Um Götter muss man sich kümmern - Cixin Liu - E-Book

Um Götter muss man sich kümmern E-Book

Cixin Liu

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Beschreibung

Zwei Milliarden Götter

Eines Tages füllt sich der Himmel über der Erde mit gewaltigen Raumschiffen. Jeder Kontaktversuch schlägt fehl, doch in den Wochen danach tauchen überall auf der Erde geheimnisvolle Landstreicher auf: sie sind sehr alt, haben weiße Bärte und sind in lange, weiße Gewänder gehüllt. Und sie wiederholen immerzu einen einzigen Satz: „Wir sind Götter. Gebt uns zu essen, denn wir haben eure Welt erschaffen.“ Und tatsächlich, vor Jahrmillionen legten die Fremden den Grundstein für die Entwicklung des Lebens auf der Erde. Jetzt sind ihre uralten Raumschiffe am Ende, und sie suchen ein Zuhause bei ihrer Schöpfung. Im Gegenzug bringen sie den Menschen ungeahnten technischen Fortschritt – doch der ist der Familie von Quisheng egal, denn er hilft ihnen nicht bei ihrer Aufgabe: der Pflege eines Gottes …

Die Erzählung „Um Götter muss man sich kümmern“ erscheint als exklusives E-Only bei Heyne und ist auch in dem Sammelband „Die wandernde Erde“ von Cixin Liu enthalten. Sie umfasst ca. 56 Druckseiten.

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Seitenzahl: 72

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Cixin Liu

UM GÖTTER MUSS MAN SICH KÜMMERN

Eine Erzählung aus

Die wandernde Erde

WILHELM HEYNE VERLAG

MÜNCHEN

Das Buch

Eines Tages füllt sich der Himmel über der Erde mit gewaltigen Raumschiffen. Jeder Kontaktversuch schlägt fehl, doch in den Wochen danach tauchen überall auf der Erde geheimnisvolle Landstreicher auf: sie sind sehr alt, haben weiße Bärte und sind in lange, weiße Gewänder gehüllt. Und sie wiederholen immerzu einen einzigen Satz: »Wir sind Götter. Gebt uns zu essen, denn wir haben eure Welt erschaffen.« Und tatsächlich, vor Jahrmillionen legten die Fremden den Grundstein für die Entwicklung des Lebens auf der Erde. Jetzt sind ihre uralten Raumschiffe am Ende, und sie suchen ein Zuhause bei ihrer Schöpfung. Im Gegenzug bringen sie den Menschen ungeahnten technischen Fortschritt – doch der ist der Familie von Quisheng egal, denn er hilft ihnen nicht bei ihrer Aufgabe: der Pflege eines Gottes …

Die Erzählung »Um Götter muss man sich kümmern« erscheint als exklusives E-Only bei Heyne und ist auch in dem Sammelband »Die wandernde Erde« von Cixin Liu enthalten. Sie umfasst ca. 265 Druckseiten.

Der Autor

Cixin Liu ist einer der erfolgreichsten chinesischen Science-Fiction-Autoren. Er hat lange Zeit als Ingenieur in einem Kraftwerk gearbeitet, bevor er sich ganz seiner Schriftstellerkarriere widmen konnte. Seine Romane und Erzählungen wurden bereits viele Male mit dem Galaxy Award prämiert. Cixin Lius Roman »Die drei Sonnen« wurde 2015 als erster chinesischer Roman überhaupt mit dem Hugo Award ausgezeichnet und wird international als ein Meilenstein der Science-Fiction gefeiert.

Eine Übersicht aller Veröffentlichungen von Cixin Liu im Heyne-Verlag finden Sie am Ende dieser Ausgabe.

(Shanyang shangdi)

Aus dem Chinesischen von Marc Hermann

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Sollte diese Publikation Links auf Webseiten Dritter enthalten, so übernehmen wir für deren Inhalte keine Haftung, da wir uns diese nicht zu eigen machen, sondern lediglich auf deren Stand zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung verweisen.

Copyright © 2005 by Cixin Liu

Copyright © 2019 der deutschsprachigen Ausgabe by

Wilhelm Heyne Verlag, München,

in der Verlagsgruppe Random House GmbH,

Neumarkter Str. 28, 81673 München

Covergestaltung: Das Illustrat, München

Satz: KompetenzCenter, Mönchengladbach

ISBN: 978-3-641-25399-8V001

Inhalt

Um Götter muss man sich kümmern

Anhang

Anmerkungen

Erläuterungen zu Schreibweise und Aussprache

UM GÖTTER MUSS MAN SICH KÜMMERN

Cixin Liu veröffentlichte diese Erzählung unter dem Titel (Shanyang shangdi) im Januar 2005. Die spanische Fassung wurde 2015 mit dem Premio Ignotus für die beste fremdsprachliche Kurzgeschichte ausgezeichnet. Sie ist in der von Ken Liu herausgegebenen Anthologie Invisible Planets enthalten und wird in »Die Versorgung der Menschheit« fortgesetzt. »Um Götter muss man sich kümmern« wurde von Marc Hermann übersetzt.

Eins

Schon wieder hatte der Gott Qiushengs Familie verärgert. Dabei hatte der Morgen so schön angefangen. Ein zarter Dunstschleier legte sich mannshoch auf die Felder rings um das Dorf Xicen. Die stille Landschaft darunter sah aus wie ein Bild, das von einem frischen weißen Blatt Reispapier herabgefallen war. In den ersten Strahlen der Morgensonne trat der früheste Tau des Jahres in die Blüte seines kurzen Lebens.

Aber der Gott verdarb diesen Morgen. Er war sehr früh aufgestanden und hatte sich in der Küche seine Milch aufgewärmt. Seit das Pflegezeitalter begonnen hatte, blühte der Milchmarkt, daher hatte sich Qiushengs Familie für gut zehntausend Yuan eine Kuh gekauft und wie die anderen Familien auch die Milch mit Wasser verdünnt verkauft. Die unverwässerte Milch, die sie behielten, wurde eines der Hauptnahrungsmittel des Gottes. Nachdem er sich seine morgendliche Portion erhitzt hatte, trug er sie in das Wohnzimmer und setzte sich vor den Fernseher, ohne den Gasherd abgestellt zu haben.

Yulian, Qiushengs Frau, roch das Gas, sie den Kuhstall und den Schweinekoben gesäubert hatte und zurück ins Haus kam. Sie presste sich ein Handtuch an die Nase, rannte in die Küche und stellte den Herd ab. Dann riss sie das Fenster auf und schaltete den Ventilator ein.

Anschließend stürzte sie ins Wohnzimmer und schrie: »Du verdammter alter Knacker! Willst du uns alle umbringen?« Die Familie war erst auf Gas umgestiegen, seit sie das Pflegegeld bezog. Qiushengs Vater war von Anfang an dagegen gewesen, weil er der Meinung war, Kohlebriketts seien viel besser. Der Vorfall war Wasser auf seine Mühlen.

Wie üblich stand der Gott mit gesenktem Kopf da und lächelte zaghaft wie ein schuldbewusstes Kind, während sein weißer Bart ihm wie ein Besen bis über die Knie baumelte. »Ich … ich habe den Topf mit der Milch doch runtergenommen. Wieso hat sich der Herd denn nicht ausgeschaltet?«

»Was glaubst du denn, wo wir sind? Das hier ist nicht dein Raumschiff«, rief Qiusheng ihm zu, während er die Treppe herunterkam. »Bei uns ist alles dumm. Wir haben keine schlauen Maschinen wie ihr, die uns in einem fort bedienen. Wir müssen uns mit unseren dummen Dingen abmühen, um uns unser Essen zu verdienen!«

»Wir mussten uns auch abmühen«, wagte der Gott vorsichtig einzuwenden. »Sonst gäbe es euch jetzt nicht.«

»Immer die alte Leier!« Yulian schleuderte ihr Handtuch zu Boden. »Wird dir das nicht irgendwann mal zu blöd? Hau doch ab, wenn du kannst, und erschaff dir ein paar andere brave Kinder, die sich um dich kümmern!«

»Ist ja gut jetzt. Essen wir erst mal was«, versuchte Qiusheng wie immer die Wogen zu glätten.

Bingbing war inzwischen ebenfalls aufgestanden und tappte gähnend die Treppe hinunter. »Mama, Papa, der Gott hat schon wieder die halbe Nacht gehustet. Ich hab kaum geschlafen.«

»Stell dich nicht so an«, erwiderte seine Mutter. »Dein Vater und ich schlafen direkt nebenan, und wir jammern auch nicht.«

Wie auf ein Stichwort fing der Gott mit einer solchen Hingabe zu husten an, dass man meinen konnte, er widmete sich seinem Lieblingssport.

»Womit habe ich das bloß verdient!« Yulian starrte den Gott ein paar Sekunden lang an, ehe sie wutschnaubend in die Küche marschierte, um das Frühstück zu machen.

Kurz darauf saß der Gott mit der ganzen Familie still am Tisch. Er ließ die giftigen Blicke der Hausherrin über sich ergehen, während er seinen Brei mit eingelegtem Gemüse und sein halbes Dampfbrötchen aß. Vielleicht regte sie sich immer noch über die Sache mit dem Gasherd auf, vielleicht ärgerte sie sich aber auch wieder einmal, dass er zu viel aß.

Nach dem Frühstück räumte der Gott eifrig wie immer das Geschirr auf, um es in der Küche zu waschen. »Aber nimm das Spülmittel nur, wenn es ölig ist!«, schrie ihm Yulian nach. »Das kostet nämlich Geld, und was wir für dich an Pflegegeld kriegen, ist ein Witz!« Der Gott bestätigte mehrmals, dass er Bescheid wusste.

Qiushengs Vater stand erst auf, als die Eheleute aufs Feld und Bingbing zur Schule gegangen waren. Schlaftrunken tappte er die Treppe herunter, schlürfte zwei große Schüsseln Brei und steckte sich eine Pfeife an. Dann erinnerte er sich an die Existenz des Gottes.

»He, du alter Sack, genug gewaschen! Komm raus und spiel eine Partie mit mir!«, rief er in die Küche.

Der Gott wischte sich die Hände an der Schürze ab und schlurfte heraus. Mit einem ergebenen Lächeln nickte er Qiushengs Vater zu, auch wenn er wusste, wie undankbar eine Partie Schach mit dem Alten war: Ganz egal, ob er gewann oder verlor, er hatte nichts zu lachen. Gewann er, würde sein Gegner ihn wütend anschreien: »Du altes Arschloch! Du willst mir wohl zeigen, was für ein toller Hecht du bist, was? So ein Scheiß! Du bist ein Gott! Das ist einen Dreck wert, wenn du mich schlägst. Jetzt hast du dich schon so lange bei uns breitgemacht und verstehst noch nicht einmal die einfachsten Höflichkeitsregeln!« Wenn der Gott dagegen verlor, würde sein Gegner ihn genauso wutentbrannt anbrüllen: »Du altes Arschloch! Ich bin der beste Schachspieler im Umkreis von fünfzig Kilometern! Dich zu schlagen ist für mich leichter, als eine Wanze zu zerquetschen, und du glaubst, du musst mich gewinnen lassen? Lass es mich vornehm ausdrücken: Du beleidigst mich!«

Das Ergebnis blieb stets dasselbe: Am Ende warf der Alte das Schachbrett um, dass die Spielsteine durch die Luft flogen. Qiushengs Vater war für seinen Jähzorn weit und breit berüchtigt; jetzt hatte er einen Prügelknaben gefunden.