Urlaub mal anders - Alica Begier - E-Book

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Alica Begier

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Beschreibung

Daniela, eine 18 Jahre alte hübsche Blondine, macht Urlaub mit ihren Eltern und ihrer besten Freundin Sofie in einem Luxusressort in Kenia. Während Sofie und ihre Eltern sich im Paradis meinen, sehnt sich Daniela nach Abenteuern, die sie bald erleben soll. Das Abenteuer beginnt mit ihrer Entführung und dem Verkauf als Sklavin an ein abgelegenes Dorf. Dort bekommt sie eine Art Ehemann, der sich nimmt was er will und ihr neues Lebensziel: Kinder gebähren. Gemeinsam mit Amira beginnt ihre Flucht durch den Urwald Kenias.

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Veröffentlichungsjahr: 2025

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Alica Begier

Urlaub mal anders

(C) 2025 Neue Welten Verlag, Herford

Verfasst von Alica Begier

Inhaltsverzeichnis

Urlaub mal anders      3

Prolog      3

Exquisite Qualen      6

Hinter Zäunen      26

Swaheli      47

Dorfgemeinschaft      72

Wie Beute      89

Am Ufer des Flusses      101

Schatten in der Nacht      124

Glanz in der Dämmerung      157

Banditen      171

Epilog      203

Urlaub mal anders

Prolog

Die Hitze Kenias lag nicht nur in der Luft, sie sammelte sich wie flüssiges Gold in Danielas Schlüsselbeinen und war laut genug, um die vorsichtigen deutschen Stimmen zu übertönen, die von der Poolbar herüberwehten. Der achtzehnte Geburtstag schmeckte hier anders – weniger wie süßer Champagner zu Hause, sondern eher wie der salzige Schweiß, der unter dieser unerbittlichen Sonne an ihren Lippen klebte. Ihre Eltern hatten sich bereits am Rand des Infinity-Pools eingenistet, ihre blassen Glieder wie weggeworfene Handtücher über die Liegestühle drapiert. Sie waren vertieft in Romane, in denen nichts heißer brannte als fiktive Intrigen. Sicherheit, hatten sie betont, liege innerhalb dieser gepflegten Hecken und Armbänderkontrollen – ein goldener Käfig, der Warnungen über die Wildnis jenseits der Tore flüstert. Doch in der Broschüre stand nichts davon, wie die Meeresbrise leise Rhythmen herüberwehte – vielleicht Trommeln oder einfach nur den Puls von etwas Lebendigem da draußen in den staubigen Straßen von Mombasa.

Daniela war vor wenigen Wochen achtzehn geworden. Während viele Achtzehnjährige das Abenteuer auf billigen Jugendreisen suchten, hatte sie sich von ihren Eltern zu einem Luxusurlaub an den Stränden Kenias überreden lassen. Weil ihre Eltern ihr möglichst weit entgegenkommen wollten, war ihre beste Freundin Sofie mitgekommen.

Die beiden Mädchen teilten sich ein großes Zimmer innerhalb der Luxusanlage. Es gab alles, was der Standardurlauber benötigte: einen langen, weitläufigen Privatstrand, eine große Poolanlage mit mehreren Pools, eine Strandbar, eine Poolbar, ein Restaurant und ein Café, eine Dachbar, eine Diskothek und dazwischen einen künstlich angelegten Dschungel.

Daniela lehnte sich gegen das Balkongeländer und beobachtete, wie Sofie sich sorgfältig mit Sonnencreme eincremte. „Hast du dich nie gefragt“, begann sie mit leiser Stimme, während in der feuchten Luft entfernte Trommelschläge zu hören waren, „was wir hinter diesen Hecken wirklich verpassen?“ Sofie hielt inne. Die weiße Creme hob sich deutlich von ihrem gebräunten Unterarm ab. „Verpassen? Wie Bettwanzen? Oder Ruhr?“ Sie lachte, aber es klang dünn und wurde von der Weite jenseits der Resortmauern verschluckt. Daniela fuhr sich mit dem Finger über eine Schweißperle an ihrem Hals. „Nein, wie ... Straßenmärkte, die nach Kreuzkümmel und Holzkohle riechen. Musik, die nicht für Hotellautsprecher bereinigt wurde.“ Sie stellte sich vor, wie Männer ihnen zulächelten, während sie und Sofie die Straßen entlangschlenderten, Früchte kosteten und in Bars tanzten. Ein unbeschwertes Lächeln huschte über ihr Gesicht. Die erträumte Wildheit draußen hinter den Zäunen ließ sie sehnsüchtig seufzen. „Wir schlürfen Cocktails in einer Schneekugel, während draußen hinter dem Glas ein Hurrikan tobt.“

Sofie schloss die Sonnencremeflasche mit einem scharfen Klicken. „Du klingst wie diese Anthropologie-Dokumentation, die wir gesehen haben.“ Sie ging zur Minibar und ließ die Eiswürfel wie kleine Warnungen klappern. „Deine Eltern haben ein Vermögen für diese Schneekugel bezahlt.“ Daniela beobachtete einen einsamen Fregattvogel, der einen Bogen über das türkisfarbene Wasser zog – frei und mühelos. „Mit Geld kann man Sicherheit kaufen“, murmelte sie mehr zu sich selbst. „Aber kann man damit auch ... Gefühle kaufen?“ Die Frage hing zerbrechlich wie Meerschaum zwischen der sterilen Kühle der Klimaanlage und der feuchten Verheißung, die durch die Balkontüren hereinwehte.

„Vergiss deine Gefühle“, antwortete Sofie kurz angebunden, während sie sich eine Haarsträhne aus der Stirn strich. „Konzentriere dich auf die Fakten! Zum Beispiel auf unsere für drei Uhr gebuchten Tiefenmassagen.“ Sie deutete vage auf den Spa-Komplex, der weiter unten am Strand schimmerte. „Und jetzt?“ Sie griff nach ihrem übergroßen, mit tropischen Blumen bedruckten Handtuch, das in der kenianischen Sonne leicht zu welken schien. „Ich springe ins Meer, bevor die Flut das ganze gute warme Wasser verschluckt. Kommst du mit?“ Sofie wartete nicht auf eine Antwort, sondern schob die Schiebetür auf. Die plötzliche Hitzewelle trug den schwachen, metallischen Geruch von Seetang und etwas anderem mit sich – etwas wie feuchte Erde und Möglichkeiten.

Daniela sah zu, wie Sofies Gestalt vor dem Hintergrund der weiten Sandfläche immer kleiner wurde – ein einsamer, rosafarbener Bikini, der von türkisfarbenen Wellen verschluckt wurde. Das Trommeln, das sie zuvor gehört hatte, wurde plötzlich lauter. Es waren keine entfernten Percussion-Klänge, sondern das rhythmische Schlagen von Flip-Flops, die sich auf dem Weg unterhalb des Balkons näherten. Sie lehnte sich über das Geländer. Ein junger Mann stapelte frische Handtücher auf einen Rattanwagen. Seine Bewegungen waren fließend und ohne Eile. Das Sonnenlicht fiel auf seine tiefbraunen Schultern und die sanfte Wölbung seines Mundes, während er leise und tief vor sich hin summte. Als er unerwartet den Blick hob, trafen sich ihre Blicke – dunkel, flüssig, mit einem Glanz, der sich anfühlte wie ein Geheimnis, das nur mit der Nachmittagssonne geteilt wurde. „Karibu“, rief er, seine Stimme war sanft wie poliertes Holz. „Alles in Ordnung?“ Daniela spürte, wie ihre Wangen heißer wurden als der Tag. Sie nickte, plötzlich unfähig, Englisch mit deutschem Akzent zu sprechen.

Exquisite Qualen

Der junge Mann verharrte nicht lange untätig. Mit einem letzten strahlenden Lächeln, das die unausgesprochene Spannung zwischen Balkon und Weg zu bestätigen schien, schob er den Wagen vorwärts. Mit lockerer Anmut bewegte er sich an der Bougainvillea-Hecke vorbei und verschwand, als hätte ihn das üppige Laub verschluckt. Zurück blieb nur der schwache Duft von sauberer Wäsche und warmer Haut, der sich mit der Salzluft vermischte, die vom Meer herüberwehte. Daniela stand einen Moment lang wie erstarrt da, das Echo seines Lächelns strahlender als das Glitzern der Poolfliesen unter ihren Füßen. Sofies entfernter Ruf, der vom Rauschen der Brandung übertönt wurde, holte sie schließlich zurück. „Dani! Das Wasser ist perfekt!“

Der neue Bikini war unglaublich klein und leuchtete in einem elektrischen Blau auf ihrer sonnengebräunten Haut. Als Daniela die Holztreppe zum Strand hinunterging, fühlte sich der Stoff plötzlich dünn an – ein starker Kontrast zur dichten Hitze, die an ihren Schultern haftete. Der Sand brannte auf ihren Fußsohlen, scharfe Körner drangen durch den Badeanzug und berührten ihre unbedeckte Haut. Sofie winkte ihr wild aus dem seichten Wasser zu, ein Spritzer Rosa inmitten von Türkis. Daniela begann zu rennen, das Trommeln war nun ganz und gar der rasende Schlag ihres eigenen Pulses gegen ihre Rippen. Sie sah nicht die starrenden Blicke der Männer, die ihrem jugendlichen schlanken und absolut perfekten Körper. geformten Körper folgten. Ihre Kleine Brüste. wippten. beim Rennen und offenbarten den gierigen Blicken eine unglaublich heiße junge Frau.

Kühles Wasser umspülte ihre Oberschenkel und verschlang dann ihre Taille. Sofie spritzte sie lachend nass, doch Daniela nahm es kaum wahr. Die Kälte des Ozeans konnte die Phantomwärme nicht durchdringen, die auf ihren Wangenknochen zurückblieb – die Erinnerung an dieses Lächeln, das schärfer war als das Salz in ihren Augen. Sie tauchte unter und ließ sich von der türkisfarbenen Welt verschlingen. Unter der Oberfläche brüllte die Stille. Das Sonnenlicht brach sich in schimmernden Münzen auf dem sandigen Grund und verwandelte Sofies strampelnde Beine über ihr in blasse, verzerrte Geister. Sie blieb unter Wasser, tauchte weiter direkt am nicht allzutiefen Grund des Strandes entlang, bis ihre Lungen schmerzten, auf der Suche nach der kühlen Vergessenheit. Als sie mit an die Schläfen geklebten Haaren nach Luft schnappend auftauchte, paddelte Sofie bereits auf einen weiter draußen verankerten Ponton zu.

„Wettrennen!“, rief Sofie und begann, mit kräftigen, gleichmäßigen Zickzackbewegungen zu schwimmen. Daniela folgte ihr mit unruhigen, abgelenkten Bewegungen. Auf halber Strecke drehte Daniela sich auf den Rücken und ließ sich treiben. Der kenianische Himmel erstreckte sich über ihr: weit und gleichgültig, eine gebleichte Kuppel, die vor Hitze brummte. Hoch oben kreiste der Fregattvogel, den sie zuvor gesehen hatte – ein dunkler, müheloser Strich gegen das Blau. Sie dachte daran, wie er seinen Blick zu ihr erhoben hatte und nicht weggeschaut hatte, wie es die Mitarbeiter des Resorts normalerweise taten. „Karibu“. Dieses Wort hallte in dem rhythmischen Plätschern des Wassers in ihren Ohren wider. Willkommen. Zu was?

Als Sofie den sonnengewärmten Kunststoff des Pontons erreichte, zog sie sich keuchend hoch. „Hast du schon aufgegeben?“, fragte sie ihre Freundin, die sich auf der Oberfläche treiben ließ. Wasser tropfte aus ihrem Haar und lief ihr über die Schultern. „Das war ja kein besonders spannendes Rennen.“

Daniela folgte ihr und griff nach dem Rand, ihre Finger versanken im nachgiebigen Schaumstoff. „Ich hatte keine Lust auf ein Rennen“, murmelte sie und vermied es, Sofie anzusehen. Der Ponton schaukelte sanft. Unter ihnen wechselte die Farbe des Wassers von Türkis zu tiefem Indigo, wo das Ufer abfiel. Es fühlte sich an, als würde man am Rand der Welt schweben.

Sofie ließ sich auf den Rücken fallen und schloss die Augen, um sich vor der Sonne zu schützen. „Früher warst du immer die Erste bei allem“, sagte sie tonlos. „Jetzt treibst du nur noch dahin.“ Die Anschuldigung hing in der feuchten Luft. „Du hast es nicht einmal versucht.“ Daniela beobachtete einen winzigen silbernen Fisch, der unter dem Schatten des Pontons hindurchschoss. Versuchen. Das Wort spiegelte die Herausforderung wider, die Sofie nicht laut ausgesprochen hatte. Das Rennen selbst fühlte sich hohl an, wie ein Spritzer in einem sterilen Pool. Was gab es zu gewinnen? Ein weiteres Plastikarmband? Einen weiteren Cocktail mit einem Papier-Sonnenschirmchen? Ihr Schweigen zog sich hin, so dicht wie die Feuchtigkeit.

„Weißt du was?“ Sofie setzte sich abrupt auf, dabei sprühten Wassertropfen wie Diamanten. „Das hier ist das Paradies.“ Sie deutete mit einer ausladenden Geste auf die türkisfarbene Weite, den palmengesäumten Strand und das in der Ferne glitzernde Resort. „Das wahre Paradies. Die Leute sparen jahrelang, nur um dort zu sitzen, wo wir sitzen.“ Ihre Stimme wurde etwas angespannt. „Also vielleicht solltest du ... einfach etwas glücklich und zufrieden sein?“ Die Bitte klang weniger wie eine Einladung als vielmehr wie ein durch zusammengebissene Zähne geflüsterter Befehl. Daniela schmeckte Salz auf ihren Lippen – Meerwasser oder Schweiß, sie konnte es nicht sagen. Der Fregattvogel kreiste hoch über ihnen, ein stiller Richter.

Daniela drückte sich auf den Ponton, dessen Schaumstoff unter ihren Oberschenkeln warm und nachgiebig war. Sie sah Sofie nicht an. Stattdessen richtete sie ihren Blick auf die zerklüftete grüne Linie, an der die gepflegten Rasenflächen des Resorts in das dichte Küstengebüsch übergingen. „Das Paradies fühlt sich ... eingeschweißt an“, sagte sie schließlich mit leiser, aber klarer Stimme, die das leise Plätschern der Wellen gegen den Kunststoff übertönte. „Ich möchte Dieselabgase gemischt mit geröstetem Mais riechen. Ich möchte Streitigkeiten in Kiswahili hören, die ich nicht verstehe. Ich möchte mein Herz pochen spüren, weil ich mich verloren fühle, nicht, weil ich mit dir um die Wette zu einer Plastikinsel renne.“ Das Geständnis hing unverfälscht und unbestreitbar zwischen ihnen. Sie brauchte die Reibung der realen Welt, das Kratzen an ihrer behüteten Haut.

Sofie starrte sie fasziniert an. Die Sonne spiegelte sich in ihren weit aufgerissenen, ungläubigen Augen. „Du willst ... Chaos? Nach allem, was sie uns gesagt haben?“ Ihr Lachen klang brüchig, scharf wie zerbrochene Muscheln. „Wanzen sind noch das geringste Übel, Dani! Entführungen. Betrug. Krankheiten mit Namen wie Buchstabensuppe!“ Sie deutete wild auf den Zaun des Resorts in der Ferne, eine schimmernde Linie, die das blaue Wasser von staubiger Ungewissheit trennte. „Das hier ist keine Anthropologie-Dokumentation. Das ist die Realität.“ Ihre Stimme wurde leiser und drängender. „Deine Eltern haben uns vertraut. Was passiert, wenn wir durch dieses Tor gehen und ...?“

Daniela folgte mit dem Finger dem Weg eines Wassertropfens, der ihren Arm hinunterlief. Er fühlte sich kalt an. Echt. „Vertraut, dass wir in dem goldenen Käfig bleiben, in dem wir hier eingesperrt sind?“ Die Worte schmeckten unerwartet bitter. „Sofie, sieh uns doch an! Wir treiben auf Plastik.“ Sie tippte gegen den Ponton. „Wir essen sterilisierte Lebensmittel. Wir hören kuratierte ‚lokale‘ Musik, die aus Lautsprechern dröhnt. Wir sind achtzehn. Wann sollen wir Abenteuer erleben, wenn nicht jetzt? Wir können hier sitzen, wenn wir selber Kinder haben, aber jetzt ruft uns der Zaun und alles, was hinter ihm liegt.“

Hoch oben kreischte ein Fregattvogel. Ein rauer, ungefilterter Laut, der Sofie zusammenzucken ließ. Daniela nicht. „Dieser Junge“, fuhr sie leise fort. „Seine Stimme kam nicht aus dem Lautsprecher. Sein Lächeln war nicht Teil der Broschüre.“

„Welcher Junge?“

„Keine Ahnung. Er hat mich angesprochen und ich ... Ich konnte nicht antworten. Ich will Leute treffen und nach Worten ringen. Ich will Exotik pur! Ich will mehr als einen klinisch toten Strand.“

Sofie schnaubte, drehte ihren nassen Pferdeschwanz und sagte: „Pure Exotik, Dani?“

Daniela schnaubte abfällig. „Hier, das ist nichts als Kolonialismus mit Glitzer, Sofie.“ Sie deutete auf den Strand, wo uniformierte Mitarbeiter den Seetang zu perfekten Linien zusammenkehrten. „Der Mann hat wahrscheinlich fünf Kinder und verkauft in China hergestellte Armbänder.“ Daniela blickte weiterhin auf das Buschland hinter dem Zaun. Der Phantomgeruch von warmer Haut und sauberer Wäsche verfolgte sie immer noch, schärfer als Kokosnussöl.

Sofie seufzte, ein Seufzer voller Nachgiebigkeit. „Na gut. Vielleicht ... Vielleicht fühlst du dich nach der Massage klarer. Weniger ... gierig nach Gefahr.“ Sie strich sich das feuchte Haar aus der Stirn. „Wir sollten uns abtrocknen und gehen. Das Spa ist in zwanzig Minuten.“

Daniela folgte Sofie zurück durch das seichte Wasser, das ihr nun keine Erleichterung mehr brachte, sondern sie eher behinderte. Der Sand klebte hartnäckig zwischen ihren Zehen – eine taktile Erinnerung an die Beschaffenheit der Welt, die in der vakuumversiegelten Perfektion des Resorts so fehlte. Als sie an der Handtuchstation vorbeikamen, suchte Danielas Blick die gestapelten Tücher ab. Leer. Nur der Nachhall seines Summens schien in der feuchten Luft zu vibrieren. Sofie murmelte etwas über Flüssigkeitszufuhr und nahm sich zwei gekühlte Flaschen von einem Tablett, das ein vorbeikommender Kellner trug. Die Kondensflüssigkeit tropfte auf Danielas Handgelenk – kalt und erschreckend im ersten Moment, erfrischend und wohltuend im Abgang.

Der Spa-Komplex roch nach Zitronengras und feuchtem Stein, es war kühl und dunkel. Im schummrigen Empfangsbereich stand eine junge Frau und wartete. Sie hatte eine Haut wie poliertes Ebenholz, hohe Wangenknochen, die das sanfte Licht einfingen, und trug eine schlichte weiße Uniform, die ihr elegant stand. Ihr Lächeln war warm, aber auch professionell, als sie sie in makellosem Englisch begrüßte. „Karibu sana. Bitte, hier entlang.“ Sie bewegte sich mit einer ruhigen Anmut, die Sofies Geschwätz verstummen ließ. Daniela beobachtete das subtile Schwingen ihrer Hüften unter dem knackigen Stoff – einen Rhythmus, den Sofie mit ihrem durchtrainierten Körper niemals nachahmen könnte. „Ziehen Sie sich vollständig aus und legen Sie sich mit dem Gesicht nach unten auf den Tisch“, wies sie sie leise an und deutete auf zwei mit Bambusvorhängen abgeschirmte Kabinen. „Decken Sie sich mit dem Laken zu. Die Masseure kommen gleich.“ Ihre großen, dunklen Augen ruhten einen Moment länger als nötig auf Daniela, vielleicht als Anerkennung für die Energie, die von ihr ausging. Dann war sie verschwunden und hinterließ nur den Duft zerkleinerter Kräuter und Vorfreude.

Daniela zog sich nackt aus und legte sich mit dem Bauch auf den Tisch. Sie war nur durch die Bambusvorhänge von Sofie getrennt. Sie zog ein Tuch über ihren Hintern. Da trat schon der Masseur ein.

Er stellte sich vor: „Mein Name ist Joshua. Ich werde heute Ihr Masseur sein.“ Sie erkannte seine Stimme nicht wieder, denn sie klang tiefer und professioneller. Er goss Maracujaöl auf seine Handflächen. Der Duft erfüllte den Raum: scharf, süß, tropisch. Als seine Hände zum ersten Mal ihre Schultern berührten, schnappte Daniela leise nach Luft. Das Öl war kühl, aber seine Handflächen waren warm. Sehr warm. Er arbeitete langsam und drückte seine Daumen in die Verspannungen entlang ihrer Wirbelsäule. Seine Berührungen waren fest, aber nicht grob. Sie spürte, wie die Anspannung unter seinen Fingern dahinschmolz. Der Bambusvorhang raschelte leise, als Sofie sich auf dem Tisch nebenan bewegte.

Daniela schloss die Augen. Der Rhythmus seiner Hände wurde zu allem – drücken, kreisen, glätten. Sie driftete davon. Für einen Moment stellte sie sich vor, wie seine Finger Muster in den Sand eines weit entfernten Strandes zeichneten. Seltsamerweise vermischte sich der Duft von Maracuja mit der Phantom-Erinnerung an saubere Wäsche und warme Haut. Sein Daumen fand eine besonders verspannte Stelle in der Nähe ihres Schulterblatts. Sie zuckte zusammen und keuchte auf.

„Zu stark?“, fragte er sanft. Seine Stimme war leise, ganz nah an ihrem Ohr. Sie schüttelte den Kopf gegen die Gesichtsauflage. „Nein, es ist gut. Es ist gut.“ Trotz des Handtuchs, das sie bedeckte, fühlte sie sich seltsam entblößt. Seine Fingerknöchel streiften den Rand, wo der Stoff ihre Haut berührte. Ein kleiner elektrischer Schock lief ihr die Seite hinunter.

Seine Bewegungen wurden langsamer. Der tiefe Druck verwandelte sich in lange, gleitende Streichbewegungen entlang ihres Rückens. „Okay“, sagte er leise, seine Stimme war sanft, aber distanziert. „Drehen Sie sich bitte um.“ Daniela erstarrte. Der Bambusvorhang schien plötzlich dünner zu sein. Sie hörte, wie Sofie nebenan zufrieden seufzte. Langsam rollte Daniela sich auf den Rücken und presste das Handtuch fest an ihre Brust. Ihre Augen flogen auf. Er stand neben dem Tisch, und seine Silhouette zeichnete sich gegen das schwache Licht ab, das durch den Vorhang fiel. Sein Gesichtsausdruck war professionell neutral, sein Blick war auf die Flasche Öl gerichtet. Doch für einen flüchtigen Moment, als er nach mehr Maracuja griff, trafen sich ihre Blicke. Dunkel. Flüssig. Mit derselben unmöglichen Tiefe, die sie vom Balkon aus gesehen hatte. Die Erkenntnis traf sie wie ein Schlag in die Brust. Er war es. Der Handtuchjunge. Sein Lächeln blitzte erneut auf – kurz, bestätigend, dann war es schon wieder verschwunden, bevor sie Luft holen konnte. Er goss Öl auf seine Handflächen, ohne den Blick abzuwenden. „Entspannen Sie sich“, wies er sie leise an, fast flüsternd. Seine Augen hielten ihre einen Herzschlag länger als nötig fest. So ließ sie sich das Tuch nach unten schieben und ihre Brüste und den Bauch entblößen

Joshuas Hände glitten auf ihre Schlüsselbeine hinab. Warmes Öl ergoss sich über ihre Haut und sammelte sich in den Vertiefungen. Seine Daumen drückten fest nach außen und folgten dem Knochenrand bis zu ihren Schultern. Daniela atmete scharf ein. Der Duft von Maracuja erfüllte ihre Lungen. Dann kam die Gleitbewegung: Breite Handflächen glitten über ihr Brustbein hinab und die Finger breiteten sich über ihren Rippen weit aus. Es war nicht aufdringlich, aber dennoch zutiefst intim. Seine Berührungen erkundeten Gebiete, die weder von der Sonne noch vom Meerwasser berührt worden waren. Sie spürte, wie ihre Muskeln unter seinen Händen weich wurden; eine Hingabe, die tiefer ging als bewusste Gedanken. Ein leises Stöhnen entrang sich ungewollt ihren Lippen und hallte in dem kleinen Raum. Verlegenheit stieg in ihr auf, doch sein Rhythmus stockte nicht. Seine Daumen kreisten um ihren Halsansatz und drückten sanft nach oben. Ein weiterer Atemzug. Ein weiterer Schauer durchlief sie, tiefer als zuvor – ein Zittern, als würde sich die Erde unter dem sorgfältig gefliesten Boden verschieben. Seine Handflächen lagen flach auf ihrem Bauch und strahlten Wärme aus. Ihre Brustwarzen hatten sich scharf erhoben und zeigten steif nach oben. Es war eine plötzliche, überraschende Empfindlichkeit, die ihr den Atem stocken ließ.

Seine Hände bewegten sich tiefer und verteilten das Öl in langsamen Kreisen über ihren Bauch. Seine Daumen fuhren über ihre markanten Hüftknochen, die sich deutlich unter der Haut abzeichneten. Daniela spürte, wie sich das Handtuch leicht verschob, als seine Finger nach unten glitten. Der Druck war fest und rhythmisch. Sie schloss die Augen und gab sich diesem Gefühl hin. Seine Handflächen drückten flach gegen ihre Oberschenkel und glitten nach unten in Richtung ihrer Knie. Jede Bewegung war bewusst und gründlich. Das Öl hatte sich auf seine Hauttemperatur erwärmt. Sie spürte, wie sich ihre Beine völlig entspannten – sie fühlten sich schwer und knochenlos an. Ein leises Seufzen entrang sich ihren Lippen. Der Duft von Passionsfrucht erfüllte den kleinen Raum zwischen ihnen. Seine Finger arbeiteten sich an den Innenseiten ihrer Oberschenkel nach innen und drückten auf verspannte Muskeln, von deren Existenz sie nichts geahnt hatte. Ihr Atem stockte. Seine Daumen kreisten um die empfindlichen Sehnen in der Nähe ihrer Leiste. Er schob das Handtuch leicht beiseite. Ihre Beine öffneten sich instinktiv, um der Bewegung Platz zu machen – einen Bruchteil weiter, als unbedingt nötig war. Die Luft fühlte sich kühl auf ihrer neu entblößten Haut an. Sie zog sie nicht wieder zusammen. Seine Berührung blieb professionell, verweilte jedoch einen Moment länger auf dem weichen Fleisch innen. Daniela hielt die Augen geschlossen und konzentrierte sich auf die Wärme, die von seinen Handflächen ausging. Der Duft von zerkleinerten Kräutern, gemischt mit Passionsfrucht, wurde fast berauschend. Sie hörte, wie Sofie sich nebenan bewegte – ein Rascheln von Bambus, ein zufriedener Seufzer. Draußen schien das ferne Rauschen der Wellen gedämpft. Nur das Gleiten von Haut auf Haut erfüllte ihr Bewusstsein. Seine Fingerknöchel streiften sie, als er seinen Griff veränderte. Ein Schauer durchlief sie. Sie öffnete die Augen, gerade als er die Hände hob. Sein Blick traf ihren – dunkel und unlesbar. Einen Herzschlag lang bewegte sich keiner von beiden. Dann griff er wieder nach der Ölflasche. Der Moment dehnte sich dünn wie Meerschaum, bevor er zerplatzte.

Joshua goss frisches Öl auf seine Handflächen. In der Stille war das Geräusch laut. Er rieb seine Hände langsam aneinander, um das Öl zu erwärmen. Seine Augen ließen sie nicht los. Als seine Hände zu ihrem Körper zurückkehrten, landeten sie sanft auf ihren Schienbeinen. Seine Finger legten sich um ihre Knöchel – ein fester, erdender Griff. Er begann, sich entlang ihrer Waden nach oben zu arbeiten. Daniela beobachtete sein Gesicht. Sein Gesichtsausdruck blieb professionell neutral, doch sein Blick ruhte mit beunruhigender Intensität auf ihr. Seine Daumen drückten tief in ihre Wadenmuskeln, kreisten und lösten Verspannungen, von denen sie nicht einmal wusste, dass sie da waren. Das Gefühl grenzte an Schmerz, war fast zu viel, doch sie zog sich nicht zurück. Ihr Atem ging flach und stoßweise. Seine Hände bewegten sich höher und kneteten die Rückseite ihrer Oberschenkel. Ihre Beine zitterten leicht unter dem Druck. Ein leises Stöhnen entrang sich ungewollt ihren Lippen, lauter als zuvor. Sie sah, wie sich sein Kiefer fast unmerklich zusammenpresste. Seine Daumen strichen wieder nach innen, diesmal höher, und drückten in die empfindliche Falte, an der Oberschenkel und Hüfte aufeinandertrafen. Ihr Rücken wölbte sich leicht vom Tisch. Das Handtuch rutschte weiter herunter. Kühle Luft streifte ihre nackte Haut. Sie griff nicht danach, um sich zu bedecken. Sein Blick fiel kurz und bewusst auf das Handtuch, das tief auf ihren Hüften lag. Als seine Augen zu ihren zurückkehrten, hatten sie eine neue Tiefe – dunkel, flüssig, aufgeladen mit Unausgesprochenem. Zwischen ihnen blitzte ein Spannung auf – roh und elektrisierend. Er wusste, was sie fühlte. Sie wusste, dass er ihre Reaktion sah. Seine Hände verharrten einen Herzschlag lang, dann spreizten sich seine Finger besitzergreifend über ihre Oberschenkel. Der Duft von Maracuja hing schwer zwischen ihnen. Draußen murmelte Sofie etwas Unverständliches zu ihrem Masseur, als seien sie eine Welt voneinander entfernt. Joshuas Handflächen glitten langsam und bewusst zu ihren Knien zurück. Der Druck ließ nach. Der Moment brach wie eine zurückweichende Welle. Er räusperte sich leise. „Drehen Sie sich auf die Seite“, wies er sie mit leiser, aber fester Stimme an. „Zuerst auf die linke Seite.“

Daniela gehorchte schweigend, rollte sich auf die linke Seite und krümmte sich leicht. Das Handtuch hielt nur noch notdürftig. Seine Hände kehrten zurück und verteilten Öl entlang der Rundung ihrer Taille und der Vertiefung ihrer Wirbelsäule. Seine Finger fuhren über den Rand ihres Schulterblatts. Sie spürte, wie sich das Zittern wieder in ihr aufbaute – ein tiefes, unwillkürliches Schaudern, das durch ihre Rippen vibrierte. Ein weiteres Stöhnen entfuhr ihr, diesmal leiser, aber voller unverhohlener Sehnsucht. Sie vergrub ihr Gesicht in der gepolsterten Wiege und verbarg ihre geröteten Wangen. Seine Berührungen wurden nicht weniger. Sie verweilten auf der empfindlichen Haut unter ihren Rippen, seine Fingerspitzen streiften die Wölbung ihrer Brust, wo das Handtuch nur spärlichen Schutz bot. Ihr Atem stockte scharf. Sie spürte, wie er sich näher zu ihr beugte; seine Wärme strahlte auf ihren Rücken. Sein Daumen drückte tief und beharrlich auf einen Knoten in der Nähe ihrer Wirbelsäule. Ein Keuchen entrang sich ihrer Kehle. Ihr Körper bog sich seiner Hand entgegen und zitterte heftig. Lust durchflutete ihre Adern – heiß und eindringlich, jede Vorsicht übertönend. Sie neigte den Kopf leicht nach hinten und wagte es, seinen Blick zu begegnen. Seine Augen trafen ihre – dunkle Teiche, die ihr eigenes verzweifeltes Verlangen widerspiegelten. Er hielt ihrem Blick stand, für einen flüchtigen Moment war sein Gesichtsausdruck entblößt. Keine Neutralität mehr. Nur noch rohes, erwidertes Verlangen. Sein Daumen kreiste erneut über diese Stelle – langsam und unerbittlich. Ihre Augenlider flatterten. Ein leises Wimmern vibrierte durch die Lederwiege. Sein warmer Atem streifte ihr Schulterblatt. Die Stille zwischen ihnen dröhnte lauter als das ferne Rauschen des Ozeans.