Venezuela - Jochen Jung - E-Book

Venezuela E-Book

Jochen Jung

4,4

Beschreibung

Deutschland, 1941. Auf einem Fliegerhorst in Brandenburg geht Alfredo Guzman seiner Arbeit nach - als Gynäkologe im Dienst des Führers. Wie es dazu gekommen ist, erstaunt ihn, sobald er darüber nachdenkt. Eines Tages wird hoher Besuch erwartet: Fliegerheld Ernst Udet hat sich angesagt. Auf dem Empfang zu seinen Ehren bringt sich Guzman in Turbulenzen, die ihn zur Flucht zwingen, gleich am nächsten Morgen. Nur: wohin? Überraschenderweise hilft ihm Udet, nach Venezuela zu entkommen, von wo Guzmans Vater stammte. So wird die Flucht vor dem Deutschen Reich zugleich zur Suche nach einer Vergangenheit, die hinter dem Schleier von Familienlegenden liegt. Es stellen sich dem Ich-Erzähler, der von seinem Vater und dessen Vater erzählt, entscheidende Fragen: Was tun in einer Zeit, die Haltung verlangt, wenn man wenig hat, dafür aber Sehnsucht und die Begabung, ganz im Augenblick aufzugehen? Was geschieht, wenn man sich der Welt nicht mit Prinzipien nähert, sondern sich einfach überwältigen, davontreiben lässt? Die Reise, auf die Jochen Jung seinen Protagonisten in einer kühnen Mischung aus Dichtung und Wahrheit schickt, ist voller überraschender Wendungen (und Einsichten), sie führt um die halbe Welt - und mitten ins Zentrum der eigenen Existenz.

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Seitenzahl: 134

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Jochen Jung: Venezuela

Jochen Jung

VENEZUELA

Ein kleiner Roman

Umschlag: Walter Pichler

© 2005HAYMON verlagInnsbruck-Wienwww.haymonverlag.at

Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (Druck, Fotokopie, Mikrofilm oder in einem anderen Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

Abhängig vom eingesetzten Lesegerät kann es zu unterschiedlichen Darstellungen des vom Verlag freigegebenen Textes kommen.

ISBN 978-3-7099-7513-8

Satz: Haymon-VerlagGesamtherstellung: Druckerei Theiss GmbH, A-9431 St. Stefan

Dieses Buch erhalten Sie auch in gedruckter Form mit hochwertiger Ausstattung in Ihrer Buchhandlung oder direkt unter www.haymonverlag.at.

1

Mein Vater war ein Nazi, kein Zweifel. Er stand immer daneben.

Kein Zweifel, auch wenn ich keine Beweise habe, aber es gibt hier ja auch nichts zu beweisen. Denn die Briefe, die er meiner Mutter schrieb und die ich kenne, sind Briefe eines Familienvaters an seine Frau, die mit ihren beiden Kindern den Mut nicht verlieren sollte. Und Mut, fand mein Vater, konnte unter den gegebenen Umständen nicht er machen, sondern nur der Führer. Also schrieb er, was er in seinen Briefen schrieb, und fügte am Ende, knapp vor dem Heil Hitler, etwas in der Art hinzu, daß der Führer es schon richten werde. Es und die Feinde.

Meine Mutter war jedesmal ein wenig beleidigt, daß er ihr zumutete, so etwas in seinen Briefen zu lesen. Erst war sie beleidigt, zuletzt war sie nur noch enttäuscht, und vielleicht wußte damals selbst sie eine Zeitlang nicht mehr, ob von ihrem Mann oder vom Führer.

Sie hatte in den drei Jahren ihrer Ehe sehr rasch das Gefühl gehabt, ihren Mann so gut zu kennen wie er sie. Und mußte schließlich, ungern, feststellen, daß sie ihn weitaus besser kannte. Sie behauptete jedenfalls immer, alles längst geahnt zu haben. Und da mein Vater damals, wie sie annahm, auf dem Fliegerhorst saß und sie mittlerweile im Dorf ihres Vaters, ließ sich das auch nicht mehr nachprüfen. Sie sah es so, seit sie ihn kaum noch sah, und sie glaubte es, vielleicht weil es sonst für sie kaum noch etwas widerspruchslos zu glauben gab.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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