Tyler - Drucie Anne Taylor - E-Book

Tyler E-Book

Drucie Anne Taylor

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Beschreibung

Flor *** Assistentin eines CEOs? Diese Chance musste ich einfach ergreifen. Doch die Sache stand unter keinem guten Stern. Tyler Bothwell, einer meiner potenziellen Vorgesetzten, ließ mir keine Ruhe – und war nebenbei der heißeste Mann unter der Sonne. Gleichzeitig tauchte auch noch mein Ex auf und zwang mich, bei einer widerlichen Intrige mitzuspielen. Dass Tyler mein Herz zunehmend berührte, machte die Sache nicht leichter. Ich wusste, ich würde alles verlieren, sollte die Wahrheit je ans Licht kommen. Und ganz ehrlich? Wann tat sie das nicht? *** Tyler *** Zu spät zum Vorstellungsgespräch erscheinen? Keine gute Voraussetzung. Dennoch faszinierte mich diese Frau – mehr als sie vermutlich sollte. Sie erhielt den Job – und begann, mich immer mehr zu faszinieren. Obwohl es ein Fehler war, näherte ich mich ihr, sogar in meiner Freizeit. Aus einem dummen Missverständnis wurde schnell mehr, doch dann erfuhr ich die ganze, schmutzige Wahrheit und meine Welt stürzte wie ein Kartenhaus in sich zusammen. Wie sollte ich dieser Frau jemals wieder vertrauen? *** Branded *** Die Serie dreht sich um eine Clique erfolgreicher junger Männer. Jedes Buch beinhaltet eine abgeschlossene Geschichte, jedoch tauchen die Charakter immer wieder auf.

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Tyler

BRANDED

BUCH ZWEI

DRUCIE ANNE TAYLOR

Copyright © 2023 Drucie Anne Taylor

Korrektorat: S. B. Zimmer / S. Köhn

Satz und Layout: Julia Dahl

Umschlaggestaltung © D-Design Cover Art

Alle Rechte, einschließlich das, des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.

Dies ist eine fiktive Geschichte, Ähnlichkeiten mit lebenden, oder verstorbenen Personen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.

Dieses Buch

Flor

Assistentin eines CEOs? Diese Chance musste ich einfach ergreifen. Doch die Sache stand unter keinem guten Stern. Tyler Bothwell, einer meiner potenziellen Vorgesetzten, ließ mir keine Ruhe – und war nebenbei der heißeste Mann unter der Sonne. Gleichzeitig tauchte auch noch mein Ex auf und zwang mich, bei einer widerlichen Intrige mitzuspielen. Dass Tyler mein Herz zunehmend berührte, machte die Sache nicht leichter. Ich wusste, ich würde alles verlieren, sollte die Wahrheit je ans Licht kommen. Und ganz ehrlich? Wann tat sie das nicht?

Tyler

Zu spät zum Vorstellungsgespräch erscheinen? Keine gute Voraussetzung. Dennoch faszinierte mich diese Frau – mehr als sie vermutlich sollte. Sie erhielt den Job – und begann, mich immer mehr zu faszinieren. Obwohl es ein Fehler war, näherte ich mich ihr, sogar in meiner Freizeit. Aus einem dummen Missverständnis wurde schnell mehr, doch dann erfuhr ich die ganze, schmutzige Wahrheit und meine Welt stürzte wie ein Kartenhaus in sich zusammen. Wie sollte ich dieser Frau jemals wieder vertrauen?

Branded

Die Serie dreht sich um eine Clique erfolgreicher junger Männer. Jedes Buch beinhaltet eine abgeschlossene Geschichte, jedoch tauchen die Charakter immer wieder auf.

Inhalt

Prolog

1. Flor

2. Tyler

3. Flor

4. Tyler

5. Flor

6. Tyler

7. Flor

8. Tyler

9. Flor

10. Tyler

11. Flor

12. Tyler

13. Flor

14. Tyler

15. Flor

16. Tyler

17. Flor

18. Tyler

19. Flor

20. Tyler

21. Flor

22. Tyler

23. Flor

24. Tyler

25. Flor

26. Tyler

27. Flor

28. Tyler

29. Flor

30. Tyler

31. Flor

32. Tyler

33. Flor

34. Tyler

35. Flor

Danksagung

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Über die Autorin

Weitere Werke der Autorin

Prolog

TYLER

Vor zehn Jahren

San Francisco

Zischend verbrannte das glühende Eisen meine Haut. Hätte ich keinen Knebel zwischen den Zähnen gehabt, hätte ich mir die Seele aus dem Leib geschrien, doch meine Brüder schienen es zu ahnen. Nate, mein ältester Bruder, und Kellan, einer unserer besten Freunde, hielten mich fest, während Camden, mein älterer Zwilling, den Brennstempel auf meine Haut drückte. Die gottverdammte Rose mit der Flamme, die uns für immer miteinander verbinden sollte. Ein Zeichen der Loyalität und das Versprechen, niemals über die Dinge zu reden, die wir so taten, wenn wir uns langweilten.

Der Geruch verbrannten Fleisches stieg in meine Nase, ließ mich würgen, aber ich wusste, ich würde ersticken, sollte ich jetzt kotzen, weil sie den Knebel an meinem Hinterkopf festgezurrt hatten. Die Schmerzen machten mich wahnsinnig, Schweiß breitete sich auf meiner Stirn, meinem ganzen Körper aus – und mein Kreislauf rebellierte.

»Alles klar, Bro?«, fragte Nate, als Camden das Brandeisen von meinem Oberarm zog. Es kam mir so vor, als würde er mir auf die Weise meine gottverdammte Haut abziehen.

Ich nickte mit verzerrtem Gesicht. Am liebsten hätte ich ihm gesagt, dass er und seine Jungs sich diesen Brandingscheiß sonst wohin schieben konnten, aber dann hätte ich vollkommen umsonst gelitten. Ich war nicht so ein harter Kerl wie sie, dennoch nahmen sie mich auf und dafür hatte ich auch genug tun müssen. Ich hatte Mutproben bestehen müssen. Etwas in einem Laden klauen, vor den Cops abhauen, nachdem ich Gras gekauft hatte, und vieles mehr. Die Bullen hätten mich beinahe geschnappt, wäre ich nicht in einen offenen Kanaldeckel gesprungen. Tagelang hatte ich das Gefühl, nach Scheiße zu stinken, ich konnte noch so oft duschen, ich bekam den Geruch einfach nicht aus meiner Nase.

Kellan löste den Knebel und zog ihn weg. Ich konnte nicht anders, musste mich wegdrehen und kotzte. Fuck, ich war erst 20 und sicher nicht solche Schmerzen gewöhnt.

»Pussy«, stieß Bastien aus, der die Prozedur vor mir hinter sich gebracht hatte. Er hatte nicht einmal das Gesicht verzogen, aber ich litt.

Fuck, wie sehr ich litt!

Als ich gefühlt sämtlichen Mageninhalt in dieser verlassenen Halle losgeworden war, richtete ich mich schwer atmend auf. Mein linker Oberarm brannte wie Feuer und das machte mich wahnsinnig. Mit dem rechten Handrücken wischte ich meinen Mund ab. »Halt’s Maul«, erwiderte ich keuchend.

Er hob eine Augenbraue. »Warum sollte ich? Im Gegensatz zu dir habe ich nicht rumgeheult.« Danach grinste er.

»Aber aufgejault, als hätte man dir die Nüsse gequetscht«, hielt Camden dagegen. Er kam zu mir und klopfte mir auf den Rücken. »Gut gemacht.«

Mein Blick fiel auf seine Miene, ich holte tief Luft. »Das war das letzte Mal, dass ich so eine Scheiße mitgemacht habe.«

Mein älterer Zwilling grinste. »Sagst du jetzt, morgen sieht’s anders aus.«

»Mhm.«

Nate räusperte sich. »Du solltest die Brandwunde pflegen, damit sie sich nicht entzündet.«

»Mhm«, gab ich abermals von mir. Ich war bedient, echt so was von bedient. Ich hatte mich nur auf die Sache eingelassen, weil ich dazugehören wollte. Fuck, ich hatte weder viele Freunde, noch eine Freundin, aber die Kerle hatten mein Leben lang zu mir gehalten. Gut, zwei davon waren meine Brüder, sie mussten mich ja ertragen, aber Bastien und Kellan waren meine Freunde geworden. Es gab nur fünf Leute, die immer zu mir hielten. Ja, manche hatten niemanden, aber Bastien und Kellan hatten sich erst mehr mit mir unterhalten, als ich Camden und Nate bequatscht hatte, mich auch den Initiationsritus machen zu lassen. Ich wollte dazugehören. Denn die beiden anderen hatten erst angefangen, sich wieder mit mir abzugeben, nachdem ich meine beiden älteren Brüder regelrecht bekniet hatte, mich in ihre Clique aufzunehmen. »Was machen wir jetzt?«, wollte Nate wissen. Er war 24, steckte im Medizinstudium, weshalb zumindest er wusste, wie er die Brandwunde versorgen musste.

»Wie wär’s mit Party?«, fragte Camden. »Mom und Dad sind wieder mal nicht da und Riley ist unterwegs.« Riley, mein jüngster Bruder. Keine Ahnung, ob er sich der Clique ebenfalls anschließen würde, aber ich ahnte, dass er das Zeichen auch irgendwann tragen würde.

»Zu Hause?«, hakte Nate nach.

»Ja, warum nicht?«, wollte Kellan wissen. »Wir rufen einfach wieder den Reinigungstrupp an, der auch beim letzten Mal für Ordnung gesorgt hat.«

»Die haben Schmuck unserer Mutter mitgehen lassen, also die rufe ich sicher nicht mehr an«, hielt Nate dagegen und schaute zu mir. »Ich versorge gleich deine Wunde.«

Ich nickte knapp. Bock auf Party hatte ich nicht, aber ich würde mir einfach die Kante geben, um die Schmerzen zu vergessen. Ich war mir sicher, dass ich nach ein paar Bieren betrunken genug war, um nicht mehr daran zu denken.

Hoffentlich.

* * *

Flor

O Gott! Ich hatte einen Anruf von Golden Phoenix Games bekommen, mit dem eine Ms. Chambers mich zum Vorstellungsgespräch mit dem CEO eingeladen hatte. Ich war seit vier Jahren mit dem College fertig, arbeitete auch, aber ich brauchte diesen Job bei GPG, denn er wurde verdammt gut bezahlt. Und ich wollte endlich von niemandem mehr abhängig sein, um Grandmas Pflegeheim bezahlen zu können.

Ich konnte nicht anders, als die ganze Zeit zu lächeln. Wenn ich den Job bekommen würde, würde ich nicht mehr länger für die kleine Steuerkanzlei arbeiten müssen, die mich mehr schlecht als recht bezahlte. Dort war ich als Sekretärin tätig, aber bei Golden Phoenix Games ging es um eine Stelle als Assistenz der Firmenleitung. Ich würde mit dem Oberguru arbeiten, was einerseits einschüchternd, andererseits aber toll war. Ich freute mich schon richtig, obwohl ich die Stelle noch nicht mal ansatzweise sicher hatte. Mir war klar, dass die Firmenleitung von Golden Phoenix Games von Camden und Tyler Bothwell übernommen wurde. Sie waren typische Rich Kids, aber mit solchen wusste ich umzugehen. Ich wusste nur nicht, ob ich für Camden oder Tyler tätig sein würde. Die Verlobung von Camden Bothwell ging in den letzten Tagen ständig durch die Presse, obwohl man sonst nicht viel von ihm las oder hörte, also ging ich davon aus, dass es jetzt um eine Stelle bei ihm gehen würde, damit er etwas mehr Freizeit hatte.

Ich zog meinen in die Jahre gekommenen Laptop zu mir, rief Google auf und suchte nach den Bothwells. Die Firma war von ihrem Vater gegründet worden. Ursprünglich vertrieben sie Software, aber dann hatten sie einen Spielepublisher aufgekauft und sich mehr darauf spezialisiert. Vor einer Weile, das wusste ich, hatte man GPG verklagt, weil sie angeblich das Urheber- und Markenrecht eines kleinen Süßwarenhändlers verletzt hatten, aber das hatte ich nur durch Hörensagen erfahren.

* * *

»Nein, nein, nein … nein!«, rief ich aus, als mir der Cable Car vor der Nase wegfuhr.

Scheiße!

Ich musste unbedingt pünktlich bei meinem Vorstellungsgespräch sein, aber dieser dämliche Fahrplan war wohl auch nur zur Zierde da, denn die Fahrer kamen meistens, wie sie wollten. Seufzend schaute ich mich um, entdeckte ein Taxi und hob die Finger an meine Lippen. Ich stieß einen gellenden Pfiff aus, danach winkte ich und rief: »Taxi!«

Der Wagen setzte sich in Bewegung und hielt nur wenige Atemzüge später vor mir.

Ich stieg ein. »Fahren Sie mich bitte schnellstmöglich zum Firmengebäude von Golden Phoenix Games.«

»Ja, Ma’am.«

Meine Gesichtszüge entgleisten, aber ich würde den Teufel tun und mich beschweren. Glücklicherweise herrschte keine Rushhour, sodass ich hoffentlich ohne größere Komplikationen zu meinem Vorstellungsgespräch kommen würde. Ich war den ganzen Vormittag entspannt, aber nun schürte die Panne mit dem Cable Car meine Aufregung. Das Herz schlug mir bis zum Hals und ich hatte eine Scheißangst, den Termin gegen die Wand zu fahren.

Es musste einfach klappen, dass die Bothwells mich einstellten, sonst wäre ich aufgeschmissen, denn mein Boss bezahlte mich nicht gerade gut und finanziell kam ich schon lange nicht mehr mit dem Arsch an die Wand.

* * *

Und ich war zu spät.

Vor zehn Minuten hatte mein Vorstellungsgespräch begonnen und telefonisch hatte ich niemanden erreicht, um meine Verspätung mitzuteilen. Ich war nicht sicher, ob ich die Firma überhaupt betreten sollte, andererseits musste ich mich Mr. Bothwell stellen – oder beiden Bothwells. Mit einem tiefen Atemzug straffte ich meine Schultern, dann betrat ich den Aufzug, vor dem ich die ganze Zeit auf und ab gelaufen war. Ich betätigte den Knopf für die Chefetage und war froh, dass ich allein in der Kabine stand. Mein Hinterkopf landete an der holzvertäfelten Wand des Fahrstuhls und ich schloss die Augen. In Gedanken legte ich mir die Entschuldigung zurecht, die ich Mr. Bothwell aussprechen würde. Ich wusste, dass die beiden CEOs Zwillinge waren, was sicher eine Herausforderung werden würde, aber da musste ich nun durch.

Mit einem leisen Ping verkündete der Aufzug, dass er angekommen war. Ich schlug die Augen auf, dann verließ ich die Kabine. Meine Füße trugen mich sofort an den Empfangstresen schräg gegenüber der Aufzüge.

Die Dame telefonierte, weshalb ich geduldig wartete, dennoch legte ich ein freundliches Lächeln auf. »Vielen Dank, Mr. Connor«, sagte sie und legte den Hörer auf. Dann schaute sie zu mir hoch und lächelte mich ebenfalls an. »Guten Tag, kann ich Ihnen helfen?«

»Guten Tag, sind Sie Ms. Chambers?«

Sie nickte.

»Mein Name ist Florence Garcia, eigentlich hätte ich vor zwölf Minuten ein Vorstellungsgespräch mit Mr. Bothwell gehabt, aber leider war der Verkehr die Hölle und ich habe mich verspätet. Wäre es möglich, noch mit ihm zu sprechen?«

Ihr Lächeln erstarb. »Mr. Bothwell befindet sich gerade mit einer anderen Bewerberin im Gespräch, aber danach könnte er sich bestimmt noch Zeit für Sie nehmen, Ms. Garcia.«

»Das wäre toll«, erwiderte ich.

»Sie können im Wartebereich Platz nehmen. Ich sage Mr. Bothwell Bescheid, dass Sie doch noch gekommen sind«, sagte sie freundlich.

»Vielen Dank, Ms. Chambers«, entgegnete ich und innerlich atmete ich auf. Ich wusste, dass ich einen beschissenen ersten Eindruck gemacht hatte, aber vielleicht würde man mir meinen Fehler nicht übelnehmen, dass ich den Verkehr an einem Montagvormittag unterschätzt hatte.

Sie erhob sich, anschließend kam sie vor den Tresen. »Ich bringe Sie in den Wartebereich.«

»Danke«, wiederholte ich und machte mich gemeinsam mit ihr auf den Weg.

* * *

Ich saß seit anderthalb Stunden im Wartebereich von Golden Phoenix Games. Mittlerweile war ich genervt. Ja, ich war zu spät gekommen, aber ich hatte gehört, dass Mr. Bothwell die andere Bewerberin bereits vor einer halben Stunde verabschiedet hatte, danach herrschte Totenstille. Nur ab und zu konnte man Ms. Chambers reden hören, die ständig die Leute vertröstete. Keine Ahnung, was hier los war, aber gut organisiert war der Schuppen definitiv nicht.

Seufzend erhob ich mich und ging an das Fenster, das die ganze Front einnahm. Mein Blick fiel auf die Stadt. Von hier aus konnte man die Golden Gate Bridge sehen, allerdings verbarg sie sich heute wieder im Nebel.

Ein Räuspern ließ mich zusammenzucken. Langsam drehte ich mich um. Ein Mann, der sicher um die zwei Meter groß war, sah mich skeptisch an. Und ich wusste sofort, dass er einer der Bothwells war – nur welcher? »Ms. Garcia?«

»Ja, die bin ich. Guten Tag, Mr. Bothwell.« Ich griff nach meiner Handtasche und ging auf ihn zu. Als ich ihn erreicht hatte, streckte ich die Hand aus. »Meine Verspätung tut mir sehr leid«, sagte ich, als er sie ergriff. »Ich habe den Verkehr unterschätzt, den Cable Car verpasst und zu guter Letzt stand das Taxi im Stau.«

Seine Augenbraue glitt in die Höhe. »Und Sie hätten nicht anrufen können?«

»Das habe ich versucht, nur leider konnte ich Ms. Chambers nicht erreichen. Ich war ständig in der Warteschleife und flog am Ende raus«, erklärte ich. Gott, der Kerl ließ mich heftig auflaufen.

Daraufhin nickte Mr. Bothwell mit grimmiger Miene und mir sank das Herz in die Hose oder eher in den Rock, da ich ein Kostüm trug. »Kommen Sie, Ms. Garcia.«

»Danke, Mr. Bothwell«, erwiderte ich und folgte ihm auf den Flur, danach in ein Büro. Mein Blick fiel auf die Tür. Tyler Bothwell hatte mich in Empfang genommen – und lange warten lassen. Gut, wegen meiner Verspätung hatte ich es nicht besser verdient, aber ich fand es trotzdem unverschämt.

»Nehmen Sie bitte Platz«, sagte er, nachdem er um den großen Schreibtisch herumgegangen war. Das Teil dominierte sein großes lichtdurchflutetes Büro. Wie ein König thronte er auf dem Designerstuhl, in dem er zuvor Platz genommen hatte. »Dass Sie nicht besonders zuverlässig sind, haben Sie ja schon unter Beweis gestellt«, begann er und ich musste meine Miene unter Kontrolle halten. Was dachte sich dieser Affenarsch eigentlich? »Warum sollte ich Sie einstellen, wenn Sie unzuverlässig sind, Ms. Garcia?«

Ich holte tief Luft. »Die Verspätung tut mir immer noch sehr leid, Mr. Bothwell, normalerweise bin ich überpünktlich, aber der heutige Tag begann schon katastrophal«, erklärte ich, dabei konnte ich nicht verhindern, dass meine Stimme defensiv klang. Abermals atmete ich durch. »Ich habe das College mit Bestnoten abgeschlossen. Ich schaffe etwa 500 Tastenanschläge pro Minute, schreibe fehlerfrei und bin ein sehr organisierter Mensch.«

»Für wen arbeiten Sie derzeit?«, unterbrach er mich.

»Für Daniel Bowers, ihm gehört eine Steuerkanzlei in der Stadt«, erwiderte ich.

»Haben Sie ein Empfehlungsschreiben oder ein Arbeitszeugnis?«

Ich nickte. »Es befindet sich in meinen Bewerbungsunterlagen.«

»Und warum bewerben Sie sich bei uns, wenn Sie einen Job haben?«, fragte er interessiert.

Ich räusperte mich. »Ich möchte mich einer neuen Herausforderung stellen, Mr. Bothwell. Ich denke, die Stelle als Ihre Assistentin ist so eine Herausforderung, die ich gern meistern würde.«

Er nickte langsam, griff nach den Unterlagen und warf einen Blick darauf. »Sie haben an der Berkeley studiert?«, es war mehr eine Feststellung als eine Frage.

»Ja.«

Er blätterte die Unterlagen weiter durch und las. »Mr. Bowers empfiehlt Sie wärmstens, schreibt auch, dass Sie pünktlich, gewissenhaft und zuverlässig sind«, sagte er leise und seine Stimme war so rau, dass mir ein wohliger Schauer über den Rücken jagte.

»Ich versuche immer, mein Bestes zu geben«, erklärte ich. Meine Hände waren schweißnass, doch wollte ich sie vor ihm nicht an meinem dunkelgrauen Rock abwischen. Ich trug ein Businesskostüm, dazu eine türkise Bluse, meine schwarzen Haare hatte ich hochgesteckt. Nicht zu einem Dutt, wie ich ihn sonst trug, sondern etwas kunstvoller, weil ich einen guten Eindruck machen wollte.

Mr. Bothwell hob den Blick, seine grünen Augen streiften meine grauen. Für einen Moment betrachtete er mich. »Warum sollte ich mich für Sie entscheiden, Ms. Garcia?«, hakte er nach. »Ich möchte kein Loblied auf Sie selbst hören, sondern Fakten.«

»Nun, ich bin zuverlässig, pünktlich, gewissenhaft und ehrgeizig. Wenn Sie mich einstellen, werden Sie merken, dass ich immer vor Ihnen hier bin. Es kümmert mich nicht, ob ich am Wochenende arbeiten muss oder nicht, da ich etwas erreichen will. Ich beschwere mich nicht über Überstunden und ich war seit acht Jahren nicht einmal krank. Wenn Sie mich einstellen, werde ich Ihnen beweisen, dass Sie sich für die Richtige entschieden haben.«

Seine Mundwinkel zuckten, schließlich lächelte er. »Wann könnten Sie anfangen?«

Es war Monatsende und Mr. Bowers wusste von meinem Vorstellungsgespräch. Da er schon eine neue Sekretärin eingestellt hatte, die ich einarbeiten musste, würde er mich zum nächsten Monat gehen lassen, was ich Mr. Bothwell mitteilte.

»Also könnten Sie schon am Freitag anfangen?«, hakte er interessiert nach.

»Ja.«

Er schnalzte mit der Zunge. »In Ordnung. Ich bespreche das mit meinem Bruder und Ms. Chambers wird Sie morgen im Laufe des Tages anrufen«, sagte er und erhob sich.

»Wirklich?«, fragte ich überrascht, denn ich war davon ausgegangen, dass er mich zum Teufel jagen würde, aber nein, er hatte mich nur zweimal auflaufen lassen.

»Wirklich und ich hoffe, dass Sie mir dann Ihre Pünktlichkeit unter Beweis stellen, Ms. Garcia.«

»Sicher«, erwiderte ich, die Überraschung in meiner Stimme konnte ich nicht verbergen.

Er erhob sich, ich tat es ihm gleich. Mr. Bothwell führte mich zur Tür. »Auf Wiedersehen, Ms. Garcia.«

Ich verzog meine Lippen zu einem Lächeln und streckte meine Hand aus, die er ergriff. »Auf Wiedersehen, Mr. Bothwell.«

Er schüttelte meine Hand, seine war warm und es kam mir so vor, als würde die Luft knistern, als wir einander berührten. Als ich eine gewischt bekam, wusste ich, dass wir beide statisch aufgeladen waren – daher also die statische Aufladung, es war keine Anziehung, was mich innerlich erleichtert seufzen ließ. Danach öffnete er die Tür für mich.

Ich verabschiedete mich noch einmal, danach verließ ich sein Büro. Als ich an den Aufzügen stand, verkniff ich mir das kleine Jubeln, das auf meiner Zunge lag. Ich wollte nicht, dass er mich für verrückt hielt. Vielleicht hatte er mich verarscht, als er sagte, dass man sich morgen bei mir melden würde, aber ich hoffte wirklich, dass er mir eine Chance geben würde.

Kaum hatte ich die Kabine betreten und mich umgedreht, bemerkte ich, dass Mr. Bothwell immer noch an seiner Bürotür stand. Er zwinkerte mir zu und grinste, was mich wunderte.

Ich dachte immer noch darüber nach, als ich den Aufzug im Erdgeschoss verließ, allerdings wollte ich mir nicht den Kopf über ihn zerbrechen. Er war nur ein Mittel zum Zweck. Ich wollte diesen Job, er konnte ihn mir geben, aber würde er das auch tun?

* * *

Tyler

Wow!

Diese Frau war Sex auf zwei Beinen und ich hatte mich zusammenreißen müssen, sie nicht die ganze Zeit anzustarren. Nur dass sie unpünktlich gewesen war und mich nicht vollständig von sich überzeugen konnte, war ein Minuspunkt. Camden hatte mir gesagt, dass ich bloß kein oberflächliches Arschloch sein sollte, sondern auf die Qualifikationen der Bewerberinnen zu achten hatte, immerhin ging es darum, dass sie uns beiden assistierte. Aber Ms. Garcia war äußerst qualifiziert, ihre Qualifikationen sahen sogar besser aus, als jene der anderen Bewerberin, deren Namen ich mir nicht einmal merken konnte.

Fuck!

Fuhuck!

Ich wusste nicht, was ich tun sollte, bis mein Blick auf die Unterlagen fiel. Meine Mundwinkel zuckten, ich würde einfach die Bewerbungsfotos von den Lebensläufen nehmen, da es ohnehin nicht mehr zeitgemäß war, Passfotos aufzukleben oder mit auszudrucken. Das war die beste Idee und Camden konnte ich es genauso erklären, er würde es hinnehmen, da er sich besser mit diesem ganzen Gleichberechtigungszeug auskannte als ich. Immerhin war er als der ältere Zwilling von Dad dazu auserkoren worden, den Chefsessel zu besetzen. Mich hatte er zu Camdens Stellvertreter gemacht. Klar, ich verdiente superviel Kohle, aber ich hätte die Firma lieber geleitet. Camden war ständig davon genervt, nun hatte ich die Möglichkeit, mich unter Beweis zu stellen, denn Frankie und er hatten sich vor zwei Wochen verlobt und machten nun eine Weltreise, die mich zwei Monate lang zum Chef beförderte.

Mein Handy klingelte, kaum dass ich die Unterlagen abgelegt hatte. Ich nahm es an mich. »Bothwell?«

»Hey«, sagte Camden. »Wie liefen die Vorstellungsgespräche?«

»Sehr gut«, entgegnete ich. »Ich habe schon eine Bewerberin in Aussicht, sie hat die besten Qualifikationen für den Job. Sie hat an der Berkeley studiert, mit Bestnoten abgeschlossen und war seither auch nicht arbeitslos. Das Empfehlungsschreiben ihres bisherigen Arbeitgebers ist tadellos … Ich denke, ich werde sie einstellen.«

»Und wie sieht sie aus?«

»Sie ist eine ganz normale junge Frau.«

Mein Bruder räusperte sich. »Bist du sicher?«

»Absolut.«

»Ty«, sagte er genervt.

Ich schnaubte. »Meine Güte, die Frauen waren alle hübsch, aber es ist nicht so, als hätte meine Traumfrau oder etwas Fickbares vor mir gestanden, Cam.« Eine glatte Lüge, aber Cam sollte nicht ständig den Womanizer in mir sehen, sondern einen professionellen Chef. »Was soll denn das jedes Mal?« Ich konnte nichts dafür, dass ich unzufrieden und genervt klang, denn er tat immer so, als würde ich nur mit meinem Schwanz denken und hätte mein Hirn nur als Lückenbüßer im Kopf.

Cam lachte auf. »In Ordnung und wie heißt die Dame, für die du dich entschieden hast?«

»Moment.« Ich zog ihre Unterlagen heran. »Florence Garcia. Halbmexikanerin, geboren in San Francisco, 26 Jahre alt«, erklärte ich.

»26?«, hakte er nach.

»Ja, ist das schlimm?«

»Nein, aber sie ist ziemlich jung«, gab mein Bruder zu bedenken.

»Sie hat einen ausgezeichneten Abschluss und ich denke, sie ist am besten geeignet, Cam«, hielt ich dagegen. »Ich wollte dich sowieso anrufen und mit dir besprechen, welche der beiden Bewerberinnen ich einstellen soll, die es bis hierher geschafft haben, aber ich denke, dass Ms. Garcia am besten geeignet ist.«

»Ms. Chambers verriet mir, dass sie zu spät beim Vorstellungsgespräch war«, sagte er plötzlich, was mich tief Luft holen ließ. »Und ich will nicht, dass du eine total unzuverlässige Schnalle einstellst, Alter.«

»Okay. Soll ich sie einen Probetag machen lassen?«

»Ja, das wäre keine schlechte Idee«, antwortete mein Bruder. »Beide Bewerberinnen, nicht nur Ms. Garcia, verstanden?«

»Ja, Chef«, erwiderte ich grinsend, denn ich wusste, er hasste es, wenn ich ihn so nannte.

»Fick dich«, hielt mein Bruder dagegen.

»Nein, gerade nicht, aber danke.« Ich räusperte mich. »Ich werde Ms. Chambers sagen, dass sie die Bewerberinnen anrufen und Probetage mit ihnen vereinbaren soll.«

»Alles klar. Meld dich, sobald die Frauen da waren, damit wir besprechen, welche wir einstellen.«

»Geht klar.«

»Und wehe du erzählst mir irgendeinen Bullshit, nur weil du scharf auf eine der beiden bist, Ty.«

Ich verdrehte die Augen. »Ist angekommen. Genieß den Urlaub.«

»Meld dich.«

»Ja, Mann!«, herrschte ich meinen Bruder an. »Bis dann.« Ich legte einfach auf, weil ich keine Lust mehr hatte, noch länger mit ihm zu diskutieren. Ja, er war der CEO, aber wenn er nicht in der Firma war, rückte ich an seine Stelle, nun ließ er den Chef raushängen, was mich echt ärgerte. Ich hatte den Laden unter Kontrolle, dafür brauchte ich Cams Kontrollanrufe nicht.

Ich steckte das Handy zurück in meine Hosentasche, danach stand ich auf. Ich verließ mein Büro, dann begab ich mich zu Ms. Chambers, die ich üblicherweise mit ihrem Vornamen ansprach, weil ich sie seit meiner Jugend kannte.

»Kann ich etwas für Sie tun, Mr. Bothwell?«, fragte sie, als ich den Tresen erreicht hatte.

»Ja, ich möchte, das Sie Ms. Garcia und Ms. Houston zum Probearbeiten einladen, aber bitte legen Sie das nicht auf einen Tag, sonst kann ich mir kein vernünftiges Bild machen.« Ich räusperte mich. »Mr. Connor soll dann die Unterlagen dafür vorbereiten, damit die beiden versichert sind, wenn sie einen Tag hier arbeiten«, ließ ich sie wissen.

Die Sekretärin notierte eifrig, was ich ihr aufgetragen hatte. »Ich erledige das sofort, Mr. Bothwell.«

»Danke. Stehen heute Termine an?«

»Nein, die Vorstellungsgespräche waren Ihre einzigen Termine«, erwiderte sie, nachdem sie den Kalender gecheckt hatte.

»Alles klar. Ich bin in meinem Büro. Haben Sie Post für mich?«

»Ja.« Einen Moment später reichte sie mir einen Stapel.

»So viel zu papierfreiem Postverkehr und Umweltschutz«, stieß ich angesichts der vielen Schreiben aus. »Danke, Amanda.«

»Gern, Mr. Bothwell.«

Danach wandte ich mich ab und ging zurück in mein Büro. Ich machte drei Kreuze, wenn ich heute hier rauskam, denn ich hatte jetzt schon keine Lust mehr, noch länger herumzusitzen und Camdens Job zu erledigen, aber gut, er brauchte mal Urlaub und ich meine Ruhe.

* * *

»Hey, Alter«, sagte Kellan und drückte mir eine Mappe in die Hand. »Ms. Chambers hat mir Feuer unterm Arsch gemacht, damit ich diese Tagesverträge fertigmache. Wofür brauchst du sie?«

Ich hob den Blick von meinem MacBook. »Camden will, dass die Bewerberinnen auf die Assistentenstelle Probetage machen, danach will er gemeinsam mit mir entscheiden, welche der beiden eingestellt wird.«

Kellan schürzte die Lippen. »Warum habe ich das Gefühl, dass es dir egal sein wird und du die Hübschere einstellst?«

Ich grinste. »Weil das genau das ist, was ich vorhabe, aber wehe du sagst Camden etwas.«

Er lachte auf und ließ sich auf den Stuhl vor meinem Schreibtisch sinken. »Wann machst du Feierabend?«

»Wenn ich diese verfickte E-Mail nach Japan geschickt habe, warum?«

»Weil Nate, Riley, Bastien und ich zu Gray wollen. Kannst dich anschließen, wenn du Lust hast«, meinte er.

Daraufhin nickte ich. »Klar, ich komme mit. Ist besser, als zu Hause rumzusitzen.«

»Alles klar. Ich will in einer Viertelstunde los. Dein Bruder und Bastien sind schon auf dem Weg, um sich mit Nate zu treffen.«

Ich hob eine Augenbraue. »Nate arbeitet doch heute.«

»Er hatte die Frühschicht«, erwiderte Kellan gelassen. »Also hat er angesichts der Überstunden, die er immer schiebt, vor einer Stunde oder so Feierabend gemacht.«

»Sieht ihm ähnlich«, sagte ich und schaute wieder auf den Bildschirm. Meine Finger flogen über die Tastatur. Ich freute mich auf den Abend mit meinen Freunden und meinen Brüdern, vor allem, weil es mal wieder ein Männerabend werden würde. Seit Camden mit Frankie zusammen war, hatten wir uns nicht mehr bei ihm getroffen, da sie einmal einen unserer Pokerabende gesprengt hatte, als sie mit Low nach Hause kam. Und da Low nicht allzu gut auf Kellan zu sprechen war, verlief der Abend bei einigen Spitzen, die die kleine Donovan verschossen hatte, obwohl Frankie sie ständig gebremst hatte.

»Ich hoffe nur, dass Low nicht bei Gray ist«, sagte er, kaum dass ich an sie gedacht hatte.

»Warum?«

»Weil ich keine Lust habe, mir wieder irgendwelche Herpesviren an den Hals wünschen zu lassen. Keine Ahnung, was mit ihr los ist, aber sie übertreibt’s heftig.« Wow, er klang zum ersten Mal genervt, während er von ihr sprach.

»Wir setzen uns doch sowieso an unseren Stammplatz, statt an die Bar. Denke nicht, dass sie extra zu uns rüberkommt, um dir einen Spruch zu drücken«, entgegnete ich konzentriert.

»Mittlerweile traue ich ihr alles zu«, gab er zurück. »Aber jetzt halte ich den Mund, damit du die Mail tippen kannst.«

»Mhm … Danke.« Ich tippte eifrig weiter, damit ich endlich hier raus konnte. Leider konnte ich mich wegen Ms. Garcia kaum konzentrieren. Fuck, ich hatte echt noch nie so eine heiße Frau gesehen, aber sie war tabu, wenn ich sie einstellte, sonst würde Camden mich noch mal ein Seminar gegen sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz besuchen lassen, nicht nur, weil ich ganz zu Anfang mal mit Ms. Chambers geflirtet hatte. Er nahm das alles viel zu ernst, denn als ich sie fragte, ob sie mein Zwinkern und das Lob zu ihrem Outfit zu krass war, hatte sie es verneint, sondern mir gesagt, dass sie sich über die Bemerkung gefreut hatte. Na ja, die Sache sah wohl jeder anders.

»Alter?«

Ich hob den Blick wieder. »Was?«

»Fertig oder hast du gerade einen Blackout?«, wollte Kellan wissen, der mich skeptisch betrachtete.

»Ich war in Gedanken«, entgegnete ich und schrieb weiter. Es fehlte ohnehin nur noch die Grußformel, da die Fußnote automatisch generiert wurde. Schließlich schickte ich die Mail ab und klappte das MacBook zu, das ich in meine Laptoptasche steckte. »Meinetwegen können wir uns auf den Weg machen.« Danach erhob ich mich und schaltete noch den Mac auf dem Schreibtisch aus. Ich hatte mich nie mit dem Ding anfreunden können, aber na ja, er stand hier, ich spielte Solitär darauf, wenn ich nichts zu tun hatte, nur deshalb war er heute überhaupt eingeschaltet gewesen – na ja, auch weil ich nur damit ins Firmennetzwerk konnte, da die IT mein MacBook immer noch nicht freigegeben hatte und mein Zugang sich damit nur auf ein Gerät beschränkte. Es war eine Sache von fünf Minuten, es zu korrigieren, aber dort arbeiteten Schnarchnasen.

»Alles klar, dann lass uns gehen.« Kellan stand ebenfalls auf.

Ich folgte ihm aus meinem Büro.

»Wie waren die Bewerberinnen? Ich hab ja bloß die Bewerbungen gesehen, die ich dir nach oben gebracht habe, nachdem ich die meisten schon mit Cam aussortiert hatte«, sagte er.

»Ms. Houston war sehr konservativ, zugeknöpft und hatte einen Stock im Arsch, während Ms. Garcia zu spät kam, aber die ultimative Sexbombe war. Die Qualifikationen von beiden sind super, aber ich werde das Probearbeiten abwarten, weil Camden will, dass ich sie danach beurteile und nicht nach meinem Eindruck beim Vorstellungsgespräch«, antwortete ich.

»Er kann’s aber auch nicht lassen, hm?«

»Sich selbst aus dem Urlaub zu melden, um sicherzugehen, dass ich den Laden nicht in den Konkurs fahre?«, hakte ich nach.

»Genau.«

»Nein, deshalb hoffe ich, dass Frankie ihm noch sein Handy wegnimmt und es vielleicht vom Kreuzfahrtschiff wirft.«

Kellan lachte auf. »Es würde ihr ähnlichsehen.«

»Oh ja«, stimmte ich ihm zu und betrat den Aufzug, dann zückte ich den Schlüssel. Ich steckte ihn in das Schloss, dann ließ ich uns von dem privaten Fahrstuhl ins Erdgeschoss bringen.

* * *

Ich parkte mein Mercedes AMG Cabrio in der Nähe von Graysons Bar, er war Frankies Bruder und damals gingen wir davon aus, dass er ein Teil unserer Clique werden würde, aber es kam immer als man dachte. Deshalb war er kein Teil unserer Gemeinschaft geworden, dennoch hatten wir den Kontakt zu ihm gehalten, bis er sich zeitweise verloren hatte, weil wir mit dem College fertig wurden und Gray noch im Studium steckte.

»Da bin ich«, sagte Kellan, als er aus seinem Porsche gestiegen war, den er neben meinem Mercedes geparkt hatte.

Ich nickte ihm zu. Die Laptoptasche war im Kofferraum, sodass das MacBook nicht geklaut werden konnte, nun ja, konnte es schon, aber da wir hier in einer guten Gegend waren, glaubte ich nicht daran, dass jemand meinen Wagen aufbrach, um es zu stehlen. Wir machten uns gemeinsam auf den Weg zur Sportsbar und ich checkte noch mal mein Handy.

Keine Nachrichten oder Anrufe. Das war wenigstens mal ein gutes Zeichen.

Wenig später betraten wir Graysons Sportsbar und ich schaute mich nach meinen Brüdern um, da sie nicht an unserem Stammplatz saßen.

»Da vorn sind sie«, meinte Kellan, legte seine Hand auf meinen Rücken und dirigierte mich zwischen den Gästen hindurch. »Hey, Leute.«

»Hey«, erwiderten sie durcheinander.

Nate musterte mich. »Na du siehst ja begeistert aus, dabei ist Camden doch erst seit Donnerstag weg.«

Ich winkte ab, zog das Jackett aus und hängte es über die Rückenlehne des Hockers. »Gibt Schöneres, als seinen Job zu übernehmen, auch wenn ich es super finde, mich jetzt zu beweisen.« Ich setzte mich. »Seid ihr schon lange hier?«

Bastien schüttelte den Kopf und hob sein Whiskeyglas. »So ungefähr eine halbe Stunde.«

Ich sah mich in der Bar um. »Na sieh mal einer an.«

»Was ist?«, wollte Riley wissen.

Ich deutete zur Bar, an dem Platz, auf dem sonst immer Frankie saß, saß Ms. Garcia, die sich angeregt mit Gray unterhielt. »Da vorne sitzt eine der Bewerberinnen von heute.«

»Das ist Ms. Garcia, sie hat sich heute wegen der Assistentenstelle vorgestellt«, erzählte Kellan. »Hätte ich Zeit gehabt, wäre ich sogar dabei gewesen, allerdings hatte ich einen Haufen andere Meetings hinter mich zu bringen.«

Die Männer schauten sie sich an. »Ich glaube kaum, dass Camden einverstanden wäre, wenn du so eine heiße Frau einstellst«, sagte Bastien erstaunt.

»Ich habe mit ihm ausgemacht, dass die beiden Bewerberinnen zum Probetag kommen, also werde ich die einstellen, die sich dabei besser anstellt«, erwiderte ich.

»Glaubst du dran?«, hakte Nate nach, dessen grünbraune Augen mich fragend anblickten.

»Definitiv«, erwiderte ich.

Meine Brüder und Freunde lachten. »Als ob du das tun würdest, wenn du so eine Granate in die Chefetage holen kannst«, meinte Riley.

Ich schnaubte, zudem schüttelte ich den Kopf. »Fickt euch.«

»Später vielleicht«, konterte Riley amüsiert.

»Ich hole mir was zu trinken, bevor meine Laune gleich komplett im Keller ist«, verkündete ich und rutschte vom Hocker. »Sonst noch jemand was?«

»Nein, wir sind versorgt«, erwiderte Nate. »Aber ich komme mit dir an die Bar, bevor du mit der Dame flirtest.«

Meine Augenbraue glitt in die Höhe. »Sag mal, für was haltet ihr mich eigentlich?«

»Für einen Womanizer«, kam es im Chor zurück, mein älterer Bruder klopfte mir auf die Schulter, dann gab er mir einen leichten Stoß.

Kopfschüttelnd ging ich an die Bar, aber ich steuerte natürlich den freien Hocker bei Ms. Garcia an.

»Was hast du vor?«, wollte mein Bruder wissen.

»Ich will mir nur ein Glas Whiskey holen, da ihr ja keine Flasche geordert habt«, antwortete ich und stellte mich an die Bar, allerdings drehte ich Ms. Garcia den Rücken zu, damit Nate sich nicht beschweren konnte.

»Alles klar.« Er hingegen sah an mir vorbei und musterte sie.

»Hey, Ty«, sagte Gray.

Ich nickte ihm zu. »Hey, Alter.« Ich räusperte mich. »Bekomme ich einen doppelten Whiskey?«

»Klar.« Dennoch hob er eine Augenbraue. »Langen Tag gehabt?«

»Geht so, eher nervtötende Termine«, erwiderte ich, bereute es aber im nächsten Moment, da Ms. Garcia in Hörweite war.

»Grayson?«, fragte sie mit ihrer rauchigen Stimme.

»Einen Moment, Flor«, antwortete er und holte den Whiskey aus dem Regal hinter sich.

»Ich wollte nur, dass du den Whiskey auf meine Rechnung setzt, immerhin musste Mr. Bothwell heute Mittag auf mich warten«, sagte sie.

Nate hob eine Augenbraue, ich drehte mich langsam zu ihr um. »Danke, aber nicht nötig, Ms. Garcia«, entgegnete ich lächelnd.

»Doch, ich bestehe darauf. Dieser doppelte Whiskey ist sicher nicht die Zeit wert, die ich Sie warten ließ, Mr. Bothwell«, meinte sie und schenkte mir ebenfalls ein Lächeln, das mich umhaute. Sie trug ein Kleid, das verdammt tief ausgeschnitten war, und scheiße, sie sah heiß aus.

»Nein, wirklich nicht.« Ich räusperte mich. »Hat Ms. Chambers Sie heute noch erreichen können?«

Sie nickte mir zu.

»Und wann kommen Sie zum Probetag?«, erkundigte ich mich.

»Am Freitag, weil das eigentlich mein freier Tag ist«, antwortete sie. »Früher konnte ich es leider nicht einrichten.«

Ich nickte. »Solange es möglich ist, ist es egal, wann Sie diese Woche zum Probearbeiten kommen.«

Sie schenkte mir ein weiteres Lächeln.

Grayson räusperte sich, weshalb ich zu ihm sah. »Wer zahlt jetzt für den Whiskey?«

»Ich«, antworteten Ms. Garcia und ich im Chor.

Gray hob eine Augenbraue.

»Nein, ich übernehme ihn, Mr. Bothwell musste auf mich warten und ich möchte es irgendwie wiedergutmachen.«

»Das können Sie, indem Sie sich beim Probearbeiten beweisen«, mischte Nate sich ein und legte einen Zwanziger auf den Tisch. »Ich zahle den Scheißwhiskey.«

Überrascht schaute ich meinen Bruder an.

»Komm jetzt.« Er packte mich an der Schulter.

»Schönen Abend, Ms. Garcia«, wandte ich mich an sie und ging mit Nate mit.

»Was war das denn?«, hakte er auf dem Weg zurück zu unserem Tisch nach.

»Das war Ms. Garcia, die mich einladen wollte, weil meine Zeit ja so viel Geld wert ist«, hielt ich amüsiert dagegen. »Und du hast gemerkt, ich wollte nicht, dass sie mich einlädt.«

»Ja, aber du warst total auf Flirtkurs, was du vermeiden solltest«, sagte er entschieden.

»Ich war nicht auf Flirtkurs, sondern habe mich erkundigt, wann sie diese Woche in der Firma sein wird.«

»Du warst ziemlich offensiv, was Camden besser nicht erfahren sollte.«

Ich schnaubte. »War ich nicht, also hör auf, so einen Müll von dir zu geben, Nate. Sie wollte nur nett sein, ich habe mich kurz mit ihr unterhalten, sonst war nichts.«

»Ja sicher und dass du nur noch auf sie fokussiert warst, bedeutet auch nichts, hm?«

»Meine Güte, Nate, übertreib’s nicht«, brummte ich und setzte mich auf den Hocker.

* * *

Flor

Eigentlich hatte ich bei Harlow essen wollen, um die Gelegenheit zu haben, auch mal wieder mit ihr zu quatschen, allerdings bewirtete sie eine geschlossene Gesellschaft, weshalb es mich zu Grayson getrieben hatte. Ich hatte damals mit den beiden studiert und mich mit ihr angefreundet, während ich mich in ihn verliebte, weshalb es für mich nicht schlimm war, ob ich nun Pasta bei ihr aß oder Kartoffelspalten und Chicken Nuggets bei ihm bestellte. Ich kochte so gut wie nie, ernährte mich fast nur von Fertiggerichten, weil mehr nicht drin war. Ein Abend bei den beiden war eine große Ausnahme und meistens nahm Gray mir nicht mal Geld ab, weil er wusste, wie meine finanzielle Situation aussah. Ich hatte ein furchtbar schlechtes Gewissen dabei, aber wenn ich Mr. Bothwell von mir überzeugen konnte, würde ich zumindest einen Teil meiner Schulden begleichen können – nicht nur bei Gray und Low.

Ich hatte ein Glas Weißweinschorle vor mir stehen und warf einen Blick auf meine Uhr. Es ging auf zehn Uhr zu und ich war mir sicher, dass Low noch eine ganze Weile brauchen würde, bis sie hier sein würde.

»Kennst du Tyler?«, fragte Gray interessiert.

Ich hob den Blick. »Ich habe mich auf die Assistentenstelle bei Golden Phoenix Games beworben und war heute beim Vorstellungsgespräch, zu dem ich prompt zu spät kam, weil ich erst den Cable Car verpasst und dann mit dem Taxi im Stau gestanden hatte.« Ich holte tief Luft. »Ich dachte, mit dem Fusel könnte ich es wiedergutmachen, aber ich glaube, sein Kumpel war nicht so begeistert davon … Er selbst ja auch nicht.« Ich neigte den Kopf. »Kennst du ihn?«

Gray nickte. »Das war sein ältester Bruder und ja, ich war früher viel mit ihm und seiner Clique unterwegs, aber das hat sich in den letzten Jahren verloren. Ich glaube, du warst auch mal auf einer Party von ihm und seinen Brüdern, zu der du Low und mich begleitet hast.«

Ich zog die Augenbrauen zusammen. »Echt?«

»Ja, das war die Party, auf der Low auf dem Tisch getanzt hat«, sagte er.

»Wow«, stieß ich aus. »Ich wusste nicht, dass es seine Party war.«

»Doch, aber ich glaube, du hast ihn damals nicht kennengelernt.«

»Ich glaube, dann hätte ich mich auch nicht in seiner Firma vorgestellt«, gab ich grinsend zu.

»Warum hast du dich überhaupt bei ihnen vorgestellt? Du arbeitest doch in Mr. Bowers Steuerkanzlei«, meinte er.

Ich holte tief Luft. »Schon, aber er bezahlt nicht so gut wie Golden Phoenix Games, außerdem hätte ich dort 20 Tage bezahlten Urlaub, plus Weihnachtsgeld, Urlaubsgeld und sollte eine Geschäftsreise anstehen, auf die ich Mr. Bothwell begleiten muss, würde auch das bezahlt werden … und das nicht gerade schlecht.«

Gray nickte. »Klingt viel zu gut, um wahr zu sein.«

»Ja, ich hoffe wirklich, dass ich den Job bekomme, denn den ersten Eindruck habe ich gegen die Wand gefahren, als ich mich heute verspätet habe«, erwiderte ich zerknirscht.

---ENDE DER LESEPROBE---