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Ihre Sorgen sind zu lösende Aufgaben. Gelingt Ihnen das, erscheint das oft selbstverständlich. Doch wie sieht es aus, wenn Sie scheitern? Wenn Berufskritiker buh rufen, Besserwisser reihenweise Ratschläge austeilen und Klugscheißer Dünnschiss labern? In solchen Situationen sind Sie mit Ihrer psychischen Widerstandskraft schnell am Ende. Dann springen Sie mal wieder im Dreieck. Viermal, fünfmal, sechsmal. Aber was hilft Ihnen wirklich? Welchen Ratgebern können Sie vertrauen? Wie kommen Sie wieder hoch, wenn Sie zermürbt am Boden liegen? Und was bewahrt Sie davor, zwischen Sorgen und Ängsten zerrieben zu werden? Selbst wenn Sie wer weiß wie oft im Dreieck springen. Weit kommen Sie damit nicht. Die ganzheitliche Sicht kann jedoch viele Ihrer Fragen beantworten. Und: Sie hat noch einen Trumpf im Ärmel. Mit ihm können Sie mit Ihren Sorgen endgültig fertig werden. Mit einem kräftigen Trotzdem!
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Seitenzahl: 154
Veröffentlichungsjahr: 2022
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Ihre Sorgen sind zu lösende Aufgaben.
Gelingt Ihnen das, erscheint das oft selbstverständlich. Doch wie sieht es aus, wenn Sie scheitern? Wenn Berufskritiker buh rufen, Besserwisser reihenweise Ratschläge austeilen und Klugscheißer Dünnschiss labern?
In solchen Situationen sind Sie mit Ihrer psychischen Widerstandskraft schnell am Ende. Dann springen Sie mal wieder im Dreieck. Viermal, fünfmal, sechsmal. Aber was hilft Ihnen wirklich? Welchen Ratgebern können Sie vertrauen? Wie kommen Sie wieder hoch, wenn Sie zermürbt am Boden liegen? Und was bewahrt Sie davor, zwischen Sorgen und Ängsten zerrieben zu werden?
Selbst wenn Sie wer weiß wie oft im Dreieck springen. Weit kommen Sie damit nicht. Die ganzheitliche Sicht kann jedoch viele Ihrer Fragen beantworten. Und: Sie hat noch einen Trumpf im Ärmel. Mit ihm können Sie auch mit einer schwierigen, ausweglos scheinenden Situation, endgültig fertig werden. Mit einem kräftigen Trotzdem!
Günter Beljan, Heilpraktiker, geboren 1952, praktiziert seit 1978 in seiner Naturheilpraxis für ganzheitliche Medizin in Alzey. In seinen ebenso tiefgründigen wie humorvollen Büchern sprühen ab und zu erotische Funken.
Für meine Familie,
meine Patienten, sowie all jene,
die scheinbar haargenau wissen,
warum sie die Faxen ebenso dick haben
wie die Schnauze voll.
Sorglos leben mit Kamelen?
Donauwellen
Vertrauen Sie Ihren Augen?
Die reizbaren Fünf
Ein Gehirn ist nicht genug
Im Bermudadreieck der Missverständnisse
Wie der Bauch den Kopf bestimmt
Beziehung zwischen Kopfhirn und Bauchhirn
Die Klugheit des Herzens
Hormone – klein, aber mächtig
Die Kunst der Kommunikation
Umgeben von lauter Wirklichkeit
Konstitution und Disposition
Rhythmus
Gedankenhygiene
Tragfähigkeit
Ballons, die Sie tragen
Gewichte, die Sie runterziehen
Jetzt leben
Charlie Chaplins Weisheiten
Indianische Weisheiten
Chinesische Weisheit
Wahrnehmung
Wissenschaft und Gott
Die Macht der Musik
Die Flut der Information
Das Anthropische Prinzip
Irrtümer
Kirchenaustritte
Theologen
Über Mauern springen
Arten der Liebe
Liebe
Christentum
Haben Sie es heute schon getan?
Achtsam
Eine Prise Humor
Intermezzo
Macht
Miteinander leben
Wie ein Fest nach langer Trauer
Kann man Gott vertrauen?
Kirche
Religion
Die Bibel
Jesus
Tod
Tellerjongleur
Plötzlich krank
Angst
Sprachlos
Resilienz
Vom Traum zum Ziel
Leben macht Sinn
Dem Unendlichen begegnen
Wer lebt, hat auch Sorgen. Über die wir am Tage brüten, die wir abends mit ins Bett nehmen, und mit denen wir morgens wieder aufstehen. Sorglos zu leben scheint unmöglich zu sein. Aber wie können wir verhindern, wegen unserer Sorgen zu verzweifeln?
Wilhelm Buschs Dichtung, „Es ist ein Brauch von alters her: Wer Sorgen hat, hat auch Likör!“, klingt verlockend. Nüchtern betrachtet stellen wir jedoch fest: Sorgen können schwimmen, Besaufen hilft nicht, sich an den Haaren selbst aus dem Sumpf ziehen gelingt auch nicht, und die Gelben Engel der Pannendienste sind nicht zuständig.
Sie wollen Ihr Bett nicht mit Ihren Sorgen teilen? Dann haben Sie bestimmt schon mal versucht, sie zu verbannen. Mit dem coolen Spruch: „Gute Nacht, ihr Sorgen, leckt mich am Arsch, bis morgen.“
Wenn Ihnen das nicht gelang - was ich annehme - dann müssen Sie noch ganz andere Geschütze in Stellung bringen, als nur Ihren Hintern:
Humor und Geduld zum Beispiel. Damit kommen Sie leichter durchs Leben. Diese beiden sind wie Ballons, die mit Gas gefüllt sind und nach oben treiben. Sie geben Ihnen Auftrieb. Mit ihnen tragen Sie Ihre Sorgen leichter. „Humor und Geduld“, sagte Phil Bosmans, „sind Kamele, mit denen wir durch jede Wüste kommen.“ Wirklich?
Neben den vielen Sorgen, die Sie durch die Wüsten Ihres Lebens schleppen, begegnen Ihnen ja hier und da auch zweibeinige Störfaktoren. Was machen Sie denn, wenn Sie sich nicht nur zersorgen, sondern wenn Sie irgendjemand aus der Fassung bringt? Was tun, wenn Ihre Lage absolut aussichtslos scheint? Wenn Sie im Alltag wegen Ihrer Sorgen doch verzweifeln? Wo nur schöpfen Sie dann Mut für einen neuen Anlauf?
Immanuel Kant war es, der erkannte, was uns tröstet: „Der Himmel hat den Menschen als Gegengewicht zu den vielen Mühseligkeiten des Lebens drei Dinge gegeben: Die Hoffnung, den Schlaf und das Lachen.“ Neben Humor und Geduld haben Sie jetzt noch drei weitere Ballons, die Ihnen Auftrieb geben: Die Hoffnung, den Schlaf und das Lachen.
Und woran liegt es, dass Sie sich immer wieder mal irren? Woran liegt es, wenn Sie etwas missverstehen? Vielleicht daran, dass Sie über die Wirklichkeit, die Sie umgibt, immer wieder stolpern?
Wegen der vielen Spielverderber, die dafür sorgen, dass Sie selten bis nie sorglos sind, könnten Sie jetzt verzweifeln; und dieses Buch dem Altpapier zuführen. Ungelesen. Doch: Kopf hoch – es gibt für Sie noch viel mehr Ballons, die Ihnen tragen helfen.
Nutzen Sie den Auftrieb dieser Ballons. Spüren Sie, wie Ihr Leben dadurch leichter wird. Erfahren Sie wie es ist, ganzheitlich zu sehen. Ihre Ballons und die ganzheitliche Sicht bieten Ihnen die Chance, das zu erreichen, was dieses Buch verspricht: Trotzdem sorglos zu leben. Trotz allem.
Nicht zähneknirschend; weder wütend noch resigniert. Sondern ruhig, entspannt und gelassen. Im Frieden mit sich selbst. Und im Frieden mit den Menschen um Sie herum, in einer immer verrückter werdenden Welt. Trotzdem! Und statt im Dreieck zu springen, könnten Sie Purzelbäume schlagen.
Wie entscheiden Sie sich jetzt? Geben Sie dieses Buch zum Altpapier? Werfen Sie es in den Kamin, oder lesen Sie weiter?
Apropos Hintern: Gestatten Sie mir auf Ihren, pardon, ich wollte fragen ob Sie mir gestatten, bei Gelegenheit auf Ihr Gesäß noch einmal zurückkommen zu dürfen? Ja? Danke. Dann lesen Sie bitte weiter.
Hellena feiert Geburtstag. Sie überrascht ihre Gäste mit selbst gebackenen Donauwellen.
Die Kinder Lisa und Tim sehen Donauwellen zum aller ersten Mal in ihrem Leben. Die dicke Schicht Schokolade über der Puddingcreme und die saftigen Kirschen lassen sie nicht mehr aus den Augen.
Jasmin und Ben klatschen spontan Beifall, als Hellena die Donauwellen im Garten auf den Tisch stellt. „Wir lernten uns in einer Konditorei kennen“, erzählt Jasmin. „Jeder von uns bestellte Donauwelle, doch es war nur noch ein Stück da. „Ben verzichtete darauf und überließ es mir. Ich schlug ihm vor, miteinander zu teilen.“ „Ja“, sagt Ben und strahlt Jasmin an, „ohne Donauwelle hätten wir uns nicht ineinander verliebt.“
Louis aber erschrickt, als er die Donauwelle sieht. Schweißperlen glitzern plötzlich auf seiner Stirn. Jedoch nicht, weil dieser Augusttag so heiß ist. „Als ich das letzte Mal im Garten welche aß, hat mich eine Wespe gestochen. In den Mund. Mein Rachen schwoll so schnell zu, dass ich kaum noch Luft bekam. Der Notarzt nahm mich sogar mit ins Krankenhaus. Macht es euch etwas aus, wenn ich im Haus esse?“
Ulis fröhliches Lachen verstummt beim Anblick der Donauwellen. Sämtliche Mimik fällt aus ihrem Gesicht. „Was ist los mit dir?“, fragt Hellena. Uli aber schweigt. Wie eingefroren starrt sie auf den Kuchen. „Uli, was ist denn?“, fragt Hellena noch einmal. Unter den Gästen wird es ganz still. Alle schauen auf Uli. Nur Lisa und Tim, die beiden Kinder, genießen völlig gelassen die dicke Schokoladenschicht und alles was darunter ist. „Deine Donauwellen sehen köstlich aus“, antwortet Uli endlich, „sie schmecken bestimmt ganz vorzüglich. Aber Donauwellen waren das Letzte, was wir miteinander aßen, bevor mein Mann starb. Seitdem kann ich keine mehr sehen.“
Jens nimmt die Donauwellen gar nicht wahr. Er hat nur Augen für Hellena, sieht nur noch sie. Von dem Moment an, als sie im Garten erschien, schaut er nur noch nach ihr. Er bewundert, wie anmutig sie geht, kann sich gar nicht satt sehen an ihren rotblonden Haaren, die sie zum Pferdeschwanz gebunden hat. Wie sie ihn heute begrüßte, geht ihm nicht aus dem Sinn. Noch immer spürt er ihren Händedruck. Kein einziges Wort von ihr entgeht ihm. Er genießt den Klang ihrer Stimme, sieht in ihr Gesicht, sieht nichts anderes mehr, nur ihr Gesicht.
Lisa und Tim hat es sichtbar geschmeckt. Mit schokoladenverschmierten Händen und Mündern toben sie davon.
Sven, Hellenas Bruder, begleitet Louis ins Haus, damit er dort nicht alleine essen muss. Hellena setzt sich dicht neben Uli und schaut sie fragend an. „Seit mein Mann tot ist, bin ich seelisch aus dem Gleichgewicht“, erklärt Uli. „Ich kann mich über nichts mehr freuen.“
Hellena hört Uli zu. Aufmerksam und liebevoll. Sie nimmt Anteil an ihrer Trauer, teilt ihren Schmerz. Sie hört Uli noch lange zu.
Jens sitzt da und betrachtet Hellena. Unentwegt. Auf dem Teller vor ihm liegt ein Stück Donauwelle. Er hat noch nichts davon gegessen.
Wie geht es Ihnen denn, liebe Leserin, lieber Leser, wenn Sie Donauwellen erblicken? Wie reagieren Sie, lieber Mitmensch jeglichen Geschlechtes? So unbefangen wie Lisa und Tim? Sie hatten Donauwellen noch nie zuvor gesehen. Schokolade kannten sie, sie erkannten auch die Puddingcreme und die Kirschen. Aber nicht in dieser so leckeren Zusammensetzung. Aus Erfahrung wissen sie jedoch, wie gut Schokolade, Puddingcreme und Kirschen schmecken. Lisa und Tim können es kaum erwarten, alle drei Köstlichkeiten gleichzeitig zu genießen.
Jasmin und Ben verknüpfen Donauwellen mit ihrer allerersten Begegnung. Wie sie ein Stück miteinander teilten und sich dabei verliebten.
Louis dagegen verbindet Donauwellen mit dem Wespenstich, der Atemnot, der akuten Erstickungsgefahr, dem Notarzt und dem Aufenthalt im Krankenhaus. Trotzdem kann er im Schutz des Hauses ein Stück davon genießen.
Uli hat beim Anblick der Donauwellen sofort ihr letztes gemeinsames Essen mit ihrem Mann vor Augen, bevor er starb. Sie spürt noch immer diesen grellen Schmerz, den sein Tod ausgelöst hatte. Uli trauert noch so sehr, dass es ihr unmöglich ist, davon zu essen.
Was empfinden Sie denn, wenn Sie Donauwellen sehen? Woran denken Sie dabei? Ihre persönliche Art der Wahrnehmung ist einzigartig und unverwechselbar. Niemand sonst nimmt Donauwellen so wahr wie Sie. Das gilt auch für alles andere, was Sie mit mindestens einem Ihrer fünf Sinne wahrnehmen: Ihren Partner oder Ihren Chef, das Wetter oder Ihren Nachbarn, den Duft von frisch gemahlenem Kaffee, Ihre Sorgen oder das Buch, das Sie gerade lesen. Sie lesen doch noch – oder nicht?
Ihr wichtigster Sinn ist Ihr Sehsinn. Ob Sie durch ein Mikroskop schauen oder durch ein Fernglas, ob Sie in den Rückspiegel Ihres Autos blicken oder durch die rosarote Brille des Verliebtseins: Sie nehmen die Wirklichkeit unterschiedlich wahr. Und: Sie sehen auch nur das, was Sie sehen wollen. Alles andere auf der Welt verschwindet in der Unschärfe. Obwohl Ihr Sehsinn der bedeutendste ist, sehen Sie die wichtigsten Dinge Ihres Lebens doch nicht. Deshalb schließen Sie auch die Augen, wenn Sie küssen, lachen oder träumen. Wie wenig Sie sich auf das verlassen können, was Sie mit Ihren eigenen Augen sehen, lässt Antoine de Saint-Exupéry den Fuchs zum Kleinen Prinzen so ausdrücken: „Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche bleibt für die Augen unsichtbar.“
Ein Physiker, ein Mathematiker und ein Informatiker fahren im Zug durch Schottland. Durch das Fenster sehen sie auf einer Weide ein schwarzes Schaf grasen. Der Informatiker schlussfolgert: „Alle Schafe in Schottland sind schwarz.“
Der Physiker verbessert ihn: „Das ist nicht ganz korrekt. In Schottland gibt es schwarze Schafe.“
Der Mathematiker seufzt nur und sagt: „In Schottland gibt es auf mindestens einer Weide mindestens ein Schaf, das von mindestens einer Seite schwarz ist.“
Weil jeder Mensch die Wirklichkeit unterschiedlich wahrnimmt, interpretiert jeder die Wirklichkeit auf seine Art und Weise. Wie ist denn Ihre Wahrnehmung? Wie interpretieren Sie die Wirklichkeit? Vielleicht so, wie Pippi Langstrumpf? In dem Lied von Astrid Lindgren singt sie:
„Zwei mal drei macht vier, widewidewitt und drei macht neune, ich mach mir die Welt, widewide wie sie mir gefällt.“
Machen wir uns die Welt auch so, wie sie uns gefällt? Der Partei- und Fraktionschef der AfD, Alexander Gauland, relativierte die Zeit des Nationalsozialismus in Deutschland. Der promovierte Jurist sagte: „Hitler und die Nazis sind nur ein Vogelschiss in über 1000 Jahren erfolgreicher deutscher Geschichte.“ Ein Doktortitel schützt vor Torheit offenbar genauso wenig wie das Alter.
Apropos Torheit: Donald Trump hatte vom ersten Tag im Amt gelogen, dass sich die Balken bogen. Frühere US-Präsidenten haben auch gelogen, aber sie haben sich Mühe gegeben, ihre Lügen zu verbergen. Trump ist die Wahrheit demonstrativ egal. Für ihn und andere Wahrheitsverdreher sind es aber keine Lügen, sondern „alternative Fakten“.
Die Wahrheit in den USA ist unter Trump nicht allein der schnöden Lüge gewichen, sondern gezielter Fehlinformation. In einem Bericht des „Scientific American“ zur Corona-Pandemie heißt es: „In einem Moment, in dem unsere Gesellschaft verlässliche wissenschaftliche Information am meisten braucht, ist die gefährlichste Quelle der Fehlinformationen unser eigener Präsident.“
Und Wladimir Putin? Ist auch er eine gefährliche Quelle von Fehlinformationen? Alexander Solschenizyn, der im sowjetischen „Archipel Gulag“ Höllenqualen durchlitt, sagte: „Wer die Gewalt als seine Methode proklamiert hat, muss die Lüge zu seinem Prinzip machen.“
Alexej Nawalny, der als bekanntester Gegner Putins gilt, wurde im März 2022 von einem russischen Gericht zu neun Jahren Straflager verurteilt. Unter besonders harten Haftbedingungen. Nawalny hatte einen Mordanschlag mit dem chemischen Kampfstoff Nowitschok im August 2020 nur knapp überlebt. Präsident Wladimir Putin wies eine Beteiligung zurück.
Aber wieder zurück zu Ihnen: Wie interpretieren Sie die Wirklichkeit? Wie legen Sie sich die Fakten aus? Besonders dann, wenn sie Ihnen nicht gefallen? Ertragen Sie die ungeschminkte Wirklichkeit? Oder machen Sie sich die Welt auch so, wie sie Ihnen gefällt? Und wenn ja, warum?
Es ist nicht immer einfach, zu einer klaren und wohldurchdachten Bewertung der jeweiligen Lage zu kommen. Das liegt an der Vielschichtigkeit der Realität.
Was verhindert eine klare Einschätzung?
Gustave Flaubert: „Das Wahre gibt es nicht! Es gibt nur verschiedene Arten des Sehens.“
„Durch die Gasse der Vorurteile muss die Wahrheit ständig Spießruten laufen.“
Indira Gandhi
Die Wirklichkeit, in der Sie leben, nehmen Sie mit Ihren fünf äußeren Sinnesorganen wahr. Mit Augen und Ohren, mit Nase, Haut und Mund können Sie die Wirklichkeit sehen und hören, riechen, fühlen und schmecken. Tag für Tag nehmen Sie Millionen Sinneseindrücke wahr – die meisten davon nur unbewusst. Alle diese Sinneseindrücke verarbeitet Ihr Gehirn.
Der Sehsinn ist der wichtigste für Ihre Wahrnehmung. Er liefert rund 80 Prozent aller Informationen aus der Umwelt. Er hat die höchste Aufnahmekapazität von allen Sinnen, gefolgt vom Gehör- und vom Tastsinn.
Der Hörsinn ist von allen fünf Sinnen der differenzierteste. Er ist sensibler, genauer und auch leistungsfähiger als das Auge. So werden Worte wesentlich schneller verarbeitet als Bilder. In derselben Zeit, in der ein Bild vom Gehirn verarbeitet werden kann, können rund sechs bis acht Worte verarbeitet werden.
Ihr Gehör ist direkt mit Stimmungen verbunden. Töne, Klänge, Melodien und Rhythmen färben Ihre Stimmung emotional stark ein. Und sie bestimmen maßgeblich Ihr Verhalten. Ein Musikstück kann Sie zu Tränen rühren, sanfte Stimmen wirken beruhigend.
Auch der Geruchssinn bestimmt Ihr Leben in einem großen Maße. Düfte wecken Erinnerungen, lösen Assoziationen aus, verursachen Wohlgefühl oder Ekel, Abscheu oder Verlangen. Ihr Geruchssinn ist eng an das Zentrum für Emotionen und Gedächtnis gekoppelt. Dadurch kommt es zu einer starken Vermischung von Geruchsinformationen mit Emotionen und Erinnerungen. Deshalb können Entscheidungsprozesse direkt und ohne Beteiligung des Bewusstseins durch Gerüche stark beeinflusst werden. Der Geruchssinn ist zudem der komplexeste chemische Sinn. Bereits wenige Moleküle reichen aus, um einen Geruch wahrzunehmen. Nur ein Milligramm Vanille pro 1.000 Kubikmeter genügen bereits, um in Ihrer Nase einen Riecheindruck hervorzurufen.
Der Geschmackssinn nimmt die Reize über Sinneszellen wahr, die sich in Ihrem Mund und in Ihrer Nase befinden. Der Geschmack ist einer der hartnäckigsten Wächter über Ihr Gedächtnis. Denn Geschmacks-wahrnehmungen haben eine direkte Verbindung zu Gedächtnis und Erinnerung. Dabei ist der Geschmackssinn im Vergleich zu den anderen Sinnen eher schwach ausgeprägt. Denn Ihre Nase ist für das Geschmacksempfinden wichtiger als Ihr Mund. Etwa 80 Prozent des empfundenen Geschmacks sind in Wirklichkeit Aromen, die vom Geruchssinn wahrgenommen werden; nur rund 20 Prozent entstehen tatsächlich auf Ihrer Zunge.
Mit dem Tastsinn Ihrer Haut nehmen Sie Berührungen wahr. Die Haut ist mit anderthalb bis zwei Quadratmetern Fläche Ihr größtes Organ. Sensoren in der Haut helfen Ihnen, Ihre Umwelt durch Tasten wahrzunehmen. Jeden Druck, jede Berührung und jeden Windhauch.
Über den Tastsinn Ihrer Haut fühlen Sie auch die Temperaturschwankungen. Dazu sitzen verschiedene Sinneszellen und Nervenenden unterschiedlich tief in den Hautschichten. Einige reagieren empfindlich auf feinste Berührungen, andere auf großflächigen Druck. Einige sind auf Wärme und Kälte spezialisiert, andere wiederum auf alle Arten von Schmerz. Allein in der Hautoberfläche der Hand sitzen 10.000 Rezeptoren und erwarten Signale. Berührungen sind wichtig für Ihr Wohlbefinden.
Auch Ihre Körperhaare liefern Berührungsinformationen, weil Nervenenden an ihrer Wurzel jede kleine Erschütterung melden.
Aus allen wahrgenommenen Sinneseindrücken erstellt Ihr Gehirn ein Gesamtbild, untersucht und deutet es. Ihr Gehirn ist ein beeindruckendes Organ.
Es erhält allein 15 Prozent des Blutes, das aus dem Herzen strömt und 20 Prozent des Sauerstoffs, den Ihr Körper benötigt. Dabei macht es nur zwei Prozent des gesamten Körpergewichts aus. Jede Minute fließen 500 bis 700 Milliliter Blut durch Ihr Gehirn. Das ergibt über 1.000 Liter pro Tag.
Ihr Gehirn besitzt 100 Milliarden Nervenzellen. Ausgeschrieben: 100.000.000.000. Jede einzelne Nervenzelle ist mit 1.000 bis 10.000 anderen Nervenzellen verbunden. Nach wissenschaftlichen Schätzungen besitzt Ihr Gehirn etwa 100 Billionen Verbindungen. In Ziffern geschrieben bedeutet das: 100.000.000.000.000.
Die Verbindungen zwischen den Nervenzellen sind mindestens 100.000 Kilometer lang. Würde man sie wie ein Kabel auslegen, dann würden sie zweieinhalb Mal um den Äquator reichen.
Ihr Körper besteht zum größten Teil aus Wasser. Dieser Anteil nimmt jedoch im Laufe des Lebens ab. Während ein neugeborenes Kind noch ganze 70 bis 80 Prozent Wasseranteil hat, besitzt ein 85-jähriger Mensch nur noch 45 bis 50 Prozent. Das Wasser befindet sich im Körper in einem ständigen Kreislauf. Es ist in allen Organen, Zellen und Körperflüssigkeiten das bestimmende Element.
Selbst in Ihren Zähnen stecken, wenn sie echt sind, 10 Prozent Wasser, in Ihren Knochen 22 und in Ihren Augen sogar 99 Prozent. Nebenbei bemerkt: Quallen bestehen zu fast 99 Prozent auch nur aus Wasser.
Zurück zu Ihnen: Ihr Blut besteht zu etwa 90 Prozent aus Wasser. Es versorgt alle Organe, Muskeln und andere Körperzellen mit Nährstoffen und Sauerstoff – allen voran Ihr Gehirn. Wussten Sie, dass die Masse Ihres Gehirns zu satten 80 Prozent aus Wasser besteht? Meins und das aller anderen Menschen auch. Bei einem durchschnittlichen Gewicht von 1.400 Gramm ergibt das 1.120 Gramm Wasser und „nur“ 280 Gramm Gehirnsubstanz. Dieses „nur“ dürfen Sie jetzt getrost als Kompliment auffassen. Denn Ihr Gehirn – und ich hoffe, meins auch – ist wirklich ein beeindruckendes Organ.