psychologischen Forschung bestätigt. So hat der Psychologe und Humorforscher Willibald Ruch herausgefunden, dass absurde und unsinnige Komik – etwa Witze ohne eindeutige Pointe oder ohne Auflösung – bei progressiv denkenden Menschen besser ankommt als bei Konservativen. Oder auch, dass sensible Menschen wenig anfangen können mit Witzen, welche die Gürtellinie unterschreiten.5 Dass unser Lachen verräterisch ist, gilt übrigens nicht nur für Individuen, sondern auch für Gruppen, ja für ganze Kulturen. Der Philosoph Simon Critchley nennt den Humor darum »eine Form des kulturellen Insiderwissens«.6

Auch die Geschichte des Wortes »Humor« zeigt, wie eng der Humor einer Person mit deren Persönlichkeit verknüpft wurde. Das Wort meinte lange Zeit so etwas wie »Flüssigkeit« und später auch »Temperament«, in Anlehnung an die Vier-Säfte-Lehre der antiken Ärzte Hippokrates und Galen. Der Grieche Hippokrates von Kos, der »Vater der Medizin«, meinte um 400 vor Christus, in unserem Körper gäbe es vier Säfte: Blut, Schleim, schwarze Galle und gelbe Galle. Wenn diese Säfte aus dem Gleichgewicht kommen, werde der Körper krank. Der römische Arzt Galen hat daraus eine Lehre der Temperamente entwickelt und die körperliche Dimension um eine psychische erweitert: Wer zu viel Schleim im Körper hat, ist ein Phlegmatiker. Wer zu viel schwarze Galle hat, neigt zur Melancholie. Diese Bedeutung ist heute noch präsent in der englischen Sprache: Man spricht mit Blick auf eine heitere Persönlichkeit von einer good-humored person und bei schlechter Laune sagt man, jemand sei in a bad humor.