Und darum laufe! 2 - Konrad Gruen - E-Book

Und darum laufe! 2 E-Book

Konrad Gruen

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Beschreibung

Das Buch handelt vom Laufen und den beim Laufen empfangenen Gedanken. Die Einflüsse fernöstlicher Zen-Meditation, der Naturphilosophie und der deutschen Mystiker sind unverkennbar. Doch wer läuft hier eigentlich wen? Was läuft? In der kurzen Form werden grundlegende Fragen des Menschseins behandelt. Sie enden jeweils mit dem Ausruf: Und darum laufe!

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Seitenzahl: 92

Veröffentlichungsjahr: 2020

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Inhalt

Vorwort

1.

Laufpraxis und Geheimnis

Beginn

Eine Schule des Laufens

Das Schärfen

Hunger

Verstehen

Über Null

Unsichtbar

Von dem Gebrauch eines Ortes

Ethik des Laufens

Die linke Hand

Spinnweben

Das Spinnentier

Laufübung am Meer

Wahrnehmung und Berührung

Laufmeditation

Des Läufers Hochgefühl

Tänze und Läufe

Instrument

Malfuf

Schweben

Rausch

Tausend Beine

2.

Irren und Bedingtheit

Der Schlag

Die Pflege der Gedanken

Die freie Wahl

Die Wunde

Die Kraft des Anderen

Dürre

Sehnsucht

Freundlichkeit

Harmonie

Gold

Geräusch

Sich vergeuden

Silbriger Glanz

Die Kursive

Nebel

Unerklärbar

Der schwarze Vogel

Mit geschlossenen Augen

Dankbarkeit

Wasser schöpfen

Schwarzes Wasser

Der erste Lauf

Wahrnehmung

Landkarte

Sturz

Der Wandel

Fünf Wege

Der Raum

Ein Gruß

Krankheit

Zu springen

Überholen

Zu Lauschen

Geborgenheit

Ein Haar

Annahme

Gefängnis

Stille

Das Fenster

Dekompression

3.

Transparenz und Eingebundenheit

Vor dem Bewusstsein

Die Ahnen

Einfachheit

Selbstvergewisserung

Ich wundere mich

Als junger Mann

Das Wohltuende

Das Anhaften

Die Erzählung

Zugleich

Der heilige Ort

Der Wald

Vollmond

Regentropfen

Apollonia

Frühjahrssturm

Die Öffnung

Ein Glitzern

Wer bin ich?

Erstaunen

Der Blick

Visionen

Offener Baum

Selbstbeobachtung

Das Portal

Zu Bewundern

Unbegrenzt

Hitze

Nabelschnur

Ein Regenbogen

Zeitlosigkeit

Weißer Raum

Stille

Sterne

Endlich

Vorwort

Was nur, ist die Zeit? Ich frage mich leicht und gewährend und lasse meinen Geist mal hierhin, mal dorthin strömen, um einer Antwort ein wenig näher zu gelangen. Wie Blumen in der Wüste nach einem Regenguss erblühen in diesem Strömen Gedanken und sie sind hier und dort hineingewoben in die Abschnitte dieses Buches.

Ein jeder Artikel in diesem Buch folgt einer Bewegung im Raum und damit auch dem, was wir Zeit nennen. Diese Bewegungen liegen im Lauf der Jahre auf Tage und Tageszeiten verteilt. Die Bewegungen folgen einer Struktur, doch sie ist mir ein Geheimnis.

So wie ich den Raum durchmessen habe, mit dem Körper und in meinen Gedanken, hat der Planet den Raum durchmessen in seinem Sonnenumlauf. Ganz sicher in der Erwähnung dieser Analogie ist: Einem inneren Umlauf es entspricht, was an Worten hier zusammengetragen ist. Darin es sich bereits mit Sinn erfüllt, mir einmal Zeitmaß gewesen zu sein und Ziel.

Konrad Gruen

April 2020

1. Laufpraxis und Geheimnis

Beginn

Wie anders ist der Weg, ist er aus der entgegen gesetzten Richtung genommen. Zum ersten Mal blicke ich in ein Tal hinab, aus dem ich sonst nur Heraufblicke. Von beiden Seiten begangen, erkenne ich den Weg nun neu und das Wesentliche an ihm. Vom Ziel aus betrachte ich meine Wege. Zum Anfang hin denke ich von diesem Ort.

Zurück in die Frische des Aufbruchs. In den Mut, die Unbeschriebenheit. Zurück, hinein in die Unschuld des Kindes. In das momentverlorene Spiel. Versunken in das schlafende Wachstum, die eindeutige Wohligkeit. Weiter noch, bis zu dem entspringenden Beginn. Immer und immer wieder Beginn.

Und darum laufe!

Eine Schule des Laufens

Wann beginnt das Laufen? Wo endet das Gehen? Ich laufe an manchen Tagen so langsam, dass schnell Gehende mich überholen würden. Und doch ist ihr Gehen nicht Teil dieser SCHULE DES LAUFENS. Die Geschwindigkeit ist es nicht. Es ist nicht das Verhältnis der Zeit zu der in ihr zurückgelegten Distanz. Es ist darin nicht messbar und auch nicht vergleichbar. Es ist immateriell und innerlich. Es ist, in der Bewegung zur Ruhe zu gelangen.

Der Schlag des Herzens spielt sicher eine Rolle. Leicht erhöht soll der Puls sein, mehr jedoch nicht. Auch hier ist alles individuell. Leicht erhöht im Verhältnis zu dem Ruhepuls. Dem Ruhepuls eines Menschen.

Was ist das Wesentliche in mir? Anwesend, gegenwärtig zu völliger Ruhe zu gelangen, über die Zeit und den etwas erhöhten Puls – das ist diese SCHULE DES LAUFENS. Es gibt keine Eile. Eile ergibt keinen Sinn. Es gibt kein voraus, kein hinterher.

Ist es nun Laufen oder Gehen? Ganz egal! Es ist, in sich versunken zu sein. Nicht im eigenen Sumpf, der dunkel mich bindet. Versunken im Keim, im Samenkorn des Selbst, welches golden leuchtet. Im ICH-PUNKT. Im Jetzt, dort, wo alles zusammenläuft: Schicksal und Bestimmung, Wille und freie Wahl, Vergangenes und zu Erwartendes, Körperliches und Geistiges.

Es ist der Punkt, der ich und all zugleich ist, der keine Ausdehnung kennt. Unmessbar klein, ohne Länge noch Breite, ohne Geschmack, Farbe, Struktur und Form. Ein Punkt nur und das all zugleich, das Vollkommene. Dessen Ausdehnung ist unmessbar weit, ohne Länge noch Breite, ohne Geschmack, Farbe, Struktur und Form. Das ist diese schule des LAUFENS.

Und darum laufe!

Das Schärfen

Das Schärfen eines Messers mit einem Stein, in steten, ruhigen Bewegungen. Die Bewegung in Halbkreisen, in einer liegenden Acht, um abzutragen, was zu viel ist, um sich der Schärfe anzunähern. Eines Messers Schneide, von besonderer Schärfe. Es teilt ohne Widerstand. Und so ist es dem Laufen nah.

Auch dies ein Schärfen, um zu teilen. Ohne Widerstand. Ein Schärfen des Verstandes und der Intuition. Es teilt den Weg in Rechts und Links. Es teilt die Gedanken in die, welche ich fallen lassen und die, welche ich bewahre. Zudem nimmt es von den Gedanken alles fort, was überflüssig ist.

Das Hinfortnehmen, von all dem, was zu viel ist, um die Schneide zu erzeugen, die zu teilen vermag. Um dann hinfortzunehmen von dem Wesentlichen. Von der SACHE-ANSICH.

Das Denken ist Werkzeug und Werkstück zugleich. Präzision ist die Aufgabe. Was einmal in die Welt gelangt, ist zuvor erdacht. Das Denken, ein Akt der Schöpfung. So frei es ist, irgendwann steht dort die Erkenntnis, dass es manifestiert. Es ist nicht ohne Folgen. Es ist die übertragene Verantwortung. Leicht, frei und heiter soll es sein, doch zudem präzise. Schritt für Schritt. Deshalb das Schärfen.

Und darum laufe!

Hunger

Ich laufe mit leerem Magen. Und doch nehme ich den Hunger nicht wahr. Heute laufe ich, bis ich hungrig bin, bis mir der Hunger bewusst wird. Das ist die Erweiterung der Grenze. Es ist eine Bedingung, die ich mir stelle. Es soll der Hunger sich einstellen. Ihn kennenzulernen, bin ich losgelaufen. Ihn zu verstehen und ihm gegenüber gleichgültig zu werden, ist das Ziel. Die Kraft, nicht mehr aus dem Materiellen zu ziehen, aus Muskeln, Gewebe, aus Zellen. Die Kraft, stattdessen aus dem Gehalt der Luft zu ziehen, ist das Ziel. Darüber hinaus aus dem, was ich in mich einströmen lasse. Ein Gefäß zu werden, das ist das Ziel.

Es bedeutet, den Berg in mich einströmen zu lassen. Es bedeutet, der Berg zu sein. Der Berg, an dem ich mich im Anstieg erschöpfe. Ich selbst bin der Berg und laufe auf mir bergan. Es sind die Gedanken des Bergs, die ich denke. Es sind die Gesänge der Landschaft, die ich singe. Der Hunger ist der Zugang. Der Hunger ist das Portal. Es ist da, zu jeder Zeit.

Und darum laufe!

Verstehen

Ich laufe und die Schnüre der Sandale an meinem rechten Fuß drückt. Sie tut es schon eine Weile und da der Schmerz nicht zu ignorieren ist, halte ich an und justiere die Schnüre neu. Es hat sich bereits eine Blase unter der Hornhaut gebildet. Ich bin erstaunt, wie lang ich gebraucht habe, um mich überhaupt zu kümmern. Ich habe die Irritation ignoriert bis hierher und jetzt geht es nicht mehr. Es dauert nicht lang, die Schnüre neu zu binden. Der Schmerz ist immer noch vorhanden, doch die Belastung ist anders verteilt. Die Schnüre ist zudem nicht mehr so straff gebunden, wie zuvor. Ich laufe weiter und denke:

Wie einfach es gewesen wäre, schon viel früher zu justieren. Es hätte nur einen Moment benötigt. Ich hätte es tun können, sofort. Doch ich konnte genau das nicht verstehen.

Und darum laufe!

Über null

Wenn ich barfuß laufe auf gefrorenem Boden, nur mit einer durch Schnüre befestigten dünnen Ledersohle an den Füßen und die Temperatur der Luft dabei über null Grad liegt, dann ist alles möglich. Zehn Kilometer oder mehr sind möglich, ohne dass ich Erfrierungen befürchten muss. Denn es ist so, dass bei einem Lauf von einer Stunde die Füße vielleicht nur ein Drittel der Zeit den gefrorenen Boden berühren. Die Füße sind zudem durch die dünne Sohle geschützt. Den Rest der Zeit – bin ich ununterbrochen in Bewegung – befinden sich meine Füße in der wärmeren Luft. Ich glaube, alles über null Grad Lufttemperatur ist möglich. Zudem trainiere ich die Durchblutung der Gefäße mit jedem Lauf, der unter zehn Grad liegt.

Es liegt darin kein Schmerz für mich. Es liegt darin auch kein mangelnder Komfort. Ich bin frei im Denken. Frei von Sorge oder Befürchtung. Ich kann mich völlig erheben und einfach laufen. Da sind der Wald, das Rauschen des Baches und die freundliche Verwunderung der mir begegnenden Passanten. An die Kälte habe ich die Füße bereits gewöhnt. Ich vermute, obwohl nach einer Stunde des Laufens die Füße sich ganz taub anfühlen, dass auch Barfußläufe bei Minusgraden möglich sind. Ich richte das heiße Wasser unmittelbar nach der Heimkehr auf Spann, Ferse, Sohle und Zehen. So habe ich meine Füße seit Jahren nicht gespürt.

Und darum laufe!

Unsichtbar

Ich laufe und werde nicht gesehen. Still, leis und gewandt. Ich nehme Form und Gestalt an von dem, was mich umgibt. Ich werde zu einer Luftspiegelung, die Vorhandenes unsichtbar macht, anstatt nicht vorhandenes vor Augen zu führen. Ich werde zu einem Laut, der so innerlich ist, dass es nicht zu glauben ist, dort draußen wäre etwas, welches diesen Laut erzeugt. Ich täusche und lasse darin dem mir entgegenkommenden Menschen seinen inneren Raum unirritiert. Dies ist nicht der Tag für Irritationen. Ich laufe, als würde nicht einmal die Luft verwirbelt, die mich umgibt. Kein Erkennen, kein Wahrnehmen. Niemand sieht mich oder hört von mir. Eine Decke habe ich über meinen Kopf geschlagen und in mich hinein die Dunkelheit gesenkt. Keine Angst darin, vielmehr die tiefe Ergebenheit, sich in alles zu fügen, was unsichtbar, ungesehen ist. Ich laufe und bin dabei zusammengekauert, gekrümmt im Zelt meiner Decke. Es ist ein Sternenzelt.

Auf die Innenseite dieser Decke nun projiziere ich das Universum in den für mich in diesem Moment bedeutenden Erscheinungen. Und es ist ein weites Leuchten und Scheinen. Ich staune mit weit geöffneten Augen. Das ist mein Weg.

Und darum laufe!

Von dem Gebrauch eines Ortes

So fremd mir die Formulierung erscheint, es schließt sich ein Gedanke an:

Etwas kann durch den Gebrauch veredelt sein. Etwas kann durch den Aufenthalt eines Läufers, an Schönheit gewinnen. An Reinheit und Harmonie.

Von diesem Geist erfüllt, könnte dieser Wald, auch für andere spürbar, zu einem aus sich selbst heraus strahlenden Ort werden. Oder er könnte zurückfinden zu der aus sich