TRUTH - Susan Batson - E-Book

TRUTH E-Book

Susan Batson

4,8

Beschreibung

'Susan Batson ist das einzige Genie, das ich in meinem Leben je kennen gelernt habe.' Michael Haneke Wie kann man erfolgreich eine Figur erforschen, die man auf der Bühne oder vor der Kamera verkörpern soll? Wie kann ein Schauspieler mit größter Hingabe seine Rolle entwickeln? Wie läßt sich ein Charakter erschließen, der einem selbst völlig fremd zu sein scheint? Susan Batson benutzt die Strasbergmethode als ein flexibles Handwerk und konzentriert sich auf die spezifischen Probleme des schauspielerischen Ausdrucks, damit sich Intimität und Universalität im Spiel zu künstlerischem Ausdruck verbinden. Ihr Buch bietet Hilfestellungen, die Schranken des Egos zu überwinden, um zu einer wahrhaftigen Darstellung zu gelangen. 'Ein Schauspieler, der das Need, die Public Persona und den Tragic Flaw einer Figur erkannt und untersucht hat, bringt eine einzigartige Präsenz mit. ein Schauspieler, der seine ganze Seele und jeden wachen Moment in seine Vorbereitung investiert hat, ist besser ausgerüstet, jenes ›etwas Andere‹ geschehen zu lassen.' Susan Batson

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Susan Batson

TRUTH

Wahrhaftigkeit im Schauspiel

Ein Lehrbuch

Mit Beiträgen von Juliette Binoche, Michael Haneke und Nicole Kidman

Deutsch von Sarah Fuhrmann

 

 

 

 

Alexander Verlag Berlin

Der Verlag dankt Nadja Schulz-Berlinghoff für ihre Initiative, das Buch auf deutsch herauszubringen.

Dank gilt außerdem Lena Lessing, Wolfgang Krenz, Dieter Hoffmeier und Wolfgang Wermelskirch für die redaktionelle Unterstützung.

Editorischer Hinweis: Zitate wurden übersetzt, wenn keine offizielle deutsche Übersetzung vorlag.

 

 

Deutsche Erstausgabe

Die Originalausgabe Truth – Personas, Needs, and Flaws in the Art of Building Actors and Creating Characters erschien 2007 bei Rugged Land, New York

© 2006 by Susan Batson

Für die deutschsprachige Ausgabe

© 2014 by Alexander Verlag Berlin

Alexander Wewerka, Fredericiastr. 8, D-14050 Berlin

www.alexander-verlag.com | [email protected]

Alle Rechte vorbehalten.

Lektorat/Redaktion: Katharina Broich und Christin Heinrichs-Lauer

Grafik/Layout/Umschlaggestaltung: Antje Wewerka

Druck/Bindung: Interpress, Budapest

ISBN 978-3-89581-348-1 (eBook)

INHALT

Michael Haneke, Always in the Art

Nicole Kidman, Einführung

Prolog

Teil I Need, Public Persona und Tragic Flaw

Der Kreis

Das Gesicht

Die Public Persona

Das Need

Der Tragic Flaw

Teil II Der Schauspieler

Das Instrument

Kinderspiele

Die Journey of the Need

Sense Memory

Personalization

Sensory Condition

Die Vierte Wand

Gegenstände: Verloren und wiedergefunden

Der private Moment

Teil III Die Figur

Die Geschichte der Figur

Der private Moment der Figur

Das Telefongespräch der Figur

Das Tier

Der Ort der Niederlage

Das Interview mit der Figur

Teil IV Der Text

Die »klassischen Punkte«

Die Szenenanalyse/Der Drehbuchauszug

Die Standpunkte

Teil V Das Leben

Improvisation

Die wirkliche Welt

Gold Dust

Juliette Binoche über Susan Batson

Ex-Er-Actor-Übungen

Ende

Glossar

Ausgewählte Quellenangaben

Filmographie (Verzeichnis erwähnter Filmtitel)

WIDMUNG

Meinen beiden wichtigsten Lehrern.

Meine Mutter, Ruth Batson, lehrte mich, daß unsere Lebensaufgabe die Verbesserung des Menschseins ist. Mein Sohn, Carl Ford, lehrt mich nach wie vor bedingungslose Liebe, Mut, Selbstwert und die Macht der Träume. Ihre beharrliche Verpflichtung Wahrheit und Freiheit gegenüber motiviert mich jeden Tag.

DANK

Ein besonderer Dank gebührt meiner Schwester Dorothy Batson ­Owusu. 1990 hatte Dorothy den Anfang eines Buches, den ich auf einem Notizblock aufgeschrieben hatte, in den Computer übertragen. Sie erinnerte mich an diesen ersten Versuch und ermutigte mich, weiterzumachen.

Voll Ehrerbietung möchte ich Bruce Bennett erwähnen, der sich regelmäßig mit mir traf, wenn mich mein Tragic Flaw überkam, mich führte, mir zuredete und beibrachte, seinen dringend benötigten Kenntnissen und seinem Einblick bei der Entstehung dieses Buches zu vertrauen. Dank seiner konsequenten Verpflichtung den Details und der Geschichte der Schauspielkunst gegenüber wurde aus diesem Buch eine weit bessere Erforschung dieser Kunstform, als ich es allein hätte erreichen können.

Danken möchte ich auch meinem Verleger Web Stone, der nicht ­wegen Klatschgeschichten über Filmstars auf mich zukam, sondern ­wegen ­meiner Kenntnisse über Schauspielerei. Mein aufrichtigster Dank an Nicole Kidman, Juliette Binoche und Michael Haneke. Dieses Buch wurde durch ihre Beiträge verbessert und mein Leben durch ihre Freundschaft und ihr Können bereichert.

Es gäbe weder dieses Buch noch das Black Nexxus Acting Studio ohne den Weitblick und die Führungsqualitäten meines Sohnes Carl Ford und die Loyalität, das Engagement, die Kraft, Intelligenz und herzliche Freundlichkeit von Greg Braun. Ich danke auch den Lehrern vom Black Nexxus in New York und Los Angeles: Roberta Wallach, Stuart Birney, Lucille Riven, Wass Stevens, Jimmy Antoine, Corey Parker, Kirsty Carlos Leon, Portia, Matt Wurd und Jamieson Rimes. Ein ganz besonderer Dank geht an Mary Setrakian für die Gründung der besten Theatermusikabteilung im Black Nexxus. Dank an alle Schauspieler (Schüler und Profis), die mir ihre wertvolle Begabung anvertraut haben.

Ich bedanke mich für die Mentorschaft meiner großartigen Lehrer. Herbert Berghoff hat mir beigebracht, daß Schauspielen eine ursprüngliche Kunstform mit Verantwortung der Menschheit gegenüber ist. Uta Hagen war eine strenge Meisterin, die mich von meinen Spleens befreite. Lee Strasberg führte mich an die Intimität heran, für mich das Herz der Schauspielkunst, und gab meinem Talent seinen Segen. Harold Clurman erkannte meine Fähigkeiten und vermittelte mir die unschätzbare Gabe, mich dem Text gegenüber verpflichtet zu fühlen. Ich danke auch jenen großartigen Pädagogen, die mich als Anfängerin gefördert haben: Elma Lewis, Adele Thane, Leo Nickole, Richard E. Arnold und Paul J. Austin.

Susan Batson

ALWAYS IN THE ART

Wenn Susan Batson eine E-Mail sendet, unterschreibt sie statt mit den üblichen Floskeln wie »With warmest regards« oder »All the best« immer mit »Always in the Art«. Mir ist niemand bekannt, der eine solche Formulierung berechtigter verwenden könnte.

Ich habe Susan vor über dreißig Jahren bei einem mehrwöchigen Workshop kennengelernt, den sie in München hielt. Eine Freundin hatte sie mir mit enthusiastischen Worten empfohlen und mich auch zu einer Vorstellung von Tennessee Williams’ Endstation Sehnsucht mitgenommen, die Susan kurz davor an der Universität mit Laien erarbeitet hatte. Ich hatte nie vorher und habe selten danach Darsteller erlebt, die so bei sich waren und deren Emotionen sich so unmittelbar auf den Zuschauer übertrugen wie an diesem Abend. So neugierig geworden, meldete ich mich bei dem mehrwöchigen Workshop an, nicht ahnend, was auf mich zukommen würde. Da ich bei dem Kurs der einzige Regisseur unter lauter Schauspielern sein sollte, gedachte ich mir distanziert anzuschauen, was da so passieren würde. Natürlich war ich der erste, der von Susan auf die Bühne gebeten wurde, und mit dem distanzierten Zuschauen war es vorbei. Es folgten drei oder vier Wochen (an die exakte Länge des Kurses erinnere ich mich nicht mehr), die sich an Arbeitsintensität mit nichts vergleichen lassen, was ich sonst in meinem beruflichen Leben kennenlernen durfte. In den ersten Tagen arbeitete man von 10 bis 20 Uhr, kurz darauf von 10 Uhr bis Mitternacht und in der letzten Woche von 10 bis 4 Uhr, manchmal bis 5 oder 6 Uhr früh. Schlaf war nicht mehr wichtig, es zählte nur noch das Suchen nach der Wahrheit, der schauspielerischen und der persönlichen. Die Nerven lagen blank, und während der Kursdauer wurden drei Übersetzer verschlissen, weil sie den nervlichen Anforderungen beim Übersetzen nicht gewachsen waren. Keiner der Beteiligten stieg aus, keiner kam zu spät, jedem ging es nur darum, zu lernen.

Ich habe Susan in den letzten Jahren zweimal an die Wiener Filmakademie, wo ich unterrichte, eingeladen, und jedesmal war es für die Regiestudenten ein unvergleichliches Erweckungserlebnis. Einzelne Studenten sind ihr im Anschluß an die Kurse zu einem mehrmonatigen Einzelunterricht nachgereist und haben begeistert von ihren Fortschritten berichtet.

Jugendliche haben ein feines Sensorium für angemaßte Autorität. ­Warum folgten die Studenten in Wien vom ersten Moment an allen Anmutungen, die Susan an sie stellte, warum fiel damals bei unserm nervenzermürbenden Münchner Marathon kein einziger der berufserfahrenen Schauspieler aus?

Grob vereinfachend gibt es dafür, wie ich denke, zwei Gründe: Der erste liegt auf der Hand – es ist die Fachkompetenz. Obwohl Susan sich ja in erster Linie als Schauspiellehrerin mit der Wahrhaftigkeit des schauspielerischen Ausdrucks befaßt – und das in einer Weise, die den Kursbeteiligten manchmal wie Hexerei erscheinen mag, da sie die Ursachen von emotionalen Blockierungen mit nahezu hellseherischer Klarheit und Leichtigkeit aufzudecken und oft auch zu beseitigen vermag –, ist gerade für Regisseure die Methodik der Szenenanalyse ein Bereich, der bei Schauspielunterricht meist zu kurz kommt und den Susan in extrem anschaulicher Weise vermittelt.

Fachkompetenz ist, wie wir alle wissen, leider keine Selbstverständlichkeit im Bereich künstlerischer Lehre und künstlerischer Arbeit, aber Fachkompetenz allein ist keine hinreichende Erklärung für die außergewöhnliche Strahlkraft von Susans Persönlichkeit und den Enthusiasmus all derer, die das Glück hatten, mit ihr zu arbeiten. Mir ist in meinem langen Arbeitsleben selten eine Person begegnet, auf die das Wort Integrität mehr zutrifft als auf Susan. Diese im Alltagsleben eher unscheinbare, ja scheue, fast schüchterne Person wird, sobald sie den Bereich künstlerischer Arbeit betritt, zu einer Instanz, die alles fordern kann und darf, weil sie selber alles und ohne Vorbehalt gibt. Ihre emotionale und intellektuelle Investition ist so groß, daß die andern sich unmittelbar aufgerufen fühlen, nach- und gleichzuziehen. Das schafft Freiheit im Kopf und im Gemüt.

Die Gefahr vieler Lehrender und Gurus ist der Mißbrauch der Macht, welche die Methode über die Lernenden verleiht. Da wir uns alle erst mal scheuen, Grenzen zu überschreiten, bedarf es großen Vertrauens, um sich auf Grenzüberschreitungsreisen zu begeben. Der Erfolg von Susan Batson, auch in ihrer Arbeit als Coach berühmter Stars, rührt nicht zuletzt daher, daß jenes Wort zutrifft, mit dem sie ihre Botschaften signiert: Sie ist im wahrsten Sinn des Wortes »always in the art«.

Natürlich kann dieses Buch die Begegnung mit der Persönlichkeit von Susan nur beschränkt ersetzen, aber es ist als Leitfaden zu einer wahrhaftigeren Auseinandersetzung mit dem Schauspielberuf ebenso empfehlenswert wie als methodische Erinnerung an die direkte Arbeit mit ihr oder als Anstoß, den persönlichen Kontakt mit ihr zu suchen. Ich hoffe, daß diese methodische Darstellung des »Method Acting« auch im deutschsprachigen Raum die Verbreitung erfährt, die sie verdient.

Michael Haneke

EINFÜHRUNG

Das Leben eines Schauspielers, wie das eines jeden Künstlers, ist ein langer, langer Weg. Aber ein Schauspieler geht diesen Weg nicht allein. Schauspielen ist eine gemeinschaftliche Arbeit. Es ist immer eine Ensemble-Leistung. Mit etwas Glück begegnet einem auf dem Weg jemand, mit dem die Zusammenarbeit so lebendig und fruchtbar ist, daß beide ganz selbstverständlich in Gleichschritt fallen. Für mich ist Susan Batson diese Person.

Das Buch, das Sie in den Händen halten, heißt Truth, und dieser Titel trifft genau den Kern unserer gemeinsamen Arbeit. Ohne Wahrheit kann ich nichts erschaffen – ich muß es fühlen. Susan hilft mir dabei, die Wahrheit in mir zu finden und deren Reinheit, Vertrautheit und Redlichkeit zu verwenden, damit meine Arbeit wahrhaftig ist. Sie hat mir geholfen, Wahrhaftigkeit in mir und in den Figuren, die ich gespielt habe, zu fördern und zu schützen. Von Susan habe ich gelernt, wie die Wahrheit um jeden Preis lebendig bleiben muß.

Schauspielen umgibt etwas wunderbar Geheimnisvolles. Dieses Geheimnis ist für mich unwiderstehlich. Jeder Schauspieler hat seine eigenen Ansichten zu diesem Thema, aber ich persönlich betrachte mich als eine Vermittlerin. Wenn du spielst, bist du ein Werkzeug – etwas, was über dich hinausgeht, arbeitet mit dir. Es geht nicht darum, wer du bist. Es geht nicht um dein Ego. Beim ehrlichen Schauspielen geht es darum, bereit und offen zu sein, deine tiefsten und dunkelsten Geheimnisse preiszugeben und zu sagen: »Hier sind sie.« Es geht um Gestaltung und Verwandlung und Veränderung. Alles in mir oder um mich herum kann Teil meiner Arbeit werden, solange es wahr ist.

Ich begegnete Susan zum ersten Mal in New York, kurz bevor ich The Peacemaker (Projekt: Peacemaker)1 drehte. In London, bei Eyes Wide Shut,2 arbeiteten wir zwei Jahre lang richtig miteinander und seitdem bei jedem meiner Filme, egal wo. Die Arbeit eines Schauspielers endet nicht mit einem bestimmten Projekt, und die Reise, die Susan und ich in den letzten zwölf Jahren gemeinsam unternommen haben, war nie ausschließlich auf eine bestimmte Leistung ausgerichtet. Spielen ist so viel mehr als nur künstlerischer Erfolg. Es ist stärker und geht tiefer. So muß es sein – es liegt mir im Blut, es fließt durch mich hindurch. Ich weiß, es liegt auch in Susans Blut. Es kommt mir so vor, als wären wir schon mein ganzes Leben zusammen.

Bei unserer gemeinsamen Arbeit hat Susan all meine verschiedenen Seiten und Identitäten gesehen. Sie kennt mich als eine Tochter, eine Mutter, eine Schwester und eine Ehefrau. Mehr als irgend jemand in ­meinem Leben hat Susan Zugang zum Lexikon meiner Emotionen. Wir finden und teilen buchstäblich die Begriffe, die in mir Gefühle auslösen und in den Figuren, die ich spiele. Nur ein wunderbarer, lenkender, einfühlsamer und sehr kluger Mensch kann das bewirken. Susan hat sowohl einen scharfen Verstand als auch ein starkes Gefühlsleben. Sie ist ebenso intuitiv wie intelligent. Diese beiden Seiten an ihr sind im Gleichgewicht. Ich versuche, im Leben wie in der Arbeit dasselbe Gleichgewicht zu wahren.

Wir alle haben unseren Schutzpanzer. Es passieren Dinge im Leben, die uns ermutigen, den Panzer zu durchbrechen, und andere Dinge, die uns dazu bringen, den Panzer neu anzulegen. Das gilt besonders für den manchmal ziemlich entmutigenden und manchmal ganz außergewöhnlichen künstlerischen Weg, den Susan und ich gehen. Meine Zeit mit Susan hat mich gelehrt, an meinem Panzer zu arbeiten. Durch ihre Zusammenarbeit wurde ich so viel selbstsicherer als Schauspielerin und durch ihre Freundschaft selbstbewußter als Frau. Egal was passiert ist, ich bin nie ins Wanken geraten. Susan läßt das nicht zu.

Mit einer großartigen Lehrerin erscheint einem alles möglich. Viele Schauspieler, die ich bewundert und verehrt habe und mit denen ich bei einigen wenigen Gelegenheiten das Glück hatte zu arbeiten, wurden von Lehrern geformt und inspiriert, die ihnen einen Zugang zu ihrer Kunstform eröffneten. Unter den Schauspielern sind Lee Strasberg, Sanford Meisner und Jeff Corey ebenso legendär wie ihre Schüler Marilyn Monroe, Robert Duvall und Jack Nicholson. Ich bin sicher, daß Susan Batson als eine legendäre Schauspiellehrerin in die Geschichte eingehen wird. Ich kann nur hoffen, daß meine Arbeit zu ihrer Berühmtheit beitragen wird.

Susan unterschreibt ihre Briefe mit »Always in the Art«. Susan und ich werden den Rest meines Weges als Schauspielerin Seite an Seite gehen. Wir werden gemeinsam »immer für die Kunst« arbeiten, und ich werde immer dankbar sein, daß ich sie gefunden habe.

Und jetzt, mit diesem Buch, hast auch du sie gefunden.

Nicole Kidman

1 USA 1997, Regie: Mimi Leder.

2 USA 1999, Regie: Stanley Kubrick.

PROLOG

Wahrheit! Gott hat dich geschaffen, über Fluten und Flammen oben zu schwimmen.

Alexandre Dumas3

Der Weg zur Wahrheit durch die sorgfältige Untersuchung der Tatsachen ist der Weg des Wissenschaftlers. Ein schwerer und undankbarer Weg. Es ist nicht der Weg des Dichters. Er versteht Wahrheit durch Kraft: Die Wahrheit, die er versteht, kann nicht geleugnet werden, außer durch eine größere Kraft, und es gibt keine größere Kraft.

John Masefield4

Die Fahrt

Ich wohne in der Upper West Side von Manhattan. Jeden Tag holt mich mein Fahrer Segundo ab und fährt mich zum Black Nexxus, dem Schauspielstudio, das mein Sohn und ich im Theaterviertel betreiben. Weil ich entweder eingeigelt zu Hause Drehbücher lese oder bis in die Puppen im Studio arbeite, habe ich meine Fahrten quer durch die Stadt ins Zentrum lieben gelernt. Ich freue mich darauf, auf den West Side Highway abzubiegen und die Stadt eine Weile beiseite zu lassen. Auch wenn ich in der Regel den größten Teil der Autofahrt mit dem Handy telefoniere, schaue ich doch aus dem Fenster auf das Wasser, und es erinnert mich daran, daß es ein tiefes, fließendes Universum von Ideen und Menschen zu erkunden gibt.

Ein paar Blocks bevor wir in die 44. Straße abbiegen, verspricht eine Werbetafel eine Nonstop-Live-Show mit nackten Mädchen auf zwei Bühnen. Das bringt mich immer abrupt in die Wirklichkeit zurück. Einige der Schauspielerinnen, mit denen ich arbeite, tanzen in diesem oder ähnlichen Clubs in New York und New Jersey. Mir öffnet das jeden Tag die Augen über die Entscheidungen, die Schauspieler treffen müssen, um zu überleben.

Segundo hält vor der Tür meines Studios. Mit wenigen Schritten bin ich durch die Tür und im Studiobüro und bespreche den Tagesplan mit meinen Mitarbeitern. Alle, die für mich arbeiten, sind Schauspieler. Manche von ihnen tauschen ihre Arbeitszeit in meinem Büro gegen meine Arbeitszeit mit ihnen im Kurs. Ich habe diese Regelung nie bereut. Sie sind dieselbe Verpflichtung eingegangen wie ich: sich nicht nur blicken zu lassen, sondern vorbereitet und bereit für die Arbeit zu erscheinen. Das ist es, woran ich glaube. Das ist alles, worum es mir geht – zu arbeiten.

Und das gilt auch für meinen ersten Kurs heute. Er steht allen offen, ungeachtet ihrer Erfahrung – jeder, der von der Straße hereinkommt mit dem Wunsch zu arbeiten und der Leidenschaft, etwas zu erschaffen, ist willkommen. Ein offener Kurs wie dieser hilft mir, herauszufinden, auf welchem Stand ein Schauspieler ist und was wir im Nexxus für ihn tun können. Außerdem bekommen die Schauspieler im Kurs ein Gefühl dafür, wer ich bin und welche Methode ich anwende. Sie müssen sehen, ob mein Studio der richtige Ort für sie ist. Es hat sich auch als beste Art erwiesen, Schaumschläger loszuwerden, die nicht arbeiten wollen!

Wenn ich mein Studio betrete, trete ich in eine Welt, in der ich mich seit meinem achten Lebensjahr bewege, und es ist der einzige Ort, an dem ich mich je wirklich wohl gefühlt habe. Ich gebe diese anspruchs­­volle und wunderbare Kunst des Schauspielens gern weiter. In diesem Sinne machen wir uns an die Arbeit.

3 In: Alexandre Dumas: Der Graf von Monte Christo, München 1999. (Anm. d. Red.)

4 In: John Masefield: Shakespeare & Spiritual Life, Oxford 1924. (Originalausgabe)

Teil I

Need, Public Personaund Tragic Flaw

KAPITEL 1

Der Kreis

Unsere soziale Persönlichkeit ist eine geistige Schöpfung der anderen.

Marcel Proust5

Der Kurs

Ich drücke die Play-Taste an einem tragbaren CD-Player, und Curtis Mayfield singt:

People get ready, there’s a train a-coming

Ich übertöne die Musik:

»Ich werde jeden von euch, einen nach dem anderen, in die Mitte des Kreises rufen, damit ihr euch zu der Musik bewegt. Ihr könnt euch ausdrücken, wie ihr wollt. Die anderen bleiben außerhalb des Kreises und folgen der Person im Zentrum. Gebt euch der jeweiligen Person hin, ihrer Phantasie, ihrer Sexualität, ihrem Rhythmusgefühl und ihrer emotionalen Erfahrung – ihrer Persönlichkeit! Öffnet euch ihrem Selbstempfinden!

Gut, eine neue Figur tritt in die Mitte des Kreises!«

You don’t need no baggage, you just get on board.

DREW WINSLETT

Drew kann es kaum erwarten, in den Kreis zu treten. Auf dem Weg in die Mitte zieht sie ihren Pullover aus wie eine Stripperin. Sie folgt ganz ihren Impulsen, ohne Hemmungen – möglicherweise ein großes Talent.

Sie spürt die Erregung, in die sie die restlichen Kursteilnehmer versetzt, und zusammen mit ihnen genießt sie jede ihrer Bewegungen. Die Schauspieler außerhalb des Kreises betrachten sie, tanzen mit ihr und sind hundertprozentig dabei. Drew findet diese Aufmerksamkeit aufregend.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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