Übungsbuch Resilienz - Fabienne Berg - E-Book

Übungsbuch Resilienz E-Book

Fabienne Berg

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Beschreibung

Warum schaffen es einige Menschen, selbst mit schlimmsten traumatischen Erfahrungen fertig zu werden, während andere daran zerbrechen? Auch die Wissenschaft beschäftigt sich seit längerem mit dieser Frage und bietet das Konzept der Resilienz als Erklärungsansatz an. Was Menschen gesund erhält und sie u.a. dazu befähigt, schlimme Lebensereignisse zu bewältigen, steht im Mittelpunkt des Interesses, nicht allein mehr krank machende Faktoren. Nach dem Konzept der Resilienz helfen die innere Einstellung und praktische psychische Fähigkeiten dabei, Krisen zu überstehen und an ihnen zu wachsen. Zu den meist genannten Resilienz-Faktoren zählen: Optimismus, Akzeptanz, Verantwortung übernehmen und die Opferrolle verlassen, Lösungsorientierung, Loslassen, Neuorientierung, Eingebunden-Sein/Vernetzung, Glauben. Diese Faktoren kann man trainieren und so hat die Autorin 50 ganz praktische Übungen zusammengestellt, die traumatisierten Menschen helfen sollen, vom Trauma zu genesen und die eigene Widerstandsfähigkeit zu stärken.

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Seitenzahl: 142

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Fabienne BergÜbungsbuch Resilienz50 praktische Übungen, die der Seele helfen, vom Trauma zu heilen

Über dieses Buch

Warum schaffen es einige Menschen, selbst mit schlimmsten traumatischen Erfahrungen fertig zu werden, während andere daran zerbrechen? Die Wissenschaft beschäftigt sich seit längerem mit dieser Frage und bietet das Konzept der Resilienz als Erklärungsansatz an. Was Menschen gesund erhält und sie u.a. dazu befähigt, schlimme Lebensereignisse zu bewältigen, steht im Mittelpunkt des Interesses, nicht allein mehr krank machende Faktoren. 

Nach dem Konzept der Resilienz helfen die innere Einstellung und praktische psychische Fähigkeiten dabei, Krisen zu überstehen und an ihnen zu wachsen. Zu den meist genannten Resilienz-Faktoren zählen: Optimismus, Akzeptanz, Verantwortung übernehmen und die Opfer­rolle verlassen, Lösungsorientierung, Loslassen, Neuorientierung, Eingebunden-Sein/Vernetzung, Glauben. Diese Faktoren kann man ­trainieren und so hat die Autorin 50 ganz praktische Übungen ­zusammengestellt, die traumatisierten Menschen helfen sollen, vom Trauma zu genesen und die eigene Widerstandsfähigkeit zu stärken.

Fabienne Berg ist Sprach- und Sozialwissenschaftlerin mit dem Schwerpunkt außeruniversitäre Erwachsenenbildung. Aus eigener Erfahrung weiß sie, wie hilfreich die Stärkung der seelischen Widerstandskraft für die Bewältigung von traumatischen Erfahrungen ist. Sie lebt und arbeitet in Süddeutschland.

Copyright: © Junfermann Verlag, Paderborn 2014

Coverfoto: © queen21 – Fotolia.com

Covergestaltung / Reihenentwurf: Christian Tschepp

Satz & Digitalisierung: JUNFERMANN Druck & Service, Paderborn

Alle Rechte vorbehalten.

Erscheinungsdatum dieser eBook-Ausgabe: 2014

ISBN der Printausgabe: 978-3-95571-005-7 ISBN dieses eBooks: 978-3-95571-006-4

All denen, die Kraft und Hoffnung brauchen.

Vorwort

Als Kind war ich lange Jahre starken seelischen Belastungen ausgesetzt, und ich war so allein damit, wie man nur allein sein kann. Trotzdem glaubte ich immer an das Gute im Menschen und daran, dass auch in meinem Leben irgendwann alles gut werden würde. Dieser Glauben an ein gutes Ende war zum damaligen Zeitpunkt durch nichts wirklich begründet. Es gab keinen konkreten Hoffnungsschimmer, kein reales Anzeichen dafür, dass all das Schlimme irgendwann zu Ende sein und ich später ein gutes Leben haben würde. Und trotzdem: Ich blieb dabei. Alles wird gut. Ich war eine neunjährige Optimistin in einer schrecklichen Realität.

Heute bin ich mir ziemlich sicher, dass dieser kindliche Gutglaube mir damals mein Leben gerettet hat. Ich hatte als Kind etwas, an dem ich mich festhalten konnte und auf das ich mich freute. Und mehr noch: Ich konnte diesen Gutglauben bis in mein Erwachsenenalter „herüberretten“ und ihn zur gegebenen Zeit konkret in der Realität umsetzen. Was ich mir als Kind erträumte, habe ich heute tatsächlich: ein gutes und glückliches Leben.

Vor einigen Jahren fiel mir auf einer Bahnfahrt mehr zufällig als gewollt ein Text in die Hände. In Ermangelung anderen Lesestoffs vertiefte ich mich in diesen Artikel. Und war sofort davon ergriffen. Der Text handelte vom Konzept der Resilienz, von der seelischen Widerstandskraft des Menschen. Die Frage, die sich wie ein roter Faden durch den gesamten Text zog, war: „Wie schaffen es Menschen, das Schlimmste zu überstehen und an ihren Krisen zu wachsen?“ Ich erkannte sehr viele Parallelen zu meinem eigenen Leben und wie wertvoll die Ideen der Resilienzforschung gerade für traumatisierte Menschen sind. Kurze Zeit nachdem ich wieder zu Hause angekommen war, begann ich mich intensiv mit den Themen Resilienz und Ressourcen auseinanderzusetzen und mich später auch mit anderen traumatisierten Menschen darüber auszutauschen.

Mein Ergebnis waren zwei Erkenntnisse: Man muss als Kind nicht unbedingt ein Optimist gewesen sein, um als erwachsener Mensch einer zu werden. Und: Es gibt zwar keinen Königsweg zur seelischen Widerstandskraft, wohl aber viele konkrete Möglichkeiten, diese bewusst zu stärken. So entstand die Idee zu diesem Buch.

An wen wendet sich dieses Buch speziell?

Aus eigener Erfahrung weiß ich, wie besonders wichtig die Stärkung der seelischen Widerstandskraft bei der Bewältigung von traumatischen Erfahrungen ist. Darum richtet sich dieses Buch natürlich insbesondere an die Menschen, die die Bewältigung ihres Traumas durch gezielte Übungen unterstützen möchten.

Gleichermaßen richtet es sich an psychologisches und ärztliches Personal, das mit traumatisierten Menschen arbeitet oder aus anderen Gründen an praktischen Übungen zum Thema Resilienz interessiert ist.

Da die Förderung der eigenen Resilienz im Grunde aber für jeden Menschen hilfreich sein kann, können letztendlich auch Menschen von diesem Buch profitieren, die ihre Seele stärken möchten, um für die Herausforderungen des Alltags besser gewappnet zu sein.

Was erwartet Sie in diesem Buch?

Ganz konkret: 50 praktische Übungen zur Stärkung von Optimismus, Akzeptanz, Verantwortungsgefühl, Lösungsorientierung, Loslassen, Neuorientierung, Einbindung in soziale Netzwerke sowie Übungen zu Glauben und Spiritualität.

Die Übungen sind sehr verschieden. Bei einigen ist es sinnvoll, etwas aufzuschreiben. In anderen Übungen bitte ich Sie, etwas zu malen. Und in sehr vielen Übungen rege ich Sie dazu an, sich etwas vorzustellen.

In jedes Übungs-Thema führe ich Sie mittels eines kleinen Textes kurz ein. Dabei berücksichtige ich insbesondere, welche Bedeutung das jeweilige Thema für die Bewältigung traumatischer Erfahrungen hat.

Zum Umgang mit diesem Buch

Dieses Buch kann Ihnen dabei helfen, sich Ihrer Einstellungen und Erfahrungen zu den jeweiligen Resilienzthemen bewusster zu werden und Ihnen ganz praktisch eine Hilfe dabei sein, die Stärkung Ihrer seelischen Widerstandskraft zu fördern. Neben der Stärkung Ihrer Seele kann dieses Buch außerdem den Effekt haben, dass Sie mehr über sich erfahren, da Sie sich in den Übungen auf kreative Weise mit sich selbst auseinandersetzen.

Sollten Sie das Gefühl haben, dass es besser für Sie ist, bestimmte Übungen nicht allein zu machen, so ist Ihr Gefühl sicher richtig. Bitten Sie Ihre Therapeutin / Ihren Therapeuten oder eine andere vertraute Person darum, die Übung mit Ihnen gemeinsam zu machen oder zu besprechen. Bitte bedenken Sie, dass es durchaus sein kann, dass die Übungen in Ihnen etwas berühren und auslösen.

Zu den Übungen selbst

Die Übungen müssen nicht in einer bestimmten Reihenfolge durchgeführt werden. Suchen Sie sich das heraus, was Sie spontan anspricht. Manch einer liebt Imaginationen, ein anderer schreibt dagegen gerne. Schauen Sie, was für Sie passen könnte und probieren Sie sich dabei aus.

Ich empfehle Ihnen jedoch, vor den eigentlichen Übungen die Einführung in das Thema zu lesen und die Bestandsaufnahme zum Thema zu machen, damit Sie wissen, „wo Sie stehen“ und worum es speziell geht. Wenn Ihnen eine Übung nicht guttun sollte, dann zwingen Sie sich bitte zu nichts. Vielleicht passt eine andere besser zu Ihnen.

Wenn Sie wollen, können Sie die Übungen natürlich auch verändern, ergänzen oder sie als Anregung für eigene Übungen gebrauchen.

Fabienne Berg, im August 2013

Stärke wächst nicht aus körperlicher Kraft –
vielmehr aus einem unbeugsamen Willen.

(Mahatma Gandhi)

Resilienz – die Widerstandskraft unserer Seele

Stellen Sie sich vor, es ist Winter. Draußen ist es kalt und dunkel und die Menschen um Sie herum schnupfen, husten und niesen.

Um all diesen Einflüssen etwas entgegenzusetzen, läuft unsere körpereigene Abwehr sozusagen auf Hochtouren. Ein gutes Immunsystem ist gerade in der kalten Jahreszeit Gold wert. Um unsere Abwehr im Winter zu stärken, tun wir die unterschiedlichsten Dinge: Die einen nehmen besonders viel Vitamin C zu sich und ziehen sich sehr warm an, andere waschen sich jederzeit und überall die Hände, um sich nicht anzustecken und wiederum andere schwören auf tägliche Spazier- und Saunagänge.

Und wenn es uns trotz aller Maßnahmen dann doch einmal „erwischt“ hat: Bei einem guten Immunsystem werden wir sehr wahrscheinlich schneller wieder auf die Beine kommen als bei einer bereits geschwächten Abwehr.

Ähnlich wie wir unser körpereigenes Abwehrsystem stärken können, können wir auch unsere seelische Widerstandskraft kräftigen. Eine starke Seele kann uns dabei helfen, auch mit den dunkleren Stunden in unserem Leben besser zurechtzukommen, uns schneller davon zu erholen und wieder aufzustehen und weiterzugehen. Dieses Bild der Stärkung des „seelischen Immunsystems“ umreißt im Kern den Grundgedanken des Resilienzkonzepts.

Begriffsklärung

Das Wort „Resilienz“ kommt von dem lateinischen Wort „resilire“ und bedeutet übersetzt so viel wie „zurückspringen“ oder „abprallen“. Im Deutschen gibt es kein Wort, das die Bedeutung von Resilienz 1:1 wiedergibt. In verschiedenen Kontexten wird Resilienz mit Begriffen wie Flexibilität und Belastbarkeit in Verbindung gebracht. Frei formuliert kann man sagen, dass ein resilientes System in der Lage ist, inneren und äußeren Einflüssen dergestalt zu begegnen, dass es davon nicht „zerstört“ wird.

Resilienz im psychologischen Kontext

Übertragen auf die psychologische Ebene bezeichnet Resilienz die Fähigkeit eines Menschen, Krisen zu meistern und an ihnen zu wachsen.

In der Entwicklungspsychologie fand man heraus, dass es gewisse seelische „Schutzfaktoren“ gibt, die Menschen trotz erheblicher psychosozialer Stressfaktoren dabei helfen, zu einem gesunden Leben zu finden. Bei diesen Schutzfaktoren handelt es sich zum einen um bestimmte innere Einstellungen und zum anderen um ganz praktische soziale Fähigkeiten. Diese Einstellungen und Fertigkeiten sind nichts Abstraktes oder „Hochtrabendes“, sondern für jeden Menschen erlern- und übbar.

Trauma und Resilienz – die Seele stärken lernen ... vom Trauma heilen

Ich weiß es aus erster Hand: Um traumatische Erfahrungen zu bewältigen, braucht es sehr viel Kraft. Einen starken Willen, sehr viel Ausdauer und ein Stück weit körperliche Regenerationsfähigkeit, da seelische Belastungen häufig auch körperlich Spuren hinterlassen. Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, wie „fertig“ ich seelisch und körperlich während und auch noch eine ganze Zeit nach meiner Traumabewältigung war. Alles, was mir in dieser Zeit zusätzlich Kraft gab, hat mir dabei geholfen, diese Zeit zu überstehen.

Resilienz zu üben bedeutet, gezielt Techniken zu entwickeln, um Schwierigkeiten positiv gegenüberzutreten, an ein gutes Ende zu glauben und alles daranzusetzen, dieses gute Ende auch bewusst herbeizuführen. Die eigene seelische Widerstandskraft zu stärken, kann den Heilungsprozess somit in großem Maße positiv unterstützen.

Aus eigener Erfahrung weiß ich: Resilienz ist erlernbar. Ich weiß aber auch, dass es nicht ausreicht, „nur“ darüber zu reden oder zu lesen. Dinge zu wissen, ist sehr wichtig. Doch damit sich wirklich etwas ändert, braucht es die Tat. Erst durch das praktische Ausprobieren und Umsetzen des Wissens verbinden wir uns konkret damit. Das Wissen bekommt, bildlich gesprochen, durch die praktische Umsetzung die Möglichkeit, „vom Kopf ins Herz bzw. in die Seele zu rutschen“ – und dadurch konkret für uns abrufbar zu werden.

Ich vergleiche das ganz gerne mit dem Erlernen einer Fremdsprache. Es ist schön, sich möglichst viele Vokabeln und grammatische Strukturen anzulesen, doch um eine Sprache wirklich zu beherrschen, müssen wir sie anwenden. Und das nach Möglichkeit immer und immer wieder. Und genau wie beim Sprachenlernen wird es, wenn Sie sich mit Resilienz beschäftigen, Phasen geben, in denen Sie sofort positive Erfolge sehen. Ebenso wird es aber auch Themen geben, wo sich erst etwas setzen muss, bevor es wirklich klappt. Lassen Sie sich also nicht entmutigen, wenn Sie für bestimmte Themen länger benötigen als für andere. Das ist ein ganz natürlicher Prozess, der für alles gilt, was wir neu lernen.

1. Optimismus

Im Allgemeinen gebrauchen wir das Wort „optimistisch“, wenn wir glauben, eine wirklich gute (eine optimale) Lösung für ein Problem gefunden zu haben oder wenn wir den Dingen gegenüber positiv gestimmt sind. Kurz: wenn wir von einer Sache glauben, dass sie ganz bestimmt funktionieren wird.

All das ist sicherlich richtig, aber längst nicht alles, was Optimismus bedeuten kann. Das Wort geht zurück auf das lateinische „optimus“, den Superlativ von „bonus“ bzw. „bene“, was übersetzt so viel wie „gut“, „wohl“ und sogar „glücklich“ heißt. Das aus der höchsten Steigerungsform abgeleitete Wort Optimismus bedeutet aber mehr als nur gut, wohl und glücklich zu sein. Ein Optimist zu sein heißt, für sich und das eigene Leben das Optimum, das Beste, Wohligste und Glücklichste zu wollen.

Es geht hier also um weit mehr als nur darum, zweckmäßige Lösungen zu finden oder um die Ansicht, dass etwas schon irgendwie klappen wird. Es geht vor allem um ein tiefes Bedürfnis nach Glück und Zufriedenheit. Das ist etwas ganz Existenzielles und Menschliches, nach dem die meisten Menschen bewusst oder unbewusst streben. Und gerade weil diese Bedürfnisse so elementar sind, steckt in diesem Wunsch nach innerem Frieden und Glücklich-Sein ein enormes Kraftpotenzial, welches wir uns zunutze machen können, wenn wir uns mit diesem Wunsch verbinden.

Inwieweit kann eine optimistische Lebenseinstellung bei der Bewältigung von traumatischen Erfahrungen helfen?

Dem Leben gegenüber eine optimistische Haltung zu haben beinhaltet die tiefe Überzeugung, dass sich alles wieder zum Guten, ja sogar zum Besten wenden kann, selbst wenn die momentane Situation als eher schwierig anzusehen ist. Optimismus ist die Fähigkeit, auch in problematischen Zeiten ein Gefühl der Zuversicht und der Hoffnung zu behalten und gilt somit als einer der ganz zentralen Resilienzfaktoren.

Optimismus ist die Zuversicht auf ein Licht in und auch nach der Dunkelheit. Und so kann uns eine optimistische Lebenseinstellung auch in traurigen und schwierigen Momenten Halt geben, uns wärmen und uns ein Stück weit durch diese Zeiten hindurchtragen.

Dabei geht es nicht darum, vorhandene Probleme zu verneinen oder zu verharmlosen, sondern es geht um die bewusste Entscheidung, sich den Schwierigkeiten zu stellen, in dem festen Glauben daran, dass es danach positiv weitergehen kann. Es ist unsere Entscheidung, für uns das Beste und Glücklichste zu wollen – trotz widriger Umstände. Denn gerade dann, wenn es tatsächlich „hart auf hart kommt“, kann die Entscheidung für den Glauben an das Gute wirklich hilfreich sein.

Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass die Bewältigung von traumatischen Erfahrungen extrem anstrengend und belastend und häufig von Gefühlen der Angst, der Trauer und der Verzweiflung begleitet ist. Und das meistens über einen längeren Zeitraum.

Von daher kann ich sehr gut nachvollziehen, wenn Menschen in einer schwierigen Lebensphase – und das besonders vor dem Hintergrund der traumatischen Erfahrungen von früher – an der positiven Seite des Lebens zweifeln. Und dennoch: Genau dann kann es wirklich helfen, dem Glück und dem Frieden eine Chance zu geben. Die Heilung der schlimmen Erlebnisse geschieht zwar nicht von allein durch eine positive Einstellung und wird dadurch auch nicht schmerzlos vonstatten gehen, aber sie ist getragen von der Hoffnung auf ein gutes Ende. Und dieses Gefühl kann uns zusätzlich Kraft geben und manche harten Momente etwas „weicher“ erleben lassen. Wir werden schneller wieder aufstehen und weitermachen, wenn wir daran glauben, dass es sich lohnt.

Hierzu ein kleines Bild:

Vielleicht haben Sie ja auch schon einmal von dem Vergleich unserer Seele mit einer CD-ROM gehört? Natürlich ist unsere Seele nicht wirklich mit etwas Technischem zu vergleichen, aber die Idee, die hinter dem Vergleich steht, ist ganz eindrücklich.

Stellen Sie sich vor, dass Ihre Seele – so ähnlich wie eine CD-ROM – alles speichert, was Sie erleben, was Sie sehen, was Sie fühlen. Ihr ganzes Leben ist in Tausenden von Dateien dort für immer gespeichert. Nichts lässt sich löschen; das geht auch bei einer CD-ROM nicht. Aber man kann immer neue Dateien hinzufügen. Dateien des Glücks und der schönen Momente. Ganze Ordner voll mit Hoffnung und Zuversicht. Nach und nach füllen Sie Ihre CD-ROM mit dem Positiven. Das Schlimme verschwindet davon zwar nicht, aber es verblasst mit der Zeit und verliert so an Einfluss auf Ihr Leben. Und wenn Sie dann irgendwann auf „Eigenschaften“ klicken und Sie sich vorstellen, dass die Verteilung des Speicherplatzes in „Alt“ und „Neu“ farblich unterschiedlich dargestellt wird, werden Sie feststellen, dass Ihr Glück um ein Vielfaches größer geworden ist als die schlimmen Erfahrungen von damals.

Die folgenden Übungen möchten Ihnen genau dabei helfen. Sie möchten Sie dabei unterstützen, noch sensibler zu werden für die schönen und glücklichen Momente in Ihrem Leben; sodass Sie, wenn Sie dies möchten, ganz bewusst mehr und mehr positive Dateien erstellen und diese Ihrem Leben hinzufügen können.

ÜBUNG 1: Bestandsaufnahme: Wie optimistisch bin ich?

Bevor Sie mit den eigentlichen Übungen beginnen, möchte ich Sie bitten, sich kurz vor Augen zu führen, welche Einstellungen und Erfahrungswerte Sie zum Thema Optimismus mitbringen. Dazu stelle ich Ihnen im Folgenden einige Fragen. Es ist nicht notwendig, alle Fragen der Reihe nach zu beantworten. Vielmehr geht es darum, sich für das Thema zu öffnen und dabei ganz ehrlich zu sich selbst zu sein. Beantworten Sie am besten zuerst die Fragen, die Sie spontan ansprechen und zu denen Ihnen etwas einfällt. Wenn Sie mögen, können Sie meinen „Fragenkatalog“ auch um eigene Fragen und Anregungen zum Thema ergänzen. Versuchen Sie nach Möglichkeit, diese Übung schriftlich zu machen.

Würden Sie von sich sagen, dass Sie ein zuversichtlicher Mensch sind? Falls ja, wie drückt sich diese Haltung konkret bei Ihnen aus?

Falls Sie die Dinge häufig eher schwarzsehen, was glauben Sie damit für sich zu erreichen? Denken Sie beispielsweise: „Wenn ich mit dem Schlimmsten rechne, bin ich später nicht so enttäuscht?“

Haben Sie sich in Ihrer Vergangenheit schon einmal mit dem Thema Optimismus auseinandergesetzt? Falls ja, in welchem Zusammenhang, auf welche Art und mit welchem Ergebnis?

Welche Bedeutung hat „Hoffnung“ in Ihrem Leben?

Welche Vorstellung verbinden Sie mit „einem guten Leben“?

Glauben Sie daran, dass man das „Schlimme“ mit dem „Guten“ heilen kann?

Welche Dinge machen Ihnen besonders Freude? Welche Aktivitäten vermitteln Ihnen ein stärkendes und schönes Gefühl?

Falls Ihnen zu Frage 7 nichts eingefallen sein sollte, versuchen Sie sich in Ihrer Fantasie vorzustellen, was Ihnen Kraft und Freude schenken könnte.

Wenn Sie drei gute Wünsche für sich frei hätten, wie würden diese lauten?

ÜBUNG 2: Sonnen-Tagebuch schreiben

Ein Sonnen-Tagebuch zu führen ist meines Wissens eine sehr weit verbreitete therapeutische Übung und hat schon vielen Menschen geholfen, sich der positiven Momente ihres Lebens bewusster zu werden.

Doch was ist eigentlich mit einem Sonnen-Tagebuch gemeint? Und was unterscheidet es von einem „gewöhnlichen“ Tagebuch?

Im Grunde funktioniert ein Sonnen-Tagebuch fast genauso wie ein „normales“ Tagebuch, in das Sie die Ereignisse des vergangenen Tages oder der letzten Zeit und Ihre damit verbundenen Gedanken und Gefühle eintragen.