Unsere Gesellschaft ist im Umbruch - Michael Winsel - E-Book

Unsere Gesellschaft ist im Umbruch E-Book

Michael Winsel

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Beschreibung

Wir als Gesellschaft leben aktuell in mehreren Krisen gleichzeitig, die Krise, die sich kurz- und mittelfristig nicht überwinden lässt, das ist die Klimakrise, wir können sie noch eindämmen, wenn wir die uns verbleibende Zeit dazu nutzen. Außerdem haben wir die Corona-Pandemie und den Angriffskrieg durch Russland auf die Ukraine, welche aber in einem absehbaren Zeitraum zu lösen sind. Ich habe diese Herausforderungen aus verschiedenen Perspektiven betrachtet, die nur auf den ersten Blick wenig miteinander etwas Gemeinsames haben. Was muss sich überall ändern? Es ist unser Denken! Das Neue Denken der Menschheit muss eines sein, dessen Fokus nicht bloß auf die Steigerung des Profits ausgerichtet ist, sondern wo politische Entscheidungen nicht in erster Linie den Prioritäten des Lobbyismus folgen, die Menschenrechte geachtet und Toleranz und Frieden gelebt werden. Wir haben nur diese eine Erde! Ich präsentiere auch Lösungen, die dazu beitragen, dass wir die größte Katastrophe noch eindämmen können. Wir alle haben den kommenden Generationen gegenüber die Verpflichtung, ihnen eine lebenswerte Welt zu hinterlassen. Das Buch basiert auf seriösen journalistischen und wissenschaftlichen Quellen, die im Quellennachweis zu finden sind.

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Seitenzahl: 137

Veröffentlichungsjahr: 2022

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Inhalt

Einführung

Demokratie

1.1 Die Schwächen der Demokratie

1.2 Sophistik

1.3 Der lange Weg zur Demokratie

1.4 Die unterschätzte Macht der Sprache

1.5 Die Wahrheit und ihre vielen Facetten

1.6 Der Lobbyismus, ein Hindernis auf dem Weg zu einer besseren Welt

Das Neue Denken kann unseren Planeten retten

2.1 Die Kosten der Energiewende

2.2 Human Rights

2.3 Armut in Deutschland?

2.4 Modern Monetary Theory, ein wichtiger Baustein für den Systemwechsel

2.5 Social Entrepreneurship

Die Revolution 4.0, wie wird sie unser Leben verändern?

Interkulturelles Leben ist eine Bereicherung für alle Menschen

Gibt es auch einen politischen Umbruch?

Viele unterschiedliche Themen, dennoch gibt es einen Zusammenhang

Danksagung

Quellennachweis

Literatur

Vita

Anmerkung

Eine neue Art von Denken ist notwendig, wenn die Menschheit weiterleben will.

Albert Einstein

Einführung

Sehr geehrte Leserinnen und Leser, wir stehen heute vor einem Umbruch oder besser gesagt, wir sind schon mitten drin, wobei es sich genauer gesagt, um Umbrüche handelt, die in vielen Themenbereichen passieren, wohin diese Umbrüche führen, das liegt in unserer Hand, ich möchte mit diesem Buch ein Bewusstsein dafür schaffen. Doch zuvor werde ich unsere heutige Gesellschaft analysieren, also wie sich die Politik und die Menschen durch unsere Sprache verändert haben. Es ist niemandem bewusst, wie der Wandel der Sprache unser Leben und Denken verändert.

Doch es geht nicht nur darum, es geht um die Politik, die Menschen und deren Leben heute und um den technologischen Wandel, der in immer kürzeren Abständen das Leben aller Menschen verändern wird und es geht um die künftigen Generationen.

Sicher, es gibt immer wieder neue Entwicklungen, technische Revolutionen, die mit gesellschaftlichen Veränderungen einhergehen, solange es Menschen gibt, aber der Mensch ist immer wieder überrascht, wenn er plötzlich vor einer solchen Revolution steht oder gar nicht gemerkt hat, dass sie schon lange begonnen hat.

Wir alle sollten unsere Lebensweise öfter mal hinterfragen und so ein „Neues Denken“ entwickeln, wir haben mehrere Krisen zu bewältigen, sei es die anthropogene Zerstörung unseres Planeten — unserer Lebensgrundlage oder die Angst vor etwas Andersartigem, wobei es einige Menschen gibt, die das Fremde gerne für ihre ideologischen Zwecke missbrauchen und es leider auch immer wieder auf fruchtbaren Boden fällt.

Ja, man braucht nur in die Vergangenheit schauen, wir leben in einer technologisch modernen Welt, aber unser Denken hat sich seit der Steinzeit nicht wesentlich verändert. Eines hat sich aber seit der Steinzeit verändert, wenn wir jetzt nicht unser Leben mit einem Neuen Denken gestalten, dann wird es diesen Planeten und die darauf lebenden Menschen so nicht mehr geben. Deswegen nimmt auch das Thema Klimakrise und Inweltschutz (Umweltschutz) einen sehr großen Raum ein, denn gegen diese Krise kann man sich nicht impfen und es wird nie ein Medikament dagegen geben.

Wir leben in dem Anthropozän, also dem Zeitalter der Menschheit, wo der homo oeconomicus (Wirtschaftsmensch) das Leben auf der Erde bestimmt, doch dieser muss dringend vom homo oecologicus (Ist das idealtypische Menschenbild des perfekt ökologisch denkenden und handelnden Menschen, also das Gegenstück zum homo oeconomicus) abgelöst werden.

Das große Problem dabei ist, dass wir nicht mehr viel Zeit haben, uns zu einem neuen Wesen zu entwickeln, sondern der Wandel muss eher durch einen Lerneffekt in kurzer Zeit abgeschlossen werden. Nur dann haben wir eine Chance.

Ich werde aber auch positive Entwicklungen aufzeigen von Menschen, die mit dem Neuen Denken bereits begonnen haben.

Doch nun erst einmal zurück zu den Wurzeln unserer Gesellschaft.

Große Bedeutung hat auch unser Zusammenleben auf diesem Planeten, wollen wir als homo oeconomicus weiter diese Erde ausbeuten, Menschen als Sklaven für uns auf anderen Kontinenten arbeiten lassen, damit wir weiter unseren Wohlstand genießen können und das möglichst billig. Haben Gewinne und Profite höhere Priorität als Mitmenschlichkeit? Im Moment zum Teil ja, genau deshalb muss sich das System ändern.

Allerdings ist auch in Deutschland Armut kein Fremdwort, auch hier gibt es mehr wohnungslose Menschen, als man denkt, dazu kommen noch die prekär Beschäftigten, der Niedriglohnsektor hat sich sehr ausgeweitet.

Das Thema wird in Kapitel 2.3 auch noch weiter ausgeführt, unsere Armut ist nicht zu vergleichen, mit der Armut, unter der die Menschen leiden, die in Kapitel 2.2 aufgeführt sind. Ja, auch das gehört zu unserem neuen Bewusstsein, was in unsere Gesellschaft Einzug halten muss, dieses Denken ist nicht nur auf einen Teilbereich anwendbar, man kann nicht sagen, ja in den Fragen des Inweltschutzes (Umweltschutzes) da müssen wir endlich neu denken, aber in allen anderen Bereichen, da machen wir weiter wie bisher. Alles ist mit allem verknüpft.

1. Demokratie

Die historische Entwicklung der Demokratie.

Demokratie ist eine Sache, die klar definiert scheint, aber dennoch unterschiedlich praktiziert wird.

Bei einigen Formen stellt sich die Frage, wie viel Demokratie wird dort noch gelebt.

Diese Staatsform hat ihre Wurzeln im antiken Griechenland, in den Vorformen des Staates, der Polis. Athen z. B. war eine Polis, ein Stadtstaat sozusagen. Der typische Bewohner einer Polis war Landbesitzer. Polis war die ursprüngliche Bezeichnung mykenischer Burgen mit der dazugehörigen Siedlung. Der gemeinsame Handel fand auf dem Marktplatz statt und das Politische war, dass allen Bürger:innen gemeinsame öffentliche Leben.

Der Demos (das Volk) freier Bürger:innen, war abhängig vom Adel, weil der Adel den Kult beherrschte. Anfangs herrschte derselbe im Aeropag (einem Rat) zusammengeschlossen mit Willkür über die einfachen Bauern, Recht und Unrecht wurden mehr nach Gutdünken, als nach festen Regeln entschieden. Bis Solon (640-560 v. Chr.) als gewählter Gesetzgeber explizite Gesetze erließ, 594 v. Chr. wurde Solon gewählt und mit außerordentlichen Vollmachten versehen. Er erwies sich als der Mann, der über den Parteien stand.

Er schlug sich auf keine von beiden Seiten, weder zu den Adligen noch zu den Bauern.

Solon setzte sich aber nicht nur dafür ein, dass es den Bauern wieder besser ging, auch das Leben in der Polis wurde von ihm neu gestaltet. Es sollten mehr Bürger:innen an den öffentlichen Angelegenheiten beteiligt werden.

Dazu teilte Solon die Bürgerschaft nach ihrem Jahreseinkommen in vier Gruppen ein, in Großgrundbesitzer, Ritter, Bauern und Besitzlose (bzw. Leute mit Kleinstbesitz). Diese vier Gruppen durften unterschiedlich, je nach ihrem Einkommen, politisch mitbestimmen. Es konnten alle Bürger:innen an der Volksversammlung teilnehmen, aber nur Großgrundbesitzer und Archonten durften die höchsten Ämter bekleiden. Der Demos hatte nun die Möglichkeit, Entscheidungen von Beamten anzufechten. Jeder konnte Klage erheben, der meinte, dass ihm Unrecht widerfahren sei. Niemand war mehr von dem Adel abhängig.

Auf die Frage, ob er den Athenern die besten Gesetze gegeben habe, antwortete er: „Die Besten, die sie sich gefallen ließen“.

Über diesen Satz sollten wir heute einmal genau nachdenken und unsere Schlüsse daraus ziehen, denn dieses Prinzip hat sich bis heute nicht geändert, dass müssen wir begreifen und danach handeln.

Ja, in der Polis Athen wurde die Demokratie als Staatsform gegründet.

Heute, 2600 Jahre später, gibt es diese Staatsform immer noch. Es hat sich selbstverständlich einiges geändert, es gibt nicht mehr die Einteilung in die verschiedenen Gruppen, doch ist es wirklich so, dass alle gleich sind, ja an der Wahlurne gibt es keine Unterschiede, aber in unserer Demokratie, die auch von der Finanzstärke der Konzerne geprägt ist, wo die Lobbyisten, ich werde sie noch öfter im Verlauf dieses Buches ansprechen, eine zentrale Rolle spielen, die auch einen starken Einfluss auf die Gesetzgebung haben.

Die Privatisierung der Welt schreitet voran, manchmal ist es auch keine direkte „Privatisierung“, wenn zum Beispiel chinesische Staatskonzerne eine Infrastruktur in Afrika schaffen, um sich dort anschließend entsprechende Vorteile zu verschaffen, wenn es um die Ansiedlung von chinesischen Unternehmen geht, dann ist das ein Staatskapitalismus, ich beschränke mich hier einmal auf die westlichen demokratischen Staaten, wenn ein amerikanischer Automobilkonzern, welcher Elektrofahrzeuge fertigt, bestimmt, wo sein Werk in Deutschland gebaut wird und auch ohne Genehmigung mit dem Bauen beginnt, dann ist das nur ein kleines Beispiel dafür, wer oftmals das Sagen hat, wenn das Ganze dann auch noch in einem Wasserschutzgebiet stattfindet, wo kein anderes deutsches Unternehmen eine Zulassung bekommen hätte, dann macht es doch die Hilflosigkeit der Landesregierung und der Kommunen sichtbar.

Das ist nur ein Beispiel, das zeigt, wie abhängig wir uns als Gesellschaft von Investitionen gemacht haben. Egal, wen wir als Wähler:innen gewählt haben, hier hat das Unternehmen entschieden, sicher auch mit dem arbeitsplatzbezogenen Argument, bei dem jede:r Politiker:in einknickt, ob die Arbeitsplätze für die Arbeitnehmer:innen auch kommen, das steht noch auf einem anderen Blatt.

Ich möchte nur noch einmal daran erinnern, über was ich in diesem Kapitel schreibe, die Überschrift heißt „Demokratie“, was ich aber geschildert habe, ist dann eher „verkehrte Welt“.

Eine Demokratie, die sich gegen ihre Bürger:innen, aber für Geld und unsichere Arbeitsplätze entscheidet und dabei die Inwelt (Umwelt) zerstört, was in diesem Fall auch die Gesundheit der Menschen gefährdet.

Was ist das?

Es wäre eine kapitalistische Oligarchie, die da demokratische Elemente zulässt, wo sie die weitere Ausbreitung des Kapitalismus nicht stören.

Was sagte Solon auf die Frage, ob er den Menschen die besten Gesetze gegeben habe? „Die Besten, die sie sich gefallen ließen“. Haben wir uns denn die besten Gesetze gegeben? Oder anders formuliert, war unsere Wahlentscheidung immer so, dass für uns als Gesellschaft die beste Politik gemacht wurde oder nur die beste Politik für eine bestimmte Klientel.

Da stellt sich natürlich die Frage, wie es mit unserem demokratischen Bewusstsein aussieht.

Überlassen wir als Gesellschaft den großen Lobbyverbänden eine zu große Einflussnahme auf die Politik. Unsere Stimme bei einer Wahl nützt nur dann etwas, wenn die Inhalte, die wir mit der jeweiligen Partei gewählt haben, nicht durch den Druck von außen durch die besagten Verbände verwässert werden.

Somit geht nicht direkt das demokratische Bewusstsein verloren, aber bei vielen Menschen der Glaube daran, dass sie mit ihrer Stimme etwas bewegen können, was eben auch an der hohen Zahl der Nichtwähler:innen deutlich wird, hier muss das Neue Denken ansetzen, wo sich die Menschen darüber klar werden müssen, dass sie im Vergleich zu vielen anderen Staaten ein Privileg haben, sie dürfen frei wählen und dieses auch unbedingt nutzen sollten, weil jede Stimme ihre Partei weiter stärkt und jede verschenkte Wählerstimme eine ist, die den Populisten Auftrieb gibt.

Kompromisse wird jede Partei in einer Koalition machen müssen, das sollte uns aber nicht davon abhalten, die richtigen demokratischen Parteien zu wählen, um andere Kräfte zu verhindern. Diesen anderen Kräften werde ich mich jetzt in Kapitel 1.1, und dann noch einmal in Kapitel 5. widmen.

Die Demokratie ist ein wertvolles Gut, das gut beschützt werden muss, denn auf die Demokratie berufen, das machen viele Gruppen und Parteien, aber noch lange nicht alle meinen es auch so, aber dazu kommen wir jetzt.

1.1 Die Schwächen der Demokratie

So, das war jetzt mal so ein kleiner Einblick, wie diese Staatsform entstanden ist.

Was ist Demokratie heute? Gut, es gibt verschiedene Formen dieser Staatsform, in den USA und Frankreich gibt es die präsidiale Demokratie, in Großbritannien die royale Demokratie und in Deutschland die parlamentarische Demokratie.

Eines haben alle gemeinsam, überall können die Menschen frei ihre Meinung äußern, es gibt Pressefreiheit, freie und geheime Wahlen und eine Gewaltenteilung.

Jetzt kommen wir in einen Konflikt, welchen Staaten gestehen wir zu, dass sie diese Kriterien erfüllen? Warum meinen wir, dass wir es mit demokratischen Staaten zu tun haben, obwohl wir es eigentlich besser wissen sollten?

Die Grundprinzipien einer Demokratie habe ich oben benannt, doch die Welt hat sich verändert und sie wird sich weiter ändern. Aber wohin wird sie sich entwickeln? Demokratie lässt Veränderung zu, eine Diktatur nicht.

In einer Demokratie haben alle politischen Strömungen Platz, egal ob links oder rechts. Jeder kann und darf seine Meinung äußern.

Also ist doch alles gut?

Seit dem 24.09.2017 hat auch die rechtspopulistische AfD ihren Platz im Bundestag. Schaut man sich die Beiträge an, egal zu welchem Thema die Aussprachen stattfinden, so läuft es immer wieder auf das Thema Geflüchtete und Migranten hinaus.

Das Thema, was schon den gesamten Wahlkampf beherrscht hat. Zitat von Alexander Gauland:

»[…] und wir werden uns unser Land und unser Volk zurückholen«.

Darin steckt ja schon ein Verständnis von Politik, dass mit Demokratie nicht mehr viel zu tun hat. »Die Idee eines einheitlichen Volkswillens als Grundlage politischer Legitimität erklärt vier problematische antikonstitutionelle Merkmale national-autoritärer Ideologien.

Erstens haben Rechtspopulisten Probleme mit der Idee einer Opposition. Sie sind, wie Jan-Werner Müller ausführlich beschrieben hat, antipluralistisch, Populisten erheben den Anspruch, die Gesamtheit des wahren Volkes zu repräsentieren. Wer gegen sie ist, muss entweder korrupt, inkompetent oder Verräter im Dienst kosmopolitischer Interessen oder anderer fremder Mächte sein oder gehört nicht zum wahren Volk. Dagegen gehört die Idee der legitimen Opposition zum Kernarsenal demokratisch konstitutionellen Denkens.«1 Die weiteren Punkte lasse ich mal weg.

In diesem ersten Punkt sieht man bestätigt, was wir täglich im Fernsehen, Internet und Printmedien feststellen können, doch dazu später mehr.

Es stellen sich viele Fragen. Haben die Menschen im Geschichtsunterricht nicht aufgepasst? Sind die Menschen einfach nur anfällig für Populismus?

Was ist die Ursache? Gibt es Menschen, die aufgrund ihrer Stellung in der Gesellschaft immun gegen alle Arten des Populismus sind? Alles Fragen, über die man nachdenken sollte, weil davon auch viel abhängt, in welcher Welt wir zukünftig leben werden.

Es gibt viele Erklärungsmuster für die Hinwendung zu populistischen Gruppen und Parteien.

Wirtschaftliche Gründe? Ja, die werden immer gerne hervorgebracht, wenn es um irgendwelche Rechtfertigungen geht, warum nun Helmut, Dieter oder Christa sich solchen Gruppen angeschlossen haben. Die Wirtschaftsleistung eines Staates analysieren nur die wenigsten Bürger:innen, die eigene Situation schon eher. Doch wie erklärt es sich dann, dass Menschen populistische Parteien wählen, die keine wirtschaftlichen Probleme lösen können? Die wirtschaftliche Komponente ist auch in der Wissenschaft eine beliebte Erklärung, aber es ist zu einfach, es ist allenfalls eine von vielen Ursachen, doch nicht pauschal auf alle Menschen, die in prekären Situationen leben übertragbar.

Es sind auch psychologische Aspekte, warum Menschen nicht nur populistische Parteien wählen, sondern auch aktiv mitwirken. Menschen, die dazugehören wollen, sie bekommen plötzlich Anerkennung, auch wenn sie nicht der/die Anführer:in sind, so etwas nennt sich „autoritäre Unterwerfung“. Weiterhin fordern diese Menschen alle demokratischen Grundrechte für sich ein, aber nur für sich oder ihre Gruppe, anderen hingegen verwehrt man diese Rechte, das nennt sich „Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit“ (GMF).

Es ist natürlich ein Widerspruch, der mit logischem Denken nichts zu tun hat, aber er schwächt unsere Demokratie. Es ist eine Schwäche der Demokratie, wenn solche Verhaltensweisen, die zumindest nicht weniger werden, als „Meinungsfreiheit“ toleriert werden.

»Die Bereitschaft oder sogar der Wunsch, sich der Autorität des Marktes zu unterwerfen, bei gleichzeitiger Unsicherheit, in welcher Form und welchem Maß man an den Gewinnen des Marktes partipizieren kann, dies mündet in Ressentiments.

So entsteht auch die Bereitschaft, sogar der Wunsch nach Unterwerfung unter eine starke Autorität, in der Betonung von Konventionen und nicht zuletzt in der Forderung nach harten Strafen, sollten die Konventionen verletzt werden.

Autoritäre Unterwürfigkeit, Konventionalismus, autoritäre Aggression und die Bereitschaft zur Abwertung anderer, das sind die Kernelemente eines »potentially fascistic individuals« (Adorno et al., 1950, S. 1, vgl. auch Fromm,1936).«2

Zwei Gruppen seien hier noch angemerkt, die Polizei und die Bundeswehr. Ja, man glaubt es kaum, aber bei der Bundeswehr verschwinden auf seltsame Weise mehrere tausend Projektile für Maschinenpistolen u. a., rechtsextreme Soldat:innen der Eliteeinheit KSK (Komando-Spezialkräfte) haben Schießübungen für den Tag X in Güstrow und anderswo veranstaltet. Auch Polizist:innen der Eliteeinheiten SEK gehören den rechtsextremen Chatgruppen an, auch bei ihnen wurden Schusswaffen aus Beständen der Bundeswehr gefunden, womit sie ebenfalls bei den Schießübungen dabei waren.

Warum habe ich das hier in mein Buch aufgenommen?

Hier geht es darum, die Schwächen der Demokratie aufzuzeigen. Polizei und Bundeswehr sind Institutionen, die für Sicherheit im Staat sorgen sollen, nach außen wie nach innen, wenn es da aber solche Schwachstellen gibt, die nicht für, sondern gegen den Staat arbeiten, dann muss es benannt werden, wenn dann auch noch von der Regierung die Einsicht fehlt, dass wir dort ein Problem haben und sich Minister:innen aus falsch verstandener Solidarität weigern, unabhängige Studien zuzulassen, so haben wir auch ein falsches Verständnis von Demokratie in der Politik. Es kann keine Gruppe ausgenommen werden, egal ob Polizist:innen, Soldat:innen, Bäcker:innen oder Finanzbeamt:innen, es sind alles Menschen, deren Denkmuster nicht durchschaubar sind. Jede:r von ihnen kann, aus welchen Gründen auch immer, in solche Kreise geraten, gerade weil er/sie empfänglich für populistische Strömungen ist, da spielt der Beruf keine Rolle.

Hier habe ich schon etwas vorgegriffen bezüglich Populismus etc., was aber in Kapitel 5 ausführlich behandelt wird.