Und darum laufe! 3 - Konrad Gruen - E-Book

Und darum laufe! 3 E-Book

Konrad Gruen

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Beschreibung

Band 3 Das Buch handelt vom Laufen und den beim Laufen empfangenen Gedanken. Die Einflüsse fernöstlicher Zen-Meditation, der Naturphilosophie und der deutschen Mystiker sind unverkennbar. Doch wer läuft hier eigentlich wen? Was läuft? In der kurzen Form werden grundlegende Fragen des Menschseins behandelt. Sie enden jeweils mit dem Ausruf: Und darum laufe!

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Veröffentlichungsjahr: 2023

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Inhalt

Vorwort

Laufendes und Fliessendes

Schweben

Eine Geste

Ein Torus

Wasseramsel

Die Spiegelung

Der Strom

Trinken

Dunst

Feuchtigkeit

Hingabe

Eine Welle

Ein Meer

Herbst

Gedankenhaushalt

Tropfen

Natur

Das Werden

Umfließen

Gewährt

Niederlage

Neuanfang

Orientierung und Betrachtung

Spiel

Ziel

Linienläufer

Heimkehr

In Schleifen

Listig

Der Sprung

Das Andere

Wald

Illusionen

Umkehr

Umkehrpunkt

Geborgenheit

Erosion

Wildnis

Die Last

Sonnenstrahl

Standhaftigkeit

Die hohe Kunst

Feueratem

Selbstorganisation

Selbstverständlich

Genussläufer

Ein Vogel

Aktivität

So, wie es will

Ein Volkslauf

Spannung

Farben

Identität und Essenz

Die Essenz

Hineingewoben

Wohlausbalanciert

Zueinander

Auf dem Zeitstrahl

Empfangen

Ein Hase

Edelsteine

Gläsern

Hingabe

Ein Sturz

Wirksamkeit

Still

Gedankengebäude

Die Abkürzung

Schienen

Das Aufbegehrende

Menschen

Heimlich

Nicht

Geschenk

Lichtspuren

Blüte

Vertrauen

Blei

Ein Volkslauf

Die Sonne

Licht

Schönheit

Zweifel

Freie Menschen

Und so weiter

Mit offenen Augen

Sucht

Freiheit

Gezwungen

Langsame Läufe

Der wichtigste Lauf

Eine Kontur von einem Raum

Hingeben

Die Festung

Vorwort

Dieses Buch zeigt auf seinem Einband eine Abbildung von rauschendem Wasser. Ich habe Gefallen an dieser Abbildung gefunden, weil mich in dem Zeitraum, in dem ich an diesem Buch arbeitete, eine ungewöhnliche Trockenheit auf alles aufmerksam werden ließ, was mit dem Wasser zu verbinden war. Die lang andauernde Trockenheit empfand ich als leidvoll. Leidvoll für Pflanzen, Tiere und Menschen. In dem, was mich umgab, fand ich das Wasser, weil seine Rückkehr so sehr ersehnt war. Ich wollte mit diesem Buch das Wasser würdigen. Auch, denn ausgehend von dem Fließenden, entwickelten sich weiterführende Gedanken. Das Wasser, dessen Verfügbarkeit ich bis dahin für selbstverständlich nahm, war zu würdigen. Mir scheint, etwas ist aus der Harmonie gelangt. Vielleicht kann meine Würdigung in Form dieses Buches einen kleinen Beitrag dazu leisten, dass sich etwas einer Harmonie wieder zuneigt. Denn die Harmonie erachte ich als den natürlichen Zustand des Seins. Doch vielleicht ist auch das nur Ausdruck eines Sehnens.

Konrad Gruen

Januar 2023

1. Laufendes und Fliessendes

Schweben

Nah dem Wasser des Baches, eine Schar von Insekten sich hin und her bewegt. Ein Tanz, von den Sonnenstrahlen des Abends beschienen, von der Musik des plätschernden Baches untermalt. Ihr Schweben fesselt mich. Die Insekten wahren ihre Höhe. Sie wahren den Abstand zu- und voneinander. Auch die Form ihres Schwarmes ist gewahrt. In diesem Schweben zu verharren, ist der Hinweis, den ich erhalte. In diesem Schweben zu entspannen, ohne Angst, Plan oder Sorge. Ich erahne, dass dem Bach zudem das Schweben von Bedeutung ist. Dem Wasser auch, welches in den Strom fließt. Dem Strom, der sich in dem Ozean verliert, das Schweben von Bedeutung ist. Dem Ozean, das Schweben von Bedeutung ist. Ohne das, dem Ozean etwas fehlen würde. Eine Facette, die er benötigt, um vollkommen zu sein.

Und darum laufe!

Eine Geste

Eine Geste meiner Hand teilt das fließende Wasser des Baches, als wäre ein Schnitt vollzogen. Eilig, behänd hindurchgeführt. Und nun dieser Schnitt hinabströmt, dem Lauf des Baches folgend. Was war, ist schon nicht mehr. Aus meiner Vorstellung gleitet dieser Schnitt heraus und darin kein Innehalten: weiter, immer weiter! Was bleibt, ist das Gefühl von dieser Geste in meiner Hand, die nun gerade sich löst aus der Haltung, die dieses Trennende vollzog. Was bleibt, ist das Gefühl der Kühle, das Nass an den Fingern, das unbedacht Schüttelnde, um in Tropfen abzuwerfen. Was bleibt, ist der taumelnde Blick in das rauschende Licht, vom Wasser gebrochen.

Und darum laufe!

Ein Torus

Eiweiße, vielleicht Verunreinigungen im Wasser, die aufschäumen, dort, wo das Wasser rauscht, wo es über Barrieren stürzt, spritzt und brodelt. Aus diesem Schaum, der von einem querliegenden Ast geschlagen ist, bildet sich in einem beruhigten Seitenbecken des Baches ein Ring aus Schaum. Ein Torus, einem Rettungsring in Form und Größe gleich in steter ruhiger Kreisbewegung. Er schäumt von seinem äußeren Rand auf, um nach innen hin ebenso ebenmäßig abzuschäumen. Ein Ring aus Schaum. Eine Form, die mich völlig unerwartet trifft. Das Runde bildet sich über die Bewegung und die Kollision mit der geraden Kante, die der Ast hier bietet. Aus dem graden entspringt das runde. Ein wundersamer Torus so eigenartig fremd in dieser Umgebung und es erscheint mir ganz klar: Kein Gegensatz, keine Opposition, keine Dualität, die nicht zugleich eine Einheit wäre.

Und darum laufe!

Wasseramsel

Ein seltener Vogel auf einem Stein im Bach. Nur weil ich auf halber Strecke ausruhe, fällt mir dieser Vogel auf. Ich war zu müde für die lange Strecke, habe zu lange schon nicht mehr den Weg hierher gefunden, war müde überhaupt. Der weiße Fleck auf der Brust des Vogels leuchtet weit zu mir herüber, so wie die den Stein umfließende Gischt des frischen Wassers. Sein dunkles Federkleid, grau und braun, fast schwarz. Ich verstehe, dass es genau angepasst ist an die Farbe der ihn umgebenden Steine. Angepasst an die Schatten, die die Steine in das Wasser werfen, an die Tiefen, die sich im Dunkel verlieren. Dies ist sein Lebensraum, ganz nah und in dem Wasser. Nie zuvor sah ich diesen Vogel. Auf Abbildungen vielleicht. Doch so nah, wie die Abbildungen ihn zeigen, kann ich ihm nicht kommen. Zu aufmerksam, zu scheu ist er, sodass er auffliegt und knapp über dem Wasser, schnell dem Bachlauf folgend, flüchtet. Ich weiß, dass er unter Wasser nach seiner Nahrung sucht. Auch dass er singt, dass sein Federkleid so dicht ist, dass es ihm ein Tauchen ermöglicht. Was ich erfahre in dem Moment des Ausruhens ist, dass dieser Ort, den ich gut kenne, ganz eigenartig neu belebt ist für mich durch diese Begegnung mit diesem Tier. Als würde der Ort einen Seelenanteil offenbaren, der mir zuvor verborgen war. Die Fähigkeiten und Eigenschaften dieses Vogels sind mir nun mit diesem klar strömenden Abschnitt des Baches verbunden. Und ich sehe vor meinem inneren Auge diesen Vogel unter der Wasseroberfläche mit seinen kräftigen Krallen auf dem Gestein umherwandern und nach Nahrung suchen. EIN DEM-WASSER-ZUGENEIGTER, EIN WANDERER, EIN SÄNGER, EIN SICH-VERBERGENDER, EIN SCHNELL-DAVONEILENDER.

Und darum laufe!

Die Spiegelung

Als würde ich einem Tiere gleich aus einer Pfütze trinken wollen, neige ich mich hinab und blicke in die Spiegelung der Sonne, die sich an der Oberfläche des Wassers dort bildet, wo Blätter, Samenkapseln und Stängel die Wasseroberfläche durchbrechen. Die Sonne spiegelt sich in dutzenden, funkelnden Lichtpunkten hier und dort verteilt auf diesem Abschnitt dieser Pfütze. Und ich tauche ein in dieses Sternenmeer aus Licht und Reflektion. Ich nähere mich weiter an und entspanne meine Augen, sodass ich parallel blicke und lasse alles, was vor mir liegt ineinander verschwimmen. Meine Augen, oder vieleicht auch nur eines, beschenkt mich nun inmitten der weichen, samtenen Unschärfe mit einem Bild des einen, von diesem Auge fixierten Lichtpunktes. Dieser Lichtpunkt ist wie entfärbt und dabei vollkommen scharf. Und ich erstaune. Ich benötige eine Weile, um zu verstehen, was ich hier sehe. Der von mir fixierte Punkt ist so nah, dass ich ihn eigentlich nicht scharf sehen kann. Ich sehe durch ihn hindurch in die Weite des Raumes, aus dem sein Licht zu mir dringt. Ich sehe vor mir einen Kreis, in dem sich runde Formationen vereinen, sich wieder aufteilen, umherschwimmen. Dann um den Kreis herum ein Kranz von herausreichenden Strahlen. Ein flammender Kranz. Es muss die Sonne sein, deren Bild ich hier sehe, denke ich. Die Sonnenflecken in ihrer Aktivität, die Sonnenwinde die in den Weltraum hinausschießen, ihre Corona, alles ganz deutlich und scharf. In steter Bewegung, so weit weg und doch so deutlich. Ich habe technische Bilder hiervon gesehen und erkenne alles wieder. Der direkte Blick in das Licht der Sonne hinein hätte meine Augen geschädigt. Es ist die Brechung des Lichtes in der Oberfläche der Pfütze, die mein Auge schützt. Hier in diesem indirekten Blick kann ich genießen, ohne Mühe sehen. Dass ich die Sonne sehe, ihr so nah bin wie nie zuvor, ergreift mich. Ich empfinde Ehrfurcht. Es ist, als sei dieser Blick verboten. Als würde ich etwas sehen, dass doch verborgen sein muss. Lang bin ich umhergelaufen, bevor ich diese Entdeckung machen konnte. Immer schon lag dieses Geheimnis vor mir. Ich habe nur nicht hingesehen! Und ich erkenne, dass Menschen zu allen Zeiten genau dieses Bild der Sonne sehen konnten. Ich erkenne, dass ich keine Ahnung habe von dem Wissen der Menschen, die vor mir waren. Dem Wasser nah zu kommen, offenbart mir diese Erkenntnis.

Und darum laufe!