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Kristallgitter, Zustandsdiagramme, Wärmebehandlung, Stähle, Nichteisenmetalle, Kunststoffe und Hochleistungskeramiken. Die Werkstoffkunde und die Werkstoffprüfung sind vielseitig und anspruchsvoll. Passgenau auf den Bestseller "Werkstoffkunde und Werkstoffprüfung für Dummies" abgestimmt, üben Sie die wichtigen und schwierigen Themen. In bewährter Weise führt Sie Rainer Schwab durch ein intensives Training. Mit einfachen Aufwärmübungen legen Sie los und steigern sich dann Schritt für Schritt zu immer anspruchsvolleren Aufgaben. Mit fast 400 konkreten Fragestellungen samt ausführlichen Lösungen festigen Sie Ihr Wissen, viele Abbildungen sowie über 500 Ankreuzaufgaben helfen Ihnen dabei. Sie gewinnen Sicherheit in den wichtigen Grundlagen und legen damit die Basis für eine erfolgreiche Prüfung.
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Seitenzahl: 433
Veröffentlichungsjahr: 2020
Übungsbuch Werkstoffkunde und Werkstoffprüfung für Dummies
Übungsbuch Werkstoffkunde und Werkstoffprüfung für Dummies
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
2. Auflage 2020
© 2020 WILEY-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA. All rights reserved.
Wiley, the Wiley logo, Für Dummies, the Dummies Man logo, and related trademarks and trade dress are trademarks or registered trademarks of John Wiley & Sons, Inc. and/or its affiliates, in the United States and other countries. Used by permission.
Wiley, die Bezeichnung »Für Dummies«, das Dummies-Mann-Logo und darauf bezogene Gestaltungen sind Marken oder eingetragene Marken von John Wiley & Sons, Inc., USA, Deutschland und in anderen Ländern.
Das vorliegende Werk wurde sorgfältig erarbeitet. Dennoch übernehmen Autoren und Verlag für die Richtigkeit von Angaben, Hinweisen und Ratschlägen sowie eventuelle Druckfehler keine Haftung.
Print ISBN: 978-3-527-71743-9
ePub ISBN: 978-3-527-82744-2
Prof. Dr.-Ing. Rainer Schwab studierte in den 1970er Jahren Metallkunde (heute heißt es Materialwissenschaften) an den Universitäten Stuttgart und Birmingham/UK. Die folgende neunjährige Tätigkeit an der Materialprüfungsanstalt Stuttgart führte ihn vom Wissenschaftlichen Mitarbeiter über Promotion und verschiedene Forschungs- und Entwicklungsprojekte hin zum Neuaufbau der Abteilung Schweißtechnik.
Anschließend war er 32 Jahre lang Professor an der Hochschule Karlsruhe – Technik und Wirtschaft, vormals Fachhochschule Karlsruhe. Anfangs lag der Schwerpunkt der Lehre auf Festigkeitslehre und Fertigungstechnik, später auf Werkstoffkunde, Werkstoffprüfung und Hochleistungswerkstoffen. Für sein hohes Engagement und seine Erfolge in der Lehre erhielt er mehrere Preise, unter anderem den Lehrpreis des Landes Baden-Württemberg.
Der Autor stellt sein gesamtes Buchhonorar der Stiftung »Verbund der Stifter an der Hochschule Karlsruhe« zur Verfügung. Hiermit kommt sein Honorar vollständig Studierenden zugute.
Ein herzliches, ganz liebes Dankeschön geht wieder an meine Frau Ursel. Sie hat mich während der sehr intensiven Zeit des Schreibens zusätzlich zu Ihrer eigenen Berufstätigkeit unermüdlich unterstützt, ermutigt und von vielen Arbeiten freigehalten. Betonen möchte ich auch die angenehme Zusammenarbeit mit dem Wiley-Verlag, insbesondere mit Herrn Marcel Ferner.
Cover
Über die Autor
Danksagung
Einleitung
Über dieses Buch
Konventionen in diesem Buch
Törichte Annahmen über den Leser
Wie dieses Buch aufgebaut ist
Symbole, die in diesem Buch verwendet werden
Filme, die es zu diesem Buch gibt
Los geht's
TEIL I: Ausgewählte Grundlagen für ein solides Fundament
Kapitel 1: Aufgaben rund um Atome, Bindungen und Kristalle
Von Atomen, ihren Bindungen und ihrer Anordnung
Die Kristalle, ihre Baufehler, und was diese in der Praxis so anrichten
Richtig oder nicht richtig
Antworten zu den Aufgaben in diesem Kapitel
Kapitel 2: Rechnen Sie mit den Eigenschaften der Werkstoffe
Die Werkstoffe dehnen sich mit der Temperatur aus
Die Werkstoffe leiten den Strom und die Wärme
Die Werkstoffe verformen sich elastisch und plastisch
Richtig oder nicht richtig
Antworten zu den Aufgaben in diesem Kapitel
Kapitel 3: Üben Sie die thermisch aktivierten Vorgänge
Ein paar Aufwärmübungen vorneweg
Lassen Sie die Atome wandern und den Werkstoff rekristallisieren
Mit Kriechen und Spannungsrelaxation rechnen
Richtig oder nicht richtig
Antworten zu den Aufgaben in diesem Kapitel
Kapitel 4: Legierungsbildung und Zustandsdiagramme, berühmt, berüchtigt, gefürchtet
Ein paar Lockerungsübungen zum Auftakt
Und hier geht's zur Sache
Richtig oder nicht richtig
Antworten zu den Aufgaben in diesem Kapitel
Kapitel 5: Das berühmte Legierungssystem Eisen-Kohlenstoff
Rund um Eisen und Kohlenstoff
Jetzt geht es auch hier zur Sache
Richtig oder nicht richtig
Antworten zu den Aufgaben in diesem Kapitel
TEIL II: Die wichtigsten Methoden der Werkstoffprüfung
Kapitel 6: Nehmen Sie den Zugversuch nicht auf die leichte Schulter
Richtig vorbereitet ist halb geprüft
Vorgeplänkel, das es in sich hat
Werkstoffe mit ausgeprägter Streckgrenze
Werkstoffe ohne ausgeprägte Streckgrenze
Das Finale
Richtig oder nicht richtig
Antworten zu den Aufgaben in diesem Kapitel
Kapitel 7: Die Härteprüfung meistern
Das Wesen der Härte
Härteprüfung nach Brinell
Härteprüfung nach Vickers
Härteprüfung nach Rockwell
Kreuz und quer über alle Härteprüfverfahren
Richtig oder nicht richtig
Antworten zu den Aufgaben in diesem Kapitel
Kapitel 8: Brutal, brutaler, Kerbschlagbiegeprüfung
Was man eigentlich prüft
Rund um Probe, Versuchseinrichtung und -durchführung
Werkstoff, Temperatur und Kerbschlagarbeit
Richtig oder nicht richtig
Antworten zu den Aufgaben in diesem Kapitel
Kapitel 9: Die Schwingfestigkeitsprüfung
Das Phänomen und das Problem mit dem Namen
Ohne die wichtigsten Grundbegriffe geht es wieder einmal nicht
Wöhlerkurve und Dauerfestigkeit
Richtig oder nicht richtig
Antworten zu den Aufgaben in diesem Kapitel
Kapitel 10: Der Zauber der Metallografie
Um was es sich bei der Metallografie überhaupt handelt
Makroskopische Verfahren und was man damit sieht
Die zauberhafte Welt der Mikroskopie
Rasterelektronenmikroskopie und Co.
Richtig oder nicht richtig
Antworten zu den Aufgaben in diesem Kapitel
Kapitel 11: Zerstörungsfrei üben
Auftaktphilosophie
Die Farbeindringprüfung
Die Magnetpulverprüfung
Die Wirbelstromprüfung
Die Ultraschallprüfung
Die Strahlenverfahren
Richtig oder nicht richtig
Antworten zu den Aufgaben in diesem Kapitel
TEIL III: Und ewig lockt das Eisen
Kapitel 12: Der Weg vom Erz zum Stahl
Gleich zur Sache
Richtig oder nicht richtig
Antworten zu den Aufgaben in diesem Kapitel
Kapitel 13: Von Namen und Nummern
Zur Systematik der Werkstoffbezeichnungen
Namen analysieren
Namen synthetisieren
Richtig oder nicht richtig
Antworten zu den Aufgaben in diesem Kapitel
Kapitel 14: Das harte Training der Wärmebehandlung
Kurzes Warmlaufen als Auftakt
Die berühmten Glühbehandlungen
Rund ums Härten
Richtig oder nicht richtig
Antworten zu den Aufgaben in diesem Kapitel
Kapitel 15: Die unendliche Vielfalt der Stahlgruppen
Über Gewürze und Zutaten im Stahl
Die bodenständigen unlegierten Baustähle
Die Raffinesse der Feinkornbaustähle
Die leistungsfähigen Vergütungsstähle
Die Grundsätze der warmfesten und hitzebeständigen Stähle
Der Stahl, der aus der Kälte kam
Die nichtrostenden Stähle und warum sie manchmal doch korrodieren
Was in den Werkzeugstählen steckt
Richtig oder nicht richtig
Antworten zu den Aufgaben in diesem Kapitel
Kapitel 16: Auch die Eisengusswerkstoffe haben es in sich
Der Überblick
Mit Stahlguss geht es los
Das Gusseisen mit seinen Varianten
Richtig oder nicht richtig
Antworten zu den Aufgaben in diesem Kapitel
TEIL IV: Jenseits von Eisen
Kapitel 17: Die Nichteisenmetalle
Auch die Nichteisenmetalle bezeichnet man sinnvoll
Rund ums Aluminium
Das bunte Kupfer
Richtig oder nicht richtig
Antworten zu den Aufgaben in diesem Kapitel
Kapitel 18: Anorganische nichtmetallische Werkstoffe
Bei den Gläsern durchblicken
Von der antiken Vase bis zum Hochleistungswerkstoff: die Keramiken
Richtig oder nicht richtig
Antworten zu den Aufgaben in diesem Kapitel
Kapitel 19: Die Kunststoffe
Rund um Definition und Herstellung
Übungen zu Aufbau, Eigenschaften und Verarbeitung
Richtig oder nicht richtig
Antworten zu den Aufgaben in diesem Kapitel
TEIL V: Der Top-Ten-Teil
Kapitel 20: Zehn Tipps zum Lösen von Aufgaben
Rechtzeitig anfangen
Wie Sie mit dem Spicken umgehen
Legen Sie beim Rechnen richtig los
Vom passenden Umgang mit Gleichungen
Die Sache mit den Einheiten
Wer misst, misst Mist
Zur (ungeschlechtlichen) Fortpflanzung der Fehler
Das Endergebnis ist nicht ganz harmlos
Ein Bild sagt mehr als tausend Worte
Richtig dargestellt ist halb gewonnen
Stichwortverzeichnis
End User License Agreement
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Inhaltsverzeichnis
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»Üben, üben, üben« ist einer meiner zehn Tipps im Buch »Werkstoffkunde und Werkstoffprüfung für Dummies«. Er ist ehrlich gemeint und wichtig, so wie die restlichen neun Tipps auch. Wenn ich mich aber an der eigenen Nase fasse, so muss ich zugeben, dass ich ihn selbst nicht konsequent verwirklicht habe. Denn außer einigen Beispielen finden sich in diesem Buch keine Übungsaufgaben. Der Grund hierfür ist der ganz bewusst und völlig zu Recht begrenzte Umfang der Bücher in der Dummies-Reihe.
Eine Alternative wäre gewesen, eine kleine Zahl von Übungsaufgaben noch mit unterzubringen, noch mit ins Buch zu quetschen. Das hätte aber bedeutet, dass ich noch mehr hätte weglassen müssen als ich ohnehin schon weggelassen habe. Und das wäre auf Kosten des ausführlichen Erklärens gegangen.
Besser erscheint es mir, zusätzlich noch ein Übungsbuch anzubieten. Auch das ist ein Kompromiss, wie halt so oft im Leben, aber einer, mit dem ich leben kann. Und hoffentlich viele andere Leute auch.
Schaut man sich den deutschsprachigen Markt für Bücher mit Übungen in Werkstoffkunde und Werkstoffprüfung an, so findet man vergleichsweise wenige Werke. Obwohl es also nicht so viele Übungsbücher in deutscher Sprache gibt, ist doch das eine oder andere bemerkenswerte darunter. Warum nun ein extra Buch?
Auch bei diesem Buch ist es mein Ehrgeiz, Ihnen das Thema Werkstoffkunde und Werkstoffprüfung ein wenig schmackhaft zu machen. Und das ist kein leichtes Unterfangen. Erstens gilt das Thema der Werkstoffkunde mitsamt der Werkstoffprüfung nicht als das allerprickelndste. Meines Erachtens nach ziemlich zu Unrecht, denn das Thema ist viel interessanter als man gemeinhin glaubt. Zweitens sind viele Bücher zu diesem Thema trocken-wissenschaftlich formuliert. Wenn ich Ihnen nun versichere, dass dies sehr wohl seine Vorzüge hat, so ist Ihnen das vermutlich nur ein schwacher Trost, insbesondere dann, wenn Sie noch am Anfang Ihres Studiums sind oder noch wenige Vorkenntnisse haben.
Und jetzt auch noch Übungen. Auch die klingen nicht sonderlich »sexy«, irgendwie eher nach Arbeit, Schweiß und Mühsal. Leider kann ich Sie nicht vollständig davon erlösen, ein gerüttelt Maß Anstrengung wartet da auf Sie, und das ist auch gut so. Was ich aber tun kann: Zum einen werde ich versuchen, die Aufgaben so gut wie irgend möglich auszuwählen und Ihnen dann auch zu erklären. Das beginnt mit einfachen Aufwärmübungen, wie beim Sport, dann geht es zu den etwas kniffeligeren Aufgaben und endet mit der einen oder anderen harten Nuss. Zum anderen möchte ich Ihnen das Ganze in lockerem Stil, mit menschlichen Regungen und auch etwas Humor präsentieren. »Digital« zu beantwortende Fragen runden die Kapitel ab. Digital deswegen, weil sie mit einem »Richtig« oder »Nicht richtig« zu beantworten sind.
Viele Leute glauben nun, bei der Werkstoffkunde und Werkstoffprüfung sei nur einfach alles auswendig zu lernen, dann passt das schon. Das ist auch nicht völlig daneben, das gehört auch dazu. Aber eben nur auch. Was mir viel wichtiger erscheint, sind die Grundlagen. Genau daran hapert es in vielen Fällen. Und wenn man die Grundlagen nicht versteht, dann versteht man auch die inneren Zusammenhänge nicht und so manche Fehlentscheidung in der Praxis hat hier ihre Ursache.
Der Schwerpunkt der Übungsaufgaben in diesem Buch ist nun ganz bewusst auf diese Grundlagen ausgerichtet. Dabei gibt es Themen, bei denen die Grundlagen eher leichter fallen. Diese Themen bringe ich auch, aber nicht vorrangig. Worauf ich dann ziemlich »herumreite«, sind die schwierigeren Grundlagen, auch diejenigen, die erfahrungsgemäß auf die leichte Schulter genommen werden. Manche dieser Fragestellungen sind in der Literatur nur wenig oder auch gar nicht behandelt. Diese Lücke möchte ich schließen. Ob mir das alles gelingt, das müssen Sie beurteilen, in jedem Fall bemühe ich mich nach Kräften und gebe mein Bestes.
Ausgelegt und abgestimmt ist dieses Buch auf die »Werkstoffkunde und Werkstoffprüfung für Dummies«, im Folgenden einfach »Hauptbuch« genannt. Natürlich ist es sinnvoll, wenn Sie das Hauptbuch zuvor lesen. Die Hauptkapitelnummern sind die gleichen, manchmal beziehe ich mich einfach auf das Hauptbuch, um den Umfang im Zaum zu halten. Da und dort könnte es aber auch möglich sein, ohne das Hauptbuch auszukommen, entscheiden Sie selbst.
Nicht alles, was Sie hier lesen, ist ganz richtig. Das liegt teilweise daran, dass ich schwierige Sachverhalte vereinfache, was schon einmal auf Kosten der wissenschaftlichen Genauigkeit geht. Ich mache das trotzdem, denn sonst sind manche Themen einfach zu schwer verständlich. Mit Sicherheit liegt es aber auch an mir selbst, ich bin auch nur ein Mensch und mache Fehler. Manche dieser Fehler sind mir trotz besseren Wissens unabsichtlich hineingerutscht, andere wiederum liegen schlicht daran, dass ich es nicht besser weiß.
Wenn Ihnen nun dieses Buch gefällt, freue ich mich über eine aufmunternde Rückmeldung, die nach all der Mühe auch guttut. Und wenn Ihnen etwas oder auch das ganze Buch nicht zusagt oder Ihnen Fehler auffallen: Ich habe immer ein offenes Ohr und bin für Kritik dankbar.
Es gibt nicht viele Regeln in diesem Buch, die Sie kennen müssen, um loszulegen. Fast schon selbsterklärende Symbole weisen auf bedeutende Punkte hin. Wichtige Begriffe sind kursiv gedruckt, insbesondere, wenn ich sie erstmals verwende, Betonungen finden Sie in fetter Schrift.
Das Buch richtet sich in erster Linie an Studierende der Fachrichtungen Maschinenbau, Fahrzeugtechnik, Verfahrenstechnik, Chemieingenieurwesen, Wirtschaftsingenieurwesen, Bauwesen oder Mechatronik, bei denen die Werkstoffkunde einen Teil des Studiums darstellt. Aber auch für Studierende der Werkstoffwissenschaften könnte es eine Hinführung sein. Natürlich denke ich auch an all die Leute, die voll im Berufsleben stecken und erstmals oder wieder mit Werkstoffen zu tun haben. Alle Aspekte der Werkstoffkunde und Werkstoffprüfung sind nicht enthalten, das geht schon vom Umfang her nicht, aber viele wichtige, grundlegende und praxisnahe.
Was Sie also an Vorwissen mitbringen sollten, ist die normale Schulbildung, die den Zugang zu den verschiedenen Hochschulen ermöglicht. Die wesentlichen Grundlagen der Physik (Einheiten, Kraft, Energie, Temperatur, Atomaufbau), Chemie (Elemente, Verbindungen) und Mathematik sind hilfreich, den Rest erkläre ich Ihnen dann an der jeweiligen Stelle.
Dieses Buch ist in fünf Teile unterschiedlichen Umfangs gegliedert. Die Teile I bis IV sollten Sie vorrangig in dieser Reihenfolge bearbeiten. Das sind die Hauptteile, sie bauen überwiegend aufeinander auf. Ansonsten aber bemühe ich mich, alle Teile und auch die Unterkapitel so gut es geht eigenständig zu gestalten, so dass Sie ruhig auch einmal gezielt in ein bestimmtes Kapitel springen können.
Und starten, ja starten sollten Sie mit dem Teil V. Das ist der Top-Ten-Teil, eine schöne Tradition in der Dummies-Reihe. Eigentlich hätte ich diesen Teil gerne ganz vorne im Buch gehabt, denn hier möchte ich Ihnen zehn wichtige Tipps zum Lösen von Übungsaufgaben mitgeben, und die sollte man von Anfang an beherzigen. Der Tradition nach sitzt er aber ganz hinten im Buch, und an schönen Traditionen soll man nicht rühren.
Ein wirkliches Verständnis der Werkstoffe erhalten Sie erst, wenn Sie sich mit einigen ausgewählten Grundlagen befassen – und die natürlich üben. Das ist ein wichtiger Teil, und kein leichter! Es sind genau diejenigen Grundlagen, die zum (teilweise) schlechten Ansehen der Werkstoffkunde unter den Studierenden geführt haben. Nur Mut, Sie werden sehen, dass so manche Grundlagen nach dem Üben gar nicht mehr so wild sind. Die meisten Grundprinzipien, nach denen die Natur tickt, sind richtig einfach. Vieles ist logisch, hochinteressant, hat menschliche Züge und oft auch philosophischen Charakter.
Vom Zugversuch bis zur zerstörungsfreien Prüfung trainieren Sie die sechs wichtigsten Arten der Werkstoffprüfung. Und das lohnt sich, denn die Werkstoffprüfung begegnet Ihnen auf Schritt und Tritt in der Praxis. Auch für das Verständnis der nachfolgenden Kapitel sind die Kenntnisse darüber Gold wert.
Dass die Eisenwerkstoffe in unserem heutigen Leben eine große Rolle spielen, brauche ich nicht groß zu betonen. Dass sie aber auch in Zukunft noch ganz vorne mitmischen, darauf würde ich eine hohe Wette eingehen. Herstellung, Bezeichnung, Wärmebehandlung und natürlich die konkreten Sorten in der Praxis: Zu diesen Themen gibt es Übungen. Und ich verspreche Ihnen: Die Mühe ist nicht vergebens.
Falls Sie die vorangegangenen Kapitel ordentlich trainiert haben, dann wird Ihnen der Teil IV keine große Mühe mehr bereiten. Um die Nichteisenmetalle, Gläser, Keramiken und einen Ausblick auf die Kunststoffe geht es hier. Viele Aspekte sind ganz ähnlich wie bei den Eisenwerkstoffen, packen Sie's an.
In diesem schönen traditionellen Teil möchte ich Ihnen zehn wichtige Tipps zum Lösen von Übungsaufgaben vorstellen. Und damit Sie die gleich von Anfang an kennen, ist es ideal, wenn Sie mit diesem Teil beginnen.
In diesem Buch finden Sie drei Symbole, die Ihnen das Lesen erleichtern. Und das bedeuten sie:
Merken lohnt sich. Besonders wichtige Grundsätze sind hier hervorgehoben, und wo nötig auch als Erinnerung verwendet.
Ein Tipp für Sie. An dieser Stelle erhalten Sie Informationen, die das Leben erleichtern.
Vorsicht. Passen Sie auf, hier könnte etwas schief gehen.
Passend zu diesem Buch finden Sie eine Reihe von Filmen im Internet unter http://www.youtube.com/user/RainerSchwab. Und wenn Sie sich das in englischer Sprache zutrauen oder ein wenig Werkstoffkunde-Englisch üben wollen, sehen Sie unter http://www.youtube.com/user/MaterialsScience2000 nach.
Falls Sie unter diesen Adressen doch nicht fündig werden, schauen Sie sich ein wenig um, Sie kommen dann an anderer Stelle an die Videos.
Gleich beginnt das erste Kapitel. Da geht es um die Atome in den Werkstoffen, wie sie sich binden, sich anordnen und welche Auswirkungen das in der Praxis hat. Krempeln Sie die Ärmel hoch.
Teil I
IN DIESEM TEIL …
In Teil I üben Sie ausgewählte Grundlagen. Genau diejenigen Grundlagen, die dann später so entscheidend sind für ein grundlegendes Verständnis der Werkstoffe. Rund um Atome, Bindungen und Kristalle gehen die Übungsaufgaben im ersten Kapitel. Dann lernen Sie einige Eigenschaften der Werkstoffe etwas näher kennen, indem Sie einfach mal eine Reihe von Aufgaben dazu rechnen. Natürlich geht's bei den thermisch aktivierten Vorgängen heiß her, aber nach den Übungsaufgaben werden Sie sich nicht mehr die Finger daran verbrennen. Und die berühmt-berüchtigten Zustandsdiagramme brauchen Sie nach diesen Übungen auch nicht mehr zu schrecken. Ich habe allerhand auf Lager.
Kapitel 1
IN DIESEM KAPITEL
Wie sich Atome bindenWelche Kristallarten es gibt und wie sie sich ändern könnenDie Kristallbaufehler und ihre FolgenDie Atome, aus denen die Werkstoffe bestehen, legen mit ihrem Charakter und ihren Eigenschaften alles fest, was einen Werkstoff so ausmacht. Wie die Atome sich untereinander binden, wie sie sich anordnen, welche Eigenschaften der Werkstoff dann insgesamt hat, welche Vorzüge und Marotten er in der Praxis zeigt, und vieles andere resultiert daraus. Die folgenden Aufgaben decken natürlich nicht alles ab, das wäre vermessen, aber ein paar wichtige Aspekte, die bei den Werkstoffen in der Praxis eine große Rolle spielen.
Zunächst geht es ganz vorsichtig mit den Atomen los. Die ersten Aufgaben sind nicht allzu schwer, sie dienen zum »Aufwärmen«. So nach und nach wird es dann anspruchsvoller.
Wie sind die Atome in ihrem Inneren aufgebaut? Gehen Sie nur ganz grob darauf ein, die detaillierte Beschreibung überlassen wir der Atomphysik.
Beschreiben Sie den Begriff
Bindung
zwischen Atomen
mit einigen grundlegenden Überlegungen. Was passiert, wenn man zwei Atome eines Werkstoffs sich gedanklich langsam annähern lässt und die Kräfte zwischen ihnen misst?
Was wäre der Fall, wenn es zwischen Atomen nur abstoßende Kräfte gäbe?
Zeichnen Sie ein sinnvolles Diagramm, das die Kräfte zwischen zwei Atomen eines Werkstoffs in Abhängigkeit des Atomabstands darstellt. Beschriften Sie die Achsen und alle eingezeichneten Kurven korrekt.
Welche zwei wichtigen Werkstoffeigenschaften lassen sich aus diesem Diagramm entnehmen?
Zeichnen Sie in das Diagramm ein, wo und wie man diese Eigenschaften ablesen kann.
Was versteht man unter
amorpher Atomanordnung
bei Werkstoffen?
Wie nennt man ganz allgemein Werkstoffe mit amorpher Atomanordnung auch noch, insbesondere in wissenschaftlichen Kreisen?
Bei welchen drei Werkstoffgruppen liegt eine amorphe Atomanordnung vor?
Wie erreicht man, dass bei diesen Werkstoffen die Atomanordnung amorph ist (wie stellt man sie her)?
Und was ist das Gegenteil der amorphen Atomanordnung?
Bei den meisten Werkstoffen in der Praxis, insbesondere bei den Metallen und Keramiken, ordnen sich die Atome schön regelmäßig an. Sie bilden dann ein Kristallgitter, das je nach Werkstoff recht unterschiedlich sein kann: eher locker gepackt oder schön dicht, eher einfach aufgebaut oder ziemlich kompliziert. Und genauso unterschiedlich wie die Kristallgitter sind dann auch ihre Eigenschaften. Ein wichtiges Thema, rechnen Sie einige Aufgaben dazu. Dabei schulen Sie, so ganz nebenbei, das räumliche Vorstellungsvermögen, und das kann man eigentlich immer gebrauchen, nicht nur bei den Werkstoffen.
Unter welchen Bedingungen kommt ein »locker« gepacktes Kristallgitter zu Stande?
Und unter welchen Bedingungen entsteht ein dicht gepacktes?
Welche drei
Kristallgitter
kommen bei den reinen Metallen am häufigsten vor?
Fertigen Sie von jedem dieser drei Gitter eine sinnvolle, realistische Skizze an. Strengen Sie sich ruhig ein wenig an dabei, die Lage der Atome soll aus den Skizzen klar ersichtlich sein. Damit es nicht gar zu wild wird, nehmen Sie zunächst das »Drahtmodell« für Ihre Skizzen. Dabei stellen Sie die Atome kleiner dar, als sie es dem Abstand zueinander nach eigentlich sein sollten. Und die Bindungen zwischen den Atomen zeichnen Sie als Linien, das sind die gedachten Drahtstücke. Wer sich traut, kann im zweiten Schritt auch das Kugelmodell für die Skizzen ausprobieren, da betrachtet man die Atome als starre, massive Kugeln, die sich an bestimmten Stellen berühren.
An welchen Stellen berühren sich nun die Atome? Gehen Sie auch hier wieder von der Vorstellung starrer, massiver Kugeln aus.
Nennen Sie zu jedem der drei Kristallgitter mindestens zwei Beispiele für Metalle, die das jeweilige Kristallgitter aufweisen.
Wenn Sie möchten, basteln Sie sich diese drei wichtigen Kristallgitter aus Tischtennisbällen, die Sie mit Alleskleber verbinden. Erst dadurch bekommt man ein wirklich gutes Gefühl für die Anordnung der Atome, man kann die Gitter dann im wahrsten Sinne des Wortes »begreifen«.
Bei den nachfolgenden fünf Aufgaben ist es sinnvoll, wenn Sie sich die Atome als starre, massive Kugeln denken, die sich an bestimmten Stellen berühren. Natürlich ist das nicht in Wirklichkeit genau so, aber mit dieser einfachen Annahme kann man viele Erscheinungen näherungsweise deuten, und das hilft beim Verständnis.
Und noch etwas: Als Elementarzelle bezeichnet man (vereinfacht) den kleinsten Baustein eines Kristallgitters, aus dem man das ganze Kristallgitter durch einfaches Aneinanderreihen aufbauen kann. Bei kubischen Gittern ist sie das Innere desjenigen Würfels, der durch die Mittelpunkte der Eckatome gebildet wird.
Denken Sie eine Weile darüber nach, Sie brauchen diese Überlegungen für die nachfolgenden Übungsaufgaben. Ach was, noch besser ist, Sie üben das gleich.
Zeichnen Sie die »echte« Elementarzelle des kubisch-raumzentrierten (krz) und des kubisch-flächenzentrierten (kfz) Kristallgitters, so gut Sie das hinbekommen.
Denken Sie sich die Gitter aus Holzkugeln aufgebaut. An den Berührungspunkten seien die Holzkugeln miteinander verleimt. Nun sägen Sie gedanklich von diesem Gittermodell außen all das weg, was nicht zur eigentlichen Elementarzelle gehört. Sie sägen also (mit einem sehr dünn gedachten Sägeblatt) entlang der Würfelseitenfläche genau durch die Mittelpunkte der Eckatome hindurch. Was übrig bleibt, ist ein Würfel, an dessen Ecken die Mittelpunkte der Eckatome sitzen.
Zugegeben, das ist schon recht kniffelig, besonders beim kfz-Gitter. Auch ich musste mich bei der Lösung ganz schön anstrengen und bin ins Schwitzen geraten. Sinngemäß geht das übrigens bei allen anderen Kristallgittern und deren Elementarzellen.
Und jetzt gibt es was zum Rechnen. Fangen Sie mal mit Eisen an, dem am häufigsten verwendeten Metall.
Wie groß ist der Durchmesser von Eisenatomen bei Raumtemperatur, wenn die Kantenlänge der Elementarzelle (die nennt man Gitterkonstante) bekannt ist?
Die Kantenlänge der Elementarzelle ist bei kubischen Gittern der Abstand der Mittelpunkte der Eckatome. Er lässt sich übrigens vergleichsweise einfach und recht präzise mit Röntgenstrahlen messen. Führen Sie Ihre Rechnung ganz allgemein mit Variablen durch: Nennen Sie die Kantenlänge der Elementarzelle a, und weil es Eisen ist, nehmen Sie noch den Index Fe für Eisen dazu, also aFe. Klingt gleich viel wissenschaftlicher. Und den Durchmesser der Eisenatome nennen Sie dFe.
Führen Sie Ihre Rechnung logisch Schritt für Schritt durch, nennen Sie jeden Gedankengang Ihrer Rechnung klar.
Welcher Wert ergibt sich für den Atomdurchmesser bei aFe = 0,287 nm (1 nm = 1 Nanometer = 10-9 Meter = 1 millionstel Millimeter = arg klein)?
Jetzt geht es ans Kupfer, ein wichtiges, schönes und fast schon edles Metall.
Wie groß ist der Durchmesser dCu von Kupferatomen bei Raumtemperatur, wenn die Kantenlänge der Elementarzelle aCu bekannt ist? Rechnen Sie ähnlich wie bei der vorhergehenden Aufgabe, nutzen Sie die dortigen Anmerkungen.
Welcher Wert ergibt sich für den Atomdurchmesser bei aCu = 0,361 nm?
Eine auf den ersten Blick kuriose, aber fürs Folgende wichtige Frage schließt sich an.
Wie viele Atome befinden sich anteilig in einer Elementarzelle
des krz-Gitters und
des kfz-Gitters?
Bevor Sie wie ein Pfeil losschießen – und möglicherweise danebentreffen – ein Hinweis: Es geht um die »echte« Elementarzelle. Also bei kubischen Gittern um das Innere desjenigen Würfels, der … Sie wissen jetzt, was ich meine. Auch hier bitte logisch jeden Gedankenschritt klar nennen.
Die nachfolgende Aufgabe scheint vorrangig nur mit räumlicher Geometrie zu tun zu haben, aber auch hier reichen die Auswirkungen bis in die Praxis.
Wie groß ist die Packungsdichte
des krz-Gitters und
des kfz-Gitters?
Unter Packungsdichte versteht man den Anteil des Raumes in einem Gitter, den die Atome einnehmen, wenn man sich die Atome als starre massive Kugeln denkt. Man kann auch Raumerfüllung dazu sagen. Sie gibt an, wie viel Prozent eines Gitters aus massiven Kugeln besteht. Und der Rest, die Differenz zu 100 %, das ist dann »leerer Raum«.
Sie brauchen nicht einen Kristall mit zig Milliarden von Atomen zu nehmen, um diese Aufgabe zu meistern. Es reicht, wenn Sie die Elementarzelle heranziehen, die repräsentiert das ganze Gitter.
Nennen Sie die Kantenlänge der Elementarzelle wieder allgemein a.Dann rechnen Sie das Volumen der gesamten Elementarzelle VEZ aus.Anschließend bestimmen Sie das Volumen aller Atome VAtome in der Elementarzelle.Und wenn Sie das Volumen aller Atome VAtome durch das Volumen der Elementarzelle VEZ dividieren, erhalten Sie die Raumerfüllung.Sofern Sie alles richtig gemacht haben, müsste sich die Kantenlänge a herauskürzen. Damit auch alles richtig wissenschaftlich aussieht, nennen Sie die Packungsdichte η (kleines griechisches Eta). Natürlich kann man sie nennen, wie man möchte, aber diese Bezeichnung, dieses Symbol, wird häufig verwendet.
Und wofür sind die Kenntnisse zu den Kristallgittern überhaupt gut?
Eigentlich wirkt sich die Art des Kristallgitters auf alle Eigenschaften der metallischen Werkstoffe aus. Welche zwei wichtigen Eigenschaften hängen aber besonders vom Kristallgitter ab? Können Sie dazu je ein Beispiel für die Auswirkung in der Praxis nennen?
Hier könnten sich noch zig weitere Aufgaben zu den Kristallgittern anschließen, aber die betreffen eher die eingefleischten Experten der Materialwissenschaften. Es gibt aber noch zwei Punkte, die mir wichtig erscheinen:
die Änderung der Kristallart, die
Polymorphie
, und
die
Kristallbaufehler
.
Beide Erscheinungen haben phantastische Auswirkungen in der Praxis. Legen Sie los mit der Polymorphie.
Was versteht man allgemein unter Polymorphie?
Nennen Sie zwei oder drei Beispiele für metallische Elemente, die
keine
Polymorphie aufweisen (jedenfalls nicht unter halbwegs üblichen Bedingungen, wir lassen die Kirche im Dorf). Und jetzt bitte noch ein oder zwei Beispiele für metallische Elemente, die polymorph sind.
Erläutern Sie die Polymorphie des Elementes Eisen anhand eines sinnvollen, beschrifteten Diagramms.
Welche praktische Bedeutung hat die Polymorphie des Eisens?
Wenn nun Eisen polymorphe Umwandlungen aufweist, was Sie sicherlich soeben richtig beschrieben haben, und die Kristallgitter des α- und γ-Eisens verschiedene Packungsdichten haben, was Sie sicherlich ebenfalls richtig ausgerechnet haben, was müsste denn dann bei der Kristallgitterumwandlung mit dem Volumen und der Länge eines Eisenstabs passieren? Für diejenigen unter Ihnen, die noch etwas mathematisch tüfteln wollen: Wie groß ist die prozentuale Volumenänderung (man nennt sie auch ganz korrekt relative Volumenänderung) bei der Umwandlung des α-Eisens in das γ-Eisen?
So, und jetzt geht es an die Kristallbaufehler, auch Gitterfehler genannt. Nichts ist perfekt, und auch den Kristallen passiert so allerhand. Und das Schöne an den Kristallbaufehlern ist, dass die Welt ohne sie viel ärmer wäre. Irgendwie erinnert mich das an uns Menschen, was wären wir ohne unsere Fehler …
Wie teilt man die Kristallbaufehler sinnvoll in verschiedene Arten ein? Versuchen Sie eine Gliederungsübersicht, nennen Sie die Kristallbaufehler.
Nennen Sie drei verschiedene nulldimensionale Kristallbaufehler mit Namen. Fertigen Sie von jedem der genannten Gitterfehler eine sinnvolle Skizze an, und nennen Sie ihre Bedeutung in der Werkstofftechnik.
Nennen Sie einen
ein
dimensionalen Kristallbaufehler mit Namen.
Welche zwei Untervarianten gibt es davon?
Fertigen Sie von einer der Untervarianten eine sinnvolle Skizze an.
Wie könnte man diesen Kristallbaufehler (theoretisch) aus einem perfekten Kristall erzeugen?
Nennen Sie die Bedeutung dieses Kristallbaufehlers in der Werkstofftechnik.
Erläutern Sie den üblichsten Mechanismus der plastischen Verformung von Metallkristallen anhand von fünf Skizzen.
Warum fällt den metallischen Werkstoffen gerade dieser Mechanismus leicht? Mit »leicht fällt« meine ich, dass man nur geringe mechanische Spannungen braucht, um ihn in Gang zu setzen, ihn zu aktivieren.
Nennen Sie die drei wichtigsten zweidimensionalen Kristallbaufehler. Fertigen Sie von jedem der genannten Gitterfehler eine sinnvolle Skizze an und nennen Sie die Bedeutung in der Werkstofftechnik.
Wie sind die meisten metallischen Werkstoffe des Alltags aufgebaut? Handelt es sich eher um ein- oder vielkristalline Werkstoffe? Sieht man ihnen das an?
Bei welchen Beispielen aus dem Alltag kann man einzelne Kristalle mit dem bloßen Auge erkennen?
In welchen Fällen sind Werkstücke aus einem einzigen Kristall, die sogenannten Einkristalle, sinnvoll?
So, das soll zunächst reichen. Wenn Sie diese Aufgaben ohne zu spicken gelöst haben, dann sind Sie schon ganz gut gewappnet. Gewappnet für eine Klausur, für den betrieblichen Alltag in der Firma und natürlich für einen abschließenden Test. Ich habe da einige konkrete, bewusst bunt gemischte Behauptungen vorbereitet, die entweder richtig sind oder nicht. Testen Sie sich, haken Sie bei den Behauptungen an, ob sie zutreffend sind oder nicht.
Behauptung
Richtig
Nicht richtig
a)
Leerstellen liegen in allen metallischen Kristallen vor
b)
In Gläsern sind die Atome regellos angeordnet
c)
Versetzungen beeinflussen die mechanischen Eigenschaften eines Werkstoffs
d)
Ein Werkstück aus S235JR mit wenigen Korngrenzen ist (bei Raumtemperatur) fester als dasselbe Werkstück mit vielen Korngrenzen
e)
Die elastische Verformung von Kristallen läuft über die Bewegung von Versetzungen ab
f)
Korngrenzen zählen zu den eindimensionalen Kristallbaufehlern
g)
Die Bindungskräfte zwischen den Atomen eines Werkstoffs wirken sich auf den E-Modul des Werkstoffs aus
h)
Das Kristallgitter von Nickel weist anteilig 2 Atome pro Elementarzelle auf
i)
Zwillingskorngrenzen zählen zu den eindimensionalen Kristallbaufehlern
j)
Im Stahl S235JR sind die Atome bei Raumtemperatur amorph angeordnet
k)
Die plastische Verformung der metallischen Werkstoffe findet normalerweise über die Bewegung von Versetzungen im Kristallgitter statt
l)
Chrom weist bei Raumtemperatur ein kubisch-raumzentriertes Gitter auf
m)
Nickel weist bei Raumtemperatur ein kubisch-flächenzentriertes Gitter auf
n)
Das Kristallgitter von Chrom weist anteilig 2 Atome/Elementarzelle auf
o)
Leerstellen zählen zu den eindimensionalen Kristallbaufehlern
p)
Substitutionsatome sitzen statt eines regulären Atoms auf einem normalen Gitterplatz
q)
Aluminium weist polymorphe Umwandlungen auf
r)
Das Kristallgitter von Eisen bei Raumtemperatur weist anteilig 4 Atome/Elementarzelle auf
s)
Korngrenzen beeinflussen die mechanischen Eigenschaften eines Werkstoffs
t)
Das kfz-Kristallgitter weist anteilig 4 Atome/Elementarzelle auf
u)
Leerstellen erleichtern das Diffundieren von Atomen im Kristallgitter
v)
Eisen weist bei Raumtemperatur ein kubisch-raumzentriertes Gitter auf
w)
Zwischengitteratome sitzen statt eines regulären Atoms auf einem normalen Gitterplatz
Diejenigen Antworten, die Sie im Hauptbuch »Werkstoffkunde und Werkstoffprüfung für Dummies« ausführlich erklärt finden, halte ich hier eher kurz.
Atome bestehen aus einem schweren positiv geladenen Atomkern und leichten negativ geladenen Elektronen, die um den Atomkern »kreisen«. Die Elektronen bilden eher eine diffuse »Wolke«, so dass ein Atom äußerlich ein »weiches«, überwiegend leeres Gebilde darstellt. Dann gibt es noch die Quanteneffekte …
Bindungen entstehen durch anziehende und abstoßende Kräfte zwischen den Atomen. Beide Kräfte wirken gleichzeitig; bei kleinen Atomabständen überwiegt die abstoßende, bei großen Abständen die anziehende Kraft, insgesamt kommt ein stabiler Gleichgewichtszustand zu Stande.
Es gäbe nur Gase auf unserer Welt.
Das Diagramm:
und c)
Die zwei Werkstoffeigenschaften sind die
theoretische Zugfestigkeit
und die
elastischen Eigenschaften
(Elastizitätsmodul).
Eine regellose Anordnung der Atome (wie die Kartoffeln im Sack).
Das sind die
Gläser
(selbst dann, wenn man nicht durch sie hindurchsehen kann).
Bei den
anorganischen Gläsern
(den »normalen«, wie Fensterglas), bei den
metallischen Gläsern
(durch die man übrigens nicht hindurchsehen kann) und den
amorphen Kunststoffen
(bei denen sind die Moleküle regellos angeordnet).
Meistens durch ausreichend schnelle Abkühlung aus der Schmelze (»Einfrieren« der Atomanordnung, wie sie in der Schmelze vorliegt).
Die regelmäßige Anordnung, die kristalline, da bilden die Atome ein regelmäßiges Kristallgitter (überwiegend jedenfalls, wenn man von den Kristallbaufehlern absieht).
Ein »locker« gepacktes Kristallgitter entsteht, wenn die Atome »eigenwillig« sind und Bindungen zu Nachbaratomen nur in bestimmten Richtungen eingehen, beispielsweise beim Kohlenstoff im Diamant. »Locker gepackt« bedeutet übrigens nicht, dass diese Kristallgitter zwangsläufig besonders schlecht oder schwach sind.
Ein dicht gepacktes Kristallgitter entsteht bei denjenigen Atomen und Bindungsarten, bei denen die Richtung der Bindungen zu den Nachbaratomen nicht so wichtig ist, und die möglichst viele Bindungen eingehen wollen; dies liegt bei den meisten Metallen vor.
Am häufigsten: kubisch-flächenzentriertes (kfz) Gitter, kubisch-raumzentriertes (krz) Gitter und hexagonal dichtest gepacktes (hdp) Gitter.
Das sind die »Skizzen« der Kristallgitter:
Beim kfz-Gitter berühren sich die Atome entlang der
Flächen
diagonalen der Elementarzelle (und in noch anderen Richtungen), beim krz-Gitter entlang der
Raum
diagonalen. Beim hdp-Gitter bilden die »Berührlinien« die Kanten eines
Tetraeders
, einem räumlichen Gebilde aus vier gleichseitigen Dreiecken.
Kfz
-Struktur haben: Al, Cu, Ni;
krz
-Struktur weisen auf: Cr, Mo, Fe (bei Raumtemperatur);
hdp
-Struktur: Zn, Mg.
So sehen meine Tischtennisball-Gittermodelle aus:
Das sind die »echten« Elementarzellen:
Erste Überlegung:
Welche Kristallstruktur hat Eisen bei Raumtemperatur? Es ist die krz-Struktur.
Zweite Überlegung:
In welcher Richtung berühren sich die Atome, wo gibt es Lücken? Die Atome berühren sich entlang der
Raumdiagonalen
. Deren Länge können Sie logisch nach dem Satz des Pythagoras berechnen oder aus einer Formelsammlung entnehmen, sie beträgt
. Zwischen zwei benachbarten Eckatomen bleibt eine kleine Lücke.
Dritte Überlegung:
Wie viele Atomdurchmesser passen in eine Raumdiagonale? Das sind zwei (ein halber, ein ganzer und noch ein halber, also
).
Und jetzt die allgemeine Lösung. Mathematisch lautet die zweite und dritte Überlegung:
Länge der Raumdiagonale = zwei Atomdurchmesser: .
Nach aufgelöst erhalten Sie: .
Ganz konkret
ergibt sich:
.
Die Lösung ist analog zur vorhergehenden Aufgabe, daher sind die Erklärungen etwas gekürzt.
Die Kristallstruktur ist kfz.
Die Atome berühren sich entlang der Flächendiagonalen, sie ist
lang.
In die Flächendiagonale passen wieder ein halber, ein ganzer und noch ein halber Atomdurchmesser, das sind zwei.
Mathematisch allgemein:
, nach
aufgelöst:
.
Konkret:
.
Sie müssen die Zahl der Atome ausrechnen, die sich im Inneren der Elementarzelle befinden. Bei denjenigen Atomen, die ganz im Inneren sind, ist das kein Problem, die gehören vollständig dazu. Diejenigen Atome, die nicht ganz im Inneren sind, nehmen Sie anteilig. Anschaulich sieht man das auch ganz gut anhand der Skizzen zur »echten« Elementarzelle.
Krz-Gitter
Das zentrale Atom ist ganz enthalten, ergibt 1 Atom.
Die Eckatome zählen aber nur zu je 1/8 zur Elementarzelle, und weil es 8 davon gibt, und
ist, ergibt das insgesamt wieder 1 Atom.
In der Summe sind also 1 + 1 =
2 Atome
in der Elementarzelle.
Kfz-Gitter
8 Eckatome zu je 1/8 ergeben 1 Atom.
Die flächenzentrierten Atome zählen je zur Hälfte zur Elementarzelle, und weil es 6 davon gibt, erhält man
, also 3 Atome.
In der Summe sind 1 + 3 =
4 Atome
in der Elementarzelle enthalten.
Kurioserweise sitzt beim kfz-Gitter kein Atom vollständig in der Elementarzelle drin.
Krz-Gitter
Das
Volumen der Elementarzelle
ist das Würfelvolumen:
Als Nächstes nutzen Sie den Zusammenhang zwischen Atomdurchmesser d und a aus den vorigen Aufgaben. Die Indizes lassen Sie weg, es geht ja nicht nur ums Eisen:
Jedes Atom ist eine Kugel, und das Kugelvolumen beträgt allgemein (in einer Formelsammlung nachsehen)
. In der krz-Elementarzelle sind zwei Atome enthalten. Mit
Gleichung 2
erhalten Sie für das
Volumen aller Atome
in der Elementarzelle:
Nun sind Sie fast fertig. Nehmen Sie die
Gleichungen 1
und
3,
dann ergibt sich die Packungsdichte im krz-Gitter:
Und wenn Sie diesen Ausdruck konkret ausrechnen, erhalten Sie:
Das bedeutet, dass im krz-Gitter der mit Atomen ausgefüllte Anteil 0,680 ist, das sind 68,0 %.
Kfz-Gitter
Das
Volumen der Elementarzelle
ist wieder
Den Zusammenhang zwischen Atomdurchmesser d und a im kfz-Gitter kennen Sie auch schon:
Jedes Atom hat ein Volumen von
, in der kfz-Elementarzelle sind vier davon enthalten. Für das
Volumen aller Atome
in der Elementarzelle erhalten Sie mit
Gleichung 2
:
Die Packungsdichte im kfz-Gitter bekommen Sie mit den
Gleichungen 1
und
3
:
Als Zahlenwert:
.
74,0 % des Raums sind also »erfüllt«, und zwar mit starren, massiven Kugeln, das war die vereinfachende Annahme. Mehr geht nicht, das ist die theoretisch und praktisch dichtest mögliche Packung von Kugeln im Raum.
Das sind die Zähigkeit und die Fähigkeit, Legierungen zu bilden.
Werkstoffe mit kfz-Gitter (wie Aluminium) sind auch bei sehr tiefen Temperaturen noch zäh, sie lassen sich noch gut plastisch verformen. Krz (beispielsweise Eisen) und hdp aufgebaute Werkstoffe (wie Zink) werden zu tiefen Temperaturen hin spröde.
Die Fähigkeit, Legierungen zu bilden, unterscheidet sich beim kfz- und krz-Gitter sehr. Die Unterschiede sieht man besonders deutlich beim Eisen-Kohlenstoff-Zustandsdiagramm.
Unter Polymorphie versteht man die Erscheinung, dass ein Werkstoff in Abhängigkeit der Temperatur (und auch des Drucks) verschiedene Kristallgitter aufweist.
Keine Polymorphie haben Aluminium, Kupfer, Chrom. Polymorph sind Eisen und Titan.
Das (hoffentlich sinnvolle) Diagramm:
Die Polymorphie ist die Grundlage für viele Wärmebehandlungen der Stähle, beispielsweise das Härten.
Der Eisenstab müsste sich bei der Umwandlung vom α- ins γ-Eisen schlagartig zusammenziehen, denn die Packungsdichte im kfz aufgebauten γ-Eisen ist deutlich höher als im krz aufgebauten α-Eisen. Oder: Die gleiche Zahl von Atomen braucht dichter gepackt weniger Platz. Wenn man also die Länge eines Eisenstabs bei Temperaturerhöhung misst, so dehnt er sich zunächst »ganz normal« aus, so wie es (fast) alle Werkstoffe tun. Und wenn sich im Inneren das Kristallgitter von krz nach kfz ändert, dann äußert sich das in einer plötzlichen Längen- und Volumenabnahme. Das ist übrigens eine klasse Methode, Kristallgitterumwandlungen auf einfache Art zu messen.
Und nun zur relativen Volumenänderung bei der Umwandlung. Nennen Sie das Volumen des Stabs im krz-Gitter Vkrz. Das Volumen im kfz-Gitter nennen Sie analog Vkfz. Die relative Volumenänderung ist dann:
Wie erhalten Sie jetzt Vkfz und Vkrz? Nehmen Sie hierzu die allgemeine Definition der Packungsdichte:
Im kfz-Gitter ist die Packungsdichte . Nach Vkfz aufgelöst erhalten Sie:
Im krz-Gitter ist die Packungsdichte . Nach Vkrz aufgelöst erhalten Sie:
Setzen Sie die beiden Gleichungen 2 und 3 in Gleichung 1 ein, so ergibt sich das gesuchte Resultat:
Das Volumen der Atome VAtome ist in beiden Kristallgittern gleich, jedenfalls nehmen wir das bei der Berechnung an. Die Größe VAtome kürzt sich deswegen aus der oberen Gleichung heraus.