Undank ist der Väter Lohn - Elizabeth George - E-Book
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Undank ist der Väter Lohn E-Book

Elizabeth George

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Beschreibung

Am umjubelten Premierenabend seines neuen Musicals »Hamlet« nimmt sich der erfolgreiche Komponist und Produzent David King-Ryder scheinbar grundlos das Leben. Und in einem Moor in Derbyshire macht eine Spaziergängerin einen grausigen Fund: Ein Mann liegt, entstellt von Brand- und Stichwunden, an einer verwüsteten Campingstelle. Nicht weit davon entfernt finden die örtliche Polizei und Thomas Lynley von Scotland Yard die Leiche von Nicola Maiden. Zwischen diesen drei Menschen lässt sich keine nachweisbare Verbindung herstellen. Eine harte Nuss für Inspector Lynley und und Sergeant Havers – zumal die Zusammenarbeit der beiden an einem seidenen Faden hängt. Havers, die wegen einer Befehlsmissachtung vorübergehend suspendiert und später degradiert wurde, zweifelt an der Loyalität Lynleys und stürzt in eine schwere berufliche und menschliche Krise. Lynley hingegen bedrückt die Tatsache, dass es sich bei der Ermordeten im Moor um die Tochter eines ehemaligen Polizeikollegen handelt.

Lynley und Havers gehen verschiedenen Spuren nach, können aber nicht umhin festzustellen, dass all ihre Theorien gravierende Lücken aufweisen. Letztendlich sind es die unkonventionellen Methoden von Barbara Havers, die einen Mörder ans Tageslicht befördern – und mehr als einen Schuldigen …

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Buch

Am umjubelten Premierenabend seines neuen Musicals »Hamlet« nimmt sich der erfolgreiche Komponist und Produzent David King-Ryder scheinbar grundlos das Leben. Und in einem Moor in Derbyshire macht eine Spaziergängerin einen grausigen Fund: Ein Mann liegt, von Brandwunden entstellt und mit etlichen Stichwunden, an einer verwüsteten Campingstelle: Nicht weit davon entfernt finden die örtliche Polizei und Thomas Lynley von Scotland Yard die Leiche von Nicola Maiden. Wie es scheint, kannten sich diese drei Menschen nicht, eine Verbindung zwischen ihnen lässt sich auch zunächst nicht nachweisen. Eine harte Nuss für Inspector Lynley und Sergeant Havers – zumal die Zusammenarbeit der beiden an einem seidenen Faden hängt. Havers, die wegen einer Befehlsmissachtung vorübergehend suspendiert und später degradiert wurde, zweifelt an der Loyalität Lynleys und stürzt in eine schwere berufliche und menschliche Krise. Lynley dagegen bedrückt die Tatsache, dass es sich bei einer der Ermordeten aus dem Moor um die Tochter eines ehemaligen Polizeikollegen handelt. War die Tat vielleicht als später Racheakt an dem Vater der jungen Frau geplant? Bald schon weisen diese und alle anderen Theorien gravierende Lücken auf. Doch dann befördern die unkonventionellen Ermittlungen von Barbara Havers einen Mörder ans Tageslicht – und mehr als einen Schuldigen. Und am Ende steht für alle die bittere Erkenntnis, dass Worte mindestens ein Leben hätten retten können …

Autorin

Akribische Recherche, präziser Spannungsaufbau und höchste psychologische Raffinesse kennzeichnen die Kriminalromane der Amerikanerin Elizabeth George. Ihre Fälle sind stets detailgenaue Porträts unserer Zeit und der Gesellschaft. Die Autorin lebt in Huntington Beach, Kalifornien, und arbeitet an weiteren Romanen mit Inspector Lynley und Barbara Havers.

Inhaltsverzeichnis

BuchAutorinJUNI - IM WEST END
Prolog
SEPTEMBER - DERBYSHIRE
Kapitel 1Kapitel 2 Kapitel 3 Kapitel 4 Kapitel 5 Kapitel 6 Kapitel 7 Kapitel 8 Kapitel 9 Kapitel 10 Kapitel 11 Kapitel 12 Kapitel 13 Kapitel 14 Kapitel 15 Kapitel 16 Kapitel 17 Kapitel 18 Kapitel 19 Kapitel 20 Kapitel 21 Kapitel 22 Kapitel 23 Kapitel 24 Kapitel 25 Kapitel 26 Kapitel 27 Kapitel 28 Kapitel 29 Kapitel 30 Kapitel 31
DanksagungCopyright

In liebevoller Erinnerung an meinen VaterRobert Edwin George

Und in Dankbarkeit fürdas Rollschuhlaufen auf der Todd StreetAusflüge nach DisneylandBig BasinYosemiteBig SurLuftmatratzenritte auf dem Big Chico Creekdas Shakespeare-Ratespielden Raben und den Fuchsund vor allem dafürdaß er in mir die Leidenschaftfür unsere Sprache geweckt hat

Daß sie empfinde, wie es schärfer nage Als Schlangenzahn, ein undankbares Kind zu haben.

König Lear

JUNI

IM WEST END

Prolog

Das einzige, was er spürte, war eine unbeschreibliche innere Leere. Schwermut und Verzweiflung überwältigten ihn, obwohl – dessen war sich David King-Ryder bewußt – seine Gefühle in völligem Widerspruch zum Augenblick standen.

Unten, auf der Bühne des Agincourt Theatre, hob Horatio ein letztes Mal die Stimme, während Fortinbras seinen Gesang dagegenhielt. Drei der vier Toten wurden von der Bühne getragen, während Hamlet, in Horatios Armen liegend, zurückblieb. Die Mitglieder des Ensembles – dreißig an der Zahl – bewegten sich zur Bühnenmitte, norwegische Soldaten von links, dänische Höflinge von rechts, um hinter Horatio Aufstellung zu nehmen. Als sie den Refrain anstimmten, schwoll die Musik an, und das Donnern der Geschütze – gegen das David sich zunächst gewehrt hatte, weil er fürchtete, es würde Vergleiche mit 1812 herausfordern  – wütete aus den Kulissen. In diesem Moment erhoben sich im Parkett die ersten Zuschauer. Das Publikum auf den Rängen folgte ihnen. Musik, Gesang und Geschützdonner gingen unter in tosendem Applaus.

Mehr als zehn Jahre hatte er auf diesen Augenblick gewartet – auf die rückhaltlose Bestätigung seiner künstlerischen Brillanz. Und nun endlich hatte er sein Ziel erreicht. Drei Jahre geistig und körperlich erschöpfender Arbeit fanden in diesem Moment ihre Krönung in den Ovationen, die ihm für seine beiden vorangegangenen Produktionen an diesem Theater verwehrt geblieben waren. Die Art des Applauses und die Reaktion des Publikums hatten damals alles gesagt. Höflicher, pflichtschuldiger Anerkennung für die Schauspieler und Sänger war ein hastiger Auszug aus Parkett und Rängen gefolgt, und die anschließende Premierenfeier hatte mehr einem Leichenbegängnis geglichen. Und die Kritiken in den Londoner Zeitungen bestätigten nur noch einmal, was nach der Premiere die Spatzen von den Dächern pfiffen. Zwei ungeheuer aufwendige Produktionen waren untergegangen wie mit Kanonen überladene Schlachtschiffe. Und David King-Ryder hatte das zweifelhafte Vergnügen gehabt, sich anhand zahlloser Analysen über das Nachlassen seiner schöpferischen Kraft belehren lassen zu müssen. Worte wie »Ein Leben ohne Chandler« waren noch das Freundlichste, was ihm ein wohlwollender Kritiker zuteil werden ließ. Die übrigen Schmierfinken spitzten morgens am Frühstückstisch ihre Giftpfeile und warteten dann wochenlang auf eine Gelegenheit, sie abschießen zu können. Da blieb alle Sachlichkeit auf der Strecke, die Schlagzeilen reichten von »Scharlatan des Kunstbetriebs« bis zu »Ein Schatten, der sich in vergangenem Glanz sonnt«. Und jener Glanz entsprang natürlich nur einer Quelle: dem Genie Michael Chandlers.

David King-Ryder fragte sich, ob andere Musikerpartnerschaften ebenso scharf unter die Lupe genommen wurden wie seine Zusammenarbeit mit Michael Chandler. Er bezweifelte es. Seinem Eindruck zufolge war es Musiker- und Librettistenduos wie Gilbert und Sullivan oder Rice und Lloyd-Webber gestattet, ohne das Begleitgeheul der Schakale, die ständig nach ihm schnappten, aufzuleuchten und zu verblassen, zu Glanz und Ruhm emporzusteigen, Fehlschläge zu landen, die Kritiker zu überwältigen, zu straucheln und zu triumphieren.

Natürlich hatte der romantische Aspekt einer Verbindung mit Michael Chandler zu diesen Analysen Anlaß gegeben. Wenn der eine Partner eines Gespanns, das zwölf der erfolgreichsten Produktionen des West End auf die Bühne gebracht hat, auf so grauenvolle Weise ums Leben kommt, muß aus diesem Tod eine Legende wachsen. Ja, Michaels Tod hatte sich dafür prächtig geeignet: Er hatte sich in einer Unterwasserhöhle vor der Küste Floridas verirrt, die schon zahllose Taucher das Leben gekostet hatte, nachdem er sämtliche Tauchregeln mißachtet hatte. Er hatte den Ausflug allein unternommen, bei Nacht, in betrunkenem Zustand. Zurückgeblieben war nur sein Boot, das draußen vor Anker gelegen und die Stelle markiert hatte, wo er ins Wasser gesprungen war. Er hinterließ eine Ehefrau, eine Geliebte, vier Kinder und sechs Hunde. Und einen Partner, mit dem er seit der gemeinsamen Kindheit in Oxford, wo sie beide als Söhne von Fließbandarbeitern aufgewachsen waren, von Ruhm, Reichtum und Erfolg am Theater geträumt hatten.

Das Interesse der Medien an David King-Ryders seelischer und künstlerischer Wiederherstellung nach Michael Chandlers allzu frühem Tod war daher nur verständlich gewesen. Nach seinem ersten Alleingang auf der Musicalbühne fünf Jahre später hatten die Kritiker ihn unter Beschuß genommen, aber sie hatten nur das leichte Geschütz aufgefahren, als meinten sie, ein Mann, der mit einem Schlag den langjährigen Partner und lebenslangen Freund verloren hatte, dürfe einmal scheitern, ohne für sein Bemühen, einen eigenen künstlerischen Weg zu finden, öffentlich gedemütigt zu werden. Bei seinem zweiten Mißerfolg allerdings waren sie nicht mehr so gnädig gewesen.

Aber das war jetzt vorbei. Das gehörte der Vergangenheit an.

»Wir haben es geschafft, David! Wir haben es geschafft, verdammt noch mal!« rief Ginny, die neben ihm saß, überschwenglich. Sie freute sich, daß sie – allen absurden Vorwürfen von Vetternwirtschaft zum Trotz, die man gegen sie und ihren Mann erhoben hatte, als er ihr die Regie des Stücks anvertraut hatte – soeben einen Status erreicht hatte, den Künstler wie Hands, Nunn und Hall in Anspruch nahmen.

Und Matthew, der als Manager seines Vaters nur zu gut wußte, wieviel für sie alle mit dieser Produktion auf dem Spiel stand, packte seinen Vater bei der Hand und sagte rauh: »Bravo, Dad. Das hast du grandios gemacht.«

Gern hätte David sich an diesen Worten gewärmt, bedeuteten sie doch, so wie er es verstand, daß Matthew sich von seinen anfänglichen Zweifeln an dem Vorhaben, Shakespeares größte Tragödie zu einem Musicaltriumph zu machen, entschieden abwandte. »Willst du das wirklich wagen?« hatte er gefragt und die zweite Frage unausgesprochen gelassen: Forderst du damit nicht den endgültigen Absturz heraus?

David war klargewesen, daß er genau das zu tun im Begriff war, aber er hatte es nur sich selbst eingestanden. Hatte er denn eine andere Möglichkeit gehabt, als alles auf eine Karte zu setzen, um seinen Ruf als Künstler wiederherzustellen?

Und das Wagnis war gelungen. Nicht nur das Publikum lag ihm zu Füßen, nicht nur das Ensemble applaudierte ihm begeistert von der Bühne zu, auch die Kritiker, deren Sitzplätze er sich genau gemerkt hatte – um sie »treffsicher in die Luft sprengen zu können«, wie Matthew mit grimmigem Spott vermerkt hatte –, waren aufgestanden und stimmten in den Beifall ein, von dem David bereits befürchtet hatte, er sei ihm so unwiederbringlich verloren wie sein Freund und Partner Michael.

In den folgenden Stunden nahm der Beifall noch zu. Bei der Premierenfeier im Dorchester, in einem Saal, der mit viel Phantasie in ein Schloß Helsingör verwandelt worden war, nahm David an der Seite seiner Frau und der Hauptdarsteller des Stücks die Glückwünsche der Londoner High Society entgegen. Stars aus Film und Theater überschütteten die Kollegen mit Komplimenten und knirschten im stillen vor Neid mit den Zähnen. Prominenz aus allen Bereichen des gesellschaftlichen und öffentlichen Lebens zollte King-Ryders Hamlet Lob, das von »allererste Klasse« über »einfach fabelhaft, Darling« bis zu »packend von Anfang bis Ende« reichte. Schicke junge Dinger – in ausgefallenen Fummeln mit gewagten Dekolletés, bekannt entweder weil sie überall anzutreffen waren oder berühmte Eltern hatten – erklärten, endlich habe jemand Shakespeare »genießbar« gemacht; Vertreter jenes ehrenwerten Clans, der Phantasie und Wirtschaft der Nation bis zum äußersten zu strapazieren pflegte – der königlichen Familie nämlich –, wünschten viel Erfolg. Und während alle sich natürlich freuten, Hamlet und seinen Mitspielern die Hände zu drücken, während es allen eine Ehre war, Virginia Elliott zur meisterhaften Inszenierung der Popoper ihres Mannes zu gratulieren, war der umschwärmte Star des Abends der Mann, den man mehr als ein Jahrzehnt lang geschmäht und beschimpft hatte.

Der Triumph war in der Tat vollkommen, und David King-Ryder wünschte, er hätte ihn genießen können. Er lechzte nach einem Gefühl froher Zuversicht, daß sich nun das Leben vor ihm auftun würde, aber er konnte einfach das Gefühl nicht loswerden, daß der Vorhang nun sprichwörtlich gefallen war. Es ist vorbei, dröhnte es wie Theaterdonner in seinen Ohren.

Er wußte, was Ginny gesagt hätte, wenn er ihr anvertraut hätte, was seit dem Schluß der Vorstellung in ihm vorging. Sie hätte ihm erklärt, seine Niedergeschlagenheit, Beklemmung und Hoffnungslosigkeit seien ganz normal. »Das ist eine typische Reaktion«, hätte sie gesagt. Und während sie in ihrem gemeinsamen Schlafzimmer herumgegangen wäre, ihre Ohrringe auf den Toilettentisch gelegt und ihre Schuhe achtlos in den Schrank geworfen hätte, hätte sie ihm gähnend erklärt, daß sie weit mehr Grund zur Niedergeschlagenheit habe. Ihre Arbeit als Regisseurin war getan. Gewiß, es gab noch ein paar Feinarbeiten – »es wäre wirklich schön, wenn der Mann in der Beleuchtung mitmachen und die letzte Szene auch noch richtig hinkriegen würde« –, aber im Grunde war es so, daß sie diese Arbeit jetzt hinter sich lassen mußte, um den Prozeß bei der Produktion eines anderen Stücks ganz neu aufzunehmen. Ihm hingegen würde der Morgen eine Flut telefonischer Glückwünsche bringen, Bitten um Interviews und Angebote aus aller Welt. Er würde sich entweder in eine weitere Inszenierung von Hamlet stürzen oder etwas ganz Neues in Angriff nehmen können. Diese Möglichkeit der Wahl hatte sie nicht.

Wenn er gestanden hätte, daß er einfach nicht die Kraft hatte, etwas Neues anzupacken, hätte sie gesagt: »Nein, im Moment natürlich nicht, David. Das ist doch ganz normal. Woher solltest du die Kraft so schnell nehmen? Laß dir Zeit zur Erholung. Du mußt erst wieder zur Ruhe kommen.«

Innere Ruhe war die Quelle der Kreativität, und wenn er seine Frau darauf aufmerksam gemacht hätte, daß sie es anscheinend nie nötig hatte, sich diese Ruhe zu gönnen, hätte sie dagegen gehalten, daß Regie etwas ganz anderes sei als die Komposition eines Werks. Sie habe immerhin das Rohmaterial, mit dem sie arbeiten könne – ganz zu schweigen von einem Heer künstlerischer Mitarbeiter, mit denen sie sich auseinandersetzen könne, während die Inszenierung Gestalt annahm. Er habe nur sein Musikzimmer, das Klavier, die Einsamkeit und seine Phantasie.

Und die Erwartungen des Publikums, dachte er trübsinnig. Sie waren der Preis des Erfolgs.

Zusammen mit Ginny hatte er sich von der Feier im Dorchester weggeschlichen, sobald es möglich war. Sie hatte zunächst protestiert, als er ihr sagte, daß er gehen wolle – ebenso Matthew, der, ganz der Manager, argumentiert hatte, es würde keinen guten Eindruck machen, wenn der Held des Abends vorzeitig die Party verließe. David jedoch hatte sich auf Erschöpfung und überreizte Nerven berufen, und Matthew und Virginia hatten das akzeptiert. Er hatte ja wirklich seit Wochen nicht mehr richtig geschlafen, sein Gesicht war fahl, und sein Verhalten während der Vorstellung – die Unfähigkeit stillzusitzen, der ständige Drang, aufzustehen und in der Loge umherzugehen – hatte bereits gezeigt, daß er am Ende seiner Kräfte war.

In der einen Hand ein Glas Wodka, Daumen und Zeigefinger der anderen gegen seine Augenbrauen gedrückt, hüllte er sich in Schweigen, während Ginny mehrmals versuchte, ihn in ein Gespräch zu ziehen. Sie meinte, sie sollten sich nach den langen Jahren harter Arbeit einen Urlaub gönnen. Sie sprach von Rhodos, Capri und Kreta. Oder gewiß wäre auch Venedig schön, wenn sie abwarteten, bis sich im Herbst die Horden von Touristen, die die Stadt im Sommer unerträglich machten, verzogen hätten.

An ihrem künstlich munteren Tonfall merkte David, daß seine Verschlossenheit sie zunehmend beunruhigte. Und in Anbetracht ihrer gemeinsamen Geschichte – sie war seine zwölfte Geliebte gewesen, bevor er sie zu seiner fünften Frau gemacht hatte – hatte sie guten Grund zu vermuten, daß sein Zustand mit Premierennervosität, Erschöpfung nach dem Triumph oder Furcht vor kritischen Reaktionen auf sein Werk nichts zu tun hatte. Die vergangenen Monate waren für ihre Beziehung sehr belastend gewesen, und sie wußte sehr wohl, was er in seiner letzten Ehe unternommen hatte, um seine Lustlosigkeit zu kurieren, sie selbst war ja die Kur gewesen. Deshalb hätte er sie gern irgendwie beruhigt, als sie schließlich sagte: »Darling, so was kommt vor. Das sind die Nerven, weiter nichts. Das gibt sich wieder.« Aber er fand die Worte nicht.

Und so schwieg er noch immer, als der Wagen in die Schatten des Ahornwäldchens eintauchte, das das Stück Land, auf dem ihr Haus stand, begrenzte. Hier, keine Stunde von London entfernt, gab es lichte Wälder, und Trampelpfade, von Generationen von Forstleuten und Bauern ausgetreten, verschwanden in einem Dickicht von Farnen.

Der Wagen bog in die von zwei Eichen flankierte Zufahrt zum Haus ein. Zwanzig Meter weiter öffnete sich ein schmiedeeisernes Tor. Die Straße dahinter schlängelte sich unter Erlen, Pappeln und Buchen dahin und umrundete einen Teich, in dem sich der Sternenhimmel spiegelte, ehe sie eine kleine Anhöhe erklomm, an einer Reihe gleichförmiger Bungalows vorüberführte, um unversehens in das fächerförmig ausufernde Delta der Auffahrt vor dem Herrenhaus David King-Ryders zu münden.

Die Haushälterin hatte ihnen ein spätes Abendessen gerichtet, das aus einer Auswahl von Davids bevorzugten Speisen zusammengestellt war. »Mr. Matthew hat angerufen«, erklärte sie in ihrem gewohnt ruhigen, würdevollen Ton. Portia, die mit fünfzehn Jahren aus dem Sudan geflohen und seit zehn Jahren bei Virginia angestellt war, hatte das melancholische Gesicht einer schönen schwarzen Madonna in Trauer. »Meine herzlichsten Glückwünsche Ihnen beiden«, fügte sie hinzu.

David dankte ihr. Er blieb im Speisezimmer stehen. In den hohen Fenstern, die vom Boden bis zur Decke reichten, spiegelten sich ihre drei Gestalten. Er bewunderte das Blumenarrangement auf dem Tisch, weiße Rosen mit kunstvoll eingeflochtenem Efeu. Er nahm eine der silbernen Gabeln zur Hand. Er kratzte mit dem Daumennagel an einem Klümpchen herabgetropften Kerzenwachses. Und er wußte, daß er nicht einen Bissen hinunterbringen würde.

Er erklärte seiner Frau, er benötige ein wenig Zeit, um abzuschalten. Er würde ihr später Gesellschaft leisten, denn er brauche einen Moment für sich, um den ganzen Druck loszuwerden.

Von einem Künstler erwartete man stets, daß er sich in das Herzstück seines Schaffens zurückzog. David ging also in sein Musikzimmer. Er genehmigte sich einen weiteren Wodka und stellte das Glas auf den ungeschützten Flügel.

Michael, dachte er, hätte so etwas niemals getan. Michael war in dieser Beziehung immer achtsam. Er war sich des Werts eines Musikinstruments stets bewußt, respektierte seine Grenzen und Möglichkeiten. Er war überhaupt ein achtsamer Mensch. Nur in jener einen unglückseligen Nacht in Florida hatte er sich zu Unachtsamkeit hinreißen lassen.

David setzte sich an den Flügel. Ohne zu überlegen, beinahe automatisch, begann er eine Arie zu spielen, die er liebte, eine Melodie aus seinem größten musikalischen Mißerfolg – Mercy. Er summte vor sich hin, während er die Tasten anschlug, und versuchte vergeblich, sich an den Text zu erinnern. Das Lied war einmal der Schlüssel zu seiner Zukunft gewesen.

Beim Spielen ließ er seinen Blick über die Wände schweifen, die ihn wie Monumente seines Erfolgs umgaben. Preise und Auszeichnungen auf Borden, gerahmte Urkunden, Plakate und Programmhefte zu Produktionen, die selbst heute noch in allen Teilen der Welt aufgeführt wurden. Und Dutzende von Fotografien in silbernen Rahmen, Dokumente seines künstlerischen Lebens.

Auch Michael war auf vielen dieser Fotos. Und als Davids Blick auf das Gesicht seines alten Freundes fiel, wechselte sein Spiel wie von selbst von der halbvergessenen Arie zu dem Lied aus Hamlet, von dem er wußte, daß es der neue Musicalhit werden würde. »Welche Träume auch kommen mögen« war sein Titel, dem berühmten Monolog Hamlets entnommen.

Vor Müdigkeit hörte er auf zu spielen, bevor er zum Ende kam, die Hände glitten ihm von den Tasten. Als ihm die Augen zufielen, sah er immer noch Michaels Gesicht vor sich.

»Du hättest nicht sterben dürfen«, flüsterte er. »Ich habe geglaubt, ein Erfolg würde alles ändern, aber er macht die Angst vor dem Mißerfolg nur noch größer.«

Er nahm sein Glas und ging aus dem Zimmer. Mit einem Schluck spülte er den Wodka hinunter und stellte das Glas neben eine Blumenvase in einem kleinen Alkoven. Er merkte gar nicht, als das Glas, das er nicht weit genug nach hinten geschoben hatte, auf den teppichbespannten Boden fiel.

Irgendwo über sich in dem riesigen Haus konnte er das Rauschen fließenden Wassers hören. Wahrscheinlich saß oben Ginny in der Wanne, um den Streß des Abends und die Spannung der letzten Monate wegzuspülen. Er wünschte, er könnte es ihr gleichtun. Ihm schien, er habe soviel mehr Grund dazu.

Noch einmal rief er sich den herrlichen Moment des Triumphs ins Gedächtnis: den begeisterten Applaus des Publikums, das sich von seinen Plätzen erhoben hatte, noch ehe der Vorhang gefallen war, die Ovationen, die lauten Bravorufe.

All das hätte ihm eigentlich genügen müssen. Aber so war es nicht. Es konnte nicht genügen. Es stieß auf taube Ohren oder, genauer gesagt, auf Ohren, die einer ganz anderen Stimme lauschten.

»Petersham Mews und Elvaston Place. Punkt zehn.«

»Aber wo – wo sind sie?«

»Oh, das kriegen Sie schon raus.«

Und während David jetzt versuchte, das Lob und die Komplimente, das aufgeregte Geplapper, die Elogen, die ihm Luft, Licht, Speise und Trank hätten sein sollen, zu hören, vernahm er einzig diese letzten fünf Worte: Das kriegen Sie schon raus.

Und es war Zeit.

Er ging nach oben ins Schlafzimmer. Hinter der Verbindungstür genoß seine Frau ihr Bad. Sie trällerte mit einer verbissenen Heiterkeit vor sich hin, die ihm verriet, wie tief besorgt sie in Wirklichkeit um ihn war.

Sie ist ein feiner Mensch, dachte David. Sie war die beste seiner Ehefrauen. Er wollte bis zum Ende seiner Tage mit ihr verheiratet bleiben. Er hatte nicht geglaubt, daß dieses Ende so frühzeitig kommen würde.

Mit drei schnellen Bewegungen war es getan.

Er nahm die Pistole aus der Nachttischschublade. Er hob sie. Er drückte ab.

SEPTEMBER

DERBYSHIRE

1

Julian Britton war sich im klaren darüber, daß er bisher nichts aus seinem Leben gemacht hatte. Er züchtete Hunde, er verwaltete den Familiensitz, der kaum noch mehr war als eine bröckelnde Ruine, und er versuchte mit täglichen Vorträgen, seinen Vater vom Alkohol fernzuhalten. Das war auch schon alles. Zur Meisterschaft hatte er es einzig darin gebracht, Gin in den Ausguß zu kippen, und so fühlte er sich jetzt mit seinen siebenundzwanzig Jahren als völliger Versager. Aber heute abend durfte er nicht klein beigeben. Er mußte sich durchsetzen.

Er begann mit den Vorbereitungen bei seiner äußeren Erscheinung. Vor dem Ankleidespiegel in seinem Zimmer unterzog er sich einer gnadenlosen Musterung, zupfte seinen Hemdkragen gerade, schnippte einen Fussel von seiner Schulter. Stirnrunzelnd betrachtete er sein Gesicht und bemühte sich, den Ausdruck in seine Züge zu legen, den er am Abend zeigen wollte. Ernsthaftigkeit wäre angemessen, meinte er. Und auch eine gewisse Besorgnis, denn die war vertretbar. Aber keinesfalls durfte er den Anschein erwecken, mit einem inneren Konflikt zu kämpfen, und schon gar nicht durfte er aussehen, als sei er völlig aus dem Lot. Und er durfte sich auf keinen Fall fragen, wie er gerade in diesem Augenblick, da sein Leben ein einziges Trümmerfeld war, dazu kam, dieses Wagnis einzugehen.

Zwei schlaflose Nächte und zwei endlose Tage hatten ihm reichlich Zeit gegeben, sich zu überlegen, was er sagen wollte. Und in der Tat hatte Julian den größten Teil der beiden Nächte und Tage nach Nicola Maidens unglaublicher Enthüllung mit wohldurchdachten Phantasiegesprächen gefüllt, gerade mit so viel Besorgnis unterlegt, daß keiner auf den Gedanken kommen konnte, er fühle sich in irgendeiner Weise persönlich betroffen. Und nun, nach achtundvierzig Stunden ununterbrochener Selbstgespräche, trieb es Julian, die Sache endlich auf den Weg zu bringen, auch wenn er keine Garantie dafür hatte, daß seinen Worten das gewünschte Gewicht beigemessen würde.

Er wandte sich vom Spiegel ab und nahm seine Autoschlüssel von der Kommode. Die feine Staubschicht, die sonst meist das mattglänzende Holz bedeckte, war entfernt worden. Samantha, seine Cousine, hatte sich also wieder einmal in eine Putzorgie gestürzt, ein sicheres Zeichen dafür, daß sie bei ihrem wildentschlossenen Bemühen, seinem Vater das Trinken auszutreiben, erneut gescheitert war.

In ebendieser Absicht, ihren Onkel vor dem Alkohol zu retten, war Samantha vor acht Monaten nach Derbyshire gekommen, ein guter Engel, der eines Tages in Broughton Manor erschien, um eine Familie wiederzuvereinen, die seit mehr als drei Jahrzehnten zerstritten war. Sie hatte in dieser Richtung allerdings kaum etwas erreicht, und Julian fragte sich, wie lange sie den Kampf noch weiterführen würde.

»Wir müssen ihn trocken kriegen, Julie «, hatte Samantha erst an diesem Morgen gesagt. »Dir muß doch klar sein, wie wichtig das gerade jetzt ist.«

Nicola andererseits, die seinen Vater seit acht Jahren kannte und nicht erst seit acht Monaten, vertrat schon lange den Standpunkt, ihn in Ruhe zu lassen. Mehr als einmal hatte sie gesagt: »Wenn dein Dad sich zu Tode trinken will, kannst du nichts dagegen tun, Jule. Und Sam genausowenig.« Aber Nicola hatte ja auch keine Ahnung, was das für ein Gefühl war, wenn man zusehen mußte, wie der eigene Vater langsam, aber sicher dem Alkohol verfiel und immer tiefer in trunkenen Wahnvorstellungen von einer romantischen Vergangenheit versank. Sie war in einer Umgebung groß geworden, wo die Dinge das waren, was sie zu sein schienen. Sie hatte Eltern, deren Liebe unerschütterlich war. Sie hatte nicht die bittere Erfahrung machen müssen, zuerst von der Mutter im Stich gelassen zu werden, weil die sich den »Blumenkindern« angeschlossen hatte und am Abend vor dem zwölften Geburtstag ihres Kindes auf und davon war, um bei einem Guru in wallenden Gewändern zu »studieren«, und dann vom Vater, dessen Liebe zum Alkohol anscheinend stärker war als die Liebe zu seinen drei Kindern. Ja, dachte Julian, hätte Nicola sich auch nur einmal über die unterschiedlichen Verhältnisse, in denen sie beide aufgewachsen waren, Gedanken gemacht, so hätte sie vielleicht erkannt, daß jede ihrer verdammten Entscheidungen –

Er dachte nicht weiter. Diese Gedanken würde er nicht zulassen. Er konnte es sich nicht erlauben. Er durfte sich nicht von dem Vorhaben, das jetzt in Angriff genommen werden mußte, ablenken lassen.

»Jetzt hör mir mal zu!« Er nahm seine Brieftasche und schob sie ein. »Du bist für jede gut genug. Sie hat Scheißangst gekriegt. Sie hat den falschen Weg genommen. Und damit basta. Behalt das im Kopf. Und denk dran, daß jeder weiß, wie gut ihr beide immer zueinander gepaßt habt.«

Daran glaubte er. Nicola Maiden war seit Jahren genauso ein Teil von Julian Brittons Leben wie er ein Teil von ihrem. Wer sie kannte, wußte längst, daß sie zusammengehörten. Nicola war die einzige, die das offenbar nicht akzeptierte.

»Ich weiß ja, daß wir nicht verlobt sind«, hatte er ihr an dem Abend vor zwei Tagen gesagt, als sie ihm eröffnet hatte, daß sie für immer aus dem Peak District fort wolle und von nun an nur noch zu Kurzbesuchen zurückkehren würde. »Aber zwischen uns hat es doch immer eine stillschweigende Vereinbarung gegeben, oder nicht? Ich würde nicht mit dir schlafen, wenn ich das nicht ernst nähme … Komm schon, Nick! Verdammt noch mal, du kennst mich doch!«

Es war nicht der Heiratsantrag, wie er ihn sich vorgestellt hatte, und sie interpretierte seine Worte auch nicht so. Sie sagte sehr direkt: »Jule, ich mag dich unheimlich gern. Du bist ein prima Kerl und warst mir immer ein echter Freund. Und bei uns läuft’s gut, viel besser als es für mich je mit einem anderen gelaufen ist.«

»Ja, also dann –«

»Aber ich liebe dich nicht«, fuhr sie fort. »Sex ist nicht gleich Liebe. Das ist nur in Filmen und Büchern so.«

Im ersten Moment war er sprachlos vor Bestürzung. Es war, als hätte jemand jeden Gedanken in seinem Kopf gelöscht. Und als er schwieg, sprach sie weiter.

Sie würde, sagte sie, weiterhin seine Freundin im Peak District bleiben, wenn er das wolle. Sie würde hin und wieder ihre Eltern besuchen kommen und sich gerne immer die Zeit nehmen, auch Julian zu sehen. Sie könnten, wenn er das wolle, auch in Zukunft miteinander schlafen. Ihr sei das recht. Aber heiraten? Dazu seien sie beide viel zu verschieden, erklärte sie.

»Ich weiß, wieviel dir daran liegt, Broughton Manor zu erhalten«, sagte sie. »Das ist dein Traum, und du wirst ihn wahrmachen. Aber mir bedeutet dieser Traum nichts, und ich bin nicht bereit, dich oder mich damit zu kränken, daß ich so tue, als ob. Das ist keinem gegenüber fair.«

Und endlich sagte er in einem Moment der bitteren Klarheit: »Es geht doch nur um das gottverfluchte Geld. Und die Tatsache, daß ich keines habe oder jedenfalls nicht genug, um dir zu genügen.«

»Nein, Julian, das stimmt nicht. Nicht ganz.« Sie drehte sich halb herum, so daß sie ihm ins Gesicht sehen konnte, und seufzte tief. »Ich will versuchen, es dir zu erklären.«

Er hatte sie angehört, stundenlang, wie ihm schien, obwohl sie wahrscheinlich kaum zehn Minuten gesprochen hatte. Und am Ende, als alles zwischen ihnen gesagt war, als sie aus dem Rover gestiegen und im Schatten der Giebelveranda von Maiden Hall verschwunden war, war er wie im Schlaf nach Hause gefahren, betäubt von Schmerz, Verwirrung und ungläubiger Überraschung. Nein, hatte er immer nur gedacht, nein, sie könnte doch nie … sie kann nicht ernstlich… nein… Nach der ersten schlaflosen Nacht war ihm in all seinem Schmerz klargeworden, daß er unbedingt etwas unternehmen mußte. Er hatte sie angerufen, und sie hatte eingewilligt, sich mit ihm zu treffen. Sie würde es niemals ablehnen, ihn zu sehen, hatte sie gesagt.

Ehe er aus dem Zimmer ging, warf er einen letzten Blick in den Spiegel und gönnte sich ein letztes Wort der Selbstbestätigung. »Ihr habt euch immer gut verstanden. Vergiß das nicht.«

Dann ging er durch den düsteren oberen Korridor des Gutshauses und öffnete die Tür zu dem kleinen Raum, den sein Vater als Wohnzimmer benutzte. Die angespannten finanziellen Verhältnisse der Familie hatten zu einem allgemeinen Auszug aus den größeren unteren Räumen geführt, die mit dem Verkauf antiker Möbelstücke, von Gemälden und Kunstgegenständen allmählich unbewohnbar geworden waren. Jetzt lebten die Brittons nur noch in der oberen Etage des Hauses. Zimmer waren genug da, aber sie waren klein und dunkel.

Jeremy Britton saß in seinem Wohnzimmer, offensichtlich volltrunken. Der Kopf war ihm auf die Brust gesunken, und zwischen den Fingern seiner rechten Hand verglühte eine Zigarette. Julian ging zu ihm und nahm ihm die Zigarette ab. Sein Vater rührte sich nicht.

Julian schüttelte resigniert den Kopf, als er ihn betrachtete: All sein Verstand, seine Kraft und sein Stolz waren ausgelöscht von der Sucht. Eines Tages würde sein Vater noch das Haus abbrennen. Es gab Momente – wie eben jetzt –, da dachte Julian, ein vernichtender Brand wäre vielleicht sogar das Beste. Er drückte die Zigarette aus und nahm die Packung Dunhill und das Feuerzeug aus der Brusttasche seines Vaters. Dann packte er die Ginflasche und ging.

Er war gerade dabei, Gin, Zigaretten und Feuerzeug hinter dem Haus zum Müll zu werfen, als er ihre Stimme hörte.

»Hast du ihn wieder erwischt, Julie?«

Er fuhr zusammen, schaute sich um, konnte sie aber im Halbdunkel nicht sehen. Bis sie aufstand. Sie hatte auf der Trockenmauer gesessen, die den hinteren Zugang des Gutshauses vom ersten seiner verwilderten Gärten abgrenzte. Eine unbeschnittene Glyzinie, die mit dem nahenden Herbst die ersten Blätter zu verlieren begann, hatte sie verborgen. Sie klopfte sich den Staub von ihren Khakishorts und ging ihm entgegen.

»Ich glaube langsam wirklich, daß er sich umbringen will«, sagte Samantha nüchtern, wie es ihre Art war. »Nur auf den Grund bin ich bis jetzt noch nicht gekommen.«

»Er braucht keinen Grund«, versetzte Julian kurz. »Nur das Mittel. «

»Ich versuche immer wieder, ihn von dem Zeug wegzukriegen, aber er hat überall etwas versteckt.« Sie starrte auf das dunkle Haus, das sich wie eine Festung in der Landschaft vor ihnen erhob. »Ich versuch’s wirklich, Julian. Ich weiß, daß es wichtig ist.« Sie richtete ihren Blick wieder auf ihn und musterte seine Kleidung. »Du hast dich ja richtig fein gemacht. Ich bin gar nicht auf die Idee gekommen, was Besonderes anzuziehen. Hätte ich das tun sollen?«

Julian sah sie verständnislos an, während er die Hände zu seiner Brust hob und auf der Suche nach etwas, von dem er wußte, daß es nicht da war, gegen sein Hemd klopfte.

»Du hast’s vergessen, stimmt’s?« fragte Samantha, der es an Scharfsinn nicht mangelte.

Julian wartete auf eine Erklärung.

»Die Mondfinsternis«, sagte sie.

»Die Mondfinsternis?« Er schlug sich mit der Hand vor die Stirn. »Ach Gott! Die Mondfinsternis. Mensch, Sam, die hatte ich wirklich ganz vergessen. Ist sie heute nacht? Gehst du irgendwohin, wo man sie besser sehen kann?«

Mit einer Kopfbewegung zu der Glyzinie, unter der sie eben hervorgekommen war, sagte sie: »Ich hab uns Proviant eingepackt. Käse, Obst, Brot und ein bißchen Wurst. Und Wein. Ich dachte, falls wir länger warten müssen, als vermutet.«

»Warten …? Ach, Mist, Samantha …« Er wußte nicht, wie er es ihr sagen sollte. Er hatte nie den Eindruck erwecken wollen, daß er sich mit ihr zusammen die Mondfinsternis ansehen wollte.

»Hab ich mich im Tag geirrt?« Ihr Ton verriet ihre Enttäuschung. Sie wußte schon, daß sie sich nicht im Tag geirrt hatte und allein zum Eyam Moor würde hinausmarschieren müssen, wenn sie sich das große Ereignis von dort aus ansehen wollte.

Er hatte nur ganz beiläufig von der zu erwartenden Mondfinsternis gesprochen. Zumindest hatte er es beiläufig gemeint. »Vom Eyam Moor aus kann man sie gut sehen«, hatte er bemerkt. »Es soll ungefähr eine halbe Stunde vor Mitternacht passieren. Interessierst du dich für Astronomie, Sam?«

Samantha hatte diese Bemerkung offensichtlich als Aufforderung interpretiert, und einen Moment lang ärgerte sich Julian über seine Cousine. Was die sich einbildete! Aber er bemühte sich, seinen Unwillen zu verbergen, er war ihr immerhin einiges schuldig. Mit dem Ziel, ihre Mutter und ihren Onkel – Julians Vater – miteinander zu versöhnen, kam sie nun seit acht Monaten regelmäßig zu ausgedehnten Besuchen aus Winchester nach Broughton Manor. Und jeder Aufenthalt hatte sich mehr in die Länge gezogen, soviel gab es für sie auf dem Gut zu tun, sei es die Renovierung des Hauses oder die Durchführung der Turniere, Feste und Inszenierungen historischer Ereignisse. Julian organisierte sie auf dem Gutsgelände, um das Einkommen der Familie Britton aufzubessern. Er war aufrichtig dankbar für Samanthas Hilfe, zumal seine Geschwister ihrem Zuhause längst den Rücken gekehrt hatten und sein Vater keinen Finger gerührt hatte, seit er kurz nach seinem fünfundzwanzigsten Geburtstag den Besitz geerbt und nichts Eiligeres zu tun gehabt hatte, als ihn mit seinen Hippiefreunden zu bevölkern und völlig vor die Hunde gehen zu lassen.

Aber Julians Dankbarkeit änderte nichts daran, daß Samanthas Erwartungen ihn nervten. Er hatte doch nur ins Blaue hinein geschwatzt, während sie mit vereinten Kräften schufteten, um drei Ecksteine an der Außenmauer der alten Kapelle zu ersetzen. Er hatte ein schlechtes Gewissen, daß er Samantha, die aus reiner Gutherzigkeit mitanpackte, soviel arbeiten ließ, und suchte hilflos nach irgendeiner Art der Wiedergutmachung. Geld, um sie zu entschädigen, hatte er keines; sie hätte es im übrigen sowieso nicht genommen; sein einziger Besitz waren seine Hunde und sein umfangreiches Wissen über seine Heimat Derbyshire. Und so bot er ihr, weil ihm daran lag, daß sie sich auf Broughton Manor wohl fühlte, eben an, was ihm möglich war: gelegentliche gemeinsame Aktivitäten mit den Jagdhunden und Gespräche. Und sie hatte das mißverstanden.

»Ich hab nicht geglaubt…« Er stieß die Schuhspitze in ein Fleckchen kahler Erde im Kies, wo ein Löwenzahnstengel sich emporreckte. »Es tut mir wirklich leid, aber ich wollte gerade rüber nach Maiden Hall.«

»Oh!«

Seltsam, dachte Julian, daß eine einzige Silbe zugleich Mißbilligung und Entzücken ausdrücken konnte.

»Wie blöd von mir«, sagte sie. »Ich weiß gar nicht, wieso ich auf die Idee gekommen bin, daß du … Na ja, ist ja auch egal …«

»Wir holen das nach.« Er hoffte, er konnte sie überzeugen. »Wenn ich nicht schon verabredet wäre – du verstehst das doch.«

»Aber natürlich«, sagte sie. »Wir dürfen doch unsere Nicola nicht enttäuschen.«

Mit einem flüchtigen, kühlen Lächeln tauchte sie in die Höhle unter den Glyzinienranken und schob sich einen Korb über den Arm.

»Ein andermal, ja?« sagte Julian.

»Wie’s dir recht ist.« Sie sah ihn nicht an, als sie an ihm vorüberging und durch das Tor im Innenhof von Broughton Manor verschwand.

Er spürte seine Erleichterung, als sie weg war. Ohne es zu merken, hatte er die Luft angehalten. »Tut mir leid«, sagte er leise ins Leere. »Aber das hier ist wirklich wichtig. Wenn du wüßtest, wie sehr, würdest du es verstehen.«

In flottem Tempo fuhr er zur Padley-Schlucht, nordwestlich in Richtung Bakewell, wo er die mittelalterliche Brücke überquerte, die sich über den River Wye spannte, und nutzte die Fahrt zu einer letzten Probe seiner kleinen Rede. Als er die sacht ansteigende Auffahrt nach Maiden Hall erreichte, war er ziemlich sicher, daß sein Vorhaben den gewünschten Erfolg bringen würde.

Maiden Hall stand auf halber Höhe eines bewaldeten Hangs. Das Land hier war dicht bewachsen von Eichengehölz, und die Auffahrt zum Haus war vom dichten Laub alter Kastanien und Linden überdacht. Julian nahm die engen Serpentinen der ansteigenden Straße mit der Gewandtheit des Geübten und hielt auf dem gekiesten Gästeparkplatz neben einem Mercedes-Sportwagen an.

Er betrat das Haus nicht durch den Haupteingang, sondern ging direkt in die Küche, wo Andy Maiden seinem Küchenchef beim Flambieren einer Schale Crème brûlée zusah. Der Koch Christian-Louis Ferrer war vor fünf Jahren aus Frankreich geholt worden, um der zwar ordentlichen, aber nicht gerade einfallsreichen Küche von Maiden Hall feinschmeckerisches Flair zu geben. Im Augenblick jedoch, fand Julian, glich Ferrer mit seinem kulinarischen Flammenwerfer mehr einem Feuerteufel als einem Grand artiste de la cuisine. Andys Gesichtsausdruck ließ ahnen, daß er Julians Meinung teilte. Erst als Christian-Louis die Glasur zu einer hauchdünnen knusprigen Kruste gebacken hatte und mit einem gönnerhaften Lächeln »Et voilà, Andy« sagte, sah Andy auf und bemerkte Julian.

»Feuerwerk in der Küche war noch nie mein Fall«, bekannte er mit einem verlegenen Lächeln. »Hallo, Julian, was gibt’s Neues aus Broughton und Umgebung?«

Das war die übliche Begrüßung, und Julian gab die gewohnte Antwort darauf. »Gesegnet sind die Gerechten. Was den Rest der Menschheit angeht… vergiß es!«

Andy glättete die Härchen seines graugesprenkelten Schnurrbarts und betrachtete Julian mit Wohlwollen, während Christian-Louis die Schale mit der Crème brûlée durch eine Durchreiche zum Speisesaal schob. Sobald das getan war, sagte er: »Maintenant c’est fini pour ce soir«, und schickte sich an, die weiße Schürze abzunehmen, die Spuren sämtlicher Soßen des Abends trug.

»Vive la France«, bemerkte Andy trocken und verdrehte die Augen, als der Franzose in einem kleinen Umkleideraum verschwand. »Trinkst du einen Kaffee mit? Im Speisesaal sitzt nur noch eine Gruppe, alle anderen sind im Salon.«

»Habt ihr heut Übernachtungsgäste?« fragte Julian.

Maiden Hall, ein altes viktorianisches Jagdhaus, früher einmal gern besucht von einem Zweig der Sachsen-Coburgs, hatte zehn Gästezimmer. Alle waren sie von Andys Frau Nancy sehr persönlich eingerichtet worden, nachdem die Maidens zehn Jahre zuvor London den Rücken gekehrt hatten; acht davon wurden anspruchsvollen Urlaubern vermietet, die die Verbindung von Hotelatmosphäre und häuslicher Intimität in diesem Haus zu schätzen wußten; zwei davon hatten die Maidens für sich behalten.

»Total ausgebucht«, antwortete Andy. »Wir haben einen Rekordsommer gehabt, kein Wunder bei dem herrlichen Wetter. Also, was möchtest du? Kaffee? Kognak? Wie geht’s übrigens deinem Vater?«

Julian zuckte innerlich zusammen. Andys Assoziation war klar. Wahrscheinlich war es in der ganzen näheren Umgebung so, daß die Leute bei der Erwähnung von Alkohol, gleich welcher Art, automatisch an seinen Vater dachten.

»Ich nehme nichts«, sagte er. »Ich wollte Nicola abholen.«

Es konnte Andy nicht wundern, daß Julian zu so später Stunde noch seine Tochter ausführen wollte. Wenn Nicola in den Semesterferien oder an Wochenenden zu Hause war, half sie üblicherweise in der Küche oder im Speisesaal aus und konnte selten vor elf Uhr abends weg. Und doch schien Andy überrascht.

Er sagte: »Nicola? Seid ihr verabredet? Sie ist gar nicht hier, Julian.«

»Sie ist nicht hier? Ist sie denn schon wieder gefahren? Zu mir hat sie gesagt –«

»Nein, nein.« Andy begann, die Küchenmesser aufzuräumen, schob eines nach dem anderen in den passenden Schlitz in einem Holzständer, während er sprach. »Sie wollte zelten. Hat sie dir das nicht gesagt? Sie ist gestern am späten Vormittag losgefahren.«

»Aber ich hab doch –« Julian überlegte einen Augenblick, um sich zu erinnern – »gestern morgen erst mit ihr gesprochen. So schnell kann sie das doch nicht vergessen haben.«

Andy zuckte mit den Schultern. »Sieht aber ganz so aus. Tja, Frauen. Was hattet ihr beide denn vor?«

Julian wich der Frage aus. »Ist sie allein los?«

»Wie immer«, antwortete Andy. »Du kennst doch Nicola.«

Allerdings. »Wohin wollte sie denn? Hat sie die richtige Ausrüstung mit?«

Andy hob den Kopf. Er hatte offensichtlich einen beunruhigten Unterton in Julians Stimme gehört. »Sie würde nie ohne ihre Ausrüstung losfahren. Sie weiß doch, wie schnell das Wetter hier draußen umschlagen kann. Keine Sorge, ich hab ihr selbst geholfen, die Sachen im Wagen zu verstauen. Warum fragst du? Ist denn was los? Habt ihr beide Streit gehabt?«

Die letzte dieser Fragen konnte Julian ehrlich beantworten. Sie hatten keinen Streit gehabt, jedenfalls nicht in dem Sinn, wie Andy es meinte. Er sagte: »Andy, sie müßte längst zurück sein. Wir wollten nach Sheffield. Ins Kino –«

»Um diese Zeit?«

»Es ist ein Sonderprogramm.« Julian spürte, wie er rot wurde, als er die Tradition der Rocky Horror Picture Show erklärte. Aber Andy hatte in seinem anderen Leben, wie er es stets nannte, als verdeckter Ermittler schon vor langer Zeit mit dem Film Bekanntschaft gemacht und winkte mitten in Julians Erklärung ab. Als er diesmal nachdenklich über sein Bärtchen strich, runzelte auch er die Stirn.

»Und du bist sicher, daß eure Verabredung für heute abend galt? Sie kann dich nicht mißverstanden und geglaubt haben, du meintest morgen?«

»Ich hätte sie lieber schon gestern abend gesehen«, erwiderte Julian. »Sie war diejenige, die heute abend vorgeschlagen hat. Und ich bin sicher, sie sagte, sie wäre heute nachmittag zurück. Ganz sicher.«

Andys Hand sank herab. Sein Blick war ernst. Er schaute an Julian vorbei zum Fenster über dem Spülbecken. Dort war nichts zu sehen als ihre Spiegelbilder. Aber Julian sah Andy an, daß er an das dachte, was sich jenseits von ihm in der Dunkelheit befand. Weite Hochmoore, die nur von Schafen bevölkert waren; verlassene Steinbrüche, die die Natur sich zurückerobert hatte; Kalksteinfelsen mit Geröllhalden zu ihren Füßen; prähistorische Festungen, deren schwere alte Steine nur noch unsicher aufeinanderlagen. Es gab unzählige Kalksteinhöhlen, in denen man sich verirren konnte, verlassene Kupfergruben, deren Mauern und Decken einstürzen konnten; Steinhügel, an denen der unkundige Wanderer sich verletzen und zu Fall kommen konnte, Sandsteingrate, wo ein Kletterer abstürzen und tage- oder wochenlang liegen konnte, ohne gefunden zu werden. Der Peak District reichte von Manchester bis Sheffield, von Stoke-on-Trent bis Derby, und jedes Jahr wurde mehr als ein dutzendmal der Bergrettungsdienst mobilisiert, um jemanden, der sich in dieser rauhen, äußerst dünn besiedelten Gegend einen Arm oder ein Bein gebrochen oder Schlimmeres angetan hatte, zu bergen. Wenn Andy Maidens Tochter sich irgendwo da draußen verirrt oder verletzt hatte, würde es mehr brauchen, sie zu finden, als zwei Männer, die ratlos in einer Küche standen.

Andy sagte: »Wir sollten die Polizei anrufen, Julian.«

Das war auch Julians erster Impuls. Aber als er jetzt daran dachte, was das bedeuten würde, graute ihm davor. Während er noch zögerte, handelte Andy. Er ging zum Empfang hinaus, um den Anruf zu machen.

Julian eilte ihm nach. Er fand Andy tief über das Telefon gebeugt, als wollte er sich vor Lauschern schützen. Doch er war allein mit Julian im Foyer, die Hotelgäste saßen noch bei Kaffee und Kognak im Salon am anderen Ende des Korridors.

In dem Moment, als Andy seine Verbindung zur Polizei von Buxton bekam, näherte sich Nan Maiden. Mit einem Tablett, auf dem eine leere Kaffeekanne und benütztes Kaffeegeschirr standen, kam sie aus dem Salon. »Ach, Julian!« rief sie. »Hallo! Wir hatten dich gar nicht –« Sie stockte, als sie das geheimniskrämerische Getue ihres Mannes bemerkte, der wie ein anonymer Anrufer über dem Telefon hing. Und Julian stand wie ein Komplize dicht an seiner Seite. »Was ist denn hier los?«

Julian hatte plötzlich ein schlechtes Gewissen, und als Nan fragte: »Was ist passiert?« sagte er gar nichts. Er hielt es für klüger, Andy die Initiative zu überlassen. Es schien ziemlich klar, daß Andys Verstohlenheit etwas mit Nan zu tun hatte. Was allerdings, war die Frage.

Andy sprach inzwischen mit gedämpfter Stimme ins Telefon, sagte: »Fünfundzwanzig«, ohne auf die Frage seiner Frau zu reagieren.

Doch das Wort »Fünfundzwanzig« verriet Nan augenblicklich, was Julian und Andy ihr zu verschweigen versuchten. »Nicola!« sagte sie nur und lief zum Empfangstisch. Als sie dort ihr Tablett absetzte, stieß sie einen Weidenkorb mit Hotelbroschüren um, die zu Boden flatterten. Niemand hob sie auf. »Ist Nicola etwas zugestoßen?«

Andy war die Ruhe selbst, als er antwortete. »Julian und Nick waren heute abend verabredet, aber sie scheint das vergessen zu haben«, erklärte er seiner Frau, die linke Hand über der Sprechmuschel des Hörers. »Wir versuchen gerade, sie irgendwo aufzutreiben«, log er unbeschwert, mit der Übung eines Mannes, der sein Geld einmal mit ziemlich zweifelhaften Geschäften verdient hatte. »Ich dachte, sie wäre vielleicht auf dem Heimweg noch bei Will Upman vorbeigefahren, um wegen eines Jobs im nächsten Sommer anzufragen. Sind die Gäste alle zufrieden, Schatz?«

Nans Blick wechselte von ihrem Mann zu Julian. »Würdest du mir bitte mal sagen, mit wem du da sprichst, Andy?«

»Nancy …«

»Sag’s mir einfach.«

Er tat es nicht. Am anderen Ende der Leitung redete jemand, und Andy sah auf seine Uhr. Er sagte: »Leider sind wir da nicht ganz sicher… Nein. Nein, es gibt keine solche Vorgeschichte… Danke. Gut. Ich danke Ihnen.« Er legte auf, nahm das Tablett, das seine Frau auf dem Empfangstisch abgestellt hatte, und schlug den Weg zur Küche ein. Nan und Julian folgten.

Christian-Louis, jetzt in Jeans, Joggingschuhen und einem Oxford-University-Sweatshirt mit abgeschnittenen Ärmeln, war gerade im Aufbruch und packte den Lenker eines Fahrrads, das an der Wand lehnte. Als er die Spannung der drei anderen in der Küche wahrnahm, sagte er: »Bon soir, à demain« und machte sich eilig davon. Durch das Fenster sahen sie den weißen Lichtschein seiner Fahrradlampe, als er davonfuhr.

»Andy, ich möchte die Wahrheit wissen.« Nan pflanzte sich entschlossen vor ihm auf. Sie war klein, mehr als einen Kopf kleiner als ihr Mann, aber ihr Körper war kompakt und muskulös, noch lange nicht der einer Sechzigjährigen.

»Du hast die Wahrheit gehört«, entgegnete Andy beschwichtigend. »Julian und Nicola waren verabredet, und Nick hat das vergessen. Julian versteht das nicht und würde gern wissen, wo sie geblieben ist. Ich wollte ihm nur helfen, sie zu finden.«

»Aber das war doch nicht Will Upman am Telefon«, sagte Nan scharf. »Was sollte Nicola um diese Zeit noch bei Will Upman zu suchen haben. Es ist jetzt –« Sie warf einen Blick auf die Küchenuhr, die, zweckmäßig und schmucklos wie Uhren in öffentlichen Gebäuden, über einer Ablage für Speiseteller hing. Es war zwanzig nach elf, eine reichlich unmögliche Zeit, wie sie alle wußten, um seinem Arbeitgeber, und das war Will Upman in den letzten drei Monaten für Nicola gewesen, einen Besuch abzustatten. »Sie hat gesagt, sie wolle eine lange Wanderung machen und im Zelt übernachten. Du willst mir doch nicht weismachen, daß du im Ernst glaubst, da wäre sie auf dem Heimweg noch bei Will Upman vorbeigefahren, um einen kleinen Schwatz mit ihm zu halten. Im übrigen verstehe ich überhaupt nicht, wieso Nicola ihre Verabredung mit Julian vergessen haben soll. Das ist ihr doch noch nie passiert.« Nan blickte Julian forschend an und fragte behutsam: »Hattet ihr beide Streit?«

Julians Unbehagen entsprang zwei Ursachen: der Notwendigkeit, diese Frage ein zweitesmal zu beantworten, und der Erkenntnis, daß Nicola ihren Eltern nichts von ihrem Vorhaben erzählt hatte, für immer aus Derbyshire wegzugehen. Sonst hätten diese wohl kaum geglaubt, sie habe sich um einen Job für den nächsten Sommer bemühen wollen.

»Im Gegenteil«, entschloß Julian sich zu sagen, »wir haben über Heirat geredet. Über die Zukunft.«

Nan sah ihn groß an. Angst und Besorgnis wichen so etwas wie Erleichterung. »Über Heirat? Nicola hat ja gesagt? Wann denn? Ich meine, wann ist denn das alles passiert? Uns hat sie kein Wort davon verraten. Ach, das sind ja herrliche Neuigkeiten! Einfach wunderbar. Lieber Himmel, Julian, ich fühl mich wie beschwipst. Hast du es deinem Vater schon gesagt?«

Julian wollte nicht lügen, aber er brachte es auch nicht über sich, die ganze Wahrheit zu sagen. Er wählte den vagen Mittelweg. »Also, eigentlich sind wir im Moment nur dabei, darüber zu reden. Das wollten wir auch heute abend noch mal tun.«

Andy Maiden hatte Julian bei seinen Worten mit einem Blick beobachtet, als wüßte er genau, daß ein ernsthaftes Gespräch über Heirat zwischen seiner Tochter und Julian Britton so unwahrscheinlich war wie eine Diskussion über Schafzucht. Er sagte: »Moment mal! Ich dachte, ihr wolltet nach Sheffield.«

»Stimmt. Aber unterwegs wollten wir reden.«

»Also, das hätte Nicola doch nie vergessen!« behauptete Nan. »Welche Frau vergißt eine Verabredung, bei der über Heirat gesprochen werden soll.« Zu ihrem Mann gewandt, fügte sie hinzu: »Das solltest du doch wirklich wissen, Andy.« Sie schwieg einen Moment, in Gedanken offenbar noch bei ihrer letzten Bemerkung, während Julian vermerkte, daß Andy die Frage nach dem Telefongespräch immer noch nicht beantwortet hatte. Nan war inzwischen zu ihrer eigenen Schlußfolgerung gekommen. »Mein Gott! Du hast die Polizei angerufen, nicht wahr? Du glaubst, daß ihr etwas zugestoßen ist, weil sie nicht hier war, als Julian kam. Und du wolltest mir das verschweigen. Ist es nicht so?«

Weder Andy noch Julian sagten etwas. Das war ihr Antwort genug.

»Und was hätte ich denken sollen, wenn plötzlich die Polizei hier angerückt wäre?« fragte sie aufgebracht. »Oder hast du dir vorgestellt, ich würde in aller Gemütsruhe weiter Kaffee servieren und keine Fragen stellen?«

»Ich wußte, daß du dir Sorgen machen würdest«, erklärte Andy. »Aber dazu besteht vielleicht überhaupt kein Anlaß.«

»Nicola könnte irgendwo da draußen in der Dunkelheit herumirren oder verunglückt sein, und du – ihr beide wolltet das vor mir verbergen, weil ich mir Sorgen machen könnte?«

»Bitte, du fängst ja jetzt schon an, dich aufzuregen. Genau deshalb wollte ich erst mit dir reden, wenn Grund dazu besteht. Wahrscheinlich gibt es eine ganz harmlose Erklärung. Julian und ich sind da ziemlich sicher. Wir werden das in ein, zwei Stunden geklärt haben, Nancy.«

Nan versuchte, eine Haarsträhne hinter ihr Ohr zu schieben. Sie trug ihr Haar in einem eigenartigen Schnitt – oben relativ lang und stark gestutzt an den Seiten –, und es war zu kurz, um hinter ihrem Ohr zu bleiben. Es fiel augenblicklich wieder nach vorn.

»Wir suchen sie«, erklärte sie entschieden. »Einer von uns muß sofort anfangen, sie zu suchen.«

»Es ist doch sinnlos, daß einer allein loszieht«, widersprach Julian. »Wir haben ja keine Ahnung, wo sie ist.«

»Aber wir kennen ihre Lieblingsziele – Arbor Low, Thor’s Caves, Peveril Castle.« Nan zählte noch ein halbes Dutzend weiterer Orte auf und bestätigte damit, ohne es zu wollen, im Grunde nur Julians Bemerkung: Nicolas bevorzugte Ziele lagen im ganzen Peak District verstreut, einige weit im Norden, an den Außenbezirken von Holmfirth, andere in genau entgegengesetzter Richtung, unten bei Ashbourne und dem unteren Teil des Tissington-Wegs. Um sie zu finden, brauchte es ein Team von Leuten.

Andy nahm eine Flasche und drei Gläser aus dem Schrank und goß Kognak ein. Er reichte die Gläser herum und sagte: »Runter damit.«

Nan nahm das Glas, aber sie trank nicht. »Ich weiß, daß ihr etwas zugestoßen ist.«

»Wir wissen gar nichts. Deshalb ist jetzt die Polizei auf dem Weg hierher.«

Die Polizei traf etwa eine halbe Stunde später in Gestalt eines Constables namens Price ein. Er stellte ihnen die erwarteten Fragen: Wann sie aufgebrochen sei; wie sie ausgerüstet gewesen sei; ob sie den Ausflug allein unternommmen habe; in was für einer Gemütsverfassung sie gewesen sei: deprimiert? Unglücklich? Unruhig? Was sie ihren eigenen Worten nach vorgehabt habe; ob sie eine feste Zeit für ihre Rückkehr angegeben habe; wer zuletzt mit ihr gesprochen habe; ob sie Besuch gehabt, Briefe oder Anrufe erhalten habe; ob irgendein Ereignis der letzten Zeit sie veranlaßt haben könne, zu verschwinden.

Julian bemühte sich mit Andy und Nan Maiden, dem Constable den Ernst der Lage klarzumachen. Aber der schien entschlossen, die Dinge auf seine Weise zu erledigen – umständlich und mit nervtötender Betulichkeit. Bedächtig malte er Buchstabe um Buchstabe, als er eine Beschreibung von Nicola aufnahm. Dann wollte er Genaueres über ihre Ausrüstung wissen. Schließlich ließ er sich berichten, welcher Art ihre Aktivitäten in den letzten zwei Wochen gewesen waren. Und er schien fasziniert von der Tatsache, daß sie am Morgen vor ihrem Start von drei Personen angerufen worden war, die es abgelehnt hatten, Nan, die die Anrufe zunächst entgegengenommen hatte, ihre Namen zu nennen.

»Ein Mann und zwei Frauen?« fragte der Constable viermal.

»Ich weiß es nicht, ich weiß es einfach nicht. Und was spielt das schon für eine Rolle?« fragte Nan gereizt. »Es kann zweimal dieselbe Frau gewesen sein. Was ist daran so wichtig? Was hat das mit Nicola zu tun?«

»Aber nur ein Mann?« insistierte Constable Price.

»Lieber Gott, wie oft muß ich Ihnen noch –«

»Ein Mann«, sagte Andy.

Nan preßte ärgerlich die Lippen zusammen. Ihre Blicke bohrten Löcher in Prices Kopf. »Ja, ein Mann«, wiederholte sie.

»Aber Sie waren das nicht?« fragte Price Julian.

»Ich kenne Julians Stimme«, warf Nan ein. »Es war nicht Julian.«

»Aber Sie stehen in enger Beziehung zu der jungen Dame, Mr. Britton?«

»Die beiden sind verlobt«, erklärte Nan.

»Nicht direkt verlobt«, korrigierte Julian hastig und verfluchte sich, als er spürte, wie ihm wieder diese verräterische rotglühende Hitze ins Gesicht stieg.

»Hatten Sie vielleicht einen kleinen Streit?« erkundigte sich Price, dem offenbar nicht so leicht etwas entging. »Gab es da vielleicht einen anderen Mann?«

Herrgott noch mal, dachte Julian verbittert. Warum vermuteten alle immer gleich, sie hätten Streit gehabt? Nicht ein hartes Wort war zwischen ihnen gefallen. Dazu war gar keine Zeit gewesen.

Nein, sie hätten keinen Streit gehabt, erklärte Julian ruhig. Und von einem anderen Mann wisse er nichts. Aber auch gar nichts, fügte er nachdrücklich hinzu.

»Sie waren verabredet, um über ihre Heiratspläne zu reden«, bemerkte Nan.

»Also, eigentlich –«

»Seien Sie doch mal ehrlich, kennen Sie eine Frau, die so eine Verabredung einfach vergessen würde?«

»Und Sie sind sicher, daß sie die Absicht hatte, spätestens heute abend zurück zu sein?« wandte sich der Constable an Andy. Sein Blick glitt über seine Aufzeichnungen, und er fügte hinzu: »Ihrer Ausrüstung nach könnte sie einen längeren Ausflug geplant haben.«

»Ich habe mir weiter keine Gedanken gemacht, bis Julian kam, um sie abzuholen«, gab Andy zu.

»Ah.« Der Constable musterte Julian mit übertriebenem Argwohn. Dann klappte er sein Heft zu. Aus dem Funkgerät, das an einem Riemen von seiner Schulter hing, quoll unverständliches Geplapper. Er drehte es leiser und packte sein Heft ein. »Tja, sie ist ja früher schon mal durchgebrannt, was anderes ist das hier auch nicht, denke ich. Wir werden jetzt erst mal abwarten, bis –«

»Was reden Sie da?« fiel Nan ihm ins Wort. »Sie haben es hier doch nicht mit einer jugendlichen Ausreißerin zu tun. Unsere Tochter ist fünfundzwanzig Jahre alt. Sie ist eine verantwortungsbewußte, erwachsene Frau. Sie arbeitet. Sie hat einen Freund. Sie hat eine Familie. Sie ist nicht durchgebrannt. Sie ist verschwunden.«

»So scheint es im Moment vielleicht«, stimmte der Constable zu. »Aber da sie, wie gesagt, früher schon mal durchgebrannt ist – das geht aus unseren Unterlagen hervor, Madam –, können wir nicht kurzerhand ein Team rausschicken, solange wir nicht wissen, ob sie möglicherweise wieder weggelaufen ist.«

»Sie war siebzehn, als sie das letzte Mal weggelaufen ist«, hielt Nan ihm entgegen. »Wir waren gerade aus London hierher gezogen. Sie war einsam, unglücklich. Wir hatten alle Hände voll zu tun, mußten das Haus in Ordnung bringen und hatten nicht genug Zeit für sie. Sie brauchte lediglich Zuwendung –«

»Nancy!« Andy schob ihr beschwichtigend die Hand in den Nacken.

»Wir können doch nicht einfach die Hände in den Schoß legen!«

»Was anderes bleibt Ihnen nicht übrig«, sagte der Constable ungerührt. »Wir haben unsere Vorschriften. Ich gebe meinen Bericht ab, und wenn sie bis morgen um diese Zeit nicht wiederaufgetaucht ist, nehmen wir uns die Sache noch einmal vor.«

Zornig drehte sich Nan nach ihrem Mann um. »Tu was! Ruf doch einfach selbst bei der Bergrettung an.«

Julian mischte sich ein. »Nan, die Bergrettung kann eine Suchaktion erst starten, wenn sie wenigstens eine Ahnung hat …« Er wies zum Fenster, als erklärte das alles.

Er war selbst Mitglied des Bergrettungsdiensts und hatte an Dutzenden von Einsätzen teilgenommen. Immer mußten die Retter zumindest eine allgemeine Vorstellung davon haben, wo sie mit ihrer Suche nach einem in Not geratenen Wanderer beginnen sollten.

Da weder Julian noch Nicolas Eltern auch nur eine Vermutung hatten, wo Nicola zu ihrer Fußwanderung gestartet war, blieb ihnen keine andere Möglichkeit, als zu warten, bis es hell wurde und die Polizei einen Hubschrauber von der Royal Air Force anfordern konnte.

Julian wußte, daß sie mit diesen spärlichen Informationen zu so später Stunde höchstens erreichen konnten, daß Constable Price bei der nächsten Bergrettungsorganisation anrief, um zu veranlassen, daß man dort gleich bei Tagesanbruch freiwillige Helfer zusammenzog.

Doch es war ihnen offensichtlich nicht gelungen, den Constable vom Ernst der Lage zu überzeugen, sonst hätte er ohne Umschweife seine Vorgesetzten unterrichtet und darauf hingewiesen, daß ein Einsatz der Bergrettung erforderlich sei. Da er dazu jedoch nicht bereit war, blieb nur das Warten. Die Bergrettung reagierte nur auf Aufforderung der Polizei. Und die Polizei war – zumindest was Constable Price betraf – vorläufig nicht bereit, etwas zu unternehmen.

Julian sah Andy an, daß er zu dem gleichen Schluß gekommen war. Er sagte: »Ich danke Ihnen, daß Sie gekommen sind, Constable«, und fügte, als seine Frau protestieren wollte, hinzu: »Wir rufen Sie an, wenn unsere Tochter bis morgen abend nicht wieder da ist.«

»Andy!«

Er legte ihr den Arm um die Schultern, und sie drückte ihr Gesicht an seine Brust. Schweigend wartete er, bis der Polizeibeamte hinausgegangen und in seinem Wagen davongefahren war. Dann sagte er zu Julian, nicht zu Nan: »Sie wandert am liebsten am White Peak, Julian. In der Rezeption liegen Karten. Würdest du die mal herholen? Damit wir uns die Suche einteilen können.«

2

Es war kurz nach sieben, als Julian am nächsten Morgen nach Maiden Hall zurückkam. Er fühlte sich so zerschlagen, als hätte er jeden möglichen Ort von Consall Wood bis Alport Height durchforscht. Mit der Taschenlampe in der einen Hand und dem Megaphon in der anderen hatte er sich ohne Hoffnung auf die Suche gemacht. Er war auf dem dichtumlaubten Waldweg von Wettonmill aus den steilen Hang zu Thor’s Cave hinaufgestapft. Er hatte das Gelände am River Manifold durchkämmt. Er hatte den Strahl seiner Taschenlampe die Flanke des Thorpe Cloud hinaufgesandt. Er war dem River Dove in südlicher Richtung bis zu dem mittelalterlichen Herrenhaus in Norbury gefolgt. Von Alton aus, einem kleinen Dorf, war er eine weite Strecke auf dem Staffordshireweg gewandert. Er war die einspurigen, von Hecken gesäumten Straßen hinauf- und hinuntergefahren, die Nicola bevorzugte. Immer wieder hatte er innegehalten und über das Megaphon ihren Namen gerufen. Bestrebt, sich bemerkbar zu machen, hatte er im Lauf seiner achtstündigen Suchaktion überall Schafe, Bauern und Camper aus dem Schlaf gerissen. Er hatte keinen Moment daran geglaubt, daß er Nicola finden würde, aber wenigstens hatte er etwas getan, anstatt zu Hause am Telefon zu sitzen und zu warten. Dem Ende zu waren nur Angst und Hoffnungslosigkeit geblieben. Und totale Erschöpfung, begleitet von brennenden Augen, lahmen Beinen und Rückenschmerzen von der nächtlichen Strapaze.

Und Hunger hatte er. Er hätte eine ganze Hammelkeule heruntergeschlungen, wenn jemand ihm eine angeboten hätte. Merkwürdig, dachte er, am vergangenen Abend erst hatte er vor lauter Spannung und Nervosität sein Essen kaum anrühren können. Samantha war sogar ein wenig beleidigt darüber gewesen, daß er in ihrer köstlichen Seezunge mit Mandeln nur lustlos herumgestochert hatte. Sie hatte seine Appetitlosigkeit persönlich genommen, und während sein Vater schlüpfrig gewitzelt hatte, daß ein Mann eben andere Gelüste zu stillen habe, hatte Samantha die Lippen zusammengekniffen und den Tisch abgedeckt.

Die Originalausgabe erschien 1999 unter dem Titel »In Pursuit of the Proper Sinner« bei Bantam Books, Bantam Doubleday Dell Publishing Group, Inc., New York

Der Goldmann Verlag ist ein Unternehmen der Verlagsgruppe Bertelsmann GmbH

Taschenbuchausgabe April 2001

Copyright © der Originalausgabe 1999 by Elizabeth GeorgeCopyright © der deutschsprachigen Ausgabe 1999 by Blanvalet Verlag, München, in der Verlagsgruppe Bertelsmann GmbH Umschlaggestaltung: UNO Werbeagentur, München Umschlagmotiv: Getty Images/Tony Eveling

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