Until Love: Trevor - Aurora Rose Reynolds - E-Book

Until Love: Trevor E-Book

Aurora Rose Reynolds

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Beschreibung

Trevor Mayson hat sein Leben komplett durchgeplant: das Familienunternehmen zum Erfolg führen und noch ein paar Jahre seinem Ruf als Playboy gerecht werden, ehe er sich auf etwas Festes einlässt. Doch dann ist da plötzlich Liz – wunderschön, liebeswürdig und zurückhaltend verkörpert sie alles, was er immer in einer Frau gesucht hat. Leider macht Trevor den Fehler, ihr das Herz zu brechen, anstatt ihr seines zu schenken. Je intensiver er sich von ihr fernzuhalten versucht, desto stärker fühlt er die Anziehung zu dieser Frau. Bald hat Trevor alle Hände voll damit zu tun, seinen Lebensplan auf den Kopf zu stellen, um Liz wieder für sich zu gewinnen …

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NEW YORK TIMES UND USA TODAY BESTSELLER AUTORIN

AURORA ROSE REYNOLDS

UNTIL LOVE

TREVOR

Contemporary Romance

Aus dem Amerikanischen von E. I. Leitold

UNTIL LOVE : TREVOR

Aurora Rose Reynolds

Die Originalausgabe wurde 2013 unter demTitel UNTIL TREVOR von Aurora Rose Reynolds veröffentlicht.

© 2016 Romance Edition Verlagsgesellschaft mbH8712 Niklasdorf, Austria

1. AuflageCovergestaltung: © SturmmöwenTitelabbildung: © Andrei vishnyakovKorrektorat & Lektorat: Romance Edition

ISBN-Taschenbuch: 978-3-903130-14-2ISBN-EPUB: 978-3-903130-15-9

www.romance-edition.com

Inhalt

Prolog

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Epilog

Danksagung

Die Autorin

Prolog

Trevor

»Du bist echt verdammt eng«, sage ich, während ich mit meinem Finger in ihre nasse Spalte gleite und spüre, wie sie sich fest darum zusammenzieht. »Wie lang ist es her?«, will ich wissen und beiße in ihr Ohrläppchen. Verdammt, ich liebe den Laut, den sie dabei macht.

»Noch nie«, wimmert sie und drängt mir ihre Hüfte entgegen.

Ich schrecke aus dem Schlaf hoch und blicke auf die Uhr – es ist erst kurz nach zwei Uhr morgens. »Dieser Scheiß wird langsam lächerlich«, murmle ich und reibe mir über das Gesicht.

Seit jener Nacht, als ich meine Hand in Liz’ Hose hatte, plagt mich dieser Mist nun. Als die Worte noch nie aus ihrem sexy Mund gekommen sind, hat die Welt aufgehört, sich zu drehen. Ich kann keine Jungfrau vögeln, schon gar keine, die so süß ist wie Liz.

»Du bist wach?«, fragt Anna … oder Amber – vielleicht auch Angie – von der anderen Seite des Bettes aus.

»Ja, Zeit für dich, zu gehen, Süße«, sage ich und stehe auf. Warum zur Hölle tue ich mir das immer wieder an? Diese Frauen zu ficken, ist vergleichbar damit, mit einer Flasche voll Salzwasser durch die Wüste zu laufen. Es mag auf den ersten Blick keinen Unterschied machen, aber du weißt schon vorher, dass es nicht dein Bedürfnis stillen wird.

»Kann ich nicht bleiben?«, jammert sie und streicht mir über den Rücken.

»Nope.« Ich ziehe meine graue Jogginghose an.

»Also wirfst du mich raus?«

»Nope, ich sage dir nur, dass es für dich an der Zeit ist, zu gehen. Dich rauswerfen, wäre nicht besonders nett.«

»Wann können wir uns wiedersehen?«, will sie wissen und zieht ihr enges blaues Kleid an. Wie konnte sie es letzte Nacht so verdammt schnell aus diesem Ding rausschaffen?

»Ich rufe dich an. Lass mir deine Nummer da.« Ich gehe ins Badezimmer. Sobald ich wieder rauskomme, wird sie nichts weiter sein als eine Erinnerung.

***

»Jo, T!«, ruft Cash und rutscht mir gegenüber auf die Bank. Ich muss grinsen. Dieses Wort benutzt er bestimmt hundert Mal am Tag. »Was machst du hier?«

Ich hebe eine Augenbraue und schiebe mir ein weiteres Stück French Toast in den Mund, um wortlos seine Frage zu beantworten.

»Besuchst du Mom und Dad am Wochenende? Asher hat endlich das July-Verbot aufgehoben, also gibt Mom eine riesige Party«, meint er aufgeregt.

»Weiß er, dass Mom eine Party schmeißt?« Wenn Asher nichts davon weiß, wird er verdammt noch mal ausflippen. Tatsächlich habe ich meine Nichte erst zweimal gesehen und sie erst einmal gehalten – nachdem November Asher gezwungen hat, sie mir zu geben.

Cash zuckt die Achseln und blickt über meine Schulter. »Jo!«, ruft er und winkt.

Ich werfe einen Blick nach hinten und sehe Liz, die in der Nähe der Eingangstür steht. Ihr langes, blondes Haar ist zu einem unordentlichen Zopf geflochten und hängt über ihre Schulter. Ihr trägerloses Sommerkleid schmiegt sich an ihren perfekten Körper und reicht bis zum Boden. Sie winkt zurück, dabei färben sich ihre Wangen hübsch rosa.

Als ein Typ sie umarmt, sehe ich rot. »Wer zum Teufel ist das?«, knurre ich. Meine Brüder sind mit meinen Liz-Problemen vertraut.

Cash zuckt erneut die Schultern. »Weiß nicht«, murmelt er, während er sie beobachtet. »Jo, Liz. Komm einen Moment rüber«, ruft er ihr zu.

Der Typ, der mit ihr hier ist, geht zu einem der Tische und setzt sich so hin, dass er uns sehen kann.

»Hi, Jungs«, sagt Liz und ihre Stimme ist genauso sanft wie ihre Kurven. Ich weiß, wie sie sich anfühlt. Wie sie riecht, und dieses Wissen verdreht mir noch immer den Kopf.

»Du kommst am Wochenende zu Moms und Dads Party, nicht wahr?«, fragt Cash.

Sie sieht zu mir und ihr Gesichtsausdruck verändert sich, ehe sie antwortet. »Ich, ähm, bin mir nicht sicher.«

»Wer ist dieser Kerl?«, verlange ich zu wissen.

Kurz scheint die Frage sie zu überraschen. »Ein Freund«, erwidert sie und spielt nervös mit ihren Händen.

»Wie heißt er?«, frage ich und sehe zu dem Kerl hinüber, dessen Blick an Liz’ Hintern festklebt. Er scheint ein paar Jahre jünger zu sein als ich. Seine dunkelblonden Haare sind pures Chaos und er sieht in seinem scheißbilligen Anzug wie der Kassenangestellte einer Bank aus.

»Bill«, antwortet sie und blickt zu Cash. »Ich gehe jetzt. Kann sein, dass wir uns am Wochenende sehen. Ich, ähm, melde mich bei eurer Mom.« Sie dreht sich um und geht zu Billiganzug-Bill, der jeden ihrer Schritte verfolgt.

Ich muss mich zurückhalten, um nicht zu ihm zu marschieren und sein Gesicht auf den Holztisch zu klatschen.

»Wann hörst du endlich mit den Spielchen auf?«, fragt Cash.

»Sie ist verdammt noch mal jungfräulich, Mann«, murmle ich und schiebe meinen Teller von mir.

»Na und T? Weil sie nicht zu dem Haufen Schlampen gehört, die du normalerweise flachlegst, bist du nicht an ihr interessiert?«

Tief in mir weiß ich, dass er richtig liegt. Seit der Sekunde, als ich sie das erste Mal im Haus meiner Eltern gesehen habe, hat sie mir gehört. Sie saß draußen und lachte mit meiner Mom. Genau in diesem Moment wusste ich, dass sie Mein ist. Wir sind so etwas wie Freunde geworden, bis zu jener Nacht, in der meine Nichte geboren wurde. Endlich lag Liz unter mir – und stellte mit der Nachricht um ihre Jungfräulichkeit meine Welt auf den Kopf. Seither versuche ich, ihr aus dem Weg zu gehen.

»Ich muss los.« Ich stehe auf, werfe etwas Geld auf den Tisch und sehe ein letztes Mal zu Liz. Großartig! Der Typ fasst über den Tisch und streicht ihr das Haar hinters Ohr. Mein Blut kocht förmlich.

Mir ist klar, dass ich darüber hinwegkommen oder endlich Farbe bekennen muss. So oder so, habe ich eine Entscheidung zu treffen.

Der Typ blickt in meine Richtung. Wie zur Warnung hebt er das Kinn. »Herausforderung angenommen, Arschloch«, murmle ich und mache mich auf den Weg nach draußen.

1. Kapitel

Liz

Ich schiebe die Eingangstür des Clubs auf. In meinem Bauch wimmelt es vor Schmetterlingen. In all den Jahren, in denen ich hier wohne, habe ich dieses Etablissement nie betreten. Ich hätte nicht mal daran gedacht, dem Club einen Besuch abzustatten, ganz zu schweigen davon, hier nach einem Job zu suchen.

Drinnen ist es dunkel, nur von der Bar kommt etwas Licht.

»Kann ich dir helfen?«, fragt eine sehr hübsche ältere Lady. Sie steht hinter dem Tresen und trocknet ein Glas ab.

»Ich, ähm, muss Mike sprechen«, sage ich und mache einen weiteren kleinen Schritt in das Gebäude hinein.

»Klar, Süße. Hier lang«, fordert sie mich auf und führt mich einen langen Gang hinunter. Sie öffnet die letzte Tür.

»Shannon, gib mir eine Minute«, bittet Mike, ohne von seinem Computer hochzusehen. »November hat ein neues Programm auf diesem verdammten Ding installiert und jetzt kann ich meine E-Mails nicht finden«, grummelt er.

Ich lächle, gehe um den Tisch herum, schnappe mir die Maus und klicke auf das E-Mail-Symbol.

Er lacht. »Hey, Liebes? Wie geht es dir?«, fragt er in dem väterlichen Ton, den ich lieben gelernt habe.

Mike und mein Vater waren beste Freunde, bis mein Vater vor zehn Jahren starb. Nach seinem Tod half Mike meiner Mom, wenn sie wegen mir und meinem Bruder ein extra Paar Hände brauchte. Früher habe ich dafür gebetet, er und meine Mom würden heiraten, aber sie waren nie mehr als Freunde.

»Könnte besser sein«, sage ich und spüre wieder Tränen in meiner Kehle hochsteigen.

»Was stimmt denn nicht?« Mike steht auf, dann zieht er mich zur Couch rüber.

»Na ja … Ich brauche einen Job.«

»Okay«, sagt er, als wüsste er nicht, was er davon halten soll.

»Was ist mit dem Laden?«

Nun kann ich die Tränen nicht länger zurückhalten. »Tim hat unser ganzes Geld gestohlen und ich kann Mom nichts davon erzählen«, schluchze ich und lasse mich mit dem Gesicht voran gegen seine Brust fallen.

Ich habe keine Ahnung, was mit meinem Bruder passiert ist. Dem Bruder, der nach dem Tod unseres Vaters nachts in mein Zimmer kam, um nach mir zu sehen. Wir standen uns immer nah. Als er für die Uni wegzog, änderte sich alles. Nach dem Abschluss der Highschool begann ich, in einer örtlichen Fabrik zu arbeiten, bis sie acht Jahre später aus wirtschaftlichen Gründen schließen musste. Ich legte meinen Lohn jede Woche zur Seite, sobald ich ihn bekam. Ich habe immer gern geshoppt, aber in der Stadt gab es nie Läden, die das anboten, was mir gefallen hätte. Also stellte ich einen Plan auf, sparte und konnte schließlich meinen Traum verwirklichen – das Temptations wurde eröffnet.

Ich setze mich auf und blicke über Mikes Schulter. »Vor drei Monaten, als Tim zu Besuch war, fragte er mich, ob er im Laden aushelfen könne. Ich habe damals zu viel gearbeitet und war ausgelaugt, also ließ ich mich darauf ein. Ich wusste nicht, dass er mir nur helfen wollte, um mich unbemerkt ausrauben zu können. Jetzt ist er verschwunden und all das Geld aus dem Laden mit ihm … auch meines. Ich kann Mom nicht erzählen, was passiert ist. Sie heiratet in ein paar Wochen und kann diesen Stress nicht zusätzlich brauchen. Ich habe einen Privatdetektiv angeheuert, der nach Tim und den dreiundzwanzigtausend Dollar sucht, die er gestohlen hat. Aber wer weiß, wie lang das dauert. Ich musste bereits mein Apartment aufgeben und alles, was ich besitze, einlagern. Ich wohne im Hinterzimmer des Ladens. Ich war der Meinung, es würde sich schon alles fügen, bis ich vor zwei Tagen eine Mahnung bekommen habe, dass ich mit der Miete für den Laden im Rückstand bin. Ich kann nicht zulassen, meinen Traum aufzugeben«, flüstere ich heiser vom Weinen.

»Scht, Liebes. Es ist okay. Alles wird gut werden. November nutzt ihr Apartment nicht, also kannst du dort wohnen, und ich werde dir das Geld geben.«

Ich schüttle den Kopf. »Ich will kein Geld von dir annehmen. Das wäre nicht richtig.«

»Ich kann nicht zulassen, dass du für mich arbeitest, Liz«, meint er und legt die Hand an meine Wange.

Ich fühle mich schlecht, schwere Geschütze auffahren zu müssen, aber ich brauche Geld – und das kann ich nur annehmen, wenn ich es verdient habe. »Kannst du mir einen anderen Club empfehlen?«, frage ich und hole mein Handy hervor, sodass es aussieht, als wolle ich mir alle Telefonnummern einspeichern, die er mir sagt.

»Du wirst nicht in einem anderen Club arbeiten«, erwidert er und fährt sich übers Gesicht. »Gott, was denke ich mir nur dabei …« Als sein Blick zu mir zurückkehrt, erkenne ich, dass er hin und her gerissen ist. »Na gut, du kannst Drinks servieren, aber du gehst nicht auf die Bühne.«

»Okay«, stimme ich augenblicklich zu. Ich wollte ohnehin nicht auf der Bühne arbeiten. Ich würde es tun, wenn mir keine andere Wahl bliebe, aber die Vorstellung, meine Kleider auszuziehen und zu versuchen, sexy zu wirken, ist nicht mein Ding.

»Was wird Trevor davon halten?«, fragt Mike und ich wende mich ab.

Trevor scheint es zu gefallen, jeden Mann zu verjagen, der auch nur ein bisschen Interesse an mir zeigt. Ich bin sicher, mich schon halb in ihn verliebt zu haben, aber er erwidert diese Gefühle nicht. Eine Zeit habe ich einen meiner besten Freunde in ihm gesehen. Bis zu dem Tag, als July geboren wurde. Wir sind in seinem Haus gelandet und haben mit einer Flasche Wodka gefeiert. Am Ende wurde es ziemlich heiß und verrucht zwischen uns. Er schob seine Hand in meine Hose, und ich war so in diesem Moment gefangen, dass ich, als er mich nach meinem letzten Mal Sex fragte, mit nochnie antwortete. Ich meinte damit nicht, dass ich noch nie Sex hatte. Ich meinte, ich hätte noch nie so ein Feuer gespürt, als würde mein Körper von innen heraus in Flammen aufgehen. Sobald ich die Worte ausgesprochen hatte, hörte er sofort auf. Ich versuchte, das Missverständnis aufzuklären, aber er ignorierte mich, hob mein Shirt vom Boden auf, drückte es mir in die Hand und verließ den Raum. Seither geht er mir aus dem Weg. Was gut ist, weil ich noch nie in meinem Leben so gedemütigt wurde.

»Trevor hat kein Mitspracherecht. Wir reden nicht mal mehr miteinander«, sage ich und höre die Traurigkeit in meiner Stimme.

»Alles klar«, meint Mike und fährt sich durchs Haar. »Du kannst morgen anfangen. Bitte Shannon um eine Uniform.«

»Ich danke dir«, sage ich leise, den Blick auf meine Hände in meinem Schoß gerichtet.

»Danke mir noch nicht, Süße.«

»Das bedeutet mir viel. Ich weiß, dass das nicht einfach für dich ist.«

»Okay, Liebes.« Er seufzt und zieht mich in eine weitere Umarmung. »Wir sehen uns morgen. Deine Schicht fängt um neun an, sei aber schon um acht hier. Ich werde eines der Mädchen bitten, dir alles zu zeigen und dir zu sagen, was zu tun ist.« Er steht auf, um einen Schlüsselbund aus seiner Hosentasche zu ziehen. »Die sind für das Apartment. Du kommst durch die Kellertür hinter dem Haus rein. Du musst nicht anklopfen, benutz einfach deinen Schlüssel. Morgen helfe ich dir, deine eingelagerten Sachen zu holen, damit du richtig einziehen kannst.«

Ich schlucke schwer und versuche die Gefühle, die in mir toben, zu kontrollieren.

»Alles wird gut, Liz«, verspricht Mike erneut und umarmt mich ein weiteres Mal. »Jetzt geh und hol deine Uniform. Wir sehen uns morgen.«

»Okay«, flüstere ich und mache einen Schritt zurück. »Danke nochmal, Mike. Bis morgen.«

Ich finde Shannon hinter der Bar. Sie gibt mir etwas, das eine Uniform sein soll, das aber bloß nach einem Stück hauchdünnen Stoff aussieht. Damit schickt sie mich nach Hause.

***

»Hey, Mädchen«, sagt Beth, alias Bambi, als sie in den Umkleideraum kommt.

Als ich sie das erste Mal gesehen habe, war ich eingeschüchtert. Sie ist etwa einen Meter fünfundsiebzig, scheint nur aus Beinen zu bestehen, hat langes braunes Haar, perfekte sonnengeküsste Haut und goldene Augen. Vor etwa einem Jahr ist sie von Montana nach Tennessee gekommen; seitdem arbeitet sie im Teasers.

Sie hat mir alles über das Kellnern, Drinks anbieten und das richtige Lächeln für ein ordentliches Trinkgeld beigebracht. Ich habe sie gefragt, warum sie nicht auf der Bühne arbeitet; sie könnte dort oben eine Menge Geld verdienen. Aber sie meinte, sie wäre zu ungeschickt. Den Namen Bambi hat sie nicht hier bekommen, sondern von ihren Eltern, als sie klein war. Sie sagten, Beth hätte ihre Beine nie unter Kontrolle gehabt, als wären sie nicht an ihrem Körper festgemacht, und so nannten sie ihre Tochter Bambi.

»Ist viel los da draußen?« Ich trage hellrosa Lipgloss auf.

»Nicht wirklich. Um elf findet eine Junggesellenparty statt. Sie haben das Privatzimmer gemietet. Rex meinte, du könntest mir beim Bedienen helfen. Das Trinkgeld wird gut ausfallen«, meint sie und geht zu den Spinden auf der anderen Seite des Raums.

Ich werfe einen Blick in den Spiegel. Als ich mein Gesicht sehe, vergesse ich einen Moment, wer ich bin. Meine hellgrünen Augen scheinen durch den Smokey Eye Look mehr zu strahlen. Mein langes blondes Haar fällt über meine Schultern bis unter meine Brüste, die oben am Korsett herauszuquellen drohen. Das Mieder drückt meine Taille zusammen, was meine Hüften betont. Mit der Netzstrumpfhose und dem schwarzen Seidenhöschen sehe ich aus, als wäre ich auf den Weg in die Playboy Mansion. Ich musste ein paar Tage in High Heels herumlaufen, bis ich nicht bei jedem Schritt Gefahr lief, auf die Nase zu fallen.

Es ist drei Wochen her, seit ich hier zu arbeiten angefangen habe. Das Trinkgeld ist genial, die Stunden sind okay und nachts ein Bett zum Schlafen zu haben ist großartig. Der einzige Nachteil ist die ständige Müdigkeit. Zwei Jobs gleichzeitig zu haben, ist nicht leicht. Noch weniger, wenn niemand von einem der beiden Jobs wissen darf.

Ich habe mich vor zwei Tagen mit Bill getroffen – für ein Update wegen meines Bruders. Er erzählte mir, herausgefunden zu haben, dass Tim in Alabama war, aber wieder weitergezogen ist. Bisher hat Bill keine weitere Spur. Ich habe das Gefühl, die Polizei alarmieren zu müssen, aber der Gedanke an meinen Bruder im Gefängnis gefällt mir nicht.

»Okay, Mädchen, ich wechsle nur meine Schuhe, dann können wir los. Und vergiss bitte nicht, dass Junggesellenabschiede verrückt werden können«, meint Bambi und steigt in ein Paar Pumps.

»Was meinst du mit verrückt?«, frage ich und werde nervös. Es ist schon passiert, dass mich ein Kerl beim Arbeiten angegrapscht hat, aber die Türsteher haben immer eingegriffen, bevor etwas außer Kontrolle geraten konnte.

»Na ja, die Männer tendieren bei solchen Feiern dazu, sehr viel mehr zu trinken und das macht sie in der Regel dümmer als üblich.«

Ich kichere. Ich kann nicht anders. Bambi ist eine Vollblutlesbe und hält alle Männer für dämlich. Zuerst war es mir unangenehm, zu wissen, dass sie sich zu Frauen hingezogen fühlt. Dann wurde mir klar, dass sie wie jede heterosexuelle Person, auf einen bestimmten Typ Frau steht und ich nicht dieser Typ bin.

Sie lächelt und schüttelt den Kopf. »Wenn du ein Problem hast, sag es mir, und ich schreite ein.«

»Ich bin sicher, es wird nicht so schlimm«, sage ich und frage mich, wie oft das die letzten Worte eines Menschen gewesen sein mochten.

***

Trevor

»Ja«, sage ich in das Telefon, sehe auf die Uhr und stelle fest, dass es kurz nach zwölf ist.

»Jo, T. Du musst ins Teasers kommen«, sagt Cash und ich setze mich im Bett auf.

»Verdammt, es ist nach Mitternacht. Ich steige nicht aus meinem Bett, um mit dir in einem beschissenen Stripschuppen herumzusitzen.«

»Vertrau mir, T. Wir sehen uns gleich«, sagt er und legt auf, bevor ich Gelegenheit habe, ihm zu sagen, dass er mich am Arsch lecken kann.

»Dafür hat er hoffentlich einen verdammt guten Grund«, grummle ich zur Decke.

Ich stehe auf, ziehe mir Jeans und ein T-Shirt an und mache mich auf den Weg zu meinem Truck. Als ich vor dem Club einparke, stelle ich fest, dass der Parkplatz für einen Mittwoch verdammt voll ist. Cash steht neben dem Eingang und redet mit einem der Türsteher.

»Jo«, begrüßt er mich in seinem üblichen Tonfall. Er sieht sich um, bevor er mich um das Gebäude herum führt.

»Was zum Teufel soll das?«, will ich wissen und sehe mich ebenfalls um. Steckt er etwa in der Klemme?

»Wenn du da reingehst, musst du cool bleiben, okay?«, meint Cash und ich bemerke, dass er panisch wirkt.

»Was ist los?«, frage ich und mache mir Sorgen.

»Als ich sie gesehen habe, bin ich zu Mike gegangen und habe ihn gefragt, was zur Hölle abgeht … Er meinte, sie würde Geld brauchen, das sie nicht ohne Weiteres von ihm annehmen würde. Angeblich hat sie ihm gedroht, sich einen anderen Club zu suchen, wenn er ihr keinen Job gibt.«

»Wirst du mir irgendwann sagen, über wen du verflucht noch mal sprichst, Bro?« Ich verschränke die Arme vor der Brust, um mich davon abzuhalten, ihn zu schütteln.

»Liz«, sagt er und wirft die Arme hoch. »Von welcher Frau sollte ich sonst reden?«

»Willst du mir sagen, dass Liz hier strippt?«, frage ich durch zusammengebissene Zähne und stelle sie mir da drinnen vor. Auf der Bühne. Halbnackt. Mit Männern, die sie anstarren.

Jetzt sehe ich rot.

»Das ist deine verdammte Schuld, T!«, ruft Cash und bohrt mir den Finger in die Brust.

»Erklär mir bitte, wie das mein Fehler sein kann?«

»Als sie Mike um den Job gebeten hat, wollte er wissen, was du darüber denkst. Sie meinte, dass du kein Mitspracherecht mehr hast.«

Tja, die Ohrfeige tut weh. Damit liegt sie nicht falsch. Technisch gesehen habe ich kein Mitspracherecht, was ihr Leben betrifft. Dennoch gehört sie mir und ich werde sie mit niemandem teilen.

»Hey, alles was ich sage, ist, dass du cool bleiben sollst, wenn du da reingehst. Ed steht heute an der Tür und hat gesagt, Liz würde sich um einen Junggesellenabschied kümmern.«

»Gott, dieser Scheiß wird immer besser«, murmle ich und fahre mir mit beiden Händen über den Kopf.

»Okay, ich rede mit Ed. Du gehst da jetzt rein und nimmst sie zur Seite. Mach keine Szene.«

***

Liz

Oh Gott. Kein Geld der Welt ist es wert, sich mit solchen Männern abzugeben. Die letzten drei Stunden habe ich von allen Seiten Hände abgewehrt. Keine Ahnung, wie oft ich den Jungs der Junggesellenfeier sagen musste, dass Anfassen nicht drin ist. Ich schwöre, das nächste Mal, wenn mir jemand an den Arsch greift, werde ich ihn treten.

»Bekomme ich noch zwei Flaschen, Rex?«, sage ich seufzend und sehe mich in der Bar um. Ich entdecke Ed den Türsteher in der Nähe des Eingangs und kneife die Augen zusammen, um zu erkennen, mit wem er spricht.

Verdammt! Der Kerl sieht aus wie Cash, aber das wäre verrückt. Warum sollte er hier sein? Blöde unechte Wimpern. Ich blinzle ein paar Mal, kann aber nicht klar sehen.

»Cash«, höre ich jemanden hinter mir murmeln, und mein Herz schlägt mir bis zum Hals. Ich blicke über meine Schulter und sehe, wie Skittles zur Tür läuft.

»Oh mein Gott«, flüstere ich und ducke mich. Ich drehe mich um und gehe zum Privatzimmer zurück. Als ich bereits glaube, davongekommen zu sein, verlässt mich mein Glück. Skittles rennt mich beinah um und drückt mir ihre riesigen, unechten Möpse ins Gesicht.

»Sorry«, quietscht sie in dieser aufgesetzten Tonlage. Bevor ich ersticke, rennt sie weiter. Ich hocke mich auf den Boden, um auf Händen und Knien in den Privatraum zu gelangen, und hoffe, dass Cash nicht in meine Nähe kommt. Ich schaffe die Hälfte des Weges, als ich ein Paar brauner Arbeitsschuhe vor mir erkenne.

»Entschuldigung«, sage ich, ohne hochzusehen. Ich umrunde den Besitzer der Schuhe, doch er versperrt mir erneut den Weg. Ich puste mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Langsam frustriert mich dieser Kerl. Sieht er nicht, dass ich hier wegzukommen versuche?

Die Person hockt sich vor mich hin, und ich sehe in Jeans gekleidete Knie, dann legen sich Finger unter mein Kinn und heben es an.

»Mist«, flüstere ich, als sich Trevors Blick aus braunen Augen in meine bohrt.

»Wir müssen reden.« Er spricht leise und an seinem Ausdruck kann ich erkennen, dass er wütend ist.

»Nein, wir müssen nicht reden«, erwidere ich und versuche, aufzustehen. Wer hätte gedacht, dass es so ein Aufwand ist, vom Boden hochzukommen, wenn man hohe Hacken trägt? Ich falle nach vorn und meine Hände landen auf Trevors Brust. Er packt mich an der Taille, um mich festzuhalten.

»Danke«, murmle ich.

Nicht zum ersten Mal wünsche ich mir, ich hätte Zauberkräfte, damit ich den Bann brechen kann, den er über mich gelegt hat. Ich hasse es, dass sich mein Körper nach seiner Berührung sehnt. Noch mehr hasse ich es, dass ich mich danach sehne, obwohl ich weiß, was für ein Arsch er ist. Sobald ich mein Gleichgewicht zurückerlange, vermeide ich den Blick in sein Gesicht und trete um ihn herum.

»Wir müssen reden«, wiederholt er und ich tue, als hätte ich ihn nicht gehört. Stattdessen gehe ich weiter in Richtung des Privatzimmers, wo sich Kickass-Bambi aufhält, die alle Männer gleichermaßen hasst.

»Ich sage es dir nicht nochmal, Baby«, warnt Trevor mich und tritt von hinten an mich heran, um meinen Rücken an seine Brust zu ziehen.

»Lass mich los, Trevor«, sage ich leise, um keine Szene zu machen.

Er erwidert nichts, legt jedoch die Arme um meine Taille und führt mich den Gang nach hinten zu Mikes Büro. Ich sehe die Tür näher kommen und beginne Widerstand zu leisten. Ich will nicht mit ihm reden. Als ich reden wollte, wollte er mir nicht zuhören.

Ich winde mich und schaffe es fast, mich zu befreien, als Trevor die Tür zu Mikes Büro öffnet und mich hineinstößt. Dann knallt er hinter uns die Tür zu.

»Großartig. Einfach großartig«, grummle ich, als hätte ich jemals eine Chance gehabt, diesen Kampf zu gewinnen. Ich stemme eine Hand in meine Hüfte, bereit, ihm ordentlich Konter zu geben, als er den Spieß umdreht.

»Gott, du siehst fantastisch aus«, sagt er und kommt mit hungrigem Ausdruck in seinen Augen auf mich zu.

Das trifft mich unerwartet und ich weiche zurück. »Ähm … danke«, sage ich und werfe einen Blick über meine Schulter – was mir klarmacht, dass ich mich auf die Couch zubewege. In Trevors Nähe sollte ich mich besser von horizontalen Flächen fernhalten, also fange ich an, in Richtung Tisch umzuschwenken und hoffe, Abstand zwischen uns zu bringen. Als ich sehe, wie nah er mir ist, hebe ich die Hand. »Stopp.« Er hält an, und ich rolle den Schreibtischsessel zwischen uns, um ihm den Weg zu versperren. »Okay«, sage ich atemlos.

Er hebt die Brauen und verschränkt die Arme vor der Brust. Ich wünschte, er sähe nicht so gut aus. Sein dunkelbraunes Haar ist extrem kurz geschnitten, und seine langen Wimpern, lassen seine Augen noch schöner wirken. Sein Kiefer ist kantig, und wie immer könnte er eine Rasur vertragen. Die dunklen Stoppeln lassen Trevors Lippen auffälliger wirken, und er übertrifft meine ein Meter fünfundsechzig trotz den fünfzehn Zentimeter hohen Schuhen, die ich heute trage.

Sein Blick wandert über mich und er presst die Lippen zusammen. »Was machst du für Sachen, Liz?«

Ich sehe mich in Mikes Büro um und gehe auf diese Weise der Frage aus dem Weg. Mir fällt auf, dass die Tür nicht weit entfernt ist. Wenn ich die Schuhe wegkicke, könnte ich schneller sein als Trevor und vor ihm die Tür erreichen.

»Versuch’s und ich versohle dir den Hintern.«

Ernsthaft? Ich werde diesen Kommentar ignorieren. Stattdessen steige ich aus einem Schuh, stelle den Fuß jedoch nicht auf den Boden. Es soll ihm erst im letztmöglichen Moment auffallen, was ich mit meinen Schuhen tue.

»Rede mit mir«, knurrt er, und ich starre ihn böse an. »Du arbeitest in einem beschissenen Stripclub, um Gottes willen! Was zum Teufel geht hier vor sich?«, brüllt er.

»Das geht dich nichts an«, schieße ich zurück und verschränke die Arme.

»Was? Es geht mich nichts an?«

»Lass mich das deutlicher klarstellen«, sage ich und pausiere, um die Hände in die Hüften zu stemmen, während ich auf einem Schuh balanciere. »Es geht dich verdammt noch mal nichts an.«

»Tut es sehr wohl. Ich habe dich zwischen deinen Beinen berührt. Ich weiß, wie du klingst, wenn du dabei bist, zu kommen.«

»Tja, Mister, das weißt du eben nicht.« Ich werfe einen Blick zur Tür.

»Weiß was nicht?«, fragt er grinsend.

»Wie ich klinge«, erkläre ich. Langsam bin ich sein Spiel leid.

»Das können wir jetzt sofort ändern«, meint er.

Ich blicke ihn an, als wäre er verrückt geworden und schüttle den Kopf. »Ähm, nein, danke«, sage ich und sehe wieder zur Tür. Wo zum Teufel sind denn alle? Ist niemandem aufgefallen, dass ich weg bin? Sollte nicht jemand nach mir suchen?

»Es tut mir leid, aber ich konnte das nicht durchziehen. Du bist zu süß. Darum solltest du auch nicht hier arbeiten.«

»Tja, schade aber auch. Ich brauche diesen Job und ich werde ihn behalten.«

»Du bist unschuldig, Liz, eine verdammte Jungfrau, und du willst in einem Stripclub arbeiten?«, knurrt Trevor.

»Es geht dich zwar nichts an, aber ich bin keine Jungfrau mehr. Und auf dem Anmeldeformular für diesen Job stand nichts darüber geschrieben, meine sexuelle Vergangenheit preisgeben zu müssen«, sage ich genervt.

»Mit wem hast du dich getroffen, seit wir zusammen waren?«, will er wissen, dabei färbt sich sein Gesicht rot.

»Mit niemandem! Herrgott«, rufe ich und wedle mit der Hand vor mir herum.

»Wie genau schafft man es dann von noch nie zu jetzt?«, fragt er und wirkt genauso verwirrt, wie seine Frage klingt.

»Ich habe nie gesagt, eine Jungfrau zu sein«, gebe ich zurück. »Du hast dich entschieden, es so zu verstehen, und dann bist du abgehauen. Als ich es dir erklären wollte, hast du mich ignoriert. Was übrigens verdammt peinlich war«, sage ich und verschränke erneut die Arme vor der Brust. Beinah fühle ich denselben Grad an Peinlichkeit wie in jener Nacht, als wir zusammen waren.

»Fuck«, flüstert er und fährt sich mit beiden Händen über das Gesicht.

»Ich muss jetzt wirklich los. Bambi ist vermutlich schon am Durchdrehen. Ich habe sie mit der Junggesellenparty allein gelassen.« Erneut visiere ich die Tür an, bereit zur Flucht.

»Wir gehen«, meint er und macht einen Schritt auf mich zu.

Ich halte inne. »Nein, ich arbeite. Wir gehen nirgendwohin.«

»Du hast gerade gekündigt. Es ist Zeit, dass du nach Hause kommst.«

»Wow, die Höhlenmenschroutine hast du drauf, nicht wahr?« Ich schlüpfe wieder in meine Schuhe. Ich werde mich von ihm nicht einschüchtern lassen.

»Du kommst mit mir mit oder ich erzähle deiner Mutter, was du in deiner Freizeit machst«, sagt er und ich spüre, wie jegliche Farbe aus meinem Gesicht weicht.

Meine Mom kann ziemlich cool sein, aber wenn ich ihr erzählen würde, hier zu arbeiten, müsste ich ihr erklären, warum ich den Zweitjob brauche. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie dafür Verständnis aufbringt.

»Ich hätte nie gedacht, dass ich dich hassen könnte, aber du belehrst mich gerade eines Besseren«, flüstere ich, während mir Tränen in die Augen steigen. Meine Schultern sacken nach unten und ich gehe los.

»Wo willst du hin?«, fragt er, als ich die Tür öffne.

Ich drehe mich nicht um. »Ich hole mein Zeug und gehe heim, Trevor. Genau, wie du es wolltest.«

Bambi befindet sich im Umkleideraum, als ich dort ankomme. Sie steht vor dem Spiegel und trägt mehr Lipgloss auf. »Hey! Ed meinte, du würdest mit jemandem reden, als ich nach dir gesucht habe. Alles okay?«

»Ähm, nicht wirklich. Ich haue ab«, sage ich und hole meine pinke Sporttasche hervor. Ich versuche alles, was mir gehört, hineinzustopfen, und weiche Bambies Blick aus.

»Du gehst?«, fragt sie, und ich kann spüren, wie sie neben mir stehen bleibt.

»Etwas ist passiert und ich muss los. Es tut mir leid, dass ich dich mit diesen Typen allein lassen muss. Ich rede auf meinem Weg nach draußen mit Mike, damit er dir jemanden zum Helfen schickt«, sage ich und streife mir meinen Hoodie über das Top. Dann steige ich aus meinen Schuhen und ziehe meine schwarzen hochgeschlossenen Converse an.

»Das ist mir egal. Ich mache mir Sorgen um dich und will wissen, warum du gehst«, erwidert sie und umarmt mich.

»Fertig?«, will Trevor wissen und steckt den Kopf ins Zimmer. Beim Klang seiner Stimme drehen wir uns in seine Richtung.

»Was zum Teufel willst du hier, Arschloch?«, ruft Bambi. »Verschwinde verdammt noch mal raus hier! Kannst du nicht lesen? Dieser Bereich ist nur für Frauen, und wenn du nicht willst, dass ich dir eine Vagina verpasse, haust du jetzt besser ab.« Sie geht rüber und knallt die Tür in Trevors überraschtes Gesicht.

Ich kichere. Egal wie schlimm die Situation sein mag, Bambis Ausbruch war es wert.

»Bist du etwa mit diesem Idioten zusammen?«

»Nein, er ist nur vorbeigekommen, um mir etwas mitzuteilen.«

»Ruf mich an und lass mich wissen, ob du okay bist«, bittet Bambi mich und das bringt mich fast zum Weinen. Sie hat beim Arbeiten für Spaß gesorgt und ist mir eine gute Freundin geworden.

»Ich rufe dich morgen an«, verspreche ich und öffne die Tür, um direkt an Trevor, Cash und Mike vorbeizulaufen.

»Bist du okay, Darling?«, will Mike wissen und legt einen Arm um meine Schulter.

»Ja. Ich werde nach Hause gehen. Wir sehen uns morgen beim Frühstück. Und danke dir für die Stelle als Aushilfe.«

»Wir sehen uns morgen, dann können wir über alles sprechen«, meint er und drückt mich fester an sich.

»Toll«, murmle ich und laufe über den Parkplatz zu meinem Charger. Ich öffne die Tür und werfe meine Tasche auf den Beifahrersitz.

»Hey, wir müssen reden«, sagt Trevor, fasst nach meinem Handgelenk und dreht mich zu sich um.

»Nein, Trevor, müssen wir nicht.«

»Wir sind Freunde, Liz. Das hier bist nicht du. Ich will nur das Beste für dich«, sagt er und versucht, mich an sich zu ziehen.

Ich mache einen Schritt zurück, steige in mein Auto, knalle die Tür zu und versperre alle vier, bevor er mich aufhalten kann. Dann betätige ich die Zündung, lasse den Motor aufheulen und öffne mein Fenster einen Spalt. »Damit du aus der heutigen Nacht lernst, werde ich dir ein paar Tipps geben. Du weißt schon, da wir Freunde sind und all das«, sage ich sarkastisch. »Zuerst mal wollen Freunde wissen, wie es dem anderen geht. Zweitens würde sich ein Freund wundern, welche Umstände dazu geführt haben, dass jemand einem Job nachgeht, den er sonst nie machen würde. Und last, but not least würde ein Freund niemals einem Freund drohen.« Mit diesen Abschiedsworten lasse ich den Motor erneut aufheulen und den Kies hinter mir aufwirbeln. Das Heck meines Wagens bricht aus, als ich die Stopptafel erreiche. Ich drehe Nickelbacks Animals im Radio auf, stecke eine Hand aus meinem Fenster und zeige Trevor den Mittelfinger.

Sobald ich das Fenster geschlossen habe, beginnen Tränen der Wut und der Trauer über meine Wangen zu laufen. Es hat einen Zeitpunkt gegeben, als ich Trevor vertraut habe, doch wie mein Bruder hat auch er mein Vertrauen nicht verdient, und jetzt stecke ich noch schlimmer in der Klemme als vorher. Ich muss eine Möglichkeit finden, Geld zu verdienen, um mein Geschäft zu retten. Und zwar ohne meine Mom in diese Angelegenheit zu involvieren oder meinen Bruder ins Gefängnis zu stecken.

***

Trevor

»Tja, ich muss schon sagen, das ist super gelaufen. Nicht wahr, Freund?«, fragt Cash, bevor er mir auf die Brust klopft und mich stehen lässt.

Ich bin verblüfft, kann keinen Finger rühren und wundere mich, was zum Teufel passiert ist.

»Jo! T, kommst du, oder was?«, ruft Cash vom anderen Ende des Parkplatzes und reißt mich aus meiner Starre.

Ich lege den Kopf in den Nacken und blicke in den Nachthimmel. Als ich eine Sternschnuppe sehe, wünsche ich mir etwas. Ich schließe die Augen, atme aus und gehe in dem Wissen, dass morgen ein neuer Tag sein wird, zu meinem Truck.

2. Kapitel

Liz

Als der Boden über mir knarrt, wache ich auf. Ich rolle mich zur Seite und sehe auf die Uhr, die mir sagt, dass es kurz nach halb zehn ist. Ich weiß, dass Mike sein Frühstück essen und schlafen gehen wird. Ein Teil von mir will ein Treffen im Stockwerk über mir vermeiden. Am liebsten würde ich mich unter der Decke verstecken, wie ich es gemacht habe, als ich klein war und tun, als wäre mein Leben perfekt und normal. Ich will tun, als hätte Trevor mir nicht damit gedroht, mich bei meiner Mom anzuschwärzen. Als hätte mein Bruder nicht mein Geld gestohlen, und als liefe ich nicht Gefahr, den Traum aufgeben zu müssen, für den ich so hart gearbeitet habe.

Ich werfe die Decke zurück, springe aus dem Bett und schnappe mir meine rosa Jogginghose vom Boden. Sobald ich sie angezogen habe, mache ich mich auf den Weg nach oben.

»Hey, Darling«, begrüßt mich Mike.

»Hey«, murmle ich und steuere auf die Kaffeekanne zu.

»Wir müssen uns über letzte Nacht unterhalten, Darling.«

»Ich weiß«, sage ich, hole mir eine Tasse, schenke mir Kaffee ein, füge Sahne und zwei Stück Süßstoff hinzu. Ich setzte mich auf die Anrichte und nehme einen Schluck Kaffee. »Das mit letzter Nacht tut mir leid. Trevor hat mich überrumpelt und ich war aufgebracht. Ich wollte dich nicht hängen lassen.«

»Ich weiß, du bist wütend auf ihn, aber er versucht nur, auf dich aufzupassen.«

Ich bin kurz davor, ihm zu sagen, dass Trevor in Wirklichkeit nur auf sich aufpasst. Wie bei allem, was Trevor betrifft, geht es nur um ihn. Stattdessen beiße ich mir auf die Zunge und nicke. Wer weiß? In dem Paralleluniversum, in dem Trevor lebt, hilft er mir vielleicht wirklich. Zu schade nur, dass mein Geschäftskredit, mein Autokredit und die Miete für meinen Laden in seinem Universum nicht existieren.

»Dein Dad war mein bester Freund«, beginnt Mike und sein Ausdruck wird sanft. »Er hätte an dem Tag, an dem du geboren wurdest, nicht glücklicher sein können. Ich hingegen war deprimiert. Ich habe nie darüber nachgedacht, Vater zu werden. Als ich herausfand, dass Susan schwanger ist, wusste ich, dass ich der beste Dad sein würde, der ich sein konnte. Dann ist Susan davongerannt und es gab für mich keine Möglichkeit, November zurückzubekommen. Ich hatte keine Ahnung, wohin ihre Mom mit ihr verschwunden ist.

Als dein Dad mir erzählte, dass er und deine Mom ein Mädchen erwarten, war ich eifersüchtig. Ich wollte das auch für mich haben. Dann wurdest du geboren und dein Dad hat mich gefragt, ob ich dein Patenonkel sein will. Er sagte, dass er sich nicht vorstellen könne, dich zu verlieren oder wie schlimm es wäre, dass dich ihm jemand wegnimmt, wie es mir passierte – aus diesem Grund wollte er dich mit mir teilen.« Er lacht und reibt sich übers Kinn. »Dein Dad war ein guter Mann und ein großartiger Freund.« Ich nicke zustimmend. Tränen brennen mir in den Augen. »Ich gebe dir das Geld, Liz. Das Geld, das Tim dir und deiner Mom gestohlen hat. Und kein Gerede darüber, dass du es verdienen musst. Du hast dafür gearbeitet und es wurde dir weggenommen. Also werde ich jetzt tun, was dein Dad getan hätte. Ich gebe es dir zurück.« Ich fange an, den Kopf zu schütteln. »Wenn Tim auftaucht, schuldet er es mir, Liz. Du hörst nun mit diesem Blödsinn auf und lässt dir helfen. Du kannst, so lang du willst, unten im Apartment bleiben. Ich gehe jetzt ins Bett. Den Scheck habe ich dir in einem Umschlag auf dem Tisch neben der Tür gelassen. Sieh zu, dass du ihn mitnimmst.« Er küsst mich auf die Stirn und lässt mich sprachlos auf der Anrichte zurück.

***

»Hey, Mom«, sage ich, als ich ins Temptations komme.

Nachdem Mike heute Morgen gegangen ist, habe ich mich zusammengerissen, meinen Kaffee ausgetrunken und den Scheck geholt. Ich habe Mike ein langes Dankeschreiben hinterlassen. Nicht wegen des Geldes, sondern auch dafür, dass er immer für mich da war, seit mein Dad gestorben ist. Dann bin ich nach unten gegangen, habe geduscht und mir lange Glockenhosen aus Jeansstoff, ein schwarzes Tank Top aus Feinripp und meine schwarzen Cowboystiefel angezogen. Um meine Hüften habe ich einen breiten schwarzen Gürtel mit türkisfarbener Schnalle geschlungen, den ich in meinem Laden verkaufe. Auf dem Weg hierher stoppte ich bei der Bank, um meinen Scheck einzulösen. Ich habe meinen Geschäftskredit für drei Monate im Voraus bezahlt und den Autokredit ebenso. Danach rief ich den Eigentümer des Gebäudes an, in dem das Temptations untergebracht ist, und habe die ausständige Miete, sowie ein paar Raten im Voraus überwiesen.

»Hey, Süße. Das hier ist für dich gekommen.« Mom zeigt auf eine große Vase mit verschiedenen Lilien darin.

Mir ist der Geruch aufgefallen, als ich hereingekommen bin, dachte aber, sie wären von Moms Verlobten. Ich gehe um den Tisch und entdecke eine Karte. Mein Herz schlägt mir bis zum Hals, als ich sie öffne. Dabei frage ich mich, ob sie von Trevor sind. Mein Name wurde in der Handschrift einer Frau auf der Außenseite der Karte niedergeschrieben. Ich schiebe meinen Finger unter den Rand des kleinen Umschlages, ziehe die Karte heraus und drehe sie um.

»Mist!«, murmle ich. Die Blumen sind von Bill. Nicht, dass Bill kein lieber Kerl wäre, aber die Sache ist die – er löst nichts in mir aus. Als ich ihn angeheuert habe, damit er nach meinem Bruder sucht, habe ich klargestellt, dass wir eine rein geschäftliche Beziehung haben würden. Dennoch hat er mich ständig eingeladen oder auf eine Art mit mir geflirtet, die deutlich macht, dass er an mir interessiert ist.

Bill war mein Erster. Mein ganzes Leben lese ich schon Liebesromane. Diese dummen Bücher haben mich ruiniert. Ich wollte immer dieses Feuer, um das es in all den gelesenen Geschichten geht. Es gab kein Feuer zwischen mir und Bill, und da dachte ich, das Feuer, das in all diesen Büchern beschrieben wird, sei nur Humbug. Bis ich Trevor kennenlernte und herausfand, dass es nicht nur real ist, sondern allumfassend. Leider konnte bisher nur er mir dieses Gefühl geben, ich hingegen bin nicht die Einzige, die dieses Gefühl in ihm auslöst.

Die Frauen hier in der Stadt reden ständig über ihn und seine Brüder und die Anzahl von Mädchen, die die Maysons flachlegen. Na ja, alle, bis auf Asher. Er war genauso schlimm drauf wie die anderen, bis ihm November begegnet ist. Sie hat seine Welt auf den Kopf gestellt. Jetzt sind sie eines dieser Pärchen, die sich die ganze Zeit anfassen oder einander zuflüstern. Hals über Kopf verliebt. Und jetzt, wo sie eine Tochter haben, sind sie noch verliebter. Ich könnte mich nicht mehr für sie freuen und zugleich bin ich eifersüchtig. Wer wäre das nicht? Ernsthaft, welche Frau würde es nicht wollen, dass der heißeste Mann diesseits des Mississippis an ihrer Tür hämmert, um ihr seine unsterbliche Liebe zu gestehen. Um ihr zu sagen, dass er sich um sie kümmern will und ihr die perfekte Familie schenken möchte?

»Na, von wem sind die?«, fragt meine Mom und ich sehe in ihr hoffnungsvolles Gesicht. Ich weiß, woran sie denkt – dass ich mir einen Mann suchen soll. Sie hat mich mit zwanzig bekommen und war davor zwei Jahre mit meinem Dad zusammen.

»Bill«, antworte ich und frage mich, ob ich ihm eine Chance geben soll. Ich bin sicher, tausende, nein, Millionen von Frauen sind in Beziehungen mit Männern, die sie nicht mit einem Blick dazu bringen, in Flammen aufzugehen.

»Oh«, meint Mom und ihr freudiger Ausdruck verschwindet. »Ich dachte, die wären von Trevor. Er ist so ein lieber Junge.«

Ich schüttle den Kopf. Meine Mom hat keine Ahnung, welcher Typ Trevor ist.

»Ich gehe die neue Lieferung auspacken und die Regale auffüllen. Lass mich wissen, wenn du zum Mittagessen gehst, dann passe ich auf den Laden auf«, sage ich und küsse sie auf die Wange.

»Okay, Honey«, antwortet Mom, streicht mir das Haar hinter mein Ohr und küsst mich auf die Stirn.

Ich bin im Hinterzimmer und gehe die neue Lieferung durch, als mich meine Mom informiert, dass sie Pause macht. Ein paar Dinge für die Auslage unter den Arm geklemmt, mache ich mich auf den Weg in den vorderen Teil des Ladens, als die Glocke über der Tür läutet.

Ich neige den Kopf und sehe Trevor neben der Kasse stehen. Was zum Teufel macht er hier?

»Hast du Zeit zum Reden?«, fragt er und sieht sich um. Ich hole Luft, lasse sie wieder raus und zucke mit den Schultern. »Ich habe heute Morgen mit Mike gesprochen und er hat mir erzählt, was mit deinem Bruder passiert ist.« Meine Brust zieht sich zusammen. Ich wollte nicht, dass jemand erfährt, was mein Bruder getan hat. »Warum hast du mir nicht davon erzählt?«

Ich sehe ihn böse an. »Echt jetzt?«

»Scheiße. Ich weiß, ich habe Mist gebaut. Ich bin nur …« Er hört auf, zu reden und fährt sich mit beiden Händen über den Kopf. Als er mich wieder anblickt, wirkt er durcheinander. »Du bist du. Du bist mir wichtig.«

»Du, Trevor Mayson, redest Unsinn.«

»Was?«

»Ich bin dir nicht wichtig, Trevor«, sage ich und kehre ihm den Rücken zu, um die Ware auszupacken.

»Wir haben gut zusammengepasst«, sagt er neben mir.

Ich sehe ihn mit zusammengezogenen Augenbrauen an. »Wovon redet du? Wir waren nie zusammen.« Ich schüttle den Kopf. »Wir haben Zeit miteinander verbracht. Ich habe in dir einen Freund gesehen. Dann haben wir uns betrunken, miteinander rumgemacht und du hast mir gezeigt, dass ich nichts weiter bin, als eine deiner Eroberungen.« Ich puste mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht und spüre, wie ich vor Scham rot werde. »Wenn du jetzt bitte gehen und wie früher nicht mehr mit mir reden würdest, wäre das großartig«, sage ich und wende mich meiner Arbeit zu.

»Warum schickt dir Bill Blumen?« Trevor steht vor dem Strauß und liest die Karte.

»Was ist los mit dir?« Ich laufe zu ihm und reiße ihm die Karte aus der Hand.

»Am Samstag nach deiner Schicht begleitest du mich, um July zu besuchen.«

Hat er den verdammten Verstand verloren?

Er zuckt die Achseln. »Ich habe Asher gesagt, dass du da sein wirst.«

»Tja, ich schätze, dann wirst du ihn anrufen und ihm sagen müssen, dass du verwirrt warst«, zische ich, als sich die Ladentür öffnet und meine Mom zurückkommt.

»Oh! Trevor, du Lieber, wie schön, dich zu sehen«, begrüßt sie ihn.

Er beugt sich zu ihr runter und drückt ihr einen Kuss auf die Wange. »Ebenfalls, Mrs Hayes. Ich bin nur hier, um Liz an unsere Wochenendpläne zu erinnern.«

»Pläne?«, fragt Mom.

»Wir besuchen July und gehen danach essen«, erzählt Trevor meiner Mutter. Ihr Ausdruck hellt sich auf wie ein Weihnachtsbaum, und sie sieht mich lächelnd an.

»Oh, das ist wundervoll.« Sie klatscht in die Hände – ja, klatscht –, und ich will Trevor am Ohr fassen und ihn aus dem Laden schleifen.

»Danke für die Erinnerung. Ich schreibe dir, falls etwas dazwischenkommt und ich es nicht schaffe«, sage ich und gehe zur Tür, um sie für ihn zu öffnen.

»Wenn du es nicht pünktlich schaffst, hole ich dich eben später ab«, meint er und fährt mir mit den Fingern durch die Haare. »Vergiss nur deine Übernachtungssachen nicht«, sagt er und kommt näher.

Mir ist klar, dass mein Kinn den Boden berührt. Ich sehe zu meiner Mom, die strahlt, als würde die Sonne aus ihr herausscheinen.

Bereit, Trevor den Arsch zu versohlen, dass er meine Mom glauben macht, da wäre etwas zwischen uns, sehe ich ihn an. Dann spüre ich plötzlich seinen Mund auf meinem. Ich will zurückweichen, aber er hält mich am Hinterkopf fest. Trevor leckt mir über die Unterlippe, dann knabbert er sanft daran. Ich hebe meine Hände zu seinem Oberkörper, um ihn wegzustoßen, als ich seine andere Hand an der Unterseite meiner Brust spüre. Ungewollt öffne ich die Lippen, seine Zunge berührt meine und sein Geschmack erfüllt meinen Mund.

Mein Gehirn hat nicht länger die Kontrolle. Ich erwidere den Kuss. Die eine Hand balle ich an seinem T-Shirt zur Faust, die andere lege ich an seinen Hinterkopf, wo sein Haar über meine Handfläche kitzelt.

Er löst sich von mir, zieht mich an sich, und ich spüre seine Lippen an meinem Ohr. »Ich habe vergessen, wie sehr ich deinen Mund liebe, Baby«, murmelt er, und Hitze steigt in mein Gesicht. Nicht nur, dass ich das vor meiner Mutter getan habe. Nein, er besitzt all diese Macht über mich. Alles, was er tun muss, ist, mich zu berühren und ich gehöre ihm. »Wir sehen uns am Samstag«, sagt er und weicht zurück.

Mein Gehirn ist totaler Brei. Ich kann nur nicken. Er sagt Mom auf Wiedersehen und geht.

»Ich bin überrascht, dass der Laden nicht Feuer gefangen hat, als er dich küsste«, meint meine Mom strahlend.

Ich beiße mir auf die Lippe. Nicht zum ersten Mal frage ich mich, was gerade passiert ist. »Ähm …«

»Ich meine, ich bin zwar nur deine Mom, aber es sah aus, als wüsste der Junge, wie man küsst.«

»Ich, äh …«

»Mir ist klar, dass er einen Ruf hat, was die Ladys betrifft, aber jetzt, wo ich ihn in Action gesehen habe … Na ja, nun weiß ich, es sind nicht bloß Gerüchte.« Sie fächert sich mit der Hand Luft ins Gesicht.

Ich atme tief ein und schließe die Augen. »Mom, bitte steigere dich nicht zu sehr hinein, okay? Vertrau mir, wenn ich dir sage, dass daraus nichts werden wird.«

»Wenn du meinst, Honey«, murmelt sie und stellt sich hinter den Ladentisch.

Ich gehe zurück ins Hinterzimmer, schließe die Tür und schreie. Versuche auf diese Weise, all die Frustration, die ich spüre, rauszulassen. Sobald ich fertig bin, wende ich mich der Aufgabe zu, die Regale zu befüllen. Ich gebe mir Mühe, mich zu beschäftigen, um Trevor und seinen Kuss zu vergessen. Es funktioniert nicht, also rufe ich Bambi an – in der Hoffnung, sie könne Trevor aus meinem Kopf vertreiben. Leider will sie stattdessen über ihn reden – warum er damals im Club war und was passiert ist, nachdem ich den Club verlassen habe. Ich erkläre ihr die Lage so gut ich kann, ohne zu viel preiszugeben. Dann rufe ich November an, doch auch sie will über Trevor sprechen. Sie erzählt mir, dass er Asher angerufen und ihm gesagt hat, wir würden am Samstag gern Zeit mit July verbringen. Es ist, als hätte sich die Welt gegen mich verschworen. Nichts hilft mir, ihn zu vergessen. Als ich in meinem Apartment ankomme, spüre ich seinen Mund und seine Hände noch immer auf mir.

***

»Willst du ein Bier?«, fragt Bill und bleibt neben mir stehen.