Uran für Moskau - Rainer Karlsch - E-Book

Uran für Moskau E-Book

Rainer Karlsch

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Beschreibung

Die sowjetisch-deutsche Wismut-Gesellschaft gehört zu den wenig bekannten und zugleich spannendsten Kapiteln der deutschen Wirtschaftsgeschichte. Um im atomaren Wettrüsten gleichziehen zu können, benötigte die Sowjetunion nach 1945 dringend Uran. Das fand sie in Thüringen und Sachsen. Mit allen Mitteln wurde dort der Erzbergbau vorangetrieben, entstand ein abgeschottetes Unternehmen, das binnen zwei Jahrzehnten zum drittgrößten Uranproduzenten der Welt aufstieg. Doch nach der Katastrophe von Tschernobyl nahm die Atombegeisterung ab, und mit der deutschen Einheit fand die unrentable und umweltschädigende Produktion ein jähes Ende. Es begann ein langwieriger Sanierungsprozess, dessen Ergebnisse auf der Bundesgartenschau 2007 einer größeren Öffentlichkeit präsentiert werden.
Der ausgewiesene Wirtschaftshistoriker Rainer Karlsch legt nunmehr die erste populäre Gesamtdarstellung der Wismut AG vor, wobei er auch die umstrittenen Bereiche nicht ausspart.

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Seitenzahl: 373

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Rainer Karlsch

Uran für Moskau

Die Wismut – Eine populäre Geschichte

Ch. Links Verlag, Berlin

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese

Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über www.dnb.de abrufbar.

1. Auflage 2012 (entspricht der 4. Druck-Auflage von 2011)

© Christoph Links Verlag GmbH, 2007

Schönhauser Allee 36, 10435 Berlin, Tel.: (030) 44 02 32-0

​www.christoph-links-verlag.de;​ [email protected]

Umschlaggestaltung: KahaneDesign, Berlin,

unter Verwendung eines Fotos von den Spitzkegelhalden in Schlema

in der zweiten Hälfte der 1950er Jahre

eISBN: 978-3-86284-101-1

Inhalt

Die Vorgeschichte

Auf dem Weg ins Atomzeitalter

Radiumbäder, Radiumcreme und Leuchtfarben

Die »Schneeberger Krankheit«

Strahlenschutz oder »Vernichtung durch Arbeit« in den Uranminen?

Stagnierende Uranerzförderung während des Krieges

Stalins Atomprojekt und die »Uranlücke«

Die Anfänge des sowjetischen Atomprojektes

Die »Uranlücke«

Legenden: Das Uran und die spätere Besatzungszoneneinteilung

Die Hinterlassenschaften des deutschen Atomprojektes

Hiroshima und die geopolitischen Folgen

Ein »Staat im Staate« entsteht (1947–1953)

Die sächsische Bergbauverwaltung des NKWD

Die Gründung der Wismut AG

Erkundung, Abbauverfahren und Erzaufbereitung unter Extrembedingungen

Kein Gulag im Erzgebirge

Der Arbeitsalltag

Die Anfänge einer neuen Personalpolitik

Die Beschäftigtenentwicklung

Schattenseiten

Militärtribunale und Sonderjustiz

Propagandakrieg: »Uransklaven« oder »Erzbergbau für den Frieden«?

Kultur und Ideologie

»Erzdiebe« und Spione

Der vorweggenommene 17. Juni

Strahlenschäden

Uran als Reparationsgut

Übergangsjahre (1954–1962)

Die Gründung der SDAG 1954

Ein »zusätzlicher Verteidigungsbeitrag«

Atomwirtschaftspläne und Intrigen

Ronneburg als neues Zentrum der Uranerzgewinnung

Aufbereitungsfabriken und Absetzanlagen

Das Grubenunglück von Niederschlema

Umweltsünden

»Sonnensucher«, Arbeitertheater und schreibende Kumpel

Das Regierungsabkommen vom 7. Dezember 1962

Die besten Jahre (1963–1977)

Die Wirtschaftsreform und die SDAG Wismut

Streit um die Perspektive des Uranbergbaus

Bekräftigung der Atomenergiepläne

Dresden-Gittersee und Königstein

Fortschritte in der Bohrtechnologie

Verbesserung des Strahlenschutzes

Berufskrankheiten und das Problem der Schwellenwerte

Krise und Ende des Uranbergbaus (1978–1990)

Das Kombinat

Komplizierte Preisverhandlungen

Produktion contra Umweltschutz: chemische Laugung unter Tage

Begleitbergbau

Eine neue Preisrunde auf höchster Ebene

Die Reaktorkatastrophe von Tschernobyl

Umweltaktivisten gegen den Uranbergbau

Die Wende

Die Sanierung (1991–2007)

Der Preis der Einheit und das deutsch-sowjetische Abkommen vom 16. Mai 1991

Organisatorischer und personeller Umbau und die Bildung der Wismut GmbH

Sanierungsaufgaben und Grenzwerteproblematik

Das Altlastenkataster

Die Tätigkeit der Sanierungsbetriebe

Anerkennung von Berufskrankheiten und wissenschaftliche Begleitung

Bilanz

Nachwort zur 4. Auflage

Anhang

Anmerkungen

Abkürzungsverzeichnis

Tabellen und Statistiken

Quellen- und Literaturverzeichnis

Bildnachweis

Ortsregister

Personenregister

Angaben zum Autor und Danksagung

Wichtige Wismut-Standorte in Sachsen und Thüringen

Die Vorgeschichte

Auf dem Weg ins Atomzeitalter

Mit der »Pechblende« fing alles an. Der Begriff stammt aus der Blütezeit des Bergbaus im Erzgebirge. Die Bergleute suchten nach Silber und anderen wertvollen Metallen. Stießen sie bei ihrer schweren Arbeit auf Pechblende, so bedeutete dies nichts Gutes. Mit seinem Glanz wie Pech täuschte das Mineral die Häuer. Sie hatten keine Verwendung für das schwarze, ins Grünliche und Bräunliche spielende, mitunter fettglänzende Mineral und warfen es auf Halde.

»Pech« stand demnach für die Farbe des Minerals und sagte auch etwas über dessen Unwert aus. Als »Blende« wurden Mineralien bezeichnet, die aufgrund ihres spezifischen Gewichts einen Metallgehalt vermuten ließen, der aber mit den damaligen Verhüttungstechniken nicht gewinnbar war. Kurzum, kleine Mengen Pechblende wurden schon seit Jahrhunderten gefördert, nur waren es nutzlose Funde. Der Aufschwung der Naturwissenschaften im ausgehenden 18. Jahrhundert führte dann zu neuen Erkenntnissen über die natürlichen Elemente. So beschrieb der österreichische Mineraloge Ignaz Edler von Born, der zu den führenden Mitgliedern der Wiener Illuminaten gehörte und Mozart zur Figur des Sarastro in seiner Oper »Die Zauberflöte« inspirierte, in seinem 1772 erschienenen Katalog der Mineralien von Sankt Joachimsthal (heute: Jáchymov) die Pechblende als Mineral.1 Der Chemiker Martin Heinrich Klaproth fand in dem Mineral schließlich 1789 ein neues Element, das er zunächst Uranit nannte. Die Namensgebung war eine Referenz an den 1781 entdeckten Planeten Uranus. 1790 wurde das neue Element in Uranium umbenannt. Klaproth hatte für seine Analysen Material aus einer Johanngeorgenstädter Mine verwendet. Dies war kein reines Uranmetall, sondern Uranoxyd (UO2). Uran kommt nämlich in der Natur nicht als reines Metall vor, sondern in Form von oxidierten Mineralien. Davon gibt es mehr als 200, wobei die Pechblende das Wichtigste ist. Inzwischen ist das alte Wort »Pechblende« kaum noch gebräuchlich, stattdessen ist zumeist nur noch von »Uran« bzw. »Uranerz« die Rede.

Nach der Entdeckung Klaproths sollten noch mehr als 60 Jahre vergehen, bis das schwarze Mineral erste wirtschaftliche Bedeutung erlangte. Der Hüttenchemiker Adolf Patera stellte 1852 aus Pechblende die ersten Uranfarben her. Sie wurden zum Färben von Glas und Keramik verwendet. Der Einsatz der fein gemahlenen Uranverbindungen verlieh dem berühmten böhmischen Glas eine hellgrüne Farbe.2 Aus Uranfarbe hergestellte orange, gelbe oder leuchtend rote Glasuren fanden außerdem bei der Färbung von Geschirr oder als architektonisches Beiwerk Verwendung.

Die Preise für die einst wertlose Pechblende stiegen an. Sie wurde nun sogar von den Halden geklaubt und an die Glasindustrie verkauft. Jetzt witterte auch der Staat ein Geschäft. Die Finanzverwaltung der österreichisch-ungarischen Doppelmonarchie nahm sich des neuen Gewerbes an. Sie veranlasste ab 1854 die Verarbeitung von Pechblende zu Uranoxydnatron (Urangelb) in einem Nebengebäude der staatlichen Silberhütte von Joachimsthal.3 Bis 1860 wurden dort ungefähr 7,4 Tonnen Uranfarben hergestellt. In den folgenden Jahren stieg die Produktion weiter an.

Seit 1871 firmierte das Joachimsthaler Unternehmen unter dem Namen »Königlich-Kaiserliche Uranfarbenfabrik«. Ihren Höhepunkt erreichte die Herstellung von Uranfarben schließlich 1921 bis 1930. In dieser Dekade wurden über 154 t Uranfarben produziert.4 Das Uranerz dafür kam überwiegend aus den prosperierenden Joachimsthaler Minen. Doch auch in Sachsen, in alten Minen des Silberbergbaus nahe Schneeberg und Johanngeorgenstadt, wurden kleinere Mengen Pechblende gefördert und für die Herstellung von Farben verwendet. Bereits seit 1825 wiesen die Statistiken des Oberbergamtes Freiberg die Uranproduktion und die Erlöse aus dem Verkauf aus. Ein halbes Jahrhundert lang beschränkten sich die industriellen Anwendungsmöglichkeiten der Pechblende nur auf die Uranfarbenherstellung. Gänzlich andere Perspektiven sollten sich für den seltenen Rohstoff dann dank der Forschungen französischer Physiker eröffnen.

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