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Der von seinem Vorgesetzten unterdrückte Journalist "Falko" erhält den Auftrag, eine Reportage über den berühmtesten Sohn der Stadt Trier, Karl Marx, zu erarbeiten. Dessen Statue soll im Rahmen einer Veranstaltung eingeweiht werden. Trotz einer Erkrankung nimmt der Dauerpraktikant den Auftrag an und tritt die Reise an. Vor dem Denkmal trifft er auf eine Chinesische Reisegruppe, dessen Leiter ihm einen Feuerdrachen überreicht. Dieses Souvenir verfügt über magische Kräfte und rumort in der Hosentasche des Journalisten. Als die Nacht am tiefsten ist, kommt es zu einer Begegnung, die sein Leben aus der Umlaufbahn katapultiert.
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Seitenzahl: 24
Veröffentlichungsjahr: 2023
Fantasy Story
von
Engelbert Gottschalk
Impressum
©2023 by Engelbert Gottschalk
Cover und Lektorat: Michael Derbort
In meinem Leben kämpfte ich gegen zwei Feinde – den Vorgesetzten und mich selbst. Über welche Kräfte sie verfügten, offenbarte sich mir im Verlauf jener Ereignisse, die mich im Frühling des Jahres 2018 an die Grenze der psychischen Belastbarkeit führten:
Mit wehendem Mantel und einer von Schüttelfrost begleiteten Bronchitis riss ich am Freitag der ersten Maiwoche die Tür zum Büro auf.
Auf der Wanduhr über dem Schreibtisch näherte sich der kleine Zeiger der Elf. Mir bereitete die Verspätung kein Unbehagen, denn ich freute mich auf die Lektüre des Sportteils sowie auf eine Nussecke aus der Discountbäckerei.
Daraus wurde nichts. Der äußere Feind empfing mich mit fettem Grinsen. Eberhardt, der Chef der aus zwei Mitarbeitern bestehenden Redaktionsabteilung, kauerte auf meinem Drehstuhl und trommelte mit den Fingern auf seine Smartwatch. Er trug die verwaschene Jeans und das unifarbene T-Shirt eines amerikanischen Designers. Trotz der Edelmarken wirkte er wie ein Student in den Semesterferien, ein Typ, mit dem man das Leben in einer griechischen Taverne feiert. Doch der Schein trog. Hinter der Fassade verbarg sich eine Person, die mangelnde Fachkompetenz durch Arroganz übertünchte.
»Falko, ich sollte dir wegen deiner ständigen Verspätungen das Gehalt kürzen! Aber zuvor gilt es, die Verkaufszahlen der Wochenendausgabe zu steigern«, flötete er. »Anlässlich des 200. Geburtstags von Karl Marx reist du morgen früh in die Moselhauptstadt Trier. Wir ziehen das Thema im Rahmen einer Beilage groß auf.«
Ich zog die Augenbrauen hoch und sagte: »Wie bitte? Schon wieder ein Extrablatt? Das bringt doch nichts!«
»Halt den Mund! Deine letzte Reportage war völlig daneben. Diesmal erwarte ich eine umfassende Recherche über Karl Marx vom Feinsten: Biografie, historische Einordnung, Bedeutung seiner Lehre in China, einer der führenden Wirtschaftsnationen des 21. Jahrhunderts!«
»Weißt du, wie viel Arbeit das ist? Letzte Woche habe ich darum gebeten, mir einen Mitarbeiter zur Seite zu stellen.«
»Ach was, du schaffst das auch allein! Für einen versierten Journalisten wie dich ist das ein Kinderspiel. Am Montagmorgen liegt das ausgearbeitete
Konzept mit gediegenen Fotos von der Ministerpräsidentin, den anderen Politikern sowie der Bronzestatue, die am Samstag enthüllt wird, auf dem Schreibtisch. Im Übrigen steht die Verlängerung deines Zeitvertrags an, Rotschopf.«
»Bitte bezeichne mich nie wieder als Rotschopf!«
Er rieb sich die Hände und kicherte in sich hinein wie ein Schuljunge bei einem Streich. Wut stieg in mir hoch, doch ich wagte nicht, mich der Anweisung zu widersetzen, obwohl am Wochenende eine Fahrradtour mit meiner Freundin im Münsterland auf der Agenda stand. Ein Dauerpraktikant im vorgerückten Angestelltenalter von 45 Jahren hat keine Rechte.
Jetzt auch noch Bilder! Ich bin doch kein Fotograf. Aber mit mir kann man es ja machen, dachte ich und verformte die Nussecke zu einem Klumpen.